Basiswissen Investition und Bilanzplanung im Krankenhaus
Von Bernd Heesen
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Basiswissen Investition und Bilanzplanung im Krankenhaus - Bernd Heesen
Bernd Heesen
Basiswissen Investition und Bilanzplanung im Krankenhaus
../images/485972_1_De_BookFrontmatter_Figa_HTML.pngBernd Heesen
Marktschellenberg, Deutschland
ISBN 978-3-658-27320-0e-ISBN 978-3-658-27321-7
https://doi.org/10.1007/978-3-658-27321-7
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Vorwort
Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser
Sie halten mit diesem Buch ‚Investition und Planung im Krankenhaus‘ den zweiten Band speziell für Kliniken und Krankenhäuser.
Der erste Band mit dem Titel „Basiswissen Bilanzanalyse im Krankenhaus" ist im Oktober 2019 erschienen.
Hintergrund beider Bücher ist, dass Krankenhäuser leider nicht in klassische Analyseschemata passen, wie sie beim produzierenden Gewerbe, klassischen Dienstleistern, wie EDV Firmen und Beratungshäuser, zum Einsatz kommen.
Krankenhäuser haben eigene Gliederungsvorschriften für die GuV und Bilanz – Krankenhaus-Buchführungsverordnung (KHBV) – und von anderen Dienstleistern abweichende Kennzahlen.
Man kann bei der Planung und Analytik von Krankenhäusern die Herangehensweise von produzierenden Unternehmen nicht übernehmen. Kliniken sind zwar Dienstleister, aber die Bilanzen ähneln diesen so gut wie gar nicht. Es gibt Ausgleichsposten, Sonderposten, ein neutrales Ergebnis Investition, etc.
Sie als Krankenhaus Chef(in), Rechnungswesen Mitarbeiter(in) oder Träger(in)/Eigentümer(in) haben aber noch ein weiteres Problem. Sie sollten ggfs. auch die Abschlüsse Ihrer Lieferanten und Baufirmen (und dies trotz oder gerade wegen Ausschreibungen) lesen können. Also wird von Ihnen verlangt, dass Sie in mehreren (Bilanz)Welten unterwegs sein können.
Diese ‚andere‘ Welt habe ich vor diesen krankenhausspezifischen Büchern schon beleuchtet.
Denn bereits erschienen sind die Bände I bis IV der ‚allgemeingültigen‘ Basiswissen-Reihe:
Basiswissen Bilanzanalyse – Schneller Einstieg in Jahresabschluss, Bilanz und GuV
Basiswissen Bilanzplanung – Schneller Einstieg in die individuelle Unternehmensplanung
Basiswissen Insolvenz – Schneller Einstieg in die Insolvenzprävention und Risikomanagement
Basiswissen Unternehmensbewertung – Schneller Einstieg in die Wertermittlung.
Allen Büchern (also auch diesem hier) ist gemein, dass auch Leser(innen) mit eingeschränkten buchhalterischen und/oder gar keinen Vorkenntnissen leicht ‚einsteigen‘ können, auch wenn sie nicht über die entsprechende kaufmännische Ausbildung verfügen. Grundsätzlich stehen begleitende Excel basierte (einfache) Programme zu den Analysen, Planungen und Berechnungen zum Download bereit.
Im ersten Buch der Krankenhausreihe haben wir uns intensiv mit der Bilanzanalytik beschäftigt. Paragrafen haben wir ganz außen vorgelassen, da man Abschlüsse auch ohne juristisches Beiwerk leicht verstehen kann.
Dabei war das Niveau nicht gering. Die Analyse des Jahresabschlusses ist aber nicht kompliziert, wenn man einmal weiß, wie man mit Kennzahlen das Wesentliche ans Tageslicht bringt.
Im Analysebuch habe ich das gleiche Zahlenmaterial wie jetzt hier im Planungsbuch genutzt, so dass auch ein Wiedererkennungseffekt vorhanden ist.
Die bereits erwähnten Excel Dateien stehen wieder auf den Internetseiten meiner Firmen www.ifak-bgl.com und www.abh-partner.de kostenfrei zum ‚download‘ bereit. Alternativ kontaktieren Sie mich per Email unter Bernd.Heesen@ifak-bgl.com bzw. Bernd.Heesen@abh-partner.de und ich sende Ihnen die Dateien gerne zeitnah zu.
Die Excel Dateien gibt es (wie immer) in einer fertigen und in einer Übungsversion, in Letzterer können Sie dann selbst arbeiten. Aber auch hier gilt: keine Angst, es sind nur Excel Grundkenntnisse notwendig und beim Programm handelt es sich nicht um ein Makro, sondern um einfache Tabellenkalkulation, das Sie sogar jederzeit selbst für Ihre Belange anpassen und/oder erweitern können.
Und wenn Sie beim Lesen und/oder beim Arbeiten mit dem Buch und/oder mit dem Excel Programm Fragen haben, dann kontaktieren Sie mich eben auch unter o. g. Email Adressen ganz direkt.
Erneut viel Spaß und Muße.
Bernd Heesen
Marktschellenberg, Deutschland
Inhaltsverzeichnis
1 Grundlagen der Investitionsrechnung – wissenschaftlicher Kontext 1
1.1 Definition Investitionsbegriff 1
1.2 Klassische Investitionsrechnungsverfahren 2
1.2.1 Übersicht Investitionsrechenverfahren 2
1.2.2 Statische Investitionsrechenverfahren 3
1.3 Dynamische Investitionsrechenverfahren 14
1.3.1 Zielsetzung 14
1.3.2 Grundlagen der Finanzmathematik 15
1.3.3 Die dynamischen Ansätze 25
2 Die Investitionsrechnung des KGS 83
2.1 Ausgangsdaten 83
2.2 Das investierende Haus ‚Klinikum Gesund & Schön – KGS‘ 84
2.3 Die Investitionsparameter 88
2.4 Die Investition in der Deckungsbeitragsrechnung 94
2.5 Dynamische Investitionsrechnungen 97
2.5.1 Berechnung des Kapitalwertes als absolute Größe 98
2.5.2 Berechnung des Kapitalwertes als prozentuale Größe 100
2.5.3 Grafische Darstellungen 100
2.5.4 Berechnung des ‚CAGR – Compound Annual Growth Rate‘ 102
2.5.5 Berechnung des ‚Break Even‘ 103
2.5.6 Berechnung der Annuität 104
2.5.7 Berechnung des internen Zinsfußes 106
2.6 Zusammenfassung der klassischen dynamischen Berechnungen 116
2.7 Die Investitionsergebnisse in der Gewinn- und Verlustrechnung 118
2.7.1 Umsatzerlöse 119
2.7.2 Bestandsveränderungen 120
2.7.3 Aktivierte Eigenleistungen 120
2.7.4 Sonstige betrieblichen Erträge 120
2.7.5 Personalkosten 121
2.7.6 Materialaufwand 121
2.7.7 Erträge und Aufwendungen, die mit der Investitionsförderung (KHG – Krankenhausfinanzierungsgesetz) zu tun haben 121
2.7.8 Abschreibungen 122
2.7.9 Sonstige betriebliche Aufwendungen 122
2.7.10 Betriebsergebnis 123
2.7.11 Fremdkapitalaufwendungen (Zinsen) 123
2.7.12 Ergebnis vor Steuern 125
2.7.13 Steuern 125
2.7.14 Jahresüberschuss/-fehlbetrag 125
2.7.15 Cash Flow 127
2.7.16 Kriterien für gute Investitionen 127
2.8 Zusammenfassung GuV Betrachtungen von Investitionen 130
2.8.1 Einrechnung Tilgungen und potenzielle Eigenkapitalrückzahlungen 131
2.8.2 Einrechnung Eigenkapitalgeberforderungen (Dividenden) 132
2.8.3 Einrechnung Anschlussinvestitionen 133
2.9 Zusammenfassung 134
3 Investitionsrechnung im privaten Krankenhaus 135
3.1 Berechnung des zinstragenden Kapitals 135
3.2 Berechnung der Kapitalkosten 136
3.2.1 Die Eigenkapitalkosten 138
3.2.2 Eigenkapitalkosten und Leverage Integration 148
3.2.3 Die Fremdkapitalkosten (im Ansatz nach Copeland) 156
3.2.4 Die Fremdkapitalkosten nach Steuern 156
3.2.5 Die gewichteten Fremdkapitalkosten nach Steuern 157
3.2.6 Die Gesamtkapitalkosten – ‚WACC‘ (Ansatz nach Copeland) 158
3.3 Die ‚Leverage‘ Berechnung und Integration nach ‚Stewart‘ 161
3.3.1 Eigenkapitalkosten nach ‚Stewart‘ 162
3.3.2 Leverage Ingtegration nach ‚Stewart‘ 162
3.3.3 Fremdkapitalkosten nach ‚Stewart‘ und Gewichtung 165
3.3.4 Gesamtkapitalkosten nach ‚Stewart‘ 167
3.3.5 Gegenüberstellung der Ergebnisse 170
3.3.6 Zusammenfassung 172
3.4 Die Investitionsrechnung im DPK 178
3.4.1 Ausgangsdaten 178
3.4.2 Die Investitionsparameter 178
3.4.3 Die Investition in der Deckungsbeitragsrechnung 182
3.4.4 Dynamische Investitionsrechnungen 182
3.4.5 Berechnung des Kapitalwertes als absolute Größe 182
3.4.6 Berechnung des Kapitalwertes als prozentuale Größe 185
3.4.7 Grafische Darstellungen 185
3.4.8 Berechnung des ‚CAGR – Compound Annual Growth Rate‘ 186
3.4.9 Berechnung des ‚Break Even‘ 187
3.4.10 Berechnung der Annuität 188
3.4.11 Berechnung des internen Zinsfußes 189
3.4.12 Zusammenfassung der klassischen dynamischen Berechnungen 198
3.4.13 Die Investitionsergebnisse in der Gewinn- und Verlustrechnung 200
3.5 Zusammenfassung 206
4 GuV und Bilanzplanung 207
4.1 Die fertige Planung 210
4.1.1 Die fertige Plan GuV 210
4.1.2 Die fertige Bilanz 225
4.2 Planungsvorgehen und -daten 248
4.3 Die eigentliche Planung 252
4.3.1 Ziel Umsatzerlöse 252
4.3.2 Anlagevermögen 253
4.3.3 Vorräte bzw. Vorratsreichweite 255
4.3.4 Forderungen (aus Lieferungen und Leistungen) 261
4.3.5 Sonstige Vermögensgegenstände 273
4.3.6 Betriebsleistung in der GuV 274
4.3.7 Personalkosten und Personalkostenintensität 275
4.3.8 Material, Materialintensität und Zwischenergebnis 277
4.3.9 Das kreditorische Ziel (mit Berücksichtigung von ggfs. EU Importen) 279
4.3.10 Minimalanforderung Liquidität (Kasse/Bank und Wertpapiere des Umlaufvermögens) 288
4.3.11 Neutrales Ergebnis und Abschreibungen und Abschreibungsintensität 294
4.3.12 Sonstige betriebliche Aufwendungen (S.b.A.) und deren Intensität 297
4.3.13 Betriebsergebnis 299
4.3.14 Finanzergebnis (sowie EGT, AO- und Ergebnis vor Steuern) 300
4.3.15 Steuern und Jahresüberschuss 304
4.3.16 Eigenkapital und Sonderposten 307
4.3.17 Rückstellungen 310
4.3.18 Verbindlichkeiten, Ausgleichsposten, Rechnungsabgrenzung und latente Steuern 312
4.3.19 Die vollständigen Passiva 314
4.3.20 Zusammenfassung 316
4.4 Kennzahlenauswertungen 316
4.4.1 Operative Kennzahlen 316
4.4.2 Zusatzanalysen Netto-Umlaufvermögen (NUV) 319
4.4.3 Cash Cycle, Cash Conversion und Cash Flow 321
© Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2020
B. HeesenBasiswissen Investition und Bilanzplanung im Krankenhaushttps://doi.org/10.1007/978-3-658-27321-7_1
1. Grundlagen der Investitionsrechnung – wissenschaftlicher Kontext
Bernd Heesen¹
(1)
Marktschellenberg, Deutschland
1.1 Definition Investitionsbegriff
Jede Auszahlung, mit der sich die Erwartung verbindet, Einzahlungen erzielen zu können, kann als Investition bezeichnet werden. Auszahlungen für Maschinen, Geldanlagen am Kapitalmarkt, Auszahlungen für die Entwicklung neuer Produkte sind genauso Investitionen wie Auszahlungen für Rohstoffe, Löhne, Gehälter und Mieten.
Ein derart weit gefasster Investitionsbegriff ist für unsere Zwecke zu umfangreich und nicht geeignet. Als Investitionen sollen deshalb hier nur jene Auszahlungen bezeichnet werden, die längerfristige Nutzungspotenziale bzw. Vermögenspositionen zur Folge haben, wie z. B. Analysegeräte, OPs und Ausstattung, Stationsbedarf (in Größenordnung). Natürlich sind Geldanlagen am Kapitalmarkt und immaterielle Vermögensgegenstände wie z. B. Lizenzen auch Investitionen, diese bleiben hier aber außen vor.
Der Begriff Investition beinhaltet also die Anlage von finanziellen Mitteln in Anlagegüter. Dabei ist es zunächst einmal unwesentlich, ob diese Geldmittel aus Eigen- oder Fremdfinanzierung stammen, da eigentlich die zu erzielende Rendite des eingesetzten Kapitals maßgeblich ist.
Eines muss uns klar sein. Investitionsrechnungen werden erstellt, um eine Gewinnerzielungsabsicht dazustellen. Wie wir wissen, sind viele Häuser, besonders große mit öffentlicher Trägerschaft, defizitär und dies teilweise durchgehend bzw. über längere Zeitspannen. Von daher richtet sich die Investitionsrechnung primär hier in Richtung private Häuser. Allerdings sollten m. M. nach auch Krankenhäuser mit öffentlicher Trägerschaft und damit auch letztendlich Universitätskliniken Investitionsrechnungen regelmäßig aufstellen, denn die Sonderposten (aus Zuwendungen zur Finanzierung des Sachanlagevermögens) kommen vom Steuerzahler und sind natürlich auch begrenzt.
Investitionsrechnungen sind damit Teil von Kosten/Nutzen Abwägungen!
1.2 Klassische Investitionsrechnungsverfahren
1.2.1 Übersicht Investitionsrechenverfahren
Investitionsrechenverfahren unterscheiden sich in Krankenhäusern nicht von denen, die wir auch in der Industrie und/oder anderen Branchen kennen. Sie sind universal einsetzbar.
Investitionsrechenverfahren sind Verfahren zur Beurteilung von Investitionsvorhaben bezüglich quantifizierbarer Unternehmensziele. Es kann sich dabei um die isolierte Beurteilung der Vorteilhaftigkeit eines einzelnen Investitionsobjekts handeln oder um den Vergleich verschiedener Investitionsalternativen mit dem gleichen Verwendungszweck.
Investitionsrechnungen können als ermittelnde oder optimierende Rechenverfahren sowohl bei der Vorbereitung als auch der Kontrolle von Investitionsentscheidungen eingesetzt werden. Beim ersten Fall handelt es sich um Planungsrechnungen, mit deren Hilfe die Entscheidungen so weit wie möglich einer wirtschaftlichen Optimierung zugeführt werden, im zweiten Fall erfolgt eine Überprüfung bereits durchgeführter Investitionsvorhaben.
Hinsichtlich der anzuwendenden Verfahren und der Anwendungsbereiche ist keine allgemein gültige, übertragbare Empfehlung möglich. Wichtig ist jedoch, die Wirkungsweise der verschiedenen Verfahren zu kennen, um ihre Aussagemöglichkeiten und -grenzen beurteilen zu können.
Zu den Investitionsrechenverfahren zählen alle Verfahren zur Beurteilung von Investitionsalternativen hinsichtlich ihrer quantitativen Vorteilhaftigkeit.
Die klassischen Investitionsrechnungsverfahren unterteilen sich in die
statische (Kosten-, Gewinn-, Rentabilitätsvergleichsrechnung und statische Amortisationsrechnung)
und dynamische Investitionsrechnung (Kapitalwertmethode, Interner-Zinsfuß-Methode, Annuitätenmethode und dynamische Amortisation)
und sollen dem Unternehmer helfen, die richtige Investitionsentscheidung zu treffen.
Der entscheidende Unterschied zwischen den statischen und dynamischen Investitionsrechenverfahren liegt in der unterschiedlichen Berücksichtigung der Zahlungsströme und des Zeitfaktors.
In der Praxis ist die Ermittlung der für die Investitionsrechnungen benötigten Daten häufig nur sehr schwer möglich, weil diese überhaupt nicht bzw. nur mit zu großem Aufwand zu beschaffen oder zu ungenau sind.
Da auch die Erstellung von Investitionsrechnungen dem Wirtschaftlichkeitsprinzip unterliegt, wird bei kleinen Investitionen häufig auf sie verzichtet und bei einfachen Investitionsvorgängen mittlerer Größe lediglich der Einsatz einfacher, meist statischer Investitionsrechenverfahren praktiziert.
Investitionsvorhaben, deren Vorteilhaftigkeit isoliert gemessen werden soll, sind zweckmäßigerweise anhand von Maßstäben zu beurteilen, die möglichst aus unternehmensspezifischen Daten abgeleitet sein sollen.
1.2.2 Statische Investitionsrechenverfahren
Statische Investitionsrechenverfahren werden zwar in der Literatur immer wieder angeführt, haben allerdings in der Praxis kaum Bedeutung und eigentlich sollten Sie diese auch nicht nutzen. Im Folgenden werden sie nur kurz vorgestellt, vertiefen und nutzen werden wir sie dann nicht. Statische Modelle der Wirtschaftlichkeitsrechnung sind einfache Vergleichsverfahren. Diese Verfahren rechnen regelmäßig mit Jahresdurchschnitten. Sie werden als statisch bezeichnet, weil sie zeitliche Unterschiede bei Einzahlungen und Auszahlungen einer Investition nicht oder nur unvollkommen berücksichtigen, also außer Acht lassen, wann Beträge tatsächlich fließen. Statische Verfahren sind somit ‚zeitindifferent‘.
Aus diesem Grund werden wir hier auch nur kurz auf die statischen Verfahren eingehen.
Grundsätzlich werden vier statische Verfahren unterschieden, die teilweise aufeinander aufbauen und mit unterschiedlichen Vorteilskriterien arbeiten:
Kosten(vergleichs)rechnung
Gewinn(vergleichs)rechnung
Rentabilität(vergleichs)rechnung
Amortisations(vergleichs)rechnung
1.2.2.1 Kosten(vergleichs)rechnung
Die Kosten(vergleichs)methode (z. B. Maschinenstundensatzrechnung) versucht, über den Vergleich der Kosten von zwei oder mehreren Alternativinvestitionen mit identischen Leistungsmerkmalen diejenige zu bestimmen, die langfristig die geringsten Kosten verursacht. Unter den gegebenen Alternativen wird also diejenige ausgesucht, die am wenigsten Kosten verursacht. Es kann sich dabei sowohl um einen Vergleich zwischen alter und neuer Anlage (Ersatzinvestitionen) als auch um einen Vergleich mehrerer neuer Anlagen (Erweiterungsinvestitionen) handeln. Der Kostenvergleich kann sinnvoll angewendet werden, wenn es für eine Entscheidung auf Kostendifferenzen ankommt (z. B. bei limitierten periodischen Budgets).
Die Kosten(vergleichs)methode hat die durchschnittlichen Periodenkosten als primäres Beurteilungskriterium.
Grundsätzlich sind in den Vergleich alle durch das geplante Projekt verursachten Kosten einzubeziehen. Nicht berücksichtigt werden hingegen die Erlöse. Damit wird allerdings unterstellt, dass jede Alternative die gleiche Leistung und damit den gleichen Erlös erwirtschaftet.
Die Kosten können sowohl ‚pro Periode‘ als auch ‚pro Stück‘ betrachtet werden. Bei einem Periodenkostenvergleich wird also unterstellt, dass die Investitionsobjekte die gleiche quantitative und qualitative Leistung abgeben. Sind die Kapazitäten der verglichenen Investitionsobjekte nicht gleich, so muss an die Stelle des Periodenkostenvergleichs ein Stückkostenvergleich treten. Bestehen auch qualitative Unterschiede, ist ein Gewinn- oder Rentabilitätsvergleich erforderlich.
Folgende Kostenarten sind im Allgemeinen wesentlich:
Betriebsstoffkosten
Reparaturkosten
Instandhaltungskosten
Raumkosten
Materialkosten
Werkzeugkosten
kalkulatorische Abschreibungen
kalkulatorische Zinsen
Löhne und Gehälter sowie Lohnnebenkosten
Fixe (leistungsunabhängige) und variable (leistungsabhängige) Kosten sind im Einzelfall zu trennen. Die kalkulatorischen Zinsen sind auf das durchschnittlich gebundene Kapital während der Projektdauer zu beziehen.
Beispiel:
In diesem Beispiel wäre bei einer Planauslastung von jeweils 10.000 Stück pro Jahr die Anlage B der Anlage A vorzuziehen.
Vielleicht haben Sie sich gewundert, warum die Zinsen lediglich auf 50 % des Anschaffungswertes berechnet wurden. Dies ist leicht zu erklären.
Wenn wir uns das durchschnittlich gebundene Kapital einmal grafisch abbilden, sehen wir den Zusammenhang sofort.
../images/485972_1_De_1_Chapter/485972_1_De_1_Figa_HTML.pngIn unserem Beispiel haben wir den Restwert nicht betrachtet, also mit ‚Null‘ angesetzt. Durch die Abschreibungen wird der (Buch)Wert der Anlage sukzessiv reduziert. Das durchschnittlich gebundene Kapital (DGK) ergibt sich mathematisch dann als
$$ DGK=\frac{AW+ RW}{2} $$Mit einem Restwert in Höhe von ‚Null‘ ergibt sich dann
$$ DGK=\frac{AW}{2} $$Sagt uns dieser Rechenansatz aber jetzt wirklich viel? Nein, denn es fehlen wichtige Aussagen.
Die Kostenvergleichsrechnung wendet eine nur sehr kurzfristige Betrachtungsweise (in der Regel nur ein Jahr) an, aus der sich keine sicheren Rückschlüsse über die zukünftigen mittel- bis langfristigen Kosten- und Erlösentwicklungen ziehen lassen.
Unterschiedlich lange Nutzungsperioden werden nicht berücksichtigt, ebenso wenig künftige Veränderungen der Kapazität und Qualitätsunterschiede der Anlagen.
Es kann nur die relative Wirtschaftlichkeit ermittelt werden, da die Erlöse nicht berücksichtigt werden. Deshalb erlaubt dieses Verfahren keine Analyse der Rentabilität des eingesetzten Kapitals.
Die angesetzten Durchschnittswerte werden als repräsentativ für die folgenden Perioden betrachtet, obwohl dies in der Realität nur sehr selten der Fall sein wird.
Die Kostenvergleichsrechnung ist statischer Natur und erlaubt damit nur einen Vergleich zweier Zustände.
Der Restwert der alten Anlage (im Ersatzfall) wird nicht berücksichtigt.
Lassen Sie uns also festhalten.
Es muss bessere Ansätze geben!
1.2.2.2 Gewinn(vergleichs)rechnung
Bei den meisten Investitionen ist ein reiner Kostenvergleich im Sinne einer Wirtschaftlichkeitsanalyse nicht aussagefähig, da sich auch die Umsatz- und damit Ertragseite verändern. Die Gewinnvergleichsrechnung stellt gewissermaßen eine Erweiterung des Kostenvergleichs dar und zwar in der Weise, dass nicht mehr von konstanten Absatzpreisen und einheitlicher Leistung ausgegangen wird, sondern die Auswirkungen auf die Absatzseite (Verrechnung an Kassen) berücksichtigt werden.
Die Gewinn(vergleichs)rechnung berücksichtigt im Gegensatz zur Kosten(vergleichs)-methode also die an Umsatzplanungen gekoppelten Erlöse und vergleicht bei verschiedenen Investitionen die zu erwartenden Jahresgewinne. Bei Ersatzinvestitionen bezieht sich der Vergleich auf den durchschnittlichen Jahresgewinn der alten und den geschätzten durchschnittlichen Jahresgewinn der neuen Anlage, bei Erweiterungsinvestitionen auf den erwarteten durchschnittlichen Jahresgewinn der verschiedenen Investitionsalternativen. Deshalb ist die Gewinn(vergleichs)rechnung auch gerade für Erweiterungsinvestitionen geeignet.
Bei der Investitionsbeurteilung werden bei diesem Verfahren neben den Kosten also auch die Umsätze und Erlöse bzw. das Ergebnis mit einbezogen. Grundlage der Gewinn(vergleichs)rechnung ist also die Kosten(vergleichs)rechnung, zu der lediglich die Erlösseite ergänzt wird.
Das Entscheidungskriterium bei diesem Verfahren lautet: