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Traumtrinker: Band 3: Drachen über Hamburg
Traumtrinker: Band 3: Drachen über Hamburg
Traumtrinker: Band 3: Drachen über Hamburg
eBook152 Seiten2 Stunden

Traumtrinker: Band 3: Drachen über Hamburg

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Über dieses E-Book

"Ich berichte von dem Flötenspieler, dem Narren, einem blinden Träumer, drei Töchtern und drei Taugenichtsen, von einem Sheriff in Echsengestalt, einer Schlammringkämpferin, einem sanften Riesen, einem Feuerwerker und einem Ritter, der der Beschützer der Kinder ist; ferner treten auf ein Mädchen und ein Junge, die geheimnisvolle Unbekannte aus dem Sternenreich, ein Einarmiger und eine Nachbarin. Nicht zu vergessen der Milchmann um die Ecke und der Untermieter. Das Geschehen ist hergerichtet als Spiel für die Bühne der Phantasie: ein Märchen für die Erwachsenen, Drama für die Kinder."
"Das ist eine traurige Geschichte", sagte Lena leise. Aber dann musste sie doch lachen, denn Gulgano kam wie immer zu spät und fand keinen Platz mehr in der Runde der Traumtrinker.

E nal caloon: Vom Rande der Milchstraße. Aus den
Reisenotizen einer vagabundierenden Ameise
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum17. Jan. 2013
ISBN9783847627562
Traumtrinker: Band 3: Drachen über Hamburg

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    Buchvorschau

    Traumtrinker - null Libert

    Die Burg des Ritters

    Als der Nebel aufbrach, lag die Burg des Ritters vor ihren Augen.

    Es war kein prachtvolles Gebäude, das sie erwartete. Auf einem flachen Hügel, inmitten der Steinwüste der Hochebene, duckte sich dunkles Gemäuer unter dem Grau der tief hängenden Wolken. Es waren mehrere flache Bauten, die von einer ringförmigen Mauer umschlossen wurden. In der Mitte der Anlage stand ein zweigeschossiger Steinbau, daneben erhob sich ein runder, fensterloser Turm. Auf dem zinnenbewehrtem flachem Dach wehte eine Fahne. Und von dort oben ertönte der Ruf eines Hornes, der weithin schallte.

    „Der Wächter, erklärte Mayroc. „Er signalisiert mir, dass er nicht schläft. Und warnt alle Bediensteten, dass ihr Herr in der Nähe ist und sie sich besser wieder ihrer Arbeit widmen. Ein dünnes Lächeln zeigte sich auf seinem Gesicht.

    „Immerhin ist er wachsam", meinte Kiri-Ne. Sie war froh, dass sie angekommen waren. Sie entstammte einer Zivilisation, in der Raumschiffe das All durchflogen und Fluggleiter den Luftraum ihres Heimatplaneten. Sie war es nicht gewohnt, lange Strecken zu Fuß zurückzulegen.

    Am Tor erwarteten einige der Bediensteten die Ankömmlinge. Es waren bewaffnete Männer. Sie beugten den Kopf vor dem Ritter und grüßten Kiri-Ne. Sie kannten sie schon, denn vor zwei Tagen war hier vor dem Tor die Sternenkönigin in dieser Welt erschienen.

    Die Kinderschar lief unter lautem Johlen an ihnen vorbei in das Innere der Anlage. Kiri-Ne sah ihnen nach.

    „Sie haben Hunger, wie immer, sagte der Ritter. Er konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. „Sie wissen, dass in der Küche immer etwas für sie übrig ist.

    Kiri-Ne fühlte, wie ihre Wangen feucht wurden. Rasch senkte sie den Kopf und durchquerte sie das Tor.

    Mayroc, der mit ihr Schritt hielt, sah sie prüfend von der Seite an.

    „Sie denken an ihren Sohn", stellte er sachlich fest.

    Kiri-Ne nickte. Sie schämte sich ihrer Tränen nicht. Die Sehnsucht nach ihrem Mann Leo-Tan und dem kleinen Tog-Isas brannte in ihr wie ein körperlicher Schmerz und presste ihren Brustkorb zusammen.

    Nur dass Tog-Isas nicht mehr ‚der Kleine’ war. Das war ihr beim Anblick der fröhlichen Kinderschar wieder brutal vor Augen geführt worden und hatte ihr die Tränen in die Augen getrieben. Sie fühlte, wie die Zeit ihr davonlief. Es gab dort draußen in den Weiten des Universums der vielen Welten einen Jungen, von dem sie nicht einmal wusste, ob sie in ihm ihren kleinen Tog-Isas erkennen würde, wenn er vor ihr stand.

    Sie wollte so schnell wie möglich zu ihrem Sohn. Doch nicht als Gestaltreisende, denn das führte unweigerlich die Dynarer auf ihre Spur. Um als Traumtrinkerin zu reisen, brauchte sie eine sichere Zuflucht für ihren Körper.

    Es war, als hätte der Ritter an ihrer Seite ihre Gedanken erraten. Er wies auf den runden Turm in der Mitte der Burganlage.

    „Dort, sagte er, „das ist der richtige Platz. Niemand hat dort Zugang ohne meine Einwilligung. Und einer von uns – er sagte es mit Betonung – „wird Wache halten an Ihrer Seite, um Sie aufzuwecken, falls es doch einen Eindringling gibt."

    Kiri-Ne nickte. Sie war dem Ritter dankbar für die Hilfe, die er ihr anbot.

    „Wer ist ‚uns’?" fragte sie, denn sie hatte wohl bemerkt, dass Mayroc mit seiner Betonung des Wortes etwas aussagen wollte.

    „Heute Abend, sagte der Ritter, „im Ankersaal. Dort wollen wir uns treffen. Ich möchte Sie mit einigen Freunden bekannt machen.

    Die Sternenkönigin wusste, dass es keinen Sinn hatte, Mayroc zu drängen. Der Ritter konnte sehr verschwiegen sein. Und er liebte das Geheimnis.

    „Ankersaal?" fragte sie. Bei ihrer Ankunft am Vortag war sie in die große – und gemütlich warme – Küche geführt worden und hatte Mayroc beim Mahl zusammen mit seinen Bediensteten an einem Tisch vorgefunden.

    „Es ist die große Halle des Haupthauses."

    „Dann sehen wir uns dort", sagte sie.

    Als die Sternenkönigin am Abend den großen Saal des Hauptgebäudes betrat, fand sie den Raum von zahlreichen Fackeln beleuchtet. Im Kamin, der die Stirnseite beherrschte, loderte ein wärmendes Feuer.

    Das erste, was ihr auffiel, noch bevor sie die Menschen um sich herum registrierte, war ein gewaltiger Anker aus Eisen und Holz, wie sie ihn von antiken Seeschiffen kannte. Er hing – an einer Kette befestigt – in der Mitte der Halle von der Decke herab und schwebte über einem massiven runden Tisch, der den Raum beherrschte. Um den Tisch herum waren Stühle mit hohen Lehnen gruppiert. Auf der Tischplatte standen schmiedeeiserne Halter mit flackernden Kerzen.

    Ein leichter Luftzug durchzog den Saal, jedoch nicht so kräftig, dass es unangenehm gewesen wäre. Er kam von den Fensterlöchern, die durch Vorhänge verdeckt waren, und war gerade stark genug, um die Rauchschwaden zu vertreiben, die sich unter der Decke sammelten. Glas gab es nicht in den Fenstern, sondern nur in Form der Trinkgefäße, die sich auf dem Tisch befanden. Viele Gläser waren es und zahlreiche Krüge. Dazu Schüsseln mit Brot, Obst und kaltem Fleisch. Alles in allem war reichlich aufgetischt, doch ohne viel Abwechslung.

    Es war laut in dem Raum, denn alle Kinder – so schien es Kiri-Ne – waren anwesend und lärmten ungeniert. Sie hielten sich nicht an dem runden Tisch auf, sondern drängten sich an den Wänden, wo sich lange Bänke befanden, auf denen sie saßen, standen oder auch lagen – sofern sie nicht sowieso in ständiger Bewegung waren. Zum Tisch kamen sie nur, um sich etwas vom Essen zu nehmen. Keines von ihnen setzte sich an die runde Tafel. Sie riefen laut durcheinander, lachten, und vor allem sangen sie. Dieses Singen war das erste, was Kiri-Ne hörte, als sie die Halle betrat – untermalt von den leisen Tönen einer Flöte. Die Sternenkönigin lächelte, denn das Singen der Kinder machte ihr Mut.

    Eine einzelne Bedienstete huschte durch den Saal: eine junge Frau mit roten Haaren, im Kleid einer Bäuerin. Sie ging zu einer Gruppe der Kinder, die besonders laut war, und sprach leise auf sie ein.

    Nur einige der Stühle um den Tisch herum waren besetzt. Von einem erhob sich Mayroc und trat der Sternenkönigin entgegen. Der Ritter hatte sich umgezogen: Er trug eine Lederhose, ein helles Hemd mit weiten Ärmeln und eine Lederweste. Um den Hals hatte er ein rotes Tuch geschlungen. Sein langes schwarzes Haar hatte er im Nacken zusammengebunden.

    Kiri-Ne sah, dass er jünger war, als sie bisher gedacht hatte. Es war der tief eingegrabene Ernst auf seinem Gesicht, der ihn hatte älter erscheinen lassen. Doch an diesem Abend machte er einen gelösten Eindruck. Er wirkte zufrieden, beinahe fröhlich. Am Rande ihres Bewusstseins stellte sie fest, dass er eine attraktive Erscheinung war, und sie fragte sich, warum er allein lebte.

    „Ich möchte Sie mit meinen Freunden bekannt machen", sagte er und wies ihr den Weg zur runden Tafel.

    „Es ist schön, dass die Kinder hier sind", sagte Kiri-Ne.

    Mayroc nickte. „Sie lassen sich keine unserer Sitzungen entgehen", sagte er.

    „Sitzungen?"

    „O ja. Unser Beisammensein dient einem Zweck. Sie werden sehen. Ich stelle Ihnen erst einmal die Teilnehmer der heutigen Runde vor."

    Die Sternenkönigin war neugierig geworden und richtete ihre Aufmerksamkeit auf die Männer, die um den Tisch herum saßen. Es waren drei. Der Mann, der ihr zuerst auffiel, befand sich auf der ihr gegenüberliegenden Seite der Tafel. Er schien von untersetzter Gestalt. Der große Kopf saß ihm übergangslos auf den breiten Schultern. Auffallend waren die kräftigen langen Arme, die er vor der Brust verschränkt hielt.

    Vor allem jedoch lenkte das Gesicht, beleuchtet vom rötlichen Licht des Kaminfeuers und dem flackernden Schein der Kerzen auf dem Tisch, den Blick auf sich. Es war von unzähligen Falten und Furchen durchzogen. Umrahmt wurde es von hellen langen Haaren, mit einzelnen dunklen, auch grauen Strähnen dazwischen. Unter einer scharfen, hervorstechenden Nase saß ein breiter, zu einem spöttischen Lachen verzogener Mund.

    Einen Moment lang sah Kiri-Ne ihm direkt in die Augen. Der Augenblick ging schnell vorbei, weil der Kopf des Mannes sich ständig hin und her bewegte und nie zur Ruhe zu kommen schien. Doch dieser kurze Moment hatte bewirkt, dass ihr Schritt stockte. Diese Augen waren wie aus weitester Ferne auf sie gerichtet gewesen, sie hatten wie durch Glas durch sie hindurch, aber zur gleichen Zeit auch tief in sie hinein gesehen, und sie waren ihr unermesslich alt erschienen. Dabei wirkte das Gesicht – trotz der Falten und der grauen Strähnen im Haar – nicht alt. Dazu war seine Gestik zu lebhaft, seine Stimme zu laut.

    Sie stand noch, als der Blick des Mannes am Tisch sie ein zweites Mal traf. Nun aber war darin nichts mehr von dem zu erkennen, was sie vorher so getroffen hatte. Er blickte sie freundlich lächelnd an und lud sie mit einer weit ausholenden Bewegung seiner Arme ein, näher zu treten.

    Durch die Bewegung auf der anderen Seite des Tisches aufmerksam geworden wandten sich ihr die zwei Männer zu, die bis dahin mit dem Rücken zu ihr gesessen hatten. Auf den ersten Blick wirkten sie wie Zwillinge, denn sie trugen beide dunkle Anzüge und Hemden mit Krawatten. Vor ihnen auf der Tischplatte lagen, säuberlich nebeneinander ausgerichtet, zwei dunkle runde Hüte mit schmaler Krempe.

    Sie schienen etwa gleich groß, waren nicht mehr jung, und sie hatten graue bartlose Gesichter. Doch damit war die Ähnlichkeit erschöpft. Denn während der eine ein rundes Gesicht mit einer Knollennase und kleinen Augen aufwies, blinzelte sie der andere durch die Gläser einer randlosen Brille mit einem Metallgestell an. Dieser hatte ein schmales Gesicht mit dünnen Lippen. Seine Augen wurden durch die Brillengläser unnatürlich vergrößert, so dass es aussah, als wollte er sie mit seinem Blick durchbohren.

    Wie auf Kommando standen beide auf und verbeugten sich.

    „Bormichel und Gulgano", sagte Mayroc mit einem leichten nur für Kiri-Ne bestimmten Lächeln.

    „Gulgano", sagte der mit der Knollennase und griff nach ihrer Hand.

    „Bormichel, erklärte der andere und verbeugte sich erneut. Dabei hatte er die Hände auf dem Rücken verschränkt. „Sie sind Kiri-Ne, stellte er fest.

    Während die Sternenkönigin dem einen die Hand schüttelte, lächelte sie dem anderen zu. Dabei fragte sie sich, wie diese zwei Gestalten in die Welt des Ritters Mayroc passten.

    „Ermittler aus Adolfstadt", sagte der, der erst jetzt ihre Hand losließ, als hätte er ihre Gedanken gelesen.

    „Adolfstadt?" fragte Kiri-Ne verständnislos.

    „Eine mir sehr fremde Welt, sagte Mayroc. „Aber ich bin froh, sie in meiner Runde zu haben.

    „Mayroc, mein Freund, eine fremde Welt kommt dir fremd vor? Worüber wunderst du dich?" schrie der Mann von der anderen Seite des Tisches mit tiefer Stimme.

    „Die Freude ist auf unserer Seite", sagte der mit der Brille höflich. Die Sternenkönigin wusste noch nicht, dass Bormichel für seine Verhältnisse gerade ungewöhnlich gesprächig war.

    Also sind diese beiden Traumtrinker, begriff sie. Besucher aus einer anderen Welt. Sie sah die zwei eigenartigen Männer mit neu erwachtem Interesse an. Da sie sich offensichtlich nicht eines Wirtes aus Mayrocs Welt bedienten, dürfte das, was sie vor sich sah, ein Abbild ihrer jeweiligen realen Gestalt sein. Es versprach, ein anregender Abend zu

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