Klimawandel und Energiewende: Fakten für Klimaleugner und Klimagläubige
Von Dietmar Schäffer
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Buchvorschau
Klimawandel und Energiewende - Dietmar Schäffer
1 Einleitung
Klimawandel – derzeit das wichtigste Umweltthema in Deutschland. Verfolgt man die Diskussion und die Berichterstattung in den Medien über die letzten Jahre hinweg, muss man feststellen, dass die Thematik teilweise schon den Charakter eines Glaubenskrieges angenommen hat. Es ist immer häufiger die Rede von „Klimaleugnern und von „Klimagläubigen
, wissenschaftliche Erkenntnisse spielen in der öffentlichen Auseinandersetzung, zumindest gefühlt, nur noch eine Nebenrolle. Heute, am Tag, an dem wir mit unserem Buch begonnen haben, wurde das Wort „Klimahysterie" zum Unwort des Jahres 2019 erklärt. Dabei wird kaum jemand bestreiten, dass man Klima weder leugnen kann, noch an das Klima glauben kann – es ist schlicht und einfach ein existierendes natürliches Phänomen und keine Frage des Glaubens oder Verleugnens und das gilt auch für Klimaänderungen.
Wir möchten mit unserem Buch versuchen, etwas mehr Sachlichkeit in die Diskussion zu bringen und den aktuellen Stand der Wissenschaft in einer auch für Laien verständlichen Form zu präsentieren. Bei unseren Recherchen zum Thema haben wir knapp 400 wissenschaftliche Publikationen in renommierten Fachzeitschriften ausgewertet, die vor ihrer Veröffentlichung gemäß dem wissenschaftlichen Peer Review Verfahren von unabhängigen Wissenschaftlern geprüft wurden, die nicht an der Veröffentlichung beteiligt sind. Soweit möglich und sinnvoll, haben wir bevorzugt aktuelle Studien aus dem Zeitraum 2016 bis 2020 ausgewertet. Auf die Verwendung von Quellen wie Internetseiten, deren Inhalte nicht nach wissenschaftlichem Standard geprüft sind, haben wir bis auf wenige Ausnahmen verzichtet.
Die Coronakrise hat in den letzten Monaten deutlich gezeigt, dass Wissenschaft ein kontinuierlicher Prozess ist. Wiederholt wurden aktuelle Forschungsergebnisse präsentiert und nur wenige Wochen später zum Erstaunen der Öffentlichkeit komplett revidiert. Inzwischen scheint ein großer Teil der Bevölkerung verinnerlicht zu haben, dass es in der Coronaforschung normal ist, wenn scheinbar feststehende Erkenntnisse durch neue Forschungsergebnisse ersetzt werden.
Bleibt die Hoffnung, dass es auch beim Thema Klimawandel wieder zur Normalität wird, neue Ergebnisse von Wissenschaftlern zu akzeptieren, auch wenn sie der bisherigen „Lehrmeinung" widersprechen. Eines ist jedenfalls sicher – Klima und Klimawandel sind noch lange nicht abschließend erforscht und viele Fragen sind noch völlig offen.
2 Zehn Kernaussagen
1. Eine Erderwärmung (Klimaerwärmung) in den letzten Jahrzehnten ist eindeutig belegt.
2. CO2 trägt als klimawirksames Spurengas zum Treibhauseffekt bei.
3. Es herrscht kein Konsens unter Naturwissenschaftlern über den Anteil von CO2 an der aktuellen Klimaänderung.
4. Die Aktivität der Sonne hat auch in geologisch kurzen Zeiträumen Einfluss auf das Erdklima.
5. Zu vielen Fragen des Klimawandels und seiner Ursachen besteht noch enormer Forschungsbedarf.
6. Klimamodelle und deren Projektionen stimmen teilweise nicht mit tatsächlich beobachteten Daten überein.
7. Es besteht eine ungute Abhängigkeit zwischen politischen Entscheidern, die auch über die Finanzierung der Wissenschaft mit entscheiden, und Wissenschaftlern, die politische Entscheider beraten.
8. Viele Katastrophenszenarien aus Projektionen im Zusammenhang mit dem Klimawandel stimmen nicht mit Beobachtungen in der Realität überein.
9. Die politische Entscheidung zur Energiewende und zum Kohleausstieg wird die Gesellschaft in Deutschland weiter spalten.
10. Die Stromversorgung aus regenerativen Energiequellen in Deutschland kann ohne einen umfangreichen Ausbau von Speichermöglichkeiten nicht funktionieren.
3 Politik lebt von Mehrheiten, Wissenschaft von Fakten
Wetter – bis vor einigen Jahren immer ein unverfängliches und alltägliches Gesprächsthema. Früher harmlose Aussagen werden aber heute in der aufgeheizten und von den Akteuren befeuerten Diskussion schon als Statement zum Klimawandel gedeutet. Die Verbindungen und Abhängigkeiten zwischen Politik und Wissenschaft sind vielfältig und in der Öffentlichkeit entsteht dadurch nicht selten der Eindruck, Wissenschaft und Politik wären sich beim Thema Klimawandel einig – ein Trugschluss!
In der Wissenschaft gilt im Gegensatz zur Politik nicht das Mehrheitsprinzip. Wenn eine Mehrheit von Wissenschaftlern eine bestimmte und meist auch gut begründete Meinung vertritt und alle Anhänger der Lehrmeinung sich weigern würden, alternative Theorien auch nur zur Kenntnis zu nehmen, geschweige denn, sie einer kritischen Prüfung zu unterziehen und mit wissenschaftlichen Methoden zu widerlegen oder zu bestätigen, würden wir heute noch im finsteren Mittelalter leben.
· Im Mittelalter war die Mehrheit der Gelehrten der Meinung, die Erde sei eine Scheibe. In Klimamodellen wird die Erde aus Gründen der Vereinfachung übrigens noch heute als Scheibe angesehen.
· Vor Charles Darwin war die Mehrheit der Wissenschaftler der Meinung, der Mensch sei von Gott geschaffen und die Krone der Schöpfung.
· Im Jahr 1874 wurde Max Planck, dem Begründer der Quantenphysik, von einem Physiker davon abgeraten, Physik zu studieren, da es nichts Wesentliches mehr zu erforschen gäbe.
· Anfang des 20. Jahrhunderts war die Mehrheit der Geologen der Meinung, Gebirge seien durch Schrumpfung der Erde entstanden und lehnten 1912 Alfred Wegeners Theorie der Kontinentaldrift strikt ab.
· Als Albert Einstein hörte, dass hundert Wissenschaftler seine Theorie ablehnten sagte er: „Ein einziger, der mir meinen Fehler zeigt, würde genügen."
Nur einige Beispiele aus der Wissenschaft, in der Lehrmeinungen von einer Minderheit widerlegt wurden. Albert Einstein hat das Prinzip der Wissenschaft in brillanter Weise auf den Punkt gebracht.
Auch unter Klimawissenschaftlern gibt es eine Mehrheitsmeinung hinsichtlich der Hauptursachen des Klimawandels, aber die meisten Forscher verschließen sich neuen Erkenntnissen und alternativen Theorien nicht, sondern sie werden, wie es in guter wissenschaftlicher Tradition üblich ist, überprüft und entweder bestätigt oder widerlegt – ganz im Sinne Einsteins. Das große Problem – die Politik muss für weitreichende Entscheidungen irgendwann einmal auf den Stand der Wissenschaft zurückgreifen und dann entscheiden. Würde auch die Politik sämtliche neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse immer sofort einbeziehen, wären keine längerfristigen politischen Entscheidungen mehr möglich. Wenn die Lehrmeinung dann auch noch zur persönlichen politischen Überzeugung passt, besteht die Gefahr, dass eine einmal getroffene Grundsatzentscheidung nicht mehr revidiert wird, auch wenn vielleicht nach einer gewissen Zeit neue wissenschaftliche Erkenntnisse eine Änderung rein sachlich und zum Wohle der Gesellschaft nahelegen würden. Hinzu kommt dann die Angst von Politikern, die notwendige Änderung könnte von potenziellen Wählern als Folge einer früheren Fehlentscheidung gedeutet werden und zu einem Verlust des persönlichen Mandats oder der Mehrheitsverhältnisse führen.
4 Klima – was ist das?
Eine einfache Definition von Klima findet sich auf der Homepage des Umweltbundesamtes¹, sie ist angelehnt an die Empfehlung der World Meteorological Organization (WMO). Demnach ist Klima der mittlere Zustand der unteren Atmosphäre (ca. 10 bis 50 km Höhe)² an einem bestimmten Ort oder in einem bestimmten Gebiet über eine längere Zeitspanne. Als Zeitspanne empfiehlt die WMO mindestens 30 Jahre. Mit dem „mittleren Zustand" sind also über 30 Jahre gemittelte Werte der verschiedenen Faktoren gemeint, die das Klima eines Ortes oder eines Gebietes definieren. Diese Faktoren werden als Klimaelemente bezeichnet und zu ihnen gehören z.B.:
· Lufttemperatur
· Luftfeuchtigkeit (Taupunkt)
· Luftdruck
· Windgeschwindigkeit und Windrichtung
· Niederschlagsart
· Niederschlagsmenge
· Sonnenscheindauer
· Bewölkung
Die Klimaelemente können mit entsprechenden Messeinrichtungen erfasst werden. Aus dem über eine Periode von 30 Jahren ermittelten Durchschnitt der Messwerte ergibt sich das Klima eines Ortes oder einer Region.
Aus dem Vergleich der Durchschnittswerte zweier Perioden kann man Aussagen über Änderungen des Klimas treffen. Platt ausgedrückt: ein heißer Sommer macht noch keine Warmzeit und ein kalter Winter macht noch keine Kaltzeit – es zeugt also nicht von einem seriösen Beitrag zur Klimadiskussion, wenn ein besonders kalter Winter oder ein besonders heißer Sommer als Beleg für den Klimawandel dargestellt wird. Dies gilt auch für die Einordnung von Extremwetter-Ereignissen als Folge des Klimawandels. Für die objektive Betrachtung des Klimawandels muss man die Zeitspanne von 30 Jahren immer im Hinterkopf haben und das ist für die Meisten von uns nicht ganz einfach.
Ein weiterer wichtiger Punkt in der ganzen Thematik ist auch die Frage, auf welchen Vergleichszeitraum sich Aussagen zum aktuellen Klimawandel beziehen oder anders ausgedrückt, für welchen Zeitraum das Klima als „normal" angenommen wird. Gegenwärtig ist die Referenzperiode von 1961 bis 1990 noch der gebräuchliche Vergleichszeitraum. Angaben zu Temperaturanomalien beziehen sich in der Regel auf diesen Vergleichszeitraum, obwohl die WMO den Zeitraum 1981 bis 2010 empfiehlt³. Ab 2021 wird der Zeitraum von 1991 bis 2020 zur neuen WMO Normalperiode und Aussagen zu Temperaturanomalien sollten sich zukünftig auf das Klima dieses Zeitraumes beziehen.
Abbildung 1: Temperaturanomalie bezogen auf verschiedene Referenzperioden (Eigene