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Gewichtsstandardisierung in der Antike
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eBook732 Seiten7 Stunden

Gewichtsstandardisierung in der Antike

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Über dieses E-Book

Zuerst werden die Anfänge der Metrologie beleuchtet, die mit den beiden frühen Hochkulturen Ägypten und Sumer verbunden sind. Es werden ausgehend von den ersten Gewichtssystemen beider Kulturen die Fortentwicklung bis ins erste vorchristliche Jahrtausend aufgezeigt. Das 2. Kap. beschäftigt sich mit China und dessen Standardisierungsbestrebungen. Das 3. Kap. widmet sich dem indischen Gewichtssystem, welches auf Naturprodukten basiert und sich damit ebenfalls von anderen frühen Gewichtssystemen unterscheidet. Da Indien ein Subkontinent darstellt, welcher sich über eine große Fläche erstreckt, gab es hier auch viele regionale Unterschiede im Gewichtssystem, besonders zwischen dem Norden und dem Süden. Im 4. Kap. wird auf Gewichtsstandards des altpersischen Reiches, auch Achämenidenreich genannt, eingegangen. Es erstreckte sich vom späten 6. Jh. v. Chr. bis ins späte 4. Jh. v. Chr. über die Gebiete der heutigen Staaten Türkei, Zypern, Iran, Irak, Afghanistan, Usbekistan, Tadschikistan, Turkmenistan, Syrien, Libanon, Israel, Palästina und Ägypten. Das 5. Kap. enthält Untersuchungen zum römischen Pfund, der libra, deren Wert zu 324 g bestimmt werden konnte. Das 6. Kap. widmet sich den Gewichtsstandards in Zentraleuropa und Kleinasien in der Bronzezeit. Hierin geht es um Zahlungsmittel, wie Ochsenhautbarren aus Kupfer, die hauptsächlich aus dem Mittelmeerraum (Kreta, Zypern, etc.) stammen, sowie um bronzene Ösenhalsringe der Aunjetitzer Kultur (Frühbronzezeit). Das 7. Kap. widmet sich der Entwicklung der Münzen als Gewichtsstandard und Zahlungsmittel. Die erste Gliederungsebene in diesem Kap. bildet die Zeit (Antike, Mittelalter, Hochmittelalter bis Moderne und Moderne). Die zweite Gliederungsebene betrifft die Region oder die Münze. Dabei werden Zusammenhänge und Entwicklungen beim Münzwesen unterschiedlicher Nationen von der Antike bis in die Moderne besprochen. Viele Entwicklungen basieren auf dem römischen Gewichtssystem, aber nicht alle. Der Anhang enthält noch jeweils ein kleines Kap. über die leichtesten und schwersten, größten und teuersten Münzen der Welt, sowie ein kleines Kap. über die Gold- und Silberproduktion. Weiterhin sind im Anhang noch einige gr.-röm. Maßtabellen zu Gewichten, basierend auf antiken Texten enthalten. Die ersten Münzen wurden in der Antike in Lydien und Ionien ab dem Ende des 7. Jh. geprägt vermutlich unter dem damaligen Herrscher Alyattes II. Es sind Stater-Münzen aus Elektron und Bruchteile davon. In Griechenland begann man im 6. Jh. die Drachme als Münzwährung einzuführen. Die mit ihrer Eule als Bild für Athen typisch wurde und noch heute in unserem Sprichwort "Eulen nach Athen tragen" enthalten ist. Zwei Drachmen waren dem Gewicht nach einem Stater gleich. Als Prägematerial nutzte man in Griechenland Gold, Silber und Bronze. Der Bronze-Chalkous aus dem 1. Jh. n. Chr. wog gerade einmal 0,1 g. In Indien prägte man zeitgleich zu den Griechen eigene Münzen. Goldmünzen waren Niṣka und Suvarṇa/Dīnāra. Silbermünzen waren Rati, Māṣaka, Śāṇa,Rūpaka/Dramma, Puraṇa/Dhārana/Kārṣāpaṇa, Viṁśatika, Śatamāna und Dhānaka. Kupfermünzen waren: Kārṣāpaṇa/Paṇa, Kākiṇī und Māṣa. Dazu gab es noch Muschelgeld, genau wie in China im 2. Jt. v. Chr. In China nutzte man zu Beginn auch Ringgeld und Spatenmünze, Messermünzen, sowie Ameisen-Nasen-Münzen. Im 4. Jh. v. Chr. wurden die ersten runden Münzen in China hergestellt, welche meist ein viereckiges Loch in der Mitte besaßen; es waren Käsch-Münzen. Im römischen Reich gab es folgende Münzen: As, Dupondius, Denar, Sesterz, Aureus, Argenteus, Siliqua, Miliarense, Solidus und Tremissis, sowie Nummus. In islamischen Gebieten entstanden im 7. Jh. n. Chr. die Dinar- und Dirhem-Münzen.
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum4. Okt. 2023
ISBN9783384033932
Gewichtsstandardisierung in der Antike
Autor

Stefan Bergdoll

Stefan Bergdoll, Jahrgang 1962, stammt aus einer Kleinstadt in der Südwest-Pfalz. Er studierte Informatik an der technischen Universität Kaiserslautern, wo er 1996 promovierte. Nach anfänglichen Forschungen im Gebiet der künstlichen Intelligenz beschäftigte er sich mit dem Thema Projektmanagement. Diesem beruflichen Gebiet blieb er zwei Jahrzehnte treu. In seiner Freizeit interessierte er sich besonders für Ägyptologie (speziell die Pyramiden) und Metrologie (Maße und Gewichte). Seit 2016 ist er als freier Fachbuchautor im Bereich Ägyptologie und Metrologie tätig, aber schon seit dem Jahr 2000 an Ägyptologie interessiert. Im Wintersemester 2016/17 nahm er an der Vorlesung "Sprachkurs Mittelägyptisch" an der Universität Heidelberg (Ägyptologisches Institut), als Gasthörer teil, sowie am zugehörigen Tutorium und der Vorlesung "Einführung in die Ägyptologie". Seit 2016 hat er in den Gebieten Ägyptologie und Metrologie Veröffentlichungen vorgenommen. Im Bereich Ägyptologie sind 2022 die Bücher "Die Geheimnisse der Cheopspyramide", die englische Version "Secrets of the Pyramid of Khufu" sowie das in drei Teilbänden erschienene Werk "Zeitreise durch die Pyramidenliteratur" erschienen. Im Bereich Metrologie erschien 2022 das Buch "Gewichtsstandardisierung in der Antike". Bereits 2016 erfolgte die Veröffentlichung des Buchs "Die Entschlüsselung antiker Längenmaße", da ihn schon damals antike Maßeinheiten und deren Relationen zueinander interessiert hatten. Das Auffinden von zum Teil einfachen Relationen zwischen unterschiedlichen antiken Längenmaßen eröffnete die Möglichkeit gleiches auch bei antiken Gewichtssystemen zu suchen, was zu dem Buch "Gewichtsstandardisierung in der Antike" führte.

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    Buchvorschau

    Gewichtsstandardisierung in der Antike - Stefan Bergdoll

    1 Die Anfänge der Metrologie: Mesopotamien und Ägypten

    Seit der Sesshaftwerdung der Menschen, die fortan ihren Lebensunterhalt mit Ackerbau und Viehzucht betrieben und nicht mehr ausschließlich mit der Jagd nach Tieren, kam die Notwendigkeit auf, überschüssig erzeugte Nahrungsmittel zu lagern und mit ihnen Handel zu treiben. Vor rund 12.000 Jahren begannen Menschen im fruchtbaren Halbmond zwischen Euphrat, Tigris und dem Mittelmeer erstmals, Getreide anzubauen. Der Handel mit anderen Menschen bedingte, dass man sich auf eine definierte Menge eines Produktes für den Tausch einigen musste. Wird nur Vieh bzw. dessen Produkte, wie Eier oder Felle getauscht benötigt man noch keine Gewichte. Anders sieht es aber mit Getreideprodukten, wie Gerste, Weizen, Nüssen, Hülsenfrüchten, etc. aus, die pro Stück so klein sind, dass es Unsinn wäre, sie einzeln tauschen zu wollen. Den Beginn für solch kleinteilige Produkte bot vermutlich die menschliche Hand, bzw. das Äquivalent, was sie in der Lage war zu fassen.

    Abb. 1: Weltkarte des Pomponius Mela um 45 n. Chr.

    Der Ursprung aller Gewichtssysteme liegt ganz sicher in den Naturprodukten begründet, wie schon 1892 Ridgeway wie folgt formulierte:

    man everywhere made his earliest essays in weighing by means of the seeds of plants, which nature had placed ready to his hand as counters and as weights.

    Abb. 2: Mesopotamien innerhalb der heutigen Staatsgrenzen.

    Untersucht man frühe Kulturen hinsichtlich ihrer metrologischen Systeme, so nehmen zwei Kulturräume – Mesopotamien und Ägypten – eine dominante Stellung ein. Zum einen liegt dies daran, dass in beiden im ausgehenden 4. Jahrtausend v. Chr. unabhängig voneinander die Schrift erfunden wurde, in Mesopotamien die Keilschrift und in Ägypten die Hieroglyphenschrift, zum anderen an zahlreichen Funden, wie etwa beschrifteten Gewichtssteinen und Waagen. Dennoch gab es auch andere Kulturräume, die ebenfalls metrologische Systeme entwickelten, wie Indien oder China. Jedoch auch der ägäische Raum ab dem 3. Jahrtausenden v. Chr. muss diesbezüglich beachtet werden, wie Rahmstorf schreibt:

    „daß in der frühbronzezeitlichen Ägäis metrologische Systeme verwendet wurden, wie sie auch in dem weiten geographischen Raum des Vorderen und Mittleren Orients bekannt waren." ⁷

    Rahmstorf verweist auf Handelsbeziehungen im 3. Jahrtausend v. Chr. zwischen dem Mittelmeerraum (Ägäis, Griechenland, Türkei), dem Nahen Osten (Syrien, Palästina, Ägypten), Mesopotamien (Irak, Iran) und Indien.⁸ Für die klassische Bronzeherstellung wird Zinn als Metall benötigt⁹, welches nach Meinung von Rahmstorf im 3. Jahrtausend v. Chr. aus Mittelasien (Afghanistan) stammt und über Handelswege von der Induskultur über den Arabisch-Persischen Golf nach Mesopotamien und von dort weiter nach Westen und Norden bis in die Ägäis transportiert wurde. So schreibt er:

    „Insbesondere die Datierung von Beginn und Ende dieser Handelsroute bereiten noch Schwierigkeiten, doch scheint diese Route zwischen dem 24. und 22. Jh. v. Chr. intensiv genutzt worden zu sein." ¹⁰

    1.1 Das sumerische Gewichtssystem

    Das vermutlich früheste Gewichtssystem wurde von den Sumerern im mesopotamischen Raum erschaffen und basiert auf einem Sexagesimalsystem, also einem System mit Basis 60, im Gegensatz zu unserem Dezimalsystem mit Basis 10, welches auch im antiken Ägypten Anwendung gefunden hat. Das Sexagesimalsystem hat gegenüber dem Dezimalsystem besonders dort Vorteile, wo es um Teilungen ohne Rest geht. Während die Zahl 10 nur die beiden ganzzahligen Teiler 2 und 5 besitzt, hat die Zahl 60 die Teiler 2, 3, 4, 5, 6, 10, 12, 15, 20 und 30, also 10 ganzzahlige Teiler. Diese Eigenschaft ist vor allem beim Handel von Naturalien von Vorteil, wie es auf Märkten der Fall war. Auch heute noch benutzen wir das Sexagesimalsystem, um die Zeit einzuteilen: die Stunde hat 60 Minuten und die Minute hat 60 Sekunden. Im Mittelalter gab es auch noch eine genau definierte altenglische Zeiteinheit, den Moment, welcher 90 Sekunden dauerte, sodass die Stunde aus 40 Momenten bestand. Auch hier zeigt sich der Vorteil der Teilbarkeit im Sexagesimalsystem. In heutiger Zeit ist „Moment" keine genaue Maßeinheit mehr, sondern eine subjektive kurze Zeiteinheit, die 10 Sekunden, aber auch 10 Minuten dauern kann.

    Die Sumerer waren es vermutlich auch, die zuerst das Talent (sum./akkad. gú/biltû) definierten. Es bedeutet in ihrer Sprache „Last", nämlich diejenige Last, die ein erwachsener Mann über einen längeren Zeitraum tragen kann.¹¹ Im Griechischen hieß Talent (gr. talanton) Waage oder Gewicht. Das sumerisch/akkadische Gewichtssystem baute sich wie folgt auf: 1 Talent (gú/biltû) = 60 Minen (ma-na/manû) = 3.600 Schekel (gin/šiglu) = 648.000 Gerstenkörner (še/uţţatu). Die Unterteilungen sind 60, 60 und 180 (= 3 × 60). Das sumerische Talent wog, gemäß gefundenen originalen und mit einer Gewichtsbezeichnung versehenen Gewichtssteinen, 30,24 kg und damit die Mine 504 g (fast unser Pfund), der Schekel wog 8,4 g und das Gerstenkorn rund 47 mg. Im späteren babylonischen Gewichtssystem gab es noch die Einheit Giru, deren 24 einen Schekel ergaben.¹² Die Gerste ist im alten Mesopotamien für Mensch und Tier das Nahrungsmittel ersten Ranges, weshalb die Gerstenkörner auch als kleinste Gewichtseinheit genutzt wurden. Der Anbau der Gerste ist, die erforderliche Bewässerung vorausgesetzt, einfach und erfordert weniger Geschicklichkeit und Verstand als die übrigen Getreidesorten. Ein sumerisches Sprichwort sagt mit Bezug darauf: Ein Mann, der keine Erfahrung im Anpflanzen von Gerste hat, wie soll der Weizen anpflanzen?

    Abb. 3:5-Minen-Gewicht, mit dem Namen von Šu-Sin, König von Sumer und Akkad. Alter: 21. Jh. v. Chr. Material: Diorit. Gewicht: 2,520 kg. Periode: Neo-Sumerisch. Fundort: Girsu (südl. Irak). Die Inschrift enthält den Namen Šu-Sin und „5 legale Minen".

    1.2 Vereinheitlichung von Maßen und Gewichten durch die Akkader

    Der akkadische Herrscher und Begründer des akkadischen Reiches Sargon hat im 24. Jh. v. Chr. erstmals versucht, bisher lokale Maße und Gewichte nunmehr landesweit zu vereinheitlichen. Dies schuf die Notwendigkeit der Menschen Gefäße zu benutzen, die eine größere Menge eines kleinteiligen Produktes aufnehmen konnte. Tauscht man Waren nur unter Freunden aus, so mag man noch ohne standardisierte Gefäße auskommen. Will man aber Handel mit fremden Menschen betreiben, so ist aufgrund des nicht vorhandenen Vertrauens zwischen diesen Menschen eine Normierung von Maßen zwingend notwendig, da ansonsten dem Betrug Tür und Tor offen stehen. Schon früh in der Geschichte konnte man sich auch „Geld" leihen. Wie aus Gesetzestafeln von Hammurapi¹³ hervorgeht, verlieh der Tempel – das waren auch die damaligen Schatzhäuser – gegen 20 % Jahreszins Silber.

    Abb. 4: Links: Mesopotamisches 5-Minen-Gewicht in Form einer schlafenden Ente. Alter: 21. Jh. v. Chr. Material: schwarzer Stein (Diorit?). Länge: 14 cm, Gewicht: ~ 2,5 kg. Die Inschrift besagt, dass der König Shulgi das Gewicht von 5 Minen für den Gott Nanna festlegte. Fundort: Ur, Mesopotamien (Irak). Periode: Neo-Sumerisch. (Quelle: National Museum in Bagdad, Inv.nr. 3580). Rechts: Mesopotamisches 10-Minen-Gewicht in Form eines Frosches. Alter: ca. 2000–1600 v. Chr. Material: Diorit oder Andesit. Gewicht: ca. 5 kg. Maße: 12,3 cm × 21,8 cm. Inschrift: Ein Frosch [wiegt] 10 Minen, ein legitimes Gewicht des Gottes Shamash, der zu Iddin-Nergal gehört, dem Sohn von Arkat-ili-damqa. Fundort: Mesopotamien. Periode: Alt-Babylonisch.

    1.3 Zoomorphe Gewichte

    Zoomorphe Gewichte waren in der Antike weit verbreitet. Gewichte in Form einer Ente sind in Mesopotamien seit dem letzten Viertel des 3. Jahrtausends v. Chr. belegt, wo er bis zur Achämenidenzeit (6.–4. Jahrhundert v. Chr.) weiter verwendet wurde. Gewichte in Form von Fröschen und Kröten waren im Nahen Osten selten, denn sie kommen vorwiegend in Ägypten vor. Dieses Froschgewicht ist auf das 2. Jahrtausend v. Chr. datiert und besitzt eine akkadischen Inschrift unter dem Hals, welche es als 10-Minen-Gewicht ausweist.

    Abb. 5: Mesopotamisches 4-Talent-Gewicht in Form eines liegenden Löwen. Alter: 6.–4. Jh. v. Chr. Material: Bronze. Gewicht: 121,543 kg. Fundort: Susa, Mesopotamien (Iran). Periode: Achämenidenzeit.

    1.4 Das hebräische Gewichtssystem als Nachfolger des babylonischen Gewichtssystems

    Im jüdischen (hebräischen) Gewichtssystem, welches von dem babylonischen Gewichtssystem abstammte, gab es jedoch verschiedene Versionen des Talents (Kikar): ein königliches und ein gewöhnliches Talent. Außerdem gab es für jede Form eine schwere und eine leichte Version, wobei die schwere Version genau doppelt so schwer war wie die leichtere Form. Das leichte königliche Talent wurde oft in Form einer Ente dargestellt, während das schwere königliche Talent oft die Form eines Löwen annahm. Gemäß FLAVIUS JOSEPHUS¹⁴, wog das schwere gemeinsame Talent 48,6 kg, seine Mine, die hier Litra¹⁵ hieß, 810 g und sein Schekel als 1/50 davon 16,2 g. Es handelt sich hierbei um die schwere Mine, da sie auf dem schweren Talent basiert. Die leichte Mine wog nur die Hälfte, also 405 g, ein Wert, der sich übrigens auch wieder später beim Karlspfund findet (siehe 7.2.2.2). Der leichte Schekel mit 8,1 g findet sich als Goldschekel bei den Persern wieder und als Goldgewicht der ersten römischen Goldmünze (Aureus, unter Julius Caesar), da 8,1 g genau 1/40 libra entspricht.

    Bei der Bestimmung antiker Einheiten ist sowohl der zeitliche als auch der räumliche Aspekt zu berücksichtigen. So änderte z. B. der Wert des Schekels in der phönizischen Stadt Byblos mehrfach seinen Wert, von anfangs 9,42 g bis zum dritten Viertel des 5. Jh. v. Chr. auf den phönizischen Standard von 13,66 g, was dem Golddeben-Standard im Alten Reich in Ägypten entsprach, und später auf 14,21 g, um danach wieder auf 13,18 g zu fallen.¹⁶ Weitere unterschiedliche Werte zum Schekel finden sich im nächsten Kapitel.

    Tab. 1: Key to standards of weight, nach W. M. Petrie 1926, VI.

    Die aus Palästina stammende Einheit Peyem entspricht der in der Bibel überlieferten hebräischen Einheit pîm, welche dort einen Zwei-drittel-Schekel darstellt. Die Einheit Daric (dt. Dareikos) hieß auf Hebräisch darkôn und auf Griechisch chrysos (χρυσός). Sie kommt z. B. im Alten Testament vor (1 Chroniken 29,7;2 und Esdras 8,27). Die Einheit Stater, welche eine Doppeldrachme (διδραχμον) darstellt, wird im Alten Testament in 1. Mose 20,14 und 3. Mose 27,3 ff. erwähnt. Für die aus Syrien stammende Einheit Necef nimmt SKINNER¹⁷ einen Wert von 10,4 g an, für den Khoirine 11,5 g und für die phönizische Einheit Sela 14,1 g. Die Einheit Beqa bzw. Bæqa (dt. Beka) ist hebräisch und bedeutet „Bruchstück, Teil". Sie wird im Alten Testament z. B. erwähnt in: 1. Mose 24,22; 2. Mose 39,2 = 2. Mose 38,26 MT¹⁸. Skinner gibt hierfür drei Standards an: 12,44 g, 13,35 g und 13,67 g.

    1.5 Gemeinsame Wurzeln der Gewichtsstandards im mesopotamischen Raum

    Neuere Forschungen über Gewichtsstandards im mesopotamischen Raum haben ergeben, dass eine Reihe bisher für unabhängig gehaltener Gewichtsstandards sich auf ein gemeinsames System reduzieren lassen. Rahmstorf schreibt dazu:

    „Die drei Einheiten (7,83 g; 9,4 g; 11,75 g) scheinen nur auf den ersten Blick willkürlich gewählt. Tatsächlich stehen sie in einem Verhältnis zueinander, das sich am besten als Brüche mit dem Nenner 60 darstellen lässt, so lässt sich etwa 7,83 g als 60/60, 9,4 g als 72/60 und 11,75 g als 90/60 verstehen." ¹⁹

    Er weist den Zahlen 7,83, 9,4 und 11,75 die Werte 10, 12 und 15 im Sexagesimalsystem zu. Den Wert von 7,83 g²⁰ bezeichnet er als Karkemiš²¹. Bezogen auf die obige Tabelle von Petrie handelt es sich bei diesen Gewichtseinheiten um Peyem (Hebräisch   Pym oder Pîm genannt²²), Kedet und Khoirine (Schekel). Damit verbindet er das ägyptische und persische Gewichtssystem, letzteres als Nachfolger des babylonischen Gewichtssystems, und leitet diese von einem ursprünglich mesopotamischen Gewichtssystem ab. In der Bibel (Samuel I, 13:20-21) wird die Einheit Pîm auch als Zahlungsmittel benutzt, denn es heißt dort: „Vielmehr mussten die Israeliten zu den Philistern hinuntergehen, wenn jemand sich eine Pflugschar oder Hacke, eine Axt oder eine Sichel schmieden lassen wollte. Das Schärfen der Pflugscharen, Hacken, des Dreizacks und der Äxte und das Geraderichten der Ochsenstachel kostete ein Pîm²³." ²⁴

    In Hesekiel 45,12 findet sich die einzige Stelle in der Bibel, in der die Anzahl der Schekel pro Mine definiert ist. Es heißt hier „Und das Gewicht 20 Oboloi: die fünf Sikloi fünf, und die zehn Sikloi zehn, und 50 Sikloi soll für euch die Mine betragen." ²⁵ Als Kommentar dazu steht: „die fünf Sikloi … betragen: MT »20 Schekel, 25 Schekel, 15 Schekel soll für euch die Mine betragen«. MT will offenbar so verstanden sein, dass die genannten Zahlen zu addieren sind und eine Mine entsprechend dem sexagesimalen babylonischen System aus 60 Schekeln bestehe. Der Wert der Mine wird im AT nur hier definiert. Ein Wert von 50 Schekeln für eine Mine, wie die LXX²⁶ ihn bezeugt, ist noch in 4Q159 Frg. 1 belegt." ²⁷

    Zum Schekel sagt das Münz- und Gewichtslexikon von Kahnt:

    „Schekel, Shekel [von semit. šaqal = wiegen]:

    1. antikes semitisches Massemaß zu 1/60 der Mine, jedoch von zeitlich und geografisch differierendem Wert. Der babylonische Shiqlu hatte eine Masse von 8,60 g, der jüdische Seqel im 8/7. Jahrhundert v. u. Z. eine Masse von 11,40 g, im 1. Jahrhundert u. Z. von 14,30 g.

    Der phönikische S. (Sheqel) entsprach nur einer 1/50 Mine und hielt z. B.

    370 bis 358 v.u.Z. = 12,85 g

    358 bis 332 v.u.Z. = 10,80 g

    332 bis 275 v. u.Z. = 8,63 g. 2. a) jüdische Silbermünze aus der Zeit des 1. Aufstandes gegen die römische Herrschaft (66 bis 70 u. Z.) und des 2. Aufstandes gegen die Römer (132 bis 135).

    b) phönikische Silbermünze (Stater) verschiedener Städte, z. B. Sidon, Tyrus, vom 5. Jahrhundert v. u. Z. bis in das 1. Jahrhundert u. Z." ²⁸

    Der babylonische Schekel hat sich aus dem sumerischen Schekel entwickelt. Beschriftete neosumerische Gewichtssteine belegen ein Gewicht von 504 g pro Mine²⁹ (siehe Abb. 3), was zu einem Schekel von 8,4 g führt (siehe Kap. 1.1). Dieser Wert findet sich später auch im persischen Gold-Dareikos (siehe Kap. 4) und im ägyptischen Stater zu 8,42 g wieder (siehe Fußnote 344 auf Seite 78) und recht modern im englischen Guinee (siehe Abb. 169). Das sumerische Wort für Schekel war gin, während es im Akkadischen siqlu hieß, aus dem die persische Münzeinheit Siglos abgeleitet ist. Siglos kann mit „Gewicht" übersetzt werden. Von siqlu stammt der heutige Begriff Schekel ab, wie auch der Begriff Lot.

    Tom Brogan bezeichnet in seinem Artikel Tipping the scales: weight measurement at Mochlos das Gewicht mit 9,4 g als ugaritischen Schekel und das Gewicht von 11,75 g als hethitischen Schekel.³⁰ Pommering nennt drei Deben-Standards für das neue Reich: 91 g, 94 g, 96 g.³¹ Da im Neuen Reich der Deben aus 10 Kedet besteht, gelten für diesen dann: 9,1 g, 9,4 g und 9,6 g. Der mittlere Wert entspricht exakt dem von Rahmstorf erwähnten Wert. Petrie hat ihn mit 9,33 g angegeben.

    Untersucht man antike Gewichtsstandards auf mögliche Zusammenhänge in Bezug auf ein möglichst einfaches Zahlenverhältnis zueinander, wie z. B. zwischen der neuägyptischen Maßeinheit Kedet (Kite) zur altägyptischen Einheit Beqa (Deben), so ergibt sich ein Zahlenverhältnis von 3:2 zwischen beiden Einheiten, wenn man den Kedet (Kite) zu 9,09 g und den Beqa (Deben) zu 13,64 g ansetzt. Die neu geschaffene Einheit Kedet (Kite) war also zweidrittel so groß wie die alte Einheit Beqa (Deben). Dass dieses Verhältnis nicht zufällig entstanden ist, sondern bewusst so festgelegt wurde, ist sehr wahrscheinlich. Ein Versuch möglichst einfache Zahlenverhältnisse zwischen zwei antiken Gewichtseinheiten zu finden, wobei sich die jeweilige Gewichtseinheit im Rahmen der von Petrie liegenden Gewichtsspanne befinden muss, gibt folgende Tabelle wieder.

    Tab. 2: Antike Gewichtseinheiten im Vergleich zueinander. Farblich unterlegte Werte beinhalten Zahlenverhältnisse mit Zahlen zwischen 21 und 120. Leere Felder bedeuten, dass kein Zahlenverhältnis zwischen beiden Einheiten besteht bis zu Vielfachen von 120. Als erlaubte Abweichung beim Vergleich der Verhältnisse wurden 0,04 g (= 40 mg) erlaubt.

    Die Werte der obigen Tabelle entstanden aus einer Optimierung der Anzahl an Zahlenverhältnissen mit Zahlen bis zu 10. Es wurde also versucht, möglichst viele Zahlenverhältnisse zu erzeugen, die auf kleinen Zahlen basieren. Als Randbedingung galt natürlich die erlaubte Spanne gemäß den Angaben von Petrie (siehe Tab. 1), sowie der Annahme, dass die persische Einheit Siglos für Silbermünzen im Bereich von 5,3 bis 5,6 g lag. Da ein Peyem (hebr. pîm) ⅔ eines Schekels ist, lässt sich der Khoirine³² in Petries Tabelle (siehe Tab. 1) als Schekel auffassen. Für die Berechnung der Gewichtswerte wurde hier lediglich eine Abweichung von 40 mg zugelassen, was einem Gewicht von weniger als einem mittleren Getreidekorn (Gerste, Weizen) entspricht. Als „gesetzt" galten die Werte für Stater, Kedet (Kite) und Beqa (Deben). Der Stater als dem Doppelten der Drachme betrug 8,64 g, da die attische Mine zu 100 Drachmen 432 g wog (siehe Fußnote 357 auf Seite 81), was auch in der Relation zur römischen Libra mit 324 g, die zur attischen Mine im Verhältnis von 16:12 stand, zum Ausdruck kommt, die beide auf einer Unze zu 27 g basieren. Die Einheit Beqa, die dem altägyptischen Golddeben entsprach, betrug 13,64 g, wie ein perfekt erhaltenes 5-Deben-Gewicht (siehe Abb. 13) zeigt. Der Mittelwert des zugrunde liegenden Deben der gefundenen Goldringe (siehe Abb. 12) aus vordynastischer Zeit, zwischen 4500 und 3500 v. Chr., beträgt 13,60 g. Dies zeigt, dass diese Gewichtseinheit schon sehr lange existiert, sogar noch vor der mesopotamischen Hochkultur durch die Sumerer. Der davon abgeleitete Standard der Kite als 1/10 des neuen Deben-Gewichts im Neuen Reich in Ägypten hatte nach Pommering (siehe oben) drei Ausprägungen, eine zu etwa 9,1 g, eine zu etwa 9,4 g und eine zu etwa 9,6 g. Der in obiger Tabelle benutzte Wert entspricht dem ersten Wert von Pommering. Der zweite Wert mit 9,4 g ist quasi identisch mit dem indischen Wert der Einheit Suvara/Kara (siehe Tab. 16), der 9,44 g betrug und zum Gewichtsstandard von Byblos bis ins 5. Jh. v. Chr., der 9,42 g betrug.

    Nimmt man als Wert für den syrischen Necef 10,39 g an, also den Wert von Skinner, der hierfür 10,4 g angibt, so fallen zwar die einfachen Verhältnisse zum Khoirine, Dareikos und Beqa weg, dafür erhält man das Verhältnis von 7:8 zwischen Kedet und Necef. AGRICOLA³³ zitiert bezüglich der Einheit Necef Kleopatra³⁴, die für die ptolemäische Mine 18 Unzen oder 144 Drachmen angibt und es in Syrien laut Agricola nur eine einzige Gewichtseinheit gibt, nämlich die ptolemäische Mine, welche wiederum aus 60 Teilen besteht. Da die Drachme 4,32 g wog, betrug also das Gewicht der ptolemäischen Mine 622,08 g und damit der 60. Teil 10,37 g.

    HULTSCH³⁵ nennt für den medischen Siglos (leichter babylonischer Schekel) ein ursprüngliches Gewicht von 5,46 g. Dies ist der gleiche Wert, den meine eigenen Optimierungen ergeben haben. Für den leichten Goldschekel (Daric) nennt er ebenfalls gemäß der ursprünglichen Norm für die Kite 8,19 g.

    Betrachtet man einmal die Zahlenverhältnisse bis maximal zur Zahl 10, so erhält man folgende Paare:

    Lässt man bei der Berechnung der Werte aus obiger Tabelle statt 40 mg Abweichung jedoch 100 mg Abweichung zu, so erhält man leicht geänderte Werte, wie die nachfolgende Tabelle zeigt.

    Tab. 3: Antike Gewichtseinheiten im Vergleich zueinander. Farblich unterlegte Werte beinhalten Zahlenverhältnisse mit Zahlen zwischen 21 und 120, bzw. gegenüber der vorherigen Tabelle geänderte Werte der Gewichtseinheiten. Als erlaubte Abweichung beim Vergleich der Verhältnisse wurden 0,1 g (= 100 mg) erlaubt.

    Außer den „gesetzten" Werten bleibt lediglich der Siglos mit 5,46 g und der Daric mit 8,19 g gegenüber der anderen Tabelle gewichtsmäßig gleich. Der Peyem (pîm) mit 7,56 g ist hier mit dem von HULTSCH³⁶ angegebenen leichten phönizischen Schekel zu 7,58 g gleichzusetzen, für den er als Nachweis ein Bronzegewicht aus Naukratis angibt. Die zugehörige Mine zu 50 Schekel betrug seiner Meinung nach 379 g oder 41 ⅔ Kite, die Kite zu 9,096 g gerechnet. Der Wert für die ägyptische Einheit Kite stimmt dabei mit meiner eigenen Annahme überein. Auch der Wert für die Einheit Beqa (Deben) stimmt exakt mit dem von HULTSCH³⁷ angegeben Wert überein, den er als Ursprungsgewicht des schweren babylonischen Goldschekels ansieht. Dazu leicht abweichend erwähnt er einen Wert von 13,71 g für die königliche Norm des Schekels unter dem ägyptischen König Cheops, welches seiner Meinung nach auch das Gewicht des ältesten äginäischen Silberstaters ist. Dieser nur sehr geringe Gewichtsunterschied von 0,07 g lässt auf einen gemeinsamen Ursprung schließen (siehe Abb. 12).

    Während es in der Tabelle mit einer maximal tolerierten Abweichung von 40 mg 14 Verhältnisse mit Zahlen bis 10 gibt, sind es bei der Ausdehnung auf 100 mg maximale Abweichung die folgenden 15 Verhältnisse:

    Die Berechnung einer möglichst großen Zahl von einfachen Gewichtsverhältnissen beweist zwar nicht, dass die zugrunde liegenden Gewichtseinheiten tatsächlich diesen Zahlenwert besessen haben, zeigt aber, was im Rahmen der definierten Gewichtsspannen möglich war und bietet zudem einen Anhaltspunkt für weitere Forschungen. Die Erweiterung der Abweichung beim Vergleich von 40 auf 100 mg zeigt jedoch, dass schon damit für alle möglichen Verhältnisse zwischen den neun betrachteten Gewichtseinheiten eine Darstellung mit Zahlenpaaren bis 120 möglich ist. Geht man also bei der Suche nach den „wahren" Werten für die antiken Gewichtsstandards von einer Toleranz aus, die in etwa einem Weizen- oder Gerstenkorn entspricht, so zeigt sich klar, dass bestimmte Gewichtseinheiten nicht miteinander verwandt waren (leere Einträge in Tab. 2, sowie Verhältnisse größer 32).

    Das älteste bekannte mesopotamische Maßgefäß in Form einer Vase reicht ins 25./24. Jh. v. Chr. zurück und datiert somit in die Zeit des Alten Reichs³⁸ bei den Ägyptern. Bei der Vase aus Silber, die dem Herrscher Entemena von Lagaš gehörte, beweist eine Inschrift darauf in Keilschrift, dass es sich bei dem Gefäß um ein Volumen von 10 Silà handelt. Die Vase fasst 4,71 Liter, womit sich ein Silà zu 0,471 Liter ergibt.³⁹ Dieses Maß findet sich auch bei den Ägyptern als Hin-Maß zu 0,4785 Liter.

    1.6 Ägyptische Waagen und ihre Genauigkeit

    Abb. 6: Prähistorische ägyptische Balkenwaage aus rötlichem Kalkstein (5.–4. Jahrtausend v. Chr.).

    PETRIE⁴⁰ beschreibt eine ägyptische prähistorische Waage aus Kalkstein mit einer Länge von 8,5 cm. Die Genauigkeit dieser Wagen betrug etwa 1 g. Bereits um 2000 v. Chr. erreichten die ägyptischen Wagen eine Genauigkeit von 0,1 g.⁴¹

    Abb. 7: Balkenwaage mit Senkblei zum Ablesen des Gewichts. Szene aus dem Grab des Baket III.⁴², Südwand. (Beni Hasan).

    Abb. 8: Abwiegen von Goldringen mit einem zoomorphen Gewicht. Szene aus einem Felsengrab bei Beni Hasan⁴³ (Ägypten), 21. Jh. v. Chr.

    Das älteste derzeit bekannte Dokument einer ägyptischen Gewichtsnormierung ist eine Tafel im Grab des Hesire in Sakkara (Ägypten) (27. Jh. v. Chr.), die zwei Balken einer Waage sowie Sätze von beschrifteten Gewichten und Zylindern zeigt. Hesire lebte zurzeit von Djoser (III. Dyn.), dem Erbauer der ersten Steinpyramide (Stufenpyramide). Eine Standardisierung von Gewichten existierte somit mindestens seit Beginn der Pyramidenzeit in Ägypten.

    Abb. 9: Ein Satz von zehn beschrifteten Gewichten aus dem Grab des Hesire in Sakkara (um 2620 v. Chr.).

    Der Satz von 10 Gewichten trägt die Beschriftungen von 10 bis 100, aber lediglich auf den Gewichten Nr. 4 und 5 ist die komplette Inschrift 40 bzw. 50 erhalten. Die Einheit war mit hoher Wahrscheinlichkeit Deben, sodass die Gewichte von 136,4 g bis 1.364 g gewogen haben. Die Länge des größeren Holzbalkens beträgt mit 34,5 cm rund Zweidrittel einer Königselle.

    Abb. 10: Handwerker bei der Arbeit; aus dem Felsengrab Nr. 86 des Wesirs Neb-em-achet⁴⁴ (4. Dynastie (26. Jh. v. Chr.)). Obere Register: Weinherstellung mittels einer Weinpresse. Unterste beiden Register: Metallbearbeitung und Abwägung.

    Die in obiger Abbildung unten rechts zu sehende Handwaage ist derzeit die älteste bekannte Darstellung einer im Einsatz befindlichen Waage. Die Inschrift oben links gibt Auskunft über den Grabherrn:

    „Der Erbprinz, des Königs leiblicher Sohn, Oberritualmeister, Schreiber des göttlichen Buches seines Vaters, Ältester des Senut-Hauses, Hohepriester, alleiniger Vertrauter, Meister der Geheimnisse seines Vaters, Nebemachet. Seine Frau, die sich um die Angelegenheiten des Königs kümmert, Hathor-Priesterin, Herrin der Sykomoren an all ihren Plätzen, geehrt vom großen Gott Neb-Hotep."

    Der Grabherr ist mit seiner Ehefrau unter der Inschrift abgebildet. Er trägt ein gefaltetes Tuch in seiner rechten Hand, während er in der linken Hand einen mannshohen Stab, leicht schräg vor sich aufgestellt, hält. Seine Füße sind mit edlen Sandalen bedeckt, die nur an der Außenseite einen Riemen haben und oben eine Schnalle. Sein Beinkleid wird in der Hüfte mit einem Gürtel oder einer Schnur zusammengehalten. Seine Frau trägt ein langes Kleid, welches bis fast zu den Knöcheln reicht, jedoch keine Sandalen. Als Schmuck trägt sie ein edles Kopftuch. Ihre linke Hand ruht auf der Schulter ihres Mannes, der vor ihr steht.

    Im relativ schlecht erhaltenen ersten Register oben sind Goldschmiede bei der Arbeit zu sehen. Ganz rechts sitzen zwei Männer an einem niedrigen Tisch und halten eine große Halskette zwischen sich. Einer, der auf einem niedrigen Stuhl sitzt, scheint ein Zwerg zu sein. Hinter ihnen befindet sich ein weiteres Paar Zwerge, die ähnlich beschäftigt sind. Links von dieser letzteren Gruppe sitzt ein Mann auf dem Boden und hält eine fertige Halskette. Hinter ihm steht ein Mann mit verschränkten Armen, der ein Aufseher zu sein scheint, der die laufenden Arbeiten überwacht. Ganz links steht ein Mann, der dem Besitzer des Grabes gegenübersteht und einen langen Stab in der rechten Hand und ein Tuch in seiner linken trägt. Über all diesen Figuren ist eine Reihe von Halsketten verschiedener Art zu sehen, anscheinend die fertigen Artikel, die auf einem Regal ausgestellt sind.

    Am rechten Ende des zweiten und dritten Registers befindet sich die Darstellung einer Weinpresse, die bemerkenswert gut erhalten ist. Die Presse besteht aus einem Sack, der die Trauben enthält, durch deren schlaufenförmige Enden lange Stangen geschoben werden. Diese Stangen werden von vier Männern gehalten und werden in entgegengesetzte Richtungen gedreht, während ein fünfter Mann sich zwischen ihnen balanciert, die Stangen mit seinen Händen und nackten Füßen ergreift und seine ganze Kraft ausübt, um den Sack voll ausgestreckt zu halten. Da die Stangen verdreht sind, zieht sich der Sack zusammen und zerkleinert die Trauben, sodass der Saft in ein großes Gefäß fällt, das bereit ist, ihn aufzunehmen. Unmittelbar links von der Weinpresse, sind eine Reihe großer Gläser, die mit Wein gefüllt sind, sowie zwei Männer, von denen der eine rechts damit beschäftigt ist, das letzte der Gläser zu füllen, während sein Begleiter, der ihm nachfolgt, die Gläser schließt und versiegelt.

    Als Nächstes kommen ein paar Arbeiter auf dem Boden, die sich gegenüber sitzen, anscheinend genießen sie ein paar Momente Ruhe. Der Mann auf der linken Seite ist sehr natürlich und ansprechend dargestellt. Er sitzt mit gebeugten Beinen da, die Schenkel gegen seinen Körper gepresst; sein rechter Arm ist um seine Knie geschlungen, sein linker Fuß ist leicht vorgeschoben und ruht auf der Ferse. Sein Kopf ist nach vorne gebeugt, sein Kinn ruht auf seinem rechten Knie. Sein Begleiter sitzt mit gebeugten Beinen und gekreuzten Füßen an den Knöcheln da. Er stützt seinen Stab gegen seine Brust, um seine Hände freizuhaben, damit er einen Gegenstand halten kann, der jetzt nicht mehr erkennbar ist und der auf dem Boden zwischen ihm und seinem Gegenüber lag. Hinter ihnen befindet sich ein Mann, der einen großen Schrein zu bearbeiten scheint, der auf einem Schlitten vor ihm ruht.

    Am äußersten rechten Ende des dritten Registers sitzt ein Mann auf dem Boden, aber es ist nicht klar, was er tun soll. Hinter ihm polieren zwei Männer einen Tisch, der zwischen ihnen steht. Dann folgt eine zerstörte Stelle in der Mauer, die eine andere Gruppe von zwei Arbeitern zeigt, von denen einer einen Steinhammer mit großer Energie schwingt. Ihnen folgt ein Bildhauer, der an einer lebensgroßen Statue eines Mannes arbeitet, vermutlich von Nebemachet. Die Statue ist in sitzender Haltung und hält einen langen Stab in der linken Hand. Ganz links im Register arbeiten zwei Handwerker geduldig an zwei großen Steingefäßen. Ein Mann bohrt das Innere eines Gefäßes aus, während sein Begleiter ein fertiges Gefäß endgültig poliert.

    Das vierte Register zeigt eine Szene von Metallarbeitern; jene rechts scheinen Goldschläger zu sein, während die Gruppe links das Feuer unter einem Tiegel geschmolzenen Metalls bläst. Zwischen diesen beiden Gruppen von Arbeitern steht ein Mann und blickt nach rechts. Ein Bruch in der Mauer hat seine Gestalt fast vollständig zerstört.

    Das fünfte Register befindet sich in einem schlechten Erhaltungszustand, aber die darauf modellierte Szene könnte vielleicht Kupferschmiede darstellen, die sich mit der Herstellung von Kannen und Becken beschäftigen. Ganz rechts wiegen zwei Männer etwas in einer Handwaage ab, wahrscheinlich Metall.

    Die Ägypter starteten schon im Alten Reich große und langwierige Expeditionen, um begehrte Waren wie Myrre und Weihrauch mit anderen Völkern zu tauschen. Eine der frühesten Expeditionen dieser Art, über die wir aus Hieroglyphen-Inschriften wissen, ist eine Expedition ins sagenumwobene Land Punt, welches vermutlich in Somalia oder Äthiopien lag. Diese Expedition fand unter Sahure⁴⁵, einem König der 5. Dynastie bereits im 25. Jahrhundert v. Chr. statt. Da zu dieser Zeit Memphis⁴⁶, beim heutigen Kairo, der Ausgangspunkt, weil Hauptstadt des Alten Reichs, war, verlief die Expedition von da zuerst über die Ostwüste bis ans Rote Meer und von dort die Küste entlang per Schiff bis nach Punt. Zurück brachten die Ägypter unter anderem: Malachit, Myrre und Elektron, eine natürliche Gold-Silber-Legierung mit einem relativ hohen Goldanteil. Unter Sahure sind auch weitere Expeditionen und Handelsbeziehungen belegt, wie z. B. ins Wadi⁴⁷ Maghara und Wadi Kharit auf der Sinai-Halbinsel, um Kupfer und Türkis aus dortigen Minen abzubauen, sowie Holz aus Byblos⁴⁸, einer Küstenstadt im heutigen Libanon. Die 5. Dynastie zeichnete sich auch durch eine merkliche Zunahme an Priestern und Offiziellen aus, was sicher auch auf einen florierenden Handel mit Nachbarvölkern zurückzuführen ist.

    Abb. 11: Abwiegen des Goldes und Elektrons aus dem Land Punt, Hatschepsut-Expedition nach Punt (Somalia), Tempel der Hatschepsut (mittlere Terrasse) in Deir-el-Bahari, Neues Reich (18. Dyn., 15. Jh. v. Chr.).

    In der obigen Szene aus dem Terrassentempel der Hatschepsut bei Deir-el-Bahari⁴⁹ wird gemäß der Beischrift Elektron/Weißgold⁵⁰ (äg. Dam, sprich: Dscham) mittels einer großen Balkenwaage  ⁵¹ (äg. mechat) abgewogen, welches in Form von Ringen abgebildet ist. Auf der rechten Waagschale befinden sich 30 Ringe, auf der linken Waagschale drei zoomorphe Gewichte, die in der Beischrift als „Gewichtssteine" deklariert sind, in Form von Rindern, sodass je 10 Ringe einem dieser zoomorphen Gewichte entsprechen. Die Ringe haben daher vermutlich ein standardisiertes Gewicht.

    Abb. 12: Zwei Goldringe und sechs Weißgoldringe (70 % Gold, 30 % Silber) mit 4,35–5,04 cm Außendurchmesser aus dem Süden Ägyptens. Ihre Gewichte betragen: 88,06 g (≈ 6,5 Deben), 106,97 g (≈ 8 Deben), 108,59 g (≈ 8 Deben), 136,09 g (≈ 10 Deben), 137,38 g (≈ 10 Deben) und 165,03 g (≈ 12 Deben), zwei wurden noch nicht gewogen. Das Alter beträgt ungefähr 6000 Jahre und ist der derzeit älteste Goldfund Ägyptens. Fundort: Nahal Qanah Höhle, Israel.

    Auf der linken Seite der Waage steht der falkengesichtige Gott Horus⁵², der die linke Waagschale mit den zoomorphen Gewichten (siehe z. B. Abb. 5) hält und die Waage bedient. Er ist für die Wägung zuständig, während rechts der Waage die Göttin Seschat⁵³ mit ihrem 7-strahligen Stern⁵⁴ auf dem Kopf steht und das Ergebnis der Wägung aufzeichnet.

    Über der Waage steht geschrieben: „Die wahrhaft genaue Waage des Thot⁵⁵, die der Insibija⁵⁶ Maat-ka-re⁵⁷ für ihren Vater Amun-Re⁵⁸ gemacht hat, um Silber, Gold, Lapislazuli, echten Malachit und alle (Arten von) edlen Schmucksteinen zu wiegen. Als Beischrift zur Waage steht: „Wägen von Gold und Elektron, dem Besten der Abgaben der südlichen Fremdländer für Amun-Re, den Herrn der Throne der Beiden Länder⁵⁹. Als Beischrift zur Göttin Seschat steht: „Schriftliches festhalten, (sowie) berechnen der Summe, (die) in die Millionen, Hunderttausende, Zehntausende (und) Hunderte (geht): Erhalt der Schätze der südlichen Fremdländer für/durch Amun, den Herrn der Throne der Beiden Länder, den Gebieter von Karnak." ⁶⁰

    1.7 Ägyptische Hohlmaße und ihr Ursprung in Raummaßen basierend auf der Königselle

    In Ägypten existierten bereits im Alten Reich standardisierte Hohlmaße, wovon eines Hin⁶¹ und das andere Heqat⁶² hießen; letzteres hatte ein zehnmal größeres Volumen als ersteres. Das Heqat-Maß kann als Standardmaß des Neuen Reiches, der Spätzeit und der griechischrömischen Zeit charakterisiert werden.⁶³ Wissenschaftliche Untersuchungen haben gezeigt, dass man schon damals eine Umrechnung von Raummaßen in Hohlmaße vorgenommen hat.⁶⁴ So konnte gezeigt werden, dass ein Heqat = 1/30 einer königlichen Kubikelle – also zu 7 Handbreit – war. Die Auswertung zahlreicher Gefäßfunde konnte dies bestätigen.

    So wie später die Römer ihr Fußmaß als Grundlage zur Berechnung von Hohlmaßen, wie dem Quadrantal (= Amphore), benutzten, so taten dies schon die Ägypter mindestens seit dem Alten Reich mit der Königselle.⁶⁵

    Mit der Königselle von 52,36 cm (Cheops-Elle) ergibt sich somit für das Maß Heqat⁶⁶ 4.785 cm³ und damit für das Hin 478,5 cm³. Die Kubikelle ergab dann einen Wert von 143.549 cm³. Ein altägyptischer hɜr-Sack⁶⁷ besaß ein Volumen von ⅓ Kubikelle⁶⁸, also 47.850 cm³, was 10 Heqat oder 100 Hin entsprochen hat. Der mathematische Papyrus Rhind des Mittleren Reichs benutzt bei den Problemen 41–46 zur Berechnung von Kornspeichern keine bestimmte Kornart, wie etwa Gerste⁶⁹ (äg. jt) oder Weizen⁷⁰ (äg. sw.t), sondern benutzt den Überbegriff Korn⁷¹ (äg. sšr). Im Alten Reich gab es zudem noch ein Salbmaß für Öle, welches mit rund 1.440 cm³ vermutlich 1/100 Kubikelle entsprach. Für das Heqat sind bezogen auf das Kornmessen folgende Anteile nachgewiesen: ½, ¼, ⅛, 1/16, 1/32, 1/64. Dies entspricht den für Ägypten typischen Stammbrüchen, einer fortgesetzten Halbierung der Menge. Als Nicht-Kornmaß sind auch ⅓ und ⅔ belegt.⁷² Dies zeigt deutlich, dass die Ägypter damals nur im Dezimalsystem gerechnet haben und nicht wie die Sumerer aus einer Mischung von Sexagesimalsystem und Dezimalsystem. Die Babylonier haben dann später ausschließlich im Sexagesimalsystem gerechnet.

    1.8 Die Gewichtseinheiten Deben und Kite

    Der Deben ( dbn) war schon im Alten Reich eine Gewichtseinheit für Gold ( nbw/nwb), Silber ( HD) und Kupfer ( Hmt). Das altägyptische Wort  jHw bezeichnet ein Metallmaß (für Gold oder Silber). 10 Deben waren 1 Sep (sp), wie erstmals in einem Grab der 3. Dynastie verzeichnet ist. Neue Funde aus dem Süden Ägyptens belegen, dass es Gold- bzw. Weißgold-Gewichte mit der Masse von 10 Deben gab (siehe Abb. 12) und diese auf etwa 4000 v. Chr. datieren, also weit vor der 1. Dynastie. Die Einheit Deben wurde manchmal in Drittel unterteilt, wie es eine Reihe von Gräbern aus der 1. Dynastie (≈ 2920–2770 v. Chr.) belegen.⁷³ Die Kite als Einheit zu 1/10 Deben taucht erst ab dem Neuen Reich auf. Vor dem Neuen Reich war der Deben ein Gewicht zu etwa 13,64 g⁷⁴, ab dem Neuen Reich dann von knapp 91 g oder dem 6 ⅔-fachen des alten – oder, wie in zeitgenössischen hieroglyphischen Texten zu lesen ist, vom schweren – Deben. Mit dem leichten Deben war vermutlich die neue Einheit Kite (qd.t) zu knapp 9,1 g gemeint, bevor sie offiziell als Kite eingeführt wurde. So gab es auch in anderen Gegenden der Antike ein schweres und ein leichtes Pfund, wobei letzteres in der Regel der Hälfte des ersteren entsprach.

    Abb. 13:5-Deben-Gewicht aus dem Alten Reich des Königs Userkaf (5. Dynastie, um 2500 v. Chr.). Maße: Höhe 3,8 cm; Breite 2,5 cm; Tiefe 2,5 cm; Gewicht: 68,2 g.⁷⁵ Material: Gelber Jaspis oder Opal. Herkunft: Schenkung von Edward S. Harkness, 1935. Harkness Collection, 1924 von Herrn Harkness in Ägypten erworben. Metropolitan Museum of Arts, New York.

    Auf dem obigen Gewichtsstein ist zuerst der Name des Königs in eine Kartusche eingezeichnet (Userkaf), darunter befindet sich das Abbild eines Ringes, was für die Einheit Deben steht, da Metallgewichte meist in Ringen produziert wurden. Die fünf Striche darunter geben die Anzahl an Deben an. Aus dem perfekt erhaltenen 5-Deben-Gewicht des Alten Reichs errechnet sich ein Wert von 13,64 g pro Deben. Exakt den Wert weist HULTSCH⁷⁶ dem Ursprungsgewicht des schweren babylonischen Goldschekels zu. Es liegt also nahe, dass Handelsbeziehungen zwischen Ägypten und Mesopotamien, den beiden ersten großen Kulturnationen, schon früh stattgefunden haben, die zu einem gemeinsamen Gewichtsstandard geführt haben. Danach werden allerdings von beiden Nationen eigene Gewichtsstandards implementiert. Im Neuen Reich taucht so eine ägyptische Einheit auf, Kite genannt, die exakt ⅔ von 13,64 g ist oder knapp 9,1 g.⁷⁷ Da 10 Kite im Neuen Reich einem Deben entsprechen, ist dieser nun auf rund 91 g angewachsen.

    Untersuchungen⁷⁸ haben gezeigt, dass die Ägypter Wasser und Wein bei Hin-Angaben bezüglich der Umrechnung von Hin zu Deben⁷⁹ gleichgestellt haben.⁸⁰ Die Abweichungen betragen bei gleicheren äußeren Umständen, wie Temperatur und Luftdruck, maximal 5 ‰ in beide Richtungen. Ein Hin Wasser bzw. Wein entsprach 5 Deben Gewicht. Pommering nennt drei Deben-Standards für das neue Reich: 91 g, 94 g, 96 g. Nimmt man mit 94 g den mittleren Gewichtswert des Deben an, so ergibt sich ein Hin-Volumen von 470 cm³ oder rund 0,47 Liter. Bei 96 g pro Deben ergibt das Hin-Volumen 480 cm³. Nimmt man reines Wasser bei 25 °C, so wiegt ein Volumen von 480 cm³ 0,4785 Liter, was genau dem zuvor ermittelten Wert mittels Umrechnung von Raum- in Hohlmaße unter Zugrundelegung der Cheops-Elle entspricht.

    Abb. 14:1-Kite-Gewicht aus dem Mittleren Reich (12./13. Dynastie, 19./18. Jh. v. Chr.). Höhe: 2,1 cm; Breite: 1,3 cm; Tiefe: 1,3 cm. Gewicht: 9 g. Material: Kalkstein. Fundort: Ägypten, Memphitische Region, Lischt Nord, Friedhof. Metropolitan Museum of Arts, New York. Ausgrabungen, 1920-22.

    Die Einheit Kite des Neuen Reichs gab es vermutlich schon vor den ersten inschriftlichen Belegen des Neuen Reichs. So fand man bei Ausgrabungen in den 1920er Jahren durch das Metropolitan Museum of Arts in New York 15 Gewichtssteine von 8–10 g Gewicht bzw. Vielfache davon, die dem Mittleren Reich zugeordnet werden. Laut Auswertungen von Gewichtssteinen hat PETRIE⁸¹ den Bereich auf 8,91–9,87 g für die Einheit Kite (qd.t) angegeben.

    Abb. 15: Das Hethiterreich (dunkelrot seine Ausdehnung um 1590 v. Chr., hellrot die um 1300 v. Chr.) mit seiner Hauptstadt Hattusas.

    In einem Brief von Ramses II. an den hethitischen⁸² Prinzen Tashmi-Sharrumma zählt dieser Geschenke an ihn auf, darunter eine Tasse aus purem Gold im Gewicht von 49 Schekel.⁸³ Setzt man den Schekel zu 8,35 g an, wie Gewichtssteine aus der Zeit des persischen Königs Darius I. beweisen (siehe Kap. 4), so ergibt sich ein Gewicht von 409,2 g. Setzt man nun die ägyptische Kite zu 9,09 g an, so ergibt dies exakt 45 Kite. Ein Gewicht von 45 Kite entsprach nach HULTSCH⁸⁴ der leichten babylonischen Gold-Mine. Demnach entspräche das Geschenk von Ramses II. an den Hethiterprinzen exakt einer leichten babylonischen Mine bezüglich seines Goldgewichtes. Dies ist sicherlich kein Zufall und war von Ramses II. wohl beabsichtigt, da er davon ausgehen konnte, dass der Prinz die Goldtasse wiegen würde,

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