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Wurzeln des Menschseins
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eBook202 Seiten2 Stunden

Wurzeln des Menschseins

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Über dieses E-Book

»Es ist notwendig, eine geistige Verwurzelung zu verwirklichen, die dem Äußeren seine zugleich zerstreuende und verengende Willkürherrschaft nimmt und die uns stattdessen ermöglicht, ›Gott überall zu sehen‹, das heißt, in den sinnenhaften Dingen die Sinnbilder, die Urbilder und die Wesenheiten wahrzunehmen; denn die von einer verinnerlichten Seele wahrgenommenen Schönheiten werden Faktoren der Verinnerlichung.«

Frithjof Schuon (1907-1998) wird in weiten Teilen der Welt als einer der bedeutendsten religionsphilosophischen Schriftsteller des 20. Jahrhunderts angesehen. Er gilt als führender Vertreter jener Denkrichtung, die Sophia perennis (»immerwährende Weisheit«) genannt wird, und welche die zeitlosen und überall gültigen Grundsätze enthält, die den verschiedenen Lehren, den Sinnbildern, der heiligen Kunst und den geistigen Übungen der Weltreligionen zugrunde liegen.

Dieses Buch handelt von den Grundsätzen der Metaphysik und ihren Anwendungen auf die religiöse und geistige Ebene. Es enthält drei Teile: Der erste hat erkenntnistheoretische, metaphysische und kosmologische Fragen zum Gegenstand, der zweite das esoterische Verständnis verschiedener religiöser Überlieferungen, der dritte das geistige Leben. So werden im Licht der metaphysischen Grundsätze die innere Bedeutung der religiösen Formen sowie deren Umsetzung im Dasein des Menschen erkennbar.
Das Buch wendet sich an Menschen, die auf der Suche nach einem geistig fundierten Verständnis der Welt und ihres eigenen Lebens sind, einem Verständnis, das über die Antworten hinausgeht, welche die modernen Wissenschaften geben können. Es vermag zu befreienden Einsichten und tiefer Gewissheit zu führen.
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum12. Nov. 2014
ISBN9783732308040
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    Buchvorschau

    Wurzeln des Menschseins - Frithjof Schuon

    [4][5] E RSTER T EIL

    GRUNDSÄTZE UND WURZELN

    [6]

    [7] Von der Intelligenz

    Intelligenz ist die Wahrnehmung einer Wirklichkeit und a fortiori die Wahrnehmung des Wirklichen an sich; sie ist ipso facto die Unterscheidung zwischen dem Wirklichen und dem Unwirklichen – oder dem weniger Wirklichen –, und das zuerst im grundsätzlichen, unbedingten oder »senkrechten« Sinn, und dann im daseinsmäßigen, verhältnismäßigen oder »waagerechten« Sinn. Genauer gesagt ist die »waagerechte« oder kosmische Dimension der Bereich des Verstandes und der Versuchung des Rationalismus, während die »senkrechte« oder metakosmische Dimension der Bereich des Intellekts und der einenden Beschauung ist; es sei daran erinnert, dass unter allen irdischen Geschöpfen allein der Mensch den aufrechten Gang besitzt, was auf die »senkrechte« Möglichkeit des Geistes und damit auf den Daseinsgrund des Menschen hindeutet.¹

    Man muss im menschlichen Geist zwischen Funktionen und Fähigkeiten unterscheiden: In der ersten Gruppe, welche die grundlegendere ist, differenzieren wir zunächst zwischen Unterscheidung und Beschauung² und dann zwischen Analyse und Synthese;³ in der zweiten Gruppe zwischen einer [8] theoretischen und einer praktischen Intelligenz,⁴ dann zwischen einer spontanen und einer reagierenden, oder auch zwischen einer konstruktiven und einer kritischen Intelligenz.⁵ Von einem ganz anderen Standpunkt aus muss man zwischen einer Erkenntnisfähigkeit unterscheiden, die nur der theoretischen Möglichkeit nach, und einer anderen, die keimhaft vorhanden und einer dritten, die tatsächlich wirksam ist: Die erste betrifft alle Menschen, also auch die beschränktesten; die zweite bezieht sich auf nicht unterrichtete Menschen, die aber die Fähigkeit zu verstehen besitzen; die dritte schließlich stimmt mit der Erkenntnis überein.

    Es ist nur allzu offensichtlich, dass gedankliche Bemühung nicht von selbst zur Wahrnehmung des Wirklichen führt; der schärfste Geist kann der Träger für den gröbsten Irrtum sein. Die paradoxe Erscheinung einer Intelligenz – sogar einer »blendenden« –, die Träger für den Irrtum ist, erklärt sich zuallererst durch die Möglichkeit eines ausschließlich »waagerechten« Vorgehens, dem jegliches Bewusstsein »senkrechter« Bezüge fehlt; die Begriffsbestimmung »Intelligenz« [9] besteht fort, da es ja immer noch eine Unterscheidung zwischen Wesentlichem und Zweitrangigem oder zwischen Ursache und Wirkung gibt. Ein entscheidender Faktor bei der Erscheinung des »intelligenten Irrtums« ist ganz offensichtlich das Eingreifen eines nicht geistigen Elements wie der Gefühlsbetontheit oder der Leidenschaft; die ausschließliche Beschränkung auf das »Waagerechte« erzeugt eine Leere, die das Irrationale notwendigerweise ausfüllt. Es muss hervorgehoben werden, dass die Beschränkung auf das »Waagerechte« nicht immer eine Verneinung des Übernatürlichen ist; es kann sich um einen Gläubigen handeln, dessen geistige Intuition in einem verborgenen Zustand bleibt, was das »dunkle Verdienst des Glaubens« ausmacht; in diesem Fall kann man ohne Sinnwidrigkeit von einer frommen und sittlichen »Senkrechtheit« sprechen.

    Die evolutionistische These von der Verwandlung der Arten bietet auf der Ebene der Naturwissenschaften ein offenkundiges Beispiel für die Beschränkung auf das »Waagerechte«, aufgrund der Tatsache, dass sie an die Stelle der kosmogonischen Emanation in »absteigenden« Stufen eine biologische Evolution in »aufsteigenden« Stufen setzt;⁶ genauso ersetzen moderne Philosophen – mutatis mutandis – die metaphysische Kausalität durch »physikalische« und empirische Kausalitäten; was ohne Zweifel Intelligenz erfordert, aber eine sozusagen enthauptete Intelligenz.

    Es muss an dieser Stelle auf die paradoxe Tatsache hingewiesen werden, dass ein Verständnis, das auf der Höhe »senkrechter« Wahrheiten ist, nicht immer eine Gewähr für die Vollständigkeit der »waagerechten« Intelligenz oder für [10] die entsprechenden sittlichen Eigenschaften bietet; wir stehen dann aber entweder einer einseitigen Entwicklung spekulativer Begabungen zum Nachteil praktischer Begabungen gegenüber oder einer Anomalie, die aus einer Art gespaltener Persönlichkeit besteht; dies sind aber Nebensachen, die angesichts des Wunders des Intellekts und dem der Wahrheit nichts Absolutes an sich haben. Dennoch ist die metaphysische Intelligenz nur unter der Bedingung vollständig und wirksam, dass die spekulativen und praktischen Dimensionen sich im Gleichgewicht befinden.

    Vielleicht lohnt es sich, an dieser Stelle die mehrdeutige Erscheinung der Naivität aufzuhellen: Diese besteht vor allem aus einem Mangel an Erfahrung, verbunden mit Leichtgläubigkeit, wie es das Beispiel der Kinder zeigt, sogar der intelligentesten. Leichtgläubigkeit kann einen positiven Grund haben: Sie kann in der Haltung des wahrhaftigen Menschen bestehen, der ganz selbstverständlich glaubt, dass die ganze Welt so wie er selbst ist; es gibt Völker, die leichtgläubig sind, weil sie die Lüge nicht kennen. Es versteht sich daher von selbst, dass Naivität etwas ganz Verhältnismäßiges sein kann: Jemand, der nichts von der Psychologie Geistesgestörter versteht, ist naiv in den Augen von Psychiatern, selbst wenn er weit davon entfernt ist, dumm zu sein. Wenn man »klug wie die Schlangen« sein soll – unter der Voraussetzung, »arglos wie die Tauben« zu sein –,⁷ dann [11] vor allem deshalb, weil die Umgebung Fallstricke auslegt und man sich zu verteidigen wissen muss, das heißt, dass unser Vorstellungsvermögen ein Bewusstsein von den Launen der irdischen Mâyâ haben muss.

    Wie dem auch sei, wenn wir uns an den geläufigen Wortsinn halten, dann bedeutet naiv sein, bei dem vereinfachenden und die Dinge wörtlich nehmenden Blickwinkel der Kindheit stehen zu bleiben, ohne dabei den Instinkt für das »Eine Notwendige« verlieren zu müssen, wozu es weder irgendeiner vielschichtigen Erfahrung noch einer Begabung für abstrakte Spekulation bedarf.

    Wir würden an dieser Stelle gern die folgende Frage beantworten: Ist jemand, der von einem verhängnisvollen Irrtum befreit ist, deswegen intelligenter geworden? Vom Standpunkt der möglichen Intelligenz, nein; vom Standpunkt der wirksamen Intelligenz aber, ja; denn in dieser Hinsicht gleicht die Wahrheit der Intelligenz. Der Beweis dafür ist, dass die Anerkennung einer Schlüsselwahrheit die Fähigkeit nach sich zieht, andere Wahrheiten von gleicher Ordnung sowie eine Vielzahl untergeordneter Anwendungen – wie bei einer Kettenreaktion – zu verstehen; jedes Verstehen erleuchtet, jedes Nichtverstehen verdunkelt.

    Das Gegenteil der Naivität ist die luziferische, forschende, erfinderische Intelligenz, die leidenschaftlich und blind ins Unbekannte und Unbestimmte vordringt; es ist die Geschichte von Prometheus und von Ikarus, und es ist selbstmörderische Neugier.

    Die Intelligenz bringt nicht nur die Unterscheidung hervor, sondern auch – ipso facto – das Bewusstsein unserer Überlegenheit hinsichtlich derer, die nicht zu unterscheiden wissen; im Gegensatz zu dem, was viele Moralisten denken, ist dieses [12] Bewusstsein kein Fehler an sich, denn wir können nicht verhindern, uns einer Sache bewusst zu sein, die da ist und die für uns wahrnehmbar ist eben durch unsere Intelligenz. Nicht ohne Grund ist die Objektivität ein Vorrecht des Menschen.

    Dieselbe Intelligenz aber, die uns unsere Überlegenheit bewusst macht, macht uns auch die Verhältnismäßigkeit dieser Überlegenheit bewusst und, mehr als das: Sie macht uns all unsere Begrenzungen bewusst. Das heißt, dass eine wesentliche Aufgabe der Intelligenz in der Selbsterkenntnis besteht: somit in der – je nach betrachtetem Blickpunkt positiven oder negativen – Erkenntnis unserer eigentlichen Natur.

    Gott erkennen, das Wirkliche an sich, das höchste Verstehbare, dann die Dinge erkennen in Abhängigkeit von dieser Erkenntnis, und folglich auch uns selbst erkennen: Dies sind die Dimensionen der echten und vollständigen Intelligenz; der einzigen, die, streng genommen, diesen Namen verdient, denn sie allein ist im eigentlichen Sinne menschlich.

    Wir haben gesagt, dass die Intelligenz von ihrem Wesen her die Selbsterkenntnis hervorbringt, zusammen mit den Tugenden der Demut und der uneigennützigen Liebe; sie kann aber auch am Rande ihres Wesens oder ihrer Natur und im Gefolge einer luziferischen Verderbnis jenes Laster schlechthin hervorbringen, welches der Hochmut ist. Daher die Mehrdeutigkeit des Begriffs der »Intelligenz« in den religiösen Moralvorstellungen und die Betonung einer ausdrücklich außerintellektuellen und dadurch ihrerseits mehrdeutigen und gefährlichen Demut, denn »es gibt kein größeres Recht als das der Wahrheit«.

    Auf die Frage, ob es besser sei, Intelligenz zu besitzen oder einen guten Charakter, antworten wir: einen guten Charakter. Warum? Weil man, wenn man diese Frage stellt, nie an die[13] vollständige Intelligenz denkt, welche ihrem Wesen nach die Selbsterkenntnis mit einschließt; umgekehrt schließt ein guter Charakter immer ein Element der Intelligenz mit ein, selbstverständlich unter der Voraussetzung, dass die Tugend echt und nicht durch einen tiefer liegenden Hochmut beeinträchtigt ist, wie dies beim »Eifer der Bitternis« der Fall ist. Der gute Charakter öffnet sich der Wahrheit,⁸ genauso wie die ihrem Wesenskern treue Intelligenz in die Tugend einmündet; wir könnten auch sagen, dass die sittliche Vollkommenheit mit dem Glauben übereinstimmt, dass sie deshalb kein sozialer Perfektionismus ohne geistigen Gehalt sein kann.

    Wenn das Erkenntnisvermögen darin besteht, zwischen dem Wesentlichen und dem Zweitrangigen zu unterscheiden, und wenn es infolgedessen die Fähigkeit mit sich bringt, Umstände zu erfassen und sich ihnen anzupassen, dann wird derjenige Mensch konkret intelligent sein, der den Sinn des Lebens und dadurch auch den des Todes erfasst; das heißt, dass das Bewusstsein des Todes das Gebaren des Lebens bestimmen muss, genauso wie, a priori, das Bewusstsein ewiger Werte Vorrang vor zeitlichen Werten hat. Wenn man uns fragt: Was beweist die Wirklichkeit ewiger Werte? – und wir schweifen hier von unserem Hauptgegenstand ab –, dann antworten wir: Unter anderem ist es das Phänomen der Intelligenz selbst, das tatsächlich unerklärbar – weil ohne zureichenden Grund – wäre ohne seine tiefsten oder erhabensten Inhalte. Wir haben hier das ganze Mysterium des Phänomens der Subjektivität vor uns liegen, das so merkwürdig unverstanden ist von der Moderne, [14] wohingegen es doch gerade ein unwiderlegbares Zeichen für die nicht-materielle Wirklichkeit und die Transzendenz ist.

    Die evolutionistischen Rationalisten sind der Meinung, dass Aristoteles als Vater der Logik ipso facto Vater der schlussendlich reif und wirksam gewordenen Intelligenz sei; sie beachten offensichtlich nicht, dass dieses Aufblühen einer Disziplin des Denkens, so verdienstvoll sie auch sein mag, mehr oder weniger mit einem Abnehmen, ja sogar einer Verkümmerung der geistigen Intuition Hand in Hand geht. Die Engel, so sagt man, besitzen keinen Verstand, denn sie bedürfen des schlussfolgernden Denkens nicht; dieses Bedürfen setzt nämlich voraus, dass der Geist, der nicht mehr »sieht«, gezwungen ist »herumzutasten«.

    Man könnte einwenden, dass die größten Metaphysiker, somit die größten intuitiven Intellektuellen, vom schlussfolgernden Denken Gebrauch gemacht haben; zweifellos, aber dies betraf nur ihre – für andere bestimmte – Argumentationsweise und nicht ihre reingeistige Schau an sich. Man muss hier allerdings einen Vorbehalt machen: Da die intellektuelle Intuition nicht a priori alle Seiten des Wirklichen umfasst, kann das schlussfolgernde Denken die Aufgabe haben, mittelbar eine »Schau« einer bestimmten Seite hervorzurufen; in diesem Fall wirkt das schlussfolgernde Denken aber nur als Gelegenheitsursache, es ist kein wesentlicher Bestandteil der Erkenntnis. Man wird uns vielleicht sagen, dass das schlussfolgernde Denken bei jedem beliebigen Denker eine überrationale Intuition bewirken kann; das trifft grundsätzlich zu, tatsächlich aber ist es viel wahrscheinlicher, dass sich eine derartige Intuition nicht ereignet, gibt es doch in der weltlichen Denkweise nichts, was dafür empfänglich wäre, um es vorsichtig auszudrücken.

    [15] Bei den vorhergehenden Betrachtungen zielen wir nicht auf Aristoteles ab, wir tadeln nur diejenigen, welche glauben, dass er die Intelligenz für sich gepachtet habe, und welche die einfache Logik mit der Intelligenz an sich verwechseln, etwas, woran Aristoteles niemals gedacht hätte. ⁹ Dass die Logik für den irdischen Menschen nützlich oder notwendig sein kann, ist ganz offensichtlich, es ist aber auch offensichtlich, dass nicht sie es ist, die unmittelbar und zwangsläufig zur Erkenntnis führt; was nicht heißen kann, dass das Unlogische berechtigt sei oder dass das Überrationale mit dem Sinnwidrigen übereinstimme. Wenn man einwenden würde, dass es in der Mystik und sogar in der Theologie eine fromme Sinnwidrigkeit gebe, würden wir antworten, dass diese hier nur »funktionell« ist – etwa so wie beim Kôan im Zen –, und dass man die tieferliegenden Absichten eingehend untersuchen muss, um den argumentativen Mitteln gerecht zu werden; auf dieser Ebene kann man wohl sagen: »Der Zweck heiligt die Mittel«.

    Sonderbar ist, dass der religiöse Dogmatismus zwar durch seine im Kern allgültigen Wahrheiten auf die Intelligenz anregend wirkt, dass er sie aber trotzdem durch seine Begrenztheiten lähmt; die anthropomorphistischen Theologien können sich nämlich Sackgassen und Widersprüchen nicht entziehen, und zwar deshalb, weil sie gezwungen sind, die Vielschichtigkeit der metaphysischen Wirklichkeit mit einem persönlichen Gott zu verbinden, also einer alleinigen Subjektivität, die als solche diese Vielschichtigkeit nicht übernehmen kann.

    [16] ✵

    Einige Worte über die Gnosis drängen sich hier auf, da wir über die Intelligenz sprechen und da die Gnosis der Weg des Intellekts ist. Wir sagen »Gnosis« und nicht »Gnostizismus«, weil dieser ein weitgehend heterodoxer mythologischer Dogmatismus ist, während die echte Gnosis nichts anderes ist als das, was die Hindus unter Jñâna und Advaita-Vedânta verstehen; zu behaupten, die gesamte Gnosis sei falsch wegen des Gnostizismus, hieße dementsprechend mit anderen Worten, dass alle Propheten falsch seien, weil es falsche Propheten gibt.

    Für allzu viele Menschen ist der Gnostiker derjenige, der sich, weil er sich durch das Innere und nicht durch die Offenbarung erleuchtet fühlt, für einen Übermenschen hält und glaubt, ihm sei alles erlaubt; man wird jedwedes politische Monster der Gnosis bezichtigen, das abergläubisch ist oder das verschwommene okkultistische Interessen hat und dabei glaubt, von einer Mission im Namen irgendeiner abwegigen Philosophie erfüllt zu sein. Mit einem Wort: Die Gnosis gleicht in der allgemeinen Meinung dem »intellektuellen Hochmut«, als wäre das kein Widerspruch in sich, stimmt doch die reine Intelligenz gerade mit der Objektivität

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