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Kindermorde: Fünf authentische Kriminalfälle  aus der DDR
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eBook230 Seiten2 Stunden

Kindermorde: Fünf authentische Kriminalfälle aus der DDR

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Über dieses E-Book

Juli 1963: Die siebenjährige aus Berlin-Weißensee stammende Marita E. ist mit ihrer neunzehnjährigen Schwester zu Besuch bei einer Familie in Cottbus. Für einen verhängnisvollen Moment verliert die große Schwester das kleine Mädchen bei einem Spaziergang durch die Stadt aus den Augen – einige Tage später wird die verscharrte Leiche des
Kindes aufgefunden.
Berlin-Prenzlauer Berg, 29. März 1972: Freudig klingelt die neunjährige Carola morgens vor Schulbeginn an der Wohnungstür ihres »großen Freundes« Günter L. Der 28-Jährige hat dem Mädchen ein Geschenk versprochen, denn Carola hatte am Tag zuvor Geburtstag. Doch der hoffnungsfrohe Besuch endet für das Kind in
einem grauenhaften Szenario …
Am 15. Januar 1981 erstattet Margitt B., wohnhaft in
Halle-Neustadt, auf dem örtlichen Polizeirevier eine Vermisstenanzeige. Ihr Sohn Lars, 7 Jahre alt, ist nach dem Besuch einer Kinoveranstaltung nicht nach Hause zurückgekehrt. Die fieberhafte Suche nach dem Jungen bleibt fast zwei Wochen lang erfolglos – bis ein 19-jähriger Streckenwärter der Deutschen Reichsbahn auf dem Streckenabschnitt
Halle–Leipzig, in der Nähe der Ortschaft Schkeuditz, einen Koffer entdeckt, worin die Leiche des vermissten Kindes liegt, unter anderem bedeckt mit alten Zeitungen und Zeitschriften. Der erschütternde Fall wird später als »Kreuzworträtselmord« weithin bekannt.
Remo Kroll und Frank-Rainer Schurich schlagen ein finsteres Kapitel der DDR-Kriminalgeschichte auf. Die True-Crime-Experten schildern auf Basis der originalen Akten fünf unfassbare Gewaltverbrechen an Kindern und die aufwühlende Fahndung nach
den Tätern.
SpracheDeutsch
HerausgeberBild und Heimat
Erscheinungsdatum18. Mai 2022
ISBN9783959588317
Kindermorde: Fünf authentische Kriminalfälle  aus der DDR

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    Buchvorschau

    Kindermorde - Remo Kroll

    Vorwort

    »Nicht zu interpretieren, ist unmöglich, genauso unmöglich wie sich am Denken zu hindern«, schrieb der welt­bekannte italienische Schriftsteller Italo Calvino vor vielen Jahren in seinem phantasievollen, gegenwarts­bezogenen und doppelbödigen Roman Herr Palomar. Eine Weisheit, die für jeden Kriminalisten gilt und damit auch für jene, die über wahre Kriminalfälle schreiben.

    Wir berichten über fünf tragische, auf grausame Art und Weise begangene Kindermorde aus der DDR. Die ersten vier Fälle haben wir unter kriminalistischen Aspekten fachlich-sachlich unter Berücksichtigung der W-Fragen dargestellt (Was passierte durch wen, warum, wo, womit, wie und wann?). Die fünfte Geschichte mit dem Titel »Pflaumenkuchenzeit« ist dagegen als Kriminalerzählung gestaltet, in der die handelnden Personen in Dialogen agieren.

    Dem in der Kriminalgeschichte vermutlich einzigartigen »Kreuzworträtselmord« in Halle-Neustadt haben wir in Abgrenzung zu den kursierenden Geschichten einen anderen Titel gegeben: »Es geschah am 15. Januar …« Der kundige Leser weiß, dass schon viel darüber geschrieben worden ist. Wir haben die Wege zur Täter­ermittlung und die Aussagen des sadistischen Mörders in den Mittelpunkt gestellt.

    Ausführlich berichten wir nicht nur über Vernehmungen und andere kriminalistische Ermittlungen wie Anzeigenaufnahme, Tatortarbeit, Spurensuche und -sicherung, sondern auch über die zentralen und bedeutenden Inhalte der uns vorliegenden gerichtsmedizinischen und psychiatrischen Gutachten, um die Psychogramme der Täter, die ebenso in ihren biografischen Eckdaten sichtbar werden, weiter aufzuhellen.

    Wir beziehen in allen Berichten das gesellschaftliche und soziale Umfeld ein und weisen auf Ursachen und Bedingungen für die geschilderten Verbrechen hin. Auch die konkreten Lebenssituationen der Opferfamilien sollen nicht ausgenommen werden, denn in einem Fall führten sie dazu, dass das Verschwinden des Kindes erst viel zu spät bemerkt wurde. Dabei gehen wir aber behutsam vor, denn die Eltern der Opfer haben gelitten und viel durchgemacht und sollten deshalb nach so vielen Jahren nicht noch an den Pranger gestellt werden, insbesondere wenn die Familienverhältnisse schwierig waren.

    Ist der Kindermörder gefasst worden, bleiben wir nicht bei der Schilderung der Verbrechen stehen, sondern ergründen sowohl die inneren und äußeren Ursachen als auch die psychologischen Bedingungen für seine Taten.

    In drei der fünf Fälle in diesem Buch gelang es, die männlichen Täter zu ermitteln und gerechten Strafen zuzuführen, aber zwei Verbrechen konnten nicht aufgeklärt werden. Warum wurden die Mörder nicht ermittelt? War es Unvermögen der Kriminalisten oder hatten sie einfach keine Chance, weil sich die Täter nicht im sogenannten sozialen Nahfeld befunden hatten? Denn es ist eine alte Kriminalisten-Weisheit: Wenn der große Unbekannte, der nicht aus dem Verwandten- und Bekanntenkreis stammt, zufällig mit dem Opfer zusammentrifft, ist die Ermittlung des Täters in der Regel eine höchst anspruchsvolle und zumeist langwierige Aufgabe, die nicht immer gelöst werden kann.

    Warum also konnten die beiden Mädchentötungen nicht aufgeklärt worden? Eine Antwort können wir nur teilweise geben, weil gerade beim Studium dieser Aktensammlungen ein sehr hoher Interpretationsbedarf bestand, um Italo Calvino noch einmal das Wort zu geben. Insofern können diese beiden Fallbeschreibungen wohl eher als ernsthafte, aber sehr kurze Skizzen bezeichnet werden, mit dem Ziel verfasst, dass diese Kriminalfälle und vor allen Dingen die Opfer nicht vergessen werden dürfen. Außerdem war es nicht sinnvoll, Hunderten von Hinweisen und Spuren zu folgen, die am Ende nicht zur Aufklärung beitrugen, sondern oft in die Irre führten. Im ersten Fall »Die Tote im Wald« wurden mehr als zweitausend Personen aufgesucht, befragt und vernommen – aber eben ohne Ergebnis.

    Es gibt in der Tat einige Faktoren, die die meisten unaufgeklärten Morde gemeinsam haben. »An erster Stelle die Einfachheit«, erklärt uns der literarische Kriminalkommissar Lindström in Håkan Nessers Roman Kim Novak badete nie im See von Genezareth anhand des Falles Berra Albertsson: »… alles, was der Mörder tun musste, war, zwei Schritte vorzutreten und mit dem Hammer zuzuschlagen. Oder dem Vorschlaghammer, was auch immer. Noch ein Schlag, schon war alles klar. Dann nur noch die Mordwaffe vergraben und die ganze Geschichte vergessen … vielleicht hoffen, dass in den Morgenstunden etwas Regen fallen würde, und das tat es ja auch.« Nun, das kann im Einzelfall tatsächlich so sein. Und oft arbeitet die Zeit für den Mörder, wie im Fall »Der ominöse Onkel« nachgelesen werden kann, in dem ein in höchstem Maße Verdächtiger erst nach seinem Selbstmord ins Visier der Ermittler kam.

    Einen Kriminalbericht nach Aktenlage zu verfassen, ist mit einigen Hindernissen verbunden. Die Berichte und Protokolle können noch so »vollständig« sein, die Wahrheit von der Fiktion und die Notwendigkeit vom Zufall zu trennen, bleibt eine ständige Aufgabe. Oder anders formuliert: Was war die Wirklichkeit und was Phantasie, Einbildung, Idee, Schein, Illusion oder Traum? Insbesondere dann, wenn Beschuldigte und Zeugen Aussagen machen, die ja nur noch in Protokollen existieren. Denn es ist doch so, dass in manchen gedanklichen Systemen eben verschiedene Zeiten an verschiedenen Orten existieren. Menschen können bewusst die Unwahrheit sagen oder sich irren.

    Was die Befragungen und Vernehmungen betrifft, so ist es eine alte Weisheit, dass die Protokolle auf das Wesentliche konzentrierte Niederschriften der Aussagen enthalten, wodurch eine Reihe von Fehler- und Interpretationsmöglichkeiten entstehen. Die Protokolle sind dann, wenn sie keine wörtlichen sind, eigentlich nicht Protokolle der Aussage des Vernommenen, sondern eine Niederschrift der Aussage des Vernehmenden über die Aussage des Vernommenen. Das schrieb schon im Jahr 1984 der Kriminalpsychologe und Vernehmungsexperte Prof. Dr. Axel Römer, der an der Sektion Kriminalistik der Humboldt-Universität zu Berlin lehrte. Man kann sich gut vorstellen, dass die Interpretation solcher Niederschriften mit einigen Komplikationen verbunden ist.

    Und auch die von uns zahlreich zitierten und interpretierten Protokolle über kriminalistische Maßnahmen (darunter Tatortbefundberichte, Protokolle über kriminaltechnische Tatortarbeit, Protokolle über eine vermisste Person) setzen bei deren Studium immer einen kritischen Umgang voraus. »Jedes Protokoll setzt einen Protokollanten voraus und enthält daher auch die aus dessen Person resultierende Unvollkommenheit«, schrieb Prof. Dr. Axel Römer ebenfalls im Jahr 1984.

    Trotz all dieser Einschränkungen denken wir aber, dass es wahrhafte Berichte sind, die die wirklichen Vorgänge widerspiegeln. Mit anderen Worten: Wir haben uns der Wahrheit genähert, die uns und den Lesern verständlich ist.

    Längere Zitate aus den Vernehmungsprotokollen und Gutachten sind zur besseren Orientierung kursiv gesetzt. Auslassungen haben wir bei den Zitaten stets mit (…) markiert.

    Die Namen der Täter, Opfer und Zeugen sind aus personenrechtlichen Gründen verändert. Für die erfundenen Namen erklären Verlag und Autoren, dass Personen mit diesen Namen in den fünf Mordfällen niemals existiert oder agiert haben. Übereinstimmungen wären rein zufällig. Es war zudem notwendig, einige Wohn- und Tatorte zu verlegen oder Handlungsstränge zu vereinfachen.

    Die Abbildungen entnahmen wir den im Literaturverzeichnis aufgeführten Akten. Wir haben durchgängig auf solche Fotos verzichtet, auf denen die ermordeten Opfer nach ihrem Auffinden zu sehen sind.

    Wir danken Frau Christel Brandt von der BStU sehr herzlich für die Bereitstellung des Aktenmaterials in drei Fällen und dem ehemaligen Leiter der Morduntersuchungskommission Halle Siegfried Schwarz, mit dem wir uns ausführlich zum »Kreuzworträtselmord« ausgetauscht haben. Unser Dank gilt auch Dipl.-Krim. Gerd Hennig, dessen Diplomarbeit zum »Kreuzworträtselmord« aus dem Jahr 1983 uns sehr geholfen hat, den Fall anschaulich und faktenreich darzustellen.

    »Es ist ein Gesetz«, sagte der Meisterdetektiv Sherlock Holmes zu seinem Assistenten Dr. Watson in der Erzählung »Die Liga der rothaarigen Männer« von Ar­thur Conan Doyle, »dass sich die bizarrsten Geschehnisse als die am wenigsten mysteriösen herausstellen. Es sind die gewöhnlichen, gesichtslosen Verbrechen, die wirklich verwirren, geradeso wie sich ein gewöhnliches Gesicht schwer identifizieren lässt.«

    Wir wünschen Ihnen eine spannende Lektüre und reizvolle Interpretationen.

    Remo Kroll und Frank-Rainer Schurich

    Die Tote im Wald

    Cottbus. Sonntag, 21. Juli 1963

    Am 22. Juli 1963 zeigte die neunzehnjährige Kinderpflegerin Monika Ezold aus Berlin-Weißensee bei der Kriminalpolizei Cottbus an, dass ihre Schwester, Marita Ezold, seit dem 21. Juli 1963 gegen 14 Uhr vermisst wird. Die beiden Schwestern waren am Vortag in der Stadt eingetroffen, um eine andere Schwester abzuholen.

    Die Familie Ezold stammte aus Cottbus, das vermisste Kind war auch in Cottbus geboren worden. Während ihres Aufenthalts in der Stadt wohnten Marita und Monika in der Wernerstraße bei der befreundeten Familie Guth, die zu ihrem familiären Freundeskreis gehörte. Laut Protokoll sagte die große Schwester aus: »Gegen 11.00 Uhr am 21.7.1963 hat die Frau Guth die Marita mit ihren Kindern zusammen zum Eis-Essen geschickt. Marita sollte um 12.30 Uhr wieder zu Hause sein. Sie ist aber erst um 13.30 Uhr gekommen. Zu dieser Zeit habe ich mich mit meinem Kleinkind an der Ecke Karl-Liebknecht-Straße – Wernerstraße an der Drogerie aufgehalten. Dort habe ich sie getroffen. Da sie später als wie vereinbart vom Eis-Essen gekommen ist, habe ich zu ihr gesagt, dass sie jetzt essen gehen solle und dann solle sie schlafen gehen. Sie fing dann an zu weinen, vermutlich, weil ich sie nicht mitnehmen wollte. Aus diesem Grund habe ich zu ihr gesagt, dass sie schnell essen gehen solle, und ich werde auf sie warten. Bis gegen 14.00 Uhr habe ich mich dann auch in der Nähe der Drogerie aufgehalten. Ich sah Marita gegen 14.00 Uhr aus dem Haus Wernerstraße kommen. Sie ging zuerst in Richtung der Karl-Liebknecht-Straße und dann in Richtung des Geschäftes ›Lucullus‹. (…) Ich habe Marita mit ihrem Namen angerufen. Sie hat sich auch umgedreht, ist aber nicht stehen geblieben. Dann habe ich gesehen, wie sie in die Bahnhofstraße in Richtung der Berliner Straße hineingelaufen ist.«

    Vor etwa fünf Jahren sei Marita, so sagte Monika Ezold aus, in Cottbus schon einmal weg gewesen. Sie hatte sich damals verlaufen, hatte dann aber Personen angesprochen und sich nach Hause bringen lassen.

    Die Anzeigenerstatterin gab folgende Personenbeschreibung: scheinbares Alter sechs bis acht Jahre, kleine und zierliche Gestalt, etwa 90 bis 110 Zentimeter groß, schmales Gesicht, Augen (Iris) grün, schielt etwas, bräunliche Hautfarbe, Sommersprossen über der Nase, dunkelblondes Haar, lang herabfallend bis auf die Schultern. In der Mitte der Haare ein kleiner Scheitel, der von allein fällt. Marita trug ein blau-weißes Dederonkleid, Grundfarbe weiß, mit blauen Kreisen bedruckt, weiße Kniestrümpfe und weiße Halbschuhe. Nach Meinung der Anzeigenerstatterin hatte sie kein Hemdchen an, nur einen bunten Schlüpfer. Gegenstände und Geld führte sie nicht bei sich.

    Monika Ezold ergänzte dann noch, dass ihre kleine Schwester anderen Personen gegenüber sehr aufgeschlossen wurde, wenn sie bei ihr Vertrauen erweckten. Und sie hatte ein besonderes Kennzeichen: eine große Operationsnarbe am linken Arm, die vom Schultergelenk bis zum Handgelenk reichte – die Folge eines Verkehrsunfalls. »Diese Narbe ist nicht zu übersehen.«

    Schnell wurde aus der Vermisstensache ein Fall für die Morduntersuchungskommission der BDVP Cottbus. Sie war nicht nur untersuchungsführend bei Morden und Totschlagsdelikten im Bezirk Cottbus, sondern auch bei Anzeigen über vermisste Personen, bei denen der Verdacht einer vorsätzlichen Tötungsstraftat bestand.

    Am 23. Juli 1963 wurde Monika Ezold dort »nachvernommen«. Sie ergänzte, dass sie sich am 21. Juli gegen 14 Uhr mit einer Freundin, die sie zufällig getroffen hatte, auf der Straße unterhielt und während dieses Gesprächs bemerkte, dass die kleine Schwester das Haus verließ und zur Drogerie rannte. Sie schaute nur kurz hinüber und unterhielt sich weiter mit der Freundin, weil sie dachte, Marita würde nun zur anderen Straßenseite kommen. Aber das geschah nicht. »Als ich mich dann wieder umdrehte, sah ich meine Schwester weiter nach dem Geschäft ›Lucullus‹ rennen. Da meine Schwester nicht zu mir gekommen war, sondern weiterrannte, verabschiedete ich mich von meiner Freundin und lief meiner Schwester hinterher«, so die Zeugin. »Ich sah dann, dass meine Schwester nach links in die Bahnhofstraße einbog. Als ich am Geschäft ›Lucullus‹ war, schaute ich in die Richtung, in der meine Schwester entlangrannte, jedoch habe ich diese nicht mehr gesehen. An der Kreuzung hielt ein Bus, und ich wartete so lange, bis der Bus die Kreuzung verlassen hatte, und lief dann über die Kreuzung. Wo der Bus hingefahren ist, weiß ich nicht, da ich darauf keine Obacht gab. Ich lief dann die Bahnhofstraße entlang bis zum Haus Nr. (…). Dort blieb ich stehen, da ich mir keinen Rat mehr wusste, denn meine Schwester habe ich nirgends mehr gesehen.«

    Am 24. Juli 1963 wurde auch die Freundin von der Kriminalpolizei vernommen, ohne dass sie entscheidende Hinweise zum Verbleib von Marita geben konnte. Sie bestätigte aber alle Aussagen von Monika Ezold. Sie sei der suchenden Freundin dann hinterhergelaufen. Befragt wurde auch die gastgebende Familie, aber auch sie wusste nicht zu berichten, wo sich Marita möglicherweise aufhielt.

    Der Leiter der Einsatzgruppe, Hauptmann der K Albert Wolter, erklärte in einem Gespräch mit der Tageszeitung Lausitzer Rundschau, abgedruckt am 6. August 1963, dass alle Hinweise überprüft worden seien, es aber immer noch keine Spur von Marita Ezold gäbe. Jedem noch so kleinen Hinweis werde allerdings nachgegangen, und so bat er die Bevölkerung weiter um Mithilfe.

    Am 5. August 1963 fand ein aufmerksamer Bürger in einem Waldstück an der Fernverkehrsstraße 115 – circa acht Kilometer von Lübbenau in Richtung Vetschau, in Höhe des Kilometersteins 114,8 – eine blutbefleckte graue Wolldecke mit dem Eigentumsstempel »EKO« (Eisenhüttenkombinat Ost in Eisenhüttenstadt), an der ein 0,55 x 1,21 Meter großes Stück fehlte, das wahrscheinlich abgeschnitten worden war. Er übergab sie der Objektdienststelle des MfS im Kraftwerk Lübbenau,

    Zeitungsartikel aus der Lausitzer Rundschau vom 6. August 1963

    die die Abteilung Kriminalpolizei des VPKA Calau verständigte. Vom Kriminaldienst wurde daraufhin der Fundort besichtigt und ein Spurensicherungs­bericht verfasst. Weitere Spuren konnten aber nicht gefunden werden. Am 9. August traf diese Decke bei der Abteilung Kriminalpolizei der BDVP Cottbus ein, wo sie bis zum 13. August im Sachgebiet Kriminaltechnik nicht bearbeitet

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