Science Fiction Dreierband 3024
Von Jo Zybell, Mara Laue und Ann Murdoch
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Über dieses E-Book
Grenzstation Outer Circle (Ann Murdoch)
Sturz auf den Wasserplaneten (Jo Zybell)
Sabotage (Mara Laue)
Am Rande eines instabilen Wurmlochs befindet sich die Raumstation S 7, allgemein nur Outer Circle genannt. In ihrem Innern werden immense Warenmengen umgeschlagen, außerdem ist es ein wichtiger Halte- und Umsteigepunkt für Passagiere. Hier ist die Schwarze Division stationiert, einer Elitetruppe des einflussreichen Raumritterordens, der den Einflussbereich der Menschen mit militärischen Mitteln ausdehnen will. Outer Circle ist somit ein Brennpunkt und eine galaktische Anlaufstelle zugleich – aber auch Ausgangspunkt für provozierte Konflikte, in denen der Raumritterorden eine tragende Rolle spielt.
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Science Fiction Dreierband 3024 - Jo Zybell
Ann Murdoch, Jo Zybell, Mara Laue
Science Fiction Dreierband 3024
UUID: 8a4378db-811f-4fa7-97c0-f9344e74fcf5
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Inhaltsverzeichnis
Science Fiction Dreierband 3024
Copyright
Die Wormhole-Affäre - Band 1 Grenzstation Outer Circle
Copyright
Prolog
Erstes Kapitel: Fehler im System
Zweites Kapitel: Stationsgeflüster
Drittes Kapitel: Verschwunden
Viertes Kapitel:Veränderungen
Fünftes Kapitel: Im Namen der Ehre
Sechstes Kapitel: Ohne Netz und doppelten Boden
Epilog
Glossar Schwarze Division
Sturz auf den Wasserplaneten
Sabotage
Science Fiction Dreierband 3024
Jo Zybell, Mara Laue, Ann Murdoch
Dieser Band enthält folgende SF-Romane:
Grenzstation Outer Circle (Ann Murdoch)
Sturz auf den Wasserplaneten (Jo Zybell)
Sabotage (Mara Laue)
Am Rande eines instabilen Wurmlochs befindet sich die Raumstation S 7, allgemein nur Outer Circle genannt. In ihrem Innern werden immense Warenmengen umgeschlagen, außerdem ist es ein wichtiger Halte- und Umsteigepunkt für Passagiere. Hier ist die Schwarze Division stationiert, einer Elitetruppe des einflussreichen Raumritterordens, der den Einflussbereich der Menschen mit militärischen Mitteln ausdehnen will. Outer Circle ist somit ein Brennpunkt und eine galaktische Anlaufstelle zugleich – aber auch Ausgangspunkt für provozierte Konflikte, in denen der Raumritterorden eine tragende Rolle spielt.
Copyright
Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von
Alfred Bekker
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Die Wormhole-Affäre - Band 1 Grenzstation Outer Circle
von Ann Murdoch
Der Umfang dieses Buchs entspricht 127 Taschenbuchseiten.
Am Rande eines instabilen Wurmlochs befindet sich die Raumstation S 7, allgemein nur Outer Circle genannt. In ihrem Innern werden immense Warenmengen umgeschlagen, außerdem ist es ein wichtiger Halte- und Umsteigepunkt für Passagiere. Hier ist die Schwarze Division stationiert, einer Elitetruppe des einflussreichen Raumritterordens, der den Einflussbereich der Menschen mit militärischen Mitteln ausdehnen will. Outer Circle ist somit ein Brennpunkt und eine galaktische Anlaufstelle zugleich – aber auch Ausgangspunkt für provozierte Konflikte, in denen der Raumritterorden eine tragende Rolle spielt.
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Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books und BEKKERpublishing sind Imprints von Alfred Bekker ( https://www.lovelybooks.de/autor/Alfred-Bekker/ )
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© dieser Ausgabe 2019 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.
Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.
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Prolog
Nachdem die Menschheit der Erde im einundzwanzigsten Jahrhundert fast die eigene Ausrottung auf der Tagesordnung stehen hatte – ein Vorhaben, das eher durch Zufall misslang – gingen die letzten Überlebenden daran, mit vereinten Kräften den Weltraum zu erobern. Statt in teure prestigeträchtige Waffen zu investieren wurden zunächst Technologien für Raumschiffsantriebe entwickelt.
Während dieser Zeit entwickelte sich der Orden der Raumritter, es handelte sich um militärische Einheiten mit strenger Hierarchie und enormer Kampfkraft, die nichts mit den gewöhnlichen Raumsoldaten der Flotte zu tun hatte; es handelte sich um Sondereinheiten, die für den Kampf gegen außerirdische Gegner zuständig waren und nur in Notsituationen zum Einsatz kommen durften. Abstammung, Aufnahme und Ausbildung unterlagen strengen Kriterien, längst nicht jeder, der sich bewarb, wurde überhaupt in Betracht gezogen. Die Menschheit brauchte auf jeden Fall schlagkräftige Truppen, um sich gegen die unvermeidliche Bedrohung aus dem All zu verteidigen, sobald die Diplomatie versagte. Natürlich würde es irgendwann auch nicht bei der Verteidigung bleiben, die Menschheit forderte Platz, um sich auszudehnen, und die Raumritter galten als kaum besiegbar.
Fast wären die Menschen doch wieder in alte Fehler verfallen, weil es zu einfach war, das erste außerirdische Volk förmlich zu überrennen. Doch dann trafen die Menschen auf ernst zu nehmende Gegner und mussten lernen zusammen zu halten. Notgedrungen rauften sich Raumflotte und Raumritter zusammen, die Befehlsgewalten blieben dennoch geteilt.
Alle Anstrengungen wurden nun den gemeinsamen Zielen untergeordnet. Es ging nicht mehr darum, den Weltraum zu erobern, das hatten andere schon vorher getan. Nein, es ging darum, in dem bereits bestehenden galaktischen Gefüge einen Platz zu finden und zu festigen – mit allen Mitteln.
Es war nicht ganz einfach gewesen, doch als im Quadranten 234-7-19 die Raumstation S 7 in Betrieb genommen wurde, hatten die Menschen endgültig ihre Stellung in der galaktischen Hierarchie festgelegt. Noch ahnte niemand, dass es damit allein nicht getan sein sollte.
S 7 befindet sich gefährlich nahe an einem Wurmloch, das Raumschiffen zu normalen Zeiten neben einem schnellen Transport in Bereiche mit einer Gegenstation ermöglicht, sondern auch einen direkten Durchgang zum Randbezirk der großen Magellanschen Wolke garantiert.
Outer Circle nennen die Raumfahrer das Gebilde, das einem riesigen Rad gleicht. Das Zentrum, also die Nabe, beinhaltet die Steuersysteme und den Antrieb, wie auch allgemein zugängliche Räumlichkeiten, mögen es nun eine Shopping-Mall, Restaurants oder andere Versammlungsräume sein, die Kommandozentrale befindet sich ebenfalls hier.
In den Speichen und dem äußeren Ring befinden sich Wohnkabinen als kurzfristig anzumietende Räume, die von einem Hotelkonzern betrieben werden, Quartiere für die Raumsoldaten, wie auch feste Wohnungen für alle Dauerbewohner. Die künstliche Schwerkraft wird durch gegenläufige Rotation der mehrwandigen Röhren erzielt und besitzt fast Erdstandard.
Outer Circle kann auf einen großen Warenumsatz verweisen, ist aber auch Anlegestelle für zahlreiche Raumschiffe, die das Wurmloch benutzen wollen.
Dieser Raumdurchgang im Quadranten 234-7-19 besitzt eine in der Galaxis einzigartige Eigenheit, er kollabiert in periodischen Abständen und bildet damit eine absolut tödliche Raumverwerfung, die von den Wissenschaftlern jedoch relativ genau berechnet werden kann, so dass der verkehr zu dieser Zeit ruht. Dennoch kommt es immer wieder zu gewollten und ungewollten Unfällen.
Eine Raumstation an diesem Ort einzurichten hatte keines der außerirdischen Völker gewagt, und es steigerte das Ansehen der Menschen, als sie das künstliche Gebilde erfolgreich installierten. Die Liegegebühren, Hotelpreise und Warenumschlagskosten sind horrend, sie bringen der irdischen Zentralregierung viel Geld ein, selbst wenn man die Unterhaltskosten für die Station berechnen muss. Kommandiert im militärischen wie im zivilen Bereich wird S 7 von Oberst Alexa Dexter, einer erfahrenen Raumsoldatin mit diplomatischem Geschick. Die fünfzigjährige Menschenfrau besitzt eine Menge Durchsetzungskraft, kann aber auch behutsam vorgehen und hat fast alle Freiheiten bei der Führung, vorausgesetzt, sie kommt dem Kommandanten der Schwarzen Division nicht in die Quere. Solange die Bilanz stimmt, redet ihr die irdische Regierung nicht hinein. Oberst Dexter sorgt für Ruhe und geordneten Handel, hat die hier stationierten Zivilisten verschiedener Völker gut im Griff, und scheint grundsätzlich alles zu wissen, was in dem rund 1,7 km durchmessenden Gebilde vor sich geht.
Die Schwarze Division ist eine Elitetruppe der Raumritter und rekrutiert sich ausschließlich aus Mitgliedern des Ordens. Sie mögen Aliens nicht besonders, sind arrogant und abweisend. Sie verfolgen eigene Pläne, die von der irdischen Regierung zum großen Teil jedoch gedeckt werden.
In der schon legendären Raumfahrerbar Last Vision, fast im genauen Mittelpunkt der Nabe, treffen sich Bewohner und Besucher der Station. Hier laufen alle Fäden von Outer Circle zusammen, auch wenn das kein Mensch offen laut aussprechen würde. Last Vision besteht zu einem Teil aus Gerüchten, einem Teil illegaler Handlungen, einem Teil interessanter Lebewesen und einem großen Teil Wohlfühl-Atmosphäre. Wer hierher kommt, kann sich vergnügen, Geschäfte abschließen, Schmuggelware verhökern, ein Vermögen gewinnen und wieder verlieren, oder einfach nur genießen und zuschauen. Er wird sich jedoch in keinem Fall langweilen.
Erstes Kapitel: Fehler im System
Die Badabene war ein Forschungsraumschiff der Thorianer, einer menschenähnlichen Rasse, deren meiste Mitglieder als wissenschaftliche Koryphäen galten, ohne die Forschungsergebnisse jemals profitabel auszuwerten. Sie sammelten Wissen um des Wissens Willen und nutzen nur vereinzelt ihre Erfindungen, um allen Individuen ein bequemes und forschungsreiches Leben zu ermöglichen.
Die Badabene führte einen kleinen Konvoi von vier Schiffen an. Die Thorianer an Bord wollten das Wurmloch erforschen, denn noch niemand hatte bis jetzt herausgefunden, warum es immer wieder zu Verwerfungen kam, und ob man die möglicherweise abstellen konnte. Die Außerirdischen hatten mit ihrem Schiff an Outer Circle angedockt, um sich mit Proviant zu versorgen und eine letzte Rücksprache mit den Wissenschaftlern der Station zu halten. Außerdem benötigten sie eine offizielle Genehmigung, denn das Gebiet rund um das Wurmloch galt nicht nur als gefährlich, sondern auch als menschliches Hoheitsgebiet.
Die Kommandantin der Station, Oberst Alexa Dexter, erteilte die Genehmigung nur zu gerne, denn die Thorianer würden ihre Forschungsergebnisse später den Menschen zur Verfügung stellen. Doch Generaloberst Weishaupt von der Schwarzen Division schäumte.
„Was erlauben sich diese – diese Kreaturen? Welch eine Anmaßung! Und unsere spröde, auf Harmonie gepolte Kommandantin unterstützt das auch noch! Wir sind Menschen, wir schaffen unsere Forschungen auch ohne diese Aliens."
Es war ein altbekanntes Kompetenzgerangel. Oberst Dexter unterstand der irdischen Regierung und gehörte zu regulären Raumflotte. Generaloberst Weishaupt und die Schwarze Division hingegen waren mitsamt der Starwatch-Raumflotte ein Sonderkommando, das für die Sicherung des sensiblen Bereichs zuständig war. Die zusätzlichen Befehle und Vollmachten, die die Schwarze Division besaß, hätten Oberst Dexter vermutlich in helle Aufregung versetzt – wenn sie davon gewusst hätte.
„Ich will nicht, dass die Thorianer unser Aufmarschgebiet in näheren Augenschein nehmen", grollte der Generaloberst.
Leutnant van Heel, sein Adjutant, stand abwartend vor dem Schreibtisch, er ahnte, dass der Kommandant weitere Befehle erteilen wollte.
Weishaupt überlegte. „Für welchen Termin ist die nächste Verwerfung angekündigt?"
„Standardzeit?"
„Was denn sonst?, knurrte der Offizier. „Ich werde mich vermutlich nie mit dieser Sternenzeitberechnung anfreunden.
„Morgen, elf Uhr zweiundfünfzig, Sir", kam die prompte Auskunft. Eine Verwerfung bezeichnete einen temporären Kollaps im Wurmloch, während der es instabil wurde und sich förmlich umstülpte. Ein Vorgang, der sogar mit bloßem Auge verfolgt werden konnte und ungeheure Energie erzeugte, wie auch verschlang. Ein paar Witzbolde bezeichneten die Verwerfung als Schluckauf.
Der Generaloberst schaute seinen Adjutanten lauernd und nachdenklich an. „Sie wissen, dass es ausgesprochen gefährlich ist, in der Nähe des Wurmlochs herumzufliegen, sobald die Verwerfung ansteht?"
„Selbstverständlich, Sir, jeder weiß das."
„Was glauben Sie, wissen die Thorianer das auch?"
„Dazu kann ich nichts sagen, Sir, ich kenne diese Rasse nicht besonders gut."
„Guter Mann, geben Sie sich nicht mit diesem außerirdischen Gesindel ab. Wir dürfen kein Risiko eingehen und müssen uns selbst schützen. Sorgen Sie dafür, Leutnant, dass diese wissenschaftliche Untersuchung nicht stattfindet. Aber ich will keine Toten – vorerst nicht. Lassen Sie die Schiffe und ihre Besatzungen einfach verschwinden, möglichst unauffällig und so, dass kein Verdacht auf uns fällt. Womöglich würde Oberst Dexter uns anklagen, wegen Behinderung Außerirdischer oder sonst einem absurden Vorwurf. Vielleicht sollte die Umgebung des Kohlensacks als neuer Standort für die Aliens ausgewählt werden. Ich überlasse Ihnen die Einzelheiten."
Der Kohlensack war eine Gegend mit starkem Vorkommen an kosmischen Staub. Navigation und Ortung waren im Inneren fast unmöglich, treibende Asteroiden oder Trümmerstücke wurden zu tödlichen Gefahren. Nicht einmal die Piraten flogen in diesem Bereich, nutzten den Kohlensack allerdings zeitweise für die Flucht, um Verfolger abzuschütteln.
Leutnant van Heel überdachte die Einzelheiten, dann salutierte er. Selbstverständlich hatte der Generaloberst niemals eine Weisung erteilt.
Die Badabene dockte ab und vereinigte sich mit den restlichen Schiffen, gemeinsam flogen sie auf das Wurmloch zu – dann erfolgte überraschend eine Richtungsänderung, und die vier Schiffe verschwanden wenig später abrupt aus der Ortung. Niemand an Bord von Outer Circle achtete darauf, die Schiffe hatten sich korrekt abgemeldet. Erst als die plan- und routinemäßigen Meldungen ausblieben, begann man zu suchen. Doch nun kam die planmäßige Verwerfung, das Wurmloch kollabierte für einige Stunden, sämtliche Ortungsgeräte wurden nutzlos, und natürlich hielten alle Raumschiffe respektvollen Abstand zum kosmischen Weltwunder.
Auch nach der üblichen Beruhigung des Wurmlochs blieben die thorianischen Schiffe verschwunden.
*
Generaloberst Andreas Weishaupt schaute sich kurz in seinem Büro um, alles befand sich an seinem Platz. Nirgendwo lag ein Stäubchen, was innerhalb einer Raumstation ohnehin selten vorkam, alle Gegenstände befanden sich millimetergenau an ihrem Platz.
Der Generaloberst war unruhig. In wenigen Minuten sollte ein Abgesandter des Generalrats der Raumritter auf Outer Circle eintreffen. Generalmajor von Harthausen würde ab sofort die Abteilung Starwatch befehligen und gleichzeitig als sein Stellvertreter fungieren. Eine überraschende und nicht ganz nachvollziehbare Entscheidung, wie der Offizier befand.
Generaloberst Weishaupt war Befehlshaber der Schwarzen Division, einer Sonderabteilung des Raumritterordens, der neben der regulären Raumflotte die Interessen der Menschheit – meist mit Waffengewalt – vertrat. Ihr Aufgabengebiet war nicht offiziell definiert, sodass sich zahlreiche Gerüchte um die Kampftruppe, wie auch ihre Mitglieder, rankten. Hier auf der Raumstation S 7, allgemein nur Outer Circle genannt, waren zahlreiche Soldaten dieser Truppe stationiert. Das lag nicht nur an der Tatsache, dass sich S 7 in der Nähe eines instabilen Wurmlochs befand. Es lag auch daran, dass von hier aus ein verdeckter Aufmarsch stattfinden sollte, um den Expansionsbestrebungen der irdischen Regierung gerecht zu werden. Selbstverständlich alles geheim, unter dem Vorwand der Verteidigung des menschlichen Einflussbereichs.
Der Neuankömmling, Generalmajor Columban von Harthausen, war direkt vom Generalrat als Oberbefehlshaber des Raumritterordens beauftragt und besaß weitreichende Vollmachten. Weishaupt vermutete, dass auch seine eigenen Handlungen überprüft werden sollten. Da konnte es eventuell zu Schwierigkeiten kommen. Weishaupt hatte sich mit seinen letzten Befehlen ziemlich weit aus dem Fenster gelehnt. Nun, man würde sehen. Als Offizier der Schwarzen Division sollte von Harthausen ähnliche Ansichten vertreten wie er selbst, dachte Weishaupt.
Er stand auf und zog automatisch seine Uniform glatt. Paradeuniform selbstverständlich, tiefschwarz, körpernah geschnitten. Im Kontrast dazu stand das schneeweiße Koppel aus Niliphantleder vom Planeten Dschallo. Und natürlich leuchteten die Orden und Ehrenzeichen, die bei einem so hochrangigen Offizier in erklecklicher Anzahl vorhanden waren.
Weishaupt verließ das Büro, im Vorzimmer sprang Leutnant van Heel auf und salutierte.
„Schon gut, Leutnant, beschränken wir das auf den Neuankömmling. Ist alles bereit?"
„Selbstverständlich, Generaloberst. Das Empfangskomitee steht vollzählig bereit im Hangar. Der Offiziersstab befindet sich im Vorraum und wartet auf Sie. Die Unterkunft für Generalmajor von Harthausen ist vorbereitet. Die Piloten der Starwatch …"
„Schon gut, ich glaube Ihnen, dass Sie an alles gedacht haben." Van Heel zeichnete dafür verantwortlich, dass alles perfekt vorbereitet war. Er kannte die Pingeligkeit seines Vorgesetzten. Weishaupt konnte sehr ungnädig reagieren, wenn auch nur eine Kleinigkeit nicht korrekt war. Er hoffte also selbst, nichts übersehen zu haben.
„Wie lange noch?", fragte der Generaloberst.
„Die Stellar Maris dockt in siebzehn Minuten an, Sir."
„Dann sollten wir uns auf den Weg machen."
Van Heel riss zuvorkommend die nächste Tür auf. Sechs Offiziere sprangen auf und salutierten.
„Stehen Sie bequem, meine Herren. Automatisch glitt der Blick des Befehlshabers über die Uniformen, aber er fand nichts zu bemängeln. Natürlich war jedes Mitglied der Schwarzen Division mit den Eigenheiten des „Alten
vertraut, aber ebenso legte jedes Mitglied dieser Elitetruppe persönlichen Wert auf Perfektion.
Weishaupt ging voran, die anderen folgten. S 7 war eine Raumstation von beeindruckender Größe, sie maß immerhin 1,7 km im Durchmesser und glich einer Radnabe, deren Mittelpunkt in vier Ebenen alles bot, was Menschen und Außerirdische für nötig hielten. Künstliche Schwerkraft wurde durch gegenläufige Rotation der Hüllen erzeugt, im äußeren Rand des Rades waren neben Unterkünften insgesamt 12 Dockstationen mit entsprechenden Hangars installiert und boten für jeden Raumschiffstyp passende Möglichkeiten. Hier wurden zahllose Waren umgeschlagen, die Station war ein wichtiges Ziel für Handel und Passagierbeförderung – und für die Ausrüstung, sowie Bewaffnung irdischer Soldaten.
Die Schwarze Division, die für die Sicherheit der Umgebung zuständig war, zählte als ein wichtiger Baustein im Puzzle des Kampfes um die Vormachtstellung in der Galaxis.
Weishaupt marschierte mit seinen Leuten zum Aufzug, um den Zugang zur Speiche für S 7-H 10 zu erreichen.
„Noch vier Minuten", murmelte Leutnant van Heel, als die Gruppe den Hangar erreichte. Schwere Tore aus molekularverdichtetem Stahl waren jetzt noch geschlossen, doch die sanft brummenden Maschinen deuteten an, dass draußen das Raumschiff bereits angedockt hatte und jetzt an die Schleuse herangezogen wurde.
„Achtung!", brüllte der diensthabende Sergeant, als Leutnant van Heel ihm ein Zeichen gab. Die Ehrenformation aus rund dreißig Soldaten, die ein Spalier bildeten, stand stramm, die Strahlgewehre schräg vor dem Körper präsentiert.
Generaloberst Weishaupt ließ es sich nicht nehmen, einen Blick rundum zu werfen. Er nickte unmerklich, alles war perfekt. Es nutzte also doch etwas, diesen jungen Burschen mit verschärftem Drill Disziplin und Ordnung beizubringen. Die Raumritter der Schwarzen Division waren bestens vorbereitet. Er konzentrierte seine Aufmerksamkeit auf die Schleuse, wo jeden Augenblick Generalmajor von Harthausen erscheinen musste, ein Mann, dem sein Ruf vorauseilte.
Die riesigen Tore schoben sich fast lautlos auseinander, der hell erleuchtete Schleusenraum der Stellar Maris wurde sichtbar. Nun erschienen zwei Männer, einer davon in der Paradeuniform der Schwarzen Division, der andere in Zivil.
Ein Zivilist?! Etwas unangenehm berührt trat Weishaupt vor, um den Generalmajor zu begrüßen und seinen Begleiter vorerst zu ignorieren.
Columban von Harthausen war ein sehr schlanker, hoch gewachsener Mann, der sich betont gerade hielt. Das schmale Gesicht mit nur wenigen Falten und eisblauen Augen wurde umrahmt von grauen Haaren. Er blickte Weishaupt mit einem Lächeln entgegen und salutierte.
Weishaupt erwiderte die Ehrenbezeugung, erst dann streckten sich die beiden Männer die Hände zur Begrüßung entgegen.
„Herzlich willkommen auf Outer Circle, verkündete der Generaloberst. „Ihre Ankunft wurde uns sehr kurzfristig avisiert, wir haben uns bemüht, alles zu Ihrer Zufriedenheit vorzubereiten.
Columban drückte die Hand des anderen fest und neigte leicht den Kopf. „Ich bin sicher, alles wird perfekt sein, Generaloberst. Vielen Dank für den Empfang, ich fühle mich geehrt. Darf ich Ihnen meinen Neffen Lucas vorstellen? Er erwägt den Eintritt in unseren Orden."
Erst jetzt blickte Weishaupt auf den jungen Mann, der allerdings bei diesen Worten keine Begeisterung zeigte und nur nachlässig grüßte. Der Generaloberst nickte ihm kurz zu. „Ich bin sicher, er wird nach erfolgter Ausbildung eine willkommene Verstärkung für die Truppe sein." Damit war das Thema für ihn beendet.
Die Zeremonie im Schleusenraum schien einigen anderen Passagieren zu lange zu dauern. Ein Alien, eindeutig als Echsenabkömmling zu erkennen, drängte sich vor, um die Schleuse endlich zu verlassen. Dabei schubste er unbeabsichtigt von Harthausen beiseite. Mit einer kaum verständlichen, gemurmelten Entschuldigung eilte er davon.
„Verfluchtes außerirdisches Gesindel", murmelte Weishaupt und beherrschte sich mühsam, den Fremden nicht zurückzuhalten und zu beschimpfen. Weshalb hatte der Generalmajor überhaupt mit einem Linienschiff kommen müssen? In drei Tagen war ein planmäßiger Truppentransporter vorgesehen, hätte er nicht mit dem reisen können? Weshalb diese unziemliche Eile? Dann wäre auch sein eigenes Dilemma mit … Nein, nicht weiter darüber nachdenken, einfach nur hoffen, dass alles gut ging.
Von Harthausen schüttelte nur den Kopf, er vergaß den kleinen Vorfall sofort wieder. Lucas aber starrte den Generaloberst wütend an.
„Wenn wir hier nicht alles blockieren würden, könnten andere Leute endlich ihren Geschäften nachgehen, sagte er mit unterdrückter Stimme. Sein Onkel warf ihm einen warnenden Blick zu. „Keinen Eklat bitte, wir reden später
, raunte er.
Lucas presste die Lippen zusammen und ging ebenfalls davon. Mit diesem militärischen Aufmarsch wollte er ohnehin nichts zu tun haben. Spöttisch musterte er die Soldaten. Sie alle gehörten zu den Raumrittern, die gesamte Schwarze Division rekrutierte sich aus Ordensmitgliedern, die alle einem besonderen Ehrenkodex unterlagen. Er sollte diesem Haufen beitreten, nur weil sein Vater und sein Onkel selbst dazu gehörten und das über seinen Kopf hinweg beschlossen hatten? Nein, darüber war das letzte Wort noch nicht gesprochen. Er hörte, wie der Sergeant laute Befehle brüllte, stampfende Füße, das Klatschen der Waffen in den Händen. Sollte Onkel Columban diese Ehrungen ruhig genießen.
Lucas folgte dem Alien, der mit raschen Schritten zum automatischen Laufband gegangen war, mit dem der Transport innerhalb der Station rasch vonstatten ging. Die beiden hatten während des gemeinsamen Flugs in der Stellar Maris mehrmals miteinander gesprochen, und der Mensch akzeptierte andere Lebewesen, so wie sie waren. Eine Beleidigung, wie sie Weishaupt ausgesprochen hatte, wäre ihm niemals über die Lippen gekommen. Bloß weg von hier, bevor die Vorurteile ansteckend wurden.
Lucas dachte zurück an das Gespräch, das er kurz vor der Landung mit seinem Onkel geführt hatte. Columban von Harthausen hatte niemals öffentlich gegen Aliens Stellung bezogen, aber auch er war Mitglied der Schwarzen Division, vermutlich dachte er ähnlich wie der Generaloberst. Aber was wusste er über seinen Vater und seinen Onkel wirklich? Er dachte zurück an das letzte Gespräch.
*
„Wir werden in weniger als zwei Stunden landen, und ich möchte vorher noch mit dir reden." Columban war ohne Türmeldung einfach in die Kabine seines Neffen hereingekommen. Widerwillig hob der 19-jährige den Kopf und löste sich aus der neuronalen Verbindung zum Computer, in dem er Kämpfe gegen künstliche Intelligenzen geführt hatte. Ein beliebter Zeitvertreib, wenn auch nicht besonders produktiv. Lucas verdrehte gottergeben die Augen, wandte sich aber gehorsam seinem Onkel zu.
„Ich habe geahnt, dass du mich auch nicht in Ruhe lassen wirst", seufzte er.
Columban lächelte, es veränderte sein strenges Gesicht auf überaus sympathische Weise. „Da dein Vater dich unter meine Aufsicht gestellt hat, war das wohl unvermeidlich", stellte er ironisch fest.
„Also gut, fassen wir zusammen", stöhnte Lucas. „Vater hat dir sicher aufgezählt, was ihm an mir missfällt. Ich langweile mich beim Studium, weil es mich unterfordert, besuche die Vorlesungen demnach nur unregelmäßig, treibe mich mit niederen Subjekten herum, gehe zu viel Geld für Nichtigkeiten aus, und zeige keine gesteigerte Aktivität zur Vernunft zu kommen oder mich auch mit der vorgesehenen Braut endlich zu verheiraten. Ich soll Ordnung und Disziplin lernen, und deswegen hast du dich bereit erklärt, mich probeweise in eine militärische Einheit einzugliedern – wozu ich im Übrigen nicht die geringste Lust verspüre. Das gilt im Übrigen auch für eine Heirat mit Rebecca, die ich sterbenslangweilig finde. Nur weil sie aus einer guten Familie stammt, und unsere Eltern die Hochzeit verabredet haben, muss ich mich noch lange nicht fügen."
„Eine bemerkenswerte Aufzählung von Charakterschwächen, stellte von Harthausen fest, sein Tonfall war immer noch ironisch. „Allerdings ist das alles nichts, was mich ernsthaft beunruhigen würde.
Erstaunt hob Lucas den Kopf. „Nicht? Wenn ich nach den Worten von Vater gehe, steht deswegen der Untergang der Galaxis kurz bevor."
„Hat er sich wirklich so schlimm benommen? Bei Gelegenheit werde ich ihn mal an ein paar kleine Vorfälle erinnern", gab Columban schmunzelnd zurück.
„Was heißt das, Onkel? War mein Vater in seiner Jugend etwa auch …"
„Ich werde ganz sicher nicht aus dem Nähkästchen plaudern, Junge, aber du solltest wissen, dass auch dein Vater und ich irgendwann einmal jung und ungestüm gewesen sind."
„Wenn man euch heute sieht, könnte man glauben, ihr seid schon als perfekte Ordensritter auf die Welt gekommen", erwiderte der junge Mann und bemühte sich, seine Neugier zu verbergen.
„Ich möchte nicht, dass du diese Reise