CHANGE BEFORE YOU HAVE TO: Wie Sie JETZT einen Veränderungsprozess in Richtung Nachhaltigkeit gestalten
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Über dieses E-Book
Mira Maria Meiler
Mira Maria Meiler ist Sparring Partnerin für die nachhaltige Umsetzung von Veränderungen, Organisationsberaterin, Autorin und Coach. Seit über 20 Jahren begleitet Sie Menschen, Teams und Organisationen in Change Prozessen wie z.B. bei Merger, Umstrukturierungen, Nachhaltigkeits-Initiativen, agiler Transformation usw. Ihre Leidenschaft ist die kulturelle Weiterentwicklung von Organisationen, wobei menschliche und ökologische Aspekte sowie wirtschaftliche Erfordernisse in Einklang gebracht werden. Mira Maria Meiler studierte Betriebswirtschaft an der Wirtschaftsuniversität Wien und absolvierte mehrere meist systemisch orientierte Ausbildungen. Darüber hinaus ist sie geprägt durch eine Vielfalt an Lebenserfahrungen als Projektmanagerin, Unternehmerin, Therapeutin, Künstlerin, Organisationsberaterin und Partnerin einer internationalen Beraterfirma. 2015 gründete sie die Beraterfirma essence consulting und betreibt diese mit einem Netzwerk an Kooperationspartnern im deutschsprachigen Raum. www.essenceconsulting.at
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Buchvorschau
CHANGE BEFORE YOU HAVE TO - Mira Maria Meiler
1. Wieso gerade jetzt?
In vielen Organisationen ist derzeit Bedarf nach Veränderung, in manchen sogar nach grundlegendem Wandel. Das bisher erfolgreiche Konzept „Schneller-Weiter-Höher" kommt an Grenzen. Erschöpfung der MitarbeiterInnen, hohe Fluktuation und mangelnde Bereitschaft, an Veränderungen mitzumachen, sind hohe Preise, die immer weniger Organisationen zahlen möchten. Gleichzeitig zwingen neue Technologien, Marktveränderungen und Preiserhöhungen Unternehmen zum Umdenken und manche sogar zur Anpassung des gesamten Geschäftsmodells.
Und dann ist da noch das Klima. Das Klima, das sich in den letzten Jahren massiv gewandelt hat und uns jenseits aller natürlicher, zyklischer Schwankungen einen starken Anstieg der Temperatur auf diesem Planeten beschert hat. VerursacherInnen davon sind höchstwahrscheinlich wir selbst – die KonsumentInnen und Wirtschaftstreibenden dieser Erde, die sich ganz sorglos ihrer Ressourcen bedient haben. In einer idealen Welt wäre es eigentlich naheliegend, dass auch wir selbst diesen Ausrutscher der Menschheit wieder beheben und gemeinsam und mit großer Anstrengung gegen diese ungünstige Entwicklung steuern. Fehler sind schließlich menschlich. Das Problem ist jedoch:
Der Mensch ist gierig und die Klimakrise ist noch nicht nah genug, sodass wir uns alle gleichzeitig erheben würden und uns auf der Stelle in Richtung Nachhaltiges Wirtschaften bewegen.
Sprich, es ist noch nicht heiß und trocken genug, die Stürme und Überschwemmungen sind noch nicht verheerend genug, die Kosten für CO2-Emmissionen sind noch nicht hoch genug, der Weg zu den regionalen BäuerInnen auf jeden Fall zu unbequem, die Plastikverpackung ist einfach praktisch, die Wartezeiten für die Genehmigung von Photovoltaik-Anlagen ohnehin viel zu lange, der Diesel ist noch erschwinglich und die Bahn kommt sowieso immer zu spät. Die Meinung, dass Mülltrennung sinnlos ist, weil in der Verbrennungsanlage sowieso wieder alles gemeinsam verbrannt wird, hält sich hartnäckig und den alten Kühlschrank stelle ich einfach in den Müllraum, anstatt ihn ordnungsgemäß zu entsorgen (das gibt’s wirklich noch!).
Neben dem Gefühl der Überforderung ob der vielen Notwendigkeiten ist ein weiterer Grund für das Zaudern vieler Menschen, dass sie noch gar nicht wissen, was Nachhaltiges Wirtschaften eigentlich ist. Nachhaltiges Wirtschaften bedeutet laut ‚Lexikon der Nachhaltigkeit‘, dass Organisationen ihr Kerngeschäft sowohl sozial und ökologisch verantwortlich als auch wirtschaftlich erfolgreich betreiben. Produkte und Dienstleistungen sollen zu einer nachhaltigen Entwicklung beitragen, die die Lebensgrundlage künftiger Generationen sicherstellt und mehr soziale Gerechtigkeit zwischen Nord und Süd bewirkt. Unternehmen mit einem nachhaltigen Geschäftsmodell sorgen für gute Arbeitsbedingungen und faire Löhne für die eigenen MitarbeiterInnen und die der ZulieferInnen überall auf der Welt und nutzen natürliche Ressourcen effizient und vermeiden umwelt- oder gesundheitsschädliche Inhaltstoffe. Kurz zusammengefasst soll weder Mensch noch Umwelt ausgebeutet werden und trotzdem Wohlstand herrschen.
Doch selbst wo bereits ein Verständnis für Nachhaltigkeit und Klimawandel da ist, ist Veränderung in guten Zeiten selten eine Lieblingsbeschäftigung von Unternehmern und Top-Managern. Denn wenn es gerade gut läuft, ist die Verlockung groß, kurzfristig möglichst viel Gewinn abzuschöpfen. Manchmal übersieht man dann allerdings wichtige ökonomische, technische und ökologische Entwicklungen und ist nach einiger Zeit nicht mehr konkurrenzfähig, die besten Leute laufen davon und neue gesetzliche Rahmenbedingungen zwingen einen in die Knie. Daher die dringende Empfehlung:
CHANGE BEFORE YOU HAVE TO
Diese Aussage stammt zwar ursprünglich von dem durchaus als profitorientiert zu bezeichnenden US-amerikanischen Manager Jack Welsh, doch bezogen auf Nachhaltigkeit ist es ein äußerst passender Aufruf, Veränderungen zu initiieren, bevor die Natur, die Konsumenten oder gesetzliche Regelungen Sie dazu zwingen. Wenn Sie es also noch nicht getan haben, fangen Sie bitte noch heute an, sich in Ruhe hinzusetzen und zu überlegen, wo Sie mit Ihrer Firma eigentlich stehen hinsichtlich Nachhaltigkeit. Wenn Sie wollen, jetzt gleich! Dann blättern Sie direkt zum Kapitel ‚Vorgehensmodell‘ und starten mit der Frage: Was bedeutet für Sie ganz persönlich Nachhaltigkeit? Was bedeutet es für Ihr Management-Team? Was für Ihre MitarbeiterInnen? Gemeinsame Begrifflichkeiten und Sichtweisen zu den Begriffen helfen bei einem guten Start in die richtige Richtung.
Aber zurück zur Motivation. Was ich schon in meinem ersten Buch ‚Emotionales Change Management‘ beschrieben habe, ist, dass Menschen sich immer nur dann bewegen, wenn sie 1) verstehen, worum es geht und 2) einen emotionalen Grund haben für die Veränderung. Es sollen also bei möglichst vielen MitarbeiterInnen sowohl Hirn als auch Herz in Resonanz mit einem Veränderungsziel gehen, dann hat das Projekt eine Chance! Ohne diesem „Sense of Urgency" wird es nicht einmal richtig losgehen, geschweige denn bis zur Umsetzung durchgehalten werden. Und anschließend geht es darum, eine passende Vision und Unternehmenskultur zu schaffen, die den nachhaltigen Wandel unterstützen.
Aber eines nach dem anderen. Nachdem Sie dieses Buch in der Hand halten, nehme ich an, dass Sie bereits eine gewisse Neugier für das Thema Nachhaltiges Wirtschaften mitbringen, sich gerne noch Futter für Hirn und Herz abholen und damit für die Motivation, in Ihrer Organisation rechtzeitig zu starten. Rechtzeitig? Wann ist das?
JETZT
Sie sehen schon, dieses Buch verliert keine Zeit, Sie vom sprichwörtlichen Sonnenbalkon zu scheuchen (dazu später mehr) und an die Werkbank zu schicken. Als Change-Beraterin wird man meist erst geholt, wenn es schon fast zu spät ist.
Wenn man rechtzeitig startet, notwendige Veränderungen in die Wege zu leiten, ist der Prozess mit Sicherheit effizienter und weniger schmerzhaft, als wenn man erst dann etwas verändert, wenn man muss.
In der Krise geht die Motivation schnell in den Keller, das Geld muss massiv zusammengehalten werden und Innovation ist mit Zähne zusammenbeißen auch nicht besonders einfach. Josef Scheidl, einer meiner Interviewpartner, die den Inhalt dieses Buches maßgeblich bereichert haben, sagte sehr treffend: „Sie können über große Veränderungen nicht nachdenken, wenn Sie längere Zeit Verluste schreiben."
Im proaktiven Change hingegen können die Menschen kreativ werden, unkonventionelle Ideen spinnen, Neues ausprobieren und – gesundes Wirtschaften vorausgesetzt – auch den einen oder anderen Euro für Investitionen einsetzen und sich so schrittweise in Richtung Nachhaltigkeit bewegen, ohne gleich das gesamte Geschäftsmodell umzukrempeln.
Der größte Feind von proaktivem Change ist die Angst. Die Psychologin Isabella Uhl-Hädicke untersuchte in mehreren Studien, woran es liegt, dass sich Menschen nur sehr zaghaft in Richtung nachhaltiges Alltagshandeln begeben. Ein wichtiger Grund scheint zu sein, dass die Klimakrise - wenn man sich einmal damit auseinandersetzt - etwas so Großes und Bedrohliches ist, dass viele Menschen regelrecht erstarren und es als sicherer empfinden, auf dem behaglichen, gewohnten Weg zu bleiben, Argumente gegen Nachhaltiges Wirtschaften zu sammeln und sich auch mit gleichdenkenden Menschen umgeben, anstatt sich aus der Komfortzone zu bewegen, querzudenken und sich in Think-Tanks – also an der Schnittstelle zwischen Wirtschaft und Politik - mit neuen Leuten auszutauschen. Um die Klimakrise zu stemmen, werden aber genau die letztgenannten Dinge notwendig werden.
Meine Hoffnung liegt da ganz bei den Wirtschaftstreibenden und weniger bei der Politik. Auch wenn politische Rahmenbedingungen einen großen Beschleuniger in Richtung Umweltschutz bringen können, sind es doch die Unternehmen, die den Pfad zu den Klimazielen umsetzen müssen, und zwar nicht auf Kosten ihrer Wirtschaftlichkeit, sondern möglichst so innovativ, dass sowohl die EigentümerInnen, die Menschen im Unternehmen und die Umwelt davon profitieren.
Ein Unternehmen in Richtung Nachhaltiges Wirtschaften zu lenken, ist allerdings kein Kindergeburtstag, sondern eine Transformation in jeder Hinsicht.
Echte Nachhaltigkeit macht vor keinem Bereich und keiner Hierarchie-Ebene halt und mischt sich in alle Abläufe der Organisation ein. Zumindest dann, wenn Sie Nachhaltigkeit nicht nur als Marketing-Gag behandeln, sondern als strategische Geschäftschance für die Zukunft. Immer mehr Organisationen sehen eine Riesenchance darin, sich mit diesem Thema zu beschäftigen, kann es doch Vorteile wie Erhöhung der Arbeitgeberattraktivität, Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit oder gar richtungsweisende Produktinnovationen mit sich bringen.
Darüber hinaus sind immer mehr Organisationen durch gesetzliche Rahmenbedingungen oder Erwartungen von LieferantInnen und KundInnen gefordert, sich mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinanderzusetzen. Doch je mehr man sich damit beschäftigt, desto komplexer wird es und folgende Fragen tauchen auf:
• Wie gelange ich zu einer Nachhaltigkeitsstrategie, die zu meiner Organisation passt?
• Welche Rahmen sind anzuwenden und wie bekomme ich sie nachhaltig umgesetzt?
• Wie kann ich sowohl die Belegschaft als auch das Management für Nachhaltigkeit motivieren?
Der große Unterschied zu „normalen" Change Projekten ist, dass Nachhaltigkeits-Initiativen nicht an den Unternehmenspforten aufhören und daher noch mehr Commitment und Konsequenz für die Umsetzung erforderlich sind. Um den Umschwung in der Wirtschaft zu schaffen, wird es daher viele Menschen brauchen, die sich mit allen Facetten von Nachhaltigkeit beschäftigen und sich ernsthaft auf den Weg machen. Wenn Sie einer von diesen Menschen sind, finden Sie in diesem Buch einen praktischen Leitfaden, der Ihnen die Navigation durch einen Sustainability-Change ermöglicht und auf Schwierigkeiten und Möglichkeiten in den einzelnen Phasen eingeht.
Das Buch bietet Ihnen einen 360-Grad-Blick auf das Thema Nachhaltigkeit, soll zur Orientierung zu diesem komplexen Thema beitragen und Lust auf ein entsprechendes Projekt machen. Zu Beginn beleuchte ich die Hintergründe zu den drei Bereichen von Nachhaltigkeit – Wirtschaft, Mensch und Ökologie – und beschreibe, welche Tendenzen und Megatrends aktuell in der Welt zu diesen Aspekten wahrnehmbar sind. Danach widme ich ein Kapitel der Haltung als wichtige Basis für die Umsetzung von Nachhaltigkeitsprojekten: Offenheit für Neues, hohes Verantwortungsbewusstsein und die Bereitschaft, den Weg gemeinsam mit anderen Menschen in- und außerhalb des Unternehmens zu gehen, sind einige Aspekte davon.
In Kapitel fünf erhalten Sie das nötige Basiswissen: relevante Begriffe, gängige Rahmenwerke und aktuelle gesetzliche Regelungen rund um das Thema Nachhaltigkeit bieten Ihnen hier Orientierungshilfe im begrifflichen Dschungel von Internet und Medien. Das Herzstück des Buches ist das nun folgende Vorgehensmodell. Es gibt Ihnen einen konkreten Leitfaden für die Umsetzung des Veränderungsprozesses in Richtung Nachhaltigkeit an die Hand und lebt von meiner langjährigen Erfahrung mit der Begleitung von Menschen in Organisationen bei teils sehr schwierigen Transformationen. Alles, was dort geschrieben steht, ist gemeinsam mit anderen erfahrenen BeraterInnen praktisch erprobt und wurde im Laufe der Jahre immer mehr verfeinert.
Ein wichtiger Erfolgsfaktor für das Gelingen ist das Verständnis für Dynamiken in Veränderungsprozessen, welches ich im nächsten Kapitel beleuchte. Dies bewahrt Sie davor, dass Sie bei den ersten Emotionen und Widerständen bei der Umsetzung zu zögern beginnen und das Projekt ins Stocken gerät oder gar abgebrochen wird.
Und dann lasse ich