Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

Endlich mal ankommen: Wie du deinen Platz im Leben findest
Endlich mal ankommen: Wie du deinen Platz im Leben findest
Endlich mal ankommen: Wie du deinen Platz im Leben findest
eBook242 Seiten3 Stunden

Endlich mal ankommen: Wie du deinen Platz im Leben findest

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

Lebensfreude und Orientierung: Ankommen und einen Platz im Leben finden

Wo kann ich endlich mal ankommen? Was soll ich mit meinem Leben nur anfangen? Wo ist mein Platz im Leben? In Zeiten der Verunsicherung und Krise als Dauerzu-stand drängen Lebensfragen und der Wunsch nach Verortung und Freude im Leben. Zufriedenheit und Sinn im Leben zu finden ist eine herausfordernde Lebensaufgabe. Nils Petrat lädt in seinem christlichen Buch ein, gemeinsam auf die Suche zu gehen und ins Nachdenken über Sinnfrage und Sinnsuche zu kommen.

- Lebenshilfe für Menschen in existentiellen Krisen und Zeiten der Umbrüche
- Widerstandskraft und Persönlichkeitsentwicklung mit Hilfe christlicher Spiritualität
- Erfrischendes und lebensnahes Buch für ein zufriedeneres Lebensgefühl
- Rund 1,3 Mio. Menschen schauen das TV-Format "MOTZmobil" mit Nils Petrat auf PRO7

Mehr Lebenssinn durch den Kontakt mit sich selbst und christlich gelebter Spiritualität

In diesem Buch finden Sie keine einfachen Antworten und Lösungen, sondern Entlas-tung und Fokussierung auf der Suche nach Halt und einem Platz im Leben. Getragen von Glaube, Liebe und Hoffnung spürt Nils Petrat den Suchwegen nach dem Kern des Lebens nach und lädt ein, die eigene Geschichte und Identität besser zu verstehen.

In seinem Lebenshilfe-Buch zeigt der junge Priester auf, inwieweit Biografisches und Beheimatung einen Menschen prägen und wie die Begegnung mit sich selbst und an-deren bei der Suche nach einem gelingenden, sinnstiftenden Leben helfen kann.
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum15. März 2023
ISBN9783987909061
Endlich mal ankommen: Wie du deinen Platz im Leben findest

Ähnlich wie Endlich mal ankommen

Ähnliche E-Books

Persönliche & Praktische Leitfäden für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Rezensionen für Endlich mal ankommen

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Endlich mal ankommen - Nils Petrat

    1. Endlich mal ankommen. Macht das Sinn?

    Macht es Sinn, ein Buch über den Sinn des Lebens zu schreiben? Ist es sinnvoll, den passenden Platz im Leben finden zu wollen? Und ist „Ankommen überhaupt erstrebenswert? – Mein Bauchgefühl sagt mir zunächst: „Absolut! Die Frage nach dem Sinn ist ein Megathema. Es gibt eine große Sehnsucht danach, endlich anzukommen. Aktuell finden sich unzählige Blogs und digitale Ratgeber zu diesem Thema. Besonders prominent besetzt ist beispielsweise das „Sinnsucher"-Portal www.sinnsucher.de mit Beiträgen von Benediktinerpater Anselm Grün oder der Autorin Stefanie Stahl. Selbst überregionale Zeitungen wie „DIE ZEIT führen mittlerweile eine eigene Online-Kategorie zu diesem Thema www.zeit.de/sinn sowie einen „Sinn-Newsletter mit dem Titel „Wofür leben wir?" Und erst recht taucht die Frage nach dem Sinn in persönlichen Gesprächen sowie seelsorglicher Begleitung auf. Sie lautet dann ungefähr so:

    Wo soll es mit mir hingehen, wo ist mein Platz?

    Und dann ist da ja noch die Großwetterlage: In einer Zeit permanenter Verunsicherungen und Krisen (Krieg, Inflation, Klima, Corona) boomt die Suche nach Sinn und einem persönlichen Ankerplatz. Wie begegnet man unvermittelt auftretenden existenziellen Herausforderungen? Und wie geht man damit um, wenn Krisen zum gesellschaftlichen Dauerzustand werden? Die Krisen der Welt stellen Fragen an das Individuum.

    Wir alle sind „Krisenmenschen – Soziologen sprechen vom „Ende der Illusionen und einer „erschöpften Gesellschaft, Politiker von einer „Zeitenwende (das offizielle „Wort des Jahres" 2022) und dem Bröckeln des gesellschaftlichen Zusammenhaltes. Das trägt zu einem Klima der allgemeinen Verunsicherung bei und macht die Frage nach dem persönlichen Lebenssinn und einem Ort des Ankommens umso drängender. Denn klar ist, dass wir in den zurückliegenden Monaten und Jahren bislang sicher Geglaubtes verloren haben, und wir merken, dass es so etwas wie Normalität nicht mehr gibt. Und da denke ich mir: Selbst aus dieser Erfahrung ließe sich hinsichtlich der Platzsuche durchaus etwas machen, wenn wir das nur wollten. Aber ist es wirklich so, dass wir alle nach dem Sinn suchen? Und ist das überhaupt zielführend? Drei Wortmeldungen aus der letzten Zeit haben mich nachdenklich werden lassen:

    • In der „ZEIT-Beilage „Christ & Welt ist mir ein Beitrag von Juliane Schiemenz begegnet.¹ Die Redakteurin und Kommunikationswissenschaftlerin stemmt sich leidenschaftlich gegen die allgegenwärtige Sinnsuche und spricht vom „Wahn", in allem einen Sinn zu sehen: „Sinn ist ein Schmerzmittel. Und eine Gesellschaft, die sich vor allem gut fühlen will, kann von Schmerzmitteln abhängig werden." Daher zweifelt sie an vorschnellen Sinnversprechen: „Das Leben ist leider kein riesengroßes Puzzle, in dem man die Bruchstücke einfach nur so zusammenlegen muss, dass sie eine Ordnung ergeben." Ganz persönlich und auf ihre Lebenssituation bezogen, die mit einer schmerzhaften Leid- und Verlusterfahrung einhergeht, hat sie die Einsicht gewonnen: „Die Erlaubnis zur Sinnlosigkeit, die ich mir selbst gab, befreite mich. […] Ich entdeckte, dass das Leben auch ohne Sinn schön war. Einfach so."

    Ist die Suche nach Sinn also nur ein Schmerzmittel, vergleichbar mit „Opium" für uns krisengeschüttelte Wesen? Sollten wir uns also nicht besser von der Sinnsuche befreien?

    Der Einspruch der Journalistin macht mir deutlich, wie wichtig es ist, genau zu überlegen, wie die Sinnfrage zu stellen ist und mit welchem Ziel. Geht es nur um ein harmonisches Glücksgefühl, das Bedürfnis nach Kontrolle, die passende und perfekte Ordnung, ein Leben in mentaler Schmerzfreiheit? Oder ist es nicht möglich, die Sinn- und Platzsuche auch offen, realistisch und leidsensibel anzugehen, eben nicht nur als Egotrip oder Beruhigungspille?

    • Einen weiteren Einspruch, der sich ziemlich direkt gegen dieses Buch mit der Verheißung anzukommen richtet, entdeckte ich bei der „Stern"-Kolumnistin Amelie Graen.² Sie sagt sehr deutlich, dass sie den Satz „Ich will endlich ankommen nicht mehr hören kann, und fragt sich, ob wir da nicht einem Ideal nacheiferten, dass es gar nicht gibt. Für die Autorin bedeutet „Ankommen nämlich Stillstand und sie vermutet hinter dem Wunsch eher eine Angst: die Angst vor Veränderungen, vor Neuem, vor Einsamkeit. Für sie ist es nicht vorstellbar, dass es den einen perfekten Ort, den supersicheren Job, den ewigen Platz, wo man für immer glücklich ist, geben kann. Bei ihr wird mir klar, dass das Thema „Ankommen" tatsächlich oft mit Idealen und Wunschvorstellungen überfrachtet ist, die eher einengend und erzwungen wirken können.

    Vielleicht ist der Wunsch nach dem Ankommen einfach viel weiter zu verstehen. Vielleicht innerlicher und etappenmäßiger. Und vielleicht bedeutet Ankommen alles andere als Stillstand. In diese Richtung möchte ich gerne weiterdenken und werde später auch noch mal kurz auf die Kolumnistin zurückkommen, die am Ende ihres Artikels eine interessante Beobachtung schildert, die dieser Spur schon ähnlich ist.

    • Zu guter Letzt beschäftigt mich noch ein weiterer Seitenhieb. Er richtet sich direkt gegen mich als Theologen: „Sorry, liebe Theologen, aber ich halte es nicht aus, wenn ihr sprecht. Es ist so oft so furchtbar. Verschrobene, gefühlsduselnde Wortbilder reiht ihr aneinander und wundert euch, warum das niemand hören will. Ständig diese in den Achtzigern hängen gebliebenen Fragen nach dem Sein und dem Sinn, nach dem wer ich bin und werden könnte, wenn ich denn zuließe, dass ich werde, was ich schon längst war. Hä? – Ach bitte, lasst mich doch mit so was in Ruhe."

    Dieses Statement stammt von Erik Flügge, einem inzwischen zumindest in Kirchenkreisen sehr bekannten Autor und (Politik-) Berater. Zu meiner Zeit als Studierendenpfarrer in Paderborn hatte ich ihn eingeladen zu einer Diskussion in die Hochschulgemeinde. Und jetzt erinnerte ich mich wieder an seine Kritik. Mit seiner Abrechnung und Kritik an der Sprache der Theologen und der Kirche hat er sicher recht. Aber sind die Fragen nach dem Sein und dem Sinn, nach dem, wer ich bin und werden könnte, wirklich in den Achtzigern hängen geblieben?

    Klar, oft nervt das ständige Fragen nach dem Wofür und Wozu. Können wir nicht einfach so leben, uns entspannt herumtreiben lassen wie ein Schiff ohne Kurs, je nach Wind und Strömung? – Das mag vielleicht kurzfristig schön und angenehm sein, so wie Urlaub, aber dauerhaft werden wir uns den Beziehungen, Verstrickungen und Zugehörigkeiten unseres Lebens nicht entziehen können, es sei denn als Eremit. Flügge meinte daher sicher auch eher den Stil, wie wir nach dem Sein und Sinn fragen, und nicht die Sache als solche. Insofern ermahnt mich das Ganze, lebensnah und konkret an Sinnfragen heranzugehen. Daher kommen in diesem Buch neben persönlichen Erfahrungen immer wieder auch Menschen zu Wort, die mir begegnet sind oder die ich begleiten durfte, ihren Platz zu finden.

    Zwei dieser Begebenheiten haben mich ermutigt „dranzubleiben, trotz aller berechtigten Anfragen an das Thema. Es handelt sich dabei einmal um ein Gespräch mit meinem Bruder, der mich in Frankfurt besuchte. Ein kritischer Geist, Mathematiker, der vorsichtig formuliert dem christlichen Glauben und der Kirche sehr skeptisch gegenübersteht. Ihm erzählte ich während einer Fahrradtour am Main von meinem Buchprojekt. Er ging direkt in die Vollen: „Und was kannst du als Theologe Sinnvolles dazu sagen? Was ist denn der Sinn unseres Daseins hier in dieser Welt? So unmittelbar konfrontiert wollte ich mich nicht lumpen lassen. Mir kam sofort die alte Katechismusfrage, die auch gleich am Anfang des Jugendkatechismus „Youcat" steht, in den Kopf: „Wozu sind wir auf Erden?" Mehr oder weniger wörtlich konnte ich auf dem Fahrrad die Antwort zitieren: „Wir sind auf Erden, um Gott zu erkennen und zu lieben, nach seinem Willen das Gute zu tun und eines Tages in den Himmel zu kommen." Über diese doch eher steile Vorlage begannen mein Bruder und ich dann ein richtig gutes Gespräch. Gott zu erkennen (mein Bruder, der Naturwissenschaftler, machte daraus: das Universum mehr und mehr zu erkennen), das Gute zu tun und eine Perspektive über den Tod hinaus zu haben (Himmel) – darüber macht es offenkundig Sinn nachzudenken, denn darin findet sich ein durchaus stimmiges Fundament.

    Das hat mir gezeigt, wie wichtig es ist, klar zu benennen, wo mein persönlicher Ausgangspunkt ist. Die Frage nach dem Sinn und stimmigen Platz im Leben erfolgt eben nicht im luftleeren Raum, sondern ich habe eine stets individuelle Perspektive. Und meine Sicht darauf ist das christliche Weltbild, einschließlich der „Himmelsperspektive, sowie der Schatz der christlichen Spiritualität. Die große Frage „Wozu sind wir auf Erden? ist daher für mich verwoben mit der Frage nach meinem persönlichen Platz, worauf ich im geistlichen Teil des Buches ausführlicher eingehen werde.

    Bei der anderen Begebenheit geht es um eine Begegnung in einem Burgerladen auf dem Frankfurter Römer. Wir waren dort essen mit Studierenden aus der „Zukunftswerkstatt, in der ich 2022 mitgearbeitet habe, zum Abschluss vor der Sommerpause. Und wie so oft in Restaurants gab es eine sehr unübersichtliche Speisekarte mit gefühlt Hunderten von Wahlmöglichkeiten für die Spezialitäten. Und der gut aufgelegte Student, der uns bediente, fragte uns: „Habt ihr noch Fragen zur Karte oder auch darüber hinaus Fragen zum Leben? Da ich an dem Abend selbst auch sehr locker drauf war und mich tagsüber bereits mit meinem Buch beschäftigt hatte, antwortete ich: „Ja, ich hätte eine Frage über das Essen hinaus. Wie finde ich eigentlich meinen Platz im Leben? Seine Antwort kam prompt: „Da bist du bei mir an der richtigen Adresse. Ich studiere Psychologie. Kennst du John Strelecky? Lies sein Buch über den Sinn des Lebens, die „Big Five. Außerdem bedenke bei allem, was du tust: Du musst nicht allen gefallen wollen."

    Wie krass! Volltreffer, dachte ich. Ehrlicherweise gestehe ich, dass ich mich anschließend bei meiner Gruppe erst einmal erkundigen musste, welche Bücher John Strelecky geschrieben hat und was seine „Big Five sind. Zum Glück wusste eine Studentin Bescheid, sie kannte vor allem den Bestseller von Strelecky („Das Café am Rande der Welt. Eine Erzählung über den Sinn des Lebens), wusste aber auch, dass er das Buch „The Big Five for Life" geschrieben hatte. Aha, dachte ich: Es braucht also eine gewisse literarische Orientierung – Bücher als Lebenshilfe – und sehr lebenspraktische Hinweise wie den Gedanken, dem individuellen Lebenssinn näherzukommen, ohne dabei allen gefallen zu müssen.

    Wir haben an diesem Sommerabend in der Gruppe noch lange darüber gesprochen, was im Leben wirklich wichtig ist und wie man seinen Platz finden kann. Unser Kellner hatte uns da eine super Steilvorlage gegeben. Und mir wurde klar, wie sehr diese Fragen bei vielen jungen Menschen ganz obenauf liegen (nicht nur bei jungen) und dass ich mich auf die weitere Arbeit an meinem Buch freue. Nicht zuletzt wegen der Begegnung mit dem Psychologiestudenten wird es zu Beginn auch einige psychologische „Basics zum Thema Sinnsuche und Identität geben. Auch die „Big Five haben dann später noch mal ihren Auftritt, allerdings aus einem anderen Feld.

    *

    Was soll ich nur mit meinem Leben anfangen, wo ist mein Platz? – In einem größeren Essay der „jetzt-Redaktion" der Süddeutschen Zeitung von Anfang 2022³ zum Thema „Was soll ich nur machen mit meinem Leben?" hörte sich das Feedback darauf so an:

    „In diesen Hollywood-Biopics wissen alle schon als Kleinkinder, was ihre Berufung ist. Hatte ich nie. Die Schule bereitet einen auch überhaupt nicht darauf vor."

    „In der Abiphase sollte jeder in einem Kostüm kommen, das den Beruf darstellt, in dem man sich in zehn Jahren sieht. Ich hatte nicht die leiseste Ahnung. Meine Mutter arbeitete in einem Krankenhaus, also habe ich einfach einen Kittel und ein Stethoskop von ihr geliehen, weil ich dachte, eine Ärztin erkennt man gut."

    „Ich glaube, die Globalisierung trägt auch dazu bei, dass man heute vor so vielen Potenzialen und Möglichkeiten steht. Und das erzeugt einen großen Druck, die wahre Selbstbestimmung zu finden. Man hat im Hinterkopf: Wenn ich die nicht finde, werde ich unglücklich. Und davon lässt man sich dann schnell einschränken."

    Wie so oft bei existenziellen Fragen gibt es auch bei diesem Thema keine schnellen und einfachen Antworten. Ich möchte dich daher mitnehmen auf einen Weg des Suchens und gemeinsamen Nachdenkens wie auch Nachspürens. Daher ist mir als „Vorwort auch eine Zeile aus dem Ende der 1990er-Jahre veröffentlichten Song „Everybody’s free (to wear Sunscreen)⁴ wichtig, in der es übersetzt heißt: „Fühle dich nicht schuldig, wenn du nicht weißt, was du mit deinem Leben machen willst; die interessantesten Menschen, die ich kenne, wussten mit 22 nicht, was sie mit ihrem Leben machen sollten; einige der interessantesten 40-Jährigen wissen es immer noch nicht."

    Anders gesagt: Es geht vor allem um einen offenen wie ehrlichen Weg der Suche nach diesem Platz im Leben, nicht um ein schnelles Glücksversprechen: „Das Streben nach Glück kommt mir abstrus vor. Wichtig ist, sich aufgehoben zu fühlen, sich richtig zu fühlen", so hat es mal die Kinderbuch-Autorin Gudrun Mebs in einem Interview treffend pointiert.

    Sich aufgehoben und „richtig zu fühlen, eine innere Stimmigkeit zu spüren, das bedeutet für mich ankommen. Auf dem Weg dahin gilt es natürlich, gewisse Entscheidungen und Weichenstellungen vorzunehmen, denn diese innere Stimmigkeit stellt sich nicht von selbst ein. „Endlich mal ankommen, den eigenen Platz im Leben kennen, damit lebt es sich erfüllter. Ja, und diese Erfahrung machen zu dürfen, halte ich für verheißungsvoll und lohnenswert.

    Sich aufgehoben und „richtig" zu fühlen, das bedeutet für mich ankommen.

    Vielleicht ist es kein Zufall, dass ich es liebe, mir landende Flugzeuge anzusehen, wofür ich am Frankfurter Flughafen während meines Jahrs in der Mainmetropole natürlich beste Voraussetzungen hatte. Da bin ich des Öfteren zu einem Aussichtspunkt in Zeppelinheim geradelt und habe mir da lange die landenden Flugzeuge angeschaut: kleinere Charterflieger, Passagiermaschinen und riesige Transportflugzeuge. Das Landen und Ankommen zu beobachten, hat etwas Beruhigendes, fast Magisches für mich. Wie selbst die größten Flieger sanft und scheinbar mühelos auf der Landebahn aufsetzen und dann in den für sie vorgesehenen Andockbereich rollen. Ist das nicht auch ein schönes Bild für unser Leben? Bei allen Aufbrüchen, Umbrüchen und Unsicherheiten immer wieder die Landebahn in den Blick nehmen und landen dürfen. „Endlich mal ankommen" – die Landeerlaubnis ist erteilt.

    2. Die Suche nach dem Platz

    Sie ist immer konkret und persönlich – die Suche nach dem Platz. Sie hat mit wichtigen Lebenserfahrungen zu tun, mit Ideen vom Leben und mit Entscheidungen, die wir getroffen haben. Sie gleicht einem persönlichen „Suchweg", also dem Unterwegssein und dabei immer neue Etappen anzugehen. Den eigenen Platz zu suchen, bedeutet insofern, sich auf eine fortwährende Entwicklung einzulassen, denn eben dieser Platz im Leben wird uns heutzutage (vielleicht zum Glück) nicht mehr von Geburt an mitgegeben. Und in diesem Unterwegssein begegnet uns viel Unbekanntes. Sich darauf bei der eigenen Suche nach dem Platz einzulassen, braucht definitiv Vertrauen und Mut.

    Wie ist dieser Entwicklungsprozess bislang bei mir abgelaufen? Daran möchte ich dich jetzt teilhaben lassen, dir aber auch immer wieder gedanklich den Ball zuspielen:

    Kennst du ähnliche Situationen? Was sind zentrale Wegmarken auf deinem Suchweg? Wie versuchst du anzukommen?

    Mein Weg hat natürlich viel mit der Entscheidung zu tun, Priester zu werden. Eine nicht ganz alltägliche Weichenstellung, die sich wahrscheinlich erheblich von deiner Berufswahl beziehungsweise deinem Berufswunsch unterscheidet. Doch ich gehe auf mein Priester-Werden hier nicht ein, um dich auch zu dieser Entscheidung zu locken (was einer jeden bekanntlich derzeit in der katholischen Kirche ja auch gar nicht möglich ist), sondern es geht mir um Entwicklungen, die mit dem Entscheidungsprozess im Zusammenhang stehen. Vielleicht magst du ihnen in meiner Geschichte nachspüren, egal, ob du nun Kirchenmitarbeiter, Bankkauffrau, Verkäuferin, Arzt, Lehrerin oder Rentner bist.

    Und was ich direkt anschließen möchte: Mit dem Priestersein ist meine Platzsuche alles andere als abgeschlossen. Im Gegenteil! Sie befindet sich gerade, während ich diese Zeilen schreibe, in einer sehr intensiven Phase. Ich nenne sie „Die Suche nach dem Platz im Leben 2.0". Mit Anfang 40 sitze ich nun hier in einem Zimmer eines Jesuitenhauses in Frankfurt am Main und stelle fest, wie ich immer mehr bei mir selbst und in meinem Leben ankomme … (Das ist kein Spoiler! Bitte lies weiter und denke nicht, mein Buch endet jetzt hier.) – Wie kommt das? Warum habe ich dieses Empfinden? War ich denn etwa bisher nicht (richtig) angekommen? Bei mir und in meinem Leben? Hatte ich nicht bereits entscheidende Weichen meines Lebens gestellt? Hatte ich mich nicht schon auf meinen vorgesehenen Platz im Leben gesetzt und mich dort eingerichtet? An dieser Stelle braucht es einen Blick zurück:

    Seit meiner Jugend erlebe ich mich als einen leidenschaftlichen Sinnsucher, auch die Frage nach meinem persönlichen Platz im Leben beschäftigt mich schon lange. Mir wurde das im Alter von 15 und 16 Jahren erstmals so richtig deutlich. In dieser Zeit stand ich manchmal abends vor dem Schlafengehen noch länger am offenen Dachbodenfenster und schaute in den Sternenhimmel. Und da kamen sie dann, die Fragen in meinem Innern:

    Was möchtest du eigentlich aus deinem Leben machen? Wo ist dein Platz? Wo gehörst du hin?

    Ich erinnere mich auch an nächtliche Gespräche mit zwei, drei engen Freunden über den Sinn des Lebens, oft unterhielten wir uns nach Partys auf dem Weg nach Hause. Das waren ganz besondere Momente, in denen ich gespürt habe: Hier geht‘s wirklich ums Eingemachte.

    Was wir uns damals im Detail für unser Leben überlegt und ausgemalt haben, weiß ich heute nicht mehr, aber wir waren uns einig: Wir wollten dazu beitragen, dass es in der Welt etwas besser und gerechter zugeht, und Schwächere unterstützen. Es musste doch „mehr geben als nur das Vordergründige, die Oberfläche, das schnell Vorbeiziehende. Wir spürten da eine Art „Auftrag. Dass dieser bei mir darauf hinauslaufen würde, einmal Priester

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1