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Rheuma ist behandelbar: Ratgeber für Betroffene
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eBook480 Seiten3 Stunden

Rheuma ist behandelbar: Ratgeber für Betroffene

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Über dieses E-Book

Rheuma – was jetzt? Das Buch klärt verständlich auf, welche Formen es gibt, an welchen Symptomen die Krankheit zu erkennen ist und warum jemand erkrankt. Erfahren Sie, wie man Rheuma behandeln kann, was Ihnen hilft und was gut tut. Nach den ersten Anzeichen und der Diagnose des Arztes stellen sich dem Patienten viele Fragen, die dieses Buch beantwortet. Lassen Sie sich motivieren, mit der Krankheit leben zu lernen. So werden Sie sicher im Umgang mit Ihrem Körper und im Dialog mit Ihren Behandlern. Nehmen Sie Ihre Zukunft mit Rheuma selbst in die Hand.
SpracheDeutsch
HerausgeberSpringer
Erscheinungsdatum6. Sept. 2018
ISBN9783662568125
Rheuma ist behandelbar: Ratgeber für Betroffene

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    Buchvorschau

    Rheuma ist behandelbar - Erika Gromnica-Ihle

    Erika Gromnica-Ihle

    Rheuma ist behandelbarRatgeber für Betroffene

    Mit 52 Abbildungen und 22 Tabellen

    Mit einem Geleitwort von Rotraut Schmale-Grede

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    Erika Gromnica-Ihle

    Berlin, Deutschland

    ISBN 978-3-662-56811-8e-ISBN 978-3-662-56812-5

    https://doi.org/10.1007/978-3-662-56812-5

    Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

    © Springer-Verlag GmbH Deutschland, ein Teil von Springer Nature 2018

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    Fotonachweis Umschlag: © NoraDoa/stock.adobe.com

    Springer ist ein Imprint der eingetragenen Gesellschaft Springer-Verlag GmbH, DE und ist ein Teil von Springer Nature

    Die Anschrift der Gesellschaft ist: Heidelberger Platz 3, 14197 Berlin, Germany

    Geleitwort

    Rheuma. Eine Diagnose, die verunsichert, häufig Angst macht und eine Menge Fragen aufwirft. Was ist Rheuma? Welche Therapien gibt es? Was ist der neueste medizinische Stand der Dinge? Und was kann ich selbst tun?

    Das Informations- und Beratungsbedürfnis von Menschen mit rheumatischen Erkrankungen hat sich verändert. Die Patienten möchten stärker an Therapieentscheidungen beteiligt werden. Und das mit gutem Grund, denn eine gemeinsame Entscheidungsfindung mit dem Arzt kann den Behandlungserfolg positiv beeinflussen.

    Patienten informieren sich über rheumatische Krankheitsbilder oder Therapien immer häufiger im Internet. Rheuma ist eine Krankheit mit tausend Gesichtern, ebenso vielfältig sind die Informationen, die Betroffene online auf der Suche nach Erklärungen und Therapieoptionen finden. Oft ist die ungefilterte Flut von Informationen verunsichernd und für Laien ist es kaum zu beantworten, ob es sich um seriöse medizinische Quellen handelt.

    Prof. Dr. Erika Gromnica-Ihle hat als Rheumatologin und langjährige Präsidentin der Deutschen Rheuma-Liga einen enorm wichtigen Beitrag dazu geleistet, dass rheumakranke Menschen vom Patienten zum Partner werden, die mit ihrem Arzt gemeinsam Entscheidungen finden. Eine wichtige Grundlage dafür sind medizinische Informationen, die so dargestellt werden, dass sie auch verstanden werden. Dies ist mit „Rheuma ist behandelbar" hervorragend gelungen.

    Der Ratgeber bietet fundierte medizinische Informationen und hilft dabei, Entscheidungen für die eigene Gesundheit zu treffen – ein wichtiger Kompass im Info-Meer.

    Ich wünsche den Leserinnen und Lesern eine aufschlussreiche Lektüre und eine große Portion Zuversicht auf dem Weg, Experte im Umgang mit der eigenen Krankheit zu werden.

    Rotraut Schmale-Grede

    Deutsche Rheuma-Liga Bundesverband e. V.

    Vorwort

    Mein beruflicher Lebensweg lief in zwei Richtungen, Ärztin für Rheumatologie und in späteren Jahren ehrenamtliche Präsidentin des Bundesverbandes der Deutschen Rheuma-Liga, der größten Selbsthilfeorganisation im Gesundheitswesen mit über 300.000 Mitgliedern. Ich wechselte sozusagen die Seiten. In diesem Ratgeber will ich meine Erkenntnisse und Erfahrungen aus beiden Blickwinkeln vereinen.

    Damit ein Leben mit der Volkskrankheit Rheuma gut gelingen kann, braucht es einen informierten Patienten. Das ist für mich die wichtigste Voraussetzung. Heutzutage kann jeder Interessierte sehr leicht Informationen über Rheuma bekommen. Aber welche sind die richtigen? Nicht wenige sind von Kommerz geprägt und folgen ökonomischen Interessen. In vielen Köpfen nistet der Irrglaube, Rheuma sei eine Alte-Leute-Krankheit. Außerdem meint fast jeder, etwas über Rheuma zu wissen. Und nicht zuletzt schauen Ärzte und Betroffene unterschiedlich auf die Erkrankung. Für Letztere sind Schmerz, Leistungsfähigkeit und das Funktionieren der Gelenke wichtige Symptome, während Ärzte sich mehr an Labor- und Röntgenbefunden orientieren. Das führt zu Missverständnissen.

    Für mich ist bei der Therapie der verschiedenen rheumatischen Erkrankungen die gemeinsame Entscheidungsfindung zwischen Patient und Arzt unabdingbar. Obwohl jahrhundertelang alle Entscheidungen in paternalistischer und autoritärer Weise vom Arzt getroffen wurden, denen der Patient folgte oder auch nicht, erfordert unsere heutige moderne Gesellschaft sowohl die Aufklärung des Patienten als auch dessen Mitentscheidung. Dadurch entstehen eine größere Akzeptanz der eingeschlagenen Therapie und natürlich auch ein besserer Behandlungserfolg. Die Diskussion über verschiedene Behandlungsmethoden setzt jedoch den medizinisch gebildeten Patienten voraus.

    Ich habe mich auf die wichtigsten entzündlich-rheumatischen Erkrankungen konzentriert, weil sie das Leben der Betroffenen in hohem Maße beeinflussen und gerade bei diesen Erkrankungen seit Anfang unseres Jahrtausends in Diagnostik und Behandlung große Veränderungen eingetreten sind. Entzündliches Rheuma ist heute behandelbar geworden. Dabei ist es mein Ziel, den Betroffenen, wenn er es selbst will, zum Manager seiner eigenen Erkrankung zu machen.

    Fingerpolyarthrose und Fibromyalgie-Syndrom habe ich aufgenommen, um die Differentialdiagnose aufzuzeigen. Die Osteoporose als Begleiterkrankung vieler entzündlich-rheumatischer Krankheiten sollte nicht fehlen. Einige sozialmedizinische Fragen, die für chronisch Kranke wichtig sind, werden im Überblick dargestellt, vor allem, um zu zeigen, wo rheumakranke Menschen Hilfe erhalten können.

    Ein besonderes Anliegen des Ratgebers ist es, dass die Betroffenen selber zu Worte kommen. Ihre Erfahrungen mit der Krankheit, ihre Hinweise und Ratschläge sind das Wertvollste für neu Erkrankte.

    Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird in diesem Buch überwiegend das generische Maskulinum verwendet. Dies impliziert immer beide Formen, schließt also die weibliche Form mit ein.

    Beim Schreiben des Buches haben mir viele Menschen geholfen, vor allem meine Patienten und meine Freunde in der Selbsthilfeorganisation Deutsche Rheuma-Liga mit ihren Mitgliedsverbänden. Ihnen Allen möchte ich ganz herzlich danken!

    Wenngleich sich der Ratgeber in erster Linie an Betroffene und ihre Angehörigen richtet, so ist er auch für die vielen anderen in den nichtärztlichen Berufen gedacht, die mit Rheuma-Kranken arbeiten, wie Sozialarbeiter, Menschen in den Selbsthilfeorganisationen und in medizinischen Assistenzberufen.

    Prof. Dr. med. Erika Gromnica-Ihle

    Ehrenpräsidentin der Deutschen Rheuma-Liga

    Inhaltsverzeichnis

    I Rheuma – eine Krankheit im Wandel

    1 Rheuma hat viele Gesichter 3

    2 Welche Beschwerden und Krankheitszeiche​n weisen auf Rheuma hin?​ 7

    3 Der Weg zur Diagnose 13

    3.​1 Befragung zur Krankheitsgeschi​chte (Anamnese) 14

    3.​2 Körperliche Untersuchung 17

    3.​3 Laboruntersuchun​gen 19

    3.​4 Bildgebende Verfahren 23

    3.​5 Untersuchung von Organgewebe 27

    3.​6 Bewertungen (Assessments) in der Rheumatologie 27

    4 Rheuma ist heute gut behandelbar! 31

    4.​1 Medikamentöse Therapie 32

    4.​2 Physikalische Therapie 60

    4.​3 Rheuma und Ernährung 69

    II Vielfältig und unterschiedlich – es gibt nicht nur „das Rheuma"

    5 Häufigste entzündlich-rheumatische Erkrankung – die Rheumatoide Arthritis 77

    5.​1 Häufigkeit und Krankheitsbeginn​ 78

    5.​2 Warum kommt es zur rheumatoiden Arthritis?​ 78

    5.​3 Wie entwickelt sich eine rheumatoide Arthritis?​ 78

    5.​4 Welche Krankheitszeiche​n hat die rheumatoide Arthritis?​ 79

    5.​5 Laboruntersuchun​gen 84

    5.​6 Untersuchungen mit bildgebenden Verfahren 85

    5.​7 Messen von Krankheitsaktivi​tät und Funktionsstatus bei rheumatoider Arthritis 86

    5.​8 Therapie 88

    6 Wenn der Rücken schmerzt – die Spondyloarthriti​den 95

    6.1 Ankylosierende Spondylitis (Morbus Bechterew ) 97

    6.​2 Arthritis psoriatica 103

    6.​3 Reaktive Arthritis 107

    6.​4 Spondyloarthriti​s bei entzündlichen Darmerkrankungen​ 109

    7 Rheuma betrifft nicht nur die Gelenke – die Kollagenosen 113

    7.​1 Sjögren-Syndrom 115

    7.​2 Systemischer Lupus erythematodes 121

    7.​3 Lupus des Neugeborenen 131

    7.​4 Antiphospholipid​-Syndrom 133

    7.​5 Systemische Sklerose 137

    7.​6 Autoimmune Myositiden 143

    7.​7 Mischkollagenose​ oder Sharp-Syndrom 149

    7.​8 Undifferenzierte​ Kollagenosen 151

    8 Rheuma an den Blutgefäßen – die Vaskulitiden 153

    8.​1 Riesenzellarteri​itis und Polymyalgia rheumatica 155

    8.​2 Granulomatose mit Polyangiitis (früher:​ Morbus Wegener) 158

    9 Wenn der ganze Körper schmerzt – das Fibromyalgie-Syndrom 163

    9.​1 Was bedeutet Fibromyalgie-Syndrom (FMS)?​ 126

    9.​2 Wer ist betroffen?​ 164

    9.​3 Warum entsteht ein Fibromyalgie-Syndrom?​ 164

    9.​4 Wie verläuft ein Fibromyalgie-Syndrom?​ 165

    9.​5 Welche Diagnostik ist notwendig?​ 167

    9.​6 Therapie des Fibromyalgie-Syndroms 169

    10 Die Fingergelenke sind verformt – Fingerpolyarthro​se 173

    10.​1 Welche Gelenke sind betroffen?​ 174

    10.​2 Warum kommt es zur Fingerpolyarthro​se?​ 175

    10.​3 Was passiert bei einer Arthrose?​ 175

    10.​4 Wie zeigen sich die verschiedenen Arthroseformen an der Hand?​ 176

    10.​5 Was helfen Laboruntersuchun​gen und bildgebende Verfahren bei der Diagnose der Fingerpolyarthro​se?​ 178

    10.​6 Therapie 179

    11 Das Zipperlein – die Gicht 183

    11.​1 Wie häufig ist die Arthritis urica?​ 184

    11.​2 Wo liegt die Ursache der Gicht?​ 184

    11.​3 Der Gichtanfall – ein dramatisches Ereignis 185

    11.​4 Was kommt nach dem ersten Gichtanfall?​ 185

    11.​5 Welche Risikofaktoren begünstigen weitere Gichtanfälle?​ 186

    11.​6 Die Doppelrolle der Niere bei Gicht 187

    11.​7 Die Gicht und weitere Begleitkrankheit​en 188

    11.​8 Laboruntersuchun​gen und bildgebende Verfahren 188

    11.​9 Therapie 189

    12 Wenn der Knochen bricht – Osteoporose 193

    12.​1 Was ist eine Osteoporose?​ 195

    12.​2 Wie häufig ist die Osteoporose?​ 196

    12.​3 Welche Risikofaktoren führen zu Knochenbrüchen?​ 196

    12.​4 Wie macht sich die Osteoporose bemerkbar?​ 197

    12.​5 Wann ist eine Osteoporose-Diagnostik sinnvoll?​ 199

    12.​6 Wie wird eine Osteoporose diagnostiziert?​ 200

    12.​7 Vorbeugung und Therapie der Osteoporose 202

    III Sie sind nicht allein – Hilfe und Mit-Betroffene

    13 Weitere Unterstützung – Reha, Rente, Schwerbeschädigu​ng und Co.​ 211

    13.​1 Krankschreibung 212

    13.​2 Medizinische Rehabilitation 213

    13.​3 Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben 215

    13.​4 Erwerbsminderung​srente 215

    13.​5 Behinderung 216

    13.​6 Pflege 219

    14 Die Stimmen rheumakranker Menschen:​ ihr Umgang mit der Erkrankung 223

    14.​1 Gudrun:​ Mit zwei Jahren begann das Rheuma – jetzt Ärztin:​ Wie kann das klappen?​ 224

    14.​2 Jutta:​ Bewegung bei rheumatoider Arthritis 227

    14.​3 Marion:​ Rheuma und Beruf 229

    14.​4 Eva:​ Evas gelebte Selbsthilfe 231

    14.​5 Ludwig:​ Der schwere Weg, dem Gegenüber wieder in die Augen sehen zu können 233

    14.​6 Cornelia:​ Wenn Rheuma das Leben verändert 237

    14.​7 Gerlinde:​ Rheuma und Rollstuhl 237

    14.​8 Borgi:​ Mein Lupus 246

    Serviceteil252

    Glossar252

    Sachverzeichnis259

    Teil IRheuma – eine Krankheit im Wandel

    Inhaltsverzeichnis

    Kapitel 1 Rheuma hat viele Gesichter – 3173

    Kapitel 2 Welche Beschwerden und Krankheitszeiche​n weisen auf Rheuma hin?​ – 7185

    Kapitel 3 Der Weg zur Diagnose – 13173

    Kapitel 4 Rheuma ist heute gut behandelbar – 31173

    © Springer-Verlag GmbH Deutschland, ein Teil von Springer Nature 2018

    Erika Gromnica-IhleRheuma ist behandelbarhttps://doi.org/10.1007/978-3-662-56812-5_1

    1. Rheuma hat viele Gesichter

    Erika Gromnica-Ihle¹  

    (1)

    Berlin, Deutschland

    Erika Gromnica-Ihle

    Email: erika@gromnica-ihle.de

    Rheuma: Die Gelenke schmerzen und funktionieren nicht richtig

    Arthritis: griech. arthros = Gelenk, -itis = Entzündung

    Arthrose: Verschleißerscheinungen an den Gelenken

    Jeder kennt das Wort „Rheuma". Was sich hinter dem altgriechischen Wort für Fluss oder Strömung verbirgt, ist eine Vielzahl von Erkrankungen, die eines gemeinsam haben: fließende (wechselnde Orte), reißende, ziehende Schmerzen und Funktionsstörungen im Bewegungsapparat. Zu diesem gehören Gelenke, Knochen, Muskeln, Sehnen und Schleimbeutel. Alle zusammen machen uns mobil. Bei Rheuma funktionieren die Bewegungen nicht mehr wie gewohnt. Dabei stehen die Veränderungen an den Gelenken ganz im Vordergrund. Wenn das Gelenk entzündet ist, spricht man von einer Arthritis. Auch Verschleißerscheinungen an den Gelenken sind möglich. Sie heißen Arthrosen.

    Auch Organe außerhalb des Bewegungsapparates können bei Rheuma (mit)erkrankt sein, wie das Herz, die Lunge, Nieren, Nerven, Haut, Blutgefäße, Augen oder Drüsen. Hieraus erklärt sich, dass es über 200 verschiedene rheumatische Krankheitsbilder gibt (Tab. 1.1). In Deutschland sind ca. 17 Millionen Erwachsene und 20 000 Kinder betroffen.

    Tab. 1.1

    Einteilung der wichtigsten rheumatischen Erkrankungen

    Für die meisten rheumatischen Erkrankungen liegt ein ganz typisches Beschwerdebild vor, sodass der erfahrene Arzt bereits nach Schilderung der Beschwerden und der körperlichen Untersuchung eine Verdachtsdiagnose stellen kann. Diese muss dann durch weitere diagnostische Methoden bestätigt werden, z. B. durch Laboruntersuchungen und durch sogenannte „bildgebende Verfahren". Hierunter versteht man z. B. das klassische Röntgen, die Ultraschall-Untersuchung (Sonografie) oder die Magnetresonanztomografie (MRT). Manchmal muss sogar eine Gewebeprobe entnommen und mikroskopisch untersucht werden.

    Das Wichtigste in Kürze

    Der Begriff Rheuma umfasst ca. 200 verschiedene Erkrankungen, die sich durch Schmerzen und Funktionsstörungen im Bewegungsapparat bemerkbar machen. Die Einteilung erfolgt in drei Hauptgruppen:

    entzündlich-rheumatische Erkrankungen,

    sog. Verschleißerkrankungen an Gelenken und Wirbelsäule sowie

    Stoffwechselerkrankungen, die zu deutlichen Gelenk- und Knochenveränderungen führen.

    Wichtige entzündlich-rheumatische Erkrankungen sind

    die rheumatoide Arthritis,

    Morbus Bechterew, Arthritis bei Schuppenflechte (Arthritis psoriatica) und

    die Erkrankungen, die nicht nur den Bewegungsapparat betreffen, sondern sich vor allem an inneren Organen und Haut bemerkbar machen, wie die Kollagenosen (z. B. systemischer Lupus erythematodes) und Vaskulitiden (z. B. Riesenzellarteriitis und granulomatöse Polyangiitis oder Morbus Wegener).

    Die häufigsten Gelenkerkrankungen sind die Arthrosen.

    Stoffwechselerkrankungen mit Krankheitszeichen am Bewegungsapparat sind

    Gicht und

    Osteoporose.

    © Springer-Verlag GmbH Deutschland, ein Teil von Springer Nature 2018

    Erika Gromnica-IhleRheuma ist behandelbarhttps://doi.org/10.1007/978-3-662-56812-5_2

    2. Welche Beschwerden und Krankheitszeichen weisen auf Rheuma hin?

    Erika Gromnica-Ihle¹  

    (1)

    Berlin, Deutschland

    Erika Gromnica-Ihle

    Email: erika@gromnica-ihle.de

    Rheumatoide Arthritis (Kap. 5)

    Wie rheumatoide Arthritis beginnt

    Bei der morgendlichen Hausarbeit nach der Feier ihres 50. Geburtstages fielen Ingrid Wächter steife Finger auf. In den folgenden Tagen schmerzten kleine und kraftvolle Bewegungen, wie das Ausdrücken der Zahnpastatube oder das Aufschneiden des Frühstücksbrötchens. Nach 14 Tagen war der Spuk vorüber. Sechs Wochen später kam alles zurück. Jetzt schwollen auch die Fingergrund- und Fingermittelgelenke des Zeige- und Mittelfingers beider Hände an. Schmerzen und Fingersteifigkeit waren morgens am stärksten. Der kräftige Händedruck des Handwerkers am Morgen, der gerade in ihrem Hause tätig war, steigerte den Schmerz ins fast Unerträgliche. Die Schmerzen besserten sich nach einigen Stunden und konnten an manchen Tagen sogar wieder ganz verschwinden. Es kamen jedoch noch weitere vorher unbekannte Erscheinungen hinzu: Ingrid Wächter war ständig müde und lustlos. Nachts schlief sie schlecht. Häufig wurde sie morgens durch Schmerzen in den Fingergelenken wach.

    Axiale Spondyloarthritis (Morbus Bechterew) (Abschn. 6.​1)

    Wie Morbus Bechterew beginnt

    Bereits in der Pubertät schmerzte bei Sven Müller gelegentlich ein Knie. Manchmal war es auch leicht geschwollen. „Wachstumsschmerzen" wurde dazu gesagt. Beim häufigen Fahrradfahren haben damals auch zeitweise die Fersen wehgetan. Nach einigen Jahren wurde er plötzlich von einer neuen Beschwerde gequält: Um 5 Uhr früh erwachte er durch heftige Kreuzschmerzen. Sie besserten sich nur dann, wenn er aufstand und herumging. An ein Einschlafen war nicht mehr zu denken. Der Schmerz kehrte am nächsten Morgen wieder und verschlimmerte sich. Der Kreuzschmerz strahlte links bis zum Knie aus. Nach einigen Wochen spürte er einen heftigen Druck im rechten Auge. Der Augenarzt stellte eine Entzündung der Regenbogenhaut fest.

    Arthritis bei Schuppenflechte (Arthritis psoriatica) (Abschn. 6.​2)

    Psoriasis und Arthritis können zusammengehören

    Jahrelang bestand bei Klaus Thiele eine Schuppenflechte (Psoriasis). Nach seinem 25-jährigen Uhrmacher-Jubiläum schmerzte am Morgen plötzlich der Ringfinger der rechten Hand. Der gesamte Finger war geschwollen und ließ sich nicht mehr richtig krümmen. Die Arbeit in der Werkstatt war gar nicht mehr möglich. Tagsüber besserte sich der Schmerz zwar, aber richtig schmerzfrei wurde er nicht. Der gesamte Finger blieb verdickt und ähnelte einer Wurst („Wurstfinger").

    Reaktive Arthritis (Abschn. 6.​3)

    Reaktive Arthritis: häufig Folge einer Darminfektion

    Torsten Kleber schmerzten am Morgen nach einem Partybesuch das rechte Knie- und das linke Sprunggelenk. Er schob es zunächst auf das ausgelassene Tanzen. In den nächsten Tagen nahmen die Schmerzen jedoch zu. Das rechte Kniegelenk war wärmer als das linke und es erschien ihm auch dicker. Er humpelte. Der Partybesuch konnte nicht die Ursache sein. Auf seiner Asienreise vor drei Wochen hatte er sich doch so wohl gefühlt, war viel gelaufen. Nun ja, bis auf die paar Tage mit dem Durchfall. Aber das hatten in der Reisegruppe viele und es war auch schnell wieder vorbei.

    Sjögren-Syndrom (Abschn. 7.​1)

    Wie sich das Sjögren-Syndrom äußert

    Elfriede Schneider, 54 Jahre alt, spürte plötzlich ihre Gelenke. Unterschiedliche Gelenke schmerzten eine Zeit lang, dann verschwand der Schmerz wieder. Auch die Muskulatur von Armen und Beinen tat weh. Der Hausarzt stellte keine entzündeten Gelenke fest und entließ sie mit der Empfehlung „Abwarten". An ihre wiederkehrende Bindehautentzündung und ihre verklebten Augen am Morgen hatte sie sich schon gewöhnt. Aber jetzt war es doch zu arg geworden. Ständig hatte sie das Gefühl, als sei Sand im Auge. Der Augenarzt diagnostizierte ein trockenes Auge und empfahl künstliche Tränen. Schließlich wurde bei einem Gesundheitscheck beim Hausarzt eine Verminderung der weißen Blutkörperchen festgestellt. Elfriede Schneider ahnte, dass ein Zusammenhang zwischen ihren verschiedenartigen Beschwerden bestehen könnte. Sie recherchierte im Internet und vermutete ein Sjögren-Syndrom. Auch ihr Mund war ständig trocken, was sie auf das viele Sprechen als Lehrerin zurückgeführt hatte. Der aufgesuchte Rheumatologe bestätigte ihre Verdachtsdiagnose und leitete eine Therapie ein.

    Systemischer Lupus erythematodes (Abschn. 7.​2)

    Systemischer Lupus erythematodes: Sonnenbaden als Auslöser

    Für Ines Stoll war es nach dem Abitur ein wunderbarer Urlaub an der Ostsee. Sie ließ sich so richtig in der Sonne braten, obwohl sie wusste, dass sie die Sonne schon seit einigen Jahren nicht mehr so gut vertrug und schnell verbrannte. Doch dann kam zum Sonnenbrand Fieber hinzu. Auch das tiefe Atmen schmerzte und es stach in der Lunge. Ihr Freund brachte sie ins Krankenhaus. Rippenfellentzündung lautete die Verdachtsdiagnose.

    Arteriitis temporalis (Abschn. 8.​1)

    Arteriitis temporalis: plötzliche heftige Kopfschmerzen, Sehstörungen

    Herbert Schulze, ein 71-jähriger rüstiger Rentner, werkelt gern in seinem Hobbykeller und betreut mit viel Freude gelegentlich seinen kleinen Enkelsohn. Wie aus heiterem Himmel traten plötzlich heftige Kopfschmerzen auf. Selbst das Kauen des Frühstücksbrötchens schmerzte heftig im Kiefer. Die Schmerztabletten seiner Ehefrau waren bei ihm völlig wirkungslos. Auch frische Luft half ihm nicht. Das Spiel mit dem Enkelsohn machte keinen Spaß mehr. Plötzlich konnte er für qualvolle Sekunden mit dem rechten Auge nichts mehr sehen.

    Fibromyalgie-Syndrom (Kap. 9)

    Fibromyalgie-Syndrom: langer Weg zur Diagnose

    Christine Weise ging seit ihrem 40. Geburtstag nicht mehr gern zur Arbeit. Ihre Abteilung hatte einen neuen Chef bekommen, der die Aufgabengebiete der Mitarbeiter veränderte. Sie hatte sich nicht gewehrt und musste jetzt im Job viele schwere Akten bewegen. Bald schmerzte der Schultergürtel. Sie ging mehrfach zum Arzt, wurde krankgeschrieben, erhielt Krankengymnastik. Zurück im Betrieb: Jeden Morgen neue Angst vor der Arbeit. Sie beteiligte sich nicht mehr an den Pausengesprächen und zog sich zurück. Herzrasen kam hinzu, wenn sie nur an die Arbeit dachte. Wieder Krankschreibung. Ohne Besserung. Der hinzugezogene Herzspezialist fand nichts Krankhaftes am Herz-Kreislauf-System. Sie solle in ein Fitness-Studio gehen, lautete der Rat. Das traute sie sich bei ihren Schmerzen, die jetzt schon überall im Körper auftraten, überhaupt nicht zu. Die Kollegen tuschelten, was sie denn nur hätte. Sie solle sich doch mal zusammenreißen. Sie schlief schlecht, war morgens unausgeschlafen. Die Hände erschienen ihr geschwollen.

    Heberden-Arthrose (Kap. 10)

    Heberden-Arthrose: Verdickungen der Fingerendgelenke

    Mit Beginn der Wechseljahre fielen Gerda Mayer über Monate zunehmende harte Verdickungen der Fingerendgelenke ihrer beiden Zeigefinger auf. Zuerst war das beschwerdefrei. Nach einem Jahr schmerzten die Verdickungen, besonders dann, wenn sie Hausarbeit verrichtete. Weitere Verdickungen der Endgelenke anderer Finger kamen hinzu. Sie erinnerte sich, dass auch die Hände ihrer Mutter ähnliche Veränderungen hatten. Gerda Mayer, eine gepflegte Frau, störten ihre veränderten Gelenke sehr, hatten doch immer ihre Hände mit den farbenfroh lackierten Fingernägeln alle Blicke auf sich gezogen. Jetzt versteckte sie ihre Hände oft.

    Gicht (Kap. 11)

    Der erste Gichtanfall

    Friedrich Wimmer liebt das Leben. Er isst und trinkt gern. An Krankheiten denkt er nicht. Bei der Feier zu seinem 30. Geburtstag sei er in bester Stimmung gewesen. Es wurde gegrillt und der Alkohol floss. Aber die Nacht danach war dann nicht mehr schön: Heftiger Schmerz im großen Zeh links. Der Zeh war stark angeschwollen, heiß und gerötet. Selbst der Druck der Bettdecke schmerzte bereits. Die Schmerzen ließen im Verlaufe des Tages nur wenig nach. Das Schmerzgel seiner Frau half ihm auch nicht recht.

    Osteoporose (Kap. 12)

    Frauen in der Menopause: Knochenbrüche

    Renate Seller ist eine vielbeschäftigte Managerin. Bereits mit 40 Jahren hatte sie ihre Regelblutungen verloren. Sie erklärte es sich mit dem vielen Stress, dem sie ausgesetzt war. Alle Wege erledigte sie mit dem Auto. Für Sport blieb keine Zeit. Sie war gerade 50 Jahre alt geworden, als sie auf dem Flughafen auf einer Bananenschale ausrutschte und strauchelte. Zum Glück konnte sie

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