Das Privileg der Außenseiter: Kurzgeschichten und Texte
Von Maxim Szenessy
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Über dieses E-Book
Bereits als Kind schreibt Szenessy in genreübergreifenden Kurzgeschichten über Gefühle der Einsamkeit und des Ausgegrenztseins. Nicht selten sind seine Texte garniert mit der Erkenntnis zu Vorzügen einer solchen Perspektive.
Maxim Szenessy
Bereits als Kind entdeckte Szenessy Programmieren als Möglichkeit, seine kreativ-erfinderischen Ambitionen weiterentwickeln zu können. "Beobachten, Analysieren, Verstehen und Optimieren von Abläufen" wurde zu seinem Steckenpferd. Als Autodidakt gewann er als Teenager diverse Wettbewerbe, studierte nach dem Abitur eine Zeit lang Informatik, entwickelte im Alleingang sein Produkt "Lan-Inspector" und gründete schließlich im Jahr 2000 seine eigene Softwarefirma "VisLogic GmbH" für den Vertrieb. Mit seinem anfänglich führenden Produkt für Lizenz-Management und Inventarisierung von Computernetzen fand er damit in der Windows-Welt europaweit Beachtung. In "Die Summe aller Zufälle", seinem polarisierenden Debutroman aus 2012, schrieb er über "Beobachten, Analysieren und Verstehen der Welt". Wie in der Software-Branche üblich muss bei einem Produkt mit Potential irgendwann auch eine neue Version folgen. Im Bestreben, schriftstellerisch über sich selbst hinauszuwachsen und um sein Werk zu vervollständigen, begann Szenessy in 2021 mit der Überarbeitung der Summe aller Zufälle. Er wollte der Perspektive und den Bedürfnissen der Leserschaft mehr Aufmerksamkeit widmen. Für das Jahr 2024 plant Szenessy den weltweiten Start von www.priobox.com. PrioBox ist ein international ausgerichtetes Social Media Kontaktportal für täglichen privaten und beruflichen Austausch mit ausgeklügelten Mechanismen zur Stärkung gesellschaftlichen Zusammenhalts. PrioBox wird zu einem Verzeichnis von allem, was Menschen tun, um sich weiterzuentwickeln und zu optimieren.
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Rezensionen für Das Privileg der Außenseiter
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Buchvorschau
Das Privileg der Außenseiter - Maxim Szenessy
Für alle Eckigen und Kantigen.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Der Held der Ersatzbank
Das Privileg der Außenseiter
Finderlohn
Sphinx
Blick in den Tod
Sonnenschleier.
Der Philosoph
Der Bär
Ein Spuk
Tod eines Sterns
Jessie
Schattenwelt
Terrax
Im Wald
Traumgefüge
Der Blick zum Himmel
Der Seitensprung
Besuch in der Ferne
Maskerade
Im Wartesaal
Am Bettelstab
Illusionen
Brandung
Staub und Stein
Nachtschatten
Vor der Tür
Der zweite Blick
Blind vor Sehnsucht
Schwalben und Falken
Die Summe aller Zufälle
Der flüsternde Ferdinand
VORWORT
November 2012.
Wie flüchtig Ideen doch sind. Zuerst nicht mehr als ein Hauch, geboren im Schoß aller Erfahrungen, als Summe aller Eindrücke und aller Zufälle. Eines jeden Moments entsprungen geistern sie durch den Alltag, sind nebelhafter Spuk aus Schönheit oder Wahn. Sie schmücken wiederkehrend, dann herausfordernd unser Dasein, entführen uns in ferne Länder, unbekannte Welten oder in das Herz eines Fremden. Ideen zu verlieren bedeutet Unglück, sie zu umklammern Halt. Sie sind die Quelle allen Glücks, auch Wurzel allen Übels. Es erfordert einen Menschen, um ihnen Gestalt zu verleihen, und eine Seele, um sie wahrzunehmen. Manche verlieren ihre Idee im Treibsand der Zeit, andere zementieren sie als Monument, ein jeder erinnert sich ureigen Weise an Inhalt und eigene Seele. Droht man zu vergessen, zu vergessen, wer man war, lohnt sich die Suche nach früheren Inhalten. Mit Hoffnung, Geduld und Glück fängt man Ideen wieder ein und erlebt sie neu. Man ist amüsiert oder betrübt, belustigt oder traurig, doch mit jedem wiedergefundenen Gedanken erinnert man sich ein bisschen mehr daran, wer man ursprünglich ist und was einen auszeichnet.
Während der Zeit, in denen ich »Die Summe aller Zufälle« und die Übersetzung ins Englische geschrieben hatte, erlebte ich mehr Glücksmomente als in zwölf erfolgreichen Jahren Firmen-Startup der Softwarebranche. Ich erinnerte mich an alles. Was ich dachte und insbesondere an längst Vergessenes. Ich entdeckte mein Denken neu und doch altbekannt. Ich erinnerte mich, wer ich einst war und wo ich hinwollte. Ich griff die Ideen auf, klammerte mich an ihnen fest und erlebte erneut, sich der Einzigartigkeit der eigenen Seele bewusst zu werden, zu erkennen, wer man ist und was einen auszeichnet. Jeder Mensch auf Erden steht am Ende eines Weges, und niemand denkt oder fühlt gleich. Jede Seele ist unendlich, unendlich selten und wertvoll.
Wer von der Gesellschaft genötigt wird, das Gleiche wie alle anderen zu wollen, muss sich die Frage stellen, ob er seine Individualität aufgeben will, nur weil er dazugehören möchte.
Der Mensch ist ein Herdentier. Allein fühlt er sich verloren. Er hat Angst vor Einsamkeit und Ausgrenzung, Angst, nicht gesehen zu werden. Man sät ihm Hoffnung, durch Konsum und Gleichmacherei mehr dazuzugehören. Dies ist eines der größten Geschäfte auf Erden. Man gehört dazu, wenn man ist wie alle anderen, alles hat wie alle anderen, wenn einem alles gefällt wie allen anderen. Man sollte das Gleiche trinken, das Gleiche essen und dieselben Ideale verfolgen. Man sollte dasselbe denken und dasselbe glauben, man muss das gleiche Leben führen wie alle anderen. Das senkt Produktionskosten, drängt die Konkurrenz aus dem Markt und ist gut für die Aktionäre.
Doch indem man dasselbe will wie alle anderen, indem einem dasselbe gefällt wie allen anderen, indem man dasselbe lebt wie alle anderen, hilft einem dies gegen das Gefühl der Verlorenheit? Ist es nicht vielmehr im Gegenteil eher ein Abtauchen in die Schatten des Grauens, in das Meer der Eintönigkeit, Grau in Grau, Weiß in Weiß, Schwarz in Schwarz, smart in smart, ab ans Smartphone? Ist es nicht ein Gleichmachen der Seelen und Verlust der Einzigartigkeit? Wie soll man sich nicht verloren fühlen, wenn alle das Gleiche tun, dasselbe wollen, alle dasselbe lesen, wenn allen dasselbe gefällt und wenn alles unterschiedslos gleich aussieht? Wenn alle auf diese Weise in dieselbe Spur gezwungen sind und alle Seelen sich grau in grau entwickeln, wie soll man da etwas Besonderes finden, oder sich in etwas verlieben? Man verliebt sich nur in die wenigen Dinge oder Menschen, in die alle verliebt sind und in die alle verliebt sein sollen, weil es gut für die Aktionäre ist. Alles wird austauschbar und gnadenlos eingewechselt beim leisesten Defekt. Nichts ist mehr unersetzlich. Wie soll man sich in diesem Teufelskreis nicht verloren fühlen? Wie soll man an einer glasglatten Wand hochklettern? Würde man sich darauf besinnen, wie schön individuelle Einzigartigkeit ist, dann hätte die Wand so viele kleine Kanten und Absätze, so viele Wege führten nach oben und jeder wüsste, ohne den anderen ginge es nicht. Niemand wäre austauschbar, jeder hätte Wiedererkennungswert und wäre des Erinnerns wert. Überall gäbe es Schätze zu entdecken. Vergleiche untereinander wären sinnlos, da Unterschiedlichkeit bereits feststünde. Wer »die Summe aller Zufälle« gelesen hat, weiß, dass Intelligenz und Naivität sich nicht ausschließen - im Gegenteil. Manchmal steht sich das Wissen selbst im Weg. Manchmal sind es ganz einfache Ideen, die ein System heilen könnten.
Es war für mich beglückend festzustellen, dass die Gedanken, die ich als Jugendlicher aufgegriffen hatte, mittlerweile zu gewisser Reife gelangt waren. Es war erstaunlich, nach dem Verfassen des Romans die alten Kurzgeschichten zu lesen und zu erkennen, dass ich als Junge über dieselben Themen nachgedacht hatte wie heute: Wahrnehmung und Geist, künstliche Intelligenz, Einsamkeit und natürlich - keinesfalls zu vergessen - »das Universum«.
»Sonnenschleier« und viele der anderen Kurzgeschichten hatte ich damals auf dem C-64 mit einem Wordprocessor von DataBecker auf fünfeinviertel Zoll Disketten gespeichert. Das von der Figur »Elias Pfeffer« im Roman »Die Summe aller Zufälle« beschriebene Programm zum Erschaffen einer Welt existierte tatsächlich. Ich hatte 1986 angefangen, es zu programmieren. Die Idee, andere Lebewesen in von mir gestaltete Welten zu entführen, beseelte mich durch und durch. In der Schule fragte man sich oft, warum ich so selten anwesend war. Nun - das hier ist die Antwort.
Zu den Geschichten ist zu sagen, dass sie inhaltlich unberührt blieben und nur an die Rechtschreibreform angepasst wurden. Einige der behandelten Themen mögen heute veraltet wirken, doch das ist nicht schlimm, da die meisten Geschichten lange vor 1990 entstanden.
Was ich schrieb und heute schreibe, ist für alle, die ihre Individualität bewahren und in die Tiefe sehen, die aus naiver Neugier hinter den Spiegel schauen. Es ist für diejenigen, die Ironie nicht als Waffe, sondern als Zeichen von Humor im Herzen tragen. Es ist für alle Eckigen und Kantigen, die dadurch anderen Halt geben, deren bloße Existenz Inspiration für die Mitte ist.
DER HELD DER ERSATZBANK
Juli 1998.
Er war zu wenig ein anderer gewesen, hatte nicht gefordert, zu zaghaft geäfft und zu leise geschrien, galt sein Blick doch der Nacht allein. Im Strom der Momente folgte er der Mitte, mit der Mannschaft im Rücken alle Gegner zu bezwingen. Er wurde gelehrt, das Spiel zu lieben und mit Liebe zu spielen, das Trikot zu ehren und es außen wie innen mit Stolz zu tragen. Er war nicht genug ein anderer gewesen und erhielt deswegen einen Platz am Rand, den Platz auf der Bank. Nie saß er dort ohne Herzklopfen. Er sprühte vor Hingabe und verfolgte das Spiel, doch war es nie das seine gewesen.
Von außen sah und lernte man mehr als von innen; dem Spielball folgend ahnte er Züge und erkannte Wege zum Sieg. Bat man