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BürgerProtest – aber mit System!
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eBook149 Seiten1 Stunde

BürgerProtest – aber mit System!

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Über dieses E-Book

Das Buch zeigt in Teil I am Beispiel eines großen Protestes gegen Olympische Spiele, wie mit Aussicht auf Erfolg protestiert werden kann, indem es den Leser ins "Innenleben" von Bürgerinitiativen blicken lässt. Diese werden im Anschluss an Erkenntnisse des Soziologen Niklas Luhmann als soziale Systeme begriffen, die aus menschlicher Kommunikation bestehen – und nicht aus Einzelpersonen und deren Bewusstseinszuständen. Dies führt in Teil II zu detaillierten Ratschlägen für die Protestpraxis: für die interne und externe Kommunikation, für die Abwehr von Angriffen und für das politisch-demo­kratische Selbstverständnis von Bürgerprotesten.
SpracheDeutsch
Herausgeberepubli
Erscheinungsdatum10. Dez. 2012
ISBN9783844239263
BürgerProtest – aber mit System!

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    Buchvorschau

    BürgerProtest – aber mit System! - Helmar Lang

    Bernhard Niedernhöfer skasberg 2 34451 2012-11-23T11:44:00Z 2012-11-23T11:44:00Z 83 30756 193768 myphotobook GmbH 1614 448 224076 12.00

    BürgerProtest – aber mit System!

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    Helmar Lang

    Bürger

    Protest

    – aber mit System!

    Praktisch.

    Theoretisch.

    Politisch.

    Bernhard Niedernhöfer skasberg 2 34451 2012-11-23T11:44:00Z 2012-11-23T11:44:00Z 83 30756 193768 myphotobook GmbH 1614 448 224076 12.00

    Imprint

    BürgerProtest – aber mit System!

    Helmar Lang

    Published by: epubli GmbH, Berlin, www.epubli.de

    Copyright: © 2012 Helmar Lang

    ISBN 978-3-8442-3926-3

    Bernhard Niedernhöfer skasberg 2 34451 2012-11-23T11:44:00Z 2012-11-23T11:44:00Z 83 30756 193768 myphotobook GmbH 1614 448 224076 12.00

    INHALT

    Einführung

    TEIL I

    Bürgerprotest als soziales System:

    Beispiel und Analyse

    Erster Abschnitt: Ein soziales System entsteht

    1  Eine Landschaft am Niederrhein

    2  Im Kanu- und Yachtclub

    3  Ein System erzeugt sich selbst

    4  Das Bündnis im Odeon

    5  Soziales System und Mensch

    6  Eine Unterschriftensammlung

    7  Kommunikation (I)

    8  Sturm im Wasserglas

    9  Kommunikation (II)

    10  Olympische Hochhäuser

    11  Kommunikation (III)

    Zweiter Abschnitt: Der Protest nimmt Fahrt auf

    12  Eine Protestwelle

    13  Geschlossenheit sozialer Systeme

    14  Olympische Schmusetour

    15  David gegen Goliath

    16  Der Stadtrat sagt Ja

    17  Kommunikation und Bewusstsein

    18  Trecker-Treck nach Frankfurt

    19  System und Umwelt

    20  Scheinkommunikation

    Dritter Abschnitt: Finale furioso

    21  Frontalopposition

    22  „Staatsbesuch"

    23  Ein Potemkin’sches Dorf

    24  Ein Bürgerbegehren

    25  Offenheit sozialer Systeme

    26  Finale

    TEIL II

    Ratschläge für die Protest-Praxis

    Erster Abschnitt: Systemarten trennen

    27  Kommunikation von Bewusstsein unterscheiden

    Zweiter Abschnitt: Intern kommunizieren

    28  Erfolgreich protestieren heißt: Durchhalten!

    29  Den „richtigen" Protestgegner identifizieren

    30  Wie einen Protest in Gang bringen?

    31  Eine erste Versammlung abhalten

    32  Verein oder loses Bündnis?

    33  Anschlusskommunikation erzeugen

    34  Was tun, wenn Mitglieder ausscheiden?

    Dritter Abschnitt: Extern kommunizieren

    35  Die Öffentlichkeit informieren

    36  Mit der „Geschlossenheit" gegnerischer Systeme rechnen

    37  Die Protestsprache an der Umwelt orientieren

    38  Aktionen sagen mehr als Worte

    39  Negative Erwartungen wecken

    Vierter Abschnitt: Angriffe abwehren

    40  Nicht vereinnahmen lassen

    41  Vorsicht vor förmlichen Verfahren

    42  Abstimmungen meiden

    43  Emotional bleiben

    44  Falsche Bezeichnungen entlarven

    Fünfter Abschnitt: Politisch protestieren

    45  Protest politisch verstehen

    46  Bürgerprotest als demokratische Teilhabe

    Bernhard Niedernhöfer skasberg 2 34451 2012-11-23T11:44:00Z 2012-11-23T11:44:00Z 83 30756 193768 myphotobook GmbH 1614 448 224076 12.00

    Einführung

    Auf dem Umschlagphoto, liebe Leserinnen und Leser, sehen Sie einen Mann, der per Megaphon zu einer unsichtbaren Menge spricht. Bevor Sie sich nun fragen, wen das Bild wohl zeigt, lüfte ich das kleine Geheimnis am besten schon hier: Es zeigt den Verfasser. Ich will Ihnen damit signalisieren, dass ich selber ein Protestler bin, der ziemlich viel Erfahrung mit dem hat, worüber er schreibt. Und um auch Ihrer weiteren Frage zuvorzukommen, was ich denn außerdem sei: Von Beruf bin ich Rechtanwalt, genauer Wirtschaftsanwalt mit internationaler Ausrichtung und mit Promotion in einem aktienrechtlichen Thema.

    Wie Sie sehen, empfinde ich beides nicht als Gegensatz – berufliche Nähe zur Wirtschaft einerseits und Widerstand gegen politisch-ökonomisch motivierte Vorhaben andererseits, die auf schädliche Nebenfolgen für die Allgemeinheit keine Rücksicht nehmen. Mein Motiv? Ich halte Bürgerprotest grundsätzlich und aus eigenem Erleben für gesellschaftlich und politisch notwendig, soweit er sich, am einzelnen Beispiel, gesellschaftlichen Fehlentwicklungen widersetzt. Im Idealfall macht Protest die „Kehrseite der Medaille" von Projekten sichtbar, die deren Betreiber gerne im Dunkeln lassen. So gesehen kann er Alternativen zu politisch-ökonomischen Entscheidungen aufzeigen. Damit trägt er sein Teil zur politisch-demokratischen Willensbildung der Gesellschaft bei. Mit diesem Buch möchte ich deshalb zu Protest ermutigen, anschaulich machen, wie er sich behaupten kann und ihn gegen Vorwürfe verteidigen.

    Um die „Kehrseite der Medaille" ging es buchstäblich bei dem Ereignis, das ich im ersten Teil dieses Buches als Beispiel für einen langdauernden, großen Bürgerprotest schildere, den ich aktiv miterlebt habe.

    Das erwähnte Photo schoss ein Freund an einem dunkel-diesigen Novemberabend des Jahres 2002 vor den Toren der Düsseldorfer Böhlerwerke. Drinnen, im modernisierten Alten Kesselhaus, sollten fünf internationale Architektenteams ihre Entwürfe für ein Olympiadorf präsentieren, die sie zwei Wochen lang in einer öffentlichen „Entwurfswerkstatt erarbeitet hatten. Dieses „Dorf für 20 000 Menschen wurde gebraucht, weil die Stadt sich ein Jahr zuvor beim Nationalen Olympischen Komitee um die Ausrichtung der Olympischen Sommerspiele 2012 beworben hatte. Mit „Spielen am Rhein" wollte sie, zunächst auf nationaler Ebene, Hamburg, Leipzig, Frankfurt und Stuttgart ausstechen, ehe es dann in der internationalen Bewerbungsphase gegen Kleinstädte wie Paris oder London gehen würde. Jedenfalls sollten Athleten und Betreuer unbedingt am Fluss, im Grünen wohnen dürfen.

    Der Protest dagegen war an jenem Abend fast schon so alt wie die Pläne der Olympiabewerber. Diesen hatte er mächtig zugesetzt. Das öffentliche „Werkstattverfahren" sollte nun das Blatt zugunsten des Großprojektes wenden, und in der Tat lockte es viel Publikum an. Die Protestler empfingen es mit Plakaten und Trillerpfeifen, und einige von ihnen befeuerten die Demonstrantenschar vom Anhänger eines Traktors herab per Megaphon. Sie befürchteten, dass der Bau einer Olympiastadt schönste Niederrheinlandschaft zerstören und mehrere bäuerliche Betriebe ruinieren werde. Mehr dazu im Buchtext.

    „Gegen so etwas kann man ja doch nichts machen", war zu Beginn des Protestes zum Teil auch von Protestlern zu hören. Auf den Straßen, beim Sammeln von Unterschriften gegen das Vorhaben sagten die Leute uns oft das gleiche. Und in der Tat: Es schien damals aussichtslos, das Großprojekt zu stoppen, aber – der Protest war am Ende erfolgreich.

    Weil er das war, wollte ich über das erstaunliche Geschehen in Buchform berichten und dabei einige allgemeine „Lehren aus ihm ziehen, um anderen Bürgerinitiativen Ratschläge für die Protestpraxis geben zu können. Ich versuchte zu zeigen, wie man protestieren muss, um Erfolg zu haben. Doch außer ein paar strategischen und taktischen Hinweisen kam nichts dabei heraus, was eine Veröffentlichung gerechtfertigt hätte. Heute weiß ich, warum: Ich sah noch nicht, was einen solchen Protest „im Innersten zusammenhält, so dass er sich auch gegen heftigste Widerstände von außen längere Zeit am Leben halten kann.

    Zum Glück stieß ich dann auf ein Werk des Soziologen Niklas Luhmann über „Soziale Systeme. Als ich das Gelesene mit meinen Erlebnissen und Erfahrungen aus jenem Protest verglich, wurde mir klar, dass Bürgerproteste als soziale Systeme im Sinne der Luhmann’schen Theorie verstanden werden sollten – dann nämlich lässt sich ihnen ihr Geheimnis entlocken: ihr „Innenleben. Kern jener Theorie ist die These, dass soziale Systeme aus menschlicher Kommunikation bestehen und, entgegen der damaligen Lehrmeinung, nicht aus Personen und deren aufeinander bezogenen Handlungen. Dem wiederum liegt ein anderer Begriff von Kommunikation zugrunde als der gängige, der darin nur Informationsübertragung sieht.

    Bevor Sie nun im Text Genaueres darüber lesen, will ich Ihnen eine mögliche Scheu vor dem Systembegriff nehmen, aber auch Ihre Neugier wecken, indem ich einige wesentliche Eigenheiten sozialer Systeme, wie Luhmann sie versteht, anhand eines Bildes zu beleuchten versuche.

    Vielleicht haben Sie am Fernseher schon einmal miterlebt, wie Abertausende von Heringen von ihren Laichplätzen in jene Meeresgegenden ziehen, in denen sie ihre Nahrung finden; wie sich der lange Zug plötzlich in eine riesige, in sich rotierende Kugel aus glitzernden Fischleibern zusammenballt, in die hinein jagende Delphine schießen; wie sich der Heringsschwarm dann blitzschnell in immer neue Knäuel teilt und die Jäger ins Leere stoßen lässt; und wie, je länger die Jagd dauert, die Schwärme der Gejagten immer kleiner und zahlreicher werden und die Angreifer immer reichere Beute machen, bis sie irgendwann genug haben und weiterziehen.

    Sie ahnen schon: Der Heringsschwarm steht für ein „soziales System". Als erstes fällt auf, was er nicht ist: Nichts Zusammengefügtes (dies aber die übliche Definition eines Systems!), nichts Gemachtes also, nichts, was einen äußeren Urheber hätte. Mit einem Wort: Der Schwarm – das System – erzeugt sich selbst.

    Das geschieht, indem er eine Grenze zwischen sich und seinen Freßfeinden bildet und laufend erneuert – die „Außenhaut" jener Kugel aus Fischleibern. In einem Satz: Der Schwarm – das System – bildet sich, indem er sich von einer Umwelt abgrenzt, die er selbst identifiziert.

    Wie kann er das leisten? Offenbar nur durch ein Netz aus Kommunikationen, das sich im selben Bruchteil jener Sekunde aktiviert, in der sich die Delphine zum Angriff „verabreden (denn angeblich können die Heringe derlei Verabredungen „mithören). Wie die Heringskommunikation abläuft – ob biochemisch, elektrisch oder sonstwie – kann dahinstehen. Entscheidend für den Erhalt des Systems ist jedenfalls, dass die Kommunikation weiterläuft und alle Veränderungen in der Umwelt – die wechselnden Richtungen, aus denen die Delphine angreifen – erfasst und verarbeitet; nur so kann der Schwarm flexibel reagieren, sich aufteilen und immer neu Gestalt annehmen. Erst wenn es für das System keinen „Sinn" mehr macht, noch kleinere Schwärme zu bilden, weil die Tiere sich dann immer mehr vereinzeln und geschnappt werden können, bricht es zusammen.

    Das Besondere, das sich Ihnen in diesem Bild zeigt, liebe Leser, ist der Heringsschwarm, der sich formiert – es sind nicht die einzelnen Fische, deren Aussehen Ihnen bereits geläufig ist. Nicht sie als Einzelwesen konnten sich vor den Delphinen schützen, sondern nur ihr schneller Zusammenschluss. Deshalb machte nicht ihre Summe den Schwarm zum System, sondern die Art und Weise, in der sie sich immer wieder von neuem zu lebendigen Kugeln formierten. Dies konnte nur dank perfekter Kommunikation geschehen. Von daher ist es gerechtfertigt, den Heringsschwarm und seine Abwandlungen als ein Kommunikationssystem zu kennzeichnen. Die einzelnen Tiere waren nur die Voraussetzung dafür, dass sich das System bilden konnte; sie waren nicht dessen Urheber.

    Damit drängt sich eine Analogie zu menschlichen Kommunikationssystemen auf. Ebenso wenig wie nach dem gebrauchten Bild Heringe die Elemente sind, aus denen Heringsschwarmsysteme bestehen, sollte man in Personen die Elemente und Urheber sozialer menschlicher sozialer Systeme sehen. In beiden Fällen ist das Element des Systems Kommunikation. Was dabei nach Luhmann die Besonderheit menschlicher Kommunikation ausmacht, dazu werden Sie

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