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Zwangsläufig zufällig: Roman
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eBook791 Seiten11 Stunden

Zwangsläufig zufällig: Roman

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Über dieses E-Book

Der Autor David Förster wird von Jennifer Mock engagiert, um ihr bei der Suche nach ihrer Tochter zu helfen. Sie befürchtet, dass ihr kürzlich geschiedener Mann Milovan Stepic, der mit Tochter Leonie in Kroatien Urlaub macht, sie für sich haben will und vorhat, sie zu entführen. Ihre Vermutung wird verstärkt, weil sie von beiden seit Tagen nichts gehört hat und bei der Nachfrage im Hotel erfährt, dass Vater und Tochter früher als geplant ausgebucht und das Hotel mit unbekanntem Ziel verlassen haben.

Ein großer Roman über Liebe und Lebenslügen.
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum25. Okt. 2019
ISBN9783749762293
Zwangsläufig zufällig: Roman

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    Buchvorschau

    Zwangsläufig zufällig - Peter A. Keinz

    1 Mittwoch 04.05.

    AM SPÄTEN Abend, von einer Veranstaltung kommend, hastete David Förster die Fahrtreppe hinunter zur Stadtbahn. Er erreichte die U7 gerade noch und zwängte sich in den Wagen, bevor die automatischen Türen sich schlossen. Aufatmend und ein wenig atemlos suchte er im spärlich besetzten Wagen einen Platz und ließ sich gegenüber einer jungen Frau nieder. Kaum, dass er saß, sprang er wieder auf und stolperte zum Automaten, um sein Ticket zu entwerten. Zurück an seinem Platz lächelte ihn die Frau verständnisvoll an.

    „Beinah zu stempeln vergessen", sagte er und verzog sein Gesicht.

    Die junge Frau nickte entgegenkommend.

    „Normalerweise habe ich eine Monatskarte, aber wegen der Feiertage lohnt es sich diesmal nicht. Er zuckte mit den Achseln. „Und dann kann es passieren, dass man es vergisst…

    „Dann wären Sie eben heute einmal schwarzgefahren. Was soll’s!", meinte die Frau.

    Da sie geantwortet hatte, betrachtete er sie etwas genauer. Recht hübsch, stellte er fest: jung, keine vierzig, dunkelbraunen Haare mit hellen Strähnen, die sie schulterlang trug. Auffallend war ihre blauweiß karierte Bluse mit den aufgesetzten Taschen. Ohne den Blick von ihr zu lassen, meinte er: „Ich glaube, ich bin noch nie schwarzgefahren… auch in meiner Jugend nicht… Er verzog das Gesicht. „Ich würde mich auch nicht gerne erwischen lassen.

    „Haben Sie Angst davor?", fragte sie.

    „Nein, aber es wäre so demütigend."

    Sein Gegenüber kommentierte die Antwort nicht. Und als sie weiterhin schwieg oder nichts sagen wollte, meinte er: „In letzter Zeit wird sehr häufig kontrolliert. Schon zwei Mal habe ich das erlebt. Immer abends. In der Station Türlenstraße. Die Bahn hält, und im nächsten Augenblick sind unzählige Kontrolleure im Wagen. Das alles dauert keine Minute. Und alle ohne Fahrkarte müssen aussteigen. Erst dann kann die Stadtbahn weiterfahren."

    „Und was passiert mit denen, die aussteigen mussten?"

    „Die müssen wahrscheinlich Strafe zahlen; vielleicht kann man dem durch eine gute Ausrede entgehen; die muss aber schon sehr gut sein." Er lachte.

    „Oh, sagte sie, „ich muss gestehen, ich hab’ heute auch keine Karte…, hab mein Portemonnaie liegen lassen. Keine so gute Ausrede, sagte sie kleinlaut.

    Er griff in seine Jackentasche. „Wenn Sie wollen, ich kann Ihnen eine Vierfahrtenkarte geben."

    Da sie nichts sagte, nur ihren Mund zusammenpresste und den Kopf schüttelte, stand er auf und ging nochmals zum Entwerter. Zurückkommend gab er ihr den Fahrschein: „Sicher ist sicher", sagte er.

    „Ich kann Sie Ihnen doch nicht bezahlen", meinte sie hilflos.

    „Ich werd’ es überleben", sagte er

    „Wirklich?" Sie musste lächeln.

    „Ich bin mir ziemlich sicher…" bestätigte er.

    „Wissen Sie was, wenn wir uns wieder einmal sehen sollten, lade ich sie zum Kaffee ein."

    „Einverstanden", sagte er zurücklächelnd, wohl wissend, dass diese Chance sehr unwahrscheinlich sein würde.

    Sie schien ein wenig verlegen zu sein. War es, weil sie zugeben musste, dass sie ihre Geldbörse nicht dabeihatte, oder war sie vielleicht eine, die schwarzfahren als Sport betrachtete? Aber so jung war sie auch wieder nicht, um dieser Sportart zu huldigen, dachte er.

    Sie erreichten die nächste Haltestelle. Als sich die Türen öffneten, strömten plötzlich unzählige Männer ins Wageninnere. Alle mit den SSB-Emblemen auf ihren gelben Überwurfjacken, und sie begannen die wenigen Fahrgäste zu kontrollieren.

    Im nächsten Augenblick mussten beide ihre Fahrscheine vorweisen. Bei der Frau war es schnell geschehen, bei David wurde aufwendiger nachgesehen. Was war die Ursache?, überlegte er. Beweist etwa eine Statistik, dass prozentuell die Mehrheit der Schwarzfahrer Männer sind?

    Die junge Frau ihm gegenüber, war blass geworden. Erschrocken sah sie ihn an. „Wussten Sie das?"

    „Nein, natürlich nicht!"

    „Auch nicht geahnt?", forschte sie.

    „Vielleicht mein siebter Sinn", scherzte er.

    „Den würde ich mir auch wünschen, sagte sie leise, „weil ich den manchmal dringend benötige. Dann meinte sie lauter werdend: „Sie haben mich davor bewahrt als Schwarzfahrerin erwischt zu werden. Jetzt bin ich beinahe verpflichtet, sie einmal zu einem Kaffee einzuladen…"

    „Sie sind keinesfalls verpflichtet…", begann David.

    „Doch!", unterbrach sie ihn.

    Sie sah ihn an, als wollte sie ihn hypnotisieren: „Doch! Ich werde Sie anrufen. Geben Sie mir ihre Telefonnummer?",

    Vieles wird einfach nur so dahingesagt, dachte er, holte aber trotzdem eine Visitenkarte hervor, und reichte sie ihr.

    Ihr Blick wechselte von ihm auf die Karte. „Aha, David Förster… Ihr Blick wanderte wieder zu ihm: „Sie wohnen im selben Stadtteil wie ich. Kann man Sie ohne weiters anrufen?

    „Natürlich, am besten über das Handy, sagte er, „da bin ich fast immer erreichbar. Ob sie ihr Versprechen hält? Er war skeptisch. Warum sollte sie?

    „Übrigens, ich bin Jennifer Mock. Ich melde mich bestimmt", sagte sie.

    Die Stadtbahn wurde langsamer. Jennifer sah durchs Fenster auf die Häuserzeilen. „Ich bin gleich da, sagte sie, raffte ihre Handtasche und einen Plastikbeutel zusammen, erhob sich und reichte David die Hand, der ebenfalls aufgestanden war: „Wie gesagt, ich melde mich! Tschüss!, sagte sie.

    „Tschüss auch", sagte David und beobachtete, wie sie dem Ausgang zustrebte und ausstieg.

    David ließ sich wieder in den Sitz fallen, und während die Stadtbahn beschleunigte, sah er, wie sie ihm noch einen Abschiedsgruß zuwinkte.

    Zuhause angekommen griff er zum Telefonbuch und suchte nach dem Namen Mock. Insgesamt fand er sechs. Es gab eine Petra, eine Maria und eine Ursula. Keine Jennifer, allerdings zwei Udos. War sie etwa mit einem davon verheiratet? Dass sie kein Telefon hatte, konnte er sich nicht vorstellen. Vielleicht hatte sie, wie viele, nur ein Handy? Diese Nummern waren im Telefonbuch oft nicht registriert. Er konnte Jennifer Mock nicht anrufen, diese Absicht hatte er ohnehin nicht. Warum suche ich sie dann im Telefonbuch dachte er über sich schmunzelnd. Er genehmigte sich einen Whisky. Hat sie mich vielleicht doch beeindruckt? Er setzte das Glas an den Mund, ohne einen Schluck zu nehmen. Wie war es doch, versuchte er sich zu erinnern: Ich habe angefangen zu sprechen, nicht um sie anzumachen. Es war eher eine Erklärung, als ich, kaum dass ich saß, wieder aufgesprungen bin. Und es war ihr verstehendes Lächeln, das mich bewog, etwas zu sagen, es zu erläutern.

    Wie einfach es doch ist, ein Gespräch zu beginnen, wenn eine besondere Situation den Anfang erleichtert. War diese Begegnung ein Zufall ohne erkennbare Absicht oder war es zwangläufig geschehen? Was, wenn ich sofort, schon beim Einsteigen, meinen Fahrschein entwertet hätte? Ich hätte wahrscheinlich auch ihr gegenüber Platz genommen, aber ein verständnisvolles Lächeln ihr sicher nicht entlocken können. Selbst wenn sie mich kurz angesehen, eventuell auch gelächelt hätte, was hätte ich zu ihr sagen sollen oder können? Nein, die Bekanntschaft mit Jennifer Mock habe ich offensichtlich meiner Vergesslichkeit zu verdanken. Das war noch nicht das Ende. Meine Überlegung, ihr ein Vierfahrtenticket zu überlassen, und die unvorhergesehene Kontrollsituation, haben das Kennenlernen eingeleitet. Und ob es sich weiter entwickeln würde, blieb in der Schwebe. Es würde von ihrem Anruf abhängen, an den er eigentlich nicht recht glauben wollte. Aber als Möglichkeit war es vorgesehen, als Tatsache musste es erst eintreten.

    David dachte an andere Zufälle, an die er eigentlich nie recht glaubte. Alles hatte einen Grund. Wenn man wissentlich eine Weiche stellt, kann dann alles was kommt Zufall sein? Genauso gut könnte man annehmen, dass alles was eintritt, Zufall ist, weil die Weichen so gestellt waren. Und wenn sich der Zufall als Glücksfall entpuppt, als Teil einer universellen Sprache, ineinander übergehend, übergreifend? Würde man das noch einen Zufall nennen? David wusste aus eigener Erfahrung: schöne Ereignisse und Begebenheiten wurden meist geplant oder erwartet. Niemand, auch er nicht, würde sie als Zufälle bezeichnen, vor allem, weil er Zufälle nicht für bare Münze nahm.

    Andererseits war David Förster kein Fatalist, der blindlings an ein vorherbestimmtes Schicksal glaubte. Er vertraute vielmehr seinem Wollen und Können und beanspruchte für sich ein gewisses Maß an Handlungsfreiheit, obwohl er zugeben musste, dass Willensfreiheit nur innerhalb bestimmter Grenzen möglich war. Diese Grenzen auszuweiten, war sein Bestreben. Er wollte die Ziele seiner Handlungen, selbst wenn er zunächst sein Wollen nicht genau definieren konnte, immer unabhängig von anderen Meinungen und eventuell innere Zwänge überwindend, selbst bestimmen. Er selbst sein, sich nicht von anderen leiten, manipulieren lassen und vor allem, niemals eine Voreingenommenheit zulassen.

    Er lehnte sich zurück. Sinnend betrachtete er die Bücherwand im Wohnzimmer. Wann wurde ich manipuliert, und wann war ich voreingenommen? Er konnte beides nicht ausschließen. Manchmal war das Manipuliert werden auch bequem oder schwer zu durchschauen. Und die Voreingenommenheit half oft Sachlagen zu vereinfachen oder vorgegebenen, anscheinend plausiblen Erklärungen zuzustimmen, sie für bare Münze zu halten.

    War es nicht häufig so, wenn bedeutende Persönlichkeiten, Künstler, Politiker… eine Meinung vertreten, dass sich viele Menschen blindlings anschließen? Man glaubt ihnen und vertraut ihren speziellen Fachkenntnissen; oft allerdings nur wegen ihres Namens oder Bekanntheitsgrades.

    Weil ich jemand kennen lernte komme ich auf diese Gedanken, wunderte sich David. Was war der eigentliche Ursprung? Er dachte wieder an Jennifer, die Frau in der Stadtbahn. An was erinnerte er sich von ihr? Ihr Gesicht? Ihre Frisur? Die Farbe ihrer Augen hatte er nicht feststellen können. Er erinnerte sich an ihre hübsche Bluse mit den aufgekrempelten Ärmeln und an Haare, die bis zur Schulter reichten.

    Er trank das Glas mit dem Whisky leer. Ein Blick auf die Uhr überzeugte ihn. Es war längst Schlafenszeit. Er stand auf, ging zum Badezimmer und dachte dabei: Ob sie mich anrufen wird?

    In den folgenden Tagen dachte David immer wieder an Jennifer Mock, hoffte, dass sie sich irgendwann melden würde. Als aber über Wochen kein Anruf kam, hakte er die Sache ab. Offensichtlich wollte sie nichts von einem David Förster, dachte er sarkastisch. Das konnte vielerlei Gründe haben: Der nächstliegende: Sie ist verheiratet! In diesem Fall war es einleuchtend, dass sie ihm nicht ihre Nummer gegeben hatte.

    Statt von Jennifer Mock erreichten ihn zahlreiche andere Anrufe: Zuerst von seiner Schwester Sigrid aus Wien. Die meldete sich immer, wenn ihr etwas über den Kopf wuchs. Diesmal hatte sie Probleme wegen eines teuren Teppichs, den sie während des letzten Urlaubs in der Türkei gekauft hatte. Er sollte von einer Spedition geliefert werden und lag jetzt am Zollamt. Sie erschrak, als ihr klar gemacht wurde, dass sie knapp zwölfhundert Euro Zoll zahlen sollte. In diesem Fall konnte David ihr nicht helfen. Er empfahl ihr, ihn zu verkaufen, wenn die Zollgebühren zu hoch wären. Sie wurde ärgerlich: „Was glaubst du, hatte sie ihn durch Telefon angeschrien, ich hab’ den Teppich gekauft, weil er mir gefällt, und jetzt kommst du und schlägst vor, ihn zu verkaufen."

    Zwei Stunden später hatte er sie wieder an der Leitung: „Der Zoll lässt nicht mit sich handeln! Hast du schon so etwas erlebt?"

    David konnte darauf nur den Kopf schütteln. Weil seine Schwester in der Türkei beim Teppichkauf den Preis herunterhandeln konnte, glaubt sie womöglich, sie könnte das mit dem Zoll auch tun. Sie hätte den Teppichpreis noch weiter drücken sollen, dann wären die Zollgebühren geringer ausgefallen, versuchte er ihr auseinanderzusetzen. „Du spinnst", sagte sie und legte auf.

    Kurz darauf rief Christine Kramer an, seine Lektorin. Er hatte ihr erst kürzlich sein Manuskript geschickt.

    „Sie haben eine sehr feminine Schreibweise. Gefällt mir, begann sie. „Kaum zu glauben, dass sich ein Mann so in die weibliche Psyche einfühlen kann.

    „Freut mich zu hören, meinte David, „aber wäre es dann möglich, dass das Ganze dadurch für Männer uninteressant wird? Meinen Sie, ich sollte es umarbeiten?

    „Nein, natürlich nicht. Deswegen rufe ich auch nicht an. Nur, einige Dinge sind mir aufgefallen… das würde ich gerne mit Ihnen besprechen. Auch ihr Arbeitstitel gefällt mir nicht. Ich möchte mit Ihnen einen Termin vereinbaren, wo wir alles besprechen könnten. Wann haben Sie Zeit?"

    David musste nicht lange überlegten: „Ich kann eigentlich immer. Schlagen Sie einen Termin vor!"

    „Wie wär’s noch diese Woche, gleich am Donnerstag, ab elf Uhr?"

    „Einverstanden", sagte David.

    „Gut! Und machen Sie sich Gedanken um einen neuen Titel. Vielleicht fällt Ihnen was ein?"

    „Ich werde mein Gehirn dafür strapazieren", meinte David.

    „Aber nicht überanstrengen dabei, lachte sie, „also bis Donnerstag, und Tschüss!

    „Tschüss auch", sagte er, bevor er auflegte.

    David hatte sich noch keine Gedanken über den von ihm gewählten Arbeitstitel gemacht. Im Moment wusste er auch nicht, wie er den Titel seines Romans umbenennen sollte, war er doch überzeugt, dass der Verlag einen geeigneten finden würde. Unbekannte Autoren hatten bei der Auswahl geringe Chancen. Allerdings musste er zugeben, sein gewählter Arbeitstitel: Fremd sein und bleiben hatte mit dem Inhalt des Romans fast keinen Bezug. Natürlich hatte er anfangs bestimmte Ideen gehabt, die mit dem gewählten Titel vereinbar waren. Aber die Richtung hatte sich geändert, der ursprünglich vorgegebene rote Faden war plötzlich nicht mehr eindeutig vorhanden, beziehungsweise einzuhalten. Seine Fantasie war, wie sein Leben, reich an unvorhergesehenen Wendungen, so dass die Story plötzlich einen ganz anderen Verlauf nahm. Und ihm gefiel, wie es sich entwickelt hatte. Er war froh, dass offensichtlich auch seine Lektorin der Ansicht war, dass ihm der Roman gelungen war. David freute sich, dass, nach vielen vergeblichen Versuchen, ein Verlag sein Manuskript angenommen hatte. Und Christine Kramer war für ihn ein Glücksfall. Durch sie wurde ihm erst bewusst, wie wichtig es war, einen Roman dieses Umfangs zu lektorieren, und wie wenig er selbst dazu im Stande war. Christine Kramer überarbeitete das Manuskript so behutsam, dass sein persönlicher Stil erhalten blieb. Meist war David mit ihren Änderungsvorschlägen einverstanden.

    Wie beurteilt sie eigentlich, was ich schreibe?, und was zeichnet ihn aus?, fragte sich David. Ist es mein Stil zu schreiben, oder imitiere ich einen Autor, den ich bewundere? Nach welchen Gesichtspunkten könnte mein Roman beurteilt werden?

    David freute sich auf das inhaltliche Gespräch am Donnerstag, es war das erste zu diesem neuen Manuskript und in dieser Phase war er immer noch unsicher. Er konnte es kaum erwarten, ihre Meinung zu hören. Dass seine Schreibweise eher feminin war, hatte sie erwähnt. Aber plötzlich war er sich nicht mehr sicher, ob er es als Anerkennung oder als kritische Stellungnahme auffassen sollte.

    2 Donnerstag 02.06.

    ALS David am besagten Donnerstag zum Verlag kam, wurde er vom Lektoratsleiter empfangen: „Frau Kramer ist ganz angetan von ihrem Roman. Ich bin schon gespannt ihn zu lesen und hoffe, dass wir ihn noch dieses Jahr, spätestens im kommenden Frühjahr herausbringen können!"

    „Ich denke, wir müssen noch einiges überarbeiten", meinte David.

    Mit den Worten: „Wird schon klappen!" geleitete er David bis zur Tür vor Christine Kramers Büro.

    Frau Kramer begrüßte David sehr herzlich. Sie hatte schon alles vorbereitet. Erfrischungsgetränke, eine Kaffeekanne und Tassen standen auf dem Besprechungstisch bereit. Sein Manuskript lag auf ihrem Schreibtisch.

    „Machen wir uns an die Arbeit! Nehmen Sie doch bitte Platz! Sie deutete zum Besprechungstisch. Während David sich auf einen der Stühle niederließ, fragte sie: „Wollen Sie eine Tasse Kaffee? Ich kann Ihnen auch Kekse anbieten!

    „Jetzt nicht, später vielleicht, sehr gerne", sagte David.

    „Dann lassen Sie uns beginnen, sagte sie, nahm das aufgeschlagene Manuskript von ihrem Schreibtisch, legte es vor sich hin und setzte sich neben David. Sie zeigte auf eine grün unterstrichene Zeile. „Das würde ich so nicht stehen lasse, begann sie. „Hier heißt es: Das erste Mal bekam er eine bedingte Strafe. Den Ausdruck, bedingte Strafe, würden viele nicht verstehen. Besser wäre: Das erste Mal wurde die Strafe zur Bewährung ausgesetzt!"

    „Klar, einverstanden, stimmte David zu. „Das sind meine österreichischen Termini, da werden Sie wahrscheinlich noch öfter fündig werden…

    „Bei der direkten Rede, wenn es sich um entsprechende Landstriche handelt, können durchaus gebräuchliche Ausdrücke verwendet werden, meinte sie. „Im Gegenteil, der Lokalkolorit kann vieles schillernder, bunter machen.

    So gab es noch einige ähnliche Stellen und Sequenzen, die ihr unlogisch erschienen. Zusätzlich fand die Lektorin Ausdrücke oder Wortkonstruktionen, wo sie andere empfahl, speziell bei Wiederholungen, wenn sie innerhalb einer Seite oder Absatzes mehrmals auftraten.

    Sie arbeiteten bis zum frühen Nachmittag.

    „Nun, meinte Christine Kramer, „wir haben jetzt einen Teil ihres Romans kritisch durchgesehen. Ich denke, wir machen für Heute Schluss und machen demnächst weiter.

    „Einverstanden!", pflichtete David bei.

    Christine Kramer ordnete ihre Notizblätter, auf denen sie Anmerkungen festgehalten hatte und klappte das Romanmanuskript zu. Als sie David wegen eines neuen Termins fragen wollte, meldete sich sein Handy.

    „Entschuldigen Sie, ich habe‘ vergessen es auszuschalten, sagte er, holte das Mobiltelefon aus der Gürteltasche und drückte auf die Empfangtaste. „David Förster, meldete er sich.

    „Hier Jennifer Mock! Ich weiß nicht, ob Sie sich noch an mich erinnern…, hörte er. „Sie haben damals – Gott sei dank – mein Schwarzfahren verhindert und mich vom Strafezahlen gerettet, setzte sie fort.

    „Natürlich erinnere ich mich", beeilte er sich zu sagen.

    „Ich habe Sie ja wirklich nicht vergessen, wollte Sie – wie versprochen – zum Kaffee einladen. Sie wartete, ob er etwas sagen würde. Als es aber still blieb meinte sie: „Ich würde das gerne nachholen. Haben Sie heute Zeit?

    David zögerte einen Augenblick. Er hatte nicht mehr gerechnet von Jennifer Mock etwas zu hören und war ein wenig überrascht, dass sie doch noch anrief, um ihn einzuladen.

    „Ja", sagte er.

    „Wie schön!, rief sie. „Geht es bei Ihnen um achtzehn Uhr oder auch später?

    „Achtzehn Uhr ist okay, sagte David, „und wo?

    „Wenn Sie einverstanden sind, treffen wir uns vor dem Kunstmuseum."

    „Einverstanden!"

    „Werden Sie mich noch erkennen?", fragte sie.

    „Wer nicht?", antwortete er.

    Er hörte ihr glucksendes Lachen und anschließend ihr: „Also, bis dann!"

    Erfreut und trotzdem ein wenig nachdenklich schob David das Handy wieder in seine Tasche. „Eine Einladung, erläuterte er Christine Kramer und setzte fort, „von einer beinahe Schwarzfahrerin. Ich gab ihr einen Fahrschein, und als kleines Dankeschön lädt sie mich heute zum Kaffee ein.

    „Und wir haben keinen getrunken, meinte die Lektorin. „Inzwischen ist er kalt!

    „Dafür sind wir mit dem Roman ein ganzes Stück weitergekommen", sagte David.

    „Mich freut auch, dass Sie mit meinen Vorschlägen einverstanden sind…"

    „Nicht immer", unterbrach David.

    „Nicht immer, aber oft, bestätigte sie und fragte: „Wann werden wir weitermachen?

    „Jederzeit! Sagen Sie mir den nächsten Termin!"

    „Kommenden Montag, selbe Zeit! Einverstanden?"

    „Ich werde da sein", versprach David.

    „Dann lassen wir den Kaffee aber nicht wieder kalt werden", lachte sie und geleitete ihn zur Tür.

    Nachdem David das Verlagsgebäude verlassen hatte, fuhr er mit der U-Bahn in Richtung Hauptbahnhof. Da es erst kurz nach fünf war, beschloss er, schon am Charlottenplatz auszusteigen und dann bis zum Kunstmuseum zu Fuß zu gehen.

    An der besagten Haltestelle stieg er aus, und mit der Rolltreppe fuhr er nach oben. Ein Blick auf die Uhr überzeugte ihn: Er hatte noch reichlich Zeit, und so wollte er zunächst durch die Karlspassage zum Rathausplatz gehen. Dabei hatte er Muse sich zu überlegen, über was er sich mit Jennifer Mock unterhalten, beziehungsweise, was er mit ihr unternehmen könnte? David war überzeugt, sie würde ihn genau das fragen, weil das die übliche Regel war. Aber vielleicht war sie aus anderem Holz? Sah dieses Treffen als lästige Verpflichtung und wollte es möglichst kurzhalten. Wenn David zurückdachte, wie er sie kennengelernt hatte, und das ging zweifellos von ihm aus, könnte es aus ihrer Sicht eine eher unbedeutende Begegnung gewesen sein. Andererseits überlegte er, bekommen Begegnungen ihren richtigen Stellenwert oft erst in der Vergangenheit. Aber noch war vollkommen offen, was die Zukunft bringen würde. Selbst ausgehend vom Gegenwärtigen war nichts vorhersagbar. Würden er oder sie anschließend an weiteren Treffen interessiert sein, um die Bekanntschaft zu vertiefen? Ein bisschen keimte bei ihm Neugier auf, was der Tag bringen und ob es mit ihr weitergehen würde.

    Dann kam er auf die Idee, sie bei diesem ersten Rendezvous mit Blumen zu überraschen. An einem Blumenstand wählte er eine weiße Rose. Eine rote erschien ihn übertrieben, zu überzogen. Wer weiß, was sie denkt, wenn ich mit einer roten Rose ankomme, dachte er. Gleichzeitig erinnerte er sich, dass er schon unbekannten Frauen Rosen geschenkt hatte. Immer nur eine und niemals rot! Vor Jahren einer Verkäuferin, die ihn gut beraten hatte, und wie erstaunt und erfreut sie war, als er ihr als kleines Dankeschön, eine gelbe Rose überreichte. Und einmal, als er mit seinem Wagen parken wollte und kein Kleingeld für den Parkautomaten hatte: Eine junge Frau hatte die vergebliche Suche in seiner Börse bemerkt, und als er sie fragte, ob sie zwanzig Euro wechseln könnte, half sie ihm, ohne lange zu zögern mit zwei Euro aus. Sie verzichtete auf die Rückerstattung mit der Bemerkung: Diese zwei Euro machen mich auch nicht ärmer. Da ihr Wagen neben dem seinen stand, kaufte er anschließend für sie eine lila Rose und klemmte sie mit dem Scheibenwischer an ihr Auto. Dass er zu einem ersten Rendezvous Blumen mitgebracht hatte lag allerdings schon Jahre zurück. Vielleicht findet Jennifer die Rose nichtssagend, dachte David. Und wenn, würde es ohnehin, zumindest aus seiner Sicht, das Ende bedeuten. Wo noch kein richtiger Anfang ist? Er musste lachen über seinen überzogenen Gedanken. Ich weiß doch nichts von ihr – und sie nichts von mir, dachte er.

    Mit der im Seidenpapier eingewickelten Rose ging er über den Rathausplatz, vorbei an Informationsständen, die um Befürworter des Stuttgart 21 Projektes warben. Er blieb bei einem stehen und bekam die Kontroversen mit, zwischen denen, die dafür und einigen die dagegen waren und protestierten. Als Wiener, nicht nur deshalb, war David auf Seiten derer, die für den Tiefbahnhof eintraten. In Wien wurde auch ein Hauptbahnhof gebaut, ein zeitgemäßer Durchgangsbahnhof, was er natürlich akzeptierte. Ursprünglich gab es vor dem Krieg in Wien sieben Kopfbahnhöfe, die fast alle durch Bomben zerstört wurden. Nach dem Krieg wurde dann die Anzahl auf vier reduziert. David konnte die Motive der Gegner nicht nachvollziehen. Allerdings beteiligte er sich nicht an den Für- und Wieder-Streitigkeiten, war aber überzeugt, dass das Tiefbahnprojekt verwirklicht werden würde.

    Wie wohl Jennifer Mock darüber denkt? Vielleicht ortet sie sich als eine Stuttgart 21-Gegnerin, die ihn zum Umdenken veranlassen könnte, dachte er. Würde einer ausnehmend schönen Frau es gelingen ihn umzupolen, dachte er weiter? Würde ich da meiner Überzeugung untreu werden? Er musste schmunzeln, bei diesem Gedanken, weil er es für ausgeschlossen hielt. Doch dann durchforstete er seine Beziehungen in der Vergangenheit. Hatte er sich jemals von einer Frau so beeinflussen lassen, dass er eine für ihn plausible Entscheidung fallengelassen hätte? Ja, musste er zugeben. Und sofort fielen ihm einige Dinge ein, wo er, ohne groß zu opponieren, eine andere Wahl getroffen hatte. Vernünftigerweise! Auch Frauen sind vernünftig und denken logisch, zumindest die, mit denen er sich eingelassen hatte. Auf der anderen Seite: Manchmal war David, bei dem was er machte, durchaus chaotisch, andererseits oft sinnlos perfekt; in seinem Handeln, hundertprozentig, wie ihm schien! Ein wenig verrückt eben! Allerdings, wie langweilig wäre es, wenn alle fortwährend nur Sinnvolles täten.

    David verließ den Rathausplatz und schlug die Richtung zum Schillerplatz ein. Über der Schulter hing seine schmale Ledertasche mit allen Aufzeichnungen und Romanbesprechungsnotizen, in der rechten Hand trug er die in Papier eingeschlagene Rose. Auf dem Weg beschlichen ihm Zweifel, ob es vielleicht doch unpassend war, Jennifer die Rose mitzubringen. Aber was sollte er tun? Einfach irgendwo entsorgen? Oder jemand schenken, der älteren Frau, die ihm entgegenkam? Ich werde ja sehen, wie sie reagiert, dachte er.

    Er benützte den Durchgang vom Schillerplatz zum Schlossplatz, und als er heraustrat, sah er sie vor einem Schaufenster des Buchhauses stehen. In ihrer roten Bluse, die sie lose über schwarze Jeans trug, blickte sie suchend und mit den Beinen wippend zum U-Bahnaufgang. Ihre Hände hatte sie am Rücken verschränkt. Eine kleine Handtasche hing lässig über Hals und Schulter. David blieb einen Augenblick stehen. Er beobachtete, wie sie von einem Mann angesprochen wurde, den Kopf schüttelte und sich umwendete. Im nächsten Augenblick hatte sie ihn gesehen, und zurückhaltend lächelnd kam sie ihm einige Schritte entgegen.

    Jennifer hatte die Begegnung mit David in der U-Bahn im Nachhinein als schicksalhaft empfunden. Wie konnte es sein, dass sie mit diesem gutaussehenden Mann ins Gespräch kommen konnte. War es Absicht von ihm? Oder war ihre Begegnung einfach dem Umstand zu verdanken, dass sie ihren Geldbeutel nicht dabeigehabt hatte? Dementsprechend ein Zufall? War es das? Aber den Anfang machte doch er, als er von seiner Vergesslichkeit sprach, worauf sie erst gelächelt und später geantwortet hatte.

    Für den Fahrschein, den er ihr gerade noch rechtzeitig zugeschanzt hatte, hätte sie sich am liebsten sofort revanchiert. Sich mit ihm auf einen Kaffee verabredet… Aber dann hatte sie den Anruf bei ihm wochenlang hinausgezögert. War sich nicht sicher, ob er ihre spontane Einladung ernst genommen hatte. Sie zweifelte, vor allem deshalb, weil sie ihm nicht ihre Telefonnummer gab, weil Frauen, nach einem flüchtigen Kennenlernen, sich scheuen die Nummer preiszugeben und es in der Regel nicht tun. Aus gutem Grund konnte er annehmen, dass sie ihre Einladung nicht verwirklichen und ihn niemals anrufen würde. Sie hatte allerdings auch nicht erwähnt, dass sie verheiratet war. Noch! Und wahrscheinlich war er es auch. Denn er hatte ihr gesagt, am besten sei er über das Handy zu erreichen. Es war offensichtlich: sie waren beide verheiratet. Zwei Verheiratete, die zufällig gleichzeitig dieselbe U-Bahn benützen und ein belangloses Gespräch beginnen. Ich bin eine verheiratete Frau. Und wenn ich ihn anrufe, treffe ich, wenn er einwilligt, einen Mann, der mir gefällt. Könnte ich ihn auch begehren, Sex mit ihm haben?, dachte sie. Verheiratete Frauen machen das eigentlich nur, wenn sie ein bisschen unverheiratet bleiben wollen… wollte ich das jemals, dieses zeitweise nicht verheiratet sein? Lange Zeit nicht, aber jetzt wünsche ich es – nicht nur zeitweise, sondern für immer! Und das würde ja demnächst geschehen.

    Im Grunde glaubte sie, dass Männer, im Gegensatz zu den meisten Frauen, keine Skrupel haben, immer mal wieder ein bisschen unverheiratet zu sein, beziehungsweise es auch vorgeben.

    Wie er wohl war? David Förster. Der Name gefiel ihr? Was macht er eigentlich?, überlegte sie. Welchen Beruf übt er aus? So wie er angezogen war wirkte er irgendwie… intellektuell. Wahrscheinlich hatte er mich schon vergessen… vielleicht war er so ein vergesslicher zerstreuter Professor…

    Sie lachte bei dieser Vorstellung. Soll ich ihn da überhaupt anrufen? Sie überlegte: Anrufen? Ja, kam sie zu dem Schluss und nein, wie ein Professor sah er nicht aus. Er hatte nichts Lehrerhaftes an sich. Nichts Belehrendes … er war einfach nett. Und ich? Kann ich eine gleichwertige Gesprächspartnerin für ihn sein?

    Obwohl Jennifer ursprünglich vorhatte ihn anzurufen, hatte sie nicht den Mut es zu tun. Tagelang hatte sie an ihn gedacht. Zu Hause und am Arbeitsplatz. Es gelang ihr nicht, ihn aus ihrem Denken zu verbannen, bis es drängender wurde, und sie beschloss, sich demnächst bei ihm telefonisch zu melden. Trotzdem hatte sie dieses Demnächst immer wieder hinausgeschoben. Erst als die Zeitspanne immer größer wurde, und um sie nicht unendlich auszuweiten, hatte sie sich durchgerungen. Heute Nachmittag würde sie ihn vom Geschäft aus anrufen.

    Als er sich meldete, sprudelte sie überstürzt und etwas verlegen ihren eingeübten Text ab und war erfreut, dass er sich sofort an sie erinnerte. Nachdem er zu ihrer Einladung Ja gesagt und mit allem was sie vorschlug einverstanden war, atmete sie erleichtert auf. Ihre Befangenheit wich, und sie wurde zunehmend neugierig, wie diese Begegnung ablaufen würde. Sie hatte sich endlich überwunden, ihn angerufen und empfand es spannend, dass sie einmal, und ohne Wissen ihres Mannes, einen gutaussehenden Mann treffen würde. Vielleicht hätte ich mir etwas anderes, flotter aussehendes anziehen sollen, dachte sie.

    Vor dem Weggehen aus ihrer Firma suchte sie noch die Toilette auf. Sie begutachtete sich im Spiegel. Wird er es zu bieder finden, was ich anhabe, die schwarzen Jeans und das kurzärmelige rote Shirt Top das ich so liebe, überlegte sie. Und meine Frisur? Ist schon drei Wochen her, dass ich beim Friseur war. Sie betrachtete ihr Spiegelbild und musste plötzlich lachen: Was ich mir einbilde, und ich benehme mich so, als wollte ich was von ihm, als wollte ich ihn verführen. Ist ja lächerlich, als wenn dieser Mann sich so leicht verführen ließe! Eher ist er es, wenn überhaupt jemand, der die Initiative ergreifen müsste. Und, als wollte sie ihn dazu ermutigen, holte sie aus der Handtasche den Lippenstift und strich sich die Lippen nach. Was ich mir einbilde dachte sie dann belustigt.

    Sie war fünf Minuten vor der vereinbarten Zeit da. Ob dieser Mann pünktlich ist?, fragte sie sich. Sie stand wenige Schritte vor dem Eingang des Buchladens und überlegte, aus welcher Richtung er kommen könnte. Eventuell mit der U-Bahn? Sie sah in Richtung Schlossplatz zum U-Bahn-Abgang, dann wechselte ihr Blick zum Getränkestand vor dem Kunstgebäude. Vielleicht sitzt er schon irgendwo unter den Sonnenschirmen und beobachtet mich, dachte sie. Als sie den Kopf in Richtung Durchgang Schillerplatz drehte, sah sie ihn mit langen Schritten näherkommen. Sekundenlang fühlte sie ihre Knie weich werden; dennoch schaffte sie es sich zusammenzunehmen und ihm einige Schritte entgegen zu gehen.

    „Hallo Jennifer…! Ich sag’ einfach Jennifer zu Ihnen! Einverstanden?", sagte er und reichte ihr die Hand und anschließend die Rose. Das Papier hatte er, als er sie sah, schon entfernt und zusammengeknüllt.

    „Natürlich! Ist okay!, sagte sie, seinen kräftigen Händedruck fühlend. „Danke für die schöne Rose, stotterte sie überrascht. Was noch sagen, überlegte sie. Denn plötzlich war ihr alles entglitten, was sie sich vorher im Kopf zurechtgelegt hatte.

    „Ich freu’ mich, dass unser Treffen geklappt hat, begann sie dann, und langsam kam die Erinnerung zurück: „Haben Sie in der Zwischenzeit noch einige vom Schwarzfahren abhalten können?, setzte sie fort.

    „Ja, noch … lassen Sie mich Nachdenken … noch insgesamt siebenundzwanzig Mal", behauptete er vollkommen ernst.

    „Aha, offensichtlich Ihre Profession?!" Sie lachte ihn an. Ihre ursprüngliche Befangenheit war wie weggewischt.

    Er lächelte ebenfalls: „Dass mit Ihnen war Zufall, obwohl ich an Zufälle nicht glaube. Man muss auch differenzieren: Das wir uns kennenlernten war weder notwendig noch vorhersehbar … und die Fahrscheinkontrolle damals, war eine Tatsache. Aber: es hat keinen Sinn sich darüber Gedanken zu machen. Es war einfach ein Zusammentreffen von Ereignissen!"

    „Jedenfalls war oder ist es der Grund, dass wir uns heute sehen. Ich habe mir ohnehin Zeit gelassen", sagte sie.

    „Und ich habe es eigentlich nicht mehr erwartet", sagte er.

    Sie wusste nicht was antworten. Also schwieg sie. Irgendwie betreten und hilflos hob sie die Rose und atmete in ihrem Duft. Beide standen wenige Meter vor dem Eingang vom Kunstmuseum, für andere ein Hindernis darstellend.

    „Hätten Sie mich angerufen?", unterbrach sie das Schweigen.

    „Ja, bestimmt, sagte er, „wenn Sie mir Ihre Telefonnummer verraten hätten!

    Das habe ich mit gutem Grund nicht gemacht, dachte sie, sagte aber: „Aus reiner Gewohnheit gebe ich Männern meine Nummer nicht. Denn, so kann ich entscheiden, ob ich jemanden wieder wiedersehen will…"

    „Ich kann also davon ausgehen, dass Sie mich treffen wollten?"

    „Weil ich es Ihnen schuldig bin und versprochen habe."

    Nur deshalb? Nicht vorrangig, um mich wieder zu sehen, dachte David. Dann ist es zu wenig. Und um alles abzukürzen sagte er: „Wohin haben Sie Lust zu gehen?"

    Jennifer sah sich um: „Suchen wir uns doch einen Platz vor dem Kunstgebäude", sagte sie, dabei dachte sie: Wenn uns nichts zum Sprechen einfällt, können wir zumindest die Leute beobachten.

    Statt einer Antwort fasste er sie am Arm und geleitete sie zum Café am Kunstgebäude. Sie fanden einen Platz in der Nähe des Eingangs, und kaum dass sie sich hingesetzt hatten, stand schon die junge Kellnerin vor ihnen. Sie reichte David die Getränkekarte. Mit einem kurzen Blick informierte er sich über das Angebot und gab sie dann an Jennifer weiter.

    „Ich weiß schon, was ich will, sagte sie. „Einen Cappuccino! Und was Sie? Bitte wählen Sie nach Belieben!

    „Ich nehme dasselbe wie Sie", sagte er.

    „Müssen Sie aber nicht!"

    „Doch! Ein Kaffee ist immer gut. Ich komme aus Wien, und da…"

    „Habe ich vermutet, dass Sie entweder aus Bayern oder Österreich kommen, unterbrach sie ihn. „Sind Sie schon lange im Ländle?

    „Knapp fünfzehn Jahre!"

    „Wie kam es, dass Sie hierherkamen?, fragte Jennifer. „Entschuldigen Sie, ich wollte nicht neugierig sein!

    „Kennen Sie den Satz: Ich gehe dahin, wohin Du gehst!?"

    „Sie sind verheiratet?", forschte sie und hoffte, dass es nicht zu enttäuscht klang.

    „Ich… war zusammen, mit einer Stuttgarterin", sagte er.

    Die Wahrheit war, er hatte einst eine junge Frau kennengelernt, bei einem Theaterbesuch in Wien, verliebte sich in sie, und Monate später folgte er ihr nach Stuttgart, mit der Absicht sie zu heiraten und da zu leben. Doch das Schicksal hatte anders entschieden, oder die Weichen wurden anders gestellt. Die Freundin, die seine Frau werden sollte, arbeitete bei einem Verlag, lernte einen Zeitungsreporter kennen, der sie anschließend nach München holte. Damit war David abgeschrieben. Er blieb als Journalist in Stuttgart, obwohl er die Absicht hatte, irgendwann wieder, nach Wien zu gehen.

    „Sind sie geschieden?", fragte Jennifer.

    „So kann man es nennen", meinte David.

    „Das tut mir leid", sagte sie.

    Beide schwiegen. Ihre Blicke wanderten voneinander unabhängig zu den Fußgängern am Schlossplatz, schweiften zu den abstrakten Figuren, weiter zum Neuen Schloss, blieben an manchen Vorbeigehenden hängen, bis sich ihre Blicke wieder begegneten: „Und Sie?, fragte David, „sind Sie verheiratet?

    „Ich bin’s … noch, so gut wie, flüsterte sie, fast unhörbar. Dann lauter werdend: „Ich habe auch eine Tochter: Leonie, sie ist neun, knapp zehn.

    In diesem Moment erschien wieder die Kellnerin. „Darf ich Ihnen was bringen?", fragte sie mit gewinnendem Lächeln.

    „Zwei Cappuccino, bitte", bestellte David.

    „Haben Sie auch Croissants?", ergänzte Jennifer. Sie sah zuerst die Serviererin dann David fragend an.

    „Ich werde nachsehen, ob noch welche da sind. Soll ich welche bringen, wenn…?", fragte die Serviererin.

    Jennifer, ihren Blick noch immer auf David gerichtet, sagte, als sie sein leichtes Kopfnicken registrierte: „Ja, bringen Sie, wenn Sie noch haben!"

    David blickte der Kellnerin hinterher, bis sie den Eingang zum Kunstgebäude erreicht hatte. Als sie nicht mehr zu sehen war wandte er sich wieder seinem Gegenüber zu.

    Die gefällt ihm offensichtlich, dachte Jennifer Mock. Ob er allen Frauen, die einigermaßen hübsch sind, so mit den Blicken verfolgt? Wie alt mag die Kellnerin wohl sein? Fünfundzwanzig? Und er? Um die Fünfundvierzig vielleicht? Ob er sich schon überlegt hat, wie alt ich bin? Da meine Tochter neun ist, kann er sich mein Alter ausrechnen. „Haben Sie auch Kinder?", platze sie heraus. Im nächsten Augenblick kam ihr zu Bewusstsein: Wie sollte er? Nicht verheiratet, dann dachte sie weiter: Als wenn das ein Hindernis wäre…

    „Nein, sagte er, „ich bin mir da ziemlich sicher, obwohl ich es manchmal bedaure…

    „Nie die passende Frau gefunden?"

    Er zog, scheinbar bedrückt, die Schultern vor: „Schon, aber ich war wahrscheinlich nicht der passende Mann", sagte er.

    Sie sah ihn sinnend an: „Glaube ich nicht!", sagte sie.

    Er verzog das Gesicht: „Es ist aber so!"

    Dann, nach einem Augenblick des Schweigens richtete er sein Augenmerk wieder ihr zu: „Was macht Ihre Tochter? Ist sie heute allein?".

    „Jetzt, während der Pfingstferien ist sie mit ihrem Vater unterwegs."

    „Wohin?"

    „Waren Sie schon in der Wilhelma?" fragte sie.

    „Natürlich, ist aber schon länger her. Und Sie? Wollten Sie nicht mit?", fragte David.

    „Nein!"

    Sie sagte es dermaßen ablehnend und schroff, dass er sich scheute, sie nach dem Warum zu fragen. Ihm wurde allerdings bewusst, sie hatte vorher auf die Frage, ob sie gebunden ist, geantwortet: ‚Ich bin’s … noch’. David beschloss seine Neugier, vielmehr das Interesse an ihr und ihren Ausspruch: ‚Ich bin’s … noch’ zu zügeln. Deshalb entschied er sich, mit einer harmlosen Frage, das Gespräch fortzusetzen: „Ist Ihre Tochter auch so hübsch wie Sie?", fragte er.

    Sie beugte sich etwas vor, blickte ihn in die Augen, so dass er meinte, nicht nur ihr Mund sondern auch ihr Busen lächelte ihm zu: „Hübscher! Viel, viel hübscher … und sehr lieb!", sagte sie, und gleichzeitig dachte sie: Er findet mich hübsch? Vor einigen Jahren hätte sie das bejahen können. Aber gegenwärtig zweifelte sie an sich, an ihrem Aussehen, eigentlich an allen, was sie betraf. Wahrscheinlich lag es auch am Scheitern ihrer Beziehung und der baldigen endgültigen Trennung. Die schwierigste Aufgabe lag noch vor ihr: Ihrer Tochter Leonie das zu erklären. Mit ihrem Vater hatte sie vereinbart, dass es nach den Ferien geschehen solle. Ihr Mann Milovan war, obwohl sie sonst fast nie derselben Meinung waren, damit einverstanden. Trotzdem hatte sie Angst davor, auch mit den ziemlich sicher folgenden Auseinandersetzungen mit ihm, wegen des Sorgerechts. Er hatte schon angekündigt, dass er es niemals akzeptieren würde, wenn Leonie ihr zugesprochen werden würde. Dabei hat er durch seine Tätigkeit – er arbeitet als technischer Überwacher bei einer Aufzugsfirma und überwacht das Errichten und die Inbetriebnahme von Aufzugsanlagen – kaum die Möglichkeit, seine Tochter kindgemäß zu betreuen. Jennifer vermutete, dass er vorhaben könnte, sie bei seinen Eltern in Nova Pazova, etwa dreißig Kilometer vor Belgrad unterzubringen.

    Durch ihre Überlegungen hatte David Muse sie zu betrachten. Wieder fiel ihm ihr dunkelbraunes Haar mit den hellen Strähnen auf; diesmal erschienen sie kürzer als er es in Erinnerung hatte. Sie trug ein kurzärmeliges, rotes Shirttop. Sehr geschmackvoll, was sie anhat, dachte er. Ihr Aussehen war geradezu überwältigend für ihn. Er registrierte ihre grauen Augen, und seine Blicke wanderten von dort zu ihrem Halsausschnitt. Ihn schmückten eine goldene Kette und ein zierlicher Anhänger mit eingefasstem blauem Stein. Dasselbe Blau hatten auch die Sticker in ihren Ohren, die er hingerissen betrachtete. Jennifer, die trotz der Gedanken über ihre missglückte Ehe bemerkte, wie sie von ihm angeschaut wurde.

    Er begutachtet mich, stellte sie fest; sicher hat er an mir etwas auszusetzen, dachte sie. Es gibt einiges, was auch mir nicht gefällt, und was sie in bestimmten Situationen ein wenig unglücklich werden ließ. Zum Beispiel ihre Oberweite, die sie zu gering fand. Und wie ihr schien, hatte er genau das in Augenschein genommen; dadurch wurde sie verlegen und unsicher, was sie an sich verabscheute. Sie hoffte, es vor ihm verbergen zu können, und um sich davon abzulenken sagte sie ihre Verlegenheit überspielend: „Was machen Sie so, ich meine berufsmäßig?"

    David konnte nicht sofort antworten. Die Kellnerin war gekommen. Sie brachte zwei Tassen Cappuccino und die Croissants und stellte lächelnd alles vor Jennifer und David auf den Tisch. Als sie wieder gegangen war wiederholte Jennifer: „Was machen Sie eigentlich beruflich, wenn ich fragen darf?", dabei entnahm sie von der Untertasse den beiliegenden Löffel und kostete von der mit Schokostreusel bestreuten Schlagsahne.

    „Ich mag ihn lieber mit Sahne und nicht sosehr mit Milchschaum", sagte sie.

    „Ich auch. Bei uns mit Schlagobers, so heißt die Schlagsahne bei uns", meinte David.

    „Ich weiß…, vieles ist anders und doch ähnlich", sagte sie. Sie hob die Tasse und setzte sie an den Mund. Er folgte ihrem Beispiel.

    „Also, was machen Sie?", fragte sie nochmals und wischte mit dem Handrücken über ihre Sahnelippen.

    David zögerte zu antworten. Er hatte nicht seinen Beruf, den er ausübte, sondern fast ausschließlich immer nur seinen Roman im Kopf. Allerdings scheute er sich, ihr von seinem Romanprojekt zu erzählen; von seinem Roman, der gerade lektoriert wurde, weil die Veröffentlichung keinesfalls sicher war. Noch im Nachdenken, was er ihr sagen solle, kam sie ihm mit ihrer Frage zuvor: „So wie ich Sie einschätze haben Sie bestimmt viel mit Frauen zu tun?"

    Vermutet sie etwa ich bin ein Friseur? Er schmunzelte, dann fiel ihm die bizarre und abenteuerliche Antwort ein, die er in seinem Roman verwendet hatte und war neugierig, wie sie darauf reagieren würde: „Ja, ich begleite Damen", sagte er und sah ihr abwartend in die Augen.

    Jennifer Mock lehnte sich etwas zurück, wie um mehr Abstand von ihm zu gewinnen. „Was heißt das: Ich begleite Damen?"

    „So wie ich es sage!"

    Sie verbarg ihr Lachen hinter der Hand. „Sind Sie etwa ein Callboy?", rief sie belustigt aus.

    „Seh’ ich wie ein Boy aus?", antwortete er und tat, als wäre er gekränkt.

    Sie schüttelte den Kopf: „Also gut, Callman eben!"

    „Wenn Sie so wollen", sagte er.

    „Wie würden Sie diese Tätigkeit bezeichnen?"

    „Begleiter, Freund… Betreuer, wenn Sie so wollen" meinte er.

    Sie lachte: „Betreuen? Bei was?" Sie nahm es nicht ernst.

    Er musste zugeben. Betreuen traf die Sache nicht richtig. Begleiten war korrekter. Deshalb sagte er: „Begleiter ist wohl die richtige Bezeichnung. Zum Beispiel in die Oper, ins Theater, Kino… zum Essen…"

    „Alles Inklusive?", fragte sie lauernd, und ihr Blick verhakte sich in dem seinen und jede Befangenheit war von ihr gewichen.

    „Was meinen Sie mit inklusive?", fragte er.

    Sie lachte laut auf: „Tun Sie doch nicht so, Sie wissen genau was ich meine", rief sie amüsiert.

    David neigte den Kopf zur Seite. „Sie meinen, ob ich… ob das dazugehört?"

    „Im Klartext: Gehört das Schlafen dazu?" Sie sagte ganz vornehm Schlafen und dachte dabei ans vögeln. Und natürlich konnte sie ihm gegenüber dieses Wort nicht in den Mund nehmen, aber sie war gespannt, was er antworten würde. Allmählich begann sie es doch zu glauben.

    David war verblüfft. Dass ihr gemeinsames Gespräch so weitergehen könnte, hatte er nicht erwartet. Was habe ich da begonnen?, fragte er sich

    Manchmal, bei seinen bizarren Einfällen, wusste er nicht, wie diese verrücken Gedanken, die ihn einfach überrumpelt hatten, ablaufen und wie der Gesprächspartner oder Gesprächspartnerin sie aufnehmen würden. Und oft war es am Ende so, dass er sich aus dem selbst geflochtenen grotesken Netz nicht mehr befreien konnte. Sehr häufig endete es dann als Fiasko und führte zum Ende einer Freundschaft oder Beziehung. Nun, diesmal war es nur ein, wahrscheinlich belangloses Treffen, das Einlösen eines Versprechens, das Jennifer ihm zugesagt hatte. Er blickte sie an und stellte an ihrem Verhalten fest: Sie wartet auf Antwort, auf eine Erklärung. Vor allem, wie und was er ihr antworten würde.

    David lehnte sich zurück. Was, außer dass wir uns hier gegenübersitzen, weiß sie von mir? Was ihr antworten, damit sie keine falschen Schlüsse zieht? Dann sagte er: „Nein, schlafen, wie Sie es meinen, gehört nicht dazu."

    „Nie??"

    Wenn er jetzt das war, was er zu sein vorgegeben hatte, musste er, um glaubwürdig zu erscheinen, Farbe bekennen: „Manchmal, sagte er, „sehr selten!, beeilte er sich zuzufügen.

    „Na ja, meinte sie unwillig, und dann: „Sie werden ja schließlich bezahlt dafür!

    Er bemerkte, wie sich ihr Gesichtsausdruck verändert hatte. Eine Mischung, die Überraschung, Missbilligung, vielleicht auch Abneigung oder Bedauern ausdrückte. Sie sah ihn nicht an. Sah vielmehr auf die Kaffeetasse und dann auf ihr Croissant. Sie nahm es und biss ein Stück ab. David beobachtete schweigend ihr Kauen, lehnte sich im Stuhl zurück, wie um auszudrücken: So ist es eben. Er langte ebenfalls nach dem Croissant auf seinem Teller. Sie glaubt an das, was ich erzählt habe. Und offensichtlich habe ich sie damit emotional erschreckt, dachte er.

    „Haben Sie…, haben Sie sich jemals in eine verliebt?" fragte sie leise und legte das Croissant zurück.

    Da David nicht sofort antwortete setzte sie fort: „Natürlich, Sie haben sich…" Sie sah ihn jetzt traurig lächelnd an. Dann winkte sie der Kellnerin, die in der Nähe jemand bediente.

    „Ja, meinte sie, „ich werde jetzt gehen. Leider! Sie nestelte an ihrer Handtasche und holte die Geldbörse heraus.

    „Ich habe Sie erschreckt?", fragte er.

    „Nicht erschreckt, eher … wie soll ich sagen… Sie runzelte nachdenklich die Stirn. „Es hat mich erstaunt, sagte sie dann. „Aber immerhin sind Sie ehrlich. Sie hätten mir ja weiß Gott was erzählen… Sie wurde unterbrochen. Die Kellnerin kam: „Sie wollen zahlen? Alles?, fragte sie.

    Jennifer Mock nickte nur und öffnete ihre Börse.

    Die Serviererin tippte in ihrem Zahlungsrechner: „Macht zehn Euro zwanzig", sagte sie anschließend.

    David wandte sich an sie: „Das begleiche ich!"

    Jennifer schüttelte den Kopf und reichte der Serviererin einen Zwanzigeuroschein: „Bitte auf zwölf!, sagte sie und zu David gewandt: „Das ist meine Einladung, vergessen? Außerdem, es ist ja üblich, dass man Sie bezahlt, meinte sie sarkastisch und erhob sich von ihrem Platz.

    David wollte gleichfalls aufstehen.

    „Bleiben Sie sitzen…, tschüß, sagte sie, „und weiterhin viel Erfolg, bei dem, was Sie machen!

    Jennifer Mock machte sich so schnell davon, dass David – eingedenk, wie sinnlos es war sie zurückhalten zu wollen –, keine Anstalten unternahm, ihr zu folgen. Er registrierte nur die erstaunte Mine der Serviererin, weil er so brüsk verlassen wurde und er deutete auf Jennifers Gedeck. Die Cappuccinotasse war leer, auf dem Teller lag noch ein halbes Croissant. Die Serviererin sah David fragend an. Als er nickte, räumte sie es ab.

    Er konnte sich nicht überwinden ebenfalls zu gehen. Er vergrub sich in seinem Stuhl und trank den Rest seines Cappuccinos. Mit Jennifer ist es zu Ende, noch ehe es angefangen hat, dachte er. Weil ich ein Trottel bin, und er bezichtigte sich als Vollidiot, weil er keine Gelegenheit ergriffen hatte, um alles klarzustellen, seine vorgegebene Tätigkeit richtigzustellen, zu erläutern, dass er nur ihre Reaktion sehen wollte. Was hatte er erwartet? Das hatte er nun davon: Ihr Verhalten zeigte ihm, dass er wieder einmal alles falsch gemacht hatte. Ihre letzten Worte blieben in ihm hängen: ‚Aber immerhin sind Sie ehrlich’. Das hatte sie erwähnt – und sich geirrt!

    Am gleichen Tag abends kam David alles, was ihm mit Jennifer passiert war, so richtig ins Bewusstsein. Sie hatte ihn verlassen, wegen seiner Begleitservice-Lüge und seiner Manie, erfahren zu wollen, wie sie darauf reagieren würde?

    Er hatte das so nicht erwartet. Ich hätte aufspringen, ihr folgen und alles erklären sollen, dachte David. Aber sie zeigte so deutlich ihre Missbilligung, mehr noch, ihre Abneigung, dass die Idee ihr nachzulaufen, bei ihm schon im Keim erstickt wurde. Dieser Blick, den sie ihm zuletzt zuwarf, verriet alles: Entschlossenheit, Unbeugsamkeit, Eigensinn und totale Verachtung, und er fühlte sich, als wäre er in Stücke gebrochen worden und müsste die einzelnen Teile seines Ichs wieder mühsam zusammensetzten. Das passiert mir nicht oft, aber doch immer wieder, dachte er.

    Und jetzt saß er da und wusste nicht, wie er diesen Fauxpas jemals wieder gut machen konnte. Denn ihm war klar: Jennifer Mock war für ihn verloren. Niemals würde sie ihn noch mal anrufen, und er hatte weder ihre Adresse noch ihre Telefonnummer. Gut, es gibt Möglichkeiten das herauszufinden, aber macht das überhaupt noch Sinn?

    Er stellte sich vor, wenn er sie anriefe, sie würde beim Hören seines Namens oder seiner Stimme, sofort auflegen. Er bedauerte es, weil sie ihm gefiel. Sie war jemand, die man nicht übersehen konnte. Und warum musste er sich, gerade bei ihr, so exponieren, mit seinem blöden Einfall, dass man ihn mieten könnte. Natürlich denkt sie dann an alles Mögliche. Er lachte bitter auf. Ich habe keine Gelegenheit, es richtigzustellen und mich zu entschuldigen. Wann habe ich mich das letzte Mal so blöd benommen?, fragte er sich. Es fiel ihm nichts dergleichen ein. Das heute war der Gipfel, da war er sich sicher.

    WAS IST denn das für einer, dachte Jennifer Mock, nachdem sie David verlassen hatte. Er gibt vielleicht etwas vor, was aber nicht unbedingt den Tatsachen entsprechen muss, überlegte sie. Warum nur? Vielleicht wollte er prüfen wie ich reagiere? Und wie habe ich reagiert? Keinesfalls so, wie er es erwartet hat. Habe ich mich wieder dargestellt wie ein kleines Dummchen, das keine Ahnung vom Leben hat. Aber warum sollten Männer das nicht machen, was bei Frauen seit jeher üblich ist. Weil ich niemals die Idee hatte, gegen Bezahlung einen Mann zu engagieren? Sie lachte höhnisch auf. Einen Begleiter! Eventuell für alle Fälle! Als Liebhaber oder besser Lover? Den Ausdruck allein fand sie schon suspekt!

    Immer wieder tritt etwas ein, was sie überraschte: Ereignisse, die sie zu Kurzschlusshandlungen animierten, wie sie sich eingestehen musste. Viel zu schnell habe ich ihn einfach sitzen lassen, dachte sie. Vielleicht hätte er mir noch ein spannendes Abenteuer erzählt? Ein erotisches? Obwohl sie sich nicht sicher war, ob sie es dann auch hören wollte. Sicher war sie sich nur darin, dass sie ihn nun nicht mehr anrufen konnte. Das war ein für allemal vorbei.

    Jennifer Mock wohnte mit Mann und Tochter in Rot, einem Stadtteil Stuttgarts. In der Fleiner-Straße. Zu Hause angekommen warf sie zuerst einen Blick auf den Anrufbeantworter. Kein Anruf während ihrer Abwesenheit. Im Grunde hatte sie auch keinen erwartet. Wegen des verunglückten Treffens war sie früher nach Hause gekommen. Ihr Mann war mit Tochter Leonie sicher noch in der Wilhelma. Und von ihm gab es keinen Grund anzurufen. Sie blickte auf die Uhr. Es war kurz nach sieben. Eigentlich hätte ich noch in der Stadt bleiben können, dachte sie. Vielleicht war ich zu voreingenommen wegen seiner Tätigkeit. Tatsache war, sie hatte diesen ominösen David Förster beinahe fluchtartig verlassen, ihn einfach sitzen lassen, nachdem sie von seinem fragwürdigen Metier erfahren hatte. So ein gutaussehender Mann! Klar, dass der alle Chancen hat, und sie musste zugeben, dass er auch ihr gefiel. Sehr sogar. Aber das war nun vorbei. Für sie endgültig! Aus, erledigt! Obwohl, sie hatte zugegebenermaßen, ursprünglich mit dem Gedanken gespielt ihn wiederzusehen. Vielleicht wollte er das auch? Schon als er sie im Café vor dem Kunstgebäude so durchdringend und offen angesehen und dabei gefragt hatte: ‚Ist Ihre Tochter auch so hübsch wie sie? ’, war sie beinahe überzeugt, er würde mit ihr ein nächstes Treffen vereinbaren. Sie schaute nach dem Kalender, der über dem Telefon an der Wand hing. Heute war Donnerstag. Sie schüttelte den Kopf: Kein mögliches Treffen mit ihm in den nächsten Tagen, Wochen… Das hatte sich zerschlagen!

    Sie hatte nicht geahnt, was auf sie zukommen und sie die Begegnung mit ihm so schnell scheitern lassen würde. Das war nichts Ungewöhnliches! Ähnliches passiert tagtäglich! Missmutig ging sie ins Wohnzimmer. Von dort trat sie auf den Balkon hinaus und betrachtete die fliegenden Wolken, die sich vor die Sonne schoben, sie wieder freigaben und dachte an ihre Tochter, was bei ihr die unterschiedlichsten Empfindungen auslöste.

    Noch am Balkon stehend konnte sie sich nicht entschließen wieder ins Innere zu gehen. Alles war noch so, wie sie die Wohnung morgens verlassen hatte: Kein Anruf abgespeichert! Auch nicht von David Förster! Wie auch? Fast tat es ihr leid. Aber das war endgültig aus und vorbei! Trotzdem hatte sich in ihrem Inneren was verändert. War es der überstürzte Entschluss gewesen? Oder war es ein Gefühl, als hätte sie etwas unwiederbringlich verloren? Aber ich kenne ihn doch nicht! Weiß nichts von ihm, habe mich nur von seiner Erscheinung blenden lassen, dachte sie. Ich weiß nur wie er aussieht. Mit was sonst, außer dass er gut aussieht und mir gefällt, könnte ich ihn mit Milovan, meinen noch Mann, vergleichen?

    Sie erinnerte sich: Auch Milovan hatte sie einst beeindruckt, weniger durch sein Aussehen, mehr dadurch, wie er sich ihr zugewandt hatte. Die Probleme mit Milovan Stepic, begannen einige Zeit nachdem sie geheiratet hatten, und sie vor knapp zwei Jahren wieder begonnen hatte, in ihrem Beruf zu arbeiten. Was er grundsätzlich ablehnte, weil er der Meinung war, er verdiene genug, und sie solle sich um die Tochter und den Haushalt kümmern; das wären die eigentlichen Aufgaben einer Frau. Sie wollte das nicht einsehen. Milovan war oft wochenlang unterwegs, sie allein mit ihrer Tochter, die, seit sie in die Schule ging, nachmittags in einer Kindertagesstätte betreut wurde; schließlich war sie eine ausgebildete Industriekauffrau, und sie wollte am Ball bleiben. Unerträglich wurde es, als sie zusätzlich, einmal pro Woche, abends, einen Weiterbildungslehrgang absolvieren wollte, was er strikt untersagte, sie sich aber trotzdem anmeldete.

    Als er es erfuhr, brüllte er sie an, und weil sie vernünftige Argumente hatte, fühlte er sich ihr mental nicht gewachsen und begann sie physisch zu misshandeln. Obwohl er sich anschließend entschuldigte, war in ihr etwas beschädigt, zerbrochen worden. Erst da kam sie auf den Gedanken, der eigentliche Grund war, dass er es unerträglich fand, wenn sie in der Firma oder in Seminaren anderen Männern begegnete. Obwohl er es nie zeigte, im höchsten Maß eifersüchtig zu sein, fühlte sie seine diesbezüglichen Ängste und war darüber gekränkt. Dass er mir das zutraut, hatte sie anfangs gedacht, wo sie niemals auch nur auf die Idee gekommen war, ihn zu betrügen. Dadurch verstanden sie einander in der Folge immer weniger, der Abstand, nicht nur die Entfernung bedingt durch seine Tätigkeit, sondern auch der emotionale Abstand zwischen ihnen wurde so groß, dass sie immer weniger miteinander sprachen und wenn, es nur auf das Notwendigste beschränkten. In dieser Situation versuchte er Leonie auf seine Seite zu ziehen. Und Leonie, in ihrer kindlichen Naivität fragte, ob ihre Mama, was Papa immer behaupten würde, an allem schuld sei, an den andauernden Streitereien und Zwistigkeiten? Und Jennifer war so dumm und hatte nicht mit gleicher Münze zurückgezahlt. Im Gegenteil, Jennifer versuchte fair zu bleiben und das Kind aus den Auseinandersetzungen herauszuhalten, obwohl sie von ihrem Mann systematisch verleumdet und unterdrückt wurde, von ihm, der einmal behauptet hatte, sie zu lieben.

    Jennifer bezweifelte zwar, dass sie damals, als sie Milovan kennenlernte im Zustand der geistigen Umnachtung schwebte, es muss aber etwas in der Art gewesen sein. Das Aufwachen kam früher als allgemein üblich. Es hieß, normalerweise ebbt der Zustand dieses intensiven Verliebt seins innerhalb von zwei Jahren ab. Bei vielen Beziehungen oft schon früher! Warum konnte das ihr nicht schon während des Kennenlernens im Urlaub passieren? Wahrscheinlich hätte sich mit Milovan alles anders entwickelt, wenn er in einer anderen Stadt gewohnt hätte. Schon damals wäre der Traum auf das Maß der Wirklichkeit reduziert worden? Und ist es nicht grundfalsch, jemanden zu lieben, der einen seit ewigen Zeiten nicht zurückliebt? Sie war nicht gewillt eine Partnerschaft, wegen der vielen Probleme, aufrecht zu erhalten!

    Dann sprangen ihre Gedanken wieder zu David Förster. Sie würde interessieren, wie ihn all die Frauen sehen, ihn beurteilen und eventuell kritisieren, die er berufsmäßig, – sie stieß ein abfälliges Lachen aus, – zu begleiten hatte. Ob die ihn charmant finden, so wie sie, als sie in der Stadtbahn mit ihm ins Gespräch kam? Jennifer versuchte in ihm etwas zu entdecken, was sie bei ihren Mann in den letzten Monaten vermisst hatte, weil sie erkennen musste: sie sah sich und ihren Mann als bekannte Fremde, in der Liebe, Sexualität, Erotik und natürlich in der täglichen Arbeit, die neben ihrer Tätigkeit im Beruf immer ihr vorbehalten blieb. Arbeitsteilung war ein Fremdwort für ihn. Noch nie hatte er auch nur mit einem Handgriff versucht, sie bei der Hausarbeit zu unterstützen. Jennifer war überzeugt, er würde nicht wissen, wie ein Staubsauger einzuschalten, geschweige denn, zu bedienen war. Oder die Waschmaschine! Sie konnte das Lachen nicht unterdrücken, bei der Vorstellung, wie er sich dabei anstellen würde.

    Dieser David Förster lebt angeblich allein. Wer macht ihm die Hausarbeit? Da sie keine Männer kannte, die sich daran beteiligten, auch die Männer ihrer wenigen Freundinnen beteiligten sich nicht. Von vielen Frauen wurde das akzeptiert. Es würde es sie interessieren, wie alleinstehende Männer das organisieren. Vielleicht verlangt David Förster es als Gegenleistung für seine Begleitdienste? Bei diesem Gedanken musste sie zumindest schmunzeln. Ob er so auch auf seine Kosten kommt, sich dabei verliebt? Ich sollte es ausprobieren, überlegte sie, wie es ist, von David Förster begleitet zu werden, und was alles inbegriffen sein kann. Aber wahrscheinlich könnte ich mir das gar nicht leisten. Sie wusste auch nicht, was eine Frau verdient, wenn sie einen Mann bedient wie es so schön heißt?

    Was sind das für Frauen, die einen Mann engagieren, um einmal was zu erleben? Vielleicht auch engagieren müssen, weil dieses Erleben nicht anders möglich ist? Sind diese Frauen ledig? Und haben auch Verheiratete manchmal das Bedürfnis aus einer langweiligen Ehe auszubrechen? Jennifer musste zugeben: Sie selbst hatte in letzter Zeit, schon bei ihrem noch Mann, bereits diesbezügliche Gedanken gehabt; welche Frau noch nicht? Sie allerdings erst, seit mit Milovan das Zusammenleben problematisch geworden war. Vielleicht erfahre ich so, ob und was ich bisher alles versäumt habe. Sollte ich eventuell in Zukunft, nach der Scheidung, Versäumtes nachholen?, fragte sie sich.

    AN EINEM Wochentag im Juni, Leonie war in der Schule, ließen sich Milovan Stepic und Jennifer Mock scheiden, ohne die Tochter zu informieren. Beide hatten abgesprochen, die Trennung ihrer Tochter erst nach den Sommerferien mitzuteilen. Auch dass Milovans endgültiger Auszug im September geplant war. Wohin, dass hatte er schon Monate vorher geregelt, ohne Jennifer genaueres mitzuteilen. Fest stand nur der September als verbindliche Auszugstermin, weil, und das hatte er ihr gegenüber erwähnt, die neue Tätigkeit es erfordern würde.

    Noch am Tag der Scheidung hatten sie vereinbart, dass Leonie nach ihren Wünschen abwechselnd bei Mutter und Vater sein könnte.

    Schon vor der Trennung war Leonie einverstanden in den Sommerferien die ersten drei Wochen mit ihrem Vater zu verbringen – er hatte einen Urlaub auf der Insel Rab vorgesehen. Anschließend, bis Anfang September, würde Leonie den Rest der Ferien bei ihrer Mutter sein. Und später einmal, vielleicht konnte er Leonie dann einmal auch nach Wien holen – oder sie entführen?

    3  Samstag 30.07

    MILOVAN Stepic war mit seiner Tochter Leonie seit einer Woche auf der Insel Rab. Sie wohnten in der hübschen Hotel-Pension namens Jadran in der Nähe einer großen und überaus gepflegten Parkanlage. Sie hatten das Zimmer mit Balkon wie vor zwei Jahren bekommen. In der Mitte das Ehebett, in dem Milo – seine Frau hatte ihn immer so gerufen – allein schlief. Seine Tochter hatte einen eigenen Schlafplatz, eine Couch, die gegenüber an der Wand stand. Davor, neben der Balkontür, stand der kleine Tisch mit zwei bequemen Sesseln. Abends konnten sie bis spät in die Nacht Tanzmusik hören, die herüber klang vom exquisiten Hotel Imperial, wo er vor über zehn Jahren, beim Tanzen, Jennifer kennengelernt hatte. Genaugenommen, näher kennengelernt, denn angesprochen hatte er sie tags zuvor am Strand. Er saß mit seinem Bruder auf einem Felsen, als sie vorbeikam. Er hob die Hand und winkte ihr kurz zu, und sie dankte mit derselben Geste. Als sie am nächsten Tag wieder vorbeiging, wiederholte er dieses Ritual. Gleichzeitig merkte er, dass sie ihren Schritt verlangsamte. Er empfand es als Zeichen, dass sie angesprochen werden wollte. Seine Schüchternheit ablegend musste er ihr nicht nachlaufen. Sie registrierte, wie er sich erhob und wartete auf ihn, und wie geknickt sie war, als er sie serbokroatisch ansprach und wie erfreut, als er ins Deutsche wechselte. Noch mehr war sie von ihm angetan, als sich herausstellte, dass sie beide aus Stuttgart kamen. Sie, weil sie Stuttgarterin war

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