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Histopathologische Diagnostik der Prostatastanzbiopsie
Histopathologische Diagnostik der Prostatastanzbiopsie
Histopathologische Diagnostik der Prostatastanzbiopsie
eBook431 Seiten3 Stunden

Histopathologische Diagnostik der Prostatastanzbiopsie

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Über dieses E-Book

Dieses Buch zur Prostatapathologie gibt einen umfassenden Überblick über den aktuellen Stand der Diagnostik und der wichtigsten molekularen Veränderungen sowohl des lokalisierten als auch des fortgeschrittenen und metastasierten Prostatakarzinoms. Einsteiger und Fortgeschrittene aus der Pathologie, der Radiologie, der Urologie und auch der  Onkologie, können ihre Kenntnisse zu aktuellen Entwicklungen in der Diagnostik, der Molekularpathologie sowie zu klinischen Behandlungskonzepten des  Prostatakarzinoms erweitern und vertiefen. Das Praxisbuch vereint das aktuelle theoretische Wissen Gewebeuntersuchung und Befunderstellung mit der praktischen Arbeit an repräsentativen Abbildungen. Neben Standards zur Aufarbeitung und Befundung von Stanzbiopsien, transurethralen Resektaten und radikalen Prostatektomiepräparaten werden immunhistochemische Zusatzuntersuchungen, diagnostische Pitfalls und molekularpathologische Aspekte diskutiert.

Wissen auf den Punkt gebracht: die histopathologische Diagnostik der  Prostatastanzbiopsie –praxisnah und wissenschaftlich fundiert. Für Pathologen, Urologen und Onkologen.

SpracheDeutsch
HerausgeberSpringer
Erscheinungsdatum1. Dez. 2020
ISBN9783662606438
Histopathologische Diagnostik der Prostatastanzbiopsie

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    Buchvorschau

    Histopathologische Diagnostik der Prostatastanzbiopsie - Sven Perner

    © Springer-Verlag GmbH Deutschland, ein Teil von Springer Nature 2020

    S. Perner, V.-W. Sailer (Hrsg.)Histopathologische Diagnostik der Prostatastanzbiopsie https://doi.org/10.1007/978-3-662-60643-8_1

    1. Klinik

    Marie C. Hupe¹  , Mario W. Kramer¹   und Axel S. Merseburger¹  

    (1)

    Klinik für Urologie, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein Campus Lübeck, Lübeck, Deutschland

    Marie C. Hupe (Korrespondenzautor)

    Email: mariechristine.hupe@uksh.de

    Mario W. Kramer

    Email: mario.kramer@uksh.de

    Axel S. Merseburger

    Email: axel.merseburger@uksh.de

    1.1 Diagnose

    Das Prostatakarzinom (PCa) steht mit fast einem Viertel (23 %) aller Krebsneuerkrankungen unter Männern 2014 an erster Stelle der Inzidenzstatistik und belegt mit rund einem Zehntel (11,3 %) aller Krebssterbefälle in 2014 den zweiten Platz der Mortalitätsstatistik (Gesellschaft der epidemiologischen Krebsregister e. V. (GEKID) und Zentrum für Krebsregisterdaten (ZfKD) 2017). Ab dem 45. Lebensjahr steigt die altersspezifische Erkrankungsrate merklich an (Gesellschaft der epidemiologischen Krebsregister e. V. (GEKID) und Zentrum für Krebsregisterdaten (ZfKD) 2017).

    Das Prostatakarzinom ist die häufigste Krebserkrankung unter Männern.

    Das Prostatakarzinom wird entweder im Rahmen der Früherkennung oder im Rahmen einer Symptomabklärung diagnostiziert. Abb. 1.1 gibt einen schematischen Überblick von der Früherkennung/Diagnostik bis hin zur Diagnosestellung inkl. Staginguntersuchungen angelehnt an die aktuelle S3-Leitlinie Prostatakarzinom (Leilinienprogramm Onkologie (Deutsche Krebsgesellschaft, Deutsche Krebshilfe, AWMF) 2018). Die Früherkennung mittels digital-rektaler Untersuchung (DRU) und PSA-Bestimmung (prostataspezifisches Antigen) sollte ab dem 45. Lebensjahr erfolgen, wenn noch eine Lebenszeit von mindestens 10 Jahren zu erwarten ist (Leilinienprogramm Onkologie (Deutsche Krebsgesellschaft, Deutsche Krebshilfe, AWMF) 2018). Typische Symptome hingegen, die auf ein meist bereits fortgeschrittenes Prostatakarzinom hinweisen könnten, sind beispielsweise obstruktive Miktionsprobleme mit den Folgen eines akuten Nierenversagens, Knochenschmerzen oder eine B-Symptomatik.

    ../images/478742_1_De_1_Chapter/478742_1_De_1_Fig1_HTML.png

    Abb. 1.1

    Überblick Früherkennungsuntersuchung, Diagnostik und Staging (PSA: prostate-specific antigen; DRU: digital-rektale Untersuchung; PIRADS: Prostate Imaging Reporting and Data System; mpMRT: multiparametrische Magnet-Resonanz-Tomografie). (Leilinienprogramm Onkologie (Deutsche Krebsgesellschaft, Deutsche Krebshilfe, AWMF) 2018)

    Die definitive Diagnosestellung erfolgt dann mittels Prostatastanzbiopsie. Hierbei sollten 10–12 Gewebezylinder gewonnen werden. Die Prostatastanzbiopsie ist indiziert bei einer suspekten DRU oder einem bestätigten PSA-Wert >4 ng/ml, wobei andere potenziell PSA-erhöhende Faktoren wie eine Prostatitis ausgeschlossen sein sollten. Zusätzlich ist erst seit kurzer Zeit eine spezielle multiparametrische(mp) MRT-Untersuchung (Magnet-Resonanz-Tomografie) der Prostata im Rahmen der initialen Diagnostik anerkannt und mittlerweile auch als optionale Bildgebung von einigen Leitlinien empfohlen (Mottet et al. 2019). Hierbei erfolgt im Rahmen der Befundung eine PIRADS-Bewertung (Prostate Imaging Reporting and Data System), mittels derer die Wahrscheinlichkeit für das Vorhandensein eines klinisch signifikanten Prostatakarzinoms angegeben wird (zu PIRADS siehe auch Kap. 14). Neueste Entwicklungen erlauben sogar durch Fusion von mpMRT und intraoperativem Ultraschall eine gezielte Biopsie der suspekten Areale (Leilinienprogramm Onkologie (Deutsche Krebsgesellschaft, Deutsche Krebshilfe, AWMF) 2018).

    Für eine adäquate und umfassende Begutachtung der Stanzzylinder benötigt der Pathologe vom biopsierenden Urologen klinische Informationen wie PSA-Wert, Stanzschema oder etwaige PIRADS-Bewertungen. Bei Karzinomnachweis benötigt auch der Urologe vom befundenden Pathologen weitere Angaben wie Gleason-Grading, Tumorausdehnung oder eine etwaige Organüberschreitung. Die Kombination aus PSA-Wert, Gleason-Grading und klinischem T-Stadium erlaubt eine Risikoklassifikation anhand derer sich das weitere Procedere orientiert. So sollte sich ein risiko-adaptiertes Staging mittels Beckenbildgebung oder Skelettszintigrafie der Erstdiagnose anschließen (Leilinienprogramm Onkologie (Deutsche Krebsgesellschaft, Deutsche Krebshilfe, AWMF) 2018).

    Für eine adäquate Diagnose und Therapie des Prostatakarzinoms ist eine enge Kommunikation zwischen Urologie und Pathologie wichtig.

    1.2 Therapie

    1.2.1 Nicht-metastasiertes Prostatakarzinom

    Nach dem Staging folgt die Therapie, welche vereinfacht in Abb. 1.2 illustriert ist.

    ../images/478742_1_De_1_Chapter/478742_1_De_1_Fig2_HTML.png

    Abb. 1.2

    Überblick stadienabhängige Therapie (ADT: Androgendeprivationstherapie; LDR/HDR: low/high-dose rate; PSMA; prostate-specific membrane antigen; TUR-P: transurethrale Resektion der Prostata). (Leilinienprogramm Onkologie (Deutsche Krebsgesellschaft, Deutsche Krebshilfe, AWMF) 2018; Hadaschik und Panic 2018; Janssen Pharmaceutical Companies of Johnson & Johnson 2019; Armstrong et al. 2019)

    Das nicht-metastasierte (cM0) Prostatakarzinom ist kurativ-intendiert therapierbar mittels radikaler Prostatektomie oder verschiedener Bestrahlungstechniken. Bei einem wenig aggressiven bzw. indolenten Prostatakarzinom kann als Besonderheit im Vergleich zu anderen Krebserkrankungen zunächst auch nur eine strenge Überwachung (Active Surveillance) einschließlich engmaschiger PSA-Kontrollen und weiterer Prostatastanzbiopsien erfolgen. Sollte sich in diesen Kontrollen ein aggressiverer Tumor zeigen, d. h. die Kriterien zur Active Surveillance (u. a. PSA ≤ 10 ng/ml, Gleason Score ≤6 und Tumor nur in ≤2 Stanzen von 10–12 Stanzen) sind nicht mehr erfüllt oder die PSA-Verdopplungszeit ist auf <3 Jahre verkürzt, wird auch hier dann die Operation oder Bestrahlung empfohlen. Ferner ist je nach Komorbidität und Lebenserwartung das Konzept „Watchful Waiting" eine nicht-kurative Option, die ein abwartendes Verhalten mit sekundärer symptomatischer Therapie umfasst. Auch nach der Operation (d. h. radikaler Prostatektomie) ist erneut eine enge Interaktion zwischen Pathologie und Urologie vonnöten, denn je nach histopathologischem Ergebnis ist noch eine adjuvante Bestrahlung mit/ohne Androgendeprivationstherapie (ADT) möglich (Leilinienprogramm Onkologie (Deutsche Krebsgesellschaft, Deutsche Krebshilfe, AWMF) 2018).

    Stadien des Prostatakarzinoms

    Das Prostatakarzinom kann eingeteilt werden in:

    Lokalisiert nicht-metastasiert

    Metastasiert hormonnaiv

    Nicht-metastasiert kastrationsresistent

    Metastasiert kastrationsresistent

    1.2.2 Metastasiertes Prostatakarzinom

    Das metastasierte Prostatakarzinom (cM+) wird palliativ therapiert (Leilinienprogramm Onkologie (Deutsche Krebsgesellschaft, Deutsche Krebshilfe, AWMF) 2018). Da das Prostatakarzinom initial ein androgenabhängiger Tumor ist, ist zunächst die ADT primäre Therapie (Abb. 1.2) (Hupe et al. 2018). Diese kann chirurgisch (Orchiektomie) oder medikamentös erfolgen im Sinne einer Erstlinienhormontherapie. Dieses primäre metastasierte Stadium wird hormonsensibles Prostatakarzinom (HSPC) genannt. Neueste Daten haben einen Überlebensvorteil durch die frühzeitige Hinzunahme des Chemotherapeutikums Docetaxel oder einer Zweitlinienhormontherapie mit Abirateron, Apalutamid oder Enzalutamid beim metastasierten HSPC (mHSPC) gezeigt (Leilinienprogramm Onkologie (Deutsche Krebsgesellschaft, Deutsche Krebshilfe, AWMF) 2018; Janssen Pharmaceutical Companies of Johnson & Johnson 2019; Armstrong et al. 2019). Die erstgenannten beiden Substanzen werden in dieser Situation bereits routinemäßig gegeben, während für die letzten beiden noch die Zulassungen hierfür ausstehen. Im metastasierten kastrationsresistenten Stadium (mCRPC) hingegen spricht das PCa aufgrund verschiedener tumorbiologischer Escape-Mechanismen nicht mehr auf die ADT an (Hupe et al. 2018). Per Definition liegt ein mCRPC vor, wenn trotz effektiver Androgendeprivation (d. h. Testosteronkonzentration im Serum <50 ng/dl) entweder ein biochemischer Progress (d. h. drei konsekutive PSA-Anstiege mit einem Anstieg >50 % des Nadirs und einem PSA-Wert von >2 ng/ml) oder ein radiologischer Progress (d. h. mindestens zwei neue Knochenmetastasen oder eine neue Weichteilmetastase) nachweisbar ist (Cornford et al. 2017; Mottet et al. 2019). Die ADT sollte dennoch auch beim mCRPC fortgeführt werden und durch Chemotherapie (Docetaxel, Cabazitaxel), Zweitlinienhormontherapie (Abirateron, Enzalutamid) oder nuklearmedizinischen Therapien (Radium-223, Lutetium-177-PSMA) ergänzt werden (Leilinienprogramm Onkologie (Deutsche Krebsgesellschaft, Deutsche Krebshilfe, AWMF) 2018; Merseburger et al. 2016).

    Es gibt auch die klinische Situation eines M0CRPC, d. h. wenn z. B. ein HSPC in die Kastrationsresistenz (CRPC) fortschreitet, im Staging jedoch keine Metastasen (M0) sichtbar sind. In dieser Situation erfolgte im Herbst 2018 die Zulassungserweiterung für Enzalutamid und im Januar 2019 die Zulassung für Apalutamid (Hadaschik und Panic 2018).

    Zur lokalen symptomatischen Therapie gibt es ebenfalls verschiedene Optionen wie z. B. die palliative transurethrale Resektion der Prostata (TUR-P) bei obstruktiver Miktionsstörung oder Makrohämaturie oder die lokale Radiatio bei schmerzenden Knochenmetastasen (Leilinienprogramm Onkologie (Deutsche Krebsgesellschaft, Deutsche Krebshilfe, AWMF) 2018).

    Auch im fortgeschrittenen Krankheitsstadium kann nochmals eine interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Urologie und Pathologe entscheidend sein, wie z. B. bei der Identifizierung von PSA- oder PSMA-negativen Tumoren mittels Immunhistochemie an archiviertem oder neuem Gewebe zur Interpretation eines vermeintlich unauffälligen PSA-Verlaufes trotz deutlichem radiologischen Progress oder bei der Planung/Interpretation einer PSMA-basierten nuklearmedizinischen Therapie (s. o.) oder Rezidiv-Diagnostik. Eine Erklärung für eine milde PSA-Dynamik bei bildmorphologisch eindeutigem Progress ist die mögliche Entwicklung eines neuroendokrinen Prostatakarzinoms unter der laufenden ADT. In diesem Fall ist der PSA-Wert ungewöhnlich niedrig bei zeitgleich erhöhten neuroendokrinen Markern wie Chromogranin A oder neuronenspezifische Enolase (Tritschler et al. 2017).

    Die immunhistochemische Bestimmung der PSA- oder PSMA-Expression an archiviertem oder neu gewonnenem Gewebe kann bei Diagnostik und Therapie hilfreich sein.

    Literatur

    Armstrong AJ, Szmulewitz RZ, Petrylak DP, Villers A, Azad A, Alcaraz A, Alekseev BY, Iguchi T, Shore ND, Rosbrook B, Sugg J, Baron B, Chen LF, Stenzl A (2019) Phase III study of androgen deprivation therapy (ADT) with enzalutamide (ENZA) or placebo (PBO) in metastatic hormone-sensitive prostate cancer (mHSPC): the ARCHES trial. J Clin Oncol 37(7):687–687Crossref

    Cornford P, Bellmunt J, Bolla M, Briers E, De Santis M, Gross T, Henry AM, Joniau S, Lam TB, Mason MD, van der Poel HG, van der Kwast TH, Rouvière O, Wiegel T, Mottet N (2017) EAU-ESTRO-SIOG Guidelines on prostate cancer. Part II: treatment of relapsing, metastatic, and castration-resistant prostate cancer. Eur Urol 71(4):630–642Crossref

    Gesellschaft der epidemiologischen Krebsregister e. V. (GEKID) und Zentrum für Krebsregisterdaten (ZfKD). Krebs in Deutschland für 2013/2014. Stand 2017. https://​www.​krebsdaten.​de/​Krebs/​DE/​Content/​Publikationen/​Krebs_​in_​Deutschland/​krebs_​in_​deutschland_​node.​html. Zugegriffen: 24. Dez. 2018

    Hadaschik B, Panic A (2018) New treatment option-apalutamide for nonmetastatic, castration-resistant prostate cancer. Urol A 57(6):729–730Crossref

    Hupe MC, Offermann A, Perabo F, Chandhasin C, Perner S, Merseburger AS, Cronauer MV (2018) Inhibitors of the androgen receptor N-terminal domain: therapies targeting the Achilles’ heel of various androgen receptor molecules in advanced prostate cancer. Urol A 57(2):148–154Crossref

    Janssen Pharmaceutical Companies of Johnson & Johnson. Janssen Announces ERLEADA® (apalutamide) Phase 3 TITAN Study Unblinded as dual primary endpoints achieved in clinical program evaluating treatment of patients with metastatic castration-sensitive prostate cancer. https://​www.​janssen.​com/​janssen-announces-erleada-apalutamide-phase-3-titan-study-unblinded-dual-primary-endpoints-achieved. Zugegriffen: 25. Apr. 2019

    Leilinienprogramm Onkologie (Deutsche Krebsgesellschaft, Deutsche Krebshilfe, AWMF). Interdisziplinäre Leitlinie der Qualität S3 zur Früherkennung, Diagnose und Therapie der verschiedenen Stadien des Prostatakarzinoms, Langversion 5.0, 2018. https://​www.​leitlinienprogra​mm-onkologie.​de/​leitlinien/​prostatakarzinom​/​. Zugegriffen: 24. Dez. 2018

    Merseburger AS, Alcaraz A, von Klot CA (2016) Androgen deprivation therapy as backbone therapy in the management of prostate cancer. Onco Targets Ther 29(9):7263–7727Crossref

    Mottet N, van den Bergh RCN, Briers E, Cornford P, De Santis M, Fanti S, Gillessen S, Grummet J, Henry AM, Lam TB, Mason MD, van der Kwast TH, van der Poel HG, Rouviere O, Tilki D, Wiegel T. Prostate cancer guidelines European Association of Urology (EAU). https://​uroweb.​org/​guideline/​prostate-cancer/​. Zugegriffen: 25. Apr. 2019

    Tritschler S, Erdelkamp R, Stief C, Hentrich M (2017) Neuroendocrine prostate cancer. Urol A 56(11):1475–1484Crossref

    © Springer-Verlag GmbH Deutschland, ein Teil von Springer Nature 2020

    S. Perner, V.-W. Sailer (Hrsg.)Histopathologische Diagnostik der Prostatastanzbiopsie https://doi.org/10.1007/978-3-662-60643-8_2

    2. Normale Anatomie und Histologie

    Michael Muders¹  

    (1)

    Institut für Pathologie, Universitätsklinikum Bonn, Bonn, Deutschland

    Michael Muders

    Email: Michael.Muders@ukbonn.de

    2.1 Makroanatomie der Prostata

    Merkmale der Makroanatomie der Prostata

    Gewicht: 30 g–40 g

    Form: Esskastanie, die Basis grenzt an den Blasenhals, der Apex grenzt an das urogenitale Diaphragma

    Die Pars prostatica urethrae verläuft zentral durch die Drüse

    Anterior findet sich fibromuskuläres Stroma.

    Die Prostata besteht aus dem rechten und linken Seitenlappen.

    Die Prostata ist ein 30 bis 40 g schweres unpaares Organ, welches oberhalb des Diaphragma urogenitale die Harnröhre umgibt. Sie besteht aus 30 bis 50 Einzeldrüsen, die durch bindegewebige und glattmuskuläre Züge zusammengehalten werden. In der Form entspricht die Prostata einer Esskastanie (Rauber/Kopsch 1987). Die Prostata ist zwischen Harnblasengrund und Diaphragma urogenitale lokalisiert, sie wird von den beiden Levatorschenkeln flankiert. Die Prostatabasis (basis prostatae) ist kranialwärts mit dem Blasenfundus verwachsen, kaudalwärts ist der Prostataapex (apex prostatae) bzw. die Prostataspitze im Bereich des Diaphragma urogenitale lokalisiert. Die Harnröhre durchquert die Prostata vertikal, die Ductus ejaculatorii treten dorsal- und kranialseits in die Prostata ein und münden im Colliculus seminalis in die Pars prostatica der Harnröhre (Singh und Bolla 2019). Auf Horizontalschnitten ist eine unscharf begrenzte Lappengliederung der Prostata zu erkennen – der rechte und der linke Prostataseitenlappen. Die Verteilung der Drüsen definiert drei verschiedene Zonen (Abb. 2.1), die periurethrale Transitionszone, die zentrale und die periphere Zone (McNeal 2006). Die zentrale Zone erstreckt sich vom Blasenhals bis zur Mitte der Prostata. Die periphere Zone umgibt im Bereich der gesamten Prostata die zentrale Zone und erstreckt sich von den kranialen Anteilen der Prostata bis zum Apex der Prostata (Bostwick 1997).

    ../images/478742_1_De_2_Chapter/478742_1_De_2_Fig1_HTML.png

    Abb. 2.1

    Zonale Gliederung der Prostata. Die Prostata besteht aus drei drüsenhaltigen Zonen und der drüsenfreien anterioren Zone. Die Transitionszone liegt anterolateral um die proximale Urethra herum. Die zentrale Zone, die ca. 25 % der Prostata ausmacht, umgibt die beiden Ductus ejaculatores. Die periphere Zone, die ca. 70 % der Prostata ausmacht, umgibt die zentrale Zone und die distale Harnröhre

    2.2 Histologie der normalen Prostata

    Merkmale der Histologie der Prostata

    Normale Prostatadrüsen zeichnen sich durch zwei verschiedene Zelltypen aus: Sekretorische und basale Zellen

    Sekretorische luminale Zellen haben ein klares bis eosinophiles, teils vakuolisiertes Zytoplasma

    Basale Zellen befinden sich im peripheren Bereich der Drüse unterhalb der sekretorischen Zellen mit einem hohen Kern-/Zytoplasma-Verhältnis und häufig prominenten Nukleolen

    Neuroendokrine Zellen sind lichtmikroskopsich nahezu nicht abgrenzbar und in der peripheren Zone der Prostata selten

    Das fibromuskuläre Prostatastroma zeigt zytologisch spindelige Zellen mit unterschiedlichem Kollagengehalt

    Es finden sich oft Corpora amylacea innerhalb der Drüse

    Die Prostata besteht aus 30 bis 50 sich verästelnden, tubuloalveolären Einzeldrüsen, die von hoch- bis isoprismatischem Epithel, darunter auch endokrinen Zellen, ausgekleidet werden (Abb. 2.2 und 2.3). Regelhafte Prostatadrüsen sind charakterisiert durch zwei Zelltypen: die sekretorischen luminalen Zellen und die basalen Zellen (Abb. 2.4). Die sekretorischen Zellen zeigen apikal Zeichen einer apokrinen Sekretion mit unscharfer Begrenzung zum Lumen. Sie zeichnen sich durch helles und blasses Zytoplasma aus. Die basalen Zellen sind unterhalb der sekretorischen Zellen lokalisiert. Sie sind charakterisiert durch einen im Verhältnis zum Zytoplasma großen Zellkern und zeigen häufig auch einen prominenten Nukleolus. Die Höhe der luminalen Zellen und die Weite der Drüsenschläuche wechselt je nach Funktionszustand von Drüse zu Drüse stark. Neuroendokrine Zellen machen etwa 1 % des Zellkompartiments aus mit einem Gradienten hin zur peripheren Zone, in der sich nahezu keine neuroendokrinen Zellen finden (Aumuller et al. 2001). Eingedicktes Prostatasekret findet sich ab dem 20. Lebensjahr als Corpora amylacea in den Drüsenlumina (Abb. 2.5). Die Drüsenschläuche werden durch Züge glatter Muskulatur getrennt. Die Zellen des Prostatastromas haben eine spindelige fibromuskuläre Morphologie. In variablem Maße zeigen sich Kollagenfasern bzw. myxoide Strukturen. Die histologische Morphologie der Prostata wird durch die Sexualhormone beeinflusst. So induziert Testosteron die Volumenzunahme der peripheren Zone beider Prostataseitenlappen, während Östrogen das Größenwachstum insbesondere der zentralen Zone steuert. Auch im Prostatastroma sind vermehrt Östrogenrezeptoren nachweisbar.

    ../images/478742_1_De_2_Chapter/478742_1_De_2_Fig2_HTML.png

    Abb. 2.2

    Horizontalschnitt durch die Prostata. Die Samenleiter und die prostatische Urethra dienen als Orientierungshilfe. In dieser Abbildung ist im dorsalen posterioren Abschnitt die periphere Zone der Prostata mit den kleinen azinären Drüsenverbänden dargestellt. Die ventral gelegen zentrale Zone ist durch große komplex aufgebaute Azini charakterisiert

    ../images/478742_1_De_2_Chapter/478742_1_De_2_Fig3_HTML.png

    Abb. 2.3

    Horizontaler Schnitt durch die Prostata im Bereich des Colliculus seminalis. Die beidseits angeschnittenen Samenleiter (SL) zeigen ein zentrales Lumen mit papillärer Auffältelung. Daneben Anteile der prostatischen Urethra (Verumontanum) mit der typischen etwas irregulären Oberfläche mit kleinen polypoiden in das Lumen ragende Projektionen. Die Oberfläche wird ausgekleidet durch eine Mischung aus urothelialen und prostatischen sekretorischen Zellen

    ../images/478742_1_De_2_Chapter/478742_1_De_2_Fig4_HTML.jpg

    Abb. 2.4

    a, b, c Regelhaft aufgebaute Prostatadrüsen mit luminal gelegenen teils kubischen teils hochprismatischen sekretorischen Zellen mit hellem Zytoplasma und pseudostratifizierten Zellkernen. Es zeigt sich eine ausgeprägte apokrine Sekretion. Die Basalzellen umgeben die luminalen Zellen und sind durch einen spindelförmigen Zellkern charakterisiert

    ../images/478742_1_De_2_Chapter/478742_1_De_2_Fig5_HTML.png

    Abb. 2.5

    Eingedicktes Sekret in Prostatadrüsen. Corpora amylacea sind  meist ovoid, konzentrisch aufgebaut. Sie sind selten in maligne entarteten Drüsen zu sehen. Ihre Anwesenheit spricht normalerweise gegen ein Prostatakarzinom

    In der peripheren Zone der Prostata entstehen 70 % der azinären Adenokarzinome (Seipel et al. 2016), in der zentralen Zone 10 % und 20 % entstehen in der Transitionszone. In der peripheren Zone finden sich häufig atrophe Drüsenverbände, während diese in der zentralen Zone selten zu finden sind. Die adenomyomatöse Prostatahyperplasie/benigne Prostatahyperplasie geht meist von der Transitionszone aus.

    Bei der transrektal durchgeführten Nadelbiopsie kann vor allem die periphere Zone untersucht werden, während die transurethrale Resektion vor allem Gewebe aus der Transitionszone entfernt (Shah und Zhou 2012).

    Die folgende Tabelle fasst die strukturellen Merkmale der verschiedenen Zonen zusammen (Tab. 2.1).

    Tab. 2.1

    Feinstruktur und Zytologie der drei Zonen der normalen Prostata sowie der Samenblase

    2.3 Immunphänotyp der normalen Prostatadrüsen

    Immunphänotyp der Prostata

    Sekretorische Zellen: PSA, PSMA, NKX3.1, PAP/PSAP

    Basale Zellen: p63, hochmolekulare Zytokeratine wie CK5/14

    Neuroendokrine Zellen: Chromogranin A, Synaptophysin

    Immunphänotypisch kann man die basalen und sekretorischen Zellen gut unterscheiden (Abb. 2.6). Die basalen Zellen färben sich mit Antikörpern gegen p63 (Signoretti et al. 2000), mit Antikörpern gegen die Cytokeratine 5, 8, 14, 18 sowie variabel mit Antikörpern gegen den Androgenrezeptor (Signoretti und Loda 2006). Die sekretorischen luminalen Zellen sind positiv für NKX3.1 (Bieberich et al. 1996), Prostata spezifisches Antigen (PSA), prostata-spezifische saure Phosphatase (PAP/PSAP) sowie das Prostata-spezifische Membran-Antigen (PSMA) (Marker et al. 2003).

    ../images/478742_1_De_2_Chapter/478742_1_De_2_Fig6_HTML.jpg

    Abb. 2.6

    Immunphänotyp normaler Prostatadrüsen. a Die sekretorischen Zellen zeigen eine deutliche nukleäre Postivität für den Homeobox-Tanskriptionsfaktor NKX3.1. b Die basalen Zellen zeigen eine nukleäre Positivität für p63. c Das Prostata-spezifische Membranantigen (PSMA) färbt zytoplasmatisch die sekretorischen Zellen. d Das Prostata-spezifische Antigen (PSA) färbt ebenfalls das Zytoplasma der sekretorischen Zellen

    2.4 Samenblasen

    Merkmale der Samenblasen sind:

    die Samenblase ist ein aus tubuloalveolären Drüsenverbänden aufgebautes Organ.

    die Epithelien der Drüsen sind iso- bis hochprismatisch.

    die Epithelien sind charakterisiert durch Sekret- und Lipofuszingranula.

    Mitosen sehr selten

    Der Immunphänotyp zeigt nukleäre PAX2 Expression bei meist fehlender Expression von PSA und PAP/PSAP

    Die Samenblasen sind paarig angelegte unvollständig gekammerte, 10 bis 12 cm lange, S-förmig geschlängelte Drüsen, deren alkalisches, fruktosehaltiges Sekret die Spermatozoen beweglich macht und hält. Die Schlängelung und Weite dieser schlauchförmigen Organe nehmen von der Pubertät bis zum ca. 40 Lebensjahr zu. Die Samenblasen befinden sich oberhalb der Prostata und liegen posterior der Harnblase an. Die Samenblase besteht aus tubuloalveolären Drüsen, die um eine zentrale Lichtung gruppiert sind (Abb. 2.7). Die Drüsen sind durch einschichtiges, stellenweise zweireihiges, iso- bis hochprismatisches Epithel ausgekleidet (Laczko et al. 2005). Charakteristisch sind die ab der Pubertät auftretenden Sekret- und Lipofuszingranula (Mahmoodi et al. 2006). Die Höhe des Epithels wechselt je nach Funktionszustand, der überwiegend durch Testosterone gesteuert wird. Mitosen sind nur selten zu finden. In der immunhistochemischen Färbung zeigen die luminalen Zellen nukleäre Expression des Transkriptionsfaktor PAX2 und GATA3 (Ortiz-Rey et al. 2017). PSA und PAP/PSAP zeigen in den meisten Fällen keine Expression, in Einzelfällen wurde eine Expression dieser beiden Marker beschrieben.

    ../images/478742_1_De_2_Chapter/478742_1_De_2_Fig7_HTML.jpg

    Abb. 2.7

    Histologie der Samenblasen. a Typische Anordnung der teils ein- teils zweischichtigen tuboloalveolären Drüsen der Samenblasen um ein zentrales Lumen herum. b Deutlich zu erkennende intrazellulär gelegene Sekret- und Lipufuszingranula, die charakteristisch für die Samenblasen sind

    Literatur

    Aumuller G, Leonhardt M, Renneberg H, von Rahden B, Bjartell A, Abrahamsson PA (2001) Semiquantitative morphology of human prostatic development and regional distribution of prostatic neuroendocrine cells. Prostate 46(2):108–115Crossref

    Bostwick D (1997) Normal anatomy and histology. In: Bostwick D, Dundore P (Hrsg) Biopsy pathology of the prostate. Chapman and Hall, London,

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