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Der Licht-König: Das Geheimnis des neuen Tyrannen
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eBook312 Seiten3 Stunden

Der Licht-König: Das Geheimnis des neuen Tyrannen

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Über dieses E-Book

Sinnlose Weltkriege, blindes Völkermorden, Revolutionen, Inflationen und Wirtschaftskrisen. Was die Menschen erlitten, geschah nach einem Plan, der lange zuvor konzipiert und kaltblütig umgesetzt wurde. Auch die gegenwärtige Staats-, Finanz- und Wirtschaftskrise gehört zu diesem Konzept, das nur wenigen Eingeweihten bekannt ist.
Im vorliegenden Buch wird in einer romanhaften Erzählung der Versuch gewagt, die endgültige Umsetzung des geheimen Entwurfs einer neuen Weltordung vorausblickend aufzuzeigen.
Die Menschen auf dem Weyerhof wollten nichts anderes als die Krise ohne große Blessuren überstehen. Kaum einer von ihnen konnte sich vorstellen, dass alles was sie durchleiden würden, Teil eines auf die gesamte Welt zielenden Anschlags einer aufstrebenden tyrannischen Macht war. Nicht einmal als im Frühjahr 2015 die kommende Katastrophe hautnah zu spüren war, erkannten die meisten das böse Spiel, das man mit ihnen trieb.

Dabei war es alles andere als ein Spiel. Die Menschen sollten durch Armut, Gewalt, Hunger, Seuchen, Tod und Krieg so tief in Elend und Chaos gestürzt werden, dass die Überlebenden schlussendlich dankbar sein würden, durch welche Macht auch immer aus der finsteren Zeit erlöst zu werden.

Der Licht-König, der sich zum Neuen Jahr 2020 auf dem Berg Zion als Welt-Retter feiern lässt, zwingt die Menschheit zu sklavischer Disziplin.
Ist es auch Luzifer nicht selbst, der Lichtengel, der gefallene Schönste unter Gottes Geschöpfen, so ist es einer jener Menschen, die sich von ihm benutzen lassen. Luzifer ist bekanntlich niemals selbst in Erscheinung getreten. Er wirkt durch Menschen. Vielleicht ist es einer vom 'Kommitee der 300', der 'Trilateralen Kommission', ein Abkömmling der 'Dreizehn satanischen Blutlinien' oder der Erwählte einer der anderen Geheimorganisationen, die seit Jahrhunderten versuchen aus dem Untergrund die Geschicke der Welt an sich zu reißen. Wer auch immer im Gewand des Licht-Königs stecken mag, er wird die Welt als rettende Lichtgestalt aus dem Chaos führen, von unvorstellbarer Begeisterung begleitet. Endlich Frieden, endlich Ordnung - die größte Täuschung, auf die die Menschen jemals hereinfallen werden.
Dieses Buch erzählt nicht allein vom Überleben in kritischer Zeit, erzählt wird auch von den Etappen der Krise ab dem Jahr 2015 bis 2020.
Nicht alle auf dem Weyerhof werden diesen schwierigsten Abschnitt überleben.
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum11. Feb. 2014
ISBN9783849576264
Der Licht-König: Das Geheimnis des neuen Tyrannen

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    Buchvorschau

    Der Licht-König - Wolfgang Arnold

    April 2015

    1

    Nadines Flucht

    Es war das zweite Jahr nach dem finalen Ausbruch der Krise. Die Menschen erlebten die ersten Stromausfälle, verloren ihre Spargelder, Supermärkte waren größtenteils geschlossen, die Arbeitslosigkeit erreichte ungeahnte Höhen.

    Die Wolken hingen tief über der Stadt. Nur fahles Licht schimmerte von Osten auf den Dächern. Ein eisiger nebliger Morgen, so kalt wie die Brutalität, die Nadine in dieser Nacht erlebt hatte.

    Nadine war gerade neunzehn. Niemand beachtete die gehetzte junge Frau. Nur wenige Menschen waren unterwegs. Jeder hatte seine eigenen verzweifelten Sorgen. Sie suchten Essbares zu ergattern, sie suchten Arbeit, sie waren auf dem Weg zu einem Tauschmarkt oder zu einer geheimen Adresse, bei der es Dinge gab, die man sonst kaum auftreiben konnte. Wer sollte sich auch für die junge Frau interessieren? Viele liefen heute in zerrissener, vielleicht auch blutbefleckter Kleidung herum. Man hätte bemerken können, wie sie sich immer wieder ängstlich umsah. Aufmerksamkeit erregte sie damit nicht. Brutalität gehörte zum Alltag. Hunger und Aggressionen gehörten zusammen, das hatte fast jeder erfahren.

    In ihre Wohnung durfte Nadine auf keinen Fall. Sie rannte die Straße hinunter. Blindlings. Nadine war sicher, der Leibhaftige wäre nicht bösartiger, als jener Mensch, vor dem sie auf der Flucht war. Was er ihr gestohlen hatte, war von geringer Bedeutung. Ihr fehlten die Wohnungsschlüssel, die Geldbörse und auch die Uhr. Sie dachte nicht darüber nach. Nur eines war wichtig, wo könnte sie sicher sein?

    Der einzige Ort, der ihr einfiel, war der Hof von Tante Ellen. Ihre Patin bewirtschaftete mit ihrem Mann Berthold eine einsam gelegene Landwirtschaft außerhalb der Stadt. Würde sie es bis dorthin schaffen? Es mussten zehn oder elf Kilometer bis zum Weyerhof sein. Wenn sie Glück hätte, würde sie unterwegs einen Bus erwischen. Wenn überhaupt einer fuhr. Ob ein Busfahrer sie ohne Geld und in ihrem Zustand mitnehmen würde?

    Sie keuchte. Stehen bleiben. Ein paarmal tief durchatmen. Bis jetzt war ihr Verfolger nicht aufgetaucht. Wie spät mochte es sein? Die Kirchturmuhr zeigte seit einem Jahr zwölf Minuten vor Elf.

    Je länger sie unterwegs war, desto häufiger dachte sie darüber nach, mit welcher Fürsorge ihre Eltern sie und ihren Bruder bis zum gestrigen Abend vor allem Erschreckenden bewahren konnten. Beide verstanden es auf sehr verschiedene Weise, ihre Kinder die Härte der Krise kaum spüren zu lassen. Doch plötzlich, wie ein Gewitter, war die Realität über die vier Menschen hereingebrochen. Vor weniger als zwölf Stunden hatte Nadine erlebt wie ihre Familie ausgelöscht wurde – fast ausgelöscht, denn Peter, ihr Vater lebte womöglich. Sie wusste es nicht.

    Es wurde hell über der Stadt. Im Schatten eines Hauseingangs durchatmen, das Pochen in der Brust zur Ruhe kommen lassen. Ein Hund bellte. Scheppernde Geräusche. Zwei Radfahrer fuhren vorüber. Anhänger voller Eisen. Einer sah Nadine. Wortfetzen flogen bis zu ihr: „Haste gesehen? Noch um diese Zeit! Demnächst machen die ’s umsonst und spendiern dir’nen Kanker dazu." Kaum waren die Radfahrer abgebogen, floh sie aus der Nische.

    Würde die verlassene Villa am Stadtrand Schutz bieten? Die Haustür war eingeschlagen. Im Erdgeschoss fehlten Fensterscheiben. Vorsichtig betrat sie die Halle. Eine breite Treppe führte nach oben. Nach jedem Schritt stehen bleiben, lauschen. Das Gebäude schien verlassen.

    In einem Raum der oberen Etage entdeckte sie eine verstaubte Matratze. Am liebsten hätte sie sich sofort hingelegt. Sie nahm mit dem blanken Fußboden vorlieb, wollte nur ausspannen, auf keinen Fall einschlafen. Vor Erschöpfung spürte sie kaum die Kälte. Der Ekel kam wieder, die Scham, die absolute Demütigung. Nie zuvor hatte sie sich derart beschmutzt gefühlt. Für Sekunden stand das Bild von Roman vor ihr. Sie würde Roman nie wieder Zärtlichkeit gestatten dürfen nach allem, was letze Nacht geschehen war.

    Wenige Minuten später hörte sie von der Welt nichts mehr - nicht einmal die Stimmen der beiden Männer, die sich im Erdgeschoss einzurichten begannen.

    2

    Als die Familie noch heil war

    Peter, ihr Vater wollte am Völklinger Bahnhof Fisch organisieren. Konserven. Am Bahnhof gab es den besten Schwarzmarkt der Stadt. Peter hatte aus dem Vorratskeller zwei Pfund Kaffee eingesteckt und hoffte auf ein gutes Geschäft.

    Lisette, die Mutter war mit den Kindern zu Haus. Sie strickte an einem Pullover für den neunjährigen Benni.

    Nadine las im Kerzenlicht einen Brief, den ihr Roman kurz nach seiner Ankunft in Kanada geschrieben hatte. Ein Jahr lag das nun zurück. Seine Zeilen hätte sie auswendig aufsagen können. Sie dachte an die gemeinsamen Monate mit ihm. Dieser einzige Brief gab ihr die Hoffnung, ihn eines Tages wiederzusehen.

    Benni sprang durchs Zimmer, versuchte eine Fliege zu fangen, obwohl die Schwester energisch protestierte, auch Fliegen hätten ein Recht zu leben. Benni ließ sich nicht beirren. Schließlich hielt er das Tier in seiner Faust. „Benni, lass sie frei."

    Benni provozierte Nadine mit Begeisterung: „Pass auf, gleich kommt der Mörder."

    Nadine schlug mit dem Buch nach ihm, traf aber nicht. Benni feixte: „Und jetzt… pass auf… gleich…"

    Die Auseinandersetzung der Geschwister eskalierte. Nadine konnte nicht ertragen, wenn Tiere gequält werden, nicht einmal Fliegen.

    Lisette, die Mutter sah von ihrer Strickarbeit auf: „Benni, parfois vous êtes vraiment un monstre". Immer wenn sie wütend wurde, verfiel Lisette in ihre Muttersprache.

    Lisette war die Tochter des lothringischen Grubeningenieurs Charpentier aus Carling*). Peters Vater war Förster im Warndt-Wald. Als Gymnasiasten hatten sich Lisette und Peter bei einem Schüleraustausch kennengelernt und seitdem nie mehr aus den Augen verloren. Drei Jahre nach Peters Handelslehre, hatten sie geheiratet und mit dem Geld, das ihnen beide Eltern schenkten, einen gut gehenden Gasthof an der Grenze übernommen. Sie waren fleißig, konnten einiges beiseitelegen und hätten für immer zufrieden sein können, hätte die Krise keinen Schlussstrich unter ihr Glück gezogen. Ein Gasthof an der Grenze verliert seine Existenz, sobald die Lastwagenfahrer ausbleiben. Für Lisette und Peter wurde dies Ende 2013 harte Realität. Gerade noch rechtzeitig kündigten sie den Pachtvertrag und zogen in eine preiswerte Wohnung in Völklingen.

    Lisette wusste nicht, dass Peter nach dem Verkauf von einem Teil der Ablöse insgeheim Gold gekauft hatte. Peter wollte Lisette keinesfalls betrügen. Ihm lag die Sicherheit der Familie am Herzen. Die große Krise würde unausweichlich kommen. Er durfte aber mit Lisette über seine Befürchtungen nicht reden. Seine Frau wäre vor Angst krank geworden. Obwohl die Zeichen der aufsteigenden Katastrophe von Jahr zu Jahr deutlicher wurden, lebte Lisette in ihren Heile-Welt-Kokon, den sie für sich und die Kinder um nichts in der Welt zerstören lassen wollte.

    Peter hatte sich nicht nur zu Fragen der Finanzpolitik umfassend informiert, sondern las alles, was er über geheime Strategien zur Neuen Weltordnung in die Finger bekommen konnte. Um Lisette nicht zu beunruhigen, verbarg er die Titel solcher Bücher hinter Umschlägen von Abenteuerromanen oder Krimis. Peter erwartete einen totalen Wirtschaftskollaps mit dem Zusammenbruch des bisherigen Geldsystems. Tauschhandel wäre dann zum Überleben wichtig. Für diese Zeit sorgte er in aller Heimlichkeit für die Familie vor. Im Keller hatte er neben etlichen Kartons Kaffee, Honiggläsern und Zigarettenstangen auch einen kleinen Schatz Goldmünzen versteckt. Lisette blieben Kaffee und Honig nicht verborgen; sie begnügte sich aber mit Peters Erklärung, dies wären haltbare Dinge, die sie im unwahrscheinlichen Falle einer Naturkatastrophe als Tauschobjekte verwenden könnten.

    Trotz aller Fürsorge ahnte Peter nicht, wie bald ihr Glück und sogar ihr Leben zerstört werden würde.

    3

    Richy und sein Gewerbe

    Richy, so hieß Richard Boley bei Freunden wie Feinden, pfiff vor guter Laune „Talk dirty". Cäcilia war die erste auf seiner Inkassotour, und das Ergebnis konnte sich sehen lassen. Sie hatte in der Nacht ein paar gute Kunden. Er ließ ihr die Hälfte der Einnahmen. Cäcilia musste viel für Insulin ausgeben. Ohne das Medikament war sie nicht arbeitsfähig.

    Acht „Steuerpflichtige" standen auf Richys Liste. Frauen, von denen er ohne jegliche Gegenleistung Tag für Tag einen Teil ihrer Einnahmen einstrich, stets am zeitigen Morgen. Sie sollten so bald wie möglich wieder auf Anschaffe gehen.

    Sein nächstes Ziel hieß Irene. Die verheiratete Endvierzigerin brachte mit ihrer Arbeit ihren Mann, zwei Kinder und sich nur schwer über die Runden. Manchmal ließ ihr Richy etwas mehr übrig als gewöhnlich. Diesmal war er überraschend großzügig, sogar gesprächig. Er habe ein junges Fohlen im Stall und wenn es so gut lief wie er dachte, wollte er bei Irene immer ein klein wenig entgegenkommender sein. Trotzdem musste Irene alle Einkünfte der Nacht auf den Tisch legen: zwei Dosen Thunfisch, ein Pfund Kaffee, vier Packungen Zigaretten und Bargeld. Richy interessierte nur das Geld, Dollars und Pfundnoten.

    Irene wollte zumindest etwas vom Geld behalten. Doch die Scheine verschwanden blitzschnell in Richys Tasche. Die Lebensmittel schob er ihr zu: „Lass dir weniger von dem Scheiß andrehen. Was zählt sind Mäuse."

    Irene klagte über die wachsende Armut ihrer Kunden und die immer jüngere Konkurrenz. „Eines Tages werde ich mich für ’n paar Kartoffeln flach legen. Auf ’m Strich läuft ‚ne Inflation. Schulkinder sind schon dabei."

    „Aber nicht so professionell wie du, Irenchen. Ich kann das beurteilen, glaub mir. Viel Erfolg, muss weiter." Schon war Richy draußen.

    Maria wohnte eine Hausecke entfernt. Leider traf er sie nicht an. Er würde wiederkommen, nachdem er das ‚Küken‘ abgefischt hätte.

    Das ‚Küken‘ hieß Tanja, war Anfang dreißig und frühstückte gerade. Tanja ahnte, dass er kommen würde. Sie hatte den Türöffner summen lassen, ohne ihre Mahlzeit zu unterbrechen. Erst ein paar Wochen war sie in seiner ‚Obhut‘. Richy wusste vom plötzlichen Ende ihrer erfolgreichen Karriere als Pharmareferentin. Das lag über ein Jahr zurück. Das Ende ihrer sämtlichen Rück-lagen war zwei Monate alt. Als er ihr begegnete, garan-tierte er ihr eine neue Karriere und einen glänzenden Aufstieg. Tanja nahm ihn keine Sekunde ernst, sah aber die Sache pragmatisch.

    Sie schob ihm die bereitstehende zweite Tasse hin und goss Kaffee ein: „Setz dich. Hast du Hunger? Auf dem Tisch stand ein Körbchen mit Croissants. „Der Letzte heute war’n Bäcker.

    „Hoffentlich hat er auch Mäuse dagelassen."

    „Du, ich war so froh, mal was Leckeres zu kriegen", sie biss in ihr Croissant.

    „Spinnst du?"

    „Er hat mir was anders dagelassen." Mit der verheißungsvollen Ansage ging sie zu ihrem Sofa und nahm etwas vom Tischchen. Richy konnte es nicht erkennen; achtete nur auf Tanjas kurzen Morgenmantel und die schlanken Beine, und dann klappte der Mantel auch noch auseinander.

    Tanja legte ihm eine Packung Cialis neben die Tasse: „Kannst du verkloppen. Für Hundert mindestens. Richy schaute Tanja an, riss die Packung auf, nahm ein Dragee zwischen Daumen und Zeigefinger: „Auch gut.

    Tanja raffte flink ihren Mantel zusammen: „Mensch reiß dich am Riemen. Heute ist nicht Dienstag."

    „Wir verschieben einfach Dienstag auf heute, okay?" Damit ließ er das Dragee im Mund verschwinden, spülte Kaffee hinterher.

    Tanja hielt die Luft an: „Schlag dir das aus ’m Kopp."

    „Geht nicht, wirkt schon."

    „Mann, du sollst das zu Kohle machen. So was Verrücktes mach ich nicht noch mal mit. Dieser Bäcker hat gleich zwei geschluckt. Ich blute immer noch wie die Wutz."

    Richy griff Tanja am Mantel: „Das macht mir nichts, Mädchen." Er stieß sie zum Sofa.

    Tanja fluchte: „In mir ist alles rohes Fleisch, kapier das doch!"

    Richy warf sie aufs Polster: „Na und? Du hast die Croissants gehabt. Jetzt gibt’s Dessert."

    Tanja sah ihre Ohnmacht ein: „Auf dem Tisch liegen Gummis."

    „Gummis sind Scheiße."

    „Du bist infiziert."

    „Was dagegen?!"

    Tanja fühlte nach dem Messer, das im Polster steckte: „Ich geh zu Otto!"

    „Zu der schwulen Sau?"

    Er wollte Tanja nicht verlieren und zog ein Präservativ über.

    Sie ließ das Messer am Platz. Bevor er sie umbringen würde, ließ sie es geschehen. Er würde sie niemals wieder anrühren. Vor Schmerz biss sie ins Kissen. Sie würde tatsächlich zu Otto gehen. Otto verlangte zwar mehr als die Hälfte der Einnahmen, aber seine Frauen hatten vor ihm Ruhe. Sie stöhnte vor Schmerz. Das spornte Richy an.

    4

    Manfred und Albrecht entdecken Nadine

    In der fensterlosen Villa war es lausig kalt. Die zwei Männer hatten einen Kamin entdeckt. Folglich könnte es irgendwo in diesem gottverlassenen ‚Schloss‘ Brennbares geben. Möbel zum Beispiel.

    Einer stieg nach oben. Statt alter Stühle fand er ein schlafendes Mädchen. Als er sicher war, dass dieses Wesen wirklich atmete, schlich er auf leisen Sohlen rückwärts aus dem Raum. Vom Treppenabsatz raunte er seinem Kumpel zu, was, beziehungsweise wen er gefunden hatte.

    „Und was machen wir jetzt?"

    „Schlafen lassen, einfach schlafen lassen."

    Um bei dem Vorsatz zu bleiben, mussten sie sich mucksmäuschen still verhalten. Trotzdem sollte der Kamin endlich brennen. Albrecht, so hieß einer der beiden, stieg in den Keller. Er traute seinen Augen nicht: hier stand fein gestapelt jede Menge Brennholz, und es war sogar trocken. Begeistert rief er nach seinem Kumpel, dass es bis ins Obergeschoss hallte. Nadine setzte sich abrupt auf, am ganzen Körper vibrierend.

    Manfred lief zur Kellertür: „Bist du wahnsinnig, Mann?!"

    „Entschuldige. Ich hab das Holz gesehen und einfach nicht mehr an das Mädchen gedacht."

    „Entschuldige dich nicht bei mir. Falls du sie geweckt hast, sag ihr wer wir sind."

    Nadine verstand jedes Wort. Wohin könnte sie verschwinden? Und wie? Einmal in Übung, öffnete sie das Fenster. Hier gab es keinen Schuppen und bis zum Rasen war es sehr tief. Da hörte sie eine Männerstimme von der Tür her: „Verzeihung, ich wollte das nicht."

    Sie drehte sich um. Umständlich suchte der Mann nach Worten, sie hätten Heizmaterial gebraucht, weil es doch so kalt in dieser famosen Villa sei. Er hätte schon nicht mehr geglaubt, irgendetwas brauchbares zu finden. Aber dann habe er im Keller einen zehn Kilometer langen, vielleicht sogar noch längeren Stapel gutes, trockenes Feuerholz entdeckt. Alles Buche, dicke Scheite, dünne Scheite. Einen Hauklotz gäbe es und sogar eine Axt: „Alles da. Wir müssen nicht frieren. Ist doch großartig, oder? Ähm, pardon…"

    Er ging mit ausgestreckter Hand auf Nadine zu: „Ich bin Albrecht."

    Nadines Angst war etwas verflogen, aber diese spontane Geste überrumpelte sie geradezu. Sie wich zurück.

    Albrecht kratzte sein Kinn, grübelte angestrengt: „Sie… du… oder wie darf ich dich anreden? Wir sind friedliche Leute. Wir brauchen nichts als ein Dach über dem Kopf. Weil sie schwieg, redete er weiter: „Konnten wir denn wissen, dass diese Villa schon einen Mieter hat – eine Mieterin, meine ich? Vielleicht könnten wir uns ja irgendwie arrangieren?

    Er blickte in den Flur: „Manni, sag doch auch was!"

    Nadine hatte eine zweite Tür entdeckt. Gerade als sie diese erreicht hatte, lief sie einem der Männer in die Arme. Ihre Angst war für die beiden unverständlich, sie flehte: „Bitte nicht, bitte!"

    Manfred und Albrecht sahen sich ratlos an. Nadines Gedanken rasten durcheinander. Manfred fasste sich ein Herz: „Was haben Sie? Was ist los?

    Nadine fiel nur noch ein: „Ich warne Sie. Ich bin infektiös."

    Albrecht suchte nach Worten: „Wovor hast du Angst. Wir sind keine Menschenfresser. Wir werden dich nicht berühren, ehrlich. Aber… wir haben Holz gefunden, auch Wasser gibt es. Wir könnten uns Tee kochen, ich habe ein paar Beutel Darjeeling. Wenn du möchtest, könntest du uns Gesellschaft leisten."

    Nachdem er Luft geholt hatte: „So, das war mein Wort zum Sonntag. Mehr habe ich nicht anzubieten. Leider."

    Nadine wollte Manfred sehr vorsichtig die Hand reichen, überlegte es sich, zog sie wieder zurück und sagte leise: „Okay."

    Manfred und Albrecht stellten sich vor. Albrecht brachte sogar eine Verbeugung zustande.

    5

    Richys Reinfall

    Richy war stinksauer. Der Bäcker hatte Tanjas strapaziösen Dienst mit Placebos honoriert. Er schlug sie wegen der Leichtgläubigkeit ins Gesicht: „Dreh mir nie wieder solchen Verschnitt an, kapiert!?" Er knöpfte seine Hose zu und ließ die fluchende Frau zurück, nicht ohne den Rest Croissants in die Tasche zu stopfen. Tanjas Verwünschungen hallten bis ins Treppenhaus.

    Seine Stimmung wurde gemildert, als er bei Maria-Rosalia ein ordentliches Sümmchen kassieren konnte, und auch die ‚Vergnügungssteuern‘ seiner anderen Häschen waren nicht von Pappe.

    Der nächste Weg führte ihn zu Antiquitätenhändler Herstatt. Die Schlussstation jeder Runde. Bei Simon Herstatt gab es alles, was Menschen, die nichts zu beißen hatten, weggaben. Vor zwei Jahren noch standen in Herstatts Werkstatt anspruchsvolle antike Möbel und Kunstgegenstände. Heute war sein Laden ein Markt für alle möglichen Gelegenheiten.

    Als Stammkunde tauschte Richy bei ihm Bares gegen Sachwerte. Herstatt hatte immer etwas unter dem Tresen: antike Münzen,

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