Männergeschichten Frauengeschichten: Kolumnen
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Über dieses E-Book
Ich bin mir bewusst, dass Kolumnen, welche innerhalb von 15 Jahren zu den Themen Mann/Frau geschrieben wurden, in dieser geballten Form in einem Buch den Eindruck erwecken könnten, ich würde mit den Herren der Schöpfung etwas zu hart ins Gericht gehen. Ich bin allerdings alles andere als eine Männerhasserin. Nein, ich mag die Männer und die Kritik trifft ja auch meine Geschlechtsgenossinnen
Ich bin nur nach wie vor der Überzeugung, dass Gleichberechtigung beiden Geschlechtern nur Vorteile bringt und dass nur zwischen gleichberechtigten Partnern eine erfüllende Beziehung in Liebe und Freiheit möglich ist.
Heidy Helfenstein
Heidy Helfenstein arbeitete mehrere Jahre in diversen Branchen der Wirtschaft sowie drei Jahre in der Jugendredaktion des Schweizer Fernsehens. Nach einem zweijährigen Aufenthalt im Nahen Osten absolvierte sie ein Psychologiestudium in Zürich und anschliessend eine mehrjährige Weiterbildung zur eidgenössisch anerkannten Psychotherapeutin und Ausbilderin FA. Nebenbei übersetzte sie Dokumentarfilme und hatte viele Aufträge als Model und Mannequin. Bereits in den 80er Jahren schrieb sie Fachartikel und als Expertin in Beratungsspalten, bis sie dann ab den frühen 90ern für die LNN und danach für deren Nachfolgerin Neue Luzerner Zeitung mit ihren Regionalausgaben in allen Zentralschweizer Kantonen fünfzehn Jahre lang ihre regelmässigen Kolumnen publizierte, welche nun in ihren Büchern veröffentlicht werden. Heute lebt sie in der Nähe von Luzern, arbeitet als Coach und Psychotherapeutin ASP/SBAP, hält Vorträge und gibt Seminare (Spezialgebiete: Stress-und Angstbewältigung sowie Kommunikation). Sie schreibt weiterhin Kurzgeschichten und Gedichte. Ein weiteres Hobby ist das Malen.
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Buchvorschau
Männergeschichten Frauengeschichten - Heidy Helfenstein
Inhalt
Prolog
Willkommen im Barbieland
Wer schreit, hat (nicht immer) Unrecht
Die Tränen des Helmut K.
Mythos Diana
Ich werde angeschaut – also bin ich!
«Heile Welt» – Fassade
Altwerden ist nichts für Feiglinge
Schicksale hinter den Zahlen
Weibliche «Effizienz»
Der Tod des Samurai
Die Jagd nach dem Märchenprinzen oder Prostitution via Fernsehen
Beziehungswüsten
Männergeschichten
Frauengeschichten
Ungebetene Ratschläge sind Schläge
Alter Wein in neuen Schläuchen
Die wandelnden Zeitbomben
Ketzerischer Rückblick auf einen Alibitag
Neid – der Vater des Hasses
Cinderella
Sie ist klein, rund und eben vierzig geworden…
Kleider (-Labels) machen Leute
Form(en) oder Format?
Was kostet ein Menschen-(Männer-) Leben?
It’s a man’s world
Sie kamen zu früh…
Guten Rutsch!
Auflösung
Leben und Werk
Prolog
Nachdem die Leserinnen und Leser der Luzerner Zeitung so positiv auf meine Kolumnen reagierten und fast in allen Reaktionen, in Mails und Briefen der Satz stand: «Sie haben mir aus dem Herzen gesprochen», wollte ich auch diese Texte in Buchform publizieren. Dies umso mehr, als sich mein erstes Buch «Querdenkereien einer lustvollen Moralistin» über viertausendmal verkaufte und ich viele positive Feedbacks auch auf das zweite Buch «Der Funke Hoffnung» erhalten hatte.
Für mich stellte sich nun die Frage, ob ich die Texte aktualisieren sollte oder nicht. Ich habe mich dazu entschieden, es nicht zu tun. Sie können am Schluss des Textes jedes Mal raten, wann dieser wohl erschienen ist (Auflösung am Schluss der Kolumnen).
Sie werden sich wundern, wie wenig sich in der Beziehung zwischen Mann und Frau wirklich verändert hat. Wie dünn der Firnis der so genannten Gleichberechtigung ist und wie tief verwurzelt noch immer archaische Geschlechtermuster sind. Dies zu erfahren fand ich sehr spannend.
Ich bin mir bewusst, dass Kolumnen, welche innerhalb von 15 Jahren zu den Themen Mann/Frau von mir geschrieben wurden, in dieser geballten Form in einem Buch den Eindruck erwecken könnten, ich würde mit den Herren der Schöpfung etwas zu hart ins Gericht gehen. Ich bin allerdings alles andere als eine Männerhasserin. Nein, ich mag die Männer, und die Kritik trifft ja auch meine Geschlechtsgenossinnen.
Ich bin nur nach wie vor der Überzeugung, dass Gleichberechtigung beiden Geschlechtern nur Vorteile bringt und dass nur zwischen gleichberechtigten Partnern eine erfüllende Beziehung in Liebe und Freiheit möglich ist.
Heidy Helfenstein, Herbst 2023
Willkommen im Barbieland
Kürzlich wurde in der Sendung Stern-TV Barbie, die Puppe, welche das Schönheitsideal unzähliger Mädchen seit 1959 prägt, in Lebensgrösse ins Studio gestellt. Die Proportionen waren entsprechend der Grösse modelliert und es stellte sich heraus, dass ein weibliches Wesen mit diesen Massen (Taille ca. 45 cm) gar nicht bewegungs-, geschweige denn lebensfähig wäre. In der gleichen Sendung wurde gezeigt, wie heute praktisch alle Werbe- und Modeaufnahmen elektronisch «geschönt» werden. Kein Mensch hat eine so perfekte, porenfreie Haut, wie uns die Kosmetikwerbung weismachen will. Selbst klapperdürre, storchenbeinige Models werden elektronisch verlängert und «verschlankt», bei praktisch allen Aufnahmen werden Beine und Taille dünner retuschiert. Heute gibt es nur ein Schönheitsideal: Dünn, dünner, am dünnsten. Ironie des Tippfehlers, zuerst hatte ich mich vertippt und statt zwei «n» standen plötzlich zwei «m» da, was mich zum Schmunzeln brachte.
Schauspielerinnen und Models mit Durchschnittsgesichtern werden als Schönheiten gefeiert, nur weil sie extrem dünn sind. Der Sieg des Körpers über den Ausdruck von Seele und Individualität des Gesichts. Greta Garbo zum Beispiel hatte breite Schultern und eine eckige Figur, man bewunderte aber ihr perfektes Profil, ihre seelenvollen Augen. Heute kann sich scheinbar jede mit Allerweltsgesicht zur «Schönheit» hungern. Hat die Betreffende dann noch einen berühmten Namen wie Hotelkettenerbin Paris Hilton, kann sie ohne nennenswerte Spuren von Intelligenz oder Können – nur durch möglichst penetrante Präsentation ihres Astralkörpers in möglichst knappen Fummeln – zur lukrativen Marke werden. In den letzten fünf Jahren verdiente die 24-Jährige 114.2 Millionen Dollar. Es gibt sogar Leute, die bezahlen ihr bis zu 300‘000 Dollar, damit sie gnädigst für zwei Stunden auf deren Partys erscheint.
Ist es da ein Wunder, dass schon 44 Prozent der elfjährigen Mädchen ihr echtes oder vermeintliches Übergewicht bekämpfen, mit fünfzehn sind es bereits über 70 Prozent. Bezeichnend auch, dass heute 56 Prozent der erwachsenen Frauen ihren Körper als ihren Feind betrachten, 1980 waren 25 Prozent unzufrieden mit ihrer Figur, in den Siebzigerjahren fanden sich nur 19 Prozent zu dick. Die Frauen sind keinesfalls dicker geworden, vielmehr ist es so, dass heute ein Model in der Regel 23 Prozent weniger wiegt als eine durchschnittliche erwachsene Frau, vor 30 Jahren waren es nur 8 Prozent weniger. Nur 1,3 Prozent der Frauen können sich von der Körpergrösse her mit Models messen.
Eine Freundin von mir, gross und mit normalen Massen, nahm stressbedingt fünf Kilogramm zu. Sie stellte mit Erstaunen fest: «Kein Schwein schaute mich mehr an, vorher war ich Aufmerksamkeit und Komplimente gewohnt. Der Sprung von der Kleidergrösse 40 zur 42 hat mich auf dem Partnermarkt zur Unsichtbaren und in schicken Boutiquen zum lästigen Störenfried mutieren lassen.»
In praktisch 90 Prozent der Kontaktanzeigen wird explizit eine schlanke Frau gesucht. Es gibt neuerdings sogar Singlebörsen speziell für schöne – sprich schlanke Menschen. Die Mitglieder entscheiden im Netz, ob ein Bewerber oder eine Bewerberin schön genug ist, um aufgenommen zu werden. Übergewichtige Frauen haben sehr viel häufiger Hemmungen, soziale und erst recht erotische Kontakte einzugehen, bald wird man ihnen die Reproduktion wohl ganz verbieten. Eine Frau mittleren Alters hat mindestens schon vier verschiedene weibliche Schönheitsidealbilder «überlebt». Erst waren es die Kurvenstars à la Marylin Monroe und Jayne Mansfield (die heute als übergewichtig verlacht würden), dann kam Twiggy mit ihren Steckenbeinen, abgelöst von der Aerobic-gestählten, sportbesessenen Amazone à la Jane Fonda. Heute ist das Filigrane à la Sarah Jessica Parker gefragt.
Wir sollten uns also mal mit Wonderbras oder Silikon aufpolstern, dann wieder bis zur Erschöpfung trimmen und schlussendlich zu Tode hungern (in den USA werden aufgrund des Schlankheitswahns jährlich 150‘000 Todesfälle gezählt). Man schätzt, dass auch in Europa zwei bis vier Prozent aller jungen Frauen über sechzehn an Anorexie oder Bulimie leiden. Wie hilfreich da die Migros-Werbung mit dem schönen Titel «Wir gratulieren der frisch gebackenen Miss Schweiz und freuen uns, dass sie sich ein Jahr lang von Slimline ernähren wird.»
Enervierend auch ein weiterer, von mir gesammelter Werbespruch der Kosmetikindustrie «Frau trägt wieder Brust». Na toll, und was haben wir bisher getragen? Egal wie Frau aussieht, es ist immer falsch. Mal trägt sie Brust, mal keine, mal soll sie dünn, mal kurvig sein. Zurzeit am liebsten beides, was eben nur mit elektronischer Retusche oder mit Hilfe eines Schönheitschirurgen möglich ist. Britische Vertreter der Zunft vermelden übrigens einen markanten Anstieg der Patientinnenzahlen zu Semesterbeginn. Die Studentinnen wollen für den Schönheits-Wettbewerb auf dem Campus mit vergrösserten Brüsten, abgesaugten Schenkeln oder aufgespritzten Lippen gerüstet sein. Die Mediziner haben auch festgestellt, dass heute selbst Akademikerinnen häufig über ein schwaches Selbstwertgefühl klagen, wenn sie denken, nicht dem Schönheitsideal zu entsprechen. Wenn man Oscar Wilde glauben soll, würde ihnen allerdings alles Geschnipsel nichts helfen, hat der doch gewohnt scharfzüngig formuliert: «Schönheit endet dort, wo der