Disruptive Innovation und Ambidextrie: Grundlagen, Handlungsempfehlungen, Case Studies
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Buchvorschau
Disruptive Innovation und Ambidextrie - Christian Junker
Hrsg.
Christian Junker, Thomas Baaken, Frank Riemenschneider, Alexander Lennart Schmidt und Neele Petzold
Disruptive Innovation und Ambidextrie
Grundlagen, Handlungsempfehlungen, Case Studies
1. Aufl. 2021
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Hrsg.
Christian Junker
FH Münster, Münster, Deutschland
Thomas Baaken
FH Münster, Münster, Deutschland
Frank Riemenschneider
FH Münster, Münster, Deutschland
Alexander Lennart Schmidt
FH Münster, Münster, Deutschland
Neele Petzold
FH Münster, Münster, Deutschland
ISBN 978-3-658-34165-7e-ISBN 978-3-658-34166-4
https://doi.org/10.1007/978-3-658-34166-4
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Planung/Lektorat: Ann-Kristin Wiegmann
Springer Gabler ist ein Imprint der eingetragenen Gesellschaft Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH und ist ein Teil von Springer Nature.
Die Anschrift der Gesellschaft ist: Abraham-Lincoln-Str. 46, 65189 Wiesbaden, Germany
Inhaltsverzeichnis
1 Disruption als Chance und Risiko 1
Christian Junker, Thomas Baaken und Frank Riemenschneider-Greif
2 Disruptive Innovationen und Ambidextrie 5
Neele Petzold und Ana Sofia Santamaria Gathmann
2.1 Lösungsansätze des Innovator’s Dilemmas 5
2.1.1 Innovator’s Dilemma 5
2.1.2 Disruptive Innovation 5
2.1.3 Ambidextrie 7
2.2 Arten disruptiver Innovation mit ihren Herausforderungen 8
2.2.1 Disruption aus sequentieller Sicht 8
2.2.2 Disruption aus Prozesssicht 9
Literatur 10
3 Datengrundlage für disruptive und ambidextere Lösungen 13
Neele Petzold, Alexander Lennart Schmidt, Christian Junker und Ana Sofia Santamaria Gathmann
3.1 Methodik 13
3.1.1 Literaturanalyse 14
3.1.2 Qualitative Studie 15
3.1.3 Quantitative Studie 15
3.2 Datenquellen 16
Literatur 17
4 Disruptionsradar 19
Neele Petzold, Christian Junker, Ana Sofia Santamaria Gathmann, Alexander Lennart Schmidt und Frank Riemenschneider-Greif
4.1 Ein Disruptionsradar als Antriebsmotor im Disruption-Rennen 19
4.2 Unternehmerische Fähigkeiten der Disruption 28
4.2.1 Dynamische Fähigkeiten 28
4.2.2 Disruptierende, reagierende und disruptierte Unternehmen 29
4.2.3 Disruptionsradar-Visualisierung 30
4.2.4 Strategie 31
4.3 Wahrnehmung disruptiver Chancen und Risiken im Unternehmen 32
4.3.1 Unterschiede in der Wahrnehmung disruptiver Chancen und Risiken 32
4.3.2 Kognitive Perspektive: Sensemaking und Sensegiving 34
4.3.3 Identität der Organisation als kognitiver Rahmen 35
4.3.4 Die Rolle von Emotionen 36
4.3.5 Der Sensemaking-Zyklus 37
4.4 Die Sherlock-Methode 37
Literatur 44
5 Disruptive Geschäftsmodelle: Komponenten und Muster 49
Alexander Lennart Schmidt und Alina Marie Herting
5.1 Geschäftsmodelle als Disruptionsbasis 49
5.2 Geschäftsmodellkomponenten 52
5.2.1 Komponenten als Grundlage von Geschäftsmodellen 52
5.2.2 Ausprägungen der Geschäftsmodellkomponenten 53
5.3 Geschäftsmodellmuster 60
5.3.1 Grundlagen disruptiver Geschäftsmodellmuster 60
5.3.2 Archetypen disruptiver Geschäftsmodelle 61
Literatur 62
6 Handlungskonzepte in disruptiver Innovation 65
Alexander Lennart Schmidt, Alina Marie Herting und Stina Siedhoff
6.1 Disruptions-Adventskalender: Geschäftsmodellinnovation in der Praxis 65
6.1.1 Job-to-be-done 66
6.1.2 Pattern Cards 67
6.1.3 Adventskalender disruptiver Innovationen 67
6.2 Management Prinzipien 68
Literatur 72
7 Disruptive Innovationen im Servicesektor 75
Thomas Baaken
7.1 Einführung 75
7.2 Dienstleistung 76
7.3 Disruptive Innovationen 77
7.4 Technologien im Dienstleistungssektor 78
7.5 Implikationen für Unternehmen, Mitarbeiter und Kunden 80
7.6 Fazit 82
Literatur 83
8 Case Study: Partnerschaften zwischen disruptiven Sharing-Plattformen und etablierten Unternehmen 87
Melanie Reinfelder und Mpho Letsoalo
8.1 Einführung 87
8.2 Literaturübersicht 89
8.2.1 Sharing-Modell Plattformen 89
8.2.2 Traditionelle Geschäftsmodelle vs. Sharing-Modelle 91
8.2.3 Modellrahmen für Sharing-Modell Plattformen 92
8.3 Methode 94
8.4 Ergebnisse: Neues Rahmenmodell für B2B-Partnerschaften 94
8.5 Fallbeispiel: Airbnb 97
8.6 Zukünftige Herausforderungen 100
8.7 Zusammenfassung der Ergebnisse und Fazit 101
Quellen 102
9 Case Study: Disrupt your mind – Können Vergleichsportale den deutschen E-Commerce disruptieren? 105
Stina Siedhoff
9.1 Einführung und Status Quo im deutschen E-Commerce 105
9.2 Disruptionsmechanismus 106
9.3 Disruptive Entwicklungen 107
9.4 Ausblick 109
Quellen 110
10 Case Study: Disruption durch Demokratisierung – Ein Gedankenexperiment für die Energiebranche 111
Alexander Lennart Schmidt
10.1 Einführung und Status Quo in der Energiebranche 111
10.2 Demokratisierung als Treiber für Disruption 112
10.3 Disruptive Entwicklungen in der Energiebranche 113
10.4 Fazit 115
Literatur 116
11 Case Study: Der Digitalversicherer andsafe als Spin-Off des Provinzial NordWest Konzerns 117
Patrick Schröder
11.1 Einführung – Der Provinzial NordWest Konzern 117
11.2 Status Quo im deutschen Versicherungsmarkt 118
11.3 Der (noch ausstehende) Disruptionsmechanismus im deutschen Versicherungsmarkt 118
11.4 Wahrnehmung der sich ändernden Marktbedingungen durch den Provinzial NordWest Konzern und das Spin-Off andsafe als Ergebnis 119
11.5 Ausblick 121
Literatur 121
12 Case Study: Disruptiver Wandel in der Gesundheitswirtschaft – eine Gegenüberstellung der Chancen und Herausforderungen des Einsatzes von Online-Marketing 123
Tobias Kesting
12.1 Einleitung 123
12.2 Thematische Grundlagen 124
12.3 Marketing und Märkte in der Gesundheitswirtschaft 125
12.4 Online-Marketing in der Gesundheitswirtschaft 128
12.5 Chancen und Herausforderungen in Bezug auf Online-Marketing 134
12.5.1 Chancen 134
12.5.2 Herausforderungen 137
12.6 Zusammenfassung und Fazit 140
Quellen 142
13 Case Study: Innovatives, transdisziplinäres und lebenszyklusorientiertes Management von Einrichtungen in Kuba: Ein kubanisch-deutscher Universitätsbeitrag 147
Frank Riemenschneider-Greif, Rubén A. Bancroft Hernández und Odris Miriam Cruz Labrada
13.1 Einführung, Hintergrund und Ausgangssituation 147
13.2 Innovationsbruch und Unternehmertum in Kuba 149
13.3 Fallstudie 152
13.4 Schlussbemerkungen 153
Quellen 154
14 Hochschulen und disruptive Innovation 157
Thomas Baaken, Neele Petzold und Alexander Lennart Schmidt
Weiterführende Literatur 160
15 Corporate-Science-Venturing 163
Christian Junker
Literatur 167
16 Ausblick 169
Christian Junker
Literatur 171
Herausgeber- und Autorenverzeichnis
Über die Herausgeber
../images/506845_1_De_BookFrontmatter_Figf_HTML.jpgDr. Christian Junker
Expertise/Tätigkeit: Christian Junker ist Wissenschaftler an der FH Münster mit Forschungsschwerpunkt „Disruptive Innovation". Er nutzt neueste Forschungserkenntnisse aus diesem Fachgebiet für die Beratung von Gründerteams im Exzellenz Start-Up Center Münster. Zuvor hat er viele Jahre in Unternehmensberatungen rund um das Thema Innovation gearbeitet und selbst mehrere Unternehmen gegründet.
Kontakt: junker@fh-muenster.de
../images/506845_1_De_BookFrontmatter_Figb_HTML.jpgProf. Dr. habil. Thomas Baaken
Expertise/Tätigkeit: Thomas Baaken ist Professor für B2B-Marketing an der FH Münster. Er gründete und leitet dort seit 2002 das „Science-to-Business Marketing Research Centre". Von 1998 bis 2003 war Thomas Baaken Prorektor für Forschung und Technologietransfer der FH Münster. Unter anderem ist er seit 2008 Adjunct Professor am Entrepreneurship, Commercialisation and Innovation Centre (ECIC) der University of Adelaide und Senior International Fellow am Science-Business-Innovation Dep. (SBI) der VU Vrije Universiteit Amsterdam.
Kontakt: baaken@fh-muenster.de
../images/506845_1_De_BookFrontmatter_Figk_HTML.jpgProf. Dr. Frank Riemenschneider-Greif
Expertise/Tätigkeit: Frank Riemenschneider-Greif ist seit 2002 Professor an der FH Münster mit den Lehr- und Forschungsgebieten Innovationsmanagement, Hybride Wertschöpfung und Facility Management. Er hält weiterhin eine Gastprofessur an der Technischen Universität Havanna, CUJAE.
Kontakt: riemenschneider@fh-muenster.de
../images/506845_1_De_BookFrontmatter_Figm_HTML.jpgDr. Alexander Lennart Schmidt
Expertise/Tätigkeit: Alexander Lennart Schmidt ist Experte für Geschäftsmodelle und Disruptive Innovationen sowie Research Associate am Science-to-Business Marketing Research Centre der FH Münster.
Kontakt: alexanderlennart.schmidt@fh-muenster.de
../images/506845_1_De_BookFrontmatter_Figi_HTML.jpgDr. Neele Petzold
Expertise/Tätigkeit: Neele Petzold ist wissenschaftliche Mitarbeiterin und Doktorandin zum Thema Disruptive Innovation, Innovations- und Strategisches Management im Science-to-Business Marketing Research Centre der Münster School of Business, FH Münster, und der VU Amsterdam.
Kontakt: n.petzold@fh-muenster.de
Autorenverzeichnis
../images/506845_1_De_BookFrontmatter_Figc_HTML.jpgProf. of Merit Dr.-Ing. Rubén A. Bancroft Hernández
Expertise/Tätigkeit: Ruben Bancroft lehrt seit 1969 als Professor an der Technischen Universität Havanna, CUJAE. Er promovierte 1981 an der Bauhaus-Universität Weimar. Seine Lehr- und Forschungsgebiete sind Architektur, Städtebau, Facility- und Lebenszyklusmanagement. Er ist Vizepräsident des kubanischen ständigen Ausschusses für Doktorarbeiten in Städtebau und Architektur.
Kontakt: bancroft@arquitectura.cujae.edu.cu
../images/506845_1_De_BookFrontmatter_Figd_HTML.jpgOdris Miriam Cruz Lambrada (LL.M.)
Expertise/Tätigkeit: Odris Cruz ist Doktorandin zum Thema „Erfolgsfaktoren für ausländische Direktinvestitionen in Kuba" an der FH Münster und der Universität Twente. Als Juristin ist sie zertifizierte Expertin für Außenhandel und ausländische Investitionen durch das kubanische Institut für Außenhandel und ausländische Investitionen.
Kontakt: odriscruz86@gmail.com
../images/506845_1_De_BookFrontmatter_Fige_HTML.jpgAlina Marie Herting (M.Sc.)
Expertise/Tätigkeit: Alina Marie Herting war Masterstudentin an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster im Studiengang Business Administration mit den Schwerpunkten Marketing und Management. Zudem ist sie als Research Assistant am Science-to-Business Marketing Research Centre der FH Münster in der Research Line Science-to-Innovation tätig.
Kontakt: alinaherting@uni-muenster.de
../images/506845_1_De_BookFrontmatter_Figg_HTML.jpgProf. Dr. Tobias Kesting
Expertise/Tätigkeit: Tobias Kesting ist Experte für Marketing in der Gesundheitswirtschaft und organisationales Marketing an der APOLLON Hochschule der Gesundheitswirtschaft in Bremen. Er ist dort seit 2016 als Professor für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Marketing tätig und verantwortet die Marketingmodule in den Bachelor- und Masterstudiengängen.
Kontakt: tobias.kesting@apollon-hochschule.de
../images/506845_1_De_BookFrontmatter_Figh_HTML.jpgMpho Letsoalo (B.A.)
Expertise/Tätigkeit: Mpho Letsoalo absolviert ein Master of Arts-Doppelstudium mit dem Schwerpunkt International Marketing und Sales an der FH Münster. Zudem ist sie im Admarketing bei Google tätig.
Kontakt: mphoza1201@gmail.com; ml433059@fh-muenster.de
../images/506845_1_De_BookFrontmatter_Figj_HTML.jpgMelanie Reinfelder (B.A.)
Expertise/Tätigkeit: Melanie Reinfelder ist Masterstudentin im Studiengang International Marketing & Sales an der FH Münster im Fachbereich Wirtschaft.
Kontakt: reinfelder@posteo.de
../images/506845_1_De_BookFrontmatter_Figl_HTML.jpgAna Sofia Santamaria Gathmann (M.Sc.)
Expertise/Tätigkeit: Ana Santamaria Gathmann war Masterstudentin an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster im Studiengang Business Administration mit den Schwerpunkten Marketing und Information Systems. Zudem ist sie am Science-to-Business Marketing Research Centre der FH Münster tätig mit Fokus auf die Themen „Disruptive Innovation und „Rural Entrepreneurship
.
Kontakt: ana.gathmann@fh-muenster.de
../images/506845_1_De_BookFrontmatter_Fign_HTML.jpgPatrick Schröder (M.A.)
Expertise/Tätigkeit: Patrick Schröder ist Projektmanager und Referent Vertriebsstrategie im Provinzial NordWest Konzern.
Kontakt: patrick.schroeder@provinzial.de
../images/506845_1_De_BookFrontmatter_Figo_HTML.jpgStina Siedhoff (M.A.)
Expertise/Tätigkeit: Stina Siedhoff ist Expertin für digitale Produkte und Prozesse und ist als Inhouse Consultant bei einem führenden deutschen Vergleichsportal beschäftigt. Dort verantwortet sie die Entwicklung von Produkt-Features.
Kontakt: stina.siedhoff@fh-muenster.de
© Der/die Autor(en), exklusiv lizenziert durch Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2021
C. Junker et al. (Hrsg.)Disruptive Innovation und Ambidextriehttps://doi.org/10.1007/978-3-658-34166-4_1
1. Disruption als Chance und Risiko
Christian Junker¹ , Thomas Baaken² und Frank Riemenschneider-Greif³
(1)
Münster, Deutschland
(2)
Telgte, Deutschland
(3)
Billerbeck, Deutschland
Christian Junker (Korrespondenzautor)
Email: junker@fh-muenster.de
Thomas Baaken
Email: baaken@fh-muenster.de
Frank Riemenschneider-Greif
Email: riemenschneider@fh-muenster.de
… und plötzlich war sie da, die Disruption
– mit all ihrem Schrecken und all ihrem Glanz
Erinnern Sie sich noch an den Moment, an dem Sie Ihr erstes Smartphone ausgepackt und das erste Mal eingeschaltet haben? Für uns fühlte sich das ein wenig an wie die Welt in unseren Händen. Ein Quantensprung. DIE Innovation schlechthin. Retrospektiv kam das alles so plötzlich und wir fragen uns: Hätte man das nicht schon Jahre vorher kommen sehen können? Warum hat diese Entwicklung allseits bekannte Unternehmen in Finnland so geschmerzt und warum hat ein ebenso bekannter neuer Stern bzw. Apfel in den USA so einen kometenhaften Aufstieg erfahren?
Es wirkt ein wenig, als wäre die Zeit hier kein stetig vergehendes Kontinuum mehr, sondern als wäre sie zerrissen worden, um einen noch schnelleren Sprung nach vorn zu machen. Die Zeit einer Innovation läuft quasi der Zeit anderer Innovationen davon. Solche Phänomene nennen wir „disruptive Innovationen", gestern führten sie noch ein Schattendasein, heute sind sie in aller Mund und Hände.
Jetzt könnten Sie sagen: Das geschieht ja alles sehr weit weg und im Silicon Valley. Ja, das ist zweifelsohne richtig. Aber Steve Jobs & Co. waren ja 1976 auch nur die netten Jungs in der Garage von nebenan. Disruption ist Ihr und unser aller Nachbar, auch hier bei uns. Eine Provinzial-Versicherung gründet das digitale Versicherungs-Start-Up „and safe", Flaschenpost (und nicht etwa Coca-Cola) revolutioniert das eher bodenständige Getränkelieferanten-Geschäft und Zalando entsteht mit zunächst geringster Kapitalausstattung durch zwei Kommilitonen in Berlin. Als Nutzer disruptiver Innovationen betrifft uns die Disruption nicht nur, wir sind ein Teil von ihr. Denn wir alle machen sie zu dem, was sie ist: Ein Massenphänomen vor unserer Haustür.
Disruptive Innovationen bergen damit für uns alle zwei zentrale Herausforderungen:
1.
Wie können wir uns bestmöglich aufstellen, damit sie uns nicht schaden?
2.
Wie können wir selbst disruptive Innovationen hervorbringen, die uns und anderen nutzen?
Spätestens hier sind wir bei den zentralen Fragen angelangt, die jedes Unternehmen beschäftigen sollten; ganz gleich, ob es sich als besonders innovativ positioniert oder eine andere Strategie verfolgt. Es ist ein wenig wie das Spiel mit dem Feuer: Das Wissen um Gefahren und Nutzen der Disruption ist erfolgs- und zugleich überlebenswichtig. Trotzdem ist klar, an vorderster Front sind hier Innovationsmanagement und Geschäftsführungsebene etablierter Unternehmen gefragt. Zugleich inspiriert dieses Buch Start-Ups und Gründer, indem es aufzeigt, wie sie eben diese etablierten Unternehmen das Fürchten lehren können.
Etablierte Unternehmen haben häufig die Herausforderung, disruptive Entwicklungen zu erkennen und adäquat einzuordnen. Sie befinden sich im „Innovator‘s Dilemma", d. h. sie möchten hochinnovativ und für die Zukunft bestens aufgestellt sein, müssen aber zugleich das Tagesgeschäft mit seinen Produkten und Kunden von heute bedienen. Wenn die Volkswagen AG jeden Morgen erneut überlegen würde, was sie heute im Tagesverlauf herstellt, würde das der Qualität der Ergebnisse vermutlich nicht zuträglich sein und die Erträge aus dem operativen Geschäft würden sofort zurückgehen. Schmiedet Elon Musk jedoch bei Tesla waghalsige und spontane Pläne, gilt es rechtzeitig und zielsicher zu erkennen, dass seine Pläne bald im Vorgarten der bundesdeutschen Hauptstadt Automobilwerke bedeuten. Doch woher wissen wir rechtzeitig, dass es Elon Musk gibt? Welchen Elon Musk sollte man ernst nehmen und welchen nicht?
Wahrnehmung disruptiver Entwicklungen
„Disruption betrifft uns alle. In einigen Branchen klopft sie gerade freundlich an die Haustür, in anderen steht sie bereits im Schlafzimmer."
Start-Ups betrachten dieselbe Situation aus der gegenüberliegenden Perspektive. In den seltensten Fällen steht zu Beginn bereits der Plan, die Welt zu erobern. Eine gute Idee mit disruptivem Potenzial ist aber ein sehr guter Startpunkt. Die Chancen und Marktlücken, die etablierte Unternehmen offenlassen oder neue Technologien bieten, gilt es zu erkennen und zu nutzen. Dabei kommt es mehr denn je darauf an, die Kernbedürfnisse von Menschen und Unternehmen zu erkennen. Mit diesem Wissen können dann auf innovative und pragmatische Art disruptive Lösungen entwickelt werden, die eben nicht im Suchfeld etablierter Unternehmen liegen. Aber wer sind eigentlich die Organisationen und Menschen, die disruptiv denken?
Disruptives Denken
„Disruptives Denken findet man nicht bei den Jahrgangsbesten, sondern eher bei Menschen, die auch schon einmal anecken oder sogar im Gefängnis saßen – um dorthin zu kommen, muss man es gewohnt sein, konsequent gegen Regeln zu verstoßen."
Auch das richtige Timing spielt eine entscheidende Rolle, um bei der Zielgruppe anzukommen oder nicht zuvor von Platzhirschen kaltgestellt zu werden. Oder warum gelang es Spotify gerade ab 2012 exponentiell zu wachsen, während Microsofts Zune quasi unbekannt ist und das mit riesigen Ressourcen ausgestattete Softwareunternehmen in diesem Markt heute kaum mehr eine Rolle spielt? Wie findet man eigentlich Ideen mit disruptivem Potenzial und noch wichtiger: Wie lässt sich eine solche Idee erfolgreich umsetzen?
Die Unterscheidung in etablierte Unternehmen und Start-Ups bzw. Neugründungen, die entweder Exzellenz im Tagesgeschäft vorweisen können oder aber hochinnovativ disruptive Ideen entwickeln, lässt den Ruf nach einer hybriden Zwischenlösung laut werden, die das „Innovator’s Dilemma" löst. Ist es nicht möglich, gleichzeitig erfolgreich im etablierten Business zu sein und disruptive Innovationen voranzubringen?
The Innovator’s Dilemma
„Disruption hat ihre eigenen Spielregeln: Klassische Erfolgsfaktoren wie das Streben nach hoher Qualität oder geregelten Prozessen verhindern Disruptionserfolge bestmöglich."
Wie können etablierte Unternehmen das „Innovator’s Dilemma" überwinden, sich selbst mit ihrem Streben nach Exzellenz also nicht in ihrem Innovationsvermögen beschneiden? Die Literatur um Clayton Christensen (Harvard University) gibt hierauf eine klare Antwort: Etablierte Unternehmen sollten mit Start-Ups kooperieren. Wir nehmen diese idealtypische Idee auf und unterziehen sie in diesem