Die Feuerschale
Von Michael Thomsen
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Michael Thomsen
Michael Thomsen writes about sports, video games, technology, and political culture for The New Yorker, The New York Times, The Atlantic, Vanity Fair, Forbes, Wired, The New Republic, and other outlets. He lives in New York City.
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Buchvorschau
Die Feuerschale - Michael Thomsen
Inhalt
Vorwort
Gedichte
Essayistisches
Liste meiner Buchempfehlungen
„Ob ein Mann, der schreibt,
gut oder schlecht schreibt,
ist gleich ausgemacht,
ob aber einer, der nichts schreibt
und stille sitzt, aus Vernunft
oder aus Unwissenheit stille sitzt,
kann kein Sterblicher ausmachen."
(G. C. Lichtenberg)
Vorwort
2022 und 2023 waren für mich teilweise grauselige Jahre. In den letzten Jahren erlebten wir: Ständige Infektionserkrankungen und einen operationspflichtigen Bandscheibenvorfall in der Familie und immer wieder Ausfall der Kita, verspätete Züge und Staus auf den Autobahnen, bürokratische Hindernisse bei der Neugestaltung der Zukunft.
Nachwehen von Corona, Krieg in Europa, Inflation und Insolvenzen, weltweit Autokraten auf dem Vormarsch, oder genauer; sie werden gewählt. Nun wissen wir spätestens seit 1933, dass durch demokratische Wahlen ein Rassist und Faschist nicht zum Demokraten wird und dennoch fallen wir als Volk auf solche kranken Seelen rein, von manipulierten Massen gewählt, von Menschen - so sehe ich es -, die es anders wollen, aber nicht klar mehr erkennen können, wer lügt oder irrt, wer nur siegen will oder - mehr noch - Dunkles im Sinne hat, die enttäuscht sind von Bürokratie, gesteuerten Politikern und die sich – oft zu Unrecht – bevormundet fühlen.
Ungeniert lassen sich unsere Politiker als Handlanger von Lobbyisten missbrauchen und predigen weiter das Mantra vom steten Wachstum. Auf der anderen Seite werden Menschen, die dafür streiten, dass die Geschwindigkeit des Klimawandels durch restriktive Maßnahmen gestoppt wird, von konservativ-liberalen Hohlköpfen als Terroristen gebrandmarkt, die Grünen als Besserwisser beschimpft, die Linken- mittlerweile innerlich ob ihrer Erfolglosigkeit zerstritten - noch immer von vielen mehr als Stasi-Partei wahrgenommen als eine Alternative zum Mainstream. Und die SPD biedert sich aus rein taktischen Gründen Neoliberalen und Konservativen an. Viele Intellektuelle haben sich von der Partei längst verabschiedet, werden aber auch mit Linken und Grünen nicht wirklich glücklich. Ihre Stimmen fehlen im öffentlichen Raum oder verzetteln sich in Talk-Shows.
Eine Mehrheit links von der Mitte schafft es nicht, Liberale, Konservative und Nationalisten ob ihrer Irrlehren zu entlarven, weil immer noch alte Glaubenssätze in den Köpfen der Massen ihr Unwesen treiben. Denn nicht allein der technologische Fortschritt wird – wie viele GLAUBEN - die Menschheit retten können, sondern es erfordert vielmehr ein Umdenken und eine kollektive Suche nach dem rechten Maß. Demokratie findet nur noch - ehrlich - statt im Kabarett und die Gebildeten versäumen es aufzuklären und die Irrlehren der Rechten bloßzustellen. Sie wollen sie durch Häme und Missachtung ausschließen, anstatt die ihnen innewohnende, argumentative Kraft zu gebrauchen. Die Presse lobpreist den Skandal und vergisst die Hoffenden, versäumt das Beschreiben vorhandener Lösungswege und Ideen.
Niemand will verzichten, das Streben nach Wohlstand auf Kosten anderer und der Umwelt korrumpiert weiterhin die Urteilskraft vieler Menschen. Sie wissen zwar: Weniger kann mehr sein! Aber sie können nicht loslassen von Konsum und Umtriebigkeit, als sei es eine Sucht. Die Angst vor dem Fall, lässt sie weiter produzieren und konsumieren, um zu betäuben – die tiefe Angst und schwelende Wut.
Anstatt Reichtum zu finden im Miteinander, in Kultur und Kunst, sehen sie Reichtum nur im Besitz und Waren, im neuesten Produkt und Umsatzzahlen, dabei haben sie Müllberge und Ausbeutung von Natur und Mensch aus ihren Sichtfeldern geschoben; Kollateralschäden halt, die man noch zu meistern glaubt mit reinem Ingenieurwissen.
Tatsächlich lebe ich mit meinen Familienangehörigen im Vergleich zu Zeiten vor dem Weltkrieg und dem Kalten Krieg in relativem Wohlstand und Frieden und noch ist scheinbar unsere Rente und mein Umfeld und die Krankenversicherung meiner Enkel sicher.
Vielleicht klagen wir – typisch deutsch - auf einem zu hohen Niveau. Und dennoch lehrt uns die Wissenschaft und der Verlauf der Geschichte, wachsam zu sein. Hier kann ich Reinhard Mey mit seinem Lied „Sei wachsam" (https://www.youtube.com/watch?v=BVpnrTkQqTI) gut folgen. Sowohl die Parolen der Allgestrigen und von Verschwörungstheoretiker als auch der blinde Glaube der politischen Eliten an die unbegrenzt erscheinende Kraft der technologischen und digitalen Möglichkeiten lassen mich immer wieder kritisch nachdenken und ich lasse meinen Blick schweifen, um dann an die Dinge mein Herz zu heften, die mir Vertrauen und/oder Gewissheit schenken.
Besonders hoch im Kurs stehen da bei mir die Erkenntnisse der Wissenschaften und – ganz irgendwie anders: das Glück-Erleben im Rahmen der Familie. Und ich kann die Aussagen und Schlussfolgerungen von verirrten Seelen wie im Dunstkreis von Querdenkern und rechten Parteien wie der AfD überhaupt nicht nachvollziehen, habe aber Verständnis hinsichtlich ihres Misstrauens gegenüber vielen etablierten und emporkommenden Politikern.
Wem können wir noch vertrauen angesichts der zunehmenden Komplexität des Wissens und der staatsbürgerlichen Praxis? Ist nicht schon längst eine Art virtueller Krieg in unser Zusammenleben eingezogen?
Nicht Waffen allein, sondern viel mehr das Gift in Form von Misstrauen und eingeimpfter Vorteilsnahme, in Form von Geiz und Neid, das unter uns wütet und