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Auswirkungen des Spendensystems der DDR auf das Spendenverhalten in Ostdeutschland heute -: Eine Frage der Sozialisation?
Auswirkungen des Spendensystems der DDR auf das Spendenverhalten in Ostdeutschland heute -: Eine Frage der Sozialisation?
Auswirkungen des Spendensystems der DDR auf das Spendenverhalten in Ostdeutschland heute -: Eine Frage der Sozialisation?
eBook305 Seiten1 Stunde

Auswirkungen des Spendensystems der DDR auf das Spendenverhalten in Ostdeutschland heute -: Eine Frage der Sozialisation?

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Über dieses E-Book

In dieser Master-Arbeit werden 30 Jahre nach der deutsch-deutschen Wiedervereinigung Ursachen für das Spendenverhalten der Ostdeutschen gesucht und gefunden. Welche Motivation benennen DDR-Sozialisierte für ihr Spendenverhalten heute? Wie haben sie das Spendensystem in der DDR erlebt? Wie können NGO das Herz potentieller Spender im Osten erobern? Auf diese Fragen finden Fundraising-Praktiker und Interessierte im Fazit der Forschungsarbeit Antworten.

Im theoretischen Teil werden beide deutsche Staaten in ihrer geschichtlichen Entwicklung beleuchtet. Bei der weiteren Betrachtung der Spendensysteme wird schnell deutlich, dass die Geheimnisse des zentral gelenkten und bislang nicht erforschten Spendenwesens der DDR nur schwer ans Licht zu holen sind. Mit der friedlichen Revolution verschwand die vorgegebene "Antiimperialistische Solidarität" und die neuen Bundesbürger machten sich in den "Spenden-Dschungel" auf.

Im empirischen Teil wird die qualitativ gestützte Forschungsmethodik besprochen und ausgewertet. Die Experteninterviews wurden mit Partnern unterschiedlichster politischer und sozialer Prägung geführt, um den Durchschnitt der ostdeutschen Gesellschaft abzubilden.
SpracheDeutsch
Herausgeberepubli
Erscheinungsdatum5. Okt. 2021
ISBN9783754905029
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    Buchvorschau

    Auswirkungen des Spendensystems der DDR auf das Spendenverhalten in Ostdeutschland heute - - Susanne Tharun

    cover.jpg

    Masterarbeit

    Auswirkungen des Spendensystems der DDR auf das Spendenverhalten in Ostdeutschland heute

    Eine Frage der Sozialisation?

    vorgelegt an der Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigshafen

    Master-Studiengang Fundraising-Management und Philanthropie (M.A.)

    betreut durch Herrn Dr. Kai Fischer

    vorgelegt am 14. August 2020

    Susanne Tharun

    Dresden

    Inhalt

    1 Einleitung

    2 Methodik

    3 Fazit

    1 Einleitung

    Eingangs zwei Hinweise: Für eine gute Lesbarkeit werden nur männliche Bezeichnungen verwendet, obgleich immer Frauen mitgemeint sind. Der Begriff „Ostdeutsche" bezieht sich auf alle, die auf dem Gebiet der ehemaligen DDR, auch nach der Wiedervereinigung, geboren sind.

    Ist der Ostdeutsche ein Spendenmuffel? Statistiken belegen es mit Zahlen, der Ostdeutsche spendet weniger und seltener als der Westdeutsche. Die Presse versucht es mit Sozialisationseffekt, geringerer Religionszugehörigkeit und dem Wohlstands- und Einkommensgefälle zwischen Ost und West zu erklären. Fachliteratur beziehungsweise Forschungsergebnisse sind kaum zu finden.

    Diese Arbeit untersucht die Auswirkungen des Spendensystems der DDR auf das Spenden- verhalten in Ostdeutschland heute. Da die Zahlen bekannt sind, wird hier der Weg über die Geschichte des Spendensystems der DDR, dessen mögliche Folgen bis heute und die Sozialisation der DDR-Geborenen untersucht, also die menschliche Komponente, die uns Fundraisern im Spendenalltag allzu bekannt ist. Wenn man zudem in der DDR geboren und Fundraiser ist, ist es ein Muss die Hintergründe zu erforschen, um die Fundraising-Praxis aktiv und für die ostdeutsche Zielgruppe maßgerecht gestalten zu können. Ziel der Arbeit ist es, die Forschungslücke mit den Ergebnissen zu schließen.

    Ziel dieser Masterarbeit ist es, die Auswirkungen des Spendenwesens der DDR zu analysieren, um neue Erkenntnisse über den Spender im Osten zu gewinnen, wie er tickt und wie er erreicht werden kann. Um dieses Ziel zu erreichen, wird die Forschungsfrage gestellt:

    Welchen Einfluss hat das Spendenwesen der DDR auf das Spendenhandeln der Bevölkerung in den ostdeutschen Bundesländern heute? Unter Zuhilfenahme zweier Teilfragen wer- den Antworten gesucht. Welche Auswirkungen hat ein zentral gelenktes Spendenwesen auf die Spendenmotivation?

    Motivation ist eine Grundvoraussetzung beim Spenden. Was aber passiert, wenn der Spender gar nicht intrinsisch spenden kann, weil er keine Wahl hat, keine freie Wahl bei der Organisation und keine freie Wahl des Spendenzwecks. Stumpft er ab? Kann er nach einem Systemwandel, quasi „ungelernt" ein begeisterter Spender werden?

    Und: Wie verändert sich die Spendenmotivation bei freier Wahl der NRO?

    Die zu klärenden Hypothesen sollen konkrete Ergebnisse für die Beantwortung der Forschungsfrage liefern: Wenn das Spendenwesen in der DDR nicht zentralistisch organisiert gewesen wäre, dann würden die Ostdeutschen heute die Unterstützung von sozialen Be- langen nicht als Aufgabe des Staates sehen. Je unfreiwilliger und intransparenter Spenden in der DDR waren, desto schwieriger gestaltet sich heute der Beziehungsaufbau durch die NRO und die damit verbundene Spendenbereitschaft.

    Für die empirische Forschung werden Experteninterviews mit offenen Fragen geführt. Interviews mit Menschen, die in der DDR geboren wurden und noch heute ihren Lebensmittel- punkt im Osten der Republik haben. Darüber hinaus ist bei der Wahl derer eine absolute Diversität beabsichtigt um möglichst viele Perspektiven zu ermitteln. Die Auswertung der Leitfaden geführten Interviews erfolgt mithilfe der Qualitativen Inhaltsanalyse.

    Die vorliegende Arbeit ist folgendermaßen aufgebaut: Das erste Kapitel bildet den theoretischen Rahmen. Anhand einer Literaturanalyse wird die Ausgangssituation zu den Themen, Geschichte, Politik und Spendenaktivitäten in beiden deutschen Staaten erörtert. Das zweite Kapitel bespricht die Methodik, also das Forschungsdesign, das Sampling der Datenerhebung, die Auswertung der Ergebnisse, die Diskussion und die Beantwortung der Forschungsfrage. Das Fazit bildet als letztes Kapitel eine Zusammenfassung der Ergebnisse sowie einen Ausblick ab.

    1.1 Deutschland        zwischen Kapitulation und Staatengründung

    Die Siegermächte, USA, Großbritannien, Frankreich und die Sowjetunion, teilten nach Kriegsende am 8. Mai 1945 das besetzte Gebiet in vier Zonen auf. USA, Großbritannien und Frankreich übernahmen den westlichen Teil, die spätere Bundesrepublik Deutschland. Der Ostteil, die künftige Deutsche Demokratische Republik, ging an die Sowjetunion. Auch Berlin als ehemalige Hauptstadt wurde in vier Sektoren, unter Herrschaft der Alliierten, aufgeteilt (vgl. Sontheimer/Bleek 1997: 17 ff). Folglich standen sich, abhängig von der Gesinnung der jeweilig besetzenden Siegermacht, Demokratie und Diktatur gegenüber. Ein wirtschaftlicher Strukturwandel nach 1945 war die Folge (vgl. Hüttmann 2012: 7 ff).

    Auf der Potsdamer Konferenz im August 1945 beschlossen die großen Siegermächte, außer Frankreich, die weiteren Geschicke Deutschlands. Man war sich einig, dass Deutschland an der Entfachung eines weiteren Krieges gehindert werden und die entstandenen Kriegsschäden wieder gut machen muss (vgl. Pötzsch 1998: 39 ff). Die durch den in Potsdam gebildet- en Kontrollrat vereinbarten Reparationen und Demontagen sollten die Wirtschaft derart schwächen, dass der Stand von 1932, also dem Höhepunkt der Weltwirtschaftskrise, wieder erreicht wird. Die westlichen Alliierten nahmen sich jedoch nur ein Drittel der vereinbarten Produktionsmittel. Anders sah es in der SBZ aus. Einige Industriezweige mussten Demontagen bis zu 80 Prozent hinnehmen. Hunderte Großbetriebe wurden in SAG umgewandelt und produzierten somit ausschließlich für die Sowjetunion. Pötzsch fasst die Situation zusammen: „Die Bevölkerung des sowjetisch besetzten Teils Deutschlands hat damit pro Kopf ein Vielfaches dessen aufbringen müssen, was die Bevölkerung der drei Westzonen an Reparationen geleistet hat." (1998: 40 f).

    In den Westzonen wurden die Grundlagen für den deutschen Föderalismus geschaffen. Fortan wurde für die drei Westzonen der demokratische Aufbau vorangetrieben und eine Verfassung ausgearbeitet (vgl. Sontheimer/Bleek 1997: 24 ff).

    Im Gegenteil zu der Schaffung einer bürgerlich-liberalen Demokratie im kapitalistischen Wirtschaftssystem des Westens, wurden grundlegende Änderungen in der SBZ angestrebt. Die soziale und wirtschaftliche Entwicklung nach sowjetischen Vorstellungen, inklusive Enteignungen von Grund und Betrieben, ging einher mit der Erstarkung der Kommunisten. Im April 1946 wurde die sozialistische Einheitspartei SED, eine kommunistische Partei nach sowjetischem Muster, gegründet.

    Die in Ost und West sichtbar grundlegend verschiedenen Interessen machten die Gründung zweier deutscher Staaten unabdingbar. Sontheimer und Bleek führen weiter aus, dass die deutsch-deutsche Teilung das Produkt des Kalten Krieges (1949 bis 1989/90), zwischen den Besatzungsmächten, war. (1997: 24)

    Dieser kurze geschichtliche Überblick zeigt die Bedingtheit der unterschiedlichen Entwicklungen der Zonen nach der Kapitulation in direkter Abhängigkeit zu den Besatzern auf.

    1.2 Die Bundesrepublik Deutschland bis zur Wiedervereinigung

    1.2.1 Geschichte und Politisches System

    Der hier beschriebene kurze Überblick dient zur Erläuterung möglicher Parallelen oder auch Gegensätze zur Geschichte der DDR. Im Zentrum der Ausführungen stehen Sozialisation und finanzielle Voraussetzungen der Bürger als Hinleitung zum Spendenverhalten heute.

    Eine Kriegsfolge war die Inflation. Ihr begegnete man in der westlichen Besatzungszone mit der Währungsreform¹ am 2. Juni 1948 (vgl. Pötzsch 1998: 63 ff). Mit Ludwig Erhard als Wirtschaftsminister entschied man sich für die Einführung der sozialen Marktwirtschaft. „Wohlstand für alle", auf Basis von Steuergesetzen und Gesetzen gegen Wettbewerbsbeschränkung zur Unterbindung von Machtkonzentration, so Pötzsch weiter (1998: 91 ff), also basierend auf einem Ordnungssystem, was nicht auf staatlich geplante und gelenkte Zentralverwaltungswirtschaft, wie in den kommunistischen Staaten üblich, aufbaut (vgl. Sontheimer/Bleek 1997: 121).

    Zeitgleich mit der Währungsreform verabschiedete der amerikanische Außenminister George C. Marshall ein internationales Hilfsprogramm, den Marshallplan. Um ein wirtschaftlich und politisch stabiles Europa zu sichern, musste die westdeutsche Wirtschaft florieren. Von 1948 bis 1952 erhielt Westdeutschland einen Kredit sowie Hilfslieferungen. Später einigte man sich auf eine teilweise Tilgung des Kredites. Der Marshallplan war nicht nur das Ticket zurück in die Staatengemeinschaft und auf den Weltmarkt, er war, wenn auch wissenschaftlich nicht belegt, eine Zutat für das „Wirtschaftswunder" (Pötzsch 1998: 51 f).

    Am 23. Mai 1949² wurde die Bundesrepublik Deutschland gegründet (Pötzsch 1998: 80 ff).  Mit Ende der 1950er Jahre wuchsen die Spannungen zwischen Ost und West. Infolgedessen begann am 13. August 1961 der Bau der Mauer sowie die Errichtung der Grenze. Die Auswirkungen waren weitreichend (Hüttmann 2012: 19 f).

    Die Betrachtung der Einkommenssituation mit Gründung der BRD zeigt, dass der vollzeitbeschäftigte Arbeitnehmer 1949 mit monatlich rund 237 Deutsche Mark anfangs weniger als sein „Kollege" im Osten verdiente. Bis zur Wiedervereinigung stiegen die Durchschnittseinkommen im Westen auf 3.340 DM erheblich an (Statista GmbH 1990). In der DDR lag 1989 das Durchschnittseinkommen bei 1.300 Mark der DDR.

    1.2.2 Entstehung des Spendenwesens der BRD als Grundlage des heutigen Fundraisings

    Wichtige Voraussetzungen für das Spendenwesen schaffte die bundesdeutsche Sozialpolitik. Die steuerliche Absetzbarkeit von Spenden³, die Wettbewerbsbeschränkung⁴ oder werbewirksame Beteiligung durch Politiker bei Spendenaufrufen waren nur einige staatlich gelenkte Einflüsse (Lingelbach 2009: 80). So förderten sie als Schirmherren⁵ das Spendenwesen und brachten damit bestimmten Organisationen einen Wettbewerbsvorteil. Beworbene Einrichtungen waren freie Wohlfahrtsverbände, der Deutsche Ausschuss für den Kampf gegen den Hunger oder das Müttergenesungswerk. Besonders ragte 1958 die politische Unterstützung für das Kuratorium Unteilbares Deutschland heraus.⁶ (ebd. 104 ff).

    Mit den beginnenden 1950er Jahren wuchs das staatliche Interesse an nichtstaatlichen Spendenaktivitäten⁷. Staatliche Etats wurden entlastet, den Spitzenverbänden (AWO, Caritas, Parität DRK, Diakonie, ZWST.) wurde eine besondere Stellung zugebilligt und das sozialmoralische Milieu gestärkt. Die Beeinflussung des Spendenmarktes durch staatliche Instanzen bestand nicht zuletzt in der Sozialpolitik an sich und an Finanztransfers an bestimmte Wohltätigkeitsorganisationen (Lingelbach 2009: 79 f).

    Mithilfe von Steuervergünstigungen förderte oder beeinflusste der Staat die Spendentätigkeit. Das Einkommens- und auch das Körperschaftssteuergesetz sahen für Spenden, Zuwendungen und Mitgliedsbeiträge Steuervergünstigungen bis zu einer Höchstgrenze von 5 Prozent des steuerpflichtigen Einkommens vor. Die steuerbegünstigten Sammler waren ab 1949 klar definiert. Spitzenverbände der freien Wohlfahrtspflege, Fürsorge für Verfolgte, Flüchtlinge, Vertriebene und Kriegsopfer, Rettung aus Lebensgefahr, Förderung des Sports, der Kunst und der internationalen Verständigung waren die begünstigten Zwecke (Lingelbach 2009: 103).

    Die Einführung sozialer Sicherungssysteme ließen bei der Bevölkerung den Schluss zu, dass es kaum noch Bedürftige gäbe und diese durch Steuer- und Versicherungszahlungen unterstützt würden. Die Spender wandten ihre Unterstützung folglich anderen Zwecken, wie Natur- und Umweltschutz und der Unterstützung ausländischer Bedürftiger, zu. Mit Verabschiedung des Bundessozialhilfe- und des Jugendwohlfahrtgesetzes 1961 erlangte das Subsidiaritätsprinzip in der sozialen Arbeit wieder (Wie in der Weimarer Republik (ebd.).) an Bedeutung. Der Staat überließ den freien Wohlfahrtsverbänden die Erledigung sozialer Dienste und unterstützte sie mit öffentlichen Mitteln. Die mittlerweile zu Dienstleistungsunternehmen herangewachsenen Verbände waren somit unabhängig von privaten Spendengeldern (Lingelbach 2009: 106 ff).

    Brot für die Welt und Misereor hatten zur Aufgabe, notleidenden Menschen „Hilfe zur Selbst- hilfe" zu ermöglichen. Darüber hinaus sollten die dekolonialisierten Länder damit von dem Weg in den Kommunismus abgehalten werden. Beide Kollekten-Aktionen waren ein Meilenstein im bundesdeutschen Spendenmarkt,

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