Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

Neues vom Führer: (scheinlosen)
Neues vom Führer: (scheinlosen)
Neues vom Führer: (scheinlosen)
eBook405 Seiten5 Stunden

Neues vom Führer: (scheinlosen)

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

In diesem Sammelband spricht der Führer Klartext. Er kritisiert vor allem die Verkehrsbehörden, die ihn ohne Führerschein ließen und somit dem deutschen Volk jede Mobilität nahmen. Wir erfahren aber auch viel über Wagner, Nüsse und die Weltkriege. Sie sparen hier sehr viel Geld, wenn Sie die ganze Wortgewalt in einem erwerben, denn einzeln gekauft, haben Sie den mehrfachen Schaden.

In diesem Band finden Sie folgende Werke vom Autor Armin Spree:

  • Das geheime Tagebuch der Eva Braun
  • Die geheimen Tischgespräche des Adolf Hitler
  • Mein Hanf
  • Hitlers Fluch(t)
  • Haunebu 2
  • Die geheimen Liebschaften des Adolf Hitler
  • Rede eines wahren Fußballfans
  • Jetzt rede ich - Blondi packt aus
SpracheDeutsch
HerausgeberBookRix
Erscheinungsdatum14. Dez. 2016
ISBN9783739611570
Neues vom Führer: (scheinlosen)

Mehr von Armin Spree lesen

Ähnlich wie Neues vom Führer

Ähnliche E-Books

Satire für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Verwandte Kategorien

Rezensionen für Neues vom Führer

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Neues vom Führer - Armin Spree

    Cover Mein Hanf

    Klappentext Mein Hanf

     Im Nachlass eines in einem Spital in Chile verstorbenen Mannes fand sich dieses Manuskript, das den Forschern Rätsel aufgibt. Es handelt sich bei dem Autor um einen offensichtlich an Größenwahn leidenden Hanfbauern, der seit Jahren unauffällig in dem Land lebte. Es ist im Übrigen nicht wahr, dass jeder chilenische Staatsbürger dieses Buch bei seiner Trauung erwerben muss, aber wahr, dass es keiner haben will.

    Mein Hanf (1)

    Polizeistation - Santiago de Chile

    „Ich sagte Ihnen doch, dass ich nur geredet habe, vor dem Volk", sagte ein alter Mann mit einem Schnäuzer.

    „Für uns ist das Vagabundieren", sagte ein Polizist.

    „Ich habe eine historische Mission zu erfüllen und daran können Sie mich nicht hindern, denn die Vorhersehung hat mehr Einfluss, junger Freund, als Ihre lächerliche Uniform", sagte Mittler.

    „Name und Adresse", sagte der Polizist scharf.

    „Adolf Mittler, Berlin, derzeit in den chilenischen Anden", gab Mittler bereitwillig zu Protokoll.

    „In Ihrem Pass steht aber Sanjues, Jose. Ich warne Sie, auf Vagabundieren und das Halten von aufwiegelnden Reden steht Gefängnis", sagte der Polizist.

    „Wenn Sie nicht verstehen können, dass ich mich sowieso nicht mehr lange in diesem Land aufhalten werde und Ihr Verhalten in der Zukunft schwere Konsequenzen für das diplomatische Klima zwischen England und Chile haben wird, dann verlange ich auf der Stelle, Ihren Vorgesetzten zu sprechen. In meiner aktiven Zeit hätte ich Sie erschießen lassen", sagte Mittler.

    Der Polizist verließ die kleine Verhörzelle und ging in ein Nebenzimmer, in dem ein Spiegel angebracht war, der einseitig durchsichtig war. Durch den verglasten Spiegel konnten die Polizisten Mittler beobachten. Der Polizist sagte zu seinem Vorgesetzten: „Was ist das denn für ein schräger Vogel? Der ist komplett durchgedreht."

    „Was wirft man ihm vor?", sagte der Vorgesetzte.

    „Wir haben den vagabundierenden Mann auf dem Marktplatz verhaftet. Er stand da auf einer selbst errichteten Tribüne und hielt Reden. Wir sind von einem Bürger angerufen worden, dass der alte Mann sich völlig verausgabt und gegen Afrikaner hetzt. Zudem gibt er einen falschen Namen an und redet wirres Zeug", sagte der Polizist.

    „Das soll es ja geben, dass einer denkt, ein anderer zu sein. Ist er denn gewalttätig?", fragte der Vorgesetzte.

    „Nicht bis jetzt. Wenn man mal von seinen Hasstiraden absieht, die der vom Stapel lässt", sagte der Polizist.

    „Wir sollten da mal unseren Psychologen konsultieren. Das ist wohl eher ein Fall für die Klapse. Schicken Sie Herrn Bunitas mal zu ihm. Der kann sich den dann mal ansehen", sagte der Vorgesetzte und veranlasste, dass Mittler in eine kleine Zelle verlegt wurde.

    Bunitas erfuhr nur, dass er einen alten Mann explorieren sollte, der sich merkwürdig verhielt. Er war Polizeipsychologe. Er hatte schon viele Fälle begutachtet. Psychopathen, Exhibitionisten und Schizophrene. Als er die Zelle betrat, sah er Mittler am Tisch sitzen.

    „Guten Tag, ich heiße Bunitas. Dr. Bunitas."

    „Guten Tag."

    „Herr Sanjues?", sagte der Psychologe.

    „Wenn Sie so wollen", sagte Mittler.

    „Oder wer sonst?", stieg der Psychologe gleich in die Suggestionsfragen ein.

    „Es ist doch absolut uninteressant, wie ich heiße", sagte Mittler.

    „Ist es nicht, Herr Sanjues. Der Name ist wichtiger Teil unserer Identität. Das ist schon wichtig, wie wir heißen. Sie gaben noch einen anderen Namen zu Protokoll bei Ihrer Vernehmung heute früh. Was hat es mit diesem Namen auf sich?", sagte der Psychologe.

    „Ein Alias, nichts weiter", sagte Mittler abwiegelnd.

    „Ein merkwürdiger Alias, Herr Sanjues. Sie sagten, Sie seien Adolf Mittler", insistierte der Arzt.

    „Und wenn schon", verschloss sich Mittler.

    „Aber um Ihnen gleich den Wind für Ihre lächerlichen Versuche, mich zu psychiatrieren, aus den Segeln zu nehmen, sagte Mittler bestimmt, um fortzufahren, „ich werde mich von keinem Wald- und Wiesenarzt hier zum Wahnsinnigen stempeln lassen. Ich sage grundsätzlich immer das, was ich denke. Dies ist das ureigene Recht jedes Menschen. Wenn ich also gesagt habe, dass ich Mittler heiße, dann wird das auch so sein. Es soll wohl mehr als einen Menschen geben, der mehrere Namen besitzt. Dies gibt es bei Schriftstellern. Dies gibt es bei Diplomaten. Dies gibt es bei mir.

    „Mag sein. Aber dennoch gibt es wenige, die vorgeben, einen derart bekannten Namen zu haben. Sie müssen zugeben, dass dies nicht normal ist. Oder was meinen Sie, Herr Sanjues?"

    „Bekannt oder nicht bekannt. Ich bin eh nicht mehr lange in diesem primitiven Land", erwiderte Mittler.

    „Was machen Sie denn beruflich?", fragte der Psychologe.

    „Ich bin Hanfbauer. Ich gehe einer ehrlichen und männlichen Arbeit nach. Wenn ich auch in meinem Leben eher mit dem Kopf als mit der Hand gearbeitet habe, so ist es für keinen Menschen eine Schande, sich mannhaft zu ernähren", sagte Mittler.

    „Das ist es sicher nicht. Aber ich würde gerne mehr über Ihren Alias-Namen erfahren. Warum sagten Sie, dass Sie Adolf Mittler heißen?"

    „Junger Mann, es mag ja sein, dass Sie auf einer dieser Universitäten gelernt haben, wie man Messer und Gabel hält, und ferner mag es auch sein, dass Sie glauben, ein schlauer Kopf zu sein. Ich versichere Ihnen aber, dass Sie sich an mir Ihre gelehrten Zähne ausbeißen werden. Denn ich bin klar und deutlich. Ich habe in meinem Leben eine Menge Erfahrungen gesammelt, die man an keiner Universität lernen kann. Wie eh das Gelehrte sich immer am Wert für die Gemeinschaft messen muss. Was nutzt uns denn eine Bildung, wenn sie nicht auch den Menschen formt und dazu ermächtigt, Dinge richtig einzuordnen und sinnvoll einzusetzen. Die Bildung heutiger Tage erscheint mir da, mit Verlaub, nichts Anderes zu sein als dahingeklatschtes Wissen ohne Verankerung zu einem Wert, ohne emotionalen Bezug zu irgendeiner rationalen Idee. Wie sollte das auch anders sein, wenn die Bildung nur von Menschen gelehrt wird, die selbst zum Leben nur rudimentär tüchtig sind und selbst kaum ein Wissen über das Gesamte haben. Es ist für mich keine Bildung, wenn man das nachbetet, was sich die Machthaber, je nach Gutdünken, zusammengereimt haben. Es ist doch ein ganz normaler Vorgang, dass man immer nur das auch lernen darf, was politisch opportun ist. So glauben Sie doch wohl nicht, dass bei den Römern irgendeine Bildung stattfand, die über den damaligen Wertekanon des römischen Weltreiches hinausging. Das wäre auch geradezu dumm, wenn die Herrscher einer Ideologie die Bildung zuließen, die sie selbst hinterher schwächt. Das liegt doch auf der Hand und auch ich habe natürlich in meinem Leben immer wieder mit Nachdruck und Konsequenz darauf peinlichst geachtet, dass der Pimpf nur das lernt, was er lernen soll, dass das Mädel nur das lernt, was es lernen darf. Bei den Völkern, die wir erobert haben, sind wir noch weiter gegangen. Wir haben die Menschen ihre eigene Sprache vergessen lassen, indem wir eine Rechtschreibreform nach der anderen eingeführt haben. Das hat die Menschen so verwirrt, dass sie hinterher ihre eigenen Bücher nicht mehr lesen konnten. Das war ein wirksames Mittel, um die sogenannten intellektuellen Eliten davon abzuhalten, ihr Wissen an die jüngeren Generationen weiterzugeben. So wie es für ein Sklavenvolk eben auch völlig ausreicht, wenn es bis 10 zählen kann und seinen Namen schreibt. Mehr brauchen Sklaven nicht. Im eigenen Interesse aber muss man natürlich die Forschung und die militärische Entwicklung forcieren und jede Art von Kreativität dulden, wenn sie denn der Machterhaltung und Machtausdehnung dienlich ist. So lebt das Bildungssystem immer mit dem Widerspruch, dass der Kluge mit dem Dummen gar nicht lernen kann. Deshalb muss man auch den Dummen nicht fördern und den Klugen zu den Eliten stecken. Das muss man konsequent machen. Denn was nutzt einem denn ein dummer Mensch, der den Klugen daran hindert, zu den Höhen aufzusteigen, die seine intellektuelle Ressource hergibt. Deshalb haben wir auch peinlichst darauf geachtet, dass wir da ganz früh aussieben. Wir haben die Klugen in Eliteschulen gesteckt und die Dummen sehr schnell einer Arbeit zugeführt, die körperlich vom Dummen zu leisten war. Denn es gibt keinen größeren Quatsch als die Annahme, dass man jemanden fördern kann, der dazu keine Anlage hat. Ich kann einen unbegabten Menschen fünfhundert Jahre Klavier lernen lassen, der wird doch niemals ein Klavierkonzert spielen können. Wenn ich aber einen begabten Menschen da ranlasse, dann hat der innerhalb kürzester Zeit ein Ergebnis vorzuweisen. Wenn dann heute behauptet wird, dass man die Schwachen fördern muss, und wenn dann da Millionen und Milliarden in die Defizitärenförderung gesteckt werden, dann ist das der größte Unsinn, den sich eine Gesellschaft leisten kann. Denn würde man nur ein Zehntel davon in die Förderung der Eliten stecken, dann wäre das Ergebnis brauchbar und für die Gemeinschaft nützlich. Alles Andere ist nur rausgeschmissene Energie und verschwendetes Geld. Ich glaube aber nicht, und da denke ich grundlegend anders als viele konservative Menschen, dass Bildung nur etwas für die Reichen ist. Denn es hat sich immer wieder gezeigt, dass es nicht nur die Reichen und sogar oft gerade nicht die Reichen sind, die eine vernünftige Bildung verdienen. Auch an meinem Beispiel sieht man deutlich, dass es durchaus möglich ist, dass mitten aus dem Volk eine außergewöhnliche Begabung erwächst. So was muss man erkennen. Da ist jeder Lehrer gefragt, egal in welchem Umfeld, da muss gesiebt und genau hingesehen werden. Denn wenn wir nur einen verlieren, wenn wir nur einen dieser Rohdiamanten auf dem Weg verlieren, dann ist das ein unermesslicher Verlust für alle. Deshalb haben wir auch alles getan, um die Klugen von den Dummen abzugrenzen. Es gibt im Übrigen ein sehr probates Mittel, um einem Dummen auch eine Lebensaufgabe zuzuweisen, die ihn ausfüllt und glücklich macht. So hängen Sie doch einem Dummen eine Binde um und geben Sie ihm einen Rang. Sie werden sehen, wie schnell sich der Dumme diese Rolle aneignen und wie gewissenhaft er seine Aufgaben erledigen wird", monologisierte Mittler.

    Der Psychologe war erstaunt. Mit einem solchen Vortrag hatte er nicht gerechnet. Der Mann redet gerne, dachte sich Bunitas und wusste, dass er von diesem Mann alles erfahren konnte, was er zur Exploration benötigte. Wie ein offenes Buch würde dieser Mann am Ende sein und er konnte aus dem Wortschwall sicher viele Informationen filtern, die ein abgerundetes Gesamtbild ergeben würden.

    „Sie scheinen sich mit diesen Dingen beschäftigt zu haben?", heuchelte Bunitas Vertrauen.

    „Ach, junger Mann. Ich musste mich mit allem beschäftigen. Denn das war doch gerade die Aufgabe, die ich mir mit eiserner Disziplin und ohne Rücksicht auf meine eigene Person aufgelastet habe. Aber ich tat dies nicht aus eigenem Gusto. Es war die Vorhersehung, die mir mehr als einmal diese verantwortungsvolle Aufgabe andiente, und wer wäre ich denn gewesen, wenn ich nicht uneigennützig dieser Mission große Teile meines Lebens geopfert hätte? Was hätten Sie denn getan, wenn man Ihnen diese Rolle quasi in den Schoß gelegt hätte? Es hat sich gezeigt, dass 42 Attentatsversuche bei mir nicht fruchteten. Dies war nicht nur mein Instinkt, der immer einen Führer auszeichnet, sondern es waren auch die Bestimmung und die göttliche Vorhersehung, die nicht wollte, dass ich meine Aufgaben nicht zu Ende bringe. Als der Stauffenberg damals mit einer verräterischen Clique versuchte, den Ausgang der Weltgeschichte zu verändern, da hat sich doch gezeigt, dass Gott nicht wollte, dass dies alles vorzeitig endet. Ich habe spätestens an diesem Punkt endgültig begriffen, dass mich die Vorhersehung niemals aus meiner Verantwortung entlassen würde. Ich wusste ja, dass man den ganzen Zinnober früher oder später hinter sich lassen muss. Aber es war damals nicht an der Zeit und die feigen Verräter wurden ihrer gerechten Strafe zugeführt. Man hat es im Bürgerbräukeller versucht, man hat es in Museen versucht, man hat es in Flugzeugen versucht und man hat es auf Veranstaltungen versucht. Niemals aber konnte einer dieser Verbrecher einen Erfolg verbuchen. Dies ist aber auch dem Umstand zuzuschreiben, dass mein Instinkt mich nie verlassen hat. Sie können mir glauben, dass es keinen Führer gibt, der ohne diesen Instinkt auch nur zwei Minuten in der Politik überlebt", fabulierte Mittler.

    „Sie sind ein Führer, Herr Sanjues?"

    „Nun glauben Sie doch nicht, dass ich nicht wüsste, dass alles nicht den Anschein danach hat, als ob dem so wäre. Ich bin doch nicht so verblendet, dass ich nicht wüsste, dass ich ein armer Bauer bin, der hier große Reden schwingt. Das muss auf alle wahnsinnig wirken. Aber ich kann Ihnen versichern, dass ich dies nur deshalb nach Jahren des Schweigens tue, weil ich mich zum zweiten Mal entschieden habe, in den Lauf der Geschichte einzugreifen."

    „Herr Sanjues, Sie meinen das doch nicht wirklich ernst? Sie sind ein Führer und verändern die Geschichte? Finden Sie nicht, dass das alles etwas sehr abgehoben klingt? Ich will Ihnen nicht verhehlen, dass es durchaus auf mich keinen geistig gesunden Eindruck macht, was Sie da von sich geben", sagte der Psychologe wahrheitsgemäß.

    „Es soll doch den Eindruck machen, den Sie wollen. Für mich ist das nicht wichtig. Denn wenn die Geschichte zu mir kommt, dann werde ich den Ruf erhören. Und wenn die Vorhersehung es will, dann können weder Sie noch Ihr lächerlicher Staat mich daran hindern, meine Pflicht zu erfüllen. Denn das mag manchen erstaunen, aber die Geschichte wird nicht nur von Männern gemacht. Es kommt dabei viel mehr darauf an, dass die Zeit reif ist. Wenn ein Volk seine Schmach nicht mehr erträgt, wenn eine Ungerechtigkeit den Menschen die Zornesröte ins Gesicht treibt, wenn die Machteliten versagen und das Volk nach Gerechtigkeit ruft, da kann niemand die Entwicklung aufhalten. Das war bei Danton so, das war bei Napoleon so, das war bei Lenin so und das war auch bei mir so. Ich kenne die Befindlichkeit der Volksseele besser als mancher, der sich dazu aufschwingt, sein Volk zu kennen. Ich weiß, wann es an der Zeit ist, dass man handelt. Nur der Mutige hat das Schicksal. Nur der Entschlossene und der nicht Zauderliche und der nicht Zögernde erobert die Welt. Natürlich darf das kein Blinder sein, der mit dem Kopf durch die Wand rennt und nicht weiß, wann seine Stunde gekommen ist. Sehen Sie sich die Welt doch an. Meinen Sie nicht, dass alles da draußen im Argen liegt? Halten Sie diese Welt für gerecht? Fühlen Sie sich wohl bei den 38 Kriegen, die jetzt auf dem Erdball toben? Fühlen Sie sich wohl, wenn Sie sehen, dass vielleicht 1% der Menschen mehr Reichtum besitzt als alle Anderen auf der Welt? Halten Sie so etwas für gerecht?", sagte Mittler.

    Der Psychologe hatte zunächst genug gehört. Er verabschiedete sich und versprach, in nächster Zeit Mittler wieder aufzusuchen. Mittler goutierte das gleichgültig.

    Bunitas saß in seinem Büro und schrieb einen Bericht. Der Fall Sanjues war interessant. Der Mann war offensichtlich schwer gestört. Er glaubte, ein Führer zu sein, eben Adolf Mittler und er konnte von dieser Wahnvorstellung nicht mehr abstrahieren. Er muss seit Jahren mit diesen Symptomen kämpfen, dachte sich Bunitas. Der jetzige Ausbruch seiner Wahnideen muss aber extrem stark sein, denn Sanjues war niemals in psychiatrischer oder auch nur psychologischer Behandlung. Bunitas empfahl der Polizeibehörde, Sanjues in ein Spital zu verlegen und den weiteren Verlauf der Krankheit zu beobachten. Er glaubte nicht, dass von dem Patienten direkte Gefahr ausging. Er konnte das aber auch nicht gänzlich ausschließen.

    Mein Hanf (2)

    Im Besprechungszimmer des Spitals:

    „Ich halte das alles für einen ungeheuren Eingriff in meine persönliche Freiheit", sagte Mittler, der in einem Besprechungszimmer einer psychiatrischen Klinik saß.

    „So beruhigen Sie sich doch, Herr Sanjues. Wir wollen doch alle nur das Beste für Sie", sagte ein Arzt.

    Der Arzt, Dr. Benued, hatte die Akte vor sich liegen, in der Bunitas seine Einschätzung niedergeschrieben hatte. „Manisch-depressive Megalomanie mit chronischen Schüben."

    „Wir wollen doch alle nur, dass es Ihnen besser geht. Wollen Sie eine Tasse Kaffee, Herr Sanjues?", fragte der Arzt.

    „Ach lassen Sie mich doch in Ruhe. Ich habe nun weiß Gott Besseres zu tun, als mich mit Ihnen hier zum Kaffeetrinken zu verabreden", sagte Mittler konsterniert.

    „Was haben Sie denn so Wichtiges zu tun?", insistierte Dr. Benued.

    „Wenn ich Ihnen das sage, dann kann ich wohl den Rest meiner Tage hier verbringen. Wahrscheinlich denken Sie, dass ich auch kleine grüne Männlein sehe und mich für Napoleon halte", entrüstete sich Mittler.

    „Nun, für Napoleon nun nicht gerade, aber für Mittler."

    „Ja, und? Ich kann doch nun wirklich nicht behaupten, dass ich wie der Blinde von der Farbe rede. Wenn ich seit Jahren mein Dasein als einfacher Landarbeiter gefristet habe, so doch nur deshalb, weil ich keinerlei Aufsehen erregen wollte. Nun ist die Sachlage aber eine andere. Ich bin fest entschlossen, diesem ganzen Zirkus ein Ende zu machen. Ich kann nicht mehr länger mit ansehen, wie die gesamte Welt ein Moloch ist. Dafür bin ich noch zu jung. Ich fühle mich durchaus in der Lage, der Welt nun den finalen Akt zu ermöglichen, der entweder mit dem totalen Sieg oder mit der totalen Niederlage enden wird", ereiferte sich Mittler.

    „Der gesamten Welt, Herr Sanjues? Ist das nicht etwas hoch gegriffen?", fragte der Arzt.

    „Nun denken Sie doch wahrscheinlich, da ist einer, der weiß nicht, was er tut. Wir hatten das auch. Aber ich kann Ihnen versichern, ich bin so gesund, wie ich hoffe, dass Sie es auch sind. Sie können gerne überprüfen, ob ich nicht bei Verstand bin. Fragen Sie mich etwas. Irgendetwas Beliebiges aus meiner aktiven Zeit. Sie werden sehen, dass ich Ihnen jede Frage beantworten kann, denn mein Gehirn arbeitet tadellos", sagte Mittler.

    „Zu welcher Zeit soll ich Sie denn befragen, Herr Sanjues?", fragte Benued.

    „Hören Sie zunächst einmal auf, mich beim falschen Namen zu nennen. Ich bin Adolf Mittler, ehemaliger Führer des dritten großdeutschen Reiches und noch immer rechtmäßiger Kanzler der letzten frei gewählten deutschen Vertretung", sagte Mittler.

    „Nun gut, Herr... Mittler. Dann erzählen Sie mal. Warum sind Sie dann hier?"

    „Ich bin emigriert. Als 1945 das Ende nah war, da habe ich den Speer gefragt, was ich tun soll. Meine Paladine haben mir geraten, aus Berlin zu fliehen und vom Süden des Reiches die Geschicke der Nation zu lenken. Nun ist Fliehen nicht gerade meine beste Tugend. Ich bin kein Feigling und auch der Speer hat gesagt, dass ich auf der Bühne stehen sollte, wenn der Vorhang fällt. Nun war dies aber keine unwichtige Frage. Denn ein Selbstmord im Führerbunker wäre auch nicht das Ideal dessen, was ich mir unter dem ehrenvollen Abschied eines Führers vorstelle. Da kam mir der Porsche zur Hilfe. Der hatte eine geniale Lebensverlängerungssubstanz entwickelt, die mir der Morell nicht zubereiten konnte. Wie der Morell sowieso ein Quacksalber war. Ich hatte also eine wichtige Entscheidung zu treffen. Soll ich Deutschland für alle Zeiten verlassen, soll ich, was wichtiger ist, die Welt verlassen, ohne weiter auf den Lauf der Geschichte Einfluss zu nehmen, oder sollte ich Porsches Elixier zu mir nehmen und den weiteren Gang aus einem sicheren Exil heraus weiter verfolgen? Nach langer Abwägung hatte ich mich dann für die zweite Variante entschieden. So bin ich damals nach Argentinien emigriert, da ich da, wie viele Andere aus unserer Bewegung auch, einige politische Freunde hatte. Ich lebte dort einige Zeit, bis ich es für ratsam hielt, nach Chile auszuwandern. Seitdem lebe ich hier unter bescheidenen Verhältnissen als Hanfbauer", erläuterte Mittler seine Situation.

    „Aha, das klingt plausibel", heuchelte der Arzt.

    „Natürlich klingt das nicht plausibel. Das klingt sogar verrückt. Meinen Sie, ich wüsste das nicht? Aber es spielt doch keine Rolle, wie etwas klingt, sondern lediglich, ob es wahr ist oder nicht. Nun werden Sie das nicht anhand von Dokumenten überprüfen können. Denn ich habe keine. Das wäre auch noch schöner, wenn ich hier frank und frei als Adolf Mittler rumlaufen würde. Da würde sich der Mossad aber freuen. So dumm kann keiner sein. Ich habe gesehen, wie sie alle nach und nach gekriegt haben. Den Eichmann, diesen Dummkopf, und den Mengele, diesen Perversen. Aber ich wäre nicht Adolf Mittler, wenn ich ähnlich gestrickt wäre wie meine Paladine. Ich habe mir das alles ganz genau angesehen, was nach mir geschehen ist. Die Atombombe, den Flug zum Mond, die Kriege in Korea und Vietnam, den Untergang der Bolschewiken und die Errichtung des Staates Israel. All das habe ich gesehen und alles registriert. Ich kann also mit Fug und Recht behaupten, dass ich in der Welt stehe. 

    Ich bin doch keiner von Ihren lebensuntüchtigen Gestalten, die hier auf Staatskosten durchgefüttert werden und sich womöglich noch unter Ihrer Obhut vermehren. So etwas hätten wir gar nicht zugelassen. Bei uns gab es die Euthanasie, die das Normale von dem Kranken radikal trennt. Die Erhaltung der Volksgesundheit war mir immer oberstes Anliegen, denn wer will denn schon ein Land, in dem nur Wahnsinnige ihr Unwesen treiben. Da muss man eiskalt sein. Da haben die Kirchen gemosert und aufgejauchzt. Davon habe ich mir nichts angenommen. Wir mussten da aber Rücksicht nehmen auf den normalen Otto auf der Straße. Denn der war noch nicht so weit. Da muss ich aber doch die Ärzteschaft loben, die da auch ganz loyal war. Die hatte noch mehr verstanden, warum wir das taten, denn die musste ja den ganzen Tag diese Kranken versorgen. Es ist doch keinem gesunden Menschen zuzumuten, dass da Verrückte in einem Restaurant sitzen und dass die Kinder so was auch sehen. Das braucht die Volksseele nicht. Wir haben da ganz klare Ansichten gehabt. Da waren wir aber nicht die Einzigen. So etwas haben sehr viele gedacht. Dass man da eben auch mal, um das Ganze zu schützen, dass man da auch Härtefälle hat, das erklärt sich doch von selbst."

    Mittler bat um ein Glas Wasser.

    „Wenn ich das nun aber so höre, Herr... äh... Mittler, dann würde das aber jetzt für Sie gar nicht gut aussehen. Da können Sie froh sein, dass der chilenische Staat da andere Ansichten hat", sagte der Arzt.

    „Wollen Sie mir drohen?, sagte Mittler, um fortzufahren: „Ich bin doch kein Verrückter. Ich rede hier von den Menschen, die Erbkrankheiten haben und die unheilbar erkrankt sind. Denen kann man nicht helfen, denen muss man nicht helfen und denen soll man auch nicht helfen. Das ist doch evolutionärer Irrweg. Jede Gesellschaft schwächt sich doch selbst, denn diese Menschen sind ansteckend. Ihr Wahnsinn überträgt sich doch auf die gesunde Masse der Bevölkerung. Was noch schlimmer ist, wenn die sich dann auch noch vermehren, dann fügen diese Kreaturen auch noch der Nachwelt einen Schaden an, der nicht mehr heilbar ist. Da bin ich immer ganz klar gewesen.

    Der Arzt schaute Mittler an. Er wusste nicht genau, was er von diesem Mann halten sollte, dessen Redeschwall voller bösartiger Verdrehungen war, der über Menschen sprach, als wären sie Tiere. Das Schlimmste aber war, dass Mittler offensichtlich ein Überzeugungstäter war. Er war fest davon überzeugt, dass er entscheiden konnte, wer das Recht zu leben hatte und wer nicht. Mittler hielt sich für eine Art Gott. Tatsächlich wusste Benued, dass das Euthanasieprogramm der Nazis Tausenden Menschen das Leben gekostet hatte. Er wusste, dass Menschen oft ohne ersichtlichen Grund sterilisiert wurden und in den Kliniken des Reiches verschwanden, wo sie oft unter menschenunwürdigen Verhältnissen dahinvegetierten oder ermordet wurden. Besonders schlimm traf es die Menschen, die Juden oder Roma, die Sinti oder die, die aus den besetzten Gebieten stammten, denn hier wurde gar kein Federlesen mehr gemacht. Viele endeten in den Gaskammern oder erhielten eine Todesspritze.

    Aber Mittler war noch nicht fertig mit seinem Vortrag: „Wenn wir damals einige von diesen Verrückten sterilisiert haben, dann haben wir allen damit genutzt. Denn was hat denn so ein kranker Mensch davon, der doch selbst sich kaum auf den Beinen halten kann, geschweige denn selbst sich ernähren kann, was hat denn ein solcher Tropf davon, wenn er sich auch noch um seinen Nachwuchs kümmern soll. Das überfordert den Menschen absolut. Das können die gar nicht. Also waren unsere Maßnahmen auch ein Schutz für diese Menschen."

    Das war die Höhe. Also auch noch ein Schutz? Mittler hatte keine Probleme, aus seinem Massenmord an den kranken Menschen eine Heilstat zu glorifizieren. Das war schon glatter Selbstbetrug und Betrug an jedem, der sich so etwas veranschaulichen musste.

    „Herr Mittler, mal ganz abgesehen davon, dass ich Ihnen nicht glaube, dass Sie 126 Jahre alt sind und Adolf Mittler sind, mal ganz davon abgesehen, werde ich mir Ihren Blödsinn nicht sehr lange anhören", entrüstete sich Benued.

    „Ja, das kennen wir. Die Demokraten, diese scheinheiligen Vertreter der eigenen Interessen, die haben auch immer behauptet, dass es eine Meinungsfreiheit gibt. Aber wenn man dann mal was gesagt hat, wenn man mal eingehakt hat, dann sind die gerannt wie die Hasen. Die konnten sich doch nicht einmal mit den Realitäten auseinandersetzen. Ein Demokrat kann doch nur so lange Bestand haben wie der Sessel, in den er sich durch Lüge und Intrige hat hinsetzen lassen, so lange wie der Sessel von der Korruption und dem Lobbyismus gewärmt ist. Als wir dann damals die Meinungsfreiheit abgeschafft haben, da haben wir doch nur das getan, was diese Demokraten auch immer taten. Denn eine Diskussion, eine wirkliche Auseinandersetzung, konnten diese Figuren doch gar nicht führen, da wäre jeder zusammengebrochen. Wie sollten sie das denn auch, denn sie haben sich doch nur für sich selbst interessiert und sich immer nur daran gehalten, wie viel Diäten sie verdient haben und welche Schecks ihnen von der Industrie zugesteckt wurden. Das Volk hatte das doch irgendwann durchschaut. In der Weimarer Republik war die Demokratie doch nichts Anderes als eine reine Lüge. Das Volk verarmte, das Geld inflationierte und deflationierte, die Menschen waren zu Millionen arbeitslos. Die Demokraten hat das nicht geschert. Und die Presse, die war gekauft von den gleichen Leuten, die auch die Demokraten gefüttert haben. Ich habe damals schmunzeln müssen, als der Göbbels gesagt hat, vor der versammelten gleichgeschalteten Presse, dass es eben nun an der Zeit sei, die Schandtaten der Presse zu sühnen, die sie in ihrer sogenannten Freiheit verbrochen haben. Dass es eben genügend Möglichkeiten für die freie Presse gab, aus ihrer Freiheit auch etwas zu machen, das dem Volk nützlich ist. Diese Chance haben die Pressevertreter aber verspielt, und da sie dazu nicht in der Lage waren, ist es nur das gute Recht des Volkes, dieser Freiheit jetzt mal eine Zensur entgegenzusetzen", sagte Mittler und schmunzelte in sich hinein.

    „Ja, eine Zensur, die alles unterdrückte, was anderer Meinung war. Die alles internierte und in Konzentrationslager steckte, das nicht genehm war. Die eine Willkürjustiz installiert hat, die ohne rechtsstaatliche Grundlagen war, die jede und jeden unterdrückte und mit Terror überzog, der nicht dem idealen Bild der Propaganda entsprach. So etwas nennen Sie das Recht des Volkes? Man kann nun wirklich nicht zynischer über das Recht reden, das Menschenrecht, eine eigene Meinung haben zu dürfen. Wir wissen doch alle, dass es im dritten Reich ein Denunziantensystem gab, das sogar nicht davor zurückschreckte, die Kinder gegen die Eltern aufzuhetzen. Wo ein Witz ausreichte, um ins KZ zu wandern. Das nennen Sie das Recht des Volkes?", sagte Benued und merkte, wie Mittler es irgendwie geschafft hatte, ihn aufzuregen und in eine politische Debatte zu verstricken. 

    „Nun tun Sie doch nicht

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1