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30 Gute Horror-Geschichten
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eBook643 Seiten6 Stunden

30 Gute Horror-Geschichten

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Über dieses E-Book

30 Gute Horror-Geschichten

von Alfred Bekker

 

Über diesen Band:

 

 

 

 

Stories, die übernatürliche, geheimnisvolle oder groteske Begebenheiten beschreiben. Klassische Horrorliteratur!

Dieses Buch enthält folgende Geschichten:

 

Alfred Bekker: Corcoran und der Killer-Dämon

Alfred Bekker: Geschöpfe der Nacht

Alfred Bekker: Eine teuflische Fähigkeit

Alfred Bekker: Der Dämon

Alfred Bekker: Ein Vampir beim Zahnarzt

Alfred Bekker: Der Garten des Todes

Alfred Bekker: Wegzehrung

Alfred Bekker: Der gefiederte Gott

Alfred Bekker: Eine komplizierte Beziehung

Alfred Bekker: Spinnweben

Alfred Bekker: Mord im Kurs

Alfred Bekker: Alles nur Traum

Alfred Bekker: Ein Schatten im Spiegel

Alfred Bekker: Das Glöcken

Alfred Bekker: Die sizilianische Braut

Alfred Bekker: Patricia und der Fluch

Alfred Bekker: Der Vogeljäger

Alfred Bekker: Der Herr des Schwarzen Todes

Alfred Bekker: Nachtfahrt

Alfred Bekker: Spuk im Keller

Alfred Bekker: Das Bild des Magiers

Alfred Bekker: Das Eis-Monster

Alfred Bekker: Schwarzer Schatten

Alfred Bekker: Das Böse regiert

Alfred Bekker: Der Knochengott

Alfred Bekker: Corcoran und der Köpfer

Alfred Bekker: Kein Spiegelbild

Alfred Bekker: Das Wesen

Alfred Bekker: Das Juwel von den Sternen

Alfred Bekker: Tiberius Elroy und der ewige Tod

SpracheDeutsch
HerausgeberAlfred Bekker
Erscheinungsdatum25. Okt. 2022
ISBN9798215269848
30 Gute Horror-Geschichten
Autor

Alfred Bekker

Alfred Bekker wurde am 27.9.1964 in Borghorst (heute Steinfurt) geboren und wuchs in den münsterländischen Gemeinden Ladbergen und Lengerich auf. 1984 machte er Abitur, leistete danach Zivildienst auf der Pflegestation eines Altenheims und studierte an der Universität Osnabrück für das Lehramt an Grund- und Hauptschulen. Insgesamt 13 Jahre war er danach im Schuldienst tätig, bevor er sich ausschließlich der Schriftstellerei widmete. Schon als Student veröffentlichte Bekker zahlreiche Romane und Kurzgeschichten. Er war Mitautor zugkräftiger Romanserien wie Kommissar X, Jerry Cotton, Rhen Dhark, Bad Earth und Sternenfaust und schrieb eine Reihe von Kriminalromanen. Angeregt durch seine Tätigkeit als Lehrer wandte er sich schließlich auch dem Kinder- und Jugendbuch zu, wo er Buchserien wie 'Tatort Mittelalter', 'Da Vincis Fälle', 'Elbenkinder' und 'Die wilden Orks' entwickelte. Seine Fantasy-Romane um 'Das Reich der Elben', die 'DrachenErde-Saga' und die 'Gorian'-Trilogie machten ihn einem großen Publikum bekannt. Darüber hinaus schreibt er weiterhin Krimis und gemeinsam mit seiner Frau unter dem Pseudonym Conny Walden historische Romane. Einige Gruselromane für Teenager verfasste er unter dem Namen John Devlin. Für Krimis verwendete er auch das Pseudonym Neal Chadwick. Seine Romane erschienen u.a. bei Blanvalet, BVK, Goldmann, Lyx, Schneiderbuch, Arena, dtv, Ueberreuter und Bastei Lübbe und wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt.

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    Buchvorschau

    30 Gute Horror-Geschichten - Alfred Bekker

    Stories, die übernatürliche, geheimnisvolle oder groteske Begebenheiten beschreiben. Klassische Horrorliteratur!

    Dieses Buch enthält folgende Geschichten:

    Alfred Bekker: Corcoran und der Killer-Dämon

    Alfred Bekker: Geschöpfe der Nacht

    Alfred Bekker: Eine teuflische Fähigkeit

    Alfred Bekker: Der Dämon

    Alfred Bekker: Ein Vampir beim Zahnarzt

    Alfred Bekker: Der Garten des Todes

    Alfred Bekker: Wegzehrung

    Alfred Bekker: Der gefiederte Gott

    Alfred Bekker: Eine komplizierte Beziehung

    Alfred Bekker: Spinnweben

    Alfred Bekker: Mord im Kurs

    Alfred Bekker: Alles nur Traum

    Alfred Bekker: Ein Schatten im Spiegel

    Alfred Bekker: Das Glöcken

    Alfred Bekker: Die sizilianische Braut

    Alfred Bekker: Patricia und der Fluch

    Alfred Bekker: Der Vogeljäger

    Alfred Bekker: Der Herr des Schwarzen Todes

    Alfred Bekker: Nachtfahrt

    Alfred Bekker: Spuk im Keller

    Alfred Bekker: Das Bild des Magiers

    Alfred Bekker: Das Eis-Monster

    Alfred Bekker: Schwarzer Schatten

    Alfred Bekker: Das Böse regiert

    Alfred Bekker: Der Knochengott

    Alfred Bekker: Corcoran und der Köpfer

    Alfred Bekker: Kein Spiegelbild

    Alfred Bekker: Das Wesen

    Alfred Bekker: Das Juwel von den Sternen

    Alfred Bekker: Tiberius Elroy und der ewige Tod

    Copyright

    Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

    Alfred Bekker (https://www.lovelybooks.de/autor/Alfred-Bekker/)

    © Roman by Author /

    COVER STEVE MAYER NACH MOTIVEN VON BARON GRAD

    © dieser Ausgabe 2022 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

    Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

    Alle Rechte vorbehalten.

    www.AlfredBekker.de

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    Alles rund um Belletristik!

    ––––––––

    Corcoran und der Killer-Dämon

    Alfred Bekker

    Das Wesen materialisierte in der großen Eingangshalle von Jean Riquessas Villa auf dem Noble Hill in San Francisco. Wie eine Festung war diese Villa abgeschottet, umgeben von einer zwei Meter hohen Mauer, auf die noch ein gusseisernes Gitter aufgesetzt war. Im Garten patrouillierten Tag und Nacht beinahe zwanzig Leibwächter mit Maschinenpistolen und mannscharfen Hunden, die sich in insgesamt vier Schichten ablösten. Eine kleine Privatarmee hielt Jean Riquessa unter Waffen, alle ihm persönlich verpflichtet. Mit vielen von ihnen war Mister Riquessa weitläufig verwandt. Leute also, denen er absolut trauen konnte.

    Aber gegen diesen Gegner hatten sie keine Chance, denn er griff hinter ihrer Verteidigungslinie an.

    Ra-Sana faltete seine Lederschwingen zusammen.

    Ra-Sana – das war der Name dieses Dämons der Dämmerung.

    Ein mächtiger Zauber der Dämonenjünger machte es möglich, dass er sich für kurze et auf der Erde aufhielt. Sein Erscheinen hatte gewaltige Erschütterungen im Dimensionsgefüge ausgelöst.

    Aber das war denen, die ihn beschworen hatten, gleichgültig.

    Ra-Sana blickte sich um.

    Sog die Luft ein. Es machte fast den Eindruck, als ob er Witterung aufnehmen wollte. In Wahrheit aktivierte er seine übersinnlichen mentalen Fühler. Er wusste, dass der Mann, den er umbringen sollte, hier irgendwo zu finden war. Ein abtrünniger Dämonenjünger. Und jetzt gierte Ra-Sana nach der Seele dieses Mannes. Nach Riquessas Seele, dessen Bild die Dämonenjünger durch magische Rituale in sein Bewusstsein eingepflanzt hatte, so dass es dem Dämon ständig vor Augen stand.

    Ra-Sana nahm Riquessas mentale Spur auf, nahm die ersten Stufen der Freitreppe, die hinauf ins Obergeschoss führte. Die Treppe ächzte. Für ein so großes Gewicht war sie nicht konstruiert.

    Oben auf dem Absatz erschien ein Leibwächter, angelockt durch den Krach.

    Er schrie etwas auf Französisch.

    Sein Gesicht verlor jegliche Fassung, wurde zu einer Maske blanken Entsetzens.

    Er riss einen 45er Magnum aus dem Schulterholster unter seinem Jackett hervor und drückte kurz entschlossen ab.

    Der Schuss traf das Monstrum mitten in der Brust. Der zweite Schuss brannte sich dicht daneben in die Haut des Dämons. Dieser brüllte auf.

    Eine Flüssigkeit quoll aus den Wunden heraus, tropfte auf die Treppe.

    Blut.

    Oder das, was stattdessen in den Adern dieses Ungeheuers floss.

    Ein dritter Schuss traf Ra-Sana im Auge.

    Der Dämon schnellte jetzt mit einer Behändigkeit, die man diesem Koloss kaum zutraute, die Treppe hinauf. Fünf bis sechs Stufen nahm er mit einem einzigen Schritt. Dann hatte er den Leibwächter erreicht, packte ihn mit seinen gewaltigen Pranken. Ein Schrei gellte. Der Dämon schleuderte den Leibwächter wie eine Puppe durch die Eingangshalle. Der Körper klatschte gegen die Wand, fiel dann zu Boden und kam dort schwer auf. Regungslos blieb er liegen.

    Der Dämon hielt einen kurzen Moment lang inne.

    Die Wunden, die durch die Kugeln verursacht worden waren, schlossen sich langsam. Er verfügte über eine sehr große Regenerationsfähigkeit. Mit den primitiven Waffen der Erdbewohner konnte man ihm kaum etwas anhaben. Und was die Magie anging, so hatten die Bewohner dieses Planeten das geringe Wissen, dass sie einst darüber erworben hatten, größtenteils wieder vergessen.

    Der Dämon setzte seinen Weg fort.

    Er wusste genau, wo er sein Opfer finden konnte.

    Die mentale Spur verriet es ihm. Ihr folgte er. Mit einem wuchtigen Tritt seines gewaltigen Fußes öffnete er die Tür eines Schlafzimmers.

    Der dicke Mann, der in dem großen Bett lag, saß jetzt kerzengerade darin.

    Jean Riquessa.

    Sein feistes Gesicht wirkte verzerrt.

    Die schöne Eurasierin an seiner Seite schnellte nun ebenfalls hoch, schrie laut auf. Sie stürzte aus dem Bett, drückte sich in die äußerste Ecke des Raumes.

    Der Dämon beachtete sie nicht weiter.

    Sein Ziel war Jean Riquessa.

    Ehe der dicke Pate von Chinatown und ehemalige Anhänger der Dämonenjünger auch nur die geringste Reaktion zeigen konnte, war der Dämon schon über ihm, packte den Koloss, der in seinen Händen nichts weiter, als eine schlaffe Puppe zu sein schien.

    Der Dämon öffnete sein Maul.

    Jean Riquessa schrie.

    Er schrie noch, als sein Kopf im Schlund des Dämons verschwand. Ra-Sana biss zu, riss dem Chinesen den Schädel von den Schultern. Das Blut spritzte bis zur Decke.

    Hirnmasse tropfte von der Tapete.

    Ein schmatzendes Geräusch entstand dabei.

    Der Dämon spürte, wie die Seele des großen Bosses entwich...

    Und er saugte ihre mentale Energie in sich auf, stieß dabei einen grunzenden Laut aus.

    Die groteske Parodie auf das Schnurren einer Katze.

    Ja, das tat gut...

    *

    Es war Nacht, als Corcoran sich daran machte, Rico DiGiorgio zu töten.

    Das Gelände, auf dem der DiGiorgio-Landsitz stand, war weiträumig abgeriegelt. Es gab verschiedene Barrieren. Bei der ersten handelte sich um einen zwei Meter hohen Maschendrahtzaun, der fest im Boden verankert war. Corcoran verwandelte sich in einen Schatten. Er zerriss den Zaun, stieg durch das Loch und lief über die freie, deckungslose Ebene, die sich daran anschloss.

    Hunde bellten.

    Die Wächter blickten sich verwirrt um.

    Scheinwerfer kreisten.

    Gut, dass diese Leute ihren Hunden nicht voll vertrauen!, dachte Corcoran. Denn die Nasen der Vierbeiner konnte man nicht täuschen. Auch durch die Verschmelzung mit der Finsternis nicht.

    Alarm wurde ausgelöst. Ziemlich bald hatten die DiGiorgio-Leute das Loch im Zaun entdeckt.

    Ihnen war jetzt klar, dass jemand im Gelände war.

    Was sie nicht wussten war, dass sie diesen Gegner nicht sehen konnten.

    Corcoran erreichte die nächste Barriere. Die Security Guards, die überall herumpatrouillierten, blickten durch ihn regelrecht hindurch.

    Ein Schatten in der Nacht, dazu war Corcoran jetzt geworden.

    Die zweite Barriere bestand aus einer Mauer.

    Corcoran nahm nicht das Tor. Es war gusseisern und verschlossen.

    Corcoran nahm Anlauf, zog sich an der Mauer empor, stieg mit Leichtigkeit darüber. Er sprang auf der anderen Seite hinunter, spurtete durch die Grünanlagen, die den Bungalow umgaben, der das Zentrum dieses Landsitzes bildete.

    Als Corcoran näher herangekommen war, sah er auf der Terrasse Rico DiGiorgio in Begleitung mehrerer Bodyguards.

    Außerdem war da noch eine gedrungene Gestalt. Die Gartenbeleuchtung ließ Corcoran die graue, von Warzen nur so übersäte Haut sehen.

    Und das Augeninnere war schwarz!

    Vollkommen schwarz.

    Ein Besessener!, dachte er.

    Ein Mensch, der unter direkter Dämonenherrschaft steht!

    Auch die außerweltlichen Verbündeten werden es nicht schaffen, dich zu retten, DiGiorgio!, ging es Corcoran durch den Kopf. Du bist verloren, DiGiorgio! Rettungslos...

    DiGiorgio hatte eine Schlüsselposition bei den Dämonenjünger. Deren Ziel es war, den Dämonen der Dämmerung die Herrschaft über die Erde zu geben.

    Daher hatte der Orden vom Weißen Licht seinen besten Mann hier her geschickt, um DiGiorgio auszuschalten.

    Zu töten, um genau zu sein.

    *

    „Nichts zu sehen!", murmelte DiGiorgio. Die Beleuchtung war jetzt überall angeschaltet worden. Es war so hell wie am Tag. Im Hintergrund war das Meeresrauschen zu hören.

    Einer der Gorillas lauschte an seinem Walkie-Talkie.

    „Boss, es ist nirgends jemand zu finden! Wahrscheinlich ist der Kerl, der das versucht hat, wieder getürmt, als er merkte, dass der Alarm ausgelöst wurde!"

    „Möglich!", murmelte DiGiorgio.

    Er schien dem Braten nicht zu trauen.

    Riquessa, sein Todfeind war über den Jordan geschickt worden. Aber noch lauerte irgendwo da draußen ein Killer namens Corcoran, den seine Feinde vom Orden des Weißen Lichts auf ihn angesetzt hatten. Es gab Spione unter den Dämonenjüngern. So wie Riquessa. Aber der hatte seine Quittung bekommen. Umgekehrt gab es aber auch Spione der Dämonenjünger bei den Ordensbrüdern vom Weißen Licht. Und daher wusste DiGiorgio ziemlich gut Bescheid.

    DiGiorgio konnte sich einfach nicht vorstellen, dass dieser Hitman namens Corcoran seinen Plan aufgab, DiGiorgio zu töten.

    „Es ist Corcoran, sagte DiGiorgio halblaut vor sich hin. „Ich habe das im Gefühl... Auch wenn es wie eine fixe Idee klingt. Aber ich glaube, dass er hier in der Nähe ist.

    „Unsere Leute hätten ihn entdeckt!", war der Gorilla mit dem Walkie-Talkie überzeugt.

    Ein gnomenhafter Mann namens Green meldete sich jetzt zu Wort. Er hatte bis jetzt geschwiegen.

    „Es hängt davon ab, welche Machtmittel Corcoran zur Verfügung stehen!", meinte er. Seine tiefliegenden Augen flackerten unruhig. Die Nasenflügel bebten.

    Er murmelte einige Beschwörungsformeln vor sich hin.

    Silben, die für einen menschlichen Zuhörer keinerlei Sinn ergaben. Ein Flimmern erschien in der Luft. Es war nur zu sehen, wenn man sehr genau hinschaute. Wie eine Glocke legte sich ein Schirm über die gesamte Terrasse...

    ...und eine schattenhafte Gestalt wurde plötzlich in diesem magischen Licht sichtbar.

    Corcoran.

    Einer der Leibwächter ließ seine MPI losknattern. Aber entweder trafen die Kugeln nicht oder sie gingen durch das Schattenwesen hindurch.

    Corcoran versetzte dem Leibwächter einen Schlag, der ihn weit zurückschleuderte, ihn gegen die Hauswand krachen ließ, wo er mit gebrochenem Genick liegen blieb.

    Auch den zweiten Leibwächter fegte Corcoran aus dem Weg. Der dritte ballerte wie von Sinnen um sich und rannte dann ins Haus. Etwas Derartiges hatte er noch nicht erlebt.

    DiGiorgio wirkte wie erstarrt. Seine Augen waren weit aufgerissen. Eine Maske des Schreckens.

    „Corcoran!", flüsterte er.

    Der Mafiosi wich dabei zurück.

    Green schrillte weitere Beschwörungsformeln vor sich hin.

    Corcoran bemerkte inzwischen, dass er durch den Einfluss der Magie, die der Gnom angewandt hatte, jetzt für seine Feinde sichtbar war.

    Allerdings waren die meisten der Leibwächter in dem Bereich zwischen Mauer und Maschendrahtzaun. Sie suchten dort noch immer intensiv nach dem Eindringling, der inzwischen längst bis zum Ziel seiner dunklen Wünsche angelangt war.

    Der Gnom hob die Hände.

    Seine Beschwörungen klangen wie schrilles Gekreische.

    Er war offenbar in höchster Panik.

    Corcoran stürzte sich auf DiGiorgio.

    Seine dunklen Schattenarme umfassten den Hals des Mafiosi.

    DiGiorgio röchelte.

    „Jetzt ist dein Spiel aus, DiGiorgio!", flüsterte Corcoran. Die Genickknochen des Gangsterbosses knackten.

    Die Augen erstarrten.

    Ein letztes Zucken der Nerven.

    Das war’s.

    Corcoran ließ den erschlafften Körper DiGiorgios sinken.

    Regungslos blieb er auf dem Boden liegen. Corcoran sah auf ihn hinab.

    Ein dumpfes Brüllen ließ Corcoran herumwirbeln. Green, der Gnom, hatte sich einige Dutzend Meter zurückgezogen. Er stand nun außerhalb der Terrasse, wartete ab was geschah.

    Etwas materialisierte gerade wie aus dem Nichts.

    Es war eine gewaltige, massige Gestalt.

    Ein Monstrum, bewehrt mit Lederschwingen, riesenaften Pranken und ebensolchen Füßen.

    „Ra-Sana!, schrie der Gnom. „Ra-Sana!

    EIN DÄMON!, durchzuckte es Corcoran. Du wirst es nicht leicht haben.

    Der Dämon näherte sich, ließ ein grollendes Brüllen hören, bleckte die Zähne.

    Dann ließ er seine Pranke wie eine große Keule in Corcorans Richtung schwingen.

    Corcoran wich aus.

    Eine ungeheure Wucht steckte hinter dem Schlag des Dämons.

    Er versuchte es sofort noch einmal. Wie ein Berserker ruderte er mit den Pranken durch die Luft, versuchte Corcoran zu treffen.

    Corcoran vertraute den Reflexen und seiner magischen Kraft. Er legte die Faust um den Griff des geweihten Dolches, den er am Gürtel trug.

    Allerdings blieb ihm im Moment kaum etwas anderes übrig, als auszuweichen. Der ungestümen Kraft dieses Monstrums war selbst ein Träger dieses Dolches nicht ohne weiteres gewachsen.

    Einige der Wachleute hatten sich inzwischen dem Ort des Geschehens genähert. Zwei der mannscharfen Hunde waren losgelassen worden, aber selbst sie stutzten, wichen winselnd zurück.

    Die Hundeführer ergriffen die Flucht.

    Sie standen zwar in DiGiorgios Diensten.

    Aber von seiner übernatürlichen Unterstützung wussten sie natürlich nichts.

    Der eine oder andere hatte ab und zu einen Gnom zu sehen bekommen wie Green und sich vielleicht gewundert, was für hässliche Gäste ihr Boss beherbergte. Aber keiner dieser Männer war jemals einem leibhaftigen Dämon begegnet.

    „Der Boss ist tot!", rief einer der Kerle, der die Leiche offenbar gesehen hatte.

    „Teufel, was ist das für ein Schatten!"

    „Nur weg hier!"

    Der Dämon richtete sich zu voller Größe auf. Sein Blick fixierte Corcoran. Die Augen des Monstrums begannen regelrecht zu glühen. Feuerrot wurden sie und dann schoss plötzlich aus jedem von ihnen ein Strahl heraus. Beide Strahlen vereinigten sich etwa zwei Meter vor Ra-Sanas grobschlächtigem, tierhaftem Gesicht und bündelten sich zu einem dickeren, energiereicheren Strahl.

    Dieser traf Corcoran, erfasste ihn voll.

    Er wurde zurückgeschleudert, spürte die fremde, geradezu lähmende Kraft.

    Ein heiseres Lachen war aus dem Maul des Dämons zu hören.

    Corcoran knallte durch die Scheibe der Terrassentür, taumelte ins Haus hinein und fiel zu Boden.

    Ganz in der Nähe lag DiGiorgios verrenkter Leichnam.

    Was soll ich tun?, ging es ihm durch den Kopf.

    Der Dämon setzte indessen nach. Er betrat die Terrasse.

    Mit ausholenden Bewegungen seiner mächtigen Pranken räumte er das gesamte Sitzmobiliar von der Terrasse herunter, schleuderte es durch die Luft.

    Die Lederschwingen flatterten dabei aufgeregt. Corcoran rappelte sich wieder auf. Der Dämon drückte brüllend gegen die Wand, brach ein ganzes Mauerstück heraus, das Corcoran entgegen fiel.

    Es staubte.

    Corcoran konnte kaum atmen.

    Das Brüllen des Monstrums war ohrenbetäubend.

    Mit wuchtigen Bewegungen vergrößerte es den Eingang. Teile der Wand stürzten ein.

    Erneut schossen Strahlen aus seinen Augen heraus. Diesmal von einer anderen Farbe. Stahlblau waren sie. Und wo sie auftrafen, begann es zu brennen. Schon loderten Flammen empor.

    Corcoran taumelte weiter ins Innere des Gebäudes.

    Der Dämon folgte ihm.

    Die Deckenhöhe entsprach so gerade der Größe dieses Wesens. Ra-Sana durfte den Kopf allerdings nicht zu weit erheben, sonst stieß er oben an.

    Corcoran hörte das Prasseln der Flammen, die sich bereits an den Vorhängen emporzüngelten.

    Corcoran schleuderte jetzt seinem Kontrahenten den geweihten Dolch entgegen.

    Der Dämon fing die Waffe mit seiner laue sicher auf.

    Ein gurgelnder Laut entrang sich seiner Kehle

    Es klang wie ein Gelächter.

    Er schleuderte den geweihten Dolch von sich, sodass er für Corcoran unerreichbar war. Auch mental. Corcoran murmelte Beschwörungen vor sich hin, aber sie wirkten nicht. Der Dolch blieb liegen.

    Corcoran blickte sich um, sah den Schürhaken des Kaminbestecks in seiner Nähe, ergriff ihn und ging dann zum Angriff über.

    Einem Berserker gleich stürmte er auf den Dämon ein, schlug um sich, so dass das Monstrum aufbrüllte, als der Schürhaken auf die vorschnellenden Pranken des Ungeheuers traf.

    Corcoran befand sich in einer Art Blutrausch.

    Er murmelte Worte in längst vergessenen Sprachen vor sich hin. Formeln, die er eigens für diesen Kampf gelernt hatte.

    Verwandle dich...

    In ein Wesen aus purer Finsternis...

    Um die Finsternis zu bekämpfen musst du selbst ein Teil von ihr werden!

    Seine Umrisse verschwammen.

    Er wurde zu einem Schatten.

    Wie viel Lebensenergie wird dich das kosten, Corcoran?

    Egal.

    Die Vernichtung dieses Dämons ist es wert.

    Jetzt, da er sich in ein Schattenwesen verwandelt hatte, war er zu nichts als purer Finsternis geworden. Nur ein verschwommener Umriss war von im noch sehen. Mehr nicht.

    Die blauen Strahlen zischten durch das Haus, sie gingen dicht an Corcoran vorbei, der ihnen immer wieder auswich.

    Dann stürmte Corcoran vor, stieß den Schürhaken in den Körper seines Gegners. Bis zum Heft trieb er das Metall in den Leib des Dämons.

    Dieser brüllte auf.

    Sein eigenartiges Blut spritzte nur so heraus.

    Corcoran taumelte zurück, wollte den Schürhaken wieder aus der Wunde seines Gegners herausziehen, doch es gelang ihm nicht. Die Regeneration ging zu schnell voran. Schon war das Metall von neuem Gewebe umwachsen.

    Der Dämon atmete schwer.

    So leicht konnte ihm niemand etwas anhaben.

    Ein blauer Strahl erfasste Corcoran, der nicht schnell genug auszuweichen vermochte.

    Der Strahl brannte sich geradezu in die Finsternis, zu der Corcoran geworden war, füllte sie aus, ließ sie bläulich aufleuchten. Eine Welle grausamsten Schmerzes durchflutete Corcoran. Er war einige Augenblicke lang wie paralysiert. Es war unmöglich für ihn, auch nur irgendetwas zu tun. Er taumelte zu Boden, kam schwer auf. Alles schien sich vor seinen Augen zu drehen. Er hatte das Gefühl, in einen tiefen Schlund zu stürzen. Ein Gefühl, dass in seinem Inneren für einen eisigen Hauch sorgte. Du bist keinesfalls unverwundbar!, ging es ihm durch den Kopf.

    Er versuchte sich aufzurappeln. Aber plötzlich schienen seine Kräfte auf seltsame Weise gedämpft zu sein. Er vermochte sich kaum zu rühren.

    Der Dämon hatte ihn inzwischen erreicht.

    Sein fratzenhaftes Tiergesicht blickte auf ihn herab.

    Der Ausdruck des Dämonengesichts war durch etwas gezeichnet, das man beinahe so etwas wie Zufriedenheit nennen konnte.

    Oder die dämonische Entsprechung dafür.

    Der Dämon stieß ein paar unartikulierte Laute aus, dann packte er Corcoran mit den Pranken. Ein Griff wie in einem Schraubstock.

    Er versuchte alles an Kraft aufzubieten, um sich aus der Umklammerung des Dämons zu befreien.

    Es war nicht möglich.

    Corcorans Schattenarme versuchten es immer wieder. Der Druck der Pranken wuchs. Die Augen des Dämons veränderten die Farbe. Sie wurden grellweiß. ER WIRD DICH JETZT VERBRENNEN!, meldete sich eine Stimme in Corcoran. Es war fast ein gedankliches Wimmern.

    Dann konzentrierte Corcoran alles, was er an Kräften aufzubieten vermochte. Er konzentrierte es darauf, die Verschmelzung mit der Finsternis weiter fortschreiten zu lassen. Gib deine Menschlichkeit vollkommen auf. Nur für einige Augenblicke...Verlier dich in der Dunkelheit...

    Corcorans körperliche Gestalt - ohnehin nur ein schattenartiges Etwas - löste sich vollkommen auf. Arme wuchsen aus der Finsternis heraus, Arme, die eher Tentakeln glichen. Sie bildeten Spitzen, bohrten sich in den Körper des Dämons hinein. An mehreren Stellen gleichzeitig geschah das. Das weiße Leuchten in dessen Augen verschwand. Ra-Sana brüllte laut auf, ließ das dunkle Etwas, zu dem Corcoran jetzt geworden war, los.

    Nicht nachlassen!, dachte Corcoran.

    Die aus Finstenis geborenen Tentakel bohrten sich jetzt an einem Dutzend Stellen in den Dämonenkörper hinein, der zu röcheln begann. Der Glanz seiner Augen verblasste. Die Lederschwingen schlugen unkontrolliert hin und her wie die letzten Nervenzuckungen eines geschlachteten Huhns. Die Haut wurde pergamentartig. Der Körper schrumpfte in sich zusammen, so als ob ein eigenartiger Prozess der Mumifizierung mit ihm von statten ging. Er verlor die Hälfte seines Volumens, wurde zu einer Art Mumie und erstarrte. Die Augen wirkten jetzt tot. Der einst so massige Körper des Dämons zerfiel zu feinem, grauen Staub. Das dunkle Etwas, das Corcoran gewesen war, sank zu Boden. Langsam formte sich wieder eine Gestalt. Die Flammen loderten inzwischen überall hoch empor. Es war klar, dass sie das Haus verschlingen würden.

    Corcoran rappelte sich auf.

    Ein letzter Blick noch auf den Staub, den der Durchzug davonwehte, in die Flammen hinein, die diesen letzten stofflichen Überrest Ra-Sanas gierig verschlangen. Wie Myriaden von Glühwürmchen schwebten die brennenden Staubpartikel durch die Luft.

    Corcoran wankte durch das brennende Haus, hob zwischendurch die Hand, woraufhin der geweihte Dolch ihm entgegen flog. Der Griff schmiegte sich an seine Handinnenfläche. Die Waffe hörte wieder auf ihn. Ein gutes Zeichen, das für sprach, dass der Dämon wirklich besiegt war und nichts von seiner magischen Energie in dieser Welt geblieben war. Corcoran gelangte ins Freie.

    Die Finsternis zog sich von seinem Körper zurück. Aus dem Schattenwesen wurde innerhalb von Augenblicken wieder ein Mensch.

    Er blickte sich um.

    Von den Leibwächtern, deren Aufgabe es gewesen war, DiGiorgio zu schützen, war kein einziger mehr zu sehen.

    Corcoran atmete tief durch, taumelte ein Stück weiter, rang nach Atem. Die Hitze wurde mörderisch.

    Corcoran blieb stehen, blickte zurück, sah wie jetzt die Flammen aus den Fenstern herauszüngelten. Scheiben zerbarsten mit lautem Knall.

    Nichts wird bleiben, dachte Corcoran. Und das war gut so. Corcoran empfand ein tiefgehendes Gefühl der Genugtuung.

    Er blickte in Richtung des Meeres.

    Nur ein paar Dünenketten trennten das Anwesen vom Strand.

    Auf einer dieser Dünen erhoben sich jetzt eigenartig schimmernde Gestalten. Gestalten wie aus einer anderen Welt. Corcoran sah sie mit weit aufgerissenen Augen an. Im fahlen Mondlicht schimmerte ihre Haut bläulich.

    Wesen aus einer der Dämonenwelten!, durchzuckte es Corcoran.

    Ihre grazilen Gestalten waren größer als die der Erdmenschen.

    Ruhig blickten sie auf Corcoran hinab.

    Dann entmaterialisierten sie.

    Geschöpfe der Nacht

    Alfred Bekker

    ––––––––

    Eine Aura unvorstellbaren Alters schien über dem kargen, steinigen Land zu liegen, das sich von Horizont zu Horizont erstreckte.

    In jener Herberge, in der ich die letzte Nacht verbracht hatte, hatte man mich eindringlich davor gewarnt, hier her zu reiten.

    Aber mehr als ein paar düstere Andeutungen waren es nicht gewesen, die dem Wirt zu entlocken gewesen waren und so hatte ich beschlossen, nichts weiter darauf zu geben und meinen Weg einfach fortzusetzten.

    Man kann mir sicher vieles nachsagen, aber nicht, daß ich ein ängstlicher Mann wäre, der sich allein durch das Geschwätz eines Wirtes in Furcht versetzen läßt.

    Ich zügelte unwillkürlich mein Pferd, als ich diese Einöde vor mir sah.

    Mir stockte der Atem.

    Alles Lebendige schien aus irgendeinem Grunde aus diesem Landstrich geflohen zu sein, nur nackter Stein und kahler Fels waren geblieben.

    Aber mein Weg führte mich nuneinmal nach Norden und wenn mich auch bei dem Anblick, der sich mir in diesem Moment bot ein kalter Schauer überkam, so hatte ich doch keinerlei Neigung, einen Umweg zu reiten.

    So trieb ich mein Pferd voran, aber selbst das Tier unter mir schien ein instinktives Gespür dafür zu haben, daß es vielleicht besser war, diesen Landstrich zu umreiten.

    Nach einiger Zeit kam ich an verlassenen Dörfern heran, in denen schon jahrelang kein Mensch mehr zu leben schien.

    Vielleicht war es eine schreckliche Seuche gewesen, die diesen Landstrich entvölkert hatte, vielleicht auch eine besonders verheerende Dürre.

    Ich wußte es nicht.

    Es dauerte nicht lange, da sah ich in der Ferne, auf einer Anhöhe die Silhouette einer Burg auftauchen, die sich düster gegen den grau gewordenen Himmel abhob.

    Ich hatte wohl ein wenig die Orientierung verloreen, jedenfalls hatte ich nicht die geringste Ahnung, wessen Herrensitz diese Burg wohl sein mochte.

    Doch je näher ich ihr kam, desto verlasssener wirkte sie auf mich. Gerade so, als ob auch aus ihr alles Leben geflohen wäre...

    Es war schon spät.

    Bald würde die Nacht hereinbrechen und ich hatte keine Lust, unter freiem Himmel zu schlafen.

    Außerdem konnte ich mich nach dem Weg erkundigen.

    So hielt auf die Burg zu.

    Vor dem Tor befand sich ein offenbar ausgetrockneter Graben. Die Zugbrücke war hochgezogen.

    Heh, ist da jemand? rief ich, so laut, wie es mir meine Stimme erlaubte.

    Aber es antwortete mir niemand.

    Ich versuchte es noch ein paarmal, kam dann aber zu dem Schluß, daß entweder auch diese Burg nicht mehr bewohnt war, oder ihre Bewohner keinerlei Interesse daran hatten, Besucher einzulassen.

    Ich lenkte mein Pferd herum und wollte schon davonreiten, da ging plötzlich mit einem grauenhaften Getöse die Zugbrücke hinunter.

    Es knarrte furchtbar und es schien fast so, als würde sie mehr herunterfallen als heruntergelassen.

    Ich zuckte mit den Schultern.

    Neugier hatte mich gepackt.

    Vorsichtig lenkte das Pferd über die schon ziemlich morsch wirkende Brücke. Aber mein Mißtrauen war unbegründet. Sie hielt und ich erreichte unversehrt das offene Burgtor.

    Ich ließ meinen Blick ein wenig umherschweifen. Auf dem Burghof war niemand und fast wollte es mir scheinen, als wäre diese Burg ebenfalls völlig unbewohnt und die Zugbrücke von allein heruntergefallen. Vielleicht, weil die Ketten durchgerostet waren...

    Aber einen Augenblick später sah ich, daß ich mich getäuscht hatte.

    Ein hagerer kleiner Mann tauchte auf. Er hatte einen grauweißen Spitzbart und nur noch eine Handvoll Haare auf dem Kopf.

    Seid gegrüßt! rief ich. Ich nehme an, Ihr seid der Herr auf dieser Burg!

    Der Hagere schüttelte den Kopf und ließ ein meckerndes Lachen hören, wobei er zwei Reihen schlechter Zähne entblößte.

    Sein Kopf erinnerte mich in diesem Moment an einen Totenschädel...

    Nein, sagte er. Ich bin nur der Diener!

    So war diese Burg doch nicht unbewohnt, obwohl alles hier einen derart verfallenen und verlassen Eindruck machte. Nach dem Ritt durch die menschenleere Einöde, die diesen Herrensitz umgab, war ich richtig erleichtert, wieder die Stimme eines menschlichen Wesens hörte.

    Mein Name ist Kirran O'Conn! sagte ich. Und ich bin auf dem Weg nach Norden. Vielleicht könnte ich auf dieser Burg ein Quartier für die Nacht finden...

    Der Alte sah mich mit einem seltsamen Blick an. Er schien mich von oben bis unten zu mustern.

    Dann sagte er: Das wird mein Herr zu entscheiden haben, sagte er dann. Wartet hier!

    Daraufhin verschwand der Alte in einem der Burggebäude und es dauerte eine ganze Weile, ehe er dann zurückkehrte, um mir mitzuteilen, daß sein Herr mich zu empfangen wünschte.

    *

    Ich machte mein Pferd irgendwo fest und ließ mich dann von dem alten Diener in die düster wirkenden Burggemäuer führen.

    Alles schien staubig und sehr alt zu sein, so als wären schon seit Generationen keine Menschen mehr hiergewesen.

    Es ging steile Wendeltreppen hinauf und schließlich erreichten wir einen großen Festsaal, in dem eine lange Tafel stand.

    Am Ende dieser Tafel saß ein einziger Mann.

    Er war höchstens halb so alt wie der Diener. Ein schwarzer Bart umrahmte sein leichenblasses Gesicht, das irgendwie krank wirkte.

    Als ich von dem Diener hereingeführt wurde, blickte er auf und sah mich mit blaßblauen Augen nachdenklich an.

    Ich stellte mich vor und sagte ihm auch, daß ich gerne die Nacht über in der Burg bleiben würde.

    Das Wetter scheint umzuschlagen, meinte ich. Da ist es nicht schlecht ein Dach über dem Kopf zu haben!

    Jener Mann, der offensichtlich der Burgherr war, erhob sich und nickte.

    Dann kam er herangetreten und reichte mir die Hand.

    Willkommen auf Burg Kavanaugh! sagte er. Und ich bin Lord Rory O'Kavanaugh, der Herr dieser Burg! Er atmete tief durch, während er noch immer meine Hand hielt. Die seine fühlte sich kalt an, fast wie eines toten und so zuckte ich im ersten Moment unwillkürlich zurück.

    Er schien mein Unbehagen zu bemerken und lächelte verlegen.

    Dann leckte mit der Zunge über seine dünnen, blutleeren Lippen und sagte: Dies ist ein kaltes Land, Kirran O'Conn, viel kälter, als der Rest von Conaught! Und wie es scheint, färbt die Kälte auf seine Bewohner ein wenig ab! Aber das ist für Euch kein Grund zu erschrecken!

    Ich erschrecke nicht! gab ich unrichtigerweise zurück. Es war eine schwache Lüge.

    Dann währt Ihr der erste, der Burg Kavanaugh betritt und nicht erschreckt! gab er mir zurück und auf einmal blitzte es in seinen Augen.

    Und die Art und Weise, wie Rory O'Kavanaugh mich musterte, gefiel mir nicht.

    Ich hatte in diesem Augenblick keine Erklärung dafür, ich fühlte nur eun dumpfes Unbehagen, so daß mich instinktiv an dem Griff des kurzen Schwertes festhielt, daß ich an der Seite trug.

    Ihr habt sicher noch nichts gegessen! stellte Lord Rory fest und ich nickte.

    Das ist richtig. Ich kam durch ein fast unbewohntes Land, in dem ich mir nichteinmal einen Hasen hätte erjagen können...

    Lord Rory wandte sich an den alten Diener.

    Patrick! Du könntest in unseren Vorräten nachschauen und unserem Gast ein Mal bereiten!

    Jawohl, Milord.

    Und damit verschwand der alte Diener durch die Tür.

    Rory kam auf mich zu und ich fragte ihn: Mir scheint, Ihr würdet über eine einzige Ödnis herrschen, Sire!

    Er machte ein ernstes Gesicht.

    Als er noch einen weiteren Schritt vortrat, fiel das Licht, das durch das Fenster hereinkam, auf sein Antlitz und ich sah seine ungesunde, blasse Haut.

    Sie schien geradezu etwas pergamentartiges an sich zu haben und erinnerte mich unwillkürlich die Haut eines augebahrten Toten, der schon einige Zeit auf seine Bestattung wartet...

    Er schien meine Gedanken irgendwie zu erraten und verzog seine dünnen, blutleeren Lippen zu einem verlegenen KLächeln.

    Hat man euch nicht gewarnt, hier her zu reiten? Hat man euch nicht gesagt, was mit diesem Land los ist, Kirran O'Conn?

    Man hat mich gewarnt, Sire!

    Was hat man euch gewagt?

    Nur dummes Geschwätz, wie man es oft von Leuten hört, die über die Grenzen ihres Dorfes nie hinausgekommen sind. Von einem Fluch war die Rede...

    Und sonst noch?

    Nur Unbestimtes, nichts, was greifbar wäre!

    Ist ein Fluch denn nichts Greifbares, werter Kirran O'Conn?

    Ich sah ihn an und wußte im ersten Moment nichts zu sagen.

    Ja, hinter den Schauergeschichten, die ich gehört hatte, mußte etwas Greifbares stecken...

    Zumindest konnte das Leben aus diesem Land nicht ohne Grund verschwunden sein...

    Ich sehe, daß dies ein Land des Todes ist, Sire!

    Und dennoch bleibt ihr hier, auf Burg Kavanaugh...

    Mein Weg führte mich hier her. Ich will nach Norden, bis an die Küste von Ulster. Und ich hatte keine Lust, wegen ein paar Geschichten einen weiten Umweg zu reiten...

    Was ein Umweg ist und was nicht, erweist sich oft erst sehr viel später, Kirran.

    Da mögt ihr allerdings recht haben.

    Rory O'Kavanaugh wandte sich zum Fenster und blickte hinaus auf den Burghof.

    Dann sagte er plötzlich: Es scheint tatsächlich ein Fluch über diesem Land zu liegen. Er flüsterte fast. Aber seid versichert, Kirran: Hier, auf Burg Kavanaugh seid Ihr sicher!

    Eine Tür ging in diesem Moment auf und die Gestalt einer jungen Frau trat ein. Ihr Züge waren feingeschnitten, ihr Haar kunstvoll aufgesteckt, ihre Bewegungen waren grazil und federnd.

    Aber sie war ebenso bleich wie Lord Rory O'Kavanaugh und sein gebrechlicher Diener.

    Ich musterte sie und bemerkte dann, wie Rory vom Fenster herumwirbelte. Und ich sah auch das, was im ersten Moment in seinem Gesicht geschrieben stand, als er die junge, bleiche Frau erblickte.

    Erschrecken!

    Dann erst begann sich sein Gesicht zu entspannen. Er kam von Fenster heran, stellte sich neben die junge Frau und stellte mich ihr vor.

    Dies ist Kirran O'Conn, ein junger Reisender, der in den Norden, nach Ulster unterwegs ist!

    Sie trat auf mich zu und reichte mir ihre zarte Hand, die mir unmenschlich kalt erschien...

    Ich freue mich, Euch kennenzulernen, Kirran! Ihr müßt nämlich wissen, daß wir kaum Besuch bekommen

    Die Freude ist ganz, meinerseits!

    Ich bin Lady Faye - die Tochter Lord Kavanaughs! Und so sehr ich mich freue, Euch zu sehen, so sehr muß ich Euch warnen!

    Faye! mischte sich nun Lord Rory ein. Aber seine Tochter ignorierte ihn geflissentlich und hielt den Blick auf mich gerichtet.

    Ihre Augen waren das einzige an ihr, daß ein wenig Wärme auszustrahlen in der Lage war.

    Das einzig Warme, in dieser ganzen, kalten Burg und dem öden Land, von dem dieser Herrensitz umgeben wurde.

    Aber ich sah auch Besorgnis in ihrem Gesicht.

    Ich hob die Augenbrauen.

    Warnen? fragte ich. Wovor?

    Vor dem Fluch, der auf diesem Land liegt, Kirran! Vor den Kreaturen der Nacht...

    Faye! Dieser Mann ist unser Gast! Er wird die Nacht über hier bleiben! mischte sich Lord Kavanaugh erneut ein.

    Reitet, solange ihr noch könnt, Kirran O'Conn!

    Ich dachte, daß eine Herberge...

    Verzichtet auf die Herberge und flieht! Ich berschwöre Euch, Kirran, O'Conn! Um Eurer Seele willen!

    Ich fürchte, ich verstehe nicht so recht, gab ich zu.

    Was sind jene Kreaturen der Nacht, von denen Ihr gesprochen habt, Lady Faye!

    Lady Faye schlickte.

    Es schien mir, als würde eine schreckliche Qual an ihr nagen. Ein Kampf schien in ihrem Inneren zu toben und sie zu zerreißen drohen.

    Ihre Brust hob und senkte sich langsam, als sie tief durchatmete und dann den Kopf schüttelte...

    Ich kann es euch nicht erklären, Sire! Ihr würdet es kaum zu glauben bereit sein. Aber ich beschwöre Euch!

    Und ich beschwöre dich! sagte Lord Rory mit sehr strengem Unterton. Verängstige unseren Gast nicht mit deinen Schauermärchen! Ich befehle dir zu schweigen!

    Das war unmißverständlich.

    Lady Faye senkte den Kopf und nickte leicht.

    Ja, Vater, flüsterte sie.

    Ich wandte mich an an Lord Kavanaugh und fragte:

    Vielleicht könnt Ihr mir erklären, was es mit diesen Kreaturen der Nacht auf sich hat!

    Sein Blick war eisig und starr geworden.

    Ich kann nicht mehr sagen, als meine Tochter es bereits getan hat...

    Sind jene Geschöpfe die Ursache dafür, daß kein Leben mehr in dieser Gegend existiert?

    Lord Rory wechselte einen Blick mit seiner Tochter und dann sagte dieser: Vater, es hat keinen Sinn mehr, es verheimlichen zu wollen!

    Es ist also so, wie ich vermutet habe! schloß ich.

    Lord Rory O'Kavanaugh nickte.

    Ja, murmelte er kaum hörbar. Aber hier auf Burg Kavanaugh seid Ihr sicher!

    Ich hoffte nur, daß er recht hatte.

    *

    Wenig später kam Patrick, der gebrechliche Diener, und brachte das Essen. Er deckte allerdings nur für eine Person und so fragte ich beide O'Kavanaughs, ob sie nicht auch etwas zu sich nehmen wollten.

    Aber sie verneinten beide - ohne es mir zu erklären.

    Was ich dann vorgesetzt bekam, schien so uralt wie diese Burg zu sein. Es waren Zwiebäcke, die nach Schimmel schmeckten und Wein aus einer völlig verstaubten Flasche, der bereits sauer geworden war.

    Meine Höflichkeit reichte nur ein paar Bissen weit, dann schob ich den Teller von mir und gab vor, satt zu sein.

    Ich weiß, Ihr sicherlich Besseres gewohnt seid, erklärte Lord Kavanaugh dazu. Aber Ihr könnt gewiß sein, daß Patrick aus unseren spärlichen Vorräten das Beste für Euch zusammengesucht hat!

    *

    Draußen war es finstere Nacht geworden und Patrick, der Diener der O'Kavanaughs führte mich zu einem großzügig eingerichteten Gästezimmer.

    Es wirkte auf mich wie das Zimmer eines Fürsten, auch wenn alles von einer dicken Schicht Staub bedeckt war. Jahrelang, wahrscheinlich jahrzehntelang hatte schien kein Menschen diesen Raum betreten zu haben.

    Patrick entzündete mir ein Licht und ich fragte den Alten, wer außer ihm und den O'Kavanaughs noch auf dieser Burg lebte.

    Seine Antrwort konnte mich im Grunde meiner Seele nicht mehr verwundern, denn ich hatte sie unbewußt vorausgeahnt.

    Niemand, sagte er. Außer Lord Rory, seiner Tochter und mir lebt niemand hier.

    Warum verbringen die O'Kavanaughs ihr Leben in einer derartigen Einsiedelei?

    Es ist keine bewußte Einsiedelei, Sire!

    Was ist es dann? Erkläre es mir, Patrick!

    Dies ist Burg Kavanaugh, der Stammsitz dieser Familie. Um nichts in der Welt würde Lord Rory ihn verlassen!

    "Hat es

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