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Clone Designer: 2984
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eBook412 Seiten6 Stunden

Clone Designer: 2984

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Über dieses E-Book

2984
Eintausend Jahre später überwachen Großkonzerne den Genpool der Menschen, ihre Wiedergeburt, und Lebensverlängerung gibt es nur über Bonuspunkte. Doch es herrscht Konsummüdigkeit. In der größten Weltwirtschaftskrise züchten Allsa Unternehmer mit einem Gen Cocktail den Supermanager Castello heran, der jedoch entgleist und sich selbst zum Herrscher des Universums machen möchte. Sein Erfolgskonzept liegt in einem Geheimprojekt namens Multirecon Plus. Dafür verschwinden 100 Top Clone Designer auf mysteriöse Weise.

Till Symon beschreibt in seinem Debüt Roman beängstigend nachvollziehbar den Kontrollwahn machtgieriger Geschäftemacher, wenn ihnen die technischen Möglichkeiten der Zukunft in die Hand gegeben werden. Mit skurrilen und witzigen Einlagen, in einer rapiden Handlung, lässt dieser Roman nicht nur nachdenklich werden, sondern auch schmunzeln.
SpracheDeutsch
Herausgeberepubli
Erscheinungsdatum1. Juli 2019
ISBN9783748568551
Clone Designer: 2984

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    Buchvorschau

    Clone Designer - Till Symon

    Clone Designer 2984

    Titel Seite

    Clone Designer -

    TIll Symon

    Clone Designer

    2984

    Science Fiction Thriller

    Inhaltsverzeichnis:

    2984 – PrologSeite 5

    Conestar 64Seite 9

    AllsaSeite 12 

    Dr. Mel Eli ThomsenSeite 19

    IserisSeite 29

    Jasper van DykeSeite 37

    Dr. Broke Eli Castell0Seite 40

    InsiderSeite 46

    Positive ConceptSeite 56

    FortunaSeite 69

    RomanSeite 82

    FeliceSeite 104

    TrüffelSeite 116

    Flucht von FortunaSeite 130

    Triple ASeite 162

    Goliath 900Seite 177

    TruffSeite 204

    Average CitySeite 220

    ScatorSeite 225

    SarahSeite 242

    Fort StellaSeite 250

    FI – Family InstituteSeite 258

    JustusSeite 268

    Multirecon PlusSeite 293

    BettySeite 316

    Plurien HumanusSeite 357

    Dummheit und Ignoranz

    sind die Schutzfaktoren des Menschen,

    wenn Wahrheit und Erkenntnis

    das Leben unerträglich machen könnten.

    Clone Designer – 2984

    Deutsche Originalfassung

    1. Auflage

    © 2019 Till Symon

    Alle Rechte vorbehalten

    Keine Weiterverbreitung – auch nicht teilweise – ohne Genehmigung

    Korrektorat: Dr. phil. Frank Weinreich

    Covergestaltung: Till Symon

    Images: iStockphoto

    Weitere Infos, Hörspielausschnitt und Trailer unter

    www.clone-designer.com

    2984 - Prolog

    »Da kommt Mel.«

    Jaimie stieß Clark mit dem Ellenbogen an, als sie zum Eingang blickte. Mel sah verschlafen aus und schaute etwas irritiert in die Runde. Dann entdeckte er Clark und Jaimie, die mit irgendwelchen sieben Männern an einem Tisch saßen. Verdutzt ging er auf sie zu. »Clark, was machst du denn hier? Bist du wieder bei Allsa?«

    Ungläubig schaute er Jaimie an. Sie hätte er erst recht nicht hier erwartet. Er setzte sich zu ihnen und schaute mit skeptischem Blick auf die Männer. »Wie war dein Backup?« fragte Clark. »Anstrengend, ich fühle mich anders als sonst. Als wenn ich gestern die Nacht durchgesoffen hätte.«

    Jaimie und Clark grinsten sich an. Mel versuchte, die unerwartete Situation zu begreifen. »Clark, Allsa zu verlassen, war eine kluge Entscheidung. Dieses Projekt stinkt. Es stinkt von oben bis unten, hörst du?« Er stockte und schaute missmutig auf die Männer. »Mel, keine Geheimnisse, sie wissen alle Bescheid und sind vertrauenswürdig«, sagte Clark. »Wer sind die?« Mel wusste nicht, was er glauben sollte.

    »Verdammt, Clark, ich versuche, aus diesem Ding mit aller Mühe rauszukommen und du springst einfach wieder mit rein. Wieso ziehst du da auch noch Jamie mit in die Sache?« Er strich sich mit den Händen durchs Gesicht und schüttelte verständnislos den Kopf. »Mann, ich habe gerade Sarah mit größter Mühe aus der Schusslinie gebracht. Ich hatte gehofft, dass du aufgewacht bist, Clark. Haben die euch alle schon so fest im Griff?« Clark bemühte sich, Mel zu beruhigen, griff ihn am Arm und lächelte ihn selbstzufrieden an. »Nein, Mel, wir haben die Situation schon alle richtig verstanden.« Alle am Tisch nickten und lächelten. Mel zeigte sich unbeeindruckt. »Ihr habt alle nichts verstanden. Er holt sich jetzt jeden von uns, hörst du? Jeden.«

    »Keiner von uns macht da noch mit, Mel. Wir sind alle ausgestiegen. Wir haben ein neues Projekt. Es ist gut finanziert und eine große Herausforderung. Wir haben freie Hand, niemand wird uns stören.«, sagte Clark. »Mel, die Ecopoesis auf der Fortuna ist kritisch«, sagte Jaimie.

    »Verstehe. Ihr seid evakuiert worden.«

    »Nein, nein, so schlimm ist es noch nicht. Aber der Format wird immer trockener«, antwortete sie. »Natürlich wird er das«, brauste Mel auf. »Sie haben die völlig falschen Kulturen angesetzt. Niemanden hat das interessiert. Solange man da noch atmen kann, ist für die noch alles in bester Ordnung.«

    »Genau darum geht es, Mel«, sagte Clark. »Wir müssen eine neue Sorte entwickeln und neu ansetzen. Wir haben die Exklusivrechte und können das Patent für uns anmelden.«

    »Wie hoch ist das Budget?«

    »Unbegrenzt, bis wir fertig sind«, sagte Jaimie.

    »Die geben uns ein unbegrenztes Budget für einen Individualisten Formaten? Wie habt ihr das geschafft?«

    »Sie waren mit unseren Ergebnissen hier auf der Iseris sehr zufrieden. Der Format gedeiht so gut, wie kein anderer zuvor. Für Allsa ist er eine Goldgrube.« Mel winkte ab und schüttelte den Kopf. »Moment mal, Moment mal, Clark. Seid wann machst du in Ecopoesis?«

    »Das war eine ganz spontane Entscheidung. Ich bin da zufällig auf etwas gestoßen, habe hier Tests gemacht und – Boom! Es dehnte sich mit zehnfacher Geschwindigkeit aus.«

    »Warum warst du gestern nicht mit im Seminar?«

    »Ich habe mein eigenes Labor und bin raus. Die Seminare interessieren mich nicht mehr.« Mel war skeptisch. Er dachte an einen Trick, dass sie auf ihn angesetzt wurden, ihn reinlegen wollten. Der Barkeeper kam mit einem Tablett zu ihnen und servierte Getränke. »Hey, Mel, mein Vater würde gerne an dem Projekt teilnehmen, falls du noch einen guten Mann brauchst.«

    »Mel, wir brauchen dich«, sagte Jaimie mit flehender Stimme.

    »Du und Sarah seid für das Projekt freigegeben«, sagte Clark. »Nur seid ihr dann keine Elite mehr.«

    »Umso besser«, lachte Mel und überlegte einen Moment. Dann sprang er auf. »Also gut, ich bin dabei.«

    »Dann lass uns sofort los«, sagte Jaimie.

    »Was denn, jetzt sofort? Ich muss dann aber noch einmal kurz auf die Station …«

    »Nein, nein, Mel, ich habe deine Sachen schon geholt. Du solltest nicht mehr auf die Station gehen.«

    Mel spürte, dass etwas nicht stimmte und zögerte. Bisher hatte Clark mit seinen Ideen aber immer richtig gelegen. Er musste an seine Tochter Sarah denken. Vielleicht war das gerade der richtige Moment, den Exit zu finden. Allsa entlässt sie aus der Elite und sie haben ihr Leben wieder selbst in der Hand. Das wäre das, was er sich gewünscht hatte. Aber nun dieser plötzliche Wandel. Sie würden sie einfach so gehen lassen? Clark war nun schon lange bei der Konkurrenz. Vielleicht hatte er einen goldenen Weg gefunden. Mit einem Seufzer stand er auf. Jaimie und Clark winkten den Männern zu. Mel blickte sie noch einmal alle an. Sie hatten alle so zufriedene Gesichter. Es passte so gar nicht in die gegenwärtige Situation, aber er kannte sie ja auch nicht.

    Als sie draußen waren, stutzte Mel wieder. »Wohin geht ihr? Die Rampe liegt in diese Richtung.« Er zeigte mit dem Finger in die entgegengesetzte Richtung. Clark zog ihn in die andere Richtung.

    »Mein Schiff steht hinter der Siedlung.«

    »Wieso steht es nicht auf der Rampe?«

    »Ich habe eine Außenlandegenehmigung.«

    »Wozu? Kann mir das vielleicht mal einer erklären?«

    Jaimie nahm Mel in den Arm. »Ja, Mel, auf der Fortuna wirst du mehr erfahren und jetzt komm. Wir fangen ein neues Leben an.« Mel blieb wieder stehen. »Hier stimmt doch was nicht.«

    Zwei Männer kamen auf sie zu und wollten in die Bar gehen. Sie begrüßten ihn freundlich. Es waren Designer aus seinem Team. Auch ihre Gesichter wirkten locker und entspannt. Hatte Allsa ihnen vielleicht Drogen verabreicht? Wieder stutzte Mel, als er vor seinem Schiff stand. »Das ist nicht das Schiff, das ich von dir kenne.«

    »Es ist eine Ecolight III.« Mel staunte. »Deine Geschäfte müssen ja wirklich gut laufen.«

    Als sie abhoben und über den Formaten schwebten, bewunderte er die vielen grünen Ecospots auf der Oberfläche. Er war fasziniert. »Als ich hier vor ein paar Tagen ankam, waren die noch wesentlich kleiner. Das ist ja wirklich unglaublich, wie sich das ausbreitet. Wenn dir das gelungen ist, Clark, dann glaube ich an deine Patente. Damit wird man reich. Nur verrate mir eins. Warum hast du dich nicht viel früher gemeldet?« Clark überlegte einen Moment, was er sagen sollte. Auch Jaimie schaute etwas verlegen, suchte nach einer passenden Antwort.

    »Weißt du, Mel, der Weg dahin kann ganz schön steinig sein. Und du weißt ja, wie riskant es ist, wenn man wichtige Patente allein umsetzen möchte. Ich wollte erst mal auf der sicheren Seite sein, bevor ich dich einlade und du Risiken ausgesetzt wirst.«

    Mel nickte andächtig. »Weißt du eigentlich, was sie mit Aussteigern machen?« Clark musterte Mels Schädeldecke, die eine makellos reine Haut aufwies. »Doch, Mel, ich glaube, ich weiß, was die alles machen«.

    Conestar 64

    Clark hatte seinen Pilotensessel in die Ruheposition gebracht. Seit 16 Stunden befand er sich nun im Dämmerschlaf. An seiner Stirn hafteten kaum spürbar zwei Elektroden, die diesen Prozess der Entspannung, zwischen Schlafen und Wachen auslösten. Es war das einzige Mittel, die langen Phasen des Gleitens durch den Weltraum zu überbrücken, in denen einfach nichts zu passieren schien. Bis auf ein leises Rauschen der Klimatisierung und das gelegentliche kurze Surren der Steuerungsdüsen, die das Schiff auf dem vorgegebenen Kurs hielten, würden die Stille und Eintönigkeit bald jeden verrückt machen. Besonders wenn man ganz allein unterwegs war, so wie Clark.

    Im Dämmerschlaf nahm er das alles nicht mehr wahr. Er war eine Art Psychotrip, der das Zeitgefühl abschaltete und das Gehirn mit sanften Reizen in eine belanglose Traumwelt versetzte. Immer wieder hatte Allsa versucht, diese Systeme zu manipulieren. Pops wurden sie in der Fachsprache der Designer genannt. Jene kleinen Botschaften, die dich unbemerkt auf ein Allsa-Produkt lenken sollten und eigentlich illegal waren. Doch Allsas größte Herausforderung war es, allen die Legalität täglich neu zu erklären. Aber Clarks System war sauber. Als Clone Designer der Semi Elite hatte er schließlich jahrzehntelang in der Allsa-Gruppe alle Raffinessen kennengelernt. Er wusste genau, wie man solche Systeme aushebelt und säuberte.

    Solange es keine Zwischenfälle gab, schaltete der Dämmerschlaf erst vier Stunden vor dem Ziel wieder ab, um die Aufwachphase einzuleiten. Auf einer Transitstrecke konnte man in dieser Phase wenigstens den immer größer werdenden Planeten, Mond oder Formaten bewundern. Doch Clarks Ziel lag weitab von diesen Standard Routen. Es war ein Satz bedeutungsloser Koordinaten, die ihn mitten in die Dunkelheit des Nichts steuerten, zu einem kleinen Ziel, von dem er nur wissen konnte, ob es überhaupt existierte, wenn er dort angekommen war. So weitab von den Transitstrecken konnte ihn niemand mehr orten und er war völlig auf sich selbst gestellt. Dennoch blieb er entspannt und überbrückte die Zeit mit klassischen Opernarien. Sie hatten so etwas Mächtiges, Erhabenes. Clark glaubte, dass diese Musik früher extra für das Weltall geschrieben worden war.

    Als er den Sessel wieder in die Sitzposition gebracht hatte, ließ er sich noch einmal jeden einzelnen Satz und jedes Wort von Dave durch den Kopf gehen. Dave hatte ihn auf diese Reise geschickt und kurz vor dem Ziel war durch die Frontscheibe noch immer nichts erkennbar. Fast wäre er wieder eingenickt, als sich Daisy, seine elektronische Assistentin, aus Bordsystem meldete. »Clark, wir nähern uns dem Identifikationsbereich des Zielobjektes.«

    »Kann ich das mal näher sehen?«

    Die Frontscheibe des Raumschiffes verdunkelte sich und ging in den Displaymodus über. Bis auf eine schemenhafte Silhouette ließ sich durch den Konturenmarker lediglich ein Objekt erahnen. Clark zog die Augenbraunen hoch.

    »Ist das alles? Das sieht ja finster aus«

    »Das Zielobjekt gibt keinen Koordinatenabgleich.«

    »Ja, aber diese Station gibt es wirklich. Glückwunsch, Dave, du hast recht gehabt.«

    »Das Zielobjekt ist kritisch. Es sind auch keine Archivdaten vorhanden.«

    »Diese Ruine ist also nirgendwo registriert?«

    »Nicht in den offiziellen Archiven. Andere Daten sind nicht verfügbar.«

    »Gibt es eine Systemkommunikation?«

    »Ja, aber die Daten über die Stationssysteme können nicht verifiziert werden. Offiziell meldet sich die Station als endgültig abgeschaltet. Die Analyse zeigt aber eingeschränkte Aktivität. Atmosphäre und Gravitation normal, aber unzuverlässig. Gefahrenstoffe unbekannt. Insgesamt kritisch.«

    »Gibt es Hinweise, was hier mal stattgefunden hat?«

    »Verarbeitung von metallischen Rohstoffen.«

    Clark wirkte erleichtert. Es passte genau zu dem, was Dave ihm erzählt hatte. Mittlerweile konnte er auf dem Display einzelne Details der Station erkennen. »Eine stillgelegte Fabrik, wo der Letzte vergessen hat, das Licht auszumachen.« Daisy hatte die Angewohnheit auch Sätze, die Clark vor sich hinmurmelte, zu kommentieren.

    »Negativ. Die Station wurde vor sechsundzwanzig Jahren und zwei Tagen vollständig abgeschaltet, und vor vier Jahren, elf Monaten und acht Tagen wieder auf Stand-by geschaltet. Es wurde jedoch nicht mehr produziert.«

    »Interessant, nach zwanzig Jahren gelten die Fabriken als endgültig verschrottet, aber warum hat man sie dann ganz aus den Verzeichnissen genommen? Ungewöhnlich. Irgendjemand hat sich hier eine Höhle gebaut. Das bedeutet, dass er tatsächlich hier ist.«

    »Wer soll hier sein?«

    »Mel Thomsen, unser vermisster Elite Designer.«

    »Negativ, das Stationssystem meldet keine organischen Stoffe an Bord.«

    »Das glaube ich erst, wenn ich es selbst gesehen habe. Wozu schaltet man die Atmosphäre wieder ein, wenn dort keiner mehr wohnt?«

    »Offiziell meldet sich die Station als stillgelegt. Das System kann sich also ohne Vorwarnung jederzeit eigenständig wieder abschalten. Die Station kann nur im Schutzanzug betreten werden.«

    »Nein, da wohnt jemand, der auf jeden Fall am Leben erhalten werden soll. Ich gehe so rein.«

    Die Details wurden deutlicher. Nirgendwo war Licht in der Station zu sehen.

    Allsa

    Sie war eine dieser typischen potthässlichen Fabriken, von denen im Weltall an die Tausend gebaut worden waren. Die meisten gehörten natürlich zur Allsa-Gruppe. Man hatte sie in eine 24-Stunden-Rotation versetzt, um den dort arbeitenden Menschen das Zeitgefühl zu erleichtern. Hervorragende Energieversorgung durch die Sonne; extreme Temperaturen und Vakuum kostenlos. Die meisten Produktionen wurden aber auch in den Weltraum verlegt, um Spionage zu verhindern. Allsas größter Feind waren die zahlreichen Organisationen der Individualisten, die nur acht Prozent der Menschheit ausmachten. Nach der letzten Weltwirtschaftskrise war ihnen die Autonomie gelungen. Sie hatten eine eigene Regierung gegründet, mit eigenen Präsidenten, autarken Camps und Gesetzen. Für die restlichen 92% Industrialisten waren sie eine zurückgebliebene, minderwertige Einheit. Eine Art Sekte, mit einer längst überholten Weltanschauung, die in jedem technischen Fortschritt das Böse sah.

    Clark hatte seine eigene Weltanschauung, ließ es sich jedoch kaum anmerken. Trotzdem fiel er immer wieder durch zynische Bemerkungen auf. Er gehörte zu den Besten der Clone Designer und konnte sich viel leisten, denn man wollte auf ihn nicht verzichten. Das genoss er und provozierte ständig die Hierarchien. Während fast jeder Industrialist davon träumte, in den Elite Stand erhoben zu werden, drückte sich Clark vor diesem Status mit dem Unsterblichkeitspass und den vielen anderen Privilegien. Denn einmal in der Elite angekommen, gab es kein Zurück mehr. Zwar war Clark dadurch der Weg zu vielen hochbezahlten Arbeiten versperrt, doch er wollte ohnehin nur an Projekten arbeiten, die halbwegs durchsichtig und zu verantworten waren. Vieles, was Allsa in den Geheimprojekten betrieb, war äußerst nebulös und ständig für Spekulationen gut. Also beließ er es bei einem, Dr. Clark Seli Ashton, denn die Semi Elite hatte immer noch die Option, aus jedem Unternehmen auszusteigen, wozu Clark sich vor fünf Jahren entschieden hatte, und zur Clonedake Share gewechselt war. Clonedake war eines der wenigen noch verbliebenen Großunternehmen, die nicht zur Allsa-Gruppe gehörten, der mächtigste Konzern des Universums, dessen Firmengeflecht kaum ein Mensch noch überblicken konnte.

    Zumindest eines hatten alle Konzerne gemeinsam. Sie alle kämpften mit der Konsummüdigkeit der Menschheit. Jeder konnte sich fast alles leisten, und nur der Weltraum war den Privilegierten vorbehalten. Als Semi Elite und den wechselten Einsatzorten im Weltraum, zierte Clarks ID am Ende die beiden Buchstaben SL. Space Licence. Von seinen vielen Patenten konnte er sich ein Schiff leisten, eine Conestar Ecolight II. Conestar gehörte zur Allsa-Gruppe, aber das war ihm egal. Über die ständigen Dispute zwischen Individualisten und Industrialisten konnte er häufig nur schmunzeln.

    Lebe dein Leben und die Wahrheit liegt wahrscheinlich irgendwo in der Mitte; auf einer Skala, deren Ende wir weder Links noch Rechts erblicken können. Das hält die Konsumenten beschäftigt. Wahrheitsfindung ist wie eine Offenbarung, für eine neue Palette zahlreicher Produkte. Also griff Allsa regelmäßig Konkurrenzprodukte an, heizte die Gemüter der Menschen auf, deren Produktbekenntnisse wie ein religiöser Wahn zum Bestandteil ihrer Selbstfindung wurden. Irgendeine Individualistenorganisation fand dann immer schnell heraus, dass das monierte Konkurrenzprodukt ebenfalls aus dem Hause Allsa stammte, über Scheinfirmen vertrieben wurde und nur den Zweck erfüllte, einen Glaubenskrieg zwischen den Konsumenten auszulösen. Diese Deppen spielten dieses Spiel brav mit. Allsa glaubte, dieses Karussell endlos drehen zu können. Dann kam der Zusammenbruch. – Der Anfang der größten Wirtschaftskrise der Geschichte.

    Die Schuldigen waren schnell ausgemacht. Die Individualisten, da war sich Allsa sicher, hatten durch gezielte Manipulation der Märkte ein hervorragend funktionierendes Wirtschaftsystem geschaffen und die Konsumenten völlig verunsichert. Es wäre höchste Zeit, die Menschheit von ethnischen Minderheiten zu befreien, deren Lebensinhalt offensichtlich nur in der Behinderung von Fortschritt und Wohlstand lag. Eingliederung, nannte Allsa die angestrebte Zwangsumsiedlung der Camps. Fast wäre es gelungen, denn das Weltkomitee, Hüter der Verfassung, bestand überwiegend aus liniengetreuen Allsa-Leuten. Doch von den erforderlichen 75% für eine Verfassungsänderung stimmten im Weltkomitee nur 68% zu. Das hatte Signalwirkung. Es kam zu zahlreichen Überläufern zu den Individualisten. Darunter viele Know-how-Träger aus der Semi Elite.

    Clark war damals noch bei Allsa geblieben, weil er die Strukturen und Projekte weiter studieren wollte und sich dort eigentlich doch recht wohl fühlte. Außerdem interessierte ihn das politische Gerangel einfach nicht. Mit 62 Jahren war er noch sehr jung, und der beste Weg, sich das Leben zu versauen, wäre die Politik, dachte er sich.

    Er ließ es einfach an sich abprallen:

    Als Allsa anfing, zahlreiche Unternehmen zu liquidieren, sie einfach aushungern ließ und in den Konkurs trieb, wenn auch nur ein Teilhaber existierte, der nicht als linientreu eingestuft wurde. Es kam ihm eher lustig vor, wie Allsa ihre Tentakeln immer weiter in die Behördensysteme streckte, Probleme entdeckte die keine waren und für deren überflüssige Lösung wieder ein Allsa-Produkt zur Verfügung stellte.

    Wie Menschen verunsichert Berater aufsuchten, aus Angst die falsche Wahl eines Produktes zu treffen, um gesellschaftlich nicht missverstanden zu werden.

    Wie sich ein Dr. Broke Eli Castello als Chef Designer zur Kultfigur machen ließ, um mit seinem Charisma und Ratschlägen den Menschen großzügig eine Identität wieder zu geben, die er ihnen vorher genommen hatte.

    Dass 91 % von 70 Milliarden Menschen eigentlich nur noch wie eine empfindliche biologische Masse funktionierten, die in einer Nahrungskette namens Wirtschaft, möglichst keimfrei, steril und stets hungrig gehalten werden sollte.

    Wie sie diese biologische Masse ständig manipulierten, als würden sie Bakterienkulturen züchten, die einen stinkenden Kadaver zersetzen sollten, der dann als wohlriechende Brühe durch alle Kanäle der Welt lief.

    Wie er als Clone Designer täglich neue Gencocktails anrührte, die dann wie Impfstoff in diese biologische Masse injiziert wurden, damit die Geruchsorgane der Welt so manipuliert wurden, dass auch der Letzte diesen Duft ausweglos schön, erhaben und entspannend fand. Nein, diese Menge dürfte ohne diesen Duft nicht mehr überlebensfähig sein. Theoretisch eigentlich kein Problem, aber nach der Verfassung verboten. Und immer dann, wenn Clark dieser erhabene Duft doch die stinkender Kadaver in die Nase kroch, wechselte er die Projekte.

    So schwappte diese Brühe an 8% Individualisten vorbei, die sich zum Großteil eine eigene Welt auf fernen Formaten aufbauten. Clark gehörte zu den 1% Semi Elite und Elite, die die Freiheit hatten, das riechen zu dürfen, was sie riechen wollten, dafür aber einen hohen Preis bezahlten. Sie mussten sich zunehmend der absoluten Hörigkeit ihrer Konzerne unterwerfen. Aber das war für die meisten eigentlich Ehrensache, wenn man zu denen gehörte, die nicht in dieser Welt lebten, sondern diese Welt formten, um sich dabei eigene Freiräume zu schafften.

    Clark fand sich damit ab, dass seine Frau Jaimie sich von ihm trennte, zur erzkonservativen Individualistin konvertierte und seit nunmehr 40 Jahren auf einem Formaten lebte, auf dem vor 12 Jahren seine Tochter Patricia geboren wurde. Nein, das war eigentlich gut so, denn Patricia wuchs mit Gerüchen auf, die auf der Erde noch vor tausend Jahren herrschten. Niemand, der verstanden hat, wie diese heutige Brühe wirklich stank, wollte seine Kinder damit aufwachsen lassen.

    Den immer stärker tobenden Wirtschaftskrieg betrachtete Clark wie ein Schwarm aufgescheuchter Fische im Aquarium. Als ihm die Brühe dann doch zu sehr bei Allsa stank, wagte er den Sprung zur Clonedake Share. Für seinen ehemaligen Vorgesetzen Castello, einen exzellenten Strategen, war er ein charakterloser Verräter. Er bewunderte Clarks Leistungen und aus dieser Bewunderung entstand ein tiefer Hass zwischen den beiden. Clonedake war für Clark die beste Option, denn das traditionsreiche Unternehmen hatte Geschichte geschrieben und wurde von allen respektiert. Hier wagte Castello sich nicht rein. Noch nicht. Zu groß war die Gefahr, dass er sein Ansehen als Gutmensch in der Öffentlichkeit verlieren könnte. Clonedake war Castello schon immer ein Dorn im Auge und seine größte Herausforderung gewesen.

    Fünf Jahre waren nun vergangen und alles, was Clark von Allsa vermisste, waren ein paar alte Freunde, zu denen der Kontakt zunehmend abriss. Sonst lief alles wie am Schnürchen. Clarks Arbeit bei Clonedake war leichte Kost an Dhymatik Rechnern. Zwei weitere Patente wollte er sich noch sichern, um dann ganz auszusteigen und was Neues anzufangen. Was, wusste er noch gar nicht so genau. Er wollte nur eine goldene Regel befolgen: Wenn es am besten läuft, sollst du aufhören.

    Nur lief es bei Clonedake plötzlich gar nicht mehr gut. Da wurden Topdesigner abgezogen, die eigentlich dringend gebraucht wurden. Die Stimmung unter den Kollegen wurde zunehmend frostig. Kaum einer machte noch Witze, und gerade Clark war für seinen trockenen Humor bekannt. Er konnte Gags bierernst vortragen, die nur Insider verstanden. Während die Leute erstaunte Gesichter machten, brach das Kollegium in schallendes Gelächter aus. Doch es war niemanden mehr zum Lachen zumute. Clonedakes Kurse brachen immer tiefer ein. Das passte zu Allsas neuer Strategie, die Castello euphorisch dem jubelnden Volk zurief.

    »Genug ist niemals genug. Wir wollen alles. Wir sind die Stärksten. Wir sind nur für euch da. Ihr habt mit eurem Qualitätsbewusstsein neue Maßstäbe gesetzt. Weil ihr so klug seid, weil ihr Verstand habt. Dafür danken wir euch. Wir danken euch mit neuen, noch besseren Produkten. Ihr habt sie verdient. Wir sind eine Einheit. Wir sind Allsa!«.

    Und wieder schwamm der Schwarm Fische aufgescheucht im Aquarium umher. Diesmal prallte es an Clark nicht ab. Bisher hatte es immer noch so etwas wie Wettbewerb gegeben. Doch der sollte nun ausschließlich zur Selbstinszenierung von Allsa werden. Sie begannen nach jedem, selbst dem kleinsten Unternehmen zu greifen und saugten alles auf, wie ein trockener Schwamm. Es würde Jahre dauern, bis das Weltkomitee über die Flut an Kartellklagen entschieden hätte. Und bis zur Entscheidung würde es die Kläger längst nicht mehr geben.

    Der Trick war einfach. Allsa zog immer wieder die eigenen Leute aus dem Weltkomitee ab, die sich für Kritik offen zeigten. Plötzlich quittierten sie ihre Mandate. Allsa begründete das zynisch mit dem Vorwurf der Individualisten, dass doch das Weltkomitee zu sehr von Allsa-Getreuen unterwandert sei. So erzeugten sie eine permanente Handlungsunfähigkeit und sämtliche Verfahren stagnierten. Zahlreiche unabhängige Unternehmen standen mit dem Rücken an der Wand. Nun forderte das Weltkomitee die Neubesetzung der Mandate und die Welle schwappte zurück. Um die Verfahren voranzutreiben blieb den gebeutelten Unternehmern nichts anderes übrig, als jedem neuen Mandat zuzustimmen. Ausschließlich linientreue Allsa-Leute, die dann überraschend alle Klagen zuließen, um großzügig viele bedrohte Existenzen zu retten. Es ging nicht um die Unternehmen.

    Allsas Ziel war die radikale Änderung der Verfassung!

    Vorangetrieben von einem vom Größenwahn besessenen Chef Designer: Dr. Broke Eli Castello. Es rumorte in den eigenen Reihen und viele, sonst so erhabene Designer, gerieten in Panik. Bei Clonedake ging es für Clark nicht mehr weiter. Spontan hatte er sich entschieden, nun eine eigene Firma zu gründen. Für die Umsetzung seiner Patente fiel ihm nur ein geeigneter Partner ein. Mel Thomsen. Seit Clark bei Allsa weggegangen war, hatte er keinen Kontakt mehr zu ihm gehabt. Es war ein Kodex unter Freunden, die bei konkurrierenden Unternehmen arbeiteten, keinen Kontakt zu halten, denn das hätte den Vertrauensstatus belastet. Aber Mel würde sofort aussteigen und mitmachen, da war er sich sicher. Sie hatten sich bestens verstanden und immer die richtigen Ideen im richtigen Moment gehabt.

    Clarks Versuch, mit Mel in Kontakt zu treten, endete in Ernüchterung. Mel Thomsen gab es bei Allsa nicht mehr. Er war seit über vier Jahren spurlos verschwunden und mit ihm seine Tochter Sarah. Bei allen Nachfragen traf er auf betretenes Schweigen. Er wollte sich verändern, hieß es nur. Fast hatte er ihn schon abgeschrieben, irgendwo zurückgezogen auf einem Formaten vermutet, als sich ein gewisser Dave aus einem Camp bei ihm meldete, der dringende, wichtige Informationen anzubieten hatte.

    Dr. Mel Eli Thomsen

    »Er ist da, ich bin mir sicher.« Clark griff nach dem Gürtel mit seiner Grundausrüstung. Er konnte es kaum erwarten, die Station zu betreten. Als er versuchte, den nur schwach durch ein paar Sterne angeleuchteten Schriftzug zu entziffern, stellte sich die Station mit einer Ansage selbst vor. »Sie befinden sich in der Identifikationszone der Conestar 64 von Conestar Limited. Schalten Sie ihre Kennung ein. Identifizieren Sie sich.« Clark musste lachen. Er war es nicht gewohnt, mit Schrottplätzen zu diskutieren und nahm die Kommunikation nicht ganz ernst.

    »Ja, Conestar 64, hier ist das Alien vom Orion.«

    »Schalten Sie bitte ihre Transponderkennung ein.«

    »Und was ist, wenn nicht?«

    Er besann sich auf einen alten Grundsatz. Diskutiere nicht mit Rechnern. Da lief wohl irgendeine Schleife ab, die längst nicht mehr relevant war. Nur Daisy nahm die Sache noch ernst. »Das ist nicht zulässig. Stillgelegte Stationen müssen immer zugänglich bleiben.«

    »Ich glaube das interessiert hier niemanden. Kannst du dem Stationssystem irgendwie klarmachen, dass wir Einlass begehren? Tor 1 gefällt mir richtig gut.« Es rührte sich nichts, bis auf eine weitere Ansage. »Für die Schleusenöffnung sind Ihre Identifizierung und Ihr Code erforderlich.« Für Notfälle gab es vier Minitorpedos an Bord. Gelassen tippte Clark auf seinem Display und nahm das Tor 1 ins Visier. »Hier ist das Alien vom Orion und hier kommt mein Code.« Es war nur eine kleine Druckwelle und ein schwacher Blitz. Tor 1 war gesprengt. Dahinter befand sich die Schleuse.

    »Daisy, können wir das äußere Schleusentor von hier öffnen?«

    »Nein, nur manuell.«

    »Dann schick den Bot raus.«

    Nach drei Minuten öffnete sich die Schleuse und Clark flog ein. »Atmosphäre ist normal, die Schleuse ist aber instabil, durch den Schuss auf das Tor. Hohes Risiko«, meldete Daisy. »Der Weltraum war noch nie ohne Risiken. Ich zieh die Notweste an und gehe raus. Halte die Systeme auf Blitzstart, Daisy. Lass den Bot eine Funksteuerung herstellen und schicke ihn mir dann nach.«

    Die Innenbeleuchtung der Schleuse lieferte nur ein fahles Notlicht. Als sich das Schleusentor schloss, schaltete Clark die Triebwerke ab. »Gravitation und Atmosphäre normal«, meldete Daisy.

    Die Schiffsluke öffnete sich und Clark schritt langsam die Treppe hinab. Dann öffnete er manuell das Innentor der Schleuse und betrat die Station. Die Luft war muffig und roch nach Schwefel. Seine Schritte hallten durch den hohen, grau-grünen Raum, von dem drei Gänge zu den ersten Fertigungshallen führten. Es war der typische Anblick jener trostlosen, nur auf Funktionalität gebauten Fabriken. Noch nie hatte Clark eine solche Station erlebt, wie sie menschenleer und ohne jegliche Aktivität war. In der schummrigen Notbeleuchtung wirkte alles unwahr. Aus der Ferne konnte Clark das Dröhnen der Gravitations- und Klimaaggregate hören. Ihre Vibrationen spürte man überall auf der Station.

    Die Conestar Stationen waren alle gleich aufgebaut. Drei sternförmig angeordnete Tore, von denen es durch ein endlos erscheinendes Gewirr an Fertigungshallen, Lagern, Büros, Kontrollräumen und Gängen ins Zentrum ging. Dort befanden sich die Energiequellen und der zentrale Schaltraum. Daisy hielt ständig Kontakt zu Clark. »Dein Körper verhält sich normal, etwas erhöhter Puls.«

    »Hier steht die Luft wie in einem alten Bergwerk.« Clark lief mit langsamen Schritten in den ersten Gang hinein. »Hallo, ist hier wer? ... Mel bist du da?« Mit seinem Handscheinwerfer leuchtete er die Wände ab. »Es ist zu dunkel hier. Daisy, kannst du irgendwo eine Schaltzen-trale ausmachen?«

    »Zwanzig Meter rechts vor dir ist ein Sektorblock« Clark schaltete die Beleuchtung ein. Der ganze Sektor stand nun in hellem Licht. Vor ihm lag die erste Fertigungshalle. Alles wirkte recht aufgeräumt, so als würden jeden Augenblick die Bots und Stationsleiter ihre Arbeit wieder aufnehmen. »Clark, ich schicke jetzt den Bot zu dir«, meldete Daisy.

    In der Fertigungshalle befanden sich die Verpackungsstraßen, getrennt von einem Labyrinth mit Gängen aus meterhohen Regalwänden. Trotz der Sektorbeleuchtung war es zwischen ihnen etwas schummrig. Sie waren etwa 30 Meter lang und Clark leuchtete mit seinem Scheinwerfer in jeden Gang rein. »Mel? … Mellie? … Mel, bist du hier? Ich muss mit dir reden.«

    Plötzlich glaubte er, ein Geräusch gehört zu haben und leuchtete in die entsprechende Richtung. »Ist hier jemand? Daisy, kannst du was orten?«

    »Keine organischen Lebenszeichen.«

    »Mel, ich weiß, dass du hier bist.« Sein Rufen hallte aus den Gängen. »Clark, irgendetwas bewegt sich in den Gängen. Es ist nicht genau zu orten, aber da ist etwas. Etwa 30 Meter vor dir, 10 Uhr Position.« Wieder hörte er Geräusche. Es war ein leises, kurzes Surren. »Das ist vielleicht ein alter Bot, der sich nicht abgeschaltet hat, Daisy.«

    »Nein, der würde sich identifizieren. Es ist etwas anderes.« Clark lief in zügigen Schritten auf den Gang zu, wo er die Geräusche vermutete und leuchtete mit dem Scheinwerfer rein. »Mel, bist du hier drin? Mel?« Wieder diese Geräusche. Diesmal etwas lauter und in kurzen Intervallen. »Wo ist es jetzt Daisy?«

    »Ich kann es nicht genau orten. Es müsste etwa 10 Meter rechts von dir sein.« Entschlossen lief Clark auf die Position zu. Es müsste der zweite Gang rechts vor ihm sein. Gerade wollte er in den Gang hineinleuchten, als ein seltsames Vehikel auf Rädern aus dem Gang hervorschoss und direkt vor ihm zum stehen kam. Clark erschrak.

    »Was ist denn das hier?«

    Wie versteinert stand er vor dem Gerät, das er bisher noch nie gesehen hatte. Es sah aus wie ein überdimensionaler Mistkäfer auf Rädern, circa ein Meter fünfzig lang und achtzig Zentimeter breit. »Bist du erfreut, mich zu sehen?« Clark erkannte seine Stimme. »Mel Thomsen?« Langsam rollte das Vehikel bis auf 10 Zentimeter an Clark heran und hob seinen insektenartigen Kopf an. Mels Stimme klang gedemütigt. »Ein grauenvoller Anblick, nicht?«

    »Was, ... was ist mit dir geschehen?« Verwirrt schaute Clark in alle Richtungen der Fertigungshalle. »Mel, wo bist du? Komm raus und lass den Blödsinn mit diesem Vehikel, oder was das hier ist«.

    Er schaute nach oben auf die zahlreichen Brücken und scannte jede einzelne Scheibe der Kontrollräume. Warum zeigte er sich nicht? Gerade glaubte er einen Schatten gesehen zu haben, als er bemerkte, dass der metallene Insektenkopf leise Atemgeräusche abgab. Erst jetzt begann Clark ihn genauer zu studieren und schaute in die wie Augen angeordneten kleinen Kameralinsen. Wie versteinert begriff er so langsam, was er sah. »Ich stehe vor dir Clark, oder besser das, was von mir übrig geblieben ist. Schau dir diesen Insektenkopf an. Siehst du die beiden Gläser? Was siehst du darin?« Clark schluckte.

    »Ein Gehirn«

    »Nicht ein Gehirn, mein Gehirn. Dieses Vehikel hier enthält die Langzeiterhaltungssysteme« Clarks entsetzen verwandelte sich in Wut. »Wenn ich mir dieses ekelhafte Design anschaue, kann das nur einer gewesen sein ...«

    »Ja, so widerwärtig kann nur ein Broke Castello sein. Er hat mir zwei Greifzangen und ein paar Räder zur Vorwärtsbewegung gelassen. Per Lautsprecher kann ich sogar sprechen. Ist das nicht großzügig?« Clark setzte sich auf einen leeren Regalboden. Tausend Dinge schienen ihm gleichzeitig durch den Kopf zu jagen. Diese vielen angestrebten Änderungen in der Verfassung, welche zum Teil schon umgesetzt wurden. Castello trieb das alles voran und das Ausmaß seiner Ziele konnte er nun an seiner Brutalität erahnen.

    »Warum hat er das getan und wo ist dein Körper?«

    »Warum bist du hierhergekommen und wie hast du mich gefunden?«

    »Das ist doch erst einmal egal.«

    »Nein, das ist nicht egal. Es ist unmöglich, diese Station hier zu finden. Und es ist noch viel unmöglicher mich hier

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