Hildegard von Bingen und ihre Botschaft für heute: ganzheitlich leben: Wegweisende Erfahrungen, Visionen und Ideale Grundlagen und Konsequenzen des ganzheitlichen Weltbildes
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Über dieses E-Book
Wie können wir heute, nach dem steilen, aber umweltbelastenden Entwicklungsweg, den wir beschritten haben, und angesichts des sich anbahnenden Klimawandels, wieder zu einer Natur- und Umweltverträglichen Lebenseinstellung finden?
Kann uns vielleicht die heilige Hildegard von Bingen heute noch einen guten Rat geben? Kann sie uns, Dank ihrer Visionen, ein dringend notwendiges, ganzheitliches Welt- und Menschenbild vermitteln? Damit wäre uns schon weitergeholfen. Denn das ganzheitliche Weltbild veranschaulicht die Ansatzpunkte für eine nachhaltige, also zukunftsträchtige Lebensweise, die es uns ermöglicht uns daseins-lebensgerecht entwickeln und verwirklichen zu können, und mit uns auch die Gesellschaft in der wir leben.
Das hier vorgestellte Naturverständnis ermöglicht Wissenschaftlern und Studenten einen neuen Zugang zu ihren Fachgebieten und damit auch den Zugang zu neuen Erkenntnissen. Und nicht zuletzt trägt die hier vermittelte, aber keineswegs neue Einsicht Teil der Natur zu sein, dazu bei unser Umweltbewusstsein zu schärfen.
Johann Julius Prediger
Die Erlebnisse meiner Kindheit waren prägend und entscheidend für mein ganzes Leben. Ich bin in Siebenbürgen (Rumänien) geboren und im Milieu eines religiös geprägten Dorflebens und unter dem Einfluss der an den Schulen propagierten atheistisch-komunistischen Staatsphilosophie Aufgewachsen. Umstände, die mich von Kindesalter an mit den unversöhnlichen Positionen von Religion und naturwissenschaftlichem Atheismus konfrontierten. Oftmals hin und her gerissen von den jeweiligen Argumenten suchte ich, mit zunehmenden Alter immer intensiver, nach Erkenntnissen an denen wir uns In Lebens- und Glaubensfragen orientieren können. Unter den Gegebenheiten der Nachkriegszeit musste ich einen handwerklichen Beruf ergreifen, konnte aber nebenher auch mein Interesse für Wissenschaft und Technik, Philosophie und Religion befriedigen, wofür mir, nach der Umsiedlung meiner Familie nach Deutschland bedeutend mehr Möglichkeiten gegeben waren. Die Auseinandersetzung mit aktuellen Themen der Naturwissenschaft und den Fragen, die sich damit im Zusammenhang auch für die Philosophie und die Religion stellten, eröffnete mir eine ganzheitliche Weltsicht, die auch der Religion gerecht wird. Eine Weltsicht die uns nachhaltige Alternativen für die uns bedrängenden Probleme, und auch Antworten auf ungeklärte Fragen, bietet.
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Buchvorschau
Hildegard von Bingen und ihre Botschaft für heute - Johann Julius Prediger
Inhaltsverzeichnis
Erfahrungen sind Wegweiser
Warum ganzheitlich?
Einsicht und Besinnung
„Alle Wissenschaft hat ein Ziel"
„Wisse die Wege"
Die Sinnkrise
Das klassische Weltbild
Nicht die Welt, sondern unser Weltbild wird uns zu eng
Am Wendepunkt
Visionen und Ideale
Der Boden der Tatsachen
Erkenntnis und Reife
Im Strome aufbauenden Geschehens
Unter Entwicklungsdruck
Die Welt verstehen wollen: Anmaßung oder Notwendigkeit?
Im Zeichen einer neuen „kopernikanischen" Wende, hin zu einem ganzheitlichen Naturverständnis
Unser Weltbild und der fortschreitende Erkenntnisprozess
Der Vitalismus
Die organismische Weltsicht
Die holistische, ganzheitliche Weltsicht
Die Welt als ein System geschichteter Beziehungen
Die integrale ganzheitliche Weltsicht
Die Hypothese der formenbildenden Verursachung
„Nada Brahma. Die Welt ist Klang"
Die Theorie der natürlichen kosmologischen Auslese
Das Leben – eine unendliche Geschichte
Bewusstsein – die geistige Wirklichkeit
Bewusstsein und Ganzsein
Ordnung verweist auf Sinn
Der Speicher der Information
Die Gravitation und das kosmische Informationsfeld
Lebendige Wirklichkeit
Das ewige Werden
Die Entstehung des Lebens auf der Erde
Der Mensch als Ausdruck der Wirklichkeit
Die embryonale Entwicklung und das kosmische Informationsfeld
Der Speicher und die Kraft unserer Gedanken
Das kleine und das große Selbst
Bewusstsein und Menschwerdung
Bewusst und vernünftig
Die Frage nach dem Sinn unseres Lebens und Daseins
Das kosmische Informationsfeld und extraterrestrisches intelligentes Leben
Die Eckpunkte der Arbeitshypothese
Bilder aus dem Weltgedächtnis
Vom „nicht zeitgemäßen" Denken zum zeitaktuellen Weltbild
Lebensnahe Einsichten und Erfahrungen
Mensch und Umwelt
Das Kleben an der Gewohnheit
Die Herausforderung geistig zu wachsen und zu reifen
Adler, Heidegger und der rechte Weg
Die Ehrfurcht vor dem Leben – das Kriterium für Gut und Böse
Das Schöne als das Erstrebenswerte
Zur Selbstverwirklichung herausgefordert
Meditation – oder was und frei und offen macht
Karma und Reinkarnation
Von der Evolution getragen
Mit der Schöpfung auf dem Wege
Literaturhinweise
„Die Zukunft ist offen […] denn die „Wirklichkeit ist keine starre Realität da draußen, sie ist voller Möglichkeiten draußen und in uns. Sie kann von uns geändert und neu gestaltet werden
.
Hans-Peter Dürr
I. Erfahrungen sind Wegweiser
Warum ganzheitlich?
Umweltfreundlich zu leben ist nicht nur eine Herausforderung unserer Zeit, auch unsere frühen Vorfahren waren schon damit konfrontiert. Durch die Jagd und das sammeln von essbaren Pflanzen konnten sie den Bestand dieser und des Jagdwildes gefährden, und damit auch ihre eigene Lebensgrundlage. Die Bemühungen, um eine uns selbst und der Welt in der wir leben angemessene Lebensweise, sind also nicht neu und reichen weit zurück. Die ersten Anzeichen die in diese Richtung gehen sind religiöser Natur, denn die Menschen lebten, wie archäologisch und geschichtlich nachgewiesen, schon immer im Rahmen des Horizontes religiöser Weltvorstellungen und den sich daraus ergebenden Zielsetzungen für das individuelle und gemeinschaftliche Leben. In diesem Rahmen ist auch das hildegardsche Wissen und Werk zu betrachten. Die Visionen der heiligen Hildegard von Bingen veranschaulichen die Eingebundenheit des Menschen in das Weltganze und damit auch die sich daraus für uns ergebenden Chancen, wie auch Gefahren und Risiken. Diese zu erkennen, erstere zu nutzen und letztere zu meiden, macht unsere Entwicklungsgeschichte aus – das stetige Ringen mit umweltlichen und sozialen Lebensbedingungen.
Freud und Leid sind der emotionale Rahmen unseres Lebens. Vom Erfolg belohnt, freudig und glückbeschwingt, macht das Leben Spaß und die Muse ermöglicht geistigen Austausch und kulturelle Entwicklung. Und vom Leid geplagt und notgedrungen, waren und sind wir immer wieder herausgefordert Routine und Gewohnheiten aufzugeben und Neues zu wagen. Der Anpassungsdruck und die Muse sind der Motor unserer zivilisatorischen und menschlichen Weiterentwicklung – des sich gegenseitig Hochschaukelns von Individuum und Lebensgemeinschaft. Die individuelle Entfaltung der Menschen kommt dem Wohlergehen ihrer Gemeinschaft zugute, was wiederum die individuelle Entfaltung begünstigt. Ein Humanitätsideal, die Selbstverwirklichung, erweist sich somit als unsere Anpassungsmodalität an die Umstände unserer Lebenswelt. Jedoch der Humanismus, so sehr wir seine Ideale auch schätzen, ist kein perfektes Leitbild. Ihm fehlt der uns in die Natur des Weltganzen einordnende Sinnbezug. Dieser aber ist die Orientierungsgrundlage für eine daseinsgerechte Lebensweise, die unserer Eingebundenheit in das Weltganze angemessenen ist.
War ehemals die einer naturverehrenden, animalistischen Weltvorstellung entsprechende Lebensweise noch verhältnismäßig und lebensgerecht, so können wir das von unserer heutigen Lebenseinstellung nicht mehr behaupten. Unser klassisches, materialistisch-mechanistisches Weltbild – das die Natur als Objekt darstellt und sie dadurch dem Menschen uneingeschränkt verfügbar macht –, verleitet zu schonungslosem Umgang mit der Natur und ihren Ressourcen. Mit einem Weiter-so, mit der auf dieser Weltsicht beruhenden Lebenseinstellung, haben wir keine guten Zukunftsaussichten. Langsam wird uns klar, dass wir daran sind das die Erde umschließende Ökosystem und damit unsere Lebensgrundlage zu gefährden. Und wir tun auch einiges, sowohl auf der Ebene des Staates und der Staatengemeinschaft wie auch als umweltbewusste Bürger, dass diese uns bedrohende Entwicklung nicht ganz außer Kontrolle gerät. Doch was wir tun reicht nicht. Viel effizienter und gleichzeitig auch nachhaltiger ist es unsere Lebenseinstellung und Lebensweise zu ändern – entsprechend einem Weltbild das den wissenschaftlichen Erkenntnissen unser Zeit angemessen ist. Also entsprechend einem weitgefassten, über unser klassisches Weltbild hinausreichenden, ganzheitlichen Weltverständnis. Diese ganzheitliche Weltsicht ist die Voraussetzung dafür, dass wir nachhaltige Alternativen für die Lösung unserer Probleme finden können. Denn [...] „letztlich sind alle […] [unsere] Probleme nur verschiedene Facetten ein und derselben Krise, […] [als] Folge der Tatsache, daß die meisten unter uns [...] an einem überholten Weltbild festhalten, an einer Weltanschauung, die zur Lösung der vielfältigen Probleme in unserer global vernetzten Welt ungeeignet ist",¹ schreibt Fritjof Capra, ein führender Vertreter des wissenschaftlichen ganzheitlichen Denkens.
Schon Platon und Aristoteles vertraten eine ganzheitliche Weltsicht und in beeindruckender Weise auch die heilige Hildegard von Bingen. Heute ist dieses ganzheitliche Weltverständnis aktueller denn je. Dieser Ansicht ist auch der österreichische Managementberater und Sachbuchautor Dr. Heinz Peter Wallner, wenn er schreibt: „Eine wichtige – für mich auch schon die wichtigste – Frage unter der Sonne für die Zukunftsfähigkeit Europas lautet so: Wie können wir eine Gesellschaftsordnung und eine Wirtschaftsform auf Basis eines ganzheitlichen Weltbildes entwickeln? Die Anforderungen sind groß. Das Spiel des mechanistischen Weltbildes haben wir zu Ende gespielt und bis zum letzten Tropfen ausgekostet. Das ganzheitliche Weltbild zeigt aber noch zu wenig Kontur, um neue Orientierung zu geben. Damit können wir also noch nicht umfassend arbeiten. Wir befinden uns im Übergangsraum, der alle Möglichkeiten bietet und uns alle Richtungen offen läßt. […] Nachhaltigkeit ist einer der Wegweiser, das ganzheitliche Weltbild die Grundfeste".²
Aus ganzheitlicher Sicht werden die der Natur und der Welt zu Grunde liegenden vielseitigen verbindenden Zusammenhänge erkennbar, und damit auch die Ansätze und Möglichkeiten für die Lösungen unserer Probleme und ungeklärten Fragen, die diese Sichtweise offenlegt. Damit erschließt uns die ganzheitliche Weltsicht einen Weg in die Zukunft. Doch wir folgen dieser Einsicht nur zaghaft, denn es bleibt uns, wie bei allem Neuen, auch bei der Etablierung des ganzheitlichen Natur- und Weltverständnisses nicht erspart Wagnisse einzugehen und wissenschaftlich ungesichertes Terrain zu betreten. Aber ist nicht das ganze Leben ein Wagnis, eine Herausforderung die auf uns lauernden Gefahren und die sich uns bietenden Chancen erkennen und bemessen zu können?
Das im vorliegenden Buch skizzierte ganzheitliche Weltbild, in dem das Leben im Mittelpunkt steht, ist ein Denkanstöße vermittelndes und an den Gegebenheiten und Erfordernissen des Lebens zu prüfendes Modell der unserem Einsehen und Verstehen zugänglichen Wirklichkeit. Und damit, auch das Modell einer Orientierung bietenden Grundlage für eine zukunftsträchtige Lebenseinstellung – allerdings mit beschränkter Gültigkeit. Denn, das Leben kennt keinen Stillstand und überrascht uns immer wieder mit neuen Einsichten und Herausforderungen. Aber es hält auch die Möglichkeiten bereit diese zu bewältigen, sodass wir mutig, mit Zuversicht und Freude, in die Zukunft blicken können.
Einsicht und Besinnung
Blauer Himmel, Schönwetterwolken und darunter die Farbenvielfalt einer sich bis an Wald und Berg ausdehnenden sommerlichen Kulturlandschaft – ein zum Bestaunen und Erfreuen einladendes Panorama. Felder in Grün-, Gelb- und Brauntönen schmücken die Hügel und ein weites Tal. Am Fuße der Hügel ragen aus dem dunklen Grün der sie umgebenden Bäume die roten