Jung, naiv und Papa
Von Erik Koszuta
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Über dieses E-Book
Auf dem Weg in den Kreißsaal fragte ich mich, welche Musik am besten zur Entbindung passen würde und stellte fest, wie wenig ich über Erziehung weiß. Ich werde auf der Straße mit »Wenn Kinder Kinder kriegen!« beschimpft und muss erkennen, wie wenig ich auf diese Situation
vorbereitet bin. Ich lerne, dass das Wickeln von Babys eine eigene Kunst ist und weiß nun, warum man niemals ohne Feuchttücher das Haus verlassen sollte. Ich werde von meinem Kind vollgekotzt und frage mich, warum wir Kinder bekommen.
Das Buch gibt einen ungeschminkten Einblick in die Erfahrungswelt eines jungen Vaters und erzählt, wie dieses Leben tatsächlich ist.
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Buchvorschau
Jung, naiv und Papa - Erik Koszuta
Über den Autor:
Erik Koszuta, geboren 1996 in Berlin, arbeitet als freier Journalist und Autor. Ein Jahr vor dem Beginn der Coronapandemie wurde er Vater eines Kindes. In diesem Buch erzählt er seine Gedanken, Wünsche und Erlebnisse, welche ihn während der Schwangerschaft, sowie der ersten Monate nach der Geburt, auf dem Weg zum Vater geprägt haben. 2012 erschien sein Buch Herausforderungen meiner Zeit
.
Prolog
Ich bin mit 22 Jahren Papa geworden. Von einem Tag auf den anderen führte ich das Leben eines Mitte 30-Jährigen, aber sah dabei aus wie 16.
Den Entschluss dazu, meine Erlebnisse aufzuschreiben, traf ich an einem Ort, welcher wahrscheinlich die Beschreibung historisch
verdienen wird. Im Aufwachbereich eines stillgelegten Flughafens, wenige Minuten nachdem mir eine Spritze in den linken Oberarm gerammt wurde, die mich hoffentlich vor einem weltweit grassierenden Virus schützen sollte. Das war ein Moment, der mich wirklich demütig gemacht hat.
Fuck, Pandemie
18 Monate, nachdem ein neuartiger Virus im weit entfernten Wuhan ausgebrochen war, bin ich hier nun ein Puzzleteil eines perfekt eingespielten Apparates zum Schutze der Menschheit.
Auf meinem Weg über das ehemalige Rollfeld wurde ich zum Eingang des Flughafens gelotst. Auf meinem Smartphone öffnete ich meinen QR-Code, der mich dazu berechtigten würde in das Innere der gigantischen Halle zu treten. Dort angekommen, sah ich wozu eine Gesellschaft im Stande ist, wenn es um den Schutz unserer Spezies geht. Die Flughafenhalle war durch hunderte aufgebauter Wände in unzählige Räume getrennt worden. Von der Decke hingen riesige Stahlträger mit tausenden Lampen, um jeden der neu geschaffenen Räume mit ausreichend Ficht zu versorgen. Innerhalb kürzester Zeit wurden die unterschiedlichsten Menschen zu Helfer: innen in allen möglichen Bereichen ausgebildet und sorgten nun für einen reibungslosen Ablauf im temporären Impfzentrum. Eine Frau mittleren Alters wies mir den Weg an einen Platz, der an einen Fahrkartenschalter erinnerte. Ich setzte mich auf den Stuhl und legte meine mitgebrachten Dokumente auf die Durchreiche. Hinter der Plexiglasscheibe saß ein Mann, der nicht viel älter als ich zu sein schien und schaute sorgfältig meine Dokumente durch und verglich sie mit meinem Personalausweis. Er bescheinigte mir das alles passen würde und gab mir meine Sachen zurück.
Nun sollte ich den langen Gang in der Mitte bis zum Ende gehen, um mich dort in den Wartebereich zu begeben. Ich folgte den Pfeilen auf dem Boden und bog dann links ab. Hier standen mehrere Stuhlreihen, die mit den Zahlen von 1 bis 5 versehen waren. Ich sollte mich in Reihe zwei setzen und warten. Mit mir saßen ungefähr zwanzig weitere Menschen mit ihren FFP2-Masken im Gesicht und warteten geduldig auf das, was weiter passieren würde. Normalerweise würde ich in dieser Situation, wie wahrscheinlich die meisten von uns, mein Handy rausholen und mich in irgendwelchen Nachrichten verlieren. Das war hier jedoch verboten. An den kahlen Wänden hingen neben ein paar Plakaten, mit den Hinweisen zum richtigen Umgang mit Vorurteilen, überall Schilder, welche einem deutlich machten, dass wir im gesamten Impfzentrum nicht unser Handy benutzen sollen.
Reihe eins kann aufstehen und hierher kommen!
, rief einer der Helfer und schaute dabei wichtigtuerisch auf das IPad in seiner Hand. Da keiner der Menschen durch sein Handy abgelenkt war, standen alle Personen aus Reihe eins gleichzeitig auf und bewegten sich in einer geraden Linie aus dem Wartebereich. Ob wir in Reihe zwei das genauso, wenn wir dran sind, hinbekommen werden, fragte ich mich.
Es dauert nicht lange, da erfuhr ich es auch schon. Sobald ein weiterer Helfer Reihe zwei das Aufstehen erlaubte, erhoben wir uns im exakt gleichen Moment von unseren Plätzen und liefen dorthin, wo eben schon Reihe eins hin verschwunden war. Jetzt befanden wir uns vor den zahlreichen Impfkabinen, die mich aus dieser Perspektive ein wenig an die Sammelumkleiden einer öffentlichen Schwimmhalle erinnerten. Ich wollte mich gerade wieder setzen und auf die großen Anzeigetafeln schauen, auf denen in rot oder grün darüber informiert wurde, welche Impfkabinen frei waren. Schon wurde ich von einem jungen Mann in Empfang genommen und in einen der kleinen Räume geführt.
In dem Raum standen lediglich zwei Stühle und ein Tisch. An beiden Seiten wurde er nur durch einen Vorhang vom Rest der Halle abgetrennt. In dem Moment, wo ich das Räumchen durch die eine Seite betrat, schloss der Helfer den einen Vorhang und der Vorhang auf der anderen Seite wurde beiseite geschoben. Ich setzte mich und konnte nun in einen Bereich schauen, indem mehrere Ärzt: innen und Bundeswehrsoldaten damit beschäftigt waren, Kisten mit Impfstoff zu sortieren. Da war er also: Der Stoff aus dem Träume gemacht werden! Oder zumindest Albträume abgewendet werden sollen. Ein Arzt kam zu mir in die Kabine, sah sich meine Unterlagen an, setzte seine Unterschrift auf das Blatt Papier, welche mich über die Risiken dieser Impfung in Kenntnis setzte und fragte mich ob noch etwas unklar wäre. Ne, keine Fragen,
antwortete ich, da ich viel zu wenig über den generellen Vorgang einer Impfung wusste, um überhaupt eine Frage stellen zu können.
Die Frage danach, was eigentlich in meinem Körper passiert, sobald er mir den Stoff in den Arm drücken würde, erschien mir angesichts unseres Kampfes gegen die Zeit, in welcher wir uns angesichts immer neuer aufkommender Mutationen befanden, ein wenig zu umfangreich. Der Arzt bat mich, meinen Ärmel hochzukrempeln und empfahl mir meinen linken Arm zu nehmen, da ich wie die meisten Menschen auf der Welt, Rechtshänder bin. Aus einer Plexiglaskiste nahm der Arzt eine der Spritzen. Wie sehr schmerzt so eine Impfung eigentlich
, fragte ich mich, während ich die Spritze in seiner Hand aus dem Augenwinkel begutachtete. Meine letzte Impfung lag zehn Jahre zurück und meine Erinnerungen daran waren stark verblasst.
Auf einmal erinnerte ich mich, wie ich als Kind geimpft wurde und meine Mutter kurz vor dem Moment der Impfung einen vielsagenden Blick der Ärztin bekommen hatte um mich dann mit einer kleinen Schlumpf-Figur abzulenken. Hier war ich jetzt allein, ohne meine Mama. Also stellte ich mir einfach vor, dass an der rechten Wand der Impfkabine das Regal wäre, in welchem bei meiner Kinderärztin die Spielfiguren gestanden hatten. Kaum hatte ich meinen Kopf nach rechts gedreht, pickste der Arzt mit der Spritze in meinen Oberarm und drückte den Impfstoff in meinen Körper. Ein Stich und es war vollbracht.
Der Arzt klebte ein Pflaster auf die Einstichstelle und ich krempelte mein Hemd herunter. Er wünschte mir alles Gute und ich verließ die Kabine. Im nächsten Raum wartete eine Frau um die fünfzig Jahre und vermerkte meine Impfung mit Datum und Stempel in meinem Impfpass. Sie bat mich, in einen großen Raum zu gehen und dort 15 Minuten zu warten. Sobald die Zeit abgelaufen sei, könne ich selbstständig aufstehen und das Impfzentrum verlassen. Ich ging hinüber und setzte mich zu den anderen Menschen, die soeben ihre Impfung erhalten hatten. Da auch hier striktes Handyverbot herrschte, schauten die meisten von uns auf die große Uhr an der vorderen Wand oder blätterten in ihren