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mit Reden: Eine geistlich-theologische Sprachwerkstatt
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eBook300 Seiten3 Stunden

mit Reden: Eine geistlich-theologische Sprachwerkstatt

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Über dieses E-Book

Christen werden ermutigt und befähigt, über sich selbst, ihren Glauben und Jesus Christus zu sprechen. Theologie wird konkret, geistliche Erfahrungen werden benannt und Erlebnisse des Glaubens in Worte gefasst.
Der christliche Glaube will bezeugt werden. Nicht nur denken und machen, auch darüber reden!
Vom Kopf in den Mund. Von Herzen weitergesagt. Mit Reden – so macht Glaube Sinn.

Eine Sprach-Werkstatt des Glaubens zu nutzen, lohnt sich – egal ob Sie 18 oder 68 Jahre alt sind und ob Sie das Buch allein oder in einer Gruppe lesen. Sie werden inspiriert, provoziert und vielleicht auch bestätigt.

Der Autor fordert zum "mit Reden" heraus und gibt viele Hinweise zum Weitersagen des Glaubens. Auch wenn Sie die Bücher "mit Denken" und "mit Machen" noch nicht gelesen haben, werden Sie von diesem Buch profitieren. Es liefert konkrete Hinweise, wie wir heute zeitgemäß und gleichzeitig theologisch reflektiert vom christlichen Glauben reden können.
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum29. Okt. 2020
ISBN9783752920475
mit Reden: Eine geistlich-theologische Sprachwerkstatt

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    Buchvorschau

    mit Reden - Hermann Brünjes

    Mit Reden - Eine geistlich-theologische Sprachwerkstatt

    Gewidmet jenen Menschen,

    die mir das Evangelium von Jesus Christus

    gesagt, gepredigt, erklärt und bezeugt haben.

    In euren Mund hat Gott sein Wort gelegt.

    Ihr wart für mich seine Propheten, Engel und Gesandte.

    Einige von euch erwähne ich namentlich.

    Andere wurden und sind für mich gleichermaßen

    wichtig und gesegnet.

    Ich danke Gott und euch. Ihr tragt dazu bei,

    dass ich Christ bin und selbst von Christus reden kann.

    Danke.

    1. Auflage 2020

    Verlag: Hermann Brünjes, Küsterweg 2, 29582 Hanstedt

    Kontakt: hbruenjes@t-online.de

    Info: www.hermann-bruenjes.de

    Druck: epubli/neopubli GmbH, Berlin

    Umschlag, Texte, Fotos: © Copyright by Hermann Brünjes

    Vorwort

    Zwei Öllampen tauchen die Szene in flackerndes Licht. Trommeln, dazu monotoner Gesang. Eine Ziege meckert, ein Wasserbüffel zerrt knarrend an seiner Fessel. Zwischen Hütten, Bambuszäunen und in tierischer Geräuschkulisse hat sich eine kleine christliche Gemeinde versammelt.

    »Hermann, you should bring greetings. Please give witness,« raunt mir jener einheimische Missionar zu, der im südindischen Stammesgebiet entlang der Godavari später eine Kirche mit 40 Gemeinden leiten wird. »Hermann, du sollst Grüße bringen und deinen Glauben bezeugen.« Ja, übersetzen kann ich das inzwischen. Auch heute bin ich des Englischen keineswegs »mächtig«, aber ich komme klar – allemal wenn meine indischen Gegenüber die Fremdsprache schlechter beherrschen als ich. Damals jedoch, 1981, war mein Englisch schlicht miserabel. Neben Mathe war es der Grund, dass ich in der Realschule eine Klasse wiederholen musste. Folglich war die völlig überraschende Aufforderung durch Paul Raj nicht Anerkennung und Ehre, sondern schlicht ein Schock für mich. Trotzdem wollte ich es versuchen. Allerdings brauchte ich noch einen Moment zum Überlegen. »Please let them sing one more song«, stammelte ich und bekam so, da die Lieder unserer Freunde dort bis zu zwanzig Strophen enthalten, erheblich mehr Zeit zum Vorbereiten meines Statements. Aber dann war es soweit. »Dear brothers and sisters ...!« Hermann begann seine erste englische Predigt.

    Und erlebte sein ganz persönliches Pfingsten!

    So jedenfalls habe ich mir später erklärt, was passiert war. Dass mein Englisch wundersam perfekt wurde, bezweifle ich. Aber es sprudelte aus mir heraus. Paul Raj übersetzte mit großem Pathos. Ich hatte den Eindruck, den Geist Gottes zu spüren. Nicht nur ich. Sowohl die Inder als auch unsere deutsche Besuchsgruppe waren beeindruckt.

    »My fear was, your Englisch could be bad«, meinte Paul nachher. »But this was excellent!« (Ich dachte, dein Englisch ist schlecht. Aber es war ausgezeichnet!) »Me too!« (ich auch!) war mein stammelnder Kommentar. Mehr zu sagen fiel mir nicht ein. Plötzlich fehlten mir wieder die Worte. Pfingsten schien vorbei zu sein, sobald ich meine Glaubenszeugnis mit dem christlichen Gruß »Vandanale« beschlossen hatte. In der dann erforderlichen Konversation konnte ich wieder nur noch stottern.

    Der Geist macht lebendig

    Das damalige Ereignis in Indien hat mein Denken und auch meine Praxis des Redens vom Glauben nachhaltig beeinflusst. Gleich mehrere Konsequenzen habe ich daraus gezogen.

     Mir wurde klar: Ich muss besser Englisch lernen, wenn ich mich in diesem Kontext verständlich machen will. Das ist mit harter Arbeit verbunden. Oder verallgemeinert: Je besser ich die in der jeweiligen Umgebung benutzte Sprache spreche, desto besser gelingt die Kommunikation.

     Nur das mutige und beherzte Annehmen solcher Herausforderungen führen zu guten Erfahrungen. Wenn ich dem Reden von Gott, über die Bibel und meinen Glauben ausweiche, entgeht mir enorm viel und ich nehme manches Wirken des Geistes Gottes nicht wahr.

     Auch wenn ich meine, es nicht zu können, kann und will Gott durch seinen Geist dennoch durch meinen Mund und mit meinen oft mühsam gefundenen Worten reden.

     Anders ausgedrückt: Aus meinem »bisschen« kann Gott erstaunlich viel machen. Perfektionismus in Sachen Reden zu verlangen, käme einem Maulkorb gleich. Da könnte man auch gleich ein Redeverbot erteilen.

     Gerade eine einfache und schlichte Rede bringt die »frohe Botschaft« zu den Menschen. Bei meinen Englischkenntnissen zwingt mich die fremde Sprache zu solcher Elementarisierung. Das hilft mir, mich für alle verständlich auszudrücken und die Sache auf den Punkt zu bringen. Solche Schlichtheit auch in meiner Muttersprache zu versuchen, ist aller Mühe wert.

     Pfingsten ereignet sich im Hier und Jetzt. Ob es sich um ein Hörwunder handelt (»Jeder hörte die Apostel in seiner eigenen Sprache reden« Apg. 2,6) oder um ein Redewunder (»Sie begannen in fremden Sprachen zu reden, ganz so wie der Geist es ihnen eingab.« Apg. 2,4): Gott selbst meldet sich während der Verkündigung und durch das Glaubenszeugnis der Christen zu Wort. Schön, dass ich nicht nur rede, damit dies möglicherweise geschieht, sondern weil es gewiss geschieht.

    Was mich damals in Indien so beeindruckt hat, belegt meine nun fast fünfzigjährige Erfahrung im Reden von Gott und seiner Offenbarung in Jesus Christus. Habe ich in »mit Denken« meinen theologischen und geistlichen Rahmen abgesteckt und in »mit Machen« die tätige Umsetzung meines Glaubens beschrieben, so folgt jetzt in »mit Reden« die Reflexion des Schwerpunktes meiner privaten und beruflichen Aktivität als Redner und Verkündiger des Evangeliums. »mit Reden« habe ich zuletzt geschrieben und bei den ersten beiden Büchern nicht geahnt, dass es noch folgt. Einige der Themen wurden in den anderen Büchern bereits angesprochen, vor allem die missionarische Ausrichtung der Nachfolge Jesu. Deshalb ließen sich leider einige Doppelungen nicht vermeiden. Bitte lesen Sie jene Stellen zur Vertiefung und Erinnerung.

    Bis heute bin ich kein »Sprachkünstler«. Meine Frau ermahnt mich immer wieder, weil ich falsche Worte nutze, nuschle oder mich unverständlich ausdrücke. Meine Bücher sind keine literarischen Kunstwerke und meine Predigten bieten keine druckreifen Vorlagen. Dennoch hat der Umgang mit Sprache mein Leben und Wirken maßgeblich bestimmt und ich bin überzeugt davon, dass Gott primär die Sprache und das Wort als Mittel seiner Kommunikation mit uns Menschen einsetzt und nutzt.

    mit Reden und mitreden

    Wieder kann man den Buchtitel verschieden lesen. Jede Lesart hat ihre Berechtigung.

    Mit Reden, also nicht ohne Reden.

    So werden Christsein und Nachfolge gelebt. Dies erscheint auf den ersten Blick logisch, wird jedoch bei genauem Hinsehen oft vergessen oder aber anders praktiziert. Wir sprechen nicht umsonst von der »schweigenden Mehrheit«. Die gibt es nicht nur in unserer Gesellschaft, sondern auch in unseren Kirchen und Gemeinden. Über den Glauben wird nicht geredet. Er wird dem Intimbereich und der Privatsphäre zugerechnet. Folglich kommt er selten oder gar nicht vor. Ja, manchmal geht um »die Kirche«. Da kann man ja tatsächlich viel sagen und noch mehr kritisieren oder gar meckern. Im günstigsten Fall wird noch über »Religion« gesprochen – aber Gespräche über meinen persönlichen Glauben, die Perspektiven für mich selbst und alle Welt durch Jesus Christus, die großartigen Zusagen Gottes, die Umsetzung seines Willens und seine Kraft und Größe ... da fehlen meist die Worte.

    Bereits in »mitMachen« habe ich eine Haltung, die den persönlichen Glauben und die Bedeutung von Jesus Christus für diese Welt verschweigt, als Irrweg dargestellt. Ein vermeintlich kluger Satz wie »Rede nur, wenn du gefragt wirst – aber lebe so, dass du gefragt wirst!« ist nur bedingt stimmig. Wenn ein solcher Satz dazu dient, uns zum Handeln zu bringen – prima! Doch wenn er dazu benutzt wird, das Verschweigen unseres Glaubens zu rechtfertigen, unsere Feigheit zum Bekenntnis und unsere Sprachlosigkeit in »Sachen Gott« zu verschleiern, dann wird so ein Satz als bloße Ausrede benutzt.

    In diesem Buch wird hoffentlich auf jeder Seite deutlich, dass die Rede von Gott, die Suche nach Worten für unseren Glauben und das Weitersagen des Evangeliums von Jesus Christus ein unverzichtbarer Bestandteil christlichen Lebens ist. Und dieses Buch wurde geschrieben, damit wir uns klar werden, worüber wir reden, wie wir dies machen und wo, wann und warum. In diesem Sinn also: Mit, nicht ohne Reden!

    Mitreden. Sich aktiv ins Gespräch einbringen, in Auseinandersetzungen und Diskussionen um »Gott und die Welt« seinen Teil beitragen, auch dies gehört zum Christsein. Es wird hoffentlich deutlich, dass nicht jede und jeder über alles und bei allem mitreden sollte und auch nicht kann. Es geht auch hier nicht ums Prinzip »Hauptsache mitreden«: Wir melden uns überall zu Wort, haben zu allem eine Meinung und mischen uns in jedes Gespräch ein. Nein. Wir schweigen besser und halten uns heraus, wenn wir keine Ahnung haben oder andere es besser wissen. Wir bleiben Lernende, Fragende, Suchende. Aber wir sind gleichzeitig wichtig. Als »Salz der Erde« können wir konservierend (bewahrend) wirken, wir können Wunden aufzeigen und zur Heilung beitragen und wir können die »Suppe« genießbarer machen. Und als »Licht« können unsere Worte Orientierung bieten und Klarheit bringen. Wir können zu Wegweisern werden und Menschen trösten, ermahnen, korrigieren, stärken und begleiten (Mt. 5,13-14).

    Wie gut, dass wir in einem Land leben, wo mitreden nicht nur den Wortführern in Politik und Kirche zugestanden wird, sondern jeder und jedem Einzelnen. Wir können und sollen uns einbringen. So wie unsere guten Werke, ist auch unsere Stimme unverzichtbar – und nicht nur mit einem Kreuz auf dem Wahlzettel. Nicht stellvertretende Akteure, sondern wir selbst sind gefragt! Auch was in unseren Gemeinden geschieht und was auf den »höheren« Ebenen von Kirche, hängt im Wesentlichen an denen, die mitreden.

    Das Buchcover

    Dem Coverdesign liegt wieder ein Bild aus dem »Schöpfungsweg« von Werner Steinbrecher zugrunde. Diesmal ist es die 4. Station, die Schaffung von Erde, Meer und Pflanzen. Auch das Gleichnis vom vierfachen Acker fällt mir ein. Am Ende bringt das Wort hundertfache Frucht! (Mt. 13).

    »Und Gott sprach – und es wurde!« So wurde das Chaos geordnet und so entstehen Energie, Licht und später auch Leben. Das Wort Gottes geschieht. Es ist ein machtgeladenes, starkes Wort. Wir werden uns gleich im ersten Kapitel mit Kraft und Stärke des Wortes befassen. Das Wort Gottes ist nicht nur so dahingeredet, lapidar, kraftlos und ohne Wirkung. Es ist nicht so nebenbei gesagt als eines unter vielen. Es ist nicht genuschelt, undeutlich oder mehrdeutig. Dieses Wort ist Gottes Wort. Er nutzt Sprache. Er hat geredet. Durch Abraham und die Väter und Mütter des Glaubens, durch die Propheten und zuletzt durch Jesus Christus (Hebr. 1,1-2).

    Zuletzt? Ja, weil es nach Christus keine zusätzliche, korrigierende oder ergänzende Gottesoffenbarung gibt. Jesus selbst ist das Wort (Joh. 1,14). Nein, wenn jemand meint, heutzutage schweigt Gott. Das Gegenteil ist der Fall. Wir werden sehen, dass Gottes Christuswort weiter ausgesprochen und verbreitet wird – durch uns, Sie und mich. Folglich werden wir gewissermaßen Teil jener Wortgewalt, die den Kosmos, alles um uns herum und auch uns selbst geschaffen hat.

    Zu anmaßend? Zu selbstherrlich? Nein, gerade nicht. Weil Gott sich mit seinem Wort an Jesus bindet, begegnet uns sein mächtiges und starkes Schöpfungswort sehr, sehr menschlich. Gotteswort ist ins Menschenwort hineingekrochen, hat sich erniedrigt, ist jetzt verletzlich und verwechselbar geworden. Wie damals mit Jesus von Nazareth kann man auch heute mit Gott diskutieren, ihn anzweifeln, Gegenargumente ins Feld führen, ihn ablehnen und verspotten. Das Wort Gottes ist also alles andere als absolut in einer relativen Welt. Es kann und wird relativiert werden. Ganz so wie Jesus von Nazareth.

    Interessant: Für den Künstler sind Evolution und Schöpfung kein Gegensatz. Seine Darstellungen im Schöpfungsweg beziehen die Entwicklung allen Lebens als von Gott ausgelösten und durch ihn geleiteten und begleiteten Prozess mit ein. Evolution wäre dann so etwas wie die Art und Weise der Umsetzung des Schöpfungswortes. Wenn solche Sicht auch dem Weltbild und Denken der Schöpfungsberichte noch nicht zugrunde liegt, so bleiben sie doch dafür offen. Die Schöpfung selbst wird als Prozess dargestellt, nicht als punktuelles Ereignis. Auch relativiert die Bibel ihre Zeitangaben gelegentlich selbst und betont, dass Gott der »Zeit« gegenüber souverän bleibt (ein Tag ist wie 1.000 Jahre: Psalm 90,4; 2. Petr. 3,8).

    Auch dieser Gedanke passt zu unserem Thema. Das Wort stößt einen schöpferischen Prozess an. Nicht alles, was es bewirkt, ist sofort zu sehen. Vieles muss noch wachsen, sich entwickeln, fertig werden. Viele Worte wirken darauf ein, nicht nur eines. Dennoch bleibt es das schöpferische Wort Gottes. Es kommt menschlich daher und aus Menschenmund, wird jedoch auf geheimnisvolle Weise zum Reden Gottes.

    Eine geistlich-theologische Sprachwerkstatt

    Eine Werkstatt. Da wird gebastelt und experimentiert. Man benutzt verschiedene Materialien und fügt sie zusammen, bis entsteht, was gewollt wird und den Vorstellungen des Bestellers entspricht. Man verwirft, was nicht funktioniert oder gefällt. Meistens arbeitet man mit anderen zusammen – allemal in einer Lehrwerkstatt. Viele Gewerke sind auf andere angewiesen. Es werden verschiedene Gaben eingebracht, Fähigkeiten ergänzen sich, »Knowhow« wird geteilt. So auch in einer Sprachwerkstatt.

    Wir tauschen Erfahrungen aus. Wir reflektieren unseren Umgang mit Sprache, die Weise unserer Verkündigung, unseres Auftretens und des Umgangs mit dem Wort Gottes. Wir versuchen, es beim nächsten Mal besser oder zumindest angemessener zu machen. Wir ergänzen, korrigieren und ermutigen uns gegenseitig. Wir erlauben uns Fehler, Irrwege und sogar Schuld – um sie dann zu korrigieren oder zu vergeben.

    Vor allem erwarten wir, dass Gott selbst unser Lehrmeister ist. Wir werden Schüler des Rabbi Jesu von Nazareth. Jünger eben. Wir schauen hin, wie er von Gott redet und mit den Menschen spricht, denen er begegnet und mit denen er unterwegs ist. Wenn stimmt, dass Jesus selbst das Wort Gottes ist, kann nur er das Bild sein, das uns im »mitReden« leitet und inspiriert.

    Als Mitgestalter oder Mitgestalterin bin ich wichtig. Klar! Deshalb will und muss ich meine individuelle Sprache des Glaubens finden und will dann auch mitreden. Dies wird sich vor allem in meinem alltäglichen Leben abspielen. Doch während ich dort oft allein mit den Leuten rede – in der Sprachwerkstatt ich bin nicht allein! Ich bin Teil der Jüngergemeinschaft, einer Gruppe. Deshalb wurde bisher so viel von »Wir« gesprochen. Der Ort, so ein Buch wie dieses zu lesen kann natürlich auch das Sofa sein oder der Schreibtisch. Besser wird es als Lektüre in einer Werkstatt-Gruppe verstanden.

    Christen treffen sich nicht nur zur »Erbauung«, sondern arbeiten an sich und stecken sich Ziele. Etwa: Wir wollen in der Lage sein, über unseren Glauben zu sprechen. Wir wollen die alten, biblischen Geschichten und Begriffe in unserer eigenen Sprache erzählen und weitergeben können. Wir wollen Menschen mit dem Evangelium erreichen, sie begeistern und ihnen erklären können, was christlichen Glauben ausmacht. Wir wollen ihr Herz und ihren Verstand ansprechen und hoffen, sie am Ende für Christus zu gewinnen ...

    Weil dieses Lesebuch sich auch als Werkbuch versteht, gibt es in jedem Kapitel diese ✪Sternchen. Sie sind eingeladen, in Ihrem Haus-, Gesprächs- oder Mitarbeiterkreis und in Ihrer »Werkstattgruppe« die so gekennzeichneten Anregungen aufzunehmen.

    Sie haben schon gemerkt: Die Werkstatt hat bereits geöffnet. Wir sind mittendrin und gleich geht es weiter ...

    ✪Zu Beginn können Sie ja einmal für sich selbst, aber auch für Ihre Gruppe überlegen, was Sie eigentlich erreichen wollen. Warum und wozu wollen Sie »mit Reden« nutzen – und warum und wozu wollen Sie überhaupt mitreden? Was soll dieses Werkbuch Ihnen bringen?

    1. Von der Macht des Wortes

    ✪ Bevor Sie dieses Kapitel lesen, empfehle ich einen Einstieg für die Gruppe zum Selber-Denken.

    Die Leitfrage ist: »Worte – was können und leisten sie und was nicht?«

    Sie schreiben Überlegungen dazu auf Karten (in zwei Farben) und sammeln diese geordnet an einer Pinnwand oder auf dem Boden.

    Ohne Zweifel, Sprache ist das herausragende Instrument der Kommunikation unter Menschen überhaupt. Wir wissen, dass auch Tiere sich durch Laute und vielleicht gar so etwas wie Worte miteinander verständigen (z.B. Papageien, Robben, Delfine, Raben, Elefanten). Eine derart ausgefeilte und differenzierte Sprache jedoch, wie wir Menschen sie entwickelt haben, ist nur dem Homo Sapiens zueigen. Man geht heute davon aus, dass die Anatomie des Menschen (Zusammenwirken von Rachenraum, Gaumensegel, Stimmbänder und Zunge, Lippen, Mund- und Nasenhöhle) und zusätzlich ein spezielles Gen (FOXP2) die Fähigkeit des Sprechens ermöglichen.

    Worte sprechen lassen

    Den Begriff »Sprache« beziehen wir nicht nur auf den Gebrauch von Worten. »Die Sprache der Liebe«, die »Sprache des Herzens«, die »Sprache des Geldes« usw. sind gängige Beschreibungen menschlicher Ausdrucksformen. So benutzt, wird »Sprache« zum Universalbegriff jeder Form von Kommunikation. Musik spricht zu uns. Bäume, Vögel, Natur und sogar Steine können zu »sprechen« beginnen. Der Begriff Sprache kann wie ein Container für alles sein, was uns irgendwie anspricht, berührt und betrifft – auch ganz ohne Worte. Wir reden auch von Gebärdensprache, Körpersprache usw.

    All dies spielt natürlich auch eine manchmal extrem wichtige Rolle beim Sprechen, Reden und dem Gebrauch von Worten, soll uns hier jedoch zunächst nicht vorrangig beschäftigen.

    Hier geht es um die Sprache, die durch Worte entsteht und aus unserem Mund kommt. Worte sprechen. Vielleicht nicht immer, aber hoffentlich meistens gehen ihnen Gedanken voraus. Ein Gedanke wird ausgesprochen.

    Der schon erwähnte Werner Steinbrecher hat oft Schriftzeichen in seine Bilder integriert. Er meinte einmal sinngemäß: »Schrift ist nichts anderes als ein Bild. Wir sprechen ja auch vom Schriftbild. Und was ist das? Es ist ein Bild von einem Wort. Schrift und Bild sind nichts anderes als die Darstellung des Wortes.«

    Somit sind auch Schrift-Bilder Träger des gesprochenen Wortes. Wir alle kennen (und lieben) das: Briefe, Bücher, Gedichte ... auch wenn das Wort aufgeschrieben ist, spricht es zu uns.

    Die Macht der Worte

    Worte können etwas bewegen. Das erleben wir alle.

    »Ich liebe Dich!«, da geht mein Herz auf! »Du bist toll!«, da fühle ich mich anerkannt. »Du spielst Fußball wie ein kleiner Messi!«, das spornt mich an, auch wenn ich es irgendwie übertrieben finde. »Wir schaffen das!« Dieser 2015 von Angela Merkel geprägte Satz hat zwar auch Widerspruch hervorgebracht, vor allem jedoch motiviert, Flüchtlinge aufzunehmen. Es gibt also Worte und Sätze, die bauen auf, trösten, stärken, motivieren ... Solche Worte hören wir gerne.

    Es gibt aber auch Worte und Sätze, die zerstören und vernichten. »Du Dussel!«, da fühle ich mich klein und elend. »Du schaffst das nie!«, da reagiere ich entweder trotzig und verbissen oder mein Selbstwert sinkt bei jedem Wort dieser Art.

    Wir alle kennen unzählige Beispiele beider Wirkungen von Worten. Kinder und Jugendliche erleben Bestätigung und Zuspruch. Ihr Selbstgefühl steigt, ihre Lebensfreude und Motivation gleichermaßen. Anders, wenn sie klein gemacht oder gar gemobbt werden. Solche Worte, auch wenn sie in den sozialen Medien gepostet werden, haben junge Menschen sogar schon in den Suizid getrieben. Worte wirken. Wir erleben, wie Populisten dies wissen und nutzen. Untergangsszenarien und apokalyptische Zukunftsbilder werden vor Augen gemalt. Ängste werden geschürt und als Ausweg Erlöser- und Retterfiguren oder Ideologien angeboten. All das geschieht durch Worte.

    »Yes, we can!« Worte schüren Hoffnung und setzen Kräfte frei. »America first!« Worte spalten und grenzen voneinander ab. Nicht nur in Amerika, überall auf der Welt geschieht so etwas. Worte können Völker versöhnen (Martin Luther King, Nelson Mandela, Willy Brandt ...) und Worte können Krieg und Vernichtung hervorbringen, einleiten oder beschleunigen (Adolf Hitler, Joseph Goebbels, George W. Bush ...).

    Soll also niemand sagen: »Das sind ja

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