In Ewigkeit
Von Ian Cushing
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"Falls Sie mir Glauben schenken, vermag ich nicht weniger zu erreichen, als dass Ihre Seelen in Ewigkeit gerettet werden."
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Buchvorschau
In Ewigkeit - Ian Cushing
Prolog
Is this the end of the beginning?
Or the beginning of the end?
Losing control or are you winning?
Is your life real or just pretend?
Black Sabbath - End Of The Beginning
Ich habe eine Geschichte zu erzählen; eine Geschichte, die mir vielleicht niemand glauben wird, was ich durchaus verstünde, denn auch ich vermag an manchen Tagen nicht zu glauben, was mir geschehen ist. Aber ich habe die folgenden Ereignisse erlebt, gespürt und der Schrecken, welchen sie in mir auslösten und der noch immer nachklingt, muss aufgeschrieben und erzählt werden.
Die Gefahr, für verrückt gehalten zu werden, muss ich in Kauf nehmen, denn das Geschehene ist zu wichtig, als dass ich es meinen Mitmenschen vorenthalten dürfte.
Für mich mag es vielleicht zu spät sein, aber Sie sollten meine Geschichte sorgsam lesen, Ihre eigenen Schlüsse daraus ziehen und die Konsequenzen bei all Ihren Handlungen bedenken.
Ich versuche im Folgenden, die Vorkommnisse so ausführlich wie möglich und exakt in der Art und Weise darzustellen, wie sie mir geschehen sind.
Falls Sie mir Glauben schenken, vermag ich nicht weniger zu erreichen, als dass Ihre Seelen in Ewigkeit gerettet werden.
Kapitel 1
You have always been my safe home
My whole world has moved on
Anthrax – Safe Home
Mein VW-Bus zwinkerte mir zweimal zu, als ich auf die Fernbedienung der Zentralverriegelung drückte. Dieser Bus war eines der wenigen Relikte meiner Vergangenheit, welches ich bewusst in mein neues Leben mitgenommen habe.
Vor einigen Monaten starb meine Ehefrau an einem Herzinfarkt und ich hatte mich neu erfunden. Ich befürchte, das klingt schrecklich pathetisch, aber im Großen und Ganzen muss man es so nennen.
Bereits vor dem Tod meiner Frau hatte ich zaghaft und halbherzig damit begonnen mich zu verändern, denn ich erkannte, dass ich meine Persönlichkeit den Zwängen der Gesellschaft, Arbeit und der Rücksichtnahme auf die Befindlichkeiten meiner Mitmenschen untergeordnet und somit beinahe gänzlich erstickt hatte.
Bei allem Dienen hatte ich vergessen, meine eigenen Leidenschaften, die mir Zufriedenheit und im besten Falle einen kurzen Augenblick des Glücks bescherten, zu kultivieren und auszuleben. Ich spreche dabei nicht davon, dass ich jemals glaubte, die Welt verändern zu können oder ein gefeierter und weltberühmter Fotograf oder Journalist zu werden; es zählten jeher die kleinen Momente: Die Spannung, wenn ich auf einem Ausflug in die Natur ein, an meinen eigenen Maßstäben gemessen, besonders schönes Foto aufgenommen hatte und mich entschied, es in einem Fotogeschäft ausdrucken zu lassen, um es anschließend gerahmt im Wohnzimmer an die Wand zu hängen und ein wenig Stolz und Befriedigung zu spüren, wenn ich es ansah. Keiner meiner Freunde, und noch nicht einmal meine Frau, würde beim Anblick dieses Bildes jemals so empfinden wie ich. Aber genau diese Momente im Leben sind entscheidend.
Im Laufe der Zeit erlosch diese Leidenschaft, weil sie mir keine Befriedigung mehr verschaffte, so wie es mir mit meinen anderen Hobbys ebenfalls erging. Alles was mir jemals Freude verschafft hatte, wirkte beinahe über Nacht wertlos und die Glut der Leidenschaft, etwas zu kreieren oder zu erleben, wurde unter dem alltäglichen Dilemma des Lebens erstickt. Ich vermute, dass mir eine Depression oder Midlife-Crisis in den letzten Jahren die Lebensenergie aussaugte.
Ich fühlte mich gefangen in meinem eigenen Käfig und die Erkenntnis der Absurdität machte mir das Leben schwer. Warum sollte man so viel Mühe und Energie in das Leben stecken, wenn es doch unweigerlich mit dem Tod endete?
Die Antwort war und ist ganz simpel: Genau aus diesem Grund! Oft genug wurde bereits umfassender, fundierter und intelligenter über den Sinn des Lebens nachgedacht, spekuliert, philosophiert, aber ich habe für mich herausgefunden, dass der Sinn ausschließlich darin bestehen kann, zu verstehen und zu akzeptieren, dass der Tod uns unweigerlich erwartet und dennoch nicht aufzuhören, seinen Träumen und Leidenschaften zu folgen! Unser aller Bestreben sollte darauf ausgerichtet sein, die eigene Persönlichkeit auszuleben und dabei so wenige Kompromisse wie möglich einzugehen.
Ich wollte lernen, meine Jahre sinnvoll zu nutzen und nicht unter dem selbsterwählten Joch der Arbeit oder der Gesellschaft zu einem Roboter zu verkommen und daher hatte ich meinen unerträglichen Job gekündigt. Tagein, tagaus den Fußabtreter, Kasper und Problemlöser für die Kunden zu spielen und deren Unverschämtheiten aus Servicegründen kommentarlos ertragen zu müssen, wurde irgendwann einfach zu viel und ich zog die Konsequenz. Bereits früh im Leben erkannte ich, dass es mir gefiel, anderen Menschen hilfreich zu sein, denn es war meine Natur, aber ich stellte mitunter meine eigenen Bedürfnisse zurück. Ich war gut in meinem Job, keine Frage! Sogar verdammt gut! Aber was die Menschen nicht sehen wollten oder, was ich als viel schlimmer empfand, als selbstverständlich hinnahmen, war die Hilfe, die ich ihnen über das Maß des Notwendigen hinaus zuteilwerden ließ. Dieser Punkt war einer unter vielen, aber vielleicht sogar der schwerwiegendste: Es hätte nicht wehgetan, einmal Danke zu sagen, mir für meine Mühe ein wenig Wertschätzung und Respekt entgegenzubringen. Ich hätte nie verlangt, dass sie mir ein Denkmal errichten, sondern ein gelegentliches Danke und die Gewissheit, dass sie verstanden, dass ich mich in ihrem Sinne mehr angestrengt hatte, als es normal war.
Die Lektion, die mich die Jahre lehrten, war, dass man, wenn man seinen Job mit viel Herzblut ausfüllt, aber keine Wertschätzung zurückgegeben wird, schlussendlich ausblutet.
Statt Dankbarkeit waren Faulheit, Gier und Neid so oft an meinem Schreibtisch zu Gast, dass ich mir schon überlegte, einen Pfarrer zu bestellen, der die Menschen auf den Pfad der Tugend bringen sollte. Leider glaubte ich nicht an die göttliche Vergebung der Sünden und so blieb mir lediglich die Vermutung, dass die Menschen schlichtweg so sind: gierig, neidisch, faul und dumm. Es mag lediglich eine gefühlte Wahrheit sein, dass die Menschen immer dümmer werden, aber ich könnte hier jetzt so viele Beispiele aus meinem Arbeitsalltag aufschreiben, dass an dieser Theorie kein Zweifel mehr bestünde. Leider hatte ich über die vielen Jahre die Fähigkeit verloren, darüber zu lachen.
Natürlich gab es auch die Menschen an meinem Schreibtisch, die meinen und den allgemeingültigen Moralvorstellungen entsprachen, bescheiden, sympathisch und liebenswert waren, aber sie stellten lediglich eine kleine Minderheit dar und konnten den Ekel, der über die Jahre meine Seele mit einem schwarzen, klebrig-stinkenden Schlamm verklebt hatte, nicht reinwaschen. Dieser Kampf gegen Windmühlen hatte mich über die Jahre so ausgelaugt, dass ich in meiner Freizeit nur noch vor mich hinvegetiert habe, empfindungsloser wurde und immer mehr das Interesse an den Mitmenschen verlor. Lediglich einer Handvoll Menschen gehörte meine Liebe und Loyalität und sie würden sich immer auf mich verlassen können, wie ich mich auf sie verlassen kann.
Meine Frau und ich hatten uns eine kleine Summe angespart, denn aufgrund der Tatsache, dass wir für unsere Arbeit lebten, fehlte uns die Zeit das Geld auszugeben. Ich wusste, dass ich, wenn ich mein bescheidenes Leben weiterleben würde, sicherlich einige Jahre mit den Ersparnissen auskommen könnte. Was geschah, wenn das Geld ausgegeben wäre, wusste ich allerdings nicht.
Mein altes Ich hätte sich zu jeder Sekunde des Tages den Kopf darüber zerbrochen, Tabellenkalkulationen aufgestellt und jeden Cent genauestens verplant. Heute war ich in dieser Angelegenheit entspannter, denn es würde immer eine Lösung geben und weitergehen. Es fühlte sich gut an, nicht an die Zukunft zu denken, sondern mit beiden Beinen im Hier und Jetzt zu stehen und zu schauen, wohin der Wind mich tragen würde.
Die Ereignisse der letzten Monate brachten mich auf die Idee, eine Fünf-Minuten-Regel einzuführen. Ich besaß schon immer das zweifelhafte Talent, bei Fragen, Problemen oder sogar alltäglichen Aufgaben, alles kaputtzudenken, da ich ein extrem entscheidungsunfreudiger Mensch war, unablässig die Vor- und Nachteile gegeneinander aufwog und mich so lange mit einer Entscheidung beschäftigte, bis ich manchmal nicht mehr wusste, worin überhaupt das Problem bestand. Dazu, und das mag noch viel schwerer gewogen haben, hatte ich immer Angst eine falsche Entscheidung zu treffen, wobei es sich um eine abstrakte Furcht handelte, denn auch wenn rückblickend einige Entscheidungen von meinem heutigen Blickpunkt nur schwerlich vertretbar erscheinen, haben sie mir nicht geschadet. Meine neue Regel war mir oft eine Hilfe, mich zu entscheiden, denn wenn ich nicht in tagelange, abstrakte Was-passiert-wenn-Gedankenspiele abdriftete, sondern in fünf Minuten einen Entschluss fasste, blieb die Entscheidung immer viel näher an meinem Bauchgefühl, anstatt zu einer Vernunftentscheidung zu werden.
Der VW-Bus war ein zu einem Campingbus umgebauter Transporter, der mit einem Bett, Aufstelldach, Kühlschrank, Schränken und einer Küchenzeile mit einer Koch- und Abwaschmöglichkeit ausgestattet war. Wir haben viele Reisen mit dem Bus unternommen und ich habe es geliebt, mit meiner Frau zusammen an fremden Orten unser Lager aufzuschlagen und die Atmosphäre der Natur und Menschen auf mich wirken zu lassen.
Nun war ich allein mit diesem Bus unterwegs und ließ mich treiben. Ich reiste an Orte, von denen ich glaubte, dass sie mir gefallen würden oder die wir bereits auf unserer gemeinsamen Urlaubswunschliste notiert hatten. Wenn es mir gefiel, blieb ich dort, solange ich es wollte; manchmal waren es einige Tage, manchmal aber auch Wochen. Ich versuchte stets, die Reisen mit Besuchen zu verbinden und meine wenigen, aber umso wichtigeren Freunde wiederzusehen. Heute war ich wieder bei meinem besten Freund Mike und seiner Frau Karin angekommen, um mit ihm auf ein Konzert zu fahren und anschließend einige Tage auf seinem Hof zu campieren. Der Sommer stand bereits in den Startlöchern, aber es war in den letzten Tagen kühl und feucht gewesen; daher bestand auch die Möglichkeit, dass ich die kommenden Nächte in ihrem Gästezimmer verbringen konnte.
Ich parkte direkt vor der Einfahrt zu ihrem Grundstück und rauchte eine Zigarette. Ich wollte die Vorfreude, ihn und Karin endlich wiederzusehen, noch ein wenig auskosten und nahm einen tiefen Zug. Mike war ein ganz besonderer Mensch für mich, denn wir kannten uns bereits seit der Grundschule und niemand, außer meiner Frau, stand mir jemals so nahe. Wir wussten fast alles voneinander und verstanden uns ohne Worte. Mike war es auch, der mich uneingeschränkt unterstützte, als ich ihm die Entscheidung mitteilte, dass ich mich in ein Abenteuer mit ungewissem Ausgang stürzen und somit gegen meine eigene Natur rebellieren würde. Er bot mir an, meinen Wohnsitz bei ihm anzumelden und meine wenigen Habseligkeiten, die ich bei der Wohnungsauflösung nicht an den Nachmieter verkaufen konnte oder in den Sperrmüll geben wollte, bei ihm im Keller zu lagern. Viel war es nicht, was ich bei ihm einlagerte; lediglich meine Schallplattensammlung, einige Bücher, Kleidungsstücke, aber auch persönliche Gegenstände wie Fotoalben und wichtige Dokumente. Somit war Mikes Haus zu meinem neuen Heimathafen geworden und der einzige Ort auf der Welt, an den ich, wenn auch unregelmäßig, immer wieder zurückkehren wollte.
Er war ein Mensch, den man ruhigen Gewissens als wortkarg bezeichnen musste, der gleichzeitig aber auch nicht still sitzen konnte und voller Tatendrang war. Er hat es ständig geschafft, dass sich neue Leute um uns scharrten, denn er war ein positiv geladener Menschenmagnet, bei dem sich jeder umgehend wohlfühlte. Oft genug sind diese Fremden aufgetaucht und wieder verschwunden, aber einige sind auch geblieben und erklommen die Evolutionsstufe von Bekannten zu Freunden.
Trotz seiner augenscheinlich positiven Grundeinstellung lebte eine tiefe Melancholie in ihm, die glücklicherweise nie zu einer Depression mutierte. Seine Melancholie wurde eher von der Nostalgie genährt, anstatt von Traurigkeit oder Verzweiflung und wir lebten diese Nostalgie, die mir ebenfalls nicht fremd war, gerne aus, wenn wir abends bei ihm im Garten an seiner Feuerschale saßen und mit einem guten Whisky auf uns anstießen.
Ich schnippte meine Zigarette in den Gully und öffnete die Pforte. Vor mir lag nun der gepflasterte Weg, der steil nach unten auf einen großen Platz vor dem Haus führte, auf dem Mike und Karin ihre Autos parkten. Kaum hatte sich die Pforte geöffnet, erblickte ich Mike. Er hatte mich bereits kommen hören und wartete am Ende der Einfahrt mit zwei Flaschen Bier in der Hand. Er lachte und rief mir zu, dass ich den Bus gleich auf den Hof fahren solle.
»Ich denke, ich bin heut Abend dein Chauffeur?!«, fragte ich und hob die Arme, um meine Überraschung zu unterstreichen.
»Nee, nee! Ich bin der Fahrer, du hast immerhin die Tickets bezahlt.«
Ich lachte und ging ihm entgegen. Wir begrüßten uns herzlich und ohne viel zu reden; stattdessen stießen wir an und das Bier aus der Heimat schmeckte köstlich. Ein Bier schmeckt doppelt so gut, wenn man es mit Freunden trinken konnte.
Wir schlenderten zu seiner Gartenbank auf dem Rasen direkt hinter dem Haus und blickten auf den imposanten Garten hinab. Der Garten war mindestens zwanzig Meter lang, genauso breit und erstreckte sich über zwei Etagen vom Haus weg. Auf der gesamten Fläche standen sieben alte Apfelbäume verteilt. Meistens saßen wir auf dieser Bank und gingen die fünf Stufen zu der herrlich rustikalen, von ihm selbst gebauten Sitzecke an der Hecke zum Nachbargrundstück nur hinab, wenn wir die Feuerschale entzündeten und uns von den Flammen hypnotisieren ließen. Es war ein großartiger Ort, um sein Bier zu trinken, zu essen und die Nacht heraufziehen zu sehen.
Heutzutage legten die meisten Menschen keinen Wert auf große und automatisch arbeitsintensive Grundstücke, aber für Mike war dieser Garten wie geschaffen, denn er liebte es, sich mit ihm, als Ausgleich zu seinem Beruf, zu beschäftigen. Neben dem Haus gab es noch eine fünf Meter breite und fünfzehn Meter lange Fläche, auf der er kleine Steinwege angelegt hatte und allerlei Blumen und Früchte kultivierte, so dass wir im Spätsommer Weintrauben naschen konnten.
Wir saßen nebeneinander auf der Bank und ich ließ meine Blicke über die Apfelbäume schweifen und überlegte, ob es dieses Jahr eine gute Ernte werden würde.
Er drehte seinen Kopf zu mir und fragte: »Wie geht’s dir? Du warst lange nicht mehr hier.« In der Frage lag kein Vorwurf und ich nahm einen Schluck Bier und nickte gleichzeitig.
»Geht mir gut. Besser, als noch vor einem Jahr. Ich lerne langsam das Leben zu genießen.«
»Du meinst das Herumstreunen?« Er lächelte.
»Ja, das Herumstreunen. Es fühlt sich gut an, das zu unternehmen, wozu man Lust hat.«
Er nickte und seine Augen bekamen einen melancholischen Glanz. »Ich wünschte, ich hätte deinen Mut«, sagte er.
»Mut, Blödheit, nenn es wie du willst ... solange die Kohle reicht und der Bus den Geist nicht aufgibt, ist alles ok. Später sehen wir weiter. Kannst mich ja im schlimmsten Fall adoptieren.«
Wir lachten und stießen erneut an. Meine Flasche klang schon leer und er stand auf, um Nachschub zu besorgen. Ich nahm das nächste Bier dankend an, denn schließlich war ich meines Chauffeur-Postens heute Abend enthoben.
»Wie geht’s Karin?«, fragte ich.
»Ihr geht’s gut. Sie arbeitet viel, aber es läuft prächtig mit uns. Sie kommt leider erst spät nach Hause,