Trauma und Resilienz in Beratung und Therapie: Wie die Schatten unserer Geschichte uns begleiten und die Lebenskraft uns trägt

Von Erika Lützner-Lay

Das handliche Buch beschreibt praxisnah und anhand von Beispielen die lebensprägende und generationenübergreifende Dynamik von Traumafolgen. Es zeigt, wie Heilung in Form eines ganzheitlichen Prozesses der Integration möglich wird. Die Autorin bezieht dabei Aspekte wie Systemtheorie, Tiefenpsychologie, Hirnforschung, Bindungstheorie, Traumatherapie und Körperpsychotherapie mit ein. Videosequenzen in Form von gesprochenen Vortragstexten ergänzen die Ausführungen und vermitteln ein lebendiges Bild dessen, was den entwicklungsfördernden Umgang mit Traumata gelingen lässt.

• Sprache: Deutsch
• Herausgeber: Springer
• Erscheinungsdatum: 21. Dez. 2015
• ISBN: 9783658121266

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© Springer Fachmedien Wiesbaden 2016

Erika Lützner-LayTrauma und Resilienz in Beratung und Therapieessentials10.1007/978-3-658-12126-6_1

1. Wie Traumata Leben prägen – Dynamiken und ihr entwicklungsförderndes Potential

Erika Lützner-Lay¹  

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Schwalbach am Taunus, Deutschland

Erika Lützner-Lay

Email: [e-mail]

Links im Kapitelanhang des Beitrags auf Springerlink (doi: 10.​1007/​978-3-658-12126-6_​1).

1.1 Einführung

Beides ist mir im Zusammenhang von Trauma und Resilienz wichtig wahrzunehmen:

Die Schatten unserer Geschichte sind im Leben immer da und haben eine Wirkung – ob wir sie denn wahrhaben wollen oder nicht – immer ist auch die Kraft des Lebens da, die uns trägt. Davon handelt mein folgender Text.

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In der Begleitung von Menschen geht es deshalb um das Pendeln zwischen zwei Polen:

Einerseits gilt es, mitfühlend zu teilen und anzuerkennen, was geschehen ist.

Dazu gehört der Einsatz tatkräftiger Hilfe zu den Spuren, die überwältigende seelische Verletzungen im Menschen hinterlassen haben, und die in kleinen Mustern oder in Haltungen zur Lebensbewältigung ihre alltäglichen Wirkungen zeigen.

Andererseits ist aber auch die aufmerksame Wahrnehmung von Ressourcen, der Überlebenskraft und dem Überlebenswillen in jeder Person ein prozessbegleitender roter Faden, der bewusst zu machen, zu aktivieren und zu stabilisieren ist.

Oft erzählen gerade die eingeschliffenen Muster vom ursprünglichen Willen, unter widrigen Umständen durch zu kommen.

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Eine Geschichte von Paul Watzlawick fällt mir in diesem Zusammenhang ein.

Er erzählte in einem Vortrag, wie er als etwa achtjähriger Junge, – das muss in den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts gewesen sein – in seiner Heimatstadt Wien am Donauufer spielt. In kaiserlicher Uniform patrouilliert ein Polizist, hat sein Schießeisen über der Schulter und tut seinen Dienst, als plötzlich ein Mann in lebensmüder Absicht von der Brücke in die Donau springt. Und was macht dieser Polizist?

Der macht reflexartig das, was er vorschriftsmäßig und brav gelernt hat: Blitzschnell nimmt er das Gewehr von der Schulter, richtet es auf den Mann und schreit: „Mann, schwimmen Sie sofort ans Ufer oder ich schieße!"

Und was passiert?

Dieser Mann schwimmt. Er schwimmt um sein Leben!

Eine Geschichte von aktiviertem Überlebenswillen!

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Ganz so gelungen ist es sicher in Ihrem und meinem Berufsalltag nicht immer, doch vom Pendeln zwischen diesen Polen Trauma und Überlebenskraft handelt mein Beitrag.

Das gilt sowohl für den Bereich der professionellen begleitenden Hilfe in Beratung und Psychotherapie als auch in der ganz eigenen inneren