Wie man effektiv und nachhaltig Physik studiert: Tipps und Tricks für Studienanfänger
Von Dimitrij Tschodu
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Über dieses E-Book
Das vorliegende essential enthält eine Reihe von Tipps für das erfolgreiche Bestehen des Physikstudiums. Das Besondere daran ist der begeisternde Stil des Autors, der selbst Physik studiert hat und weiß, wovon er spricht. Ob Führen von Vorlesungsskripten, Bearbeiten von Aufgaben oder das effektive Vorbereiten auf Prüfungen – dieses Buch motiviert Studierende der Physik auch in schwierigen Phasen des Studiums und ermuntert potentielle Studienanfängerinnen und Studienanfänger, ein naturwissenschaftliches Studium zu wagen.
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Buchvorschau
Wie man effektiv und nachhaltig Physik studiert - Dimitrij Tschodu
© Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2018
Dimitrij TschoduWie man effektiv und nachhaltig Physik studiertessentialshttps://doi.org/10.1007/978-3-658-23010-4_1
1. Drei Stunden lesen statt fünf Jahre Stress
Dimitrij Tschodu¹
(1)
Leipzig, Deutschland
Dimitrij Tschodu
Email: dimitrijtschodu@googlemail.com
Zusammenfassung
Eine Folge der Viele-Welten-Interpretation der Quantenmechanik könnte sein, dass in einem anderen Universum eine Kopie von dir gerade eine Kette von glücklichen Lebensentscheidungen verwirklicht hat und – den Nobelpreis für Physik erhält. In einem anderen Universum wiederum könnte das Physikstudium als babyleicht beschrieben werden.
Im Verlaufe des Buches wird ausschließlich die männliche Form benutzt. Aber Frauen, Transgender, Transsexuelle, Intersexuelle, ... – kurz: alle möglichen Geschlechteridentitäten sind gemeint. Denke bitte daran beim Lesen dieses Buches.
Eine Folge der Viele-Welten-Interpretation der Quantenmechanik könnte sein, dass in einem anderen Universum eine Kopie von dir gerade eine Kette von glücklichen Lebensentscheidungen verwirklicht hat und – den Nobelpreis für Physik erhält. In einem anderen Universum wiederum könnte das Physikstudium als babyleicht beschrieben werden.
Aber wir sind allem Anschein nach in einem Universum, in dem circa jeder dritte Physikstudent in Deutschland sein Studium abbricht [15]. Das muss nicht sein.
Dieses dünne Buch beinhaltet alle Sorten von Erfahrungen und Methoden, mühe- und leidvoll im Laufe meines Physikstudiums gesammelt, sorgfältig ausgewählt und fein geschliffen. Seine Bandbreite erstreckt sich von den üblichen Fehlern bis zur Herangehensweise an die Aufgaben, von den Tipps zur Gruppenarbeit bis zur detaillierten Beschreibung der Prüfungsvorbereitung: All das, damit du dein Studium erfolgreich beendest.
Das Physikstudium muss nämlich nicht unglaublich schwer sein. Wirklich nicht. Man muss nur die richtigen Fragen stellen und sie in Taten umsetzen: Welche Fehler sollte ich von Anfang an vermeiden? Womit verschwende ich meine Zeit? Wie gehe ich an die Aufgaben heran? Wie lerne ich am effektivsten für die Klausur? Und zuletzt: Wie lerne ich nicht nur effektiv, sondern auch nachhaltig?
Solche Fragen habe ich mir viel zu spät gestellt. Ich musste deshalb aus meinen eigenen Fehlern lernen und hart arbeiten. Ein chinesisches Sprichwort besagt , dass ein weiser Mann aus seinen eigenen Fehlern lernt, doch ein noch weiserer Mann lernt auch von anderen. Ich möchte, dass du weiser bist als ich und aus meinen Fehlern lernst.
© Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2018
Dimitrij TschoduWie man effektiv und nachhaltig Physik studiertessentialshttps://doi.org/10.1007/978-3-658-23010-4_2
2. Wie du Fehler am Anfang vermeidest
Dimitrij Tschodu¹
(1)
Leipzig, Deutschland
Dimitrij Tschodu
Email: dimitrijtschodu@googlemail.com
Zusammenfassung
Viele glauben, dass es im Physikstudium allein auf die Intelligenz ankommt. Aber ich glaube, dass es sich beim Physikstudium wie beim Sport verhält: Man kann nämlich unglaublich schnell, stark oder was auch immer sein. Letztendlich kommt es jedoch auf die Technik an. In diesem Kapitel korrigieren wir die Fehler in der Technik des Studierens.
../images/467849_1_De_2_Chapter/467849_1_De_2_Figa_HTML.jpgViele glauben, dass es im Physikstudium allein auf die Intelligenz ankommt. Aber ich glaube, dass es sich beim Physikstudium wie beim Sport verhält: Man kann nämlich unglaublich schnell, stark oder was auch immer sein. Letztendlich kommt es jedoch auf die Technik an. In diesem Kapitel korrigieren wir die Fehler in der Technik des Studierens.
2.1 Intelligent sein wollen
Am Studienanfang habe ich meine Übungsleiter und Professoren bewundert: ,, Wow! Sie sind so intelligent!" Also habe ich auch versucht, intelligent zu sein: Jede einzelne Kleinigkeit in der Vorlesung musste verstanden und recherchiert werden. Das klappte – eine Woche lang. Doch der Vorlesungsstoff wurde anspruchsvoller und die Geschwindigkeit, mit der man den Stoff behandelte, wurde immer größer. Also entwickelte sich bei mir etwas, was Psychologen als ein typisches Beispiel der kognitiven Dissonanz betrachten: Man realisiert, dass eine begonnene Sache mühsamer wird als erwartet.
Aber ich war nicht der Einzige im Club des geistigen Unbehagens: Wirklich intelligente Studenten – und keine Möchtegerne wie ich – hatten es auch schwer. In der Schule haben sie sich nämlich daran gewöhnt, mit relativ wenig Aufwand gute Noten zu bekommen. Nun, damit war jetzt Schluss. Viele von ihnen sind damit nicht klargekommen und haben ihr Studium abgebrochen. Dabei hatte das eigentlich nichts mit ihrer Intelligenz zu tun, sondern allein mit ihrem Bestreben, intelligent sein zu wollen.
Wenn du ein intelligenter Mensch bist und versuchst, ständig den hohen Erwartungen an deine Klugheit zu entsprechen, dann höre damit auf. Konzentriere dich stattdessen darauf, einfach nicht dumm zu sein. Das wird dein Studienleben einfacher und entspannter machen.
2.2 Perfekt sein wollen
Im Physikstudium gibt es keinen Platz für Perfektionisten. Sie können den Platz natürlich bekommen, aber sie werden sehr lange warten müssen. Der Perfektionismus ist an sich eine gute Sache: Man versucht, keine Fehler zu machen, Deadlines einzuhalten, einfach verlässlich und besser zu sein. Aber vor allem das erste Zeichen des Perfektionismus kann schnell zum Verhängnis werden: Keine Fehler begehen zu wollen.
Ich weiß nicht, woher diese Idee stammt, dass Fehler etwas ganz Schlimmes bedeuten. Vielleicht kommt sie aus unserer Schulzeit: In der Schule wurden Fehler bestraft, indem schlechte Noten vergeben wurden. Aber diese Zeit ist vorbei. Jetzt kommt es auf das Lernen an. Und man lernt nun mal am schnellsten, wenn man Fehler begeht und sich dessen bewusst wird. Daran ist nichts falsch oder peinlich.
Keine Fehler zu begehen ist sogar gefährlich. Warum das? Man geht brav in jede Vorlesung und versucht, jeden Beweis zu verstehen. Dann verbringt man den ganzen Tag damit, eine Übungsaufgabe richtig zu lösen und sie schön aufzuschreiben. Mitten im Semester wird man dann gewahr, dass es so nicht weiter gehen kann: ,, Ich bin zu langsam." Dann meldet man ein paar Module ab, macht sich große Sorgen deswegen, übt enormen psychologischen Druck auf sich selbst aus und – denkt daran, abzubrechen.
Bevor es so weit ist: Traue dich, Fehler zu machen – lerne aber schnell aus ihnen. So wird dir dein Physikstudium viel Spaß