Potenzial Schulassistenz (E-Book): Ein Praxishandbuch für Schulassistenzen, Lehrpersonen und Schulleitungen
Von Denise Da Rin und Adina Baiatu
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Über dieses E-Book
Denise Da Rin
Nach Abschluss des LehrerInnenseminars in Kreuzlingen studierte Denise Da Rin Soziologie, Germanistische Linguistik sowie Psycholinguistik und Sprechwissenschaft in Zürich und München. Sie unterrichtete während mehrerer Jahre an Volksschulen und war als Lehrbeauftragte für diverse Pädagogische Hochschulen tätig. Zudem arbeitete sie als Managementtrainerin in einer Schweizer Grossbank und gleichzeitig als Kursleiterin bei der Asylorganisation des Kantons Zürich. Dabei wirkte sie in einem Spannungsfeld zwischen «High Potentials» und «bildungsfernen Personen». Schliesslich war sie in dieser Zeit Mitgründerin und Co-Kuratorin des forums für zeitgenössische kunst – forum of contemporary art, das jungen Kunstschaffenden eine Ausstellungsplattform bot. Am Educational Engineering Lab des Instituts für Informatik der Universität Zürich forschte und lehrte sie zum Einsatz neuer Medien. Nach Abschluss ihrer Dissertation Vom E-Learning zum Blended Learning (Universität Luzern, 2004) war sie als Projektleiterin an der Universität St. Gallen tätig, wo sie u. a. für Qualitätsmanagementseminare für Bildungsinstitutionen und für Strategieberatungen von Kunden verantwortlich war. Bereichernde und abenteuerliche Lehr- und Wanderjahre führten sie nach Kolumbien und Mexiko, wo sie u. a. als Lehrplan-Projektleiterin sowie als Generaldirektorin der Schweizerschule tätig war. Aktuell arbeitet Denise Da Rin an der Pädagogischen Hochschule Zürich. Sie leitet das Zentrum Unterricht und Lernen und setzt sich mit Führungsansätzen an Hochschulen sowie Governancestrukturen auseinander. Denise Da Rin lebt mit ihrer Familie in Zürich.
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Buchvorschau
Potenzial Schulassistenz (E-Book) - Denise Da Rin
Denise Da Rin, Adina Baiatu (Hrsg.)
Potenzial Schulassistenz
Ein Praxishandbuch für Schulassistenzen, Lehrpersonen und Schulleitungen
ISBN Print: 978-3-0355-2344-7
ISBN E-Book: 978-3-0355-2345-4
Illustrationen: Claudia de Weck
1. Auflage 2023
Alle Rechte vorbehalten
© 2023 hep Verlag AG, Bern
hep-verlag.com
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Einleitung
Denise Da Rin, Adina Baiatu
Anmerkungen
Teil 1 Rolle und Funktion von Schulassistenzen
1 Empfehlungen für den Einsatz von Schulassistenzen
Adina Baiatu, Denise Da Rin
1.1 Der zielgerichtete Einsatz von Schulassistenzen
1.2 Handlungsfelder von Schulassistenzen
1.2.1 Das Handlungsfeld Unterricht
1.2.2 Das Handlungsfeld Schule
1.2.3 Kombinationsmöglichkeiten und weitere Tätigkeitsfelder
Anmerkungen
2 Aus der Praxis: Interview mit der Schulleitung der Schule Glattfelden
Adina Baiatu, Denise Da Rin
Anmerkungen
3 Stellungnahme des SchulAssistenzVerbands
Heidi Heiz, Claudia Schranz, Nadja Mayer, Judith Scheidegger
3.1 Zielsetzung und Einsatz von Schulassistenzen
3.2 Anforderungsprofil
3.3 Einsatz und Planung
3.4 Aus der Praxis
3.5 Unsere Vision
4 Häufig gestellte Fragen
Karin Fehr, Benjamin Blum
4.1 Fragen zu Anstellungsbedingungen
4.1.1 Vor Beginn der Anstellung
4.1.2 Während der Anstellung
4.1.3 Beendigung der Anstellung
4.2 Fragen zur Verantwortlichkeit von Schulassistenzen
Anmerkungen
Teil 2 Zusammenarbeit zwischen Lehrpersonen und Schulassistenzen
5 Zusammenarbeit gestalten
Annina Truniger, Bea Zumwald
5.1 Zentrale Aspekte bei der Gestaltung der Zusammenarbeit
5.1.1 Anleitung
5.1.2 Monitoring
5.1.3 Feedback
5.2 Begleitung und Betreuung von Schüler*innen – Gefahr der Inselbildung
5.3 Formen der Zusammenarbeit im gemeinsamen Unterricht
5.3.1 Empfohlene Formen der Zusammenarbeit
5.3.2 Bedingt empfohlene Form der Zusammenarbeit
5.3.3 Nicht empfohlene Formen der Zusammenarbeit
5.4 Reflexionsfragen für die weitere Zusammenarbeit
Anmerkungen
6 Aus der Praxis: Lehrperson Ariane und Schulassistenz Nadja berichten über ihre Zusammenarbeit
Adina Baiatu, Denise Da Rin
Anmerkungen
Teil 3 Konkrete Unterstützung im Unterricht
7 Das heutige Lern- und Unterrichtsverständnis
Denise Da Rin, Adina Baiatu
7.1 Was ist «guter» Unterricht?
7.2 Qualitätsmerkmale eines «guten» Unterrichts
Anmerkungen
8 Die Schulassistenz in kooperativen Unterrichtssettings
Adina Baiatu, Denise Da Rin
8.1 Merkmale des kooperativen Lernens
8.2 Think – Pair – Share
Anmerkungen
9 Unterstützung bei der Förderung überfachlicher Kompetenzen
Adina Baiatu, Denise Da Rin
9.1 Die überfachlichen Kompetenzen im Lehrplan 21 im Überblick
9.1.1 Personale Kompetenzen
9.1.2 Soziale Kompetenzen
9.1.3 Methodische Kompetenzen
9.2 Das Zusammenspiel zwischen fachlichen und überfachlichen Kompetenzen
9.3 Einflüsse auf die Entwicklung überfachlicher Kompetenzen
9.4 Praktische Hinweise
9.4.1 Unterstützung bei der Entwicklung personaler Kompetenzen
9.4.2 Unterstützung bei der Entwicklung sozialer Kompetenzen
9.4.3 Unterstützung bei der Entwicklung methodischer Kompetenzen
9.4.4 Unterstützung der Konfliktfähigkeit mittels Konfliktmoderation
Anmerkungen
10 Lernbegleitung von Schüler*innen
Adina Baiatu, Denise Da Rin
10.1 Das Grundverständnis von Lernbegleitung
10.2 Schritte der Lernbegleitung
10.2.1 Lern- und Unterstützungsbedarf feststellen
10.2.2 Lern- und Unterstützungsmaterialien zusammenstellen
10.2.3 Lernaufgaben und Materialien übergeben
10.2.4 Lernprozess begleiten
10.2.5 Lernprozess auswerten
Anmerkungen
Schlusswort
Denise Da Rin, Adina Baiatu
Literatur
Autor*innen
Vorwort
Es vergeht kaum ein Tag, an dem das Thema Schule und die vielfältigen Herausforderungen, mit denen ihre Akteur*innen konfrontiert sind, nicht in der Öffentlichkeit aufgegriffen und mit unterschiedlich fundierten Argumenten kontrovers diskutiert werden. Auch der Einsatz von Schulassistenzen ist davon betroffen: Diese werden von den einen als «Helping Hands» willkommen geheißen und überaus geschätzt und von anderen als Vorboten einer Deprofessionalisierung im Schulfeld kritisch betrachtet. Ungeachtet dieser unterschiedlichen Standpunkte sind Schulassistenzen an Schulen längst Realität. Sie leisten Wertvolles und bringen ein breites Erfahrungsspektrum in die Schulen ein. Die Realität zeigt aber auch, dass Schulassistenzen um Anerkennung kämpfen: Sei es im sozialen Schulgefüge, bezüglich der Wertschätzung ihrer geleisteten (Beziehungs-)Arbeit oder im Hinblick auf ihre zum Teil unbefriedigenden Anstellungsbedingungen.
Das vorliegende Handbuch geht auf wichtige Herausforderungen beim Einsatz von Schulassistenzen ein und zeigt auf, wie das Potenzial von Schulassistenzen für alle Beteiligten sinnstiftend und lernwirksam genutzt werden kann.
Ein solches Buchprojekt ist nicht ohne das Zutun vieler «Helping Hands» realisierbar. An dieser Stelle sei deshalb allen sehr herzlich gedankt, die zum Entstehen dieses Handbuches beigetragen haben – sei es in Form von redaktionellen Beiträgen, der Weitergabe ihrer Praxiserfahrungen, Interviewbeiträgen oder der kritisch-konstruktiven Durchsicht des Manuskripts: Karin Fehr und Benjamin Blum, Annina Truniger und Bea Zumwald, Yvonne Wild, Ariane Nikolic sowie Heidi Heiz, Claudia Schranz, Nadja Mayer und Judith Scheidegger. Tatjana Straka vom hep Verlag danken wir für das stets offene Ohr und die unkomplizierte Zusammenarbeit und Claudia de Weck, dass sie mit ihren Illustrationen mitgeholfen hat, das Buch lebendig werden zu lassen.
Denise Da Rin und Adina Baiatu
Einleitung
Denise Da Rin, Adina Baiatu
Volksschulen sind laufend von zahlreichen Entwicklungen und den damit verbundenen Herausforderungen betroffen. Lehrpersonen und Schulen haben viele unterschiedliche Aufgaben zu bewältigen: die Etablierung von Tagesschulen, die Inklusion von Kindern und Jugendlichen mit besonderem Bildungsbedarf, steigende Schülerzahlen, größere Klassen, Auswirkungen der digitalen Transformation auf Unterricht und Lernen, Lehrpersonenmangel. Die Aufzählung ließe sich fortführen. All diese Entwicklungen haben auch zur Folge, dass Schulen vermehrt Unterstützung von unterschiedlich spezialisiertem und qualifiziertem Personal erhalten, das zur Entlastung in ihrem anspruchsvollen Arbeitsumfeld beiträgt.
Im Zuge dieser Entwicklungen haben sich mehrere Funktionen und Rollen etabliert und zunehmend ausdifferenziert: Fachpersonen für schulische Heilpädagogik (SHP), Fachpersonen mit therapeutischen Qualifikationen für Logopädie oder Psychomotorik, die Schulsozialarbeit, ICT-Fachpersonen, aber auch Betreuungs- und Begleitungspersonal von Hort, Mittagstisch oder Hausaufgabenhilfe, das freiwillige Engagement von Senior*innen sowie in der Schweiz seit 2016 auch vereinzelt Zivildienstleistende, die in Schulen befristet Einsatz leisten.¹ Auch Schulassistenzen² gehören zu diesem sogenannt erweiterten Personal von Schulen.
Im Folgenden wird der Begriff «Schulassistenz» anstelle des in der deutschsprachigen Schweiz ebenfalls häufig verwendeten Begriffs «Klassenassistenz» verwendet, da sich die Einsatzgebiete und Handlungsfelder von Assistenzen in den letzten Jahren deutlich ausgeweitet haben und sie an Schulen über den Unterrichtsrahmen hinaus Hilfestellungen leisten.
In Sonderschulen sowie im US-amerikanischen Raum hat sich diese Unterstützungsform für Schüler*innen bereits in den 1950er-Jahren etabliert. «Paraprofessionals wurden in der Schule eingesetzt, um LehrerInnen mehr Zeit für die Unterrichtsplanung zu verschaffen und sie zu unterstützen.»³ Zu Beginn verrichteten sie Büroarbeiten wie Unterlagen kopieren und beaufsichtigten Kinder während den (Mittags-)Pausen. Dies änderte sich in den 1970er-Jahren, als Menschen mit Behinderung per Gesetz der freie Zugang zu angemessener Bildung an öffentlichen Schulen ermöglicht wurde. Die Rolle der Paraprofessionals weitete sich im Zuge dieser Entwicklungen auf die Unterstützung von Schüler*innen mit Behinderung in allgemeinbildenden Settings aus. Im deutschsprachigen Raum etablierte sich diese Begleitfunktion Ende der 1980er-Jahre, um Schüler*innen mit besonderem Bildungsbedarf in alltagspraktischen Situationen zu unterstützen und ihnen den Unterrichtsbesuch zu ermöglichen.⁴
Im Zuge der integrierten Sonderschulung an Volksschulen nimmt die Zahl von Schulassistenzen auch in der Schweiz zu. Ihr Einsatzgebiet hat sich hierzulande von medizinisch-pflegerischen Tätigkeiten in Sonderschulen auf praktische und pädagogische Unterstützungshandlungen bei der Alltagsbewältigung und beim Lernen in der Regelschule verschoben.
Die internationale Fachliteratur betrachtet den zunehmenden Einsatz von Schulassistenzen als Ergänzung und Ausgleich von nicht vorhandenem (sonder-)pädagogischem Personal größtenteils kritisch. Allerdings unterscheiden sich die Rahmenbedingungen und Aufgaben von Schulassistenzen in den verschiedenen Ländern, und die Forschungserkenntnisse