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3 Klasse Krimis für den Strand Juni 2023
3 Klasse Krimis für den Strand Juni 2023
3 Klasse Krimis für den Strand Juni 2023
eBook518 Seiten6 Stunden

3 Klasse Krimis für den Strand Juni 2023

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Über dieses E-Book

Dieses Buch enthält folgende Geschichten:



Alfred Bekker: Kubinke und der kommende Tod

Alfred Bekker: Die Gen-Bombe

Alfred Bekker: Killer ohne Reue







Terroristen haben einen Bio-Waffen-Angriff auf Berlin in Planung. Zunächst gibt es nur diffuse Gerüchte, die das BKA über Informanten erreichen. Aber als eine Gruppe scheinbar zu allem entschlossenen Täter dann zuschlägt, bricht Panik aus. Kommissar Harry Kubinke und sein Team ermitteln - und finden heraus, dass alles ganz anders ist, als es zunächst den Anschein hat!
SpracheDeutsch
HerausgeberAlfredbooks
Erscheinungsdatum5. Juni 2023
ISBN9783745230550
3 Klasse Krimis für den Strand Juni 2023
Autor

Alfred Bekker

Alfred Bekker wurde am 27.9.1964 in Borghorst (heute Steinfurt) geboren und wuchs in den münsterländischen Gemeinden Ladbergen und Lengerich auf. 1984 machte er Abitur, leistete danach Zivildienst auf der Pflegestation eines Altenheims und studierte an der Universität Osnabrück für das Lehramt an Grund- und Hauptschulen. Insgesamt 13 Jahre war er danach im Schuldienst tätig, bevor er sich ausschließlich der Schriftstellerei widmete. Schon als Student veröffentlichte Bekker zahlreiche Romane und Kurzgeschichten. Er war Mitautor zugkräftiger Romanserien wie Kommissar X, Jerry Cotton, Rhen Dhark, Bad Earth und Sternenfaust und schrieb eine Reihe von Kriminalromanen. Angeregt durch seine Tätigkeit als Lehrer wandte er sich schließlich auch dem Kinder- und Jugendbuch zu, wo er Buchserien wie 'Tatort Mittelalter', 'Da Vincis Fälle', 'Elbenkinder' und 'Die wilden Orks' entwickelte. Seine Fantasy-Romane um 'Das Reich der Elben', die 'DrachenErde-Saga' und die 'Gorian'-Trilogie machten ihn einem großen Publikum bekannt. Darüber hinaus schreibt er weiterhin Krimis und gemeinsam mit seiner Frau unter dem Pseudonym Conny Walden historische Romane. Einige Gruselromane für Teenager verfasste er unter dem Namen John Devlin. Für Krimis verwendete er auch das Pseudonym Neal Chadwick. Seine Romane erschienen u.a. bei Blanvalet, BVK, Goldmann, Lyx, Schneiderbuch, Arena, dtv, Ueberreuter und Bastei Lübbe und wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt.

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    Buchvorschau

    3 Klasse Krimis für den Strand Juni 2023 - Alfred Bekker

    Alfred Bekker

    3 Klasse Krimis für den Strand Juni 2023

    UUID: ba31a1d4-278d-498d-893d-e71521996cd6

    Dieses eBook wurde mit StreetLib Write (https://writeapp.io) erstellt.

    Inhaltsverzeichnis

    3 Klasse Krimis für den Strand Juni 2023

    Copyright

    Kubinke und der kommende Tod

    Die Gen-Bombe

    Killer ohne Reue

    3 Klasse Krimis für den Strand Juni 2023

    Alfred Bekker

    Dieses Buch enthält folgende Geschichten:

    Alfred Bekker: Kubinke und der kommende Tod

    Alfred Bekker: Die Gen-Bombe

    Alfred Bekker: Killer ohne Reue

    Terroristen haben einen Bio-Waffen-Angriff auf Berlin in Planung. Zunächst gibt es nur diffuse Gerüchte, die das BKA über Informanten erreichen. Aber als eine Gruppe scheinbar zu allem entschlossenen Täter dann zuschlägt, bricht Panik aus. Kommissar Harry Kubinke und sein Team ermitteln - und finden heraus, dass alles ganz anders ist, als es zunächst den Anschein hat!

    Copyright

    Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

    Alfred Bekker

    © Roman by Author

    COVER A.PANADERO

    © dieser Ausgabe 2023 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

    Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

    Alle Rechte vorbehalten.

    www.AlfredBekker.de

    postmaster@alfredbekker.de

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    Alles rund um Belletristik!

    Kubinke und der kommende Tod

    von Alfred Bekker

    Ein Harry Kubinke Krimi

    Terroristen haben einen Bio-Waffen-Angriff auf Berlin in Planung. Zunächst gibt es nur diffuse Gerüchte, die das BKA über Informanten erreichen. Aber als eine Gruppe scheinbar zu allem entschlossenen Täter dann zuschlägt, bricht Panik aus. Kommissar Harry Kubinke und sein Team ermitteln - und finden heraus, dass alles ganz anders ist, als es zunächst den Anschein hat!

    Alfred Bekker schreibt Krimis der Sonderklasse - hart, actionreich und überraschend in der Auflösung. Ermittler auf den Spuren skrupelloser Verbrecher. Spannende Romane in einem Buch: Ideal als Urlaubslektüre.

    Mal provinziell, mal urban. Und immer anders, als man zuerst denkt.

    Alfred Bekker ist ein bekannter Autor von Fantasy-Romanen, Krimis und Jugendbüchern. Neben seinen großen Bucherfolgen schrieb er zahlreiche Romane für Spannungsserien wie Ren Dhark, Jerry Cotton, Cotton reloaded, Kommissar X, John Sinclair und Jessica Bannister. Er veröffentlichte auch unter den Namen Neal Chadwick, Henry Rohmer, Conny Walden und Janet Farell.

    Copyright

    Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books und BEKKERpublishing sind Imprints von Alfred Bekker.

    © by Author /COVER STEVE MAYER

    © dieser Ausgabe 2019 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen.

    Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

    Alle Rechte vorbehalten.

    www.AlfredBekker.de

    postmaster@alfredbekker.de

    1

    Ich traf mich mit einer Informantin irgendwo im alten Westen Berlins, und zwar in einem Restaurant, dass den Namen Indianerküche trug.

    Ich kannte das Lokal noch nicht.

    Auch wenn man viel in der Stadt herumkommt, wie das bei mir zwangsläufig der Fall ist, kann man nicht alles kennen, oder?

    Bei dem Namen Indianerküche dachte ich eher an so einen übriggebliebenen Sponti-Schuppen aus den Siebzigern oder Achtzigern. Ein Ort, wo sich die Geister von Punks, Hausbesetzern und David Bowie gute Nacht sagten.

    Aber die Indianerküche war ein Haute Cuisine Tempel, spezialisiert auf indianische Küche. Was immer man darunter auch verstehen mochte.

    Und die Preise waren jenseits aller Pommes- und Currywurstbuden in Regionen, die das Spesenkonto unserer Abteilung eigentlich nur zuließ, wenn man sich mit einem Top-Drogenhändler traf, um ihn umzudrehen oder irgendetwas in der Art.

    Die Informantin schien austesten zu wollen, wie wichtig sie war.

    Okay, geschenkt, dachte ich.

    „Gefällt es dir hier, Harry?", fragte sie lachend.

    „Ich habe dir nicht erlaubt, mich Harry zu nennen."

    „Dann soll ich Kubinke sagen?"

    „Also…"

    „Oder stehst du drauf, wenn ich Kommissar sage?"

    „Am besten, du sagst mir einfach, was du für mich an Neuigkeiten hast und dann entscheide ich, ob ich dir hier ein Essen bezahle, das unsere Abteilung normalerweise nicht übernehmen würde."

    „Das Bundeskriminalamt ist knauserig geworden? Das ich nicht lache…"

    „Ist es nunmal."

    Sie lachte.

    „Ach, Kubinke, wer so einen Arbeitgeber hat wie du, der braucht keine Feinde mehr, oder?"

    „Also sag schon, was liegt an?"

    „Nicht so ungeduldig, Kubinke."

    „Gut, dann geduldig."

    „Also erstmal brauchst du dir keine Sorgen zu machen."

    „In wie fern?"

    „Dass du hier was bezahlen musst."

    „Ach, nee?"

    „Du bist heute ausnahmsweise mal eingeladen. Ich weiß, dass wir das normalerweise anders herum handhaben, und zwar nicht, weil du der Mann bist und ich die Frau, sondern weil wir uns darüber immer einig waren, dass der Staat die Leute gut bezahlen sollte, die etwas für ihn tun. Und wenn es nur darum geht, ein paar Kriminelle zu verpetzen. Das ist ja auch ein Beitrag zum allgemeinen großen Ganzen, oder?"

    Ich seufzte.

    Manchmal hat sie so Anfälle.

    Dann redet sie in einem fort. Meistens nur Stuss. Aber wenn man da versucht einzugreifen, dann wird es nur schlimmer. Und dauert länger.

    Ich setzte darauf, dass es am schnellsten vorbei ging, wenn ich so wenig wie möglich auf diesen Unsinn einging. Eine Taktik, die oft klappt. Und bei ihr klappte das besonders gut. Meistens jedenfalls. Aber man kann ja nicht immer gewinnen, oder?

    Ich wollte auch gar nicht im Einzelnen wissen, was sie geraucht oder eingeworfen hatte, bevor Sie sich mit mir verabredet hatte.

    „Ich lad dich ein, Kubinke. Dann bekommst du keinen Ärger mit deiner Spesenstelle."

    „Okay. Was ist passiert? Selbst unter die Drogendealer gegangen?"

    „Ich habe ein paar sehr gut zahlende Stammfreier."

    „Ah, verstehe."

    „Es läuft sehr gut für mich zurzeit und ich lasse gerne andere an meinem Erfolg teilhaben."

    „Okay."

    „Abgesehen davon habe ich ein paar glückliche Investitionenen getätigt, wenn ich das mal so sagen darf."

    „Was denn für Investitionen?, fragte ich. „Vielleicht kannst du einen armen Kriminalkommissar mal darüber aufklären, wie man mit Geld umgehen sollte.

    „Besser nicht."

    „Wieso?"

    „Was ich dir sagen könnte, enthält vielleicht Informationen, die einen Polizisten beunruhigen könnten… Wenn du verstehst, was ich meine."

    Ich musste grinsen. „Ja, ich denke schon."

    „Na, siehst du."

    „Tja…"

    „Nimm’s nicht krumm."

    „Auf die Idee käme ich nie."

    „Echt nicht?"

    „Echt nicht."

    „Na, dann ist es ja gut. Und vor allem: Du hast ja deine Pension. Die kann dir keiner nehmen. Ich hingegen, als freie Unternehmerin, muss vorsorgen."

    „Ja, dafür habe ich Verständnis."

    „Siehst du!"

    „Kannst du mir irgendwas besonderes aus der indianischen Küche empfehlen?"

    „Kann ich. Wird dir schmecken."

    „Hauptsache, man muss hinterher nicht so furzen."

    „Keine Sorge. Ist aber alles scharf!"

    „Damit habe ich keine Probleme."

    „Die haben sogar was Vegetarisches."

    „Wie alle heute."

    „Genau."

    „Ich bin kein Vegetarier."

    „Ich auch nicht."

    „Schon klar."

    „Schließlich lebe ich ja von der Fleischeslust."

    „So kann man es auch sehen."

    „Genau so sehe ich es."

    „Fressen und fressen lassen."

    „So viel Toleranz ist leider selten geworden, Kubinke!"

    Ich seufzte. „Ja, in diesem Punkt haben wir alle schon bessere Zeiten erlebt."

    2

    Das Essen war scharf. So scharf, dass einem zwischendurch die Luft wegbleiben konnte. Und natürlich musste man davon furzen. Ich versuchte, es so gut es im ging zu vermeiden.

    Der Gentleman pupst und schweigt.

    Meine Gesprächspartnerin war da etwas hemmungsloser.

    „Hör zu, da wird irgendeine große Sache geplant, sagte sie. Ein Terror-Anschlag, der ganz Berlin treffen wird. Vielleicht halb Europa.

    „Und damit kommst du erst nach dem Essen, um mir die Laune nicht zu verderben, oder wie soll ich das verstehen?"

    „Kubinke, versteh’s, wie du es willst. Es geht um einen Angriff mit Bio-Waffen."

    „Wer hat dir das erzählt?"

    „Jemand, der für gewöhnlich gut unterrichtet ist."

    „Und der hat es von jemand anderem gehört und so weiter. Wohl sinnlos nach der eigentlichen Quelle zu fragen."

    „Kubinke, ich würde das ernstnehmen. Wenn ihr irgendetwas über eine Attacke mit Krankheitserregern oder dergleichen hört, dann nehmt das um Gottes Willen ernst. Da laufen offenbar konkrete Pläne. Es sollen in einem Labor Proben mit hochinfektiösem Material verschwunden sein."

    „Hast du gehört!"

    „Ja."

    „Sowas hätte uns gemeldet werden müssen!"

    „Willkommen in der Realität, Kubinke! Es halten sich leider nicht alle an die Gesetze. In meinem Gewerbe müsste man eigentlich Steuern und Sozialversicherung zahlen und sich beim Ordnungsamt registrieren lassen. Tun aber auch nur die wenigsten."

    „Tja. Weißt du noch mehr über das verschwundene infektiöse Material?"

    Sie schüttelte den Kopf und kaute dabei.

    „Den Rest müsst ihr schon rausfinden."

    „Wie üblich…"

    „Ich werde mich aber umhören."

    „Okay.."

    „Tust du mir auch einen Gefallen?"

    „Kommt drauf an."

    Sie sah mich einige Augenblicke prüfend an, dann sprach sie mit gedämpfter Stimme weiter. „Es geht um dieses Lokal. Der Betreiber hat ein Problem."

    „So?"

    „Es gibt da so eine linke Antifa-Gruppe, die ihn terrorisiert."

    „Wieso das denn?"

    „Wegen der Ausrichtung seines Restaurants."

    „Ein Bonzenschuppen mit Haute Cuisine im Kiez. Das wollen die nicht. Haben wir leider öfter mal. Die nennen das Kampf gegen Gentrifizierung."

    „Nein, darum geht es nicht."

    Ich hob die Augenbrauen. „Worum dann?"

    „Es geht um den Namen und die Ausrichtung."

    „Indianerküche?"

    „Das sei kolonialistisch-rassistische Aneignung des Kulturgutes indigener Völker. Außerdem sei der Begriff Indianer mit reaktionärer Wildwestromantik konnotiert und Ausdruck von strukturellem Rassismus. So ähnlich stand es in einem Bekennerschreiben, das mit ein paar Steinen durch die Scheibe geflogen ist."

    „Da wird aber viel >konnotiert<", meinte ich.

    „Das ist systematischer Terror. Ein Kellner hat schon gekündigt, weil er verprügelt wurde."

    „Und wie wär’s mit einer Anzeige beim zuständige Revier?"

    „Eure Kollegen trauen sich doch in die anti-imperialistisch befreite Altbau-Zone gar nicht rein. Anzeigen verlaufen im Sand. Die Indianerküche steht kurz vor dem Aus, wenn sich das nicht ändert."

    „Und du willst hier weiter gerne essen."

    „Ja", nickte sie.

    „Obwohl das scharfe Essen hier so fies >konnotiert< wird?"

    „Damit kann ich leben."

    „Mit dem Gefurze wohl auch."

    Sie lächelte kurz. „In meinem Gewerbe werde ich von allen möglichen Leuten sowieso >fies konnotiert<. Früher eher von konservativen Politikern oder christlichen Moralpredigern, heute vor allem von feministischen Tugendwächterinnen, die mir mit ihren Kampagnen zu meinem eigenen Besten den gut bezahlten Job verbieten wollen. Sie zuckte die Achseln. „Ich bin es also gewohnt, fies konnotiert zu werden.

    „Ich schätze, wer so gewissenlos ist, trägt vermutlich auch hin und wieder Pelz!", meinte ich sarkastisch.

    Sie nickte. „Und ich esse mein Kotelett auch dann noch mit Genuss, wenn mich eine strenge Veganerin dabei ansieht, als würde ich Babyfleisch essen."

    „Glaube ich dir sofort."

    „Und ich finde es verdammt nochmal nicht richtig, dass ein Restaurantbetreiber vertrieben wird, nur weil jemand glaubt, bestimmen zu können, wer ins Viertel passt und wer nicht."

    „Das nenne ich eine Haltung! Respekt!"

    „Hilfst du mir nun, Kubinke?"

    Ich seufzte. „Ja, ich kümmere mich drum. Aber ich möchte vorher mit dem Geschädigten selbst sprechen."

    „Der wird nichts sagen. Weil er bedroht wird und schulpflichtige Kinder hat."

    „Schulkinder?"

    „Genau. Die wurden auch schon maltraitiert und bedroht."

    „Okay, sagte ich. „Da hört für mich der antimperialistische Spaß auf.

    3

    Ich betrat den Altbau, der zur anti-imperialistisch, anti-rassistisch, anti-faschistisch befreiten Zone erklärt worden war. An den Wänden standen noch diverse andere Wörter mit der Silbe >anti-< drin.

    Ein paar Gestalten sahen mich an.

    „Ey, was willst du hier?", fragte mich eine Frauenstimme.

    „Kubinke, Kripo", sagte ich. Ich holte auch meinen Ausweis hervor.

    „Ey, ihr Scheißbullen habt hier nichts zu suchen!"

    Die Frau kam auf mich zu. Sie blieb dicht vor mir stehen. „Hau ab oder ich tret dir so in die Eier… Ich hab einen schwarzen Gürtel, weißte?"

    Mein Schlag kam so schnell, gezielt und hart, dass sie keine Chance hatte ihm auszuweichen. Wie ein gefällter Baum knallte sie auf den Boden. Sie rührte sich nicht mehr. Ausgeknockt. Bewusstlos.

    Die anderen standen um mich herum und starrten mich an.

    „Ey, das geht doch nicht", sagte ein Mann.

    „Mit solchen Menschen wird man spielend fertig, wenn man zuerst zuschlägt", sagte ich.

    „Aber.. das geht dich nicht."

    „So etwas nennt man Notwehr", sagte ich.

    „Aber du hast zuerst zugeschlagen!"

    „Sie hat gesagt, dass sie den schwarzen Gürtel hat und damit Kampfsportlerin ist. Das ist vergleichbar mit der Bedrohung durch eine Waffe. Da würde ich auch nicht erst abwarten, bis der Betreffende abdrückt."

    „Ey, Scheiße Mann…"

    „Find ich auch Scheiße - bedroht zu werden, meine ich!!

    „Ey Mann, die hatte gar keinen Schwarzen Gürtel!"

    „Dann hätte sie das nicht sagen sollen."

    „Ich kenn sie von der Schule! Die war total unsportlich und wurde immer als letzte in die Mannschaft gewählt!"

    „Angeberei hat manchmal schmerzhafte Nebenwirkungen. Ich hoffe, sie merkt sich das."

    „Ey, wir zeigen dich an!"

    Manchmal muss man sich wirklich darüber wundern, wie spießig Leute sind, die sich selbst als Revolutionäre betrachten. Die eigene Gewalt ist okay, aber wenn man selbst mal eins auf die Nase kriegt, wird angezeigt.

    „Könnt ihr machen. Dann landet die Kampfsportlerin hier, - ich deutete auf die Frau, die ich niedergeschlagen hatte - „erstmal im Bau. Bedrohung eines Polizisten, als Wohnsitz ein besetztes Haus… Also Verdunklungsgefahr.

    „Ey, du bist doch ein Schweinebulle!"

    „Vom Schweinesystem. Ich weiß."

    „Was willst du hier?"

    „Es gibt da ein Restaurant, das heißt Indianerküche."

    „Komm uns nicht mit dieser kolonialistischen Kackscheiße!"

    „Die Sache ist ganz einfach: Wenn ihr da nochmal Ärger macht und ich irgendwas hören sollte, mache ich euch Ärger. Wenn dort nochmal das Glas zu Bruch geht, dann sorg ich dafür, dass hier auch einiges zu Bruch geht. Wenn dort nochmal ein Kellner verprügelt wird, dann sorge ich dafür, dass ihr verprügelt werdet."

    „Das machst du nicht!"

    „Nein, ich nicht. Aber der Libanese, der mir noch einen Gefallen schuldet und der ein paar Schläger kennt, die das gerne erledigen. Sind ein paar ehemalige Fremdenlegionäre aus Osteuropa dabei. Die hauen alles so kurz und klein, sodass ihr es hinterher nicht wiedererkennt."

    „Das ist ungesetzlich!"

    „Ja, ist es, sagte ich. „Aber es wirkt.

    „Ey, wer sagt dir überhaupt, dass wir das alles waren mit der Scheiß-Indianerküche!"

    „Es ist mir egal, ob ihr das wart. Ihr sorgt einfach dafür, dass es nicht mehr passiert. Sonst passiert das, was ich euch angekündigt habe. So einfach ist das."

    „Das ist ein Irrer", sagte jemand.

    „Ein echter Irrer", bekräftigte jemand anderes.

    Und dann fiel mir der Typ auf, der auf der Treppe herumlungerte und mich schon die ganze Zeit so seltsam ansah. Jetzt riss er seine Jacke auf.

    „Allah-uh-akbar!", rief er, als er seine Waffe heraus riss.

    Ich riss meine auch heraus.

    Wir schossen etwa gleichzeitig. Ich traf ihn. Er feuerte ebenfalls, verfehlte mich aber. Noch zwei Schüsse lösten sich. Jemand schrie und war wohl von einer der ungezielten Kugeln des Mannes auf der Treppe getroffen worden.

    Ich hasse es, zu schießen.

    Ich hasse es vor allem, in geschlossenen Räumen zu schießen, denn die Gefahr von Querschlägern ist nicht zu unterschätzen.

    Am Ende trifft es dann den Falschen. Oder einen selbst.

    Aber in dieser Situation hatte ich schlicht keine andere Wahl, als drauflos zu ballern, denn mein Gegenüber feuerte immer wieder.

    Eine einzelne Kugel muss nicht unbedingt eine mannstoppende Wirkung haben. Selbst bei einem letztendlich tödlichen Treffer hat derjenige oft noch Gelegenheit zurückzuschießen. Auch mehrfach.

    Genau das geschah im Moment.

    Ich feuerte also immer wieder, bis mein Kontrahent zusammenbrach und sich nicht mehr rührte.

    Der Notarzt würde wohl in jedem Fall zu spät kommen.

    Ich rief ihn trotzdem.

    Und natürlich rief ich auch Verstärkung.

    So viel Polizei auf einmal, wie dann wenig später auftauchte, hatte dieses Haus wohl schon lange nicht mehr gesehen.

    4

    Der Mann, der auf mich geschossen hatte, hieß eigentlich Dirk Schuster. Seit seiner Bekehrung zum Islam nannte er sich Ibrahim Dirk Schuster. Er gehörte zum näheren Umkreis von Omar Yussuf Drösel - ebenfalls ein Konvertit, der als Hassprediger aus dem Wedding bekannt war.

    >Ibrahim< Dirk Schuster war zum Djihad in den Nahen Osten aufgebrochen und hatte sich dem Islamischen Staat angeschlossen.

    Wie er nach Deutschland zurückgekehrt war, blieb ein Rätsel.

    Ihm drohte eine Verhaftung, weil er sich einer Terror-Organisation angeschlossen hatte und darum war er untergetaucht. Den Antifa-Leuten gegenüber hatte er behauptet, ein syrischer Flüchtling zu sein, dem die Abschiebung drohte. Und die hatten ihm das geglaubt.

    „Und was ist mit dem Tipp, den dir deine Informantin gegeben hat?", fragte mein Kollege Rudi Meier mich irgendwann.

    „Du meinst, das mit der Biowaffe!"

    „Natürlich."

    Ich zuckte mit den Schultern.

    „Keine Ahnung."

    „Was heißt hier keine Ahnung? Wenn da auch nur ein bisschen dran ist, müssen wir tätig werden."

    „Die Kollegen klappern alle in Frage kommenden Labore und Forschungseinrichtungen ab und fragen, ob da vielleicht irgendwie ein paar Reagenzgläser abhanden gekommen sind", sagte ich.

    „Und das reicht?"

    „Nein, aber mehr geht im Moment nicht, Rudi."

    „Ja, ich weiß."

    „Na, siehst du."

    Unser Chef - Kriminaldirektor Hoch - meinte, man müsste die Ruhe bewahren. Im Prinzip hatte er da wohl auch Recht.

    Ruhe bewahren ist nie verkehrt, denke ich. Egal, wie verfahren die Situation auch sein mag. Ruhe bewahren geht immer. Vielleicht hilft es nicht unbedingt. Aber es macht die Situation zumindest auch nicht schlimmer, wie es bei fast allem anderen der Fall ist, was Menschen in stressigen Situationen so zu tun pflegen.

    Man könnte auch sagen: Ruhe bewahren ist in gewisser Weise alternativlos.

    5

    Ein paar Tage später. Mein Kollege Rudi Meier und ich saßen im Besprechungszimmer von Kriminaldirektor Hoch.

    Was da passiert war, hatte sich keiner von uns in seinen schlimmsten Albträumen vorstellen können.

    Das menschliche Vorstellungsvermögen ist eben begrenzt.

    Zum Glück, kann man manchmal nur sagen.

    Und als Kriminaldirektor Hoch sagte: „Es geht um eine ernste Sache", da wusste ich dass wirklich ernst war.

    Ich hatte unseren Chef zuvor noch nie mit so wenig Farbe im Gesicht gesehen.

    *

    Rush Hour in Berlin.

    Es herrschte Hochbetrieb in der U-Bahn. Abertausende drängten nach Büroschluss in die Züge.

    Ein halbes Dutzend maskierter Gestalten drängte sich brutal durch die Menge.

    Sie nahmen keinerlei Rücksicht.

    „Allah straft die Ungläubigen!", rief einer der maskierten Männer. Nur die Augen ließ der Schlitz der schwarzen Sturmhaube frei. Und dass es sich um Männer handelte, konnte man eigentlich auch nur anhand von Stimme und Körperbau mutmaßen.

    Die behandschuhte Rechte griff in einen Plastikbeutel.

    Er zog den blutigen Kadaver einer Ratte hervor und schleuderte ihn von sich.

    Schreie gellten. Menschen stoben auseinander. Weitere Rattenkadaver flogen durch die Luft. „Die Pest wird die gottlosen Amerikaner ausrotten!, rief die heisere Männerstimme des Maskierten, der eine weitere Ratte in die Menge schleuderte. Rattenblut spritzte durch die Gegend. „Die Ungläubigen sollen verrecken!

    Die Leute stoben auseinander.

    Wieder flog ein Rattenkadaver durch die Luft.

    Noch blutiger als der Erste.

    5

    Kriminaldirektor Hoch deutete auf den großen Flachbildschirm in seinem Büro. Er hatte soeben die Aufzeichnung einer Überwachungskamera angehalten. Und für einen Moment sogar seinen Atem. Ein Standbild zeigte jetzt einen maskierten Mann der tote Ratten auf völlig verschreckte Passanten warf und dabei wirre, pseudoreligiöse Parolen rief.

    „Sie haben vielleicht ähnliche Bilder bereits in den Medien gesehen, sagte unser Vorgesetzter. „Diese hier stammt hier aus Berlin-Mitte, aber Derartiges hat sich gestern, am späten Nachmittag kurz nach Büroschluss in einem halben Dutzend U-Bahn-Stationen abgespielt.

    „Ich habe davon gehört", sagte mein Kollege Rudi Meier.

    „Die Nachrichten waren voll davon", ergänzte ich.

    Kriminaldirektor Hoch nickte. „Immer das Gleiche! Maskierte werfen tote Ratten in die Menge der Passanten und behaupten, dass sie mit Pest-Bakterien verseucht seien. Nur Stunden später tauchten Propaganda Videos im Internet auf, die diese Szenen verwendeten, um islamistische Drohungen g zu illustrieren."

    „Hatten die Täter Zugang zu dem Videomaterial der Überwachungskameras?, fragte Rudi. „Oder haben sie sich später aus den Medien bedient?

    „Nein, letzteres wäre zu spät gewesen. Die Internet-Videos sind sorgfältig produziert. Unsere Spezialisten waren bereits an der Sache dran und haben festgestellt, dass zum Beispiel, peinlich genau darauf geachtet wurde, dass alles, was die Identifikation der Täter erleichtern könnte, herausgeschnitten wurde."

    „Woher stammt das Material dann?", fragte Rudi.

    Das war vermutlich die FRage aller Fragen.

    Ich musste an die Informantin denken, mit der ich mich in der >Indianerküche< getroffen hatte. Vielleicht war dies jetzt das große Ding, über dass es schon seit Längerem Gerüchte gab.

    Ein Angriff mit pest-verseuchten Rattenkadavern in einer Großstadt.

    Was konnte man sich Schlimmeres vorstellen?

    Kriminaldirektor Hoch betätigte die Fernbedienung und zeigte uns einen dieser Clips. Wieder waren Maskierte zu sehen, die Ratten in die Menge der Pendler und Fahrgäste warfen. Aber diesmal waren nicht die Stimmen der Täter selbst zu hören. Stattdessen wurde der Clip mit Musik unterlegt und ein Sprecher aus dem Off kündigte den nahen Untergang Amerikas an. „Die Länder der Gottlosen werden entvölkert werden! So will es Allah! Die Pest kehrt zurück. Sie war die Geißel Allahs und jetzt schlägt der damit die Ungläubigen!", sagte der Sprecher.

    „Ist das mit Absicht so wackelig?", fragte ich.

    Kriminaldirektor Hoch drehte sich kurz zu mir um. „Sie sprechen einen wichtigen Punkt an, Harry."

    „Sie meinen, dass die Täter eigene Kameraleute hatten?", vermutete ich. „Die Bilder aus den Überwachungskameras waren nicht so wackelig.

    „Genau das vermuten unsere Experten auch, bestätigte Kriminaldirektor Hoch. „Es wird sich noch herausstellen, ob das zutrifft.

    „Kameras sind inzwischen so klein, dass sie kaum noch bemerkt werden können", warf Rudi ein.

    „Trotzdem werden die Aufnahmen der Überwachungskameras jetzt dahingehend untersucht, ob irgendwo verdächtige Personen zu erkennen sind, die die Szene filmen, erläuterte Kriminaldirektor Hoch. „Ich weiß, dass das eine schwierige Suche ist, aber vielleicht ein Ansatzpunkt, um die Identität dieser Leute herauszufinden.

    Dass dies ein Fall für unsere Abteilung war, daran bestand überhaupt kein Zweifel. Unsere Zuständigkeit war schon deswegen gegeben, weil sich diese Vorfälle in mehreren Bundesstaaten abgespielt hatten. Andererseits hatte ich allerdings das unbestimmte Gefühl, dass hinter der Sache noch etwas mehr stecken musste. Etwas, womit Kriminaldirektor Hoch bis jetzt noch nicht herausgerückt war.

    „Entscheidend ist diese Stelle", sagte Kriminaldirektor Hoch und spulte das Propaganda-Video etwas weiter vor. An dieser Stelle schwoll die Hintergrundmusik etwas an. Man sah, wie die Passanten in heller Panik auseinanderstoben, während weitere Kadaver durch die Luft flogen und auf dem Bahnsteig landeten. Ein Mann in einem hellen Regenmantel hatte einen der blutigen Kadaver abbekommen. Danach waren blutrote Schmierflecken an seinem hellen Mantel. Vor allem am Ärmel, denn er hatte den Rattenkadaver mit dem Arm abzuwehren versucht.

    „Auch eure Medizin wird euch nicht helfen! Kein Antibiotikum schützt euch vor dieser Pest, denn Allah will, dass ihr alle untergeht", sagte der Sprecher aus dem Off. Der Akzent erinnerte mich unwillkürlich an jemanden. Bayern, dachte ich. Der Sprecher stammt aus Bayern oder er versuchte gezielt den Eindruck zu erwecken. Auch das hielt ich für möglich.

    „Sie werden den Akzent des Sprechers bemerkt haben", sagte Kriminaldirektor Hoch.

    „Erinnerte mich an unseren Gerichtsmediziner aus Bayern", gab ich zurück.

    Kriminaldirektor Hoch lockerte etwas den Sitz seiner Krawatte und nickte dann. „Unsere Experten sind sich noch nicht sicher, ob dieser Akzent wirklich echt ist. Er scheint etwas übertrieben und dient vielleicht nur dazu, die wahre sprachliche Färbung des Sprechers zu verschleiern."

    „Beten wir dafür, dass das nur irgendwelche Wichtigtuer sind, denen es nur darum geht, in die Medien zu kommen, meinte Rudi. „Aber spätestens nach den Ergebnissen der Tests an den Ratten wird man ja wissen, ob das der Fall ist.

    Ein Telefon auf Kriminaldirektor Hochs Schreibtisch klingelte.

    Unser Chef nahm ab. Nachdem er einige Augenblicke zugehört hatte, fragte er: „Und Sie sind ganz sicher? Eine weitere Pause folgte. „Gut, ich danke Ihnen, fuhr unser Chef anschließend fort und legte auf. Dann wandte er sich wieder Rudi und mir zu. „Die ersten Testergebnisse aus anderen Städten liegen vor. Dort zumindest mit negativem Ergebnis."

    „Immerhin!", meinte ich.

    „Es wurden an den Rattenkadavern keine Yersinia Pestis Bakterien gefunden und nach Ansicht der dortigen Mediziner hatten die Tiere auch keinerlei Symptome einer Pest-Infektion."

    „Woran starben sie dann?", fragte ich.

    „Rattengift. Da sind sich die Kollegen ziemlich sicher."

    „Wahrscheinlich haben die Täter sie vergiftet, um sie für ihre Show einsetzen zu können", glaubte Rudi.

    „Der entscheidende Punkt ist folgender, erklärte Kriminaldirektor Hoch und verschränkte dabei die Arme. „Wir wissen, dass es sich nicht nur um eine leere Drohung handelt.

    „Wie soll ich das verstehen?", fragte ich.

    Kriminaldirektor Hoch hob die Augenbrauen. „Was ich Ihnen jetzt sage, ist noch top secret und der eigentliche Grund, dass wir in diesem Fall eingesetzt werden. Die Sache ist so brisant, dass die vorerst nicht einmal eingeweiht sind."

    „Worum geht es?"

    „Vor wenigen Tagen ist aus einem gentechnischen Labor ein Präparat entwendet worden, das Pestbakterien enthält. Das wäre an sich nicht so schlimm. Die Pest ist heute mit Hilfe von Antibiotika in den meisten Fällen heilbar und bei einem einigermaßen gut ausgebildeten Gesundheitssystem ist der Ausbruch einer Epidemie nahezu ausgeschlossen. Bei diesem Erreger-Typ verhält sich das allerdings anders. Sie wurden gentechnisch verändert und sind angeblich resistent gegenüber allen bekannten Antibiotika."

    „Was ist das für ein Gen-Labor", fragte ich.

    „Es nennt sich Mohndorf-Drehser Institute of Genetic Research…"

    „...alles Englisch."

    „So ist das heute. Klingt International und die Hälfte der Forscher kommt wahrscheinlich ohnehin aus dem Ausland."

    „Hm."

    „Das Institut gehört der Firma Mohndorf-Drehser GmbH, die eine ganze Reihe von Bio-Technologie-Firmen, Labordienstleister und Forschungsinstitute betreibt. Teilweise in Kooperation mit Universitäten, Kliniken, dem Militär oder interessierten Privatfirmen. Der Diebstahl des Erregers soll so lange wie möglich geheim gehalten werden, um Panikreaktionen zu vermeiden und dem oder den Tätern nicht unnötig Fahndungswissen zukommen zulassen."

    „Wenn diese maskierten Rattenwerfer dahinterstecken, wird sich bald jemand melden, der auch den Diebstahl bekannt gibt", stellte ich fest.

    Kriminaldirektor Hoch nickte. „Auch deswegen bleibt uns nicht viel Zeit."

    „Wieso ist das bisher noch nicht geschehen?, fragte Rudi und sprach damit eine Frage aus, die auch mir auf der Zunge gelegen hatte. „Ich meine, wenn es diesen Wahnsinnigen darum geht, möglichst viel Schrecken zu verbreiten, dann wäre das doch die ideale Gelegenheit!

    „Ja, darüber habe ich mit einem Terrorismusexperten gesprochen. Es könnte sein, dass man hier bewusst eine andere Strategie verfolgt."

    „Und welche?", hakte ich nach.

    „Stufe eins: Man sorgt mit Aktionen, wie sie jetzt stattgefunden haben, für Verunsicherung und Medienaufmerksamkeit. Sowohl die Täter selbst, als auch die Verbreiter der Propaganda-Videos lassen keinen Zweifel daran, dass sie das Ziel hatten, resistente Pest-Bakterien zu verbreiten. Aber noch glaubt das niemand. Erste Testergebnisse sind negativ. Es scheint sich um leere Drohungen zu handeln. Danach lässt man die Bombe platzen und verbreitet die Nachricht von dem Verschwinden des resistenten Erregers. Die Behörden werden erst dementieren, aber mit jeden Tag unglaubwürdiger werden. Die Terroristen haben ihr Ziel erreicht: Maximale Verunsicherung. Landesweit wird dann eine starke mediale Aufmerksamkeit für dieses Thema da sein und selbst wenn alle Testergebnisse negativ sein sollten, wird man von nun an wissen, dass sich so etwas jederzeit wiederholen kann. Und dann unter Einsatz des gestohlenen Erregers."

    „Kompliziert aber perfide", meinte ich.

    „Wie gesagt, es ist eine Theorie. Allerdings die Theorie eines erfahrenen Experten. Dr. Rainer Geyer. Sie werden sicher noch Gelegenheit bekommen, mit ihm zu sprechen."

    Abermals klingelte eines der Telefone auf Kriminaldirektor Hochs Schreibtisch. „Sie entschuldigen mich einen Moment, sagte unser Chef und nahm das Gespräch entgegen. Einige Augenblicke hörte Kriminaldirektor Hoch einfach nur schweigend und mit dem Hörer am Ohr zu, ehe er schließlich erklärte: „Die Kommissaren werden gleich bei Ihnen sein. Nein, warten Sie mit allem, was Sie tun, bis Harry und Rudi bei Ihnen sind, Dr. Wiedelsbacher. Kriminaldirektor Hoch legte auf und wandte sich wieder uns zu. „Das war Dr. Wiedelsbacher. Er wartet bei dem Labor auf Sie, dass ich Ihnen gerade genannt habe. Wiedelsbacher scheint etwas überpünktlich zu sein. Aber um so besser."

    Ich sah Rudi kurz an.

    Das, so wussten wir, war das Signal zum Aufbruch.

    *

    Man musste an den Rand von Berlin fahren, um zu dem Gelände zu gelangen, auf dem das gentechnische Labor zu finden war.

    Kein Hinweisschild deutete darauf hin, was in dem aus mehreren kastenförmigen Gebäudekomplexen bestehenden Gelände eigentlich genau betrieben wurde. An der Einfahrt zum Gelände stand ein schlichtes Firmenschild und der Hinweis, dass man Mitglied in einem Interessenverband der chemischen Industrie war.

    Dass es hier offenbar um eine sehr sensible Einrichtung ging, bekamen wir schon an der Einfahrt mit. Unser Wagen wurde kontrolliert und Rudi und ich mussten aussteigen, um ebenfalls durchsucht zu werden. So kontrolliert gelangten wir immerhin schon einmal zum Parkplatz. Dort stellte ich meinen Wagen ab. Wir stiegen aus und gelangten dann über eine weitere Sicherheitsschleuse auf das eigentliche Firmengelände.

    Eine blonde Frau mit grünen Augen und einer strengen Knotenfrisur nahm uns in Empfang. Ihr schneeweißer Kittel passte zu ihrer adretten Erscheinung und der klinisch reinen Umgebung. „Ich bin Dr. Franziska Breloer."

    „Angenehm. Kubinke mein Name. Und dies ist mein Kollege, der Herr Meier."

    „Sie sind die BKA-Kommissare, die uns angekündigt worden sind?"

    „So ist es", sagte ich und hielt ihr meinen Ausweis entgegen. Rudi ebenfalls.

    „Man wird hier ja gründlicher durchsucht, als an jedem Flughafen oder irgendeiner Landesgrenze", meinte Rudi.

    „Wir beschäftigen uns hier mit hochsensiblen Themen, Herr Meier, sagte Dr. Breloer, wobei ihr Kopf etwas in den Nacken ging, was ihr einen etwas überheblichen Gesichtsausdruck gab. „Ich bringe Sie jetzt zu unserem Leiter der Abteilung Forschung und Entwicklung.

    „Gut", sagte ich.

    „Ihr Kollege Dr. Wiedelsbacher wartet dort schon sehnsüchtig auf Ihre Ankunft."

    „Ah, ja", sagte Rudi.

    „Ich weiß nicht, wie Dr. Wiedelsbacher das geschafft hat, aber uns war es leider angesichts der Verkehrsverhältnisse nicht möglich, früher zu kommen", sagte ich.

    „Die Frage, wieso Dr. Wiedelsbacher bereits eingetroffen ist, während wir unglücklicherweise auf Sie noch warten mussten, dürfte leicht zu beantworten sein, erwiderte Dr. Breloer kühl. Das Kinn schien sie dabei noch eine Nuance höher zu tragen als dies ohnehin schon der Fall war. „Dr. Wiedelsbacher ist schlicht und ergreifend rechtzeitig losgefahren, während Sie es bis hier her eben nicht rechtzeitig schaffen konnten, weil Sie offenbar noch Wichtiges zu tun hatten.

    Ihre Missbilligung war nicht zu überhören.

    Dr. Breloer ging vor uns her und führte uns durch blitzblanke, steril wirkende Flure. Männer und Frauen in weißen Kitteln kamen uns entgegen. Ihre Gespräche verstummten, sobald sie auf uns aufmerksam wurden.

    Anscheinend wirkten Rudi und ich in diesem abgeschlossenen Reich der Wissenschaft wie ein Fremdkörper.

    Rudi warf mir einen kurzen Blick zu und ich wusste, dass er dasselbe über Dr. Breloer dachte, was auch mir durch den Kopf ging. Mit der war nicht zu spaßen.

    Und genau dies von Anfang an deutlich zu machen, schien ihr ziemlich wichtig gewesen zu sein.

    „Ich hoffe, dass Sie von nun an diesem Fall die nötige Priorität widmen, sagte sie. „Bisher hatte ich diesen Eindruck allerdings noch nicht.

    „Das tut mir leid", sagte ich.

    „Es geht hier um einen der brisantesten Diebstähle aller Zeiten. Jemand ist in den Besitz von unvorstellbar gefährlichem Probenmaterial gekommen und es steht zu befürchten, dass dieses Material in die Hände von Organisationen gelangt ist, die bereit sind, dieses Material vollkommen hemmungslos als Waffe und Erpressungsmittel einzusetzen."

    Wir blieben vor einer Tür stehen.

    „Sie können vollkommen sicher sein, dass auch das BKA diesem Fall die notwendige Priorität gegeben hat, Dr. Breloer, versicherte ich. „Und Sie können weiter sicher sein, dass wir alles tun werden, um jeglichen Schaden abzuwenden, soweit dies in irgendeiner Form in unserer Macht steht.

    Dr. Breloer hob die Augenbrauen. „Große Worte, Herr Kubinke. Sie werden sich daran messen lassen müssen."

    „Wir werden uns Mühe geben."

    „Es ist die Frage, ob das ausreicht."

    „Natürlich."

    „Ich bin schwer zufrieden zu stellen."

    „Das dachte ich mir."

    „Und für die Firmenleitung gilt das noch viel mehr."

    „Das ist mir bewusst", erklärte ich.

    „Und jetzt geben Sie mir bitte Ihre Smartphones", verlangte die Angestellte vom Mohndorf-Drehser Institute.

    „Wir sind im Dienst, sagte ich ernst. „Unsere Handys werden wir keinesfalls aus der Hand geben.

    „Es tut mir Leid, aber das ist hier so Vorschrift. Ihre Waffen können Sie bei sich behalten, aber nicht Ihre Smartphones."

    „Wie gesagt, das mögen Ihre Regeln sein, aber die gelten nicht für uns, erklärte ich mit Nachdruck. „Im Übrigen sind wir hier, um das Verschwinden eines Wissenschaftlers sowie einiger Proben mit höchst infektiösem Material aufzuklären. Diese Kombination bedeutet, dass es sich um einen Fall handelt, der die nationale Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland betrifft.

    Dr. Breloer machte ein leicht verächtliches Gesicht. „Ich persönlich glaube Ihnen sofort, dass Sie nicht hier sind, um irgendwelche Forschungsergebnisse zu stehlen…"

    „Ihr Vertrauen ehrt uns ja richtig", ließ sich Rudi mit einem etwas galligen Unterton vernehmen.

    „...aber es wäre durchaus möglich, dass jemand Ihre Smartphones gehackt und übernommen hat. Diese Geräte lassen sich dann als Spionageinstrumente erster Güte verwenden. Zum Beispiel, um den Inhalt der Gespräche abzuhören, die gleich mit Ihnen geführt werden."

    „Es bleibt dabei, sagte ich. „Und was den Sicherheitsaspekt angeht, so sollten Sie schon darauf vertrauen, dass Kommissare des BKA nicht ganz so naiv in der Handhabung ihrer elektronischen Kommunikation sind, wie Sie es vielleicht glauben.

    Einige Augenblicke herrschte ein angespanntes Schweigen.

    Man konnte Dr. Breloer ansehen, dass ihr jetzt die Situation zu entgleiten drohte. Anscheinend schien sie mit der Möglichkeit, dass sich jemand irgendeiner Anordnung,

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