Gedanken zur Menschlichkeit
Von Müller Annette
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Über dieses E-Book
Mit „Gedanken zur Menschlichkeit“ präsentiert Annette Müller wertvolle Impulse, die dazu anregen sollen, das eigene Menschsein zu hinterfragen und den Aufbruch zu wagen in eine bewusstere, selbstbestimmtere Zukunft.
Annette Müller
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Buchvorschau
Gedanken zur Menschlichkeit - Müller Annette
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Was ist eine Bewusstseins-Evolutionärin?
Je erfolgreicher desto verzweifelter
Aufbruch immer neu
Spiritualität
Individualität
Freiheit
Ökologie
Zu Beginn des Maschinenzeitalters
Wann ist ein Leben Lebenswert?
Falsche Dankbarkeit, falsche Versprechen
Verdammtes Wachstum
Wie viel Philosophie verträgt das Business?
Leben wie im Urlaub
Menschlichkeit Quo vadis
Die Autorin:
Annette Müller
Bibliografische Information der deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar
Sachbuch
© 2022 San Esprit Verlag
Alle Rechte vorbehalten
Coverfoto: Daniil Silante@unsplash.com
Herstellung: Best Practice Verlag
Digitalisierung: www.behnischdesign.de
ISBN: 978-3-943099-41-6
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.
Was ist eine Bewusstseins-Evolutionärin?
Ich habe mich schon sehr früh für die fernöstlichen Philosophien interessiert. Dieses Interesse wurde erweckt, weil meine Eltern ein Hotel hatten. Dort hatten wir sehr viel Publikum aus fernen Ländern und es war immer sehr spannend für mich, diese Menschen kennenzulernen. Da kam es eben auch zum Kontakt mit diesen Philosophien. Es kamen Leute zu uns, die mir von Yoga erzählten, von Indien und von Meditation. Sehr bald kaufte ich mir die ersten Bücher, da muss ich etwa 13 Jahre alt gewesen sein. Es war gar nicht so leicht, diese bei uns auf dem Dorf zu bekommen, denn der Buchladen wusste überhaupt nicht, was das sein sollte: „Wie bitte, Yoga? Das habe ich noch nie gehört." Das Thema war zu diesem Zeitpunkt noch recht exotisch.
Ich kam auch schon früh in Kontakt mit Chi, weil ich mit acht oder neun Jahren bereits mit Karate und Judo begonnen hatte. Und mein Lehrer lehrte eben auch Ki bzw. Chi. Daher war mir das alles nicht fremd. In der Schule habe ich mich nie zuhause gefühlt, habe dort einfach nicht den Sinn des Lebens gefunden.
Als ich endlich reisen durfte, machte ich mich sofort auf den Weg nach Indien. Da bin ich dann mehr oder weniger hängen geblieben, habe Yoga, Meditation und Philosophien studiert, unter anderem den Kashmir-Shivaismus und Vedanta. Das bildete damals das Fundament dafür, heute Bewusstseins-Evolutionärin zu sein und Bewusstseinsevolution in die Welt hinauszutragen. Mir ist es wichtig, dass wir Menschen zu uns selber finden, dass wir wissen, wer wir eigentlich sind, und uns weiterentwickeln. Evolution ist schließlich eine Entwicklung. Wir als Menschen sollten zusehen, dass wir stetig vorankommen, nicht nur im Bereich der Technik, sondern in unserem Wissen und unserer Weisheit.
Ich verbrachte einige Zeit in Indien, aber auch auf Hawaii. Dort lernte ich bei verschiedenen Lehrern aus sehr unterschiedlichen Kulturen sowohl das Fernöstliche als auch das Hawaiianische kennen. All das hat mich nachhaltig beeinflusst. Dabei ist es vor allem die Frage der Spiritualität, die eine wichtige Rolle spielt. Die Frage nämlich: Wie passt diese Art der Spiritualität zu unserer westlichen Auffassung von Philosophie und Leben?
Wer hier in unserer westlichen Welt lebt, ohne darüber nachzudenken, wer er eigentlich ist, wo ihn sein Leben hinführen soll und was das alles für ein Sinn hat, der ist meistens in gewisser Weise unglücklich. Dieses Phänomen lässt sich überall beobachten: Wir finden sehr viel Unglück vor, obwohl wir doch in Saus und Braus leben und alles haben, was wir brauchen. Und doch tragen wir diese unglaubliche Unzufriedenheit in uns. Da können wir auf diese Weisheitslehren – die ja nicht erst vorgestern erfunden wurden, sondern die uns schon seit Menschengedenken begleiten – zurückgreifen und sie nutzen, um in die Tiefe zu blicken und einen Sinn im Leben zu erkennen.
In diesem Buch wird es genau um diese Überlegungen und Fragen gehen. Bleiben wir aber zunächst beim Thema Bewusstseinsevolution: Wie entwickelt sich ein Bewusstsein? Schließlich vollzieht sich Evolution ja eher als Automatismus in einer natürlichen Weiterentwicklung. Wie kann man das beeinflussen?
Evolution ist in der Tat etwas, das sozusagen von allein geschieht. Andererseits braucht es ein Bewusstsein, das diese Weiterentwicklung beobachtet. Das heißt, unser Bewusstsein gibt der Evolution oder dem Wachstum überhaupt erst Leben. Denn wenn es unser Bewusstsein nicht gibt, wer beobachtet dann, dass sich dort etwas entwickelt? Und diese Bewusstseinsevolution, also die Entwicklung unseres eigenen Bewusstseins, ist etwas, das wir sehr dringend brauchen.
Wir sehen, wie schnell sich die Technik entwickelt. Wir sehen, wie schnell sich alle menschlichen Errungenschaften entwickeln. Was hinterherhinkt, ist unser Bewusstsein. Wir kommen überhaupt nicht mehr mit: das Internet, die Autos, der Klimawandel, der Zustand der Erde, was alles passiert in Politik und Wirtschaft. Diese Zusammenhänge überhaupt zu erkennen und ihnen folgen zu können ist etwas, das den individuellen Verstand, das Bewusstsein eines jeden Einzelnen komplett überfordert. Deshalb ist eine Entwicklung unseres eigenen Bewusstseins so wichtig. Und diese Bewusstseinsentwicklung können wir bewerkstelligen, indem wir uns auf die alten Weisheiten beziehen, indem wir uns den alten Lehren zuwenden, indem wir uns nach innen wenden und Möglichkeiten finden, uns selbst weiterzuentwickeln.
Das heißt: Jeder kann sein Bewusstsein stärken und zu einer solchen beobachtenden Instanz werden, ist aber zugleich Teil des verzahnten Systems. Man kann sich schließlich nicht komplett zurückziehen und nur noch auf das Innere beziehen. Das gelingt möglicherweise den indischen Yogis, aber hier in unserer westlichen Kultur ist das nahezu unmöglich.
Wenn wir uns also fragen, wie viel Bewusstsein, wie viel Erkennen von Bewusstseinsevolution hierzulande überhaupt sein darf und wie wir daraus konkret Nutzen ziehen können, müssen wir uns zunächst die Frage stellen, wer überhaupt beurteilt, was sein darf und was nicht? Wenn wir das zunächst nur auf uns selbst beziehen, ergeben sich Fragen wie: Darf ich das? Wer bestimmt für mich?
Grundsätzlich haben wir als Person, als interdependente Person, die Pflicht, uns selbst weiterzuentwickeln. Denn wenn ich mich nicht weiterentwickel, werde ich irgendwann einmal zur Last für andere. Hier geht es um Fragen, wie: Brauche ich den Sinn für mich? Welchen Sinn mache ich hier in der Welt überhaupt? Diese Fragen sollte sich jeder selbst stellen. Das Gute ist: Wir besitzen die Intelligenz, die uns diese Fragen irgendwann auch beantwortet.
Somit wird also das Thema „nach innen schauen" – sich über den Sinn des Lebens, des eigenen Seins, des intellektuellen Erfassens, vielleicht auch des emotionalen Erfassens Gedanken zu machen – zu einer existenziellen Frage. Und jeder ist verpflichtet, sich diese Fragen zu stellen, um sich selbst und in der Folge die Gesellschaft weiterzubringen und gegebenenfalls deren Fortbestand sowie deren Evolution entsprechend mitzugestalten.
Damit sind wir auch schon beim Thema „Gedanken zur Menschlichkeit": Wie menschlich ist unsere Gesellschaft überhaupt? Meiner Meinung nach ist unsere Gesellschaft leider völlig unmenschlich, sie geht ganz und gar am Menschlichen vorbei. Mit dem Menschlichen meine ich hier wirklich die Frage: Wer und was ist der Mensch überhaupt? Ich bin der Auffassung, dass wir von unserem wahren Menschsein abgehalten werden, durch die Strukturen und ebenso die Manipulation der Gesellschaft. Es fühlt sich so an, als ob wir gar nicht zu unserer inneren Kraft, zu unserer eigenen Stimme finden sollen. So, als ob wir vielleicht sogar weggesperrt würden, wenn wir zu einer eigenen Stimme finden sollten. Das mussten wir ja bereits in der Vergangenheit oft beobachten. Für mich ist diese Gesellschaft, obwohl es uns nicht mangelt an Essen, Wärme oder Ähnlichem, trotzdem völlig unmenschlich.
Berücksichtigen wir in diesem Zusammenhang unsere Verpflichtung, uns selbst weiterzuentwickeln, um auch die Gesellschaft weiterzuentwickeln, ergibt sich automatisch die Frage: Entwickeln wir uns überhaupt hin zu einer menschlicheren Gesellschaft? Müssen wir spiritueller werden, um die Menschheit besser zu machen? Müssen wir uns möglicherweise „deökonomisieren", um menschlicher zu werden? Und kann uns Spiritualität dabei helfen?
Das Thema Spiritualität heißt meiner Meinung nach nur Spiritualität, damit man es in eine Ecke drängen kann. Für mich ist Spiritualität einfach das „Menschlichsein", ohne jegliche Wertung. Das ist eine unserer Grundlagen. Denn es ist ja tatsächlich so, dass der Mensch nicht nur aus Fleisch und Blut, Knochen, einem Herzen, das schlägt, und Beinen, die ihn nach links und rechts tragen, besteht. Sondern der Mensch besteht als erstes aus Verstand, aus einem Geist, der die Beine überhaupt erst anweist, in diese Richtung und in jene Richtung zu gehen. Nun würde ein Kritiker sagen: Wer schon so denkt, der denkt spirituell. Aber so ist es ja überhaupt nicht. Es ist einfach eine Grundlage. Das bestätigen schließlich auch Psychologen: dass nämlich unser Geist und unsere Emotionen steuern, was wir in der Welt bewirken. Und diese Menschlichkeit gilt es überhaupt erstmal zu betrachten. Wer oder was ist der Mensch denn überhaupt? Ist er wirklich nur das Rädchen, das dazu beiträgt, dass die ganze Ökonomie im Fluss bleibt? Ist er denn wirklich dazu verdammt, krank zu werden, nur damit man sich an ihm dumm und dusselig verdienen kann, weil er dann beispielsweise Medikamente braucht? Ist er dazu verdammt, alt und schwach zu werden, damit er auch im Altersheim noch Geld einbringt? Das ist alles nur Konsum. Und ich finde, wir müssen darüber nachdenken, ob das alles richtig ist.
Nun ist aber