Mehr Börsenerfolg mit Zertifikaten: Lukrative Strategien für jede Marktphase
Von Harald Gabel
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Über dieses E-Book
Harald Gabel
Harald Gabel war nach seinem Studium zunächst als Redakteur beim Optionsschein-Magazin (später Börse NOW) tätig. Danach war er Ressortleiter „Derivate“ beim AKTIONÄR. Seit Mai 2007 ist er Geschäftsführender Gesellschafter der derivatives data service GmbH & Co. KG. Der Diplom-Kaufmann hat beim Börsenbuchverlag bereits „Erfolgreich handeln mit Turbos und Optionsscheinen“ veröffentlicht.
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Buchvorschau
Mehr Börsenerfolg mit Zertifikaten - Harald Gabel
Harald Gabel
Mehr Börsenerfolg mit
Zertifikaten
Lukrative Strategien für jede Marktphase
Copyright 2024:
© Börsenmedien AG, Kulmbach
Gestaltung Cover: Johanna Wack
Gestaltung und Satz: Sabrina Slopek
Vorlektorat: Claus Rosenkranz, Egbert Neumüller
Korrektorat: Elke Sabat
Druck: CPI books GmbH, Leck, Germany
ISBN 978-3-86470-932-6
eISBN 978-3-86470-933-3
Alle Rechte der Verbreitung, auch die des auszugsweisen Nachdrucks, der fotomechanischen Wiedergabe und der Verwertung durch Datenbanken oder ähnliche Einrichtungen vorbehalten.
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:
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Dieses Buch widme ich meiner Familie.
Sie bedeutet für mich alles.
INHALT
Vorwort
1Historische Betrachtung des Zertifikatemarkts
2Wichtige Voraussetzungen für den persönlichen Erfolg
2.1Typische Anlegerfehler und wie Sie diese mit Zertifikaten vermeiden
2.2Risiko- und Money-Management
3Auch das sollten Sie vorab noch wissen
3.1Orderaufgabe und Ausführung
3.2Mistrades
3.3Das Emittentenrisiko
3.4Der Handel mit Optionsscheinen und Zertifikaten
4Die „alternative" Optionspreistheorie
4.1Basispreis
4.2Volatilität
4.3Optionslaufzeit
4.4Ausschüttungen (Dividenden)
4.5Zinsen
4.6Optionstypen
4.7Moneyness und Auszahlungsprofil
4.8Zusammenfassung
4.9Umsetzung des grafischen Ansatzes am Beispiel eines Spezial-Optionsscheins
4.10Duplizierung von Zertifikaten und die europäische Put-Call-Parität
5Die wichtigsten Zertifikate-Strukturen und ihre Einsatzmöglichkeiten
5.1Discount-Zertifikate – der Klassiker
5.2Protect-Discount-Zertifikate – Discount-Zertifikate 2.0
5.3Reverse Convertibles – die andere Seite der Medaille
5.4Protect Reverse Convertibles – Reverse Convertibles 2.0
5.5Indextracker – oder doch ein ETF?
5.6Bonus-Zertifikate – es geht auch ohne Cap
5.7Reverse-Bonus- und Discount-Zertifikate – alles auf den Kopf gestellt
5.8Garantie-Zertifikate – der Name ist Programm
5.9Express-Zertifikate
6Schlussbemerkung
Danksagung
Endnoten
Glossar
Literatur
Vorwort
Das Thema Geldanlage nimmt immer mehr Platz in der Gesellschaft ein. So wie Sie beschäftigen sich viel mehr Deutsche mit Aktien und Co als noch vor 10 oder 20 Jahren. Das Thema Geldanlage beschäftigt vermutlich Sie alle zumindest einmal in Ihrem Leben. Und es beschäftigt auch die Studierenden der Julius-Maximilians-Universität in Würzburg. Als Lehrbeauftragter an dieser Universität beginne ich meine Vortragsreihe gern mit einem Experiment, das die Angst vor Aktieninvestments nehmen soll. Den Teilnehmern meines Kurses erzähle ich immer die folgende Geschichte:
Sie haben eine riesige Summe im Lotto gewonnen, alle persönlichen Wünsche sind längst erfüllt und Sie stehen vor der Frage, ob Sie Ihr Geld auf ein Tagesgeldkonto legen oder es am Aktienmarkt investieren sollen. Die Entscheidung sollte eindeutig in Richtung Aktienmarkt tendieren, da beim Tagesgeldkonto aufgrund der niedrigen Zinsen die Inflation an Ihrem ersparten Geld knabbert. Als Beispiel für den Aktienmarkt nehme ich gern Silica Holdings, aber natürlich können Sie jede andere Firma ebenso einsetzen. In diesem Fall handelt es sich um ein Unternehmen, das Hochleistungswerkstoffe herstellt und kommerzielles Siliziumoxid, besser bekannt als Sand, fördert.
Am Anfang zeige ich nur einen kleinen Teil des Kursverlaufs im Chart. Zu Beginn sieht man den Anstieg vom Februar 2016 (12 Euro) bis etwa Mai 2016 bis circa 25 Euro. Die Anteilscheine haben sich bereits deutlich verteuert. Die meisten Zuhörer steigen in diesem Moment nicht ein, auch wenn sie über sehr viel Kapital verfügen. Als Begründung wird angeführt, die Aktie sei zu teuer, weil sie sich ja bereits fast verdoppelt habe. Es kommt, wie es kommen muss. Der Kurs steigt weiter, und die meisten Studierenden warten lieber noch ab. Schließlich haben sie die Anteile nicht bei 13 oder 25 Euro gekauft, warum dann jetzt auf einem noch viel höheren Niveau? Die wenigen, die Aktien gekauft haben, freuen sich über ihren Erfolg und realisieren ihre Gewinne voll oder zumindest teilweise. Beim Hoch bei rund 56 Euro ist keiner mehr engagiert. Bei fallenden Kursen lässt sich das Ganze in umgekehrter Form beobachten. Sobald die Aktie einbricht, wollen alle kaufen, da es nun ein theoretisches Aufwärtspotenzial gibt.
Grafik 1: Kursverlauf U.S. Silica Holdings (Quelle: Bloomberg)
Sie fragen sich vermutlich, warum ich Ihnen das schildere. Weil es Teil der Psychologie eines jeden von uns ist. Genau dieses Verhalten steht bei vielen dem Erfolg an der Börse im Weg. Aus Angst, mit ihrer Geldanlage einen Verlust zu erleiden, geben sie sich mit dem vermeintlich sicheren Giralgeld zufrieden und vergessen dabei, wie stark die Inflation an dem Geldwert knabbert. Umgekehrt steigt das Interesse am Unternehmen, sobald der Kurs sinkt oder gar einbricht: Erste Käufe werden im Bereich um 35 bis 40 Euro getätigt, um dann den ganzen Absturz mitzunehmen. Auch hier spielt die Psychologie eine Rolle: Die Silica-Aktie notiert mehr als 16 Euro unter ihrem Hoch und hat damit theoretisch wieder 40 Prozent Kurspotenzial.
Die Lehre daraus ist, dass es keinen richtigen Zeitpunkt für den Kauf (Timing) gibt. Ein- und Ausstiegszeitpunkte können Sie durch diverse Verfahren zwar optimieren, aber grundsätzlich ist der richtige Kaufzeitpunkt jetzt. Beim Verkaufen ist es meist noch leichter: Setzen Sie einen Wert, den Sie zu verlieren bereit sind, und halten Sie sich konsequent daran! John C. Bogle, Gründer von Vanguard und Vorreiter des indexorientierten Investments, bemerkte hierzu einst: „Es ist keine gute Idee, den Markt zeitlich einschätzen zu wollen."
Vielen professionellen Anlegern gelingt es zudem auch nur selten, auf lange Frist den Markt zu schlagen. Viele aktiv gemanagte Fonds sind schlechter als die durchschnittliche Entwicklung des zugrunde liegenden Aktienmarkts. Meistens werden Vergleichsindizes nur mit „Tricks geschlagen. Sehr beliebt ist, dass die Performance eines Fonds unter Berücksichtigung der Ausschüttungen mit einem Index verglichen wird, bei dem nur die Kursentwicklung Eingang findet. Schauen Sie sich einmal den DAX-Performance-Index im Vergleich zu seinem „Bruder
an, dem DAX-Kursindex. Sie sehen schnell die Unterschiede! Ein weiterer Fehler ist, dass sich viele Anleger nur auf wenige Unternehmen konzentrieren und diese dann zumeist auch nur aus einer Region, also zum Beispiel Europa, kommen. Hierdurch beraubt man sich einer Chance: der weltweiten Streuung in vielen Aktien. Das alles spricht übrigens nicht gegen den Kauf von Zertifikaten, da das Timing hier eher zweitrangig ist und häufig produktspezifische Merkmale den Ausschlag für einen Kauf geben: Angesichts verschiedener Sicherheitsnetze wird hier der Erfolg primär durch die richtige Produktauswahl bestimmt. Im Laufe dieses Buches kommen wir auch auf das Thema Risiko- und Money-Management zu sprechen – ein wichtiger Punkt, der häufig übersehen wird, wenn es darum geht, wie Sie Ihr Portfolio strukturieren sollten.
Die Angst vor Käufen zum falschen Zeitpunkt können Sie durch den geschickten Einsatz von Zertifikaten enorm verringern. Strukturierte Produkte optimieren bei richtiger Vorgehensweise die Zahlungsströme für jeden Risikotyp und jedwede Börsenphase. Wie würde Ihnen beispielhaft ein Zertifikat gefallen, das eine Performance von 17 Prozent erzielt, obwohl der Basiswert in der Zeit knapp 45 Prozent verliert? Oder ein anderes Produkt, das circa 66 Prozent zulegt, während die Aktie über 22 Prozent verliert? Und was halten Sie von einem dritten Anlageinstrument, das rund 20 Prozent zulegt, wenn sich der Kurs des Basiswerts nicht verändert?
In diesem Buch soll es darum gehen, wie Sie das richtige Zertifikat für die jeweilige Börsensituation und Ihre Erwartungen finden. Welche kleinen, aber feinen Unterschiede zwischen der Vielzahl an Typen bestehen und wie diese vergleichbar gemacht werden können. Welche Produkte sinnvoll sind oder welche gern verkauften (und ebenso gern gekauften) Zertifikate weniger gut geeignet sind. Nebenbei möchte ich auch auf die von mir favorisierten Express-Zertifikate (siehe Kapitel 5.9) eingehen – die ansonsten zu Unrecht unbeachtet bleiben.
Ein Grund, weshalb sich viele Anleger nicht mit Zertifikaten beschäftigen, sind die hohen regulatorischen Hürden: Beispielsweise verlangt der Gesetzgeber die Veröffentlichung von „Endgültigen Bedingungen", die mehrere Dutzend Seiten umfassen. Term Sheets sind zwar eine Zusammenfassung dieser Unterlagen, umfassen häufig aber auch über zehn Seiten. Darüber hinaus verlangen staatliche Behörden noch sogenannte PRIIPs (Packaged Retail and Insurance-based Investment Products) und KIDs (Key Information Documents). Dies sind standardisierte Vorlagen, die Investoren über wesentliche Informationen zum Produkt und insbesondere über Risiken und Chancen unterrichten sollen. Aber trotz aller Informationen ist es für einen Anleger schwierig, Feinheiten herauszuarbeiten.
Wie komplex solche Broschüren sind, zeigte ich bei einer Veranstaltung des DDV¹ den anwesenden Emittenten. Ein Vergleich von Prospekten verschiedener Emittenten zu identischen Produkten belegte, wie unterschiedlich diese aufgebaut sind und wie kompliziert selbst die Suche nach einfachsten Angaben sein kann. Teilweise müssten Sie in einem Prospekt mehrere Seiten vor- und wieder zurückblättern, um bestimmte Stammdaten in Erfahrung zu bringen. Auch für einen Profi kein leichtes Unterfangen. Alle Anstrengungen in Richtung Vereinfachung und Transparenz, die der DDV seitdem unternahm, verliefen mehr oder weniger im Sande.
Da Sie sich in Ihrer Freizeit sicherlich nicht durch solche Pamphlete durcharbeiten möchten, benötigen Sie einen einfachen, aber dennoch exakten Überblick. Dieser beinhaltet immer auch die Darstellung von Stammdaten und Kennzahlen. Die Stammdaten eines Zertifikats sind der Emittent, der Basiswert, die Laufzeit, das Bezugsverhältnis sowie Basispreise. Diese werden bei der Emission festgelegt („gefixt). Bei dem Basiswert (auch Basisinstrument oder Underlying) handelt es sich in der Regel um eine Aktie oder einen Index. Dessen Entwicklung beeinflusst maßgeblich den Preis eines Zertifikats. Daher auch der Oberbegriff „Derivat
², der aus dem Lateinischen kommt und zeigt, dass der Preis und das Anlageergebnis von der Entwicklung eines anderen Finanzinstruments abgeleitet werden.
Kennzahlen berechnen sich aus dem Kurs des Basiswerts und dem Produktpreis. Diese berücksichtigen dabei auch die Stammdaten sowie diverse Einflussfaktoren auf den Zertifikatepreis.
An wen wendet sich dieses Buch?
Das vorliegende Buch ist ein Praxishandbuch und kein Nachschlagewerk für optionspreistheoretische Formeln. Stattdessen versuche ich, mit eingängigen Grafiken zu arbeiten, um für Einsteiger den Zugang zum Zertifikatemarkt zu erleichtern. Ferner hoffe ich auch, dass fortgeschrittene Anleger, die bereits Erfahrungen mit Zertifikaten oder gar mit Hebelinstrumenten gesammelt haben, Anregungen finden und sie nun vertiefen können, um neuartige Zertifikatetypen und Einsatzmöglichkeiten kennenzulernen.
Neben diesem praxisorientierten Ansatz gibt es noch einen weiteren einfachen Grund, warum ich auf exakte Formeln verzichte: Einem potenziellen Käufer hilft es erfahrungsgemäß wenig, den theoretischen Preis (auch häufig als „fairer Wert bezeichnet) berechnen zu können und daraus dann angeblich abzuleiten, ob er zu „teuer
oder doch zu „billig" gekauft hat. Stellen Sie sich vor, es gäbe nur eine Automarke. Ob der Neuwagenpreis gerechtfertigt oder die Gewinnmarge zu hoch (selten zu niedrig) ist, können Sie nicht abschätzen. Entweder Sie kaufen ein Fahrzeug oder Sie lassen es eben bleiben.
Hinzu kommt, dass Sie viele Einflussfaktoren abschätzen müssen: Hierzu gehören beispielsweise Dividendenschätzungen. Aber auch die Skew (Schiefe) und das Volatilitäts-Smile erschweren das Unterfangen, den „richtigen Preis überhaupt berechnen zu können. Unter Skew versteht man die unterschiedlichen impliziten Volatilitäten von Call- und Put-Optionen, und mit dem Volatilitäts-Smile wird im Optionshandel das Phänomen bezeichnet, dass bei am Geld befindlichen Optionen (der Basispreis entspricht in etwa dem aktuellen Preis des Basiswerts) die Volatilitäten am niedrigsten sind. Weshalb gibt es ansonsten zwischen „gleichen
Produkten oft markante Preisunterschiede? Jeder Emittent wird seinen Preis für den einzig