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Zinsen sind verlorenes Geld: Warum es notwendig ist, den Kapitalismus zu überwinden
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Zinsen sind verlorenes Geld: Warum es notwendig ist, den Kapitalismus zu überwinden
eBook204 Seiten2 Stunden

Zinsen sind verlorenes Geld: Warum es notwendig ist, den Kapitalismus zu überwinden

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Über dieses E-Book

Die Wirtschaftsunternehmen der Realwirtschaft müssen für die Kredite, die sie von den Geschäftsbanken erhalten haben, Zinsen bezahlen. Diese Zinsen verlassen über die Geschäftsbanken den Geldkreislauf der Realwirtschaft und wandern ab in den Geldkreislauf der Finanzwirtschaft. Dadurch nimmt die Menge des umlaufenden Geldes in der Realwirtschaft immer weiter ab. Tendenziell würgt dieser Aderlass an Geld die Realwirtschaft auf die Dauer ab. Das Spannende dabei ist, dass die Realwirtschaft für die Tilgung der aufgenommenen Kredite und für die jährlich fälligen Zinsen mehr Geld aufbringen muss, als in der Realwirtschaft überhaupt umläuft. Das muss langfristig zum Zusammenbruch der Realwirtschaft führen. Damit dieser Zusammenbruch aufgehalten wird, gibt die Zentralbank regelmäßig neues Geld in den Geldkreislauf hinein, aber wiederum in Form von Krediten. Diese neuen Kredite erfordern aber auch neue Zinsen. Das System aus Schuldentilgung und Zinszahlung über neue Kredite ist ein Schneeballsystem, an dem die Wirtschaft zwangsläufig zugrunde gehen muss. Unter diesem Zwang, das Geld für den Schuldendienst auftreiben zu müssen, werden die Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten immer härter, und die Umwelt wird immer stärker belastet. Gleichzeitig sammelt sich das Geldvermögen zunehmend bei den Geldgebern an, und die arbeitende Bevölkerung geht weitgehend leer aus. Der Zwang zur Produktivitätssteigerung lässt die Arbeitslosigkeit langfristig wachsen. Eine Lösung des Problems sind einmal die zinsfreie Vergabe von Krediten und zum zweiten eine Umlaufsicherung für das Geld, um die Hortung von Geld zu vermeiden.
SpracheDeutsch
Herausgeberepubli
Erscheinungsdatum2. Apr. 2016
ISBN9783737516273
Zinsen sind verlorenes Geld: Warum es notwendig ist, den Kapitalismus zu überwinden

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    Buchvorschau

    Zinsen sind verlorenes Geld - Otfried Müller

    Vorwort

    Als Kind sah ich im Treppenhaus eines öffentlichen Gebäudes eine Grafik, wie ein Mensch mit offenem Mund seine Hand hinters Ohr hält, um besser hören zu können. Darunter standen die Worte: „Wer Ohren hat zu hören, der höre. (Matth. 11, 15)"

    Es war weniger der Text, der mich anfänglich so sehr beeindruckte, sondern es war die eindringliche Grafik. Sie brannte sich mir ins Gedächtnis ein und erinnerte mich stets an diesen für mich damals belanglosen Text. Womit sollte ich denn sonst hören, wenn nicht mit den Ohren? Es mussten erst einige Jahre vergehen, bevor sich mir der tiefere Sinn dieser Worte erschloss, und zwar in Verbindung mit Kants Aufruf „Sapere aude!"

    Immanuel Kant, der große Philosoph der Aufklärung, rief vor zweieinhalb Jahrhunderten die Menschen auf, selber zu denken und sich nicht kritiklos von der Meinung anderer abhängig zu machen. Er forderte den mündigen Menschen, der sich selber seine eigene Meinung über die Welt bildet.

    Sapere aude! Habe den Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! Greife die Informationen auf, die dich erreichen, und blende sie nicht aus, nur weil sie nicht in dein Weltbild passen. Und denke vor allem darüber nach. Nicht das Nachplappern vorgesagter Glaubenssätze bringt dich weiter, sondern das eigene Nachdenken über die Dinge, die du hörst, siehst oder liest.

    Diese beiden Weckrufe wirkten in mir nach, als ich im Internet auf die Veröffentlichungen von Bernd Senf stieß (www.berndsenf.de). Vorher passte meine Ansicht über die Wirtschaft noch gut in die Welt. Sie war fest gefügt, denn die Ausführungen von Gregory Mankiw und Mark Taylor gaben mir Gewissheit. Ich hatte gelernt: Die Marktwirtschaft ist der staatlichen Planungswirtschaft haushoch überlegen, Angebot und Nachfrage regeln den Preis, und der Motor wirtschaftlichen Handelns ist der Gewinn. Man kann nur das Geld ausgeben, das man hat. Ach ja, nicht zu vergessen: Schulden müssen bezahlt werden und kosten Zinsen. Zinsen sind wichtig, denn sie lassen das Geld dorthin wandern, wo es am effektivsten wirken kann.

    Bernd Senf lenkte meine Aufmerksamkeit auf Fragen, die ich bisher mit volkswirtschaftlichen Glaubenssätzen erklärt hatte. Seine Ausführungen öffneten mir die Augen dafür, dass sich hinter manchen Glaubenssätzen der Volkswirtschaftslehre massive wirtschaftliche und soziale Widersprüche verbargen. Auf einmal waren so manche wirtschaftliche Selbstverständlichkeiten für mich überhaupt keine mehr.

    Ich bin Bernd Senf unendlich dankbar dafür und möchte in diesem Zusammenhang auf seine Bücher „Der Nebel um das Geld, „Der Tanz um den Gewinn und „Die blinden Flecken der Ökonomie" als weiterführende und gut verständliche Lektüre hinweisen.

    Der Autor

    1 Zur Einführung

    Unser ganzes Leben ist geprägt von wirtschaftlichen Verhältnissen, wirtschaftlichen Entscheidungen und ihren Auswirkungen. Um sich in einer solchen Welt gut zurechtzufinden, ist es notwendig, die Zusammenhänge, wie die Wirtschaft funktioniert, zu verstehen. Die Regeln, nach denen wirtschaftliche Abläufe gestaltet werden, sind keineswegs vom Himmel gefallen, sondern sie sind in erheblichem Umfang von Menschen gemacht, und zwar wurden sie vorwiegend nach den Wünschen der Besitzenden gemacht.

    Dieses Buch möchte einen Beitrag dazu leisten, dass mehr Menschen die großen Zusammenhänge im Wirtschaftsgeschehen und die Wirkungsweisen unseres Geldsystems verstehen. Dabei verwendet es einfache Begriffe und versucht, die Zusammenhänge möglichst überschaubar darzustellen. Es wird in diesem Buch herausgearbeitet, dass wirtschaftliche Fragen uns nicht nur angehen, sondern dass wir vom wirtschaftlichen Gang der Dinge persönlich betroffen sind. Es ist, wie wenn bei allem, was wir wirtschaftlich tun, immer jemand dabei wäre, der ständig die Hand aufhält. Es lohnt sich auf alle Fälle, unser neoliberales Wirtschaftssystem gut zu verstehen, denn unser Wirtschaftssystem hat einige unschöne Nebenwirkungen. Das, was wir in der Schule über die Wirtschaft gelernt haben oder was wir über das Fernsehen darüber erfahren, ist nur ein kleiner Ausschnitt der Wirklichkeit.

    In der Wirtschaft geht es um Arbeit, Güter und vor allem um Geld. Dabei ist die Volkswirtschaftslehre objektiv und subjektiv zugleich. Einerseits ist sie objektiv, denn sie beschreibt und erklärt allgemein anerkannte Gesetzmäßigkeiten bei wirtschaftlichen Vorgängen; andererseits ist sie subjektiv, denn in der Wirtschaft geht es nicht nur um Theorien, sondern um handfeste, wirtschaftliche Interessen. Und wie es nun mal im Leben ist, lassen sich auch wirtschaftliche Dinge je nach der Interessenlage von unterschiedlicher Seite aus betrachten. Man sollte deshalb niemals vergessen: Die Wirtschaftslehre ist die Lehre vom Geldverdienen.

    Manche volkswirtschaftlichen Feststellungen sind sofort einsichtig, andere weniger, und es gibt sogar einige, bei denen sich mancher fragt (oder fragen sollte), ob sie denn in dieser Form mit der Wirklichkeit übereinstimmen. Beispielsweise wird in der Haushaltstheorie unterstellt, dass ein Mensch als Konsument ein umfassend informierter und ausschließlich rational handelnder Marktteilnehmer ist. Er sei bestens informiert und entscheide sich in seinem Kaufverhalten stets sinnvoll und logisch nach den jeweiligen Gegebenheiten, er strebe dabei nur nach seinem höchsten materiellen Nutzen. Die alltäglichen Erfahrungen mit dem Kaufverhalten von Menschen lassen jedoch erhebliche Zweifel an der Richtigkeit dieser Behauptung aufkommen.

    Wenn eine Aussage wie die vom allzeit rational handelnden Marktteilnehmer als Einzelaussage getroffen wird, dann ist das nicht weiter zu beanstanden. Wenn aber solch eine zweifelhafte Aussage zum Ausgangspunkt für weitere Folgerungen genommen wird, dann sind alle darauf gegründeten Folgerungen mit demselben Zweifel behaftet. Dann nützt es auch wenig, wenn die darauf gegründeten Folgerungen mit viel Mathematik unterlegt sind. Dadurch ist die darauf entwickelte Theorie zwar in sich in weiten Teilen widerspruchsfrei, und die Theorie gibt sich dadurch den Anschein, als beschreibe sie die Abläufe und Wirkungsweisen in einer Volkswirtschaft richtig und umfassend. Es ist aber die Frage, ob eine Theorie den Anspruch erheben darf, als richtig zu gelten, solange nicht die Richtigkeit der Grundannahme gesichert ist.

    Aus einem ähnlichen, naheliegenden Grund ist natürlich auch die Frage erlaubt, ob der Titel dieses Buches richtig ist. Sind Zinsen wirklich verlorenes Geld? Immerhin verleitet der Titel dieses Buches spontan zum Widerspruch. Jeder, der für sein Geld auf der Sparkasse Zinsen gutgeschrieben bekommt, betrachtet diese (Haben-)Zinsen als einen Gewinn und keineswegs als Verlust. Wer dagegen einen Kredit bei der Bank aufgenommen hat und dafür (Soll-)Zinsen bezahlen muss, empfindet die (Soll-)Zinsen eher als Verlust. Wie bei den meisten Dingen im Leben haben also auch die Zinsen ihre zwei Seiten. Was der eine bezahlen muss, streicht der andere ein.

    Es kommt deshalb darauf an, von welcher Seite man die Sache betrachtet, von der Seite des Kreditnehmers oder von der Seite des Kreditgebers: Das Buch schlägt sich auf die Seite des Kreditnehmers. Die Mehrheit der Menschen auf dieser Welt sind eher Zinsen-Bezahler, und nur ein kleiner Teil der Menschheit tritt als Zinsen-Empfänger auf. Aber allein die Frage nach der Mehrheit oder Minderheit der Menschen wird der Bedeutung, die die Zinsen weltweit spielen, nicht gerecht. Wie wir im Verlauf des Buches noch sehen werden, haben die Zinsen eine unheilvolle Wirkung auf das Wirtschafts- und Finanzgeschehen in der Welt, und die Nachteile, die die Zinsen hervorbringen, sind so gewaltig und betreffen einen so großen Anteil der Menschheit, dass man mit Recht sagen kann: Zinsen sind in der Tat verlorenes Geld.

    2 Einiges zum Grundverständnis über den störungsfreien Wirtschaftsablauf

    Um die Ursachen und Wirkungen von Ereignissen im Wirtschaftsleben besser verstehen zu können, sollten einige grundlegende Begriffe und Zusammenhänge bekannt sein. Einer der zentralen Begriffe ist das Geld. „Nach Golde drängt, am Golde hängt doch alles! Ach, wir Armen!" sagt Gretchen in Goethes Faust, und daran hat sich bis heute nichts geändert. Woran liegt es denn, dass das Geld eine so wichtige Rolle im Wirtschaftsleben spielt?

    Die Erfindung des Geldes und die Entwicklung des Geldwesens hängen eng mit der Entwicklung der Wirtschaft vom Tauschhandel zur modernen Wirtschaftsform zusammen. Die älteste Wirtschaftsform ist die Lebensweise der Steinzeitmenschen, bei denen jeder die Gegenstände seines täglichen Bedarfs selber herstellte. Wer besonders kräftig und schnell war, tat sich bei der Jagd hervor, und vielleicht zeichnete sich ein Hordenmitglied durch seine besondere Fingerfertigkeit beim Schnitzen oder beim Herstellen von Werkzeugen aus. Wenn wir uns vorstellen, dass der Fingerfertige nicht mit auf die Jagd ging, sondern sich stattdessen der Herstellung von Werkzeugen widmete, dann ist dies bereits ein Fall von Spezialisierung und Arbeitsteilung.

    Die Menschen spezialisierten sich in ihren Tätigkeiten immer mehr, und aus dieser Spezialisierung entstanden die verschiedenen Berufe. Wenn nun jemand einen Stuhl hergestellt oder ein Tuch gewebt hatte, bestand die Möglichkeit, diese Gegenstände gegen Hühner oder Gemüse einzutauschen. Diese Form des Wirtschaftens ist als Tauschhandel bekannt. Der Warentausch wurde als Folge der Spezialisierung notwendig.

    Der Tauschhandel hat aber seine Tücken. Ein Bauer, der sein Pferd beschlagen lassen will, könnte den Schmied mit einem Sack Getreide oder etwas Gleichwertigem entlohnen. Aber was macht ein Schmied mit täglich zehn Säcken Getreide, wenn er doch eher ein Paar Schuhe oder Kohlen für sein Schmiedefeuer benötigt? Aus einem angestrebten Tauschhandel kann nur dann etwas werden, wenn der Anbieter eine Ware oder Dienstleistung anbietet, die der Nachfrager braucht, und wenn der Nachfrager den Anbieter mit einem Gegenstand entlohnt, mit dem der Anbieter etwas anfangen kann. Mit der Erfindung des Geldes hatte man einen universellen Tauschgegenstand. Der Bauer gibt dem Schmied eine bestimmte Menge Geld, und ebenso kann sich der Schmied beim Schuhmacher das gewünschte Paar Schuhe für Geld anfertigen lassen.

    Wenn also eine Ware nicht gegen eine andere Ware getauscht, sondern mit Geld bezahlt wird, dann erleichtert das nicht nur den allgemeinen Handel, sondern das Geld begründet damit auch seine zentrale Stellung für das gesamte Wirtschaftsgeschehen. „Ohne Moos nichts los" lautet der lockere Spruch über das Geld.

    In einer etwas groben Form lässt sich nämlich die Kausalkette für die Verbraucher ableiten: Ohne Geld kein Handel, ohne Handel kein Konsum, ohne Konsum keine befriedigende Lebensführung. Aber auch die Unternehmen wären betroffen: Ohne Geld kein Handel, ohne Handel kein Gewinn, ohne Gewinn keine Investitionen, ohne Investitionen keine Produktion, ohne Produktion kein Warenangebot. Der Kreis schließt sich mit der Kausalkette: Ohne Geld auf der Unternehmensseite keine Produktion, ohne Produktion keine Beschäftigung, ohne Beschäftigung keine Löhne, ohne Löhne kein Geld auf der Arbeitnehmerseite, ohne Geld auf der Arbeitnehmerseite kein Handel, ohne Handel kein Gewinn der Unternehmen.

    In der heutigen arbeitsteiligen Wirtschaft hängt also alles vom Geld ab. Aus dieser Einsicht erklärt sich auch: Geldmangel dämpft die Wirtschaftstätigkeit, und ausreichend vorhandenes Geld regt die Wirtschaftstätigkeit an.

    Um eine florierende Wirtschaft zu betreiben, muss nicht alles Geld aus Münzen oder Banknoten bestehen. Der überwiegende Teil unserer Wirtschaftstätigkeit wird bargeldlos abgewickelt. Dabei werden lediglich entsprechende Buchungen auf den betroffenen Bankkonten vorgenommen. Sofern man einen Kredit bekommt, braucht man noch nicht einmal ein ausreichendes Guthaben auf seinem Bankkonto zu haben.

    Wenn sich jemand etwas auf Kredit kauft, dann ist die Gewährung des Kredites gleichzusetzen mit einer Geldschöpfung. Bei dieser Art von Geldschöpfung werden freilich keine Münzen oder Banknoten erzeugt, sondern es wird nur theoretisches Geld erschaffen. Gegenüber dem Kreditnehmer, also dem Käufer, entsteht auf diese Weise eine juristische Forderung, das Geld später zu bezahlen. Dennoch ist der Kredit ebenso wirksam wie Bargeld, denn man kann über einen Kredit genauso eine Ware oder eine Dienstleistung erwerben wie mit Bargeld. Die spätere Tilgung des Kredites entspricht dann der Vernichtung des durch den Kredit geschöpften Geldes.

    Mit der Einführung des Geldes wurden die vielfältigen Hemmnisse, wie sie der Tauschhandel mit sich bringt, aus dem Wege geräumt, und daher blühte die Wirtschaft erst mit der Einführung des Geldes richtig auf. Kaufen und verkaufen mit Geld war wesentlich leichter, als Waren gegen Waren zu tauschen. Die Arbeitsteilung wurde mit der Zeit immer umfangreicher. War es im Mittelalter noch üblich, dass ein Tischler einen Tisch von der Idee bis zum fertigen Produkt allein herstellte, so wurden die komplexen Produktionsabläufe in den Manufakturen bereits in Teilschritte zerlegt und von verschiedenen Personen ausgeführt. Einen weiteren Schritt bei der Arbeitsteilung erfuhr die Warenherstellung mit der Einführung des Fließbandes, wo ein einzelner Arbeiter nur noch wenige Handgriffe ausführt. Die arbeitsteilige Produktionsweise erlaubt es, beispielsweise einen Stuhl wesentlich billiger und damit konkurrenzfähiger herzustellen, als es ein einzelner Tischler tun könnte. Deshalb hat die industrielle Fließbandproduktion die klassische Handwerksarbeit weitestgehend verdrängt.

    In der modernen, arbeitsteiligen Wirtschaft wandert das Geld von einem Marktteilnehmer zum andern. Die wichtigsten Marktteilnehmer sind die Wirtschaftsunternehmen und die Haushalte. Die Wirtschaftsunternehmen stellen Waren und Dienstleistungen her, und die Haushalte verbrauchen sie. Daneben umfasst die moderne Wirtschaft noch den Handel, die Banken und den Staat. Zwischen diesen Marktteilnehmern fließt nun das Geld, kreuz und quer oder im Kreis, je nach Betrachtungsweise. Wer mag, kann sich den Geldfluss innerhalb einer Volkswirtschaft wie den Blutfluss im menschlichen Körper vorstellen.

    Grob gesehen, unterteilt man die hergestellten Waren in Konsumgüter und Investitionsgüter. Unter Konsumgütern versteht man die Dinge des täglichen Bedarfs wie zum Beispiel Möbel, Nahrungsmittel oder Unterhaltungselektronik. Investitionsgüter sind beispielsweise Maschinen oder eine neue Fabrikhalle. Damit wird deutlich, dass nicht nur die Haushalte Waren und Dienstleistungen nachfragen, sondern auch die Wirtschaftsunternehmen. Der Handel bringt die Waren von den Unternehmen zu den Konsumenten. Er stellt selber keine Waren her, er fragt die Konsumwaren bei der produzierenden Wirtschaft nach und bietet sie den Haushalten an. Gleichzeitig tritt der Handel gegenüber der produzierenden Wirtschaft als Nachfrager nach Geschäftshäusern, Büroeinrichtungen, Fahrzeugen und anderem auf.

    Eine Sonderstellung in wirtschaftlicher Hinsicht nimmt der Staat ein. Er ist gleichzeitig Produzent, Dienstleister und Konsument. Als Produzent ist er oft an großen und kleinen Aktiengesellschaften beteiligt. So hält beispielsweise das Land Niedersachsen Aktien des VW-Werkes, oder die Stadt Frankfurt und das Land Hessen halten Aktien des Flughafenbetreibers Fraport. Vorwiegend auf kommunaler Ebene betreibt der Staat Wasserwerke und andere Versorgungsunternehmen, teils als alleiniger Besitzer, teils als Anteilseigner zusammen mit anderen Aktienbesitzern. Vor allem

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