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Tibetische Märchen
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eBook179 Seiten2 Stunden

Tibetische Märchen

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Über dieses E-Book

Die vorliegende Märchensammlung gibt eine kleine Auswahl aus dem sehr reichen Märchenschatz der Tibeter.
Diese Legenden und Fabeln sind zum größten Teil den kanonischen Büchern, die unter dem Namen Kadschur und Tandschur bekannt sind, entnommen.
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum11. Nov. 2014
ISBN9783738002089
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    Buchvorschau

    Tibetische Märchen - Maria Leitner

    Vorwort

    Die vorliegende Legenden- und Fabelsammlung gibt eine kleine Auswahl aus dem sehr reichen Märchenschatz der Tibeter. Die Geschichten sind zum größten Teil den kanonischen Büchern der Tibeter entnommen, die unter dem Namen Kadschur und Tandschur bekannt sind und die aus über dreihundert Großfolio-Bänden bestehen. Sie wurden hauptsächlich im siebenten bis neunten Jahrhundert nach unserer Zeitrechnung von buddhistischen Priestern aus dem Pali und Sanskrit übersetzt.

    Vor Allem der Kadschur enthält eine unübersehbare Reihe von Märchen. Während die dogmatischen Schriften zum größten Teil sehr genaue, fast wörtliche Übersetzungen sind, wurde bei den Märchen der Phantasie und Erfindung freier Spielraum gelassen. Auch dort, wo die Märchen sich auf indische Vorbilder stützten, behalten sie eine durchaus eigene Note.

    Keine andere Literatur spiegelt so klar die buddhistische Weltauffassung wieder. In keiner anderen wird die Hingebung, Aufopferung und Selbstkasteiung in so unglaublich vielen Variationen dargestellt und gepriesen.

    Die Legende von Bodhisatta Padmapani

    Vor unzähligen Kalpas lebte der große Buddha Odpadmed in vollkommener Seligkeit im Paradies Dewahan, umgeben von den Glücklichen, die dem ewigen Kreislauf enthoben waren.

    Blickte aber Buddha Odpadmed hinab in die Menschenwelt, betrübte ihn das Elend und der Jammer der Erde. Da beschloß der Wahrhaft-Vollendete unbeschreiblich strahlende Buddha Odpadmed zur Errettung der Kreaturen einen Bodhisatta in die Welt hinabzusenden.

    Er wünschte aber, daß die Herrscher der Erde dem Erlösungswerk sich wohlwollend zeigen sollten und er wollte deshalb, daß der Bodhisatta als ein großer König geboren werde.

    Buddha Odpadmed schickte einen glänzenden weißen Strahl aus seinem rechten Auge in die Welt. So entstand der Bodhisatta.

    Damals aber lebte ein König namens Mangli. Er beherrschte die vier Weltteile und war unermeßlich reich und mächtig. Obgleich er tausend strahlend schöne Gemahlinnen hatte, war ihm kein Sohn beschieden. Er betete zu allen Göttern und Schutzgeistern und erflehte einen Erben. Reiche Opfergaben spendete Mangli und ließ die Altäre der Gottheiten regelmäßig mit Blumen und Gewürzen schmücken. Er schickte seine Leute immer nach dem nahen See Padmatu-Nur, wo schöne rosa Lotosblüten wuchsen.

    Nun geschah es einmal, daß die Männer, die um Blumen gesandt wurden, die Nachricht brachten, daß inmitten des Sees eine Riesenlotos erblüht sei.

    Der König hörte von dieser Wunderblume und er beschloß, sofort hinzueilen und auf dem Blütenkelch einen Tempel zu errichten.

    Im ganzen Lande sprach man über dieses Wunder, das man aber vergeblich zu deuten versuchte.

    Für den König stellte man besondere Flosse her, welche ihn und sein Gefolge zu der Lotos bringen sollten. Mit vielen Opfergaben, mit Gesang und Paukenschlägen fuhr der König und der ganze Hofstaat über den See, um die Wunderblume zu ehren und anzubeten.

    Als man aber zu der Stelle kam, sahen alle voll Erstaunen, daß der Kelch der Lotosblume sich langsam öffnete und ihm ein unvergleichlich schöner Jüngling mit einer Krone auf dem Haupt entstieg. Mit wohllautender Stimme rief er: „Gnade und Heil allen Kreaturen."

    Der König und der ganze Hofstaat fielen auf die Knie und beteten den Jüngling an. Man hüllte ihn in köstliche Gewänder, hob ihn in die königliche Karosse und führte ihn, von allen bewundert, in den Palast.D urch den Oberpriester verkündete Buddha Odpadmed auch den Namen des Bodhisatta und man nannte ihn Padmapani.

    Der Bodhisatta lernte unaufhörlich und seine Weisheit wurde grenzenlos. Er sah mit voller Klarheit auch das verborgenste und nichts in der Welt blieb ihm unbekannt. Er erschauerte, als er erfahren mußte, wie Ungerechtigkeit überall wie ein ungestümes wildes Meer sich ausbreitete, wie Bosheit und Zorn gleich feurigen Flammen wüteten. Er sah Unwissenheit und Torheit alles verdunkeln und verdüstern. Er sah, wie Hoffart gleich hohen Bergen anwuchs, und wie Leichtfertigkeit gleich dem Sturmwind alles zerstörte.

    Als der Boddhisatta so viel Jammer ansah, war er bereit, das Leid aller Kreaturen auf sich zu nehmen, um alle Qual aus der Welt zu schaffen. Als er all seine schwere Sendung dachte, begannen seine Tränen zu fließen. Sie fielen auf die Erde und aus ihnen entstanden zwei Göttinnen. Sie neigten sich liebevoll über den Bodhisatta und versprachen ihm Beistand und Hilfe. Darauf verschwanden sie.

    Zufällig war König Mangli Zeuge dieses merkwürdigen Geschehens und er fragte den Boddhisatta, was dies bedeute.

    Padmapani antwortete: „Über den unendlichen Jammer aller Kreaturen mußte ich weinen, und die Göttinnen erschienen, um mir Trost in meiner Seelennot zu bringen, und um mir Hilfe und Unterstützung zu versprechen."

    Darauf begab sich der Bodhisatta in den tiefsten Wald und lebte in vollkommener Abgeschiedenheit. Seine inbrünstigen Gebete klangen wie der Gesang des Vogels Galah-bing-gah. Einmal, als er gerade in andächtiger Meditation versunken war, erschien in seiner Einsamkeit Buddha Odpadmed in unbeschreiblichem Glanz. Liebevoll und gütig versprach er dem Boddhisatta, ihm beizustehen und ihm zu helfen, die Menschen aus ihrem Elend zu erlösen.

    Darauf wurde der auserwählte Bodhisatta von allen elf Millionen siegreich-vollendeten Buddhas als der neue Erretter und Erlöser aller Kreaturen gepriesen. Der Bodllisatta verneigte sich tief nach allen vier Himmelsrichtungen und legte folgendes Gelübde ab:„Sollte ich ermüden und verzweifeln, bevor meine Aufgabe vollbracht ist, alle Kreaturen zu erlösen und alle Verdammten aus den Höllen für immer zu befreien, so möge mein Haupt in tausend Stücke zersplittern."

    Nach diesem Schwur widmete sich der Bodhisatta Padmapani ganz dem Erlösungswerk. Er zeigte den Menschen ihre Gebrechen und allen Jammer und macht sie sehend. Er rief alle Unerlösten aus der Verdammnis und rettete sie vor ewiger Qual. Bald wurden die Höllen leer, und das Elend schien von der Welt verschwunden. Endlich glaubte Padmapani, seine Aufgabe erfüllt zu haben. Er stieg auf den Berg Sumeru, den höchsten Gipfel der Erde, und ließ sich dort nieder. Aber bald sah er, wie sich die Höllen wieder füllten, wie die Menschen immer tiefer in Sünde gerieten und wie schnell alles, was er tat, vergessen war. Da zweifelte er an der Errettung und Erlösung der Kreaturen und unendliche Sehnsucht überkam ihn nach seiner himmlischen Heimat Dewahan. Kleinmut und Zweifel rächten sich furchtbar an ihm. Sein Gelübde erfüllte sich und sein Kopf zersprang in tausend Stücke.

    Buddha Odpadmed, sein göttlicher Vater, war aber von tiefem Mitleid für seinen unglücklichen Sohn erfüllt und er brachte den zerschmetterten Bodhisatta nach Dewahan und formte aus den tausend Splittern zehn neue Köpfe. Als Padmapani aus seiner tiefen Ohnmacht erwachte, gab Buddha Odpadmed ihm den Trost und die Hoffnung, daß es einmal doch gelingen würde, die Menschen ganz zu erlösen.Seit dieser Zeit erscheint der Bodhisatta Padmapani zehnköpfig.

    Ihn ehrt das Gebet der Tibetaner: „Om Mani padme hum" (0, du Juwel der Lotos).

    Die Schakale und der Tiger

    Es war einmal eine Schakalenfamilie, die in der Nähe eines Dorfes ein sehr angenehmes Leben führte, solange sich die Hunde, ihre Feinde, nicht zu sehr vermehrt hatten. Aber als ihnen diese. zu viele böse Stunden bereiteten, sahen sie sich gezwungen, einen ruhigeren Wohnsitz zu suchen.

    Sie machten sich auf, und wanderten immer weiter in den tiefsten Dschungel hinein, bis sie zu der Höhle eines Tigers gelangten.

    Die kleinen Schakale wichen erschrocken zurück, als der Tigergeruch ihnen entgegenschlug, doch der alte Schakal besänftigte sie: „Seid nur ruhig, Kinder, ich kenne die Tiger und weiß sie zu behandeln."

    Er wagte sich vorsichtig hinein und sah sich in der Tigerhöhle um. Er fand dort eine Menge Wildfleisch, und zu seiner großen Freude war der Tiger gerade nicht zu Hause.

    Da rief der Schakal seine Familie herbei und lud sie ein, sichs gut schmecken zu lassen. Nachdem sie sich alle gesättigt hatten, sagte der Schakal zu der Schakalin: „Ihr könnt nun ruhig mit den Jungen ein wenig schlafen, ich werde derweil auf den Hügel gehen und nach dem Tiger Umschau halten. Wenn ich ihn kommen sehe, werde ich einen Stein in die Höhle werfen. Dann wecke sofort die Kinder und laß sie aus Leibeskräften heulen. Ich werde Dich dann fragen, warum sie so unruhig sind, und du antworte mir, daß sie großen Hunger haben und endlich fressen möchten."

    Während die Schakalin und ihre Jungen es sich in der Tigerhöhle behaglich gemacht hatten, hielt der alte Schakal Wache. Nach einiger Zeit hörte er Blätter rascheln und Zweige brechen, und beim Morgengrauen konnte er zwischen den Baumstämmen die Umrisse des Tigers erkennen.

    Der Verabredung gemäß warf er einen Stein in die Höhle und bald hörte man die Schakalenjungen brüllen.

    „Was heulen denn die Kinder so," rief der Schakal.

    „Sie sind ungeduldig, weil sie großen Hunger haben," war die Antwort.

    „Sag ihnen, sie brauchen nicht lange zu warten, der Tiger muß bald heimkommen und dann können wir alle feinen Tigerbraten essen."

    Als der Tiger diese Worte hörte, wurde er stutzig und dachte: Was ist denn das für ein fremdes Tier, das sich in meine Höhle wagt und auf meine Heimkehr lauert, um mich zu fressen. Das müssen ja furchtbar wilde Bestien sein. Und ohne sich die Sache noch lange zu überlegen, machte er kehrt und rannte soviel er konnte.

    Nachdem er eine Zeitlang kopflos drauflos gerannt war, begegnete er einem alten zahnlosen Pavian.

    „Wohin läufst du so, lieber Tiger," fragte ihn der Pavian.

    „Du sollst es erfahren. Merkwürdige wilde Tiere sind in meine Höhle eingedrungen. Wenn ich mich nicht irre, nennen sie sich Schakale. Zufällig hörte ich, wie sie darüber sprachen, daß sie mich fressen wollten. Zum Glück habe ich feine Ohren und konnte mich, noch bevor sie mich gesehen hatten, retten.

    Der Pavian begann zu lachen und konnte gar nicht wieder aufhören. „O‚ was bist du für ein verrückter Tiger, und sein ganzer Körper schüttelte sich nur so. „Hast du denn noch nie von Schakalen gehört. Weißt du nicht, daß du die Schakale fressen könntest und nicht sie dich. Komm mit, ich werde dir schon zeigen, wie man diese Bestien behandelt.

    Der Tiger beruhigte sich etwas, doch zögerte er, ob er sich wieder der Gefahr, gefressen zu werden, aussetzen solle. Aber der Affe sprach ihm Mut zu und um ihm ein Gefühl der Sicherheit zu geben, schlang er seinen Schwanz um den Körper des Tigers.

    Als sie sich der Höhle näherten, wurde der Tiger immer ängstlicher. Er verlangsamte seine Schritte und blieb oft stehen.

    Der Schakal, der gerade Ausschau hielt, erblickte schon von weitem das sich nähernde merkwürdige Paar.

    Da rief er recht laut: „Das ist schön, Bruder Affe, daß du dein Versprechen hältst, bring ihn schnell, wir sind schon halb verhungert. Aber warum bringst du uns nur einen Tiger, ich dachte, du würdest uns mindestens zwei oder drei bringen."

    Als der argwöhnische Tiger diese Worte hörte, dachte er, daß ihn der Affe in eine Falle gelockt habe. Sofort machte er kehrt und rannte, ohne sich umzudrehen, schnell wieder in den Wald zurück.

    Der Pavian, der seinen Schwanz noch immer um den Leib des Tigers geschlungen hatte, konnte sich nicht befreien und er blieb an den Tiger gekettet.

    Während sich der Tiger im dichten, undurchdringlichen Dschungel einen Weg bahnte, wurde der Affe gegen die Bäume geschleudert, zwischen den Zweigen geschleift und bald war er ganz zerschlagen.

    Als der Tiger endlich Atem holte und sich umzusehen wagte, fand er nur einige blutige Überreste des Affen.

    Der Tiger ist nie wieder in seine Höhle zurückgekehrt und die Schakalenfamilie lebte dort glücklich und zufrieden, bis sie starb.

    Die Selbstopferung Buddhas

    Kurz nachdem der Siegreich-Vollendete, der damals im Lande Magadha lebte, vollkommener Buddha wurde, dachte er: „Die Menschen werden immer schlechter und es ist unendlich schwer, ja unmöglich, sie durch Mahnungen zu bessern. Mein Hiersein würde, solange es auch währt, von keinem Nutzen sein und so will ich in Nirwana

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