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14 mitreißende Krimis April 2022
14 mitreißende Krimis April 2022
14 mitreißende Krimis April 2022
eBook2.666 Seiten30 Stunden

14 mitreißende Krimis April 2022

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Über dieses E-Book

14 mitreißende Krimis April 2022

von Alfred Bekker, Cedric Balmore, Tomos Forrest

 

Über diesen Band:

 

 

 

 

Von Alfred Bekker, Tomos Forrest, Cedric Balmore

Dieses Buch enthält folgende Krimis:

 

Cedric Balmore: Der Krallenengel

Tomos Forrest: Anita Berber – eine Todesgöttin?

Alfred Bekker: Undercover Mission

Alfred Bekker: Verschwörung der Killer

Alfred Bekker: Die Angst verfolgt dich bis ans Ende

Alfred Bekker: Der finale Absturz

Alfred Bekker: Bilder eines Mordes

Alfred Bekker:Das Elbenkrieger-Profil

Alfted Bekker: Der Killer wartet...

Alfred Bekker: Der Sauerland-Pate

Alfred Bekker: Killer ohne Namen

Alfred Bekker: Killer ohne Reue

Alfred Bekker: Ein Scharfschütze

Alfred Bekker: Das Drachen-Tattoo

 

––––––––

 

Ein Mord, der auf einer Webcam zu sehen ist und auf einem anderen Kontinent geschieht. Was hat der mit einem Verbrechen in New York zu tun? Ermittler Jesse Trevellian und sein Team gehen auf Mörderjagd...

Alfred Bekker ist ein bekannter Autor von Fantasy-Romanen, Krimis und Jugendbüchern. Neben seinen großen Bucherfolgen schrieb er zahlreiche Romane für Spannungsserien wie Ren Dhark, Jerry Cotton, Cotton reloaded, Kommissar X, John Sinclair und Jessica Bannister. Er veröffentlichte auch unter den Namen Neal Chadwick, Henry Rohmer, Conny Walden und Janet Farell.

SpracheDeutsch
HerausgeberAlfred Bekker
Erscheinungsdatum6. Apr. 2022
ISBN9798201335083
14 mitreißende Krimis April 2022
Autor

Alfred Bekker

Alfred Bekker wurde am 27.9.1964 in Borghorst (heute Steinfurt) geboren und wuchs in den münsterländischen Gemeinden Ladbergen und Lengerich auf. 1984 machte er Abitur, leistete danach Zivildienst auf der Pflegestation eines Altenheims und studierte an der Universität Osnabrück für das Lehramt an Grund- und Hauptschulen. Insgesamt 13 Jahre war er danach im Schuldienst tätig, bevor er sich ausschließlich der Schriftstellerei widmete. Schon als Student veröffentlichte Bekker zahlreiche Romane und Kurzgeschichten. Er war Mitautor zugkräftiger Romanserien wie Kommissar X, Jerry Cotton, Rhen Dhark, Bad Earth und Sternenfaust und schrieb eine Reihe von Kriminalromanen. Angeregt durch seine Tätigkeit als Lehrer wandte er sich schließlich auch dem Kinder- und Jugendbuch zu, wo er Buchserien wie 'Tatort Mittelalter', 'Da Vincis Fälle', 'Elbenkinder' und 'Die wilden Orks' entwickelte. Seine Fantasy-Romane um 'Das Reich der Elben', die 'DrachenErde-Saga' und die 'Gorian'-Trilogie machten ihn einem großen Publikum bekannt. Darüber hinaus schreibt er weiterhin Krimis und gemeinsam mit seiner Frau unter dem Pseudonym Conny Walden historische Romane. Einige Gruselromane für Teenager verfasste er unter dem Namen John Devlin. Für Krimis verwendete er auch das Pseudonym Neal Chadwick. Seine Romane erschienen u.a. bei Blanvalet, BVK, Goldmann, Lyx, Schneiderbuch, Arena, dtv, Ueberreuter und Bastei Lübbe und wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt.

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    Buchvorschau

    14 mitreißende Krimis April 2022 - Alfred Bekker

    Von Alfred Bekker, Tomos Forrest, Cedric Balmore

    Dieses Buch enthält folgende Krimis:

    Cedric Balmore: Der Krallenengel

    Tomos Forrest: Anita Berber – eine Todesgöttin?

    Alfred Bekker: Undercover Mission

    Alfred Bekker: Verschwörung der Killer

    Alfred Bekker: Die Angst verfolgt dich bis ans Ende

    Alfred Bekker: Der finale Absturz

    Alfred Bekker: Bilder eines Mordes

    Alfred Bekker:Das Elbenkrieger-Profil

    Alfted Bekker: Der Killer wartet...

    Alfred Bekker: Der Sauerland-Pate

    Alfred Bekker: Killer ohne Namen

    Alfred Bekker: Killer ohne Reue

    Alfred Bekker: Ein Scharfschütze

    Alfred Bekker: Das Drachen-Tattoo

    ––––––––

    Ein Mord, der auf einer Webcam zu sehen ist und auf einem anderen Kontinent geschieht. Was hat der mit einem Verbrechen in New York zu tun? Ermittler Jesse Trevellian und sein Team gehen auf Mörderjagd...

    Alfred Bekker ist ein bekannter Autor von Fantasy-Romanen, Krimis und Jugendbüchern. Neben seinen großen Bucherfolgen schrieb er zahlreiche Romane für Spannungsserien wie Ren Dhark, Jerry Cotton, Cotton reloaded, Kommissar X, John Sinclair und Jessica Bannister. Er veröffentlichte auch unter den Namen Neal Chadwick, Henry Rohmer, Conny Walden und Janet Farell.

    Copyright

    Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

    Alfred Bekker (https://www.lovelybooks.de/autor/Alfred-Bekker/)

    © Roman by Author /

    © dieser Ausgabe 2022 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.

    Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

    Alle Rechte vorbehalten.

    www.AlfredBekker.de

    postmaster@alfredbekker.de

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    Mörder sind keine Engel: 7 Strand Krimis

    Mörder sind keine Engel: 7 Strand Krimis

    Alfred Bekker et al.

    Published by Alfred Bekker präsentiert, 2021.

    Mörder sind keine Engel: 7 Strand Krimis

    Von Alfred Bekker, Tomos Forrest, Cedric Balmore

    Dieses Buch enthält folgende Krimis:

    Cedric Balmore: Der Krallenengel

    Tomos Forrest: Anita Berber – eine Todesgöttin?

    Alfred Bekker: Undercover Mission

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    Alfred Bekker: Der finale Absturz

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    Die Krallenengel: N.Y.D. – New York Detectives

    Krimi von Cedric Balmore

    Der Umfang dieses Buchs entspricht 116 Taschenbuchseiten.

    Bildhübsche Frauen aus dem Battery Park! Der neueste Auftrag des Privatdetektivs Bount Reinigers bringt ihn mit dieser Gesellschaft zusammen und das gleich mehrfach. Allerdings steckt auch ein komplexer Fall dahinter – die Mafia ist mit im Spiel – und der erfahrene Privatdetektiv muss einiges einstecken. Gewohnt hartnäckig bleibt er am Ball, doch diesmal geben ihm die scharfen Wendungen der brandgefährlichen Angelegenheit eine harte Nuss zu knacken.

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    Die Hauptpersonen des Romans:

    Jessica Thorpe – Sie kämpft um ihr Leben, aber sie kann dem Tod nicht mehr entrinnen.

    Leslie Harper – Als sie eine falsche Fährte legt, fällt sie auf die Nase.

    Joyce Finch – Der süße Engel hat tödliche Krallen.

    Bill Correggio – Er gerät zwischen die Fronten.

    June March – ist Bounts Assistentin und hilft ihm bei seinen Fällen.

    Bount Reiniger – ist Privatdetektiv.

    1

    Sie war jung.

    Sie war blond.

    Und sie hatte noch drei Minuten zu leben.

    Sie atmete auf, als sie die Schwelle von Bount Reinigers Office passiert hatte. Sie fühlte sich in Sicherheit, zumindest vorübergehend.

    Dieses Empfinden beruhte nicht so sehr auf der modernen Solidität, die das große Büro atmete, sondern es wurde von dem Mann erzeugt, der hier arbeitete. Er kam ihr lächelnd entgegen und begrüßte sie.

    Sie sah in seinem Lächeln einen Hauch von Skepsis. Seine Reaktion gefiel ihr.

    Sie hatte sich als Mary Miller angemeldet. Das war ein mehr als gängiger Name, aber Bount Reiniger erriet auf Anhieb, dass die Besucherin ihn für sich erfunden hatte.

    Er rückte ihr schweigend den bequemen Armlehnstuhl an seinem Schreibtisch zurecht, dann setzte er sich seiner Klientin gegenüber.

    Ihm gefiel, was er sah, die Blässe ihrer transparent anmutenden Haut ausgenommen. Er schätzte hohe Jochbeine und volle, weiche Lippen, er war ein Ästhet, wenn es um klare Linien und Vollkommenheit des Äußeren ging. Im Gesicht seiner wohl knapp zweiundzwanzigjährigen Besucherin konnte er keinen Makel entdecken.

    Ausgenommen einen.

    Todesangst.

    Bount kannte diesen Ausdruck, egal wie geschickt und beherrscht er kaschiert werden mochte. Er war einfach da, düster und konkret, er lag in der Luft wie eine drohende, atmosphärische Störung.

    „Zigarette?, fragte er. „Einen Drink?

    „Wenn ich etwas Wasser haben dürfte ..."

    Die Stimme war weich, dunkel, vielleicht etwas brüchig, von der inneren Erregung geprägt. Bount Reiniger beugte sich der Sprechanlage entgegen, betätigte die Mikrofontaste und sagte: „Ein Glas Wasser, bitte."

    Seine Mitarbeiterin June March, die sich offiziell Detektiv-Volontärin nannte, kam mit dem Gewünschten herein. June wirkte frisch, effizient, modisch und sehr sexy, obwohl Bount letzteres im Allgemeinen nur mit säuerlich verzogenem Gesicht einzuräumen bereit war.

    Er wusste, welche Gedankenverbindungen seine Klienten bei Junes Anblick herzustellen pflegten. Die meisten Besucher sahen in June seine Geliebte, ein jederzeit erreichbares Supergirl fürs Büro und komfortablere Aufenthaltsräume, aber sie hatten unrecht.

    Bis jetzt jedenfalls.

    Die Besucherin schenkte June ein flüchtiges Lächeln. Bounts Gesichtsmuskeln blieben passiv. Er merkte, dass auch Mary Miller in der hochattraktiven June seine Geliebte witterte. Eigentlich war das ein Kompliment – für ihn natürlich. Wenn schon! Er musste das hinnehmen, er konnte seine Zeit nicht damit verschwenden, alberne Irrtümer aufzuklären. Jedes Wort, das er darüber verlieren würde, musste zwangsläufig Bumerangwirkung haben.

    June stellte das Glas auf dem Schreibtisch ab. Die Besucherin öffnete ihre Handtasche und griff hinein. Ihre Hände waren ungewöhnlich schlanke, sensible, aber auch nervöse Werkzeuge. Sie entnahmen einer goldenen Pillendose eine weiße Tablette und warfen sie in das Glas.

    June ging hinaus, nicht ohne vorher mit einem burschikos-spöttischen Augenzwinkern ihrem Chef eine Botschaft übermittelt zu haben.

    Dieses Signal konnte nur heißen: Vorsicht, mein Lieber! Dieses Mädchen ist Dynamit. Behandle sie mit der gebotenen Vorsicht.

    Bount konnte nicht zurückblinzeln.

    Die Besucherin schaute ihm geradewegs in die Augen.

    „Ich soll sterben", sagte sie und nahm das Glas in die Hand. Aus der Tablette lösten sich winzige Bläschen und stiegen sprudelnd zur Oberfläche.

    „Hoffentlich nicht durch diese Pille", sagte Bount rasch.

    „Nein, nein, dieses Zeug muss ich haben, es ist ein Beruhigungsmittel, meinte die Besucherin. „Ich bin zum Tode verurteilt.

    „Wer bedroht Sie?", wollte Bount wissen.

    Die Besucherin trank, sie leerte den Glasinhalt mitsamt Tablette. Ihre Wimpern flatterten nervös. Sie stellte das Glas ab, als habe sie Angst, dass es zerbrechen könnte. „Das ist eine lange Geschichte", murmelte sie.

    „Fangen Sie an", bat er.

    Der Blick der schönen hellgrünen Augen ging an ihm vorbei zum Fenster. Bount gewahrte, wie sich in diesen Augen plötzlich etwas veränderte und wie die Angst, die in ihnen hockte, von einem jähen Wissen und von einem intensiven Schmerz abgelöst wurde.

    Bount erhob sich abrupt, sein Puls beschleunigte sich. „Ist Ihnen unwohl?", fragte er.

    Die Besucherin stand auf, sie schwankte dabei ein wenig. Sie hob die rechte Hand, als versuchte sie nach ihm zu greifen, aber noch ehe es zu dem Kontakt kam, fiel sie in den Stuhl zurück, ihr Kopf mit dem nackenlangen, schimmernden Blondhaar sank auf die Schulter und ihrem roten, sich langsam öffnenden Mund entrang sich ein langgezogenes Stöhnen.

    Bount drückte die Sprechtaste seiner Anlage nach unten. „Einen Arzt, rasch! Dr. Stiller!"

    Dr. Stiller hatte seine Praxis im Haus, er war ein guter Internist, der den Vorzug hatte, fast immer greifbar zu sein.

    Bount eilte um den Schreibtisch herum. schnupperte an dem leeren Glas und bemerkte mit einem von Sorge und Betroffenheit geprägten Frösteln, dass die Pupillen seiner Besucherin sich veränderten.

    Bount hob das Mädchen kurz entschlossen aus dem Stuhl und brachte sie in sein hinter dem Office liegendes Apartmentzimmer, hier bettete er sie auf die Couch. June tauchte hinter ihm auf.

    „Ich habe Dr. Stiller Bescheid gesagt, er kommt sofort, berichtete sie. „Was ist mit ihr?

    Bount prüfte den Puls der Klientin. Seine Schultern sackten langsam nach unten. Er wandte sich um. „Ich fürchte, sie ist tot", sagte er.

    2

    Dr. Stiller eilte mit seiner Instrumententasche im weißen Kittel zum Lift.

    Bount Reinigers Office Räume befanden sich im vierzehnten Stockwerk. Am Fahrstuhlschacht warteten zwei Männer. Sie schenkten ihm nur einen flüchtigen Blick, dann verfolgten sie das Lichtspiel der elektrischen Anzeigetafel.

    Der Lift stoppte, die Tür glitt zur Seite. Dr. Stiller und die beiden Männer betraten den Fahrstuhl. Drei Personen, eine Frau mit Mann und Kind, befanden sich bereits darin. Das Trio verließ den Lift im zehnten Stock. Dr. Stiller schaute ungeduldig auf seine Uhr. June March hatte ihm unmissverständlich klargemacht, dass Eile geboten war.

    Der Fahrstuhl hielt. Dr. Stiller zuckte zusammen, getroffen von einem scharfen Schmerz in seiner Seite. Erschaute nach unten. Der neben ihm stehende Mann presste ihm eine Revolvermündung in die Rippen.

    „Machen Sie keinen Ärger, Dr. Stiller, sagte der Mann, „sonst mache ich aus Ihnen den stillsten Stiller, den diese unstille Stadt jemals kannte.

    Dr. Stiller schluckte. Er hatte normalerweise Sinn für Wortspiele, aber wenn sie sich mit Bedrohung und Zynismus verbanden, waren sie nicht nach seinem Geschmack. Schon gar nicht dann, wenn ein Patient nach ihm rief.

    „Ich habe kein Geld bei mir", stellte der Arzt fest.

    Die Lifttür glitt zur Seite. Der zweite Mann deckte die hinter ihm stehenden Fahrstuhlinsassen, aber es war niemand in der Nähe, der die Szene hätte beobachten können.

    „Ziehen Sie den verdammten Kittel aus, rasch", forderte der bewaffnete Gangster. Er war nicht älter als 28 und hatte ein schmales, hübsches Gesicht mit dunklen, harten Augen und pechschwarzem, gepflegt wirkendem Haar. Er war gut gekleidet und wirkte nicht unintelligent, aber für Stiller war es die Art von Aufgeschlossenheit, die sich nur im Negativen äußert.

    „Was haben Sie vor? Ich muss zu einem Patienten", sagte Stiller.

    „Das wissen wir, höhnte der Schwarzhaarige. „Wir kommen Ihnen entgegen. Wir nehmen Ihnen den Job ab.

    „Sind Sie verrückt geworden?", fragte Stiller.

    Er hatte keine Angst, er war nur verärgert. Trotzdem spürte er, dass es dumm und falsch sein würde, seinen Gegner mit hinhaltendem Widerstand zu reizen. Stiller gab plötzlich nach. Er stellte die Instrumententasche ab und entledigte sich des Kittels.

    Der Gangster nahm das Kleidungsstück entgegen und überließ seinem Komplizen den Revolver. Dieser zweite Mann schob die Waffe in seine Aktentasche, behielt jedoch den Finger am Abzug.

    Er war größer und grobschlächtiger als der Schwarzhaarige und hatte eine Boxernase. Stiller fühlte, dass dieser Mann nur Handlangerdienste leistete.

    „Wir gehen jetzt zum Scheißhaus, höhnte der Boxertyp. „Sie müssen nämlich mal.

    „Was muss ich?", fragte Stiller. Er hatte insgeheim gehofft, dass irgendjemand auftauchen und ihn aus seiner bedrohlichen Lage befreien würde, aber plötzlich wurde ihm klar, dass er diese Entwicklung gar nicht wollen durfte, denn sie konnte mit einer Schießerei, mit einer Katastrophe enden.

    „Sie müssen die Schnauze halten, sagte der Mann mit der Boxernase grob. „Und ganz ruhig bleiben. Nur für ein kleines Viertelstündchen.

    Dr. Stiller zuckte mit den Schultern und verließ den Lift. Nur mit Hose und Oberhemd bekleidet kam er sich beinahe halbnackt vor. Er wandte den Kopf. Der Schwarzhaarige eilte mit der Instrumententasche und wehendem, weißen Kittel den Korridor hinab.

    Stiller schüttelte verzweifelt den Kopf. Er las gern und viele Krimis und bildete sich ein, mit einer gut funktionierenden Kombinationsgabe glänzen zu können, aber er sah sich diesmal außerstande, einen Sinn in das Geschehen zu bringen.

    Nur eines war klar. Die Gangster hatten damit gerechnet, dass man ihn in Reinigers Office rufen würde. Und sie waren entschlossen, die dort notwendig gewordene Behandlung zu unterbinden oder, was vielleicht noch schlimmer war, auf ihre Weise durchzuführen.

    „Los, Doktorchen, raunzte der Gangster. „Du schließt dich jetzt in eine der Boxen ein und kommst erst dann wieder heraus, wenn ich dreimal klopfe. Wenn du Ärger machst, perforiere ich die Scheißhaustür mit Blei, verstanden?

    Stiller nickte und ging, gefolgt von dem Gangster, auf die Toiletten zu.

    Der Schwarzhaarige hatte Bount Reinigers Officetür erreicht. Er zögerte nur eine Sekunde, dann trat er ein. Das Vorzimmer war leer, aber die Verbindungstür zum eigentlichen Office stand offen. Der Mann im weißen Kittel trat über die Schwelle. June March kam ihm entgegen.

    „Dr. Williams. Dr. Stiller hat mich gebeten, nach dem Rechten zu sehen. Was gibt es, bitte?"

    „Dr. Williams? Sie sind ein Kollege von Dr. Stiller?", wunderte sich June.

    „Ja, sein neuer Assistent, erklärte der Besucher ungeduldig. „Ich bin in Eile. Wo ist die Dame? Dr. Stiller sprach von einer Patientin.

    Bount erschien im Türrahmen. Er hob die Augenbrauen.

    „Das ist Dr. Williams, Dr. Stillers neuer Assistent, sagte June rasch. Bount trat zur Seite. „Es gibt nicht mehr viel für Sie zu tun, bedauerte er. „Mrs. Miller ist tot."

    Der Mann im weißen Kittel betrat das große, modern möblierte Zimmer und stoppte an der Couch, auf der die Tote lag. Er öffnete die Instrumententasche, fischte eine kleine Lampe heraus und lenkte deren Punktstrahl in eines der starren, weit offenen Augen.

    „Die Indikationen sprechen eindeutig für eine Vergiftung, sagte er. „Kein Puls. Natürlich kann es sich auch um eine toxikologische Starre handeln, wir müssen das sofort überprüfen. Der Notarztwagen ist bereits unterwegs. Dr. Stiller hat ihn vorsorglich bestellt.

    „Und ich, sagte Bount, „habe inzwischen Toby Rogers informiert.

    „Wen, bitte?"

    „Die Mordkommission, sagte Bount. „Captain Rogers.

    „Ich verstehe. Wie konnte das bloß passieren? Ein Jammer um dieses junge Menschenleben! Sie sind Privatdetektiv, nicht wahr?"

    „Ja. Einiges deutet daraufhin, dass Mrs. Miller das Opfer einer von ihr selbst eingenommenen hochgiftigen Tablette wurde, sagte Bount. „Sie hat sie einem kleinen, goldenen Pillendöschen entnommen. Offenbar wurden ihre Beruhigungspillen gegen das giftige Präparat ausgetauscht.

    „Mord, wie schrecklich! Er setzte sich auf den Couchrand, öffnete die Bluse der Toten, hielt plötzlich inne und sagte ernst: „Würden Sie mich bitte ein paar Sekunden mit der Unglücklichen allein lassen?

    Bount und June gingen ins Office, ließen die Tür jedoch hinter sich offen. „Weshalb glauben Sie, dass sie verheiratet ist?, wunderte sich June. „Sie trägt keinen Ring.

    „Sie ist verheiratet, ich fühle es, sagte Bount. „Sie ist eine Ehefrau. Ein Klassegesicht wie dieses bleibt nicht ledig.

    „Ein reizendes Kompliment für mich, spottete June. „Ihrer Logik zufolge ist mein Gesicht in eine weniger männermordende Kategorie einzuordnen, denn ich bin ja auch noch frei und unbemannt.

    „Und das mit 24 Jahren, sagte Bount. „Sie können einem wirklich leidtun.

    Der Mann im weißen Kittel tauchte auf. „Ich erstatte jetzt Dr. Stiller Bericht, komme aber sofort wieder zurück, um beim Eintreffen des Notarztwagens zugegen zu sein. Bis gleich!"

    Er verließ das Office.

    Bount betrat den Wohnraum, stirnrunzelnd. „Rufen Sie Dr. Stiller an, bat er. „Fragen Sie ihn, warum er diesen Williams geschickt, hat.

    „Dr. Williams macht doch einen sehr tüchtigen, kompetenten Eindruck ..."

    „Ich finde, dass eher das Gegenteil der Fall ist. Ich kann mich nicht erinnern, bei einem Fall wie diesem jemals eine kürzere, schlampigere Untersuchung miterlebt zu haben", sagte Bount.

    „Dass die Ärmste tot ist, haben selbst Sie festgestellt, und das ohne Instrumente! Was hätte er denn noch machen sollen?", fragte June.

    „Rufen Sie Dr. Stiller an", drängte Bount und griff nach der Handtasche der Toten. Er öffnete sie. Seine Augen weiteten sich. Die Tasche war leer. Selbst das Pillendöschen war daraus verschwunden.

    Bount warf die Tasche aus der Hand und sprintete zur Tür. Als er den Korridor erreichte, sah er an seinem Ende zwei Männer im Gespräch. Der Mann im weißen Kittel war bereits verschwunden.

    Er raste zum Lift und drückte auf den Knopf. Er verfolgte die elektrischen Anzeigen und biss sich ungeduldig auf die Unterlippe. Endlich hielt einer der Fahrstühle. Bount fuhr ins Erdgeschoss.

    Er hastete durch die Mall zur Straße, ohne den Mann zu sehen, den er suchte. Er stürmte in die Tiefgarage des Buildings. Ein paar Wagen kamen ihm auf der Rampe entgegen, aber in keinem von ihnen saß der angebliche Dr. Williams. Bount machte kehrt, er fuhr mit dem Lift nach oben und betrat sein Office.

    „Es gibt gar keinen Assistenten von Dr. Stiller", empfing ihn June aufgeregt.

    „Ich weiß. Wo ist Dr. Stiller?"

    „Ich habe mit seiner Assistentin gesprochen. Er ist sofort nach meinem Anruf mit seiner Instrumententasche losgegangen und bis jetzt nicht zurückgekehrt."

    Bount setzte sich. „Ich wette, er ist noch im Haus." Bount sprang auf und rannte erneut aus dem Office. Er folgte einer logischen Eingebung. Wenn man Dr. Stiller seiner Instrumententasche beraubt hatte (Bount kannte diese Tasche, sie trug die Initialen des Arztes und hatte sich in den Händen des angeblichen Dr. Williams befunden) war anzunehmen, dass man dies im Lift getan hatte, auf dem Wege vom neunten zum vierzehnten Stockwerk.

    Hier oben gab es eigentlich nur einen Ort, wo man den Arzt vorübergehend festsetzen konnte: die öffentliche Toilette. Jede andere Lösung hätte eine Eskalation der Gewalt bedeutet, ein Eindringen in andere Office Räume.

    Bount stieß die Tür zu dem großen, weißgekachelten Raum auf. Er war leer. Nur eine der Boxen war besetzt. „Dr. Stiller?", rief Bount halblaut.

    „Sind Sie das, Reiniger?", ertönte es prompt aus dem Innern der Box.

    „Sie können herauskommen", sagte Bount.

    Stiller tauchte auf, schaute sich um und stieß die Luft aus. „Der Kerl hat mich geblufft. Wahrscheinlich ist er in dem Moment gegangen, als sich die Tür hinter mir geschlossen hatte. Was hat das zu bedeuten, Reiniger?"

    „Keine Ahnung. Ich werde herausfinden müssen, warum die Burschen meiner Klientin gefolgt sind. Einiges spricht dafür, dass es ihre Mörder waren. Diese Gangster müssen damit gerechnet haben, dass Mrs. Miller in meinem Office stirbt. Aber sie wollten sicher sein, dass das Gift wirkt – und dass kein Arzt ihnen ins Handwerk pfuscht."

    „Sie glauben, diese Männer wussten, dass ich der einzige Arzt im Gebäude bin und dass Sie sich an mich wenden würden?", fragte Dr. Stiller.

    „So sieht es aus. Die beiden haben nur logisch kombiniert und dabei ins Schwarze getroffen. Wie sah der Mann aus, der Sie hier einsperrte?"

    „Er war der Handlanger eines gutaussehenden Schwarzhaarigen, der meinen Kittel und meine Instrumententasche übernahm – offenbar der Anführer des Unternehmens. Haben Sie ihn kennengelernt?"

    „Ja. Ich möchte nur wissen, wie Ihr Mann aussah. Lassen Sie uns in mein Office gehen. In wenigen Minuten wird die Mordkommission eintreffen."

    Sie verließen die Toilette und schritten den Korridor hinab. Dr. Stiller lieferte eine kurze, präzise Beschreibung des Boxertyps. „Eine Visage wie seine muss doch aufzuspüren sein, schloss er. „Ich wurde sie unter tausend anderen erkennen!

    Als sie das Office betraten, klingelte das Telefon. June nahm den Anruf entgegen. „Für Dr. Stiller, sagte sie und streckte dem Arzt den Hörer entgegen. Gleichzeitig betätigte sie den Knopf, der das angeschlossene Bandgerät in Betrieb setzte. „Ich glaube, das ist unser Mann – der Schwarzhaarige!, flüsterte sie Bount ins Ohr.

    „Dr. Stiller", meldete sich der Arzt.

    „Hallo, mein Freund. Ich dachte mir, dass Sie in Reinigers Office zu erreichen sind. Ein schlauer Bursche, dieser Schnüffler. Sie sollten aber nicht so weit gehen, ihn zu unterstützen. Sie haben eine wundervolle Praxis, Doktor. Stellen Sie sich vor, was passieren würde, wenn sie plötzlich von einer Bombe verwüstet würde ..."

    „He, wer sind Sie? Was soll dieser Unsinn?", rief der Arzt erregt in die Sprechmuschel.

    „Sie wissen, wer ich bin. Ich bin Ihr Stellvertreter. Das heißt, ich war es. Ihre Instrumententasche habe ich in eine Mülltonne geworfen, zusammen mit dem Kittel. Sie werden den Verlust dieser Dinge verschmerzen können, aber nicht den Ihrer Praxis. Ihre Versicherung mag für Einbruchsschäden geradestehen, aber sehen Sie mal nach, was in dem Kleingedruckten der Police über Terror und Bombenanschläge steht. Das ist für die höhere Gewalt, dafür würden Sie keinen müden Dollar kriegen. Also seien Sie klug und erstatten Sie keine Anzeige. Falls die Polizei eine Beschreibung meines Freundes haben möchte, werfen Sie am besten das Handtuch. Das Gleiche gilt für eventuelle Gegenüberstellungen. Um Reiniger kümmern wir uns schon. Das wär's fürs erste. Seien Sie clever, Doktor. Alles andere wäre beruflicher Selbstmord, und an dem kann Ihnen unmöglich gelegen sein."

    Es klickte in der Leitung, der Teilnehmer hatte aufgelegt. „Dieses Dreckstück, zerquetschte Dr. Stiller zwischen seinen Zähnen. Er berichtete, was der Gangster gesagt hatte. Bount nickte. „Wir haben uns erlaubt, einen Mitschnitt zu machen.

    „Was soll ich jetzt tun?"

    „Die Entscheidung liegt bei Ihnen. Dr. Stiller schob die Unterlippe nach vorn, er sah bekümmert aus. „Wären Sie mir böse, wenn ich kniffe?, fragte er.

    „Keine Spur, Doktor, sagte Bount. „Leider ist nicht auszuschließen, dass der Anrufer es verdammt ernst meinte. Weder die Polizei noch ich können garantieren, dass Ihre Praxis nach einer Aussage heil bleibt. Verzichten Sie also meinetwegen auf Anzeige und Beschreibung, es genügt ja, dass ich den Burschen kenne.

    „Der Anrufer drohte, dass man sich um Sie kümmern würde ...

    „Das kenne ich, winkte Bount gelassen ab. „Mit solchen Mätzchen lebe ich.

    Im Vorzimmer wurde ein Geräusch laut. June eilte davon. Sie kehrte sofort zurück. „Captain Rogers mit seinen Leuten", meldete sie.

    Bount legte die Beine hoch und hielt die Augen halbgeschlossen. Das leise, monotone Summen der Klimaanlage war von einschläfernder Wirkung, aber Bount war weit davon entfernt, dieser Versuchung zu erliegen.

    Toby war mit seinen Leuten vor einer halben Stunde abgezogen, die Tote befand sich längst im Leichenschauhaus, und irgendwann im Laufe des Tages würde die Polizei vermutlich herausgefunden haben, wer sich hinter dem mutmaßlichen Decknamen Mary Miller verbarg.

    Eine schöne junge Frau war hergekommen, weil sie keine Lust verspürt hatte, eines gewaltsamen Todes zu sterben, aber ihre letzten Schritte waren überwacht gewesen, und sie hatte den Tod bei sich getragen, ohne es zu wissen.

    Ihm gingen weder die Angst in ihren schönen, hellgrünen Augen aus dem Sinn, noch die Art, wie der Glanz in diesen Augen erloschen war, zerstört von einem Gift, vernichtet vom Willen ihrer Mörder.

    Bounts Beruf brachte es mit sich, dass er dieses Sterben nur zu gut kannte, aber es war ihm bis auf den heutigen Tag nicht gelungen, sich damit abzufinden. Er führte dabei einen Kampf gegen Windmühlenflügel, diese Stadt war nicht zu bändigen, schon gar nicht von einem Einzelnen, aber er war entschlossen, nicht aufzugeben. Es war sein Job, dem Verbrechen Paroli zu bieten, er ließ sich dafür bezahlen, man warf ihm sogar vor, dass er mit gepfefferten Honoraren vom Leid der anderen lebe, aber die Wahrheit sah natürlich anders aus. Die meisten seiner Klienten waren begüterte Leute. Sie konnten erstens nicht erwarten, dass er seine Haut für ein paar Dollar zu Markte trug, und zweitens hielt er es durchaus für legitim, seine Officeunkosten, das allgemeine Berufsrisiko und seine Lebensansprüche zu einer Mischkalkulation zu machen, deren Ergebnisse ihn in der Branche als „teuer", aber auch als Spitzenkraft gelten ließen.

    June kam herein, einen Hauch von Röte auf den Wangen. „Eine Klientin, meldete sie. „Sally Brown.

    „Nochmal, bitte."

    „Sally Brown, Sir."

    Er schwang die Füße vom Schreibtisch auf den Boden. Nachgerade hatte er genug von Namen, denen man anmerkte, dass sie erfunden waren.

    Erst Mary Miller, jetzt Sally Brown. Aber vielleicht hieß die Besucherin wirklich so.

    Aber seltsam, seine Berufserfahrungen gingen dahin, dass Menschen mit schlichten Namen selten in die Lage kamen, sich eines Privatdetektivs zu bedienen.

    „Jung, alt?", fragte er und zog sich den verrutschten Schlipsknoten gerade.

    „Jung, sagte June. „Nicht älter als Mary Miller.

    „Bitten Sie sie herein."

    Er erhob sich, als die Besucherin sein Office betrat. Bounts Herz machte einen Sprung. Sally Brown war auf ihre Weise von der gleichen, umwerfenden Attraktivität, die Mary Miller ausgezeichnet hatte.

    Sally Brown war rothaarig. Rotblond, um genau zu sein. Zu dieser schimmernden, nostalgisch gelockten Haarpracht bildete das warme, leuchtende Blau der großen Augen einen aufregenden Kontrast. Auch an der kurvenreichen, aber schlanken Figur zeigten sich keine Ansatzpunkte zur Kritik.

    Bount schritt der Besucherin entgegen. Sally Brown? Das konnte sie einem anderen erzählen. Er streckte ihr die Hand entgegen und hatte auf seltsame Weise das Gefühl, eine Szene zu wiederholen, deren Generalprobe am Vormittag mit Mary Miller erfolgt war.

    „Miss Brown?", fragte er.

    „Mrs. Brown", korrigierte sie.

    Er schob ihr den Besucherstuhl zurecht und nahm den Duft des teuren, herbsüßen Parfüms wahr, der die junge Frau umschmeichelte. Bount setzte sich der Klientin gegenüber. „Eine Zigarette?, fragte er. „Einen Drink?

    Nie zuvor war ihm sein Handeln so eingefahren, so klischeehaft erschienen.

    „Wenn ich etwas Wasser haben dürfte ..."

    Er blinzelte. Er glaubte, Mary Miller zu hören. Nein, Mary Miller war tot, und zwischen den beiden Besucherinnen bestand keinerlei äußere Ähnlichkeit, allenfalls die des Alters und einer gewissen Blässe.

    Bount drückte auf die Sprechtaste. „Ein Glas Wasser, bitte", sagte er.

    June brachte es herein. Sie hatte gelernt, ihr Gesicht unter Kontrolle zu halten, aber Bount entging nicht die Beunruhigung in Junes Augen. Sie fragte sich genau wie er, ob diese Wiederholung mit dem gleichen tragischen Knalleffekt enden mochte wie Mary Millers Besuch.

    Aber zum Glück unternahm Sally Brown keinen Versuch, sich etwas ins Glas zu schütten, sie trank das Wasser pur, mit kleinen Schlucken. June ging hinaus.

    „Was kann ich für Sie tun, bitte?", fragte er.

    „Es ist eine etwas diffizile Situation", begann Sally Brown zögernd.

    „Darauf bin ich spezialisiert", sagte er.

    „Ich soll sterben, erklärte Sally Brown. „Ich bin zum Tode verurteilt.

    In Bounts Gesicht zuckte kein Muskel, aber er merkte, wie seine Hände feucht wurden. „Warum?, fragte er. „Das ist eine lange Geschichte.

    Bount presste die Lippen aufeinander. Wann würde das Geschehen endlich aufhören, ihn mit diesem qualvollen, rätselhaften Synchronlauf herauszufordern?

    Was steckte hinter dem Ganzen?

    Er musste es herausfinden, und zwar schnell, sonst passierte am Ende noch das, was Mary Miller zugestoßen war.

    „Sie heißen nicht Sally, sagte er, „und schon gar nicht Brown.

    „Wie kommen Sie darauf?"

    „Ich weiß nicht. Sie sind einfach nicht der Sally-Brown-Typ."

    „Danke. Ich nehme an, dass soll ein Kompliment sein. Nun gut, ich habe den Namen erfunden. Schlecht erfunden, wie es scheint. Ich habe meine Gründe. Bestehen Sie darauf, dass ich mich vorstelle?"

    „Das muss ich Ihnen überlassen, aber wenn Sie erwarten, dass ich Ihnen helfe oder für Sie arbeite, müssen Sie mir schon Ihr Vertrauen zeigen – es ist die einzige Basis, auf der ein Zusammenwirken möglich ist."

    „Geben Sie mir noch etwas Zeit, bitte, sagte die Frau. „Ich nenne Ihnen vorerst nur meinen Vornamen. Ich heiße Leslie. Mein Mann weiß nicht, dass ich hier bin. Er darf es auch nicht erfahren.

    „Okay, Leslie. Wer will Sie töten, wer hat Sie zum Tode verurteilt?"

    „Correggio."

    „Bill Correggio?", fragte Bount. Correggio war längst zu einem New Yorker Warenzeichen geworden, zu einem Negativsymbol der Gewalt.

    Correggios Syndikat gehörte zu den mächtigsten Organisationen der City. Es reichte mit seiner Einfluss und Operationszone bis nach Jersey hinein.

    „Sie waren seine Geliebte?", fragte Bount.

    Leslie hob die makellos geschwungenen Augenbrauen. „Sie haben eine sehr direkte Art, das Gespräch in den Griff zu bekommen", sagte sie.

    „Das dient beiden Seiten."

    „Es war für Sie nicht schwer, diese Frage zu stellen, sagte Leslie bitter. „Schließlich will ich meinen Mann aus dieser Geschichte heraushalten. Ja, ich war Correggios Geliebte. Aber er wird es bestreiten.

    „Das beantwortet nicht die Frage, warum Sie glauben, dass er Sie töten will."

    „Er hat es bereits zweimal versucht. Nicht er, versteht sich, aber seine Leute. Außerdem macht er keinen Hehl aus seinen Absichten. Er hasst mich."

    „Was ist geschehen?"

    „Nichts. Ich habe zufällig mitgekriegt, welchen Coup sie gelandet haben. Eine große Sache. Correggio hat Angst, dass ich singen könnte."

    „Natürlich hat er von Ihnen verlangt, dass Sie den Mund halten. Sie haben es ihm versprochen. Aber das ist ihm nicht sicher genug, stimmt’s?"

    „Genau. Er will kein Risiko eingehen, deshalb versucht er mich umzubringen."

    „Warum gehen Sie nicht zur Polizei?"

    „Dumme Frage! Ich habe einen guten Mann. Einen reichen Mann, wie ich hinzufügen darf. Wenn ich mich um eine Schutzhaft bemühte oder bereit wäre, mich als Zeugin zur Verfügung zu stellen, müsste Wilbur erfahren, was geschehen ist. Dann würde er bei seiner engstirnig ausgelegten Moral sofort die Scheidung beantragen. Und das will ich vermeiden."

    „Warum haben Sie sich mit Bill Correggio eingelassen?", fragte Bount.

    „Ja, warum? Er sieht gut aus. Er ist auf seine Weise ein berühmter Mann. Wer hat schon den Mut, einer solchen Persönlichkeit einen Korb zu geben? Ich war neugierig. Wohl auch etwas ehemüde ..."

    „Sie? So lange können Sie nicht verheiratet sein, sagte Bount. „Bei Ihrer Jugend.

    „Ehemüdigkeit kann sich schnell einstellen, vor allem dann, wenn der Partner so bieder ist wie Wilbur, mein Mann. Missverstehen Sie mich nicht, bitte. Ich schätze Wilburs Seriosität, seine Zuverlässigkeit, seine Qualitäten als Mensch und Partner, aber irgendwie genügt mir das nicht. Ich erwartete mehr vom Leben und glaubte, es mir nehmen zu dürfen.

    Dabei habe ich mir die Finger verbrannt."

    „Sie sagten, dass Correggio bestreiten würde, Sie zu kennen, meinte Bount. „Welchen Grund hat er, diese Liaison in Abrede zu stellen?

    „Er ist verheiratet, er hat Familie. Seltsamerweise ist er, der skrupellose, brutale Gangster, peinlichst bemüht, sich als makelloser Ehemann aufzuspielen. Er hat vor keinem Menschen Angst, nur vor seiner Frau. Aber es gibt für ihn noch einen zweiten Grund, die Verbindung mit mir zu leugnen. Ich soll sterben. Er will es so. Correggio wünscht selbstverständlich mit diesem geplanten Mord nicht in Verbindung gebracht zu werden."

    „Das leuchtet ein. Aber ich kann nicht gegen Correggio Krieg führen. Ich kann nicht gegen ein ganzes Syndikat kämpfen, selbst wenn ich es wollte. Ich kann nur eines tun. Ich kann – mit Ihrer Hilfe – versuchen. Correggio selbst auszuschalten. Sie haben das Material, das ihn ans Messer liefern würde. Benutzen Sie es! „Ohne meine Zeugenaussage wären diese Angaben wertlos, sagte Leslie. „Aber Sie wissen, dass ich nicht als Zeugin auftreten kann. „Was erwarten Sie von mir? „Kümmern Sie sich um Correggio. Verunsichern Sie ihn. Lassen Sie ihn merken, dass Bount Reiniger, New Yorks berühmtester Privatdetektiv, an seinen Fersen klebt. Das wird Correggio warnen, es wird ihn vermutlich sogar dazu bringen, die Mordpläne auf Eis zu legen. Mehr verlange ich nicht von Ihnen."

    „Heute Morgen ist in diesem Office eine junge Frau gestorben. Sie wurde vergiftet. Sie war Ihnen ähnlich. Sie stellte sich unter falschem Namen vor, und sie erklärte wörtlich, sterben zu müssen, weil man sie zum Tode verurteilt habe. Sie kam nicht mehr dazu, in Details zu gehen aber ich frage mich, was diese Koinzidenz für eine Bedeutung haben mag."

    „Ich weiß es nicht."

    „Diese junge Frau nannte sich Mary Miller, sagte Bount. Er beschrieb das Aussehen der Ermordeten und schloss fragend: „Kannten Sie sie? „Wie kommen Sie darauf? Ihre Beschreibung passt auf viele Frauen. Nun ja, immerhin auf einige. Können Sie mir kein Foto der Ärmsten zeigen?"

    „Sie werden es spätestens morgen in den Zeitungen finden, meinte Bount. „Ich hoffe schon früher zu erfahren, wer sie war. Es kann nicht schwer sein, sie zu identifizieren.

    „Was hat das mit mir zu tun, mit meinem Problem?", fragte Leslie.

    „Ich sagte es bereits. Es gibt ein paar erschreckende Übereinstimmungen."

    „Zufall, sagte Leslie. „Es muss so sein! Sonst wäre ich schon tot. Aber vielleicht bin ich das tatsächlich. Was würde geschehen, wenn ich die Flucht nach vorn anträte und Correggio tötete?

    „Schlagen Sie sich das aus dem Kopf", sagte Bount scharf.

    „Es ist Unsinn, ich weiß. Ich komme nicht mehr an ihn heran."

    „Wer ist sein Killer?"

    „Ein Mann namens Burkharts. Ich habe ihn gestern vor meinem Haus gesehen. Er trug eine riesige Sonnenbrille und schaute sich scheinbar interessiert die Gärten an – aber ich wette, es ging ihm nur darum, die Gegend auszubaldowern."

    Bount machte sich eine Notiz. Die Besucherin holte einen Umschlag aus ihrer Handtasche. „Das habe ich Ihnen mitgebracht, sagte sie, „als kleinen Anreiz. Zweitausend Dollar. Betrachten Sie das Geld als Anzahlung. Sie übernehmen doch den Fall?

    Bount schob den Umschlag mit spitzen Fingern über die Schreibtischplatte zurück. „Noch sind wir nicht soweit, sagte er. „Erst muss ich ein paar Einzelheiten wissen. Was hat Correggio vor?

    „Er will mich töten."

    „Das meine ich nicht. Welchen Coup sieht er durch Sie gefährdet? „Darüber möchte ich nicht sprechen.

    „Sie behaupten, dass Corregio vorhat, Sie aus dem Wege zu räumen, weil er in Ihnen ein Sicherheitsrisiko sieht. Wenn das so ist, müssen Sie tatsächlich die Flucht nach vorn antreten, freilich auf andere Weise, als es Ihnen durch den Kopf geisterte. Legen Sie Correggio das Handwerk. Geben Sie der Polizei konkrete Hinweise auf den geplanten Coup. Ermöglichen Sie Correggios Verhaftung. Man wird Rücksicht auf Ihre besondere Situation nehmen und sich bemühen, Ihren Mann aus dieser Geschichte herauszuhalten."

    „Meinen Sie, daran hätte ich nicht schon selbst gedacht? Dummerweise habe ich keine Hinweise, jedenfalls keine konkreten."

    „Sie müssen doch wissen, was gespielt wird. Correggio hätte sonst keinen Grund, Sie töten lassen zu wollen", sagte Bount.

    „Er vermutet, dass ich mehr weiß, als tatsächlich der Fall ist. Es ist zwecklos, ihm klarmachen zu wollen, dass ihm von mir keine Gefahr droht. Er hält das für eine Schutzbehauptung."

    „Hören Sie auf, mir und sich selbst etwas vorzumachen, bat Bount. „Legen Sie endlich die Karten auf den Tisch. Danach werde ich entscheiden, ob ich für Sie arbeiten kann. Wie heißen Sie wirklich?

    „Leslie Harper, sagte die Besucherin. „Haben Sie Angst vor Correggio? „Jeder hat Angst vor ihm", sagte Bount gelassen.

    „Auch Sie?"

    „Wenn ich gegen ihn Front mache, riskiere ich mein Leben. Dafür bezahlen Sie mich. Machen Sie sich keine Gedanken über meine Gefühle und Reaktionen. Ich bin es gewohnt, mit der Angst zu leben. Sie wird mich nicht dazu bringen, vor Correggio zu kneifen."

    „Das klingt gut. Correggio will Andreous ein Bein stellen", sagte Leslie Harper.

    „Wer ist Andreous?"

    „Viertgrößter Reeder der Weltschifffahrt. Ein Mann, der erst vor zwei Jahren die amerikanische Staatsangehörigkeit erworben hat und bestrebt ist, im Schatten seiner größeren und populäreren Konkurrenten zu bleiben. Andreous scheut die Öffentlichkeit. Publizität ist ihm verhasst, einfach ein Gräuel. Er will nur eines: in Ruhe arbeiten und seinen Einfluss erweitern. Soviel mir bekannt ist, hat er gute Aussichten, eines Tages zur Nummer eins seiner Branche aufzusteigen."

    „Ich bin kein Wirtschaftsexperte, aber meines Wissens hat die weltweite Rezession die großen Reeder am härtesten betroffen, sagte Bount. „Bei denen ist im Augenblick nicht viel zu holen.

    „Männer wie Andreous haben ihr Schäfchen ins Trockene gebracht, meinte Leslie Harper. „Die sind immer noch millionenschwer.

    „Fassen wir zusammen. Correggio hat vor, sich mit Andreous anzulegen. Sie wissen darüber keine Einzelheiten, aber Correggio befürchtet, dass Sie informiert sind und den geplanten Coup zum Platzen bringen könnten. Korrekt?"

    „Richtig, nickte Leslie Harper. „Bill ist fest entschlossen, mich aus dem Verkehr zu ziehen, noch ehe ich plaudern kann.

    „Haben Sie versucht, mit Andreous Kontakt aufzunehmen?", fragte Bount.

    „Ich habe selbstverständlich erwogen, ihn zu warnen, dann habe ich den Gedanken wieder aufgegeben. Was sollte ich ihm denn sagen? Ich weiß nichts! Ich weiß nur, dass Correggio mit dem Reeder Schlitten fahren will. Sie stieß hörbar die Luft aus. „Ich verlange von Ihnen doch nichts Unmögliches! Sie sollen Correggio einheizen und ihm klarmachen, dass es selbstmörderisch von ihm wäre, mich zu attackieren. Er soll und muss wissen, dass New Yorks bester Mann auf meiner Seite steht.

    „Ich kann Sie nicht Tag und Nacht beschatten", machte Bount der Besucherin klar.

    „Es gibt für mich keinen totalen Schutz, das weiß ich selbst. Ich will nur, dass Sie Ihr Bestes für mich tun, das ist alles."

    „Correggio soll demnach erfahren, dass ich für Sie arbeite?"

    „Er wird bereits wissen, dass ich bei Ihnen bin", sagte Leslie Harper.

    „Er lässt Sie beobachten?"

    „Ich fühle mich jedenfalls beobachtet."

    Bount musterte den Briefumschlag, der das Geld enthielt. Zweitausend Bucks! Die Summe reizte ihn, aber mehr noch reizte ihn die junge Frau, die ihm das Geld offerierte. Bount hatte das Gefühl, dass Leslie Harper nicht einmal die halbe Wahrheit sagte, ja, er hielt es sogar für möglich, dass sie log.

    Sie bot ihm einen Vorschuss von zweitausend Bucks an, um diese Lüge glaubhaft zu machen.

    Bount wünschte herauszufinden, warum das so war.

    Er sah immer noch Zusammenhänge zwischen dem Besuch von Mary Miller und dieser Leslie Harper, die sich zunächst als Sally Brown vorgestellt hatte, deshalb sagte er: „Okay, ich nehme den Auftrag an. Wie und wo kann ich Sie erreichen?"

    „Nur vormittags, da ist Wilbur im Büro. Sie entnahm ihrer Handtasche eine Visitenkarte. „Hier ist meine Adresse.

    Bount warf einen Blick auf das Kärtchen. Die Adresse war exzellent. Battery Park 16.

    „Darf ich erfahren, welchen Beruf Ihr Mann ausübt?", fragte er.

    „Er ist zweiter Direktor eines Multikonzerns, sagte Leslie Harper und stand auf. „Sein Jahreseinkommen liegt bei zwei Millionen Dollar. Ich liebe nicht ihn, sondern sein Geld. Aber ich würde ihn niemals umbringen, um an dieses Geld heranzukommen ...

    „Warum sagen Sie das?", wunderte sich Bount.

    Leslie Harper lächelte dünn. „Weil ich genau weiß, was im Kopf eines Privatdetektives vorgeht. Sie fragen sich, ob mein Besuch nicht ein Bluff ist, irgendein Ablenkungsmanöver, hinter dem ganz andere Motive stehen. Ich kann Sie beruhigen. Ich führe nichts gegen Wilbur im Schilde. Ich will ihn behalten, um jeden Preis."

    Als Bount seine Besucherin zur Tür gebracht hatte, sagte er zu June: „Folgen Sie der Frau. Finden Sie heraus, ob sich noch andere für sie interessieren und stellen Sie fest, wer das ist. Die junge Frau heißt Leslie Harper und behauptet, auf Correggios Abschussliste zu stehen."

    June nickte, zog sich eine weiße Baskenmütze über den Kopf und eilte aus dem Office. Für Fragen war keine Zeit.

    Bount tätigte ein paar Anrufe, die ihm lediglich die Bedeutung des Reeders Andreous und die Prominenz des Ölfirmendirektors Wilbur Harper bestätigten. Obwohl es Bounts Aufgabe war, Leslie Harper vorbehaltlos zu unterstützen, hielt er es für unerlässlich, erst einmal die Glaubwürdigkeit seiner Klienten zu testen.

    Er fuhr mit seinem Mercedes 450 SEL zur Center Street, wo er sich im Police Center von Captain Rogers ein Foto der ermordeten Mary Miller aushändigen ließ und gleichzeitig erfuhr, dass die Tote noch nicht identifiziert werden konnte.

    „Ihre Prints sind nicht registriert, sagte der Captain. „Wir wissen nur eines: Sie muss sehr wohlhabend gewesen sein, denn was sie auf dem Leibe trug, kriegt man nicht im Kaufhaus. Na. und die Hände! Beste Manikürarbeit, die haben niemals hart zupacken müssen.

    „Damit kann ich nichts beginnen, eine Beschreibung wie diese passt unter Umständen auf jedes Call Girl", erklärte Bount.

    Er fuhr zum Battery Park am Südzipfel Manhattans und klingelte dort an der Tür des Patrizierhauses 12. dessen auf Hochglanz poliertes Namensschild einen Besitzer mit drei Vornamen offerierte: Ashley Cedric F. Barkley.

    Ein Butler mit tiefgefrorener Miene führte ihn in einen kleinen, mit Möbeln der Regency-Epoche ausgestatteten Empfangsraum. Kurz darauf rauschte eine stattliche, weißhaarige Dame herein: Mrs. Barkley.

    Sie war mit einem halben Kilogramm Brillanten behängt, ohne deshalb von ihrer schlaffen, runzeligen Haut und ihrem Alter ablenken zu können. Bount stellte sich vor, zeigte das Bild der Ermordeten und behauptete: „Es gibt Hinweise, denen zufolge angenommen werden darf, dass diese Frau in der Gegend des Battery Parks verkehrte. Ich wüsste gern von Ihnen, ob ..."

    Mrs. Barkley unterbrach ihn.

    „Aber das ist doch Jessica Thorpe!", rief sie aus.

    „Sie wohnt in der Nähe?"

    „Ja, in der 9, glaube ich. Oder ist es die Sieben? Egal, in einem der beiden Häuser jedenfalls. Was ist mit ihr? Weshalb hält sie auf dem Foto die Augen geschlossen?"

    „Sie ist tot, ermordet. Was können Sie mir über Jessica Thorpe sagen?", erkundigte sich Bount. Er hatte Mühe, ruhig zu bleiben. Er erinnerte sich nicht, jemals so rasch fündig geworden zu sein.

    Mrs. Barkley sank auf einen Stuhl. „Ermordet! Mein Gott, wie schrecklich! Wie konnte das bloß passieren? Und wie äußert sich Jessicas Mann dazu? Ich muss sofort Ashley anrufen. Er hat Jessica geschätzt, er fand sie hochgebildet, ganz reizend, unerhört charmant ..."

    „Was sind die Thorpes für Leute?", fragte Bount.

    Mrs. Barkley atmete schnaufend. Sie war so erregt, dass sie sitzen bleiben musste. „Leute? Ich muss Sie bitten, etwas respektvoller zu sprechen. Die Thorpes gehören zur Society. Zu einer Society im guten Sinne, meine ich damit, zu den meinungsbildenden Köpfen einer moralisch durchaus intakten Oberschicht, zu ..."

    „Schon gut, unterbrach Bount die Lobeshymne der Glitzerdame. „Wovon leben die Thorpes?

    „James Thorpe ist Direktor und Mitinhaber des Bankhauses Thorpe, Thorpe & Friggley."

    „Ein bekanntes Geldinstitut", sagte Bount kopfnickend und fragte sich, was die junge, hochattraktive Frau eines so bedeutsamen, vermögenden Mannes wohl in die Lage gebracht haben mochte, sich unter dem Decknamen Mary Miller den Nachstellungen skrupelloser Mörder entziehen zu müssen – ein Versuch, der am Ende gescheitert war, ausgerechnet in seinem Office, was, wie Bount befürchtete, seine Kollegen zu ein paar hämischen und wenig imagefördernden Bemerkungen über die Effizienz und Wirksamkeit seiner Tätigkeit inspirieren würde.

    „Mit wem war Jessica Thorpe befreundet?", fragte er.

    „Jessica? Sie kannte hunderte von Leuten, natürlich nur bedeutsame ..."

    „Versteht sich, sagte Bount ungeduldig. „Wen kannte sie aus dieser Straße?

    „Nun, junger Mann, ich setze voraus, dass Sie Battery Park nicht als gewöhnliche Straße einstufen. Battery Park ist Geschichte. Das gilt auch für die meisten Familien, die hier leben. Einige wohnen schon seit Generationen hier, andere haben sich eingekauft – aber alle sind durch das Markenzeichen Battery Park miteinander verbunden. Nennen Sie das meinetwegen Snobismus, aber es ist wunderbar, in dieser oberflächlichen, schnelllebigen Zeit noch Symbole für Solidität und Moral zu finden. Battery Park ist wie eine große Familie. Hier kennt jeder jeden – aber daraus zu schließen, dass jeder mit jedem klatscht, wäre ebenso dumm wie falsch. Jessica lud ein und wurde eingeladen, aber das gilt für die meisten Familien dieser Straße."

    „Wie eng war Jessica Thorpe mit Leslie Harper befreundet?", fragte Bount.

    Mrs. Barkley hob die sorgfältig nachgezogenen Augenbrauen. „Ich bin mir nicht einmal sicher, ob sie überhaupt miteinander befreundet waren. Natürlich kannten sie sich, und selbstverständlich haben sie sich wiederholt getroffen, auf Gesellschaften und Partys ..."

    „Wie gut kennen Sie Leslie Harper?"

    „Nicht besser oder schlechter als die anderen Frauen der Straße ..."

    „Wenn Sie ersucht würden, Leslie Harper zu beurteilen – wie würden Sie sie einstufen?"

    „Wie Jessica Thorpe. Jung, attraktiv, modebewusst und gebildet, eine junge Frau aus bestem Haus", meinte Mrs. Barkley.

    Bount bedankte sich und ging.

    Die Thorpes wohnten in einem Haus, das dem der Barkleys verblüffend ähnlichsah, aber das gehörte zur geschichtsträchtigen Fassade des Battery Parks, hier manifestierte sich alteingesessener Reichtum auf kleinstem Raum, hier verband sich Museales mit dem Anspruch, zur Creme der Gesellschaft gezählt zu werden. Die meisten Hausbesitzer benutzten ihre exklusive Bleibe nur als Stadtwohnung, als Aushängeschild und Visitenkarte. Fast alle besaßen weit größere Häuser in vornehmen Suburbs.

    Noch während Bount damit beschäftigt war, die schmale, imponierende Fassade zu betrachten, öffnete sich die Tür und ein Mann trat über die Schwelle.

    Bount wandte sich rasch ab. Er hatte den Mann auf Anhieb erkannt.

    Es war der Gangster, der sich als Dr. Stillers Assistent ausgegeben hatte und mit Jessica Thorpes Handtascheninhalt verschwunden war.

    3

    Der Gangster mit dem hübschen, schmalen Gesicht und den dunklen Augen ging leise pfeifend an Bount vorbei. Er schenkte Bount keinen Blick. Das war nicht überraschend. Battery Park wimmelte von neugierigen Besuchern, und Leute, die alte Hausfassaden bewunderten, gehörten hier gleichsam zum Inventar.

    Bount folgte dem Gangster in sicherem Abstand. Es schien, als würden sich die glücklichen Zufälle dieser Stunde addieren. Der Gangster kletterte in einen 74er Plymouth, der nur fünfzig Meter vor Bounts Mercedes parkte. Bount hatte keine Mühe, die Beschattung seines Gegners mit dem Wagen fortzusetzen.

    Die Fahrt ging stadtaufwärts bis zur 34ten Straße. Dort passierte es.

    Plötzlich. Völlig unerwartet und mit tödlicher Präzision.

    Der Plymouth explodierte.

    Er löste sich auf in einen Feuerball, der Rauch, Metall und ein ohrenbetäubendes Krachen ausspuckte. Zerberstende Scheiben, aufeinanderprallende Wagen, schreiende Menschen und jähe Panik lieferten das Echo. Es war ein Stück Inferno im Verkehrsgewühl der großen, von unablässigen Qualen heimgesuchten Stadt.

    In Sekundenschnelle war von dem Plymouth nur noch ein brennendes, qualmendes Kernstück vorhanden. Sein Fahrer war mitsamt dem Karosserieaufbau verschwunden, zerfetzt. zerbombt, von der gewaltigen Explosion buchstäblich ausgelöscht.

    Auf dem Gehsteig wälzten sich Verletzte in ihrem Blut. Sie machten damit alles nur noch schlimmer, denn unter ihnen glänzten die scharfen, gezackten Scherben der Glassplitter, die aus zersprungenen Fenstern auf die Straße geregnet waren.

    Ein Cop tauchte auf. Er rannte zur Fahrbahnmitte, stoppte dort und blies mit hochrotem Kopf und geblähten Backen in seine Trillerpfeife. Bount fand, dass der Cop auf erschreckende Weise den Eindruck machte, die Situation nicht meistern zu können.

    Bount sprang aus dem Wagen.

    Zwischen seinem silbergrauen Mercedes und dem brennenden Plymouth befand sich ein Pulk von fünf Wagen, drei davon hatten sich hoffnungslos ineinander verkeilt. Bount hatte zwar die Druckwelle der Explosion verspürt, aber weder er noch sein 450 SEL hatten auch nur eine Schramme abbekommen.

    Obwohl es gut fünfhundert Augen und Ohrenzeugen der Katastrophe geben mochte, hastete Bount in einen Drugstore und verständigte telefonisch Polizei und Notarztwagen. Erfahrungsgemäß verließ sich in derlei Situationen einer auf den anderen, und die Neugierde der Zuschauer war fast immer größer als ihr Bedürfnis, sich durch einen Anruf um prickelndes Erleben zu bringen.

    Bount rannte zurück zur Straße. Dort hatte die erste Erstarrung einer hektischen Aktivität Platz gemacht. Man kümmerte sich um die Verletzten, und einige Autofahrer versuchten mit ihren Handlöschgeräten, dem brennenden Wrack zu Leibe zu rücken.

    Bount sah, dass es für ihn nichts mehr zu tun gab. Er machte kehrt, betrat erneut den Drugstore und rief Captain Rogers an. Bount berichtete, was er erlebt hatte, nannte die Nummer des explodierten Wagens und erfuhr, dass der Plymouth auf einen Mann namens Jeremy Winter zugelassen worden und nicht als gestohlen gemeldet worden war.

    Bount notierte sich die Adresse des Mannes, bedankte sich bei dem Captain und versuchte dann, Jeremy Winter telefonisch zu erreichen. Das Freizeichen tutete ihm monoton entgegen. Winter meldete sich nicht.

    Bount fragte sich, ob der Tote Jeremy Winter sein mochte. Er bezweifelte es. Gangster pflegen selbst bei kleineren Coups nicht mit dem eigenen Wagen zu fahren, und hier stand immerhin ein Mord zur Debatte.

    Bount verließ den Drugstore. Inzwischen waren mehrere Polizei- und Ambulanzwagen eingetroffen. Die Cops sperrten die Unfallstelle ab und bemühten sich gleichzeitig darum, den Verkehrsstau aufzulösen.

    Bount stieg in seinen Mercedes und brauchte fast eine halbe Stunde, um sich aus dem Stau zu lösen. Er fuhr zum Bankhaus Thorpe, Thorpe & Friggley und fand einen Parkplatz in dem für Kunden reservierten Teil der Tiefgarage. Kurz darauf saß er James Thorpe gegenüber, einem drahtig wirkenden Endvierziger mit eisblauen Augen und dunkelblauem Anzug, dessen Äußeres eine gesunde Mischung von Intellekt und Sportlichkeit signalisierte.

    Bount legte dem Direktor schweigend das Foto der Toten vor. James Thorpe runzelte die Augenbrauen. „Das ist Jessica, sagte er. „Was ist mit dem Bild?

    Bount berichtete, was geschehen war. Er beobachtete sein Gegenüber dabei scharf. James Thorpes Backenknochen traten deutlich hervor, es schien, als wollten sie die Haut sprengen, ansonsten gab es keinerlei Anzeichen für Trauer, Schock oder innere Erregung. Kein Zweifel: James Thorpe war ein Mann mit großer Selbstdisziplin, der sich fabelhaft in der Gewalt hatte.

    „Ich verstehe das alles nicht", sagte er.

    „Vor wem war sie auf der Flucht, wer hat sie vergiftet – und warum?", fragte Bount.

    Die eiskalten Augen hielten Bounts Blick fest. „Finden Sie es für mich heraus, sagte Thorpe. „Geld spielt keine Rolle. Ich muss wissen, was passiert ist.

    „Wann haben Sie Ihre Frau zuletzt gesehen und gesprochen?", fragte Bount.

    „Beim Frühstück. Sie war wie sonst. Nein, warten Sie. Sie war eher nervös, aber sie war bemüht, diese Nervosität zu überspielen. Ich stellte keine Fragen. Ich war damit beschäftigt, den Wirtschaftsteil der Zeitung zu lesen. Ich bin ein Morgenmuffel, wissen Sie."

    „Haben Sie diese Nervosität schon früher bemerkt – und wenn ja, wann zum ersten Male?"

    „Ich will ganz ehrlich sein. Jessica und ich führten eine eher unterkühlte Ehe. Es gab niemals Streit, aber es gab auch keine himmelhochjauchzende Liebe, allenfalls eine nüchterne Harmonie. Jessica war schön, intelligent und charmant, es war ein Vergnügen, sie auf Gesellschaften zu erleben, sie wusste um ihre Rahmenfunktion und verstand es großartig, zu repräsentieren. Warum ich Ihnen das erzähle? Sie haben es gewiss schon erraten. Obwohl wir wie ein perfektes Ehepaar wirkten und auftraten, ging jeder seine eigenen Wege. Es gab deshalb keinerlei Gegnerschaft, nicht einmal eine Absprache – es war eine fast selbstverständliche Entwicklung, die keinem zu schaden schien."

    „Ich muss jetzt sehr direkte, persönliche Fragen stellen, sagte Bount. „Hatte Ihre Frau einen Freund, oder gar mehrere?

    „Es mag seltsam klingen – aber ich bezweifle es, meinte Thorpe. „Ich glaube, Jessica neigte zur Frigidität. Sie brauchte Männer nur, um sich in Szene zu setzen.

    „Wie gut war Jessica mit Leslie Harper befreundet?", wollte Bount wissen.

    „Oberflächlich. Warum?"

    „Darauf komme ich später zurück, wich Bount aus. Leslie Harper war seine Klientin. Er war nicht befugt, über sie zu sprechen. Bount fragte: „Wer hat den direkten Nutzen vom Tod Ihrer Frau?

    „Jessica besitzt eigenes Vermögen. Ich erbe es, sagte Thorpe. „Also bin ich der Nutznießer. Ich hoffe, Sie wittern dahinter kein Tatmotiv. Meine Bankeinlage beträgt sieben Millionen Dollar, und mein Privatvermögen bewegt sich in ähnlichen Dimensionen. Ich verdiene glänzend und befinde mich nicht in finanziellen Schwierigkeiten. Außerdem, fügte er mit mattem Lächeln hinzu, „bin ich knallhart im Verhandeln, aber stockkonservativ. Ich habe Jessica gemocht, ich bin zutiefst erschüttert über ihren Tod – auch wenn es für Sie nicht so aussehen mag."

    „Der Gangster, von dem ich Ihnen berichtete, hat offenbar unter anderem die Hausschlüssel aus der Tasche Ihrer Frau entwendet. Er ist damit in Ihr Haus eingedrungen. Beschäftigen Sie keine Dienstboten?"

    „Doch, einen Butler und ein Mädchen. Der Butler wohnt im Haus, das Mädchen kommt stundenweise zu uns."

    „Rufen Sie den Butler an, bitte, schnell!"

    „Er meldet sich nicht", stellte Thorpe stirnrunzelnd fest.

    „Kommen Sie", sagte Bount.

    Wenige Minuten später waren sie in Bounts Wagen zum Battery Park unterwegs. „Halten Sie es für möglich, dass Ihre Frau in schlechte Gesellschaft geraten ist?", wollte Bount unterwegs wissen.

    „Wir sahen uns morgens und abends, sagte Thorpe. „Dazwischen lagen acht bis zehn Stunden, wo jeder das erledigte, was er für wichtig hielt. Bei mir war es die Arbeit, bei Jessica waren es die gesellschaftsorientierten Verrichtungen einer jungen Frau, die keine Geldsorgen kennt. Sie organisierte Bazare, konferierte mit der Schneiderin, besuchte kulturelle Veranstaltungen – und so weiter, und so weiter. Ob sie in schlechte Gesellschaft geraten ist, vermag ich nicht zu beurteilen. Ich halte es aber für wenig wahrscheinlieh. Jessica war in Stilfragen sehr eigen. Sie schätzte Klasse, sie bestand darauf. Wo, frage ich Sie, findet man in schlechter Gesellschaft Stil, wo Klasse? Nein, ich bin sicher, dass sie nichts dergleichen getan hat, schlechte Gesellschaft hätte nur ihren Abscheu wecken können.

    „Hat man Sie jemals erpresst?"

    „Gut ein Dutzend Male. Es hing niemals mit Jessica zusammen und konnte in jedem Fall vom FBI zu Ungunsten der Erpresser erledigt werden."

    Als sie das Haus am Battery Park erreichten, fanden Sie in seinem Inneren den Butler vor, gefesselt und geknebelt. Nachdem sich der Butler einigermaßen erholt hatte, berichtete er von dem Fremden, dem er sich plötzlich im Hause gegenübergesehen hatte.

    „Es war ein recht gutaussehender, tadellos gekleideter Mann, nicht älter als 30, fuhr der Butler fort. „Als ich ihn zur Rede stellen wollte, richtete er eine Waffe auf mich und befahl mir, mich flach auf den Boden zu legen. Er fesselte und knebelte mich, danach hörte ich, wie er in den oberen Räumen herumstöberte. Er blieb etwa zwanzig Minuten, danach ging er.

    „Was hat er mitgenommen?", wollte Thorpe wissen.

    „Bedaure, Sir – das muss erst noch festgestellt werden, erwiderte der Butler. „Ich kann nur sagen, dass er die meiste Zeit im Zimmer von Madame verbrachte. Ich habe Grund zu der Befürchtung, dass er es auf den Schmuck abgesehen hatte.

    Thorpe schüttelte den Kopf. „Unsinn. Die großen Stücke liegen im Banksafe. Das andere ist keine fünftausend Dollar wert."

    Sie gingen nach oben. Jessicas in Elfenbein und Mattgrün gehaltenes Zimmer war gründlich durchwühlt worden, der Inhalt von Schränken und Schubladen lag auf dem Boden. Thorpe sah sich ratlos in dem Durcheinander um. „Was hat der Kerl bloß gesucht?", fragte er.

    Bount ging zum Telefon. Er wählte die Nummer seines Offices. June meldete sich nicht. Sie war also noch immer unterwegs, um Leslie Harper zu beschatten.

    „Sie übernehmen doch den Fall?, erkundigte sich James Thorpe. „Geld spielt dabei keine Rolle!

    „Das, sagte Bount, „höre ich gern. Ja, ich übernehme den Fall.

    4

    Bruce Copper zögerte nur einen Augenblick, dann presste er seinen Finger auf den Klingelknopf und lauschte mit schräggehaltenem Kopf den Schritten, die hinter der Mansardentür laut wurden.

    Die Tür öffnete sich. In ihrem Rahmen zeigte sich, hemdsärmelig und verschwitzt, ein bulliger Boxertyp. „Was gibt's?", fragte er.

    „Du bist doch Alec Hamish?", fragte Copper.

    „Rundherum und bis auf die Knochen, erwiderte Hamish. „Willst du mir was verkaufen?

    „Sicher, nickte Copper gelassen. „Den Tod.

    „Du bist ein Spaßvogel, höhnte Hamish, dessen Augen sich jäh verengten. „Mich legt keiner um.

    „Unverwundbar, was?", höhnte Copper.

    „Das behaupte ich nicht."

    „Wir kommen einander näher, Alec. Ich bin dein Killer. Wie findest du das?"

    „Mich legt keiner um, sagte Hamish. Seme Muskeln spannten sich, aber er rührte sich nicht vom Fleck. Dann wiederholte er zum dritten Male: „Mich legt keiner um.

    „Was macht dich so sicher?"

    „Das ist leicht erklärt. Ich bin ein kleiner Ganove, ich kann und weiß nichts. Es ist für niemand von Bedeutung, ob ich lebe oder sterbe."

    Sie standen sich in geringer Distanz gegenüber. Bruce Coppers Hand steckte in der Tasche seines Popeline-Lumberjacks. Die großzügig geschnittene Jacke ließ nicht erkennen, ob Copper mit seinen Fingern eine Waffe umschloss oder nur bluffte.

    „Gehen wir rein, sagte Copper. „Aber schön vorsichtig, wenn ich bitten darf. Dir bleiben nur noch ein paar Dutzend Sekunden zum Schnaufen. Du wärest schlecht beraten, diese Gnadenfrist durch eine unbedachte Bewegung oder eine dumme Attacke zu verkürzen.

    Es war sonst nicht Bruce Coppers Art, sich gewählt auszudrücken, aber in einer Situation wie dieser überkam ihn der unwiderstehliche Drang, sich mit dem Flair des großen Agenten auszustatten, oder doch mit dem, was er dafür hielt.

    Hamish zog hörbar die Luft durch die Nase. „Was soll der Quatsch?", fragte er.

    „Kehrt marsch!", befahl Copper und zog die Hand aus dem Lumberjack. Sie umspannte eine Walther Pistole. Hamishs Augen wurden noch schmaler, als sie bereits geworden waren. Er zog die Unterlippe zwischen die Zähne und hob die Schultern. Einen Moment lang schien es so, als wollte er sich auf seinen Gegner stürzen, dann machte er schulterzuckend kehrt und durchquerte die kleine, quadratische Diele.

    Copper blieb dicht hinter ihm. Sie betraten das Wohnzimmer. Es war ärmlich möbliert, auf dem Tisch standen die Reste einer Mahlzeit und in der Luft hing der Geruch einer Fischspeise.

    Hamish ging bis zum Tisch, dort blieb er stehen und wandte sich um. „Kommen wir zur Sache, sagte er. „Worum geht's?

    „Um nichts Besonderes, höhnte Copper. „Wir wollen Correggio nur 'ne kleine Lektion erteilen.

    „Das schafft ihr nie – wer immer dich bezahlt", sagte Hamish.

    „Wetten, dass? Winter haben wir bereits hochgehen lassen", erklärte Copper.

    „Das glaube ich dir nicht."

    „Du hättest dir die Nachrichten anhören sollen. Wir haben einen Satelliten aus ihm gemacht."

    „Was heißt wir‘?", fragte Hamish. Er stützte sich mit beiden Händen auf die hinter ihm liegende Tischplatte. Seine Finger berührten den Griff des mittelgroßen Küchenmessers. Er bewegte es mit der Behutsamkeit des Profis und überlegte, ob er es riskieren durfte, seinen Gegner damit anzugreifen.

    „Ich nenne keine Namen", sagte Copper.

    „Du hast schon zwei genannt. Jerry und den Boss. Du behauptest, Correggio treffen zu wollen. Du willst ihm eine Lehre erteilen, indem du mich tötest. Er lachte kurz. „Correggio kennt mich kaum. Ich bin bestenfalls einer seiner Handlanger. Ihr müsst euch schon was Besseres einfallen lassen, um den Boss zu schockieren.

    ,Jerry Winter war doch sein Lieutenant, oder?", fragte Copper.

    „Das musst du schon selber herausfinden, ich liefere keine Informationen", sagte Hamish. Er riss abrupt das Messer hoch und jumpte nach vorn, auf seinen Gegner zu.

    Hamish war ein schneller Mann, der fast keine Furcht kannte, aber in diesem Moment halfen ihm weder seine Beweglichkeit noch sein Mut. Cooper drückte ab. Er schoss dreimal hintereinander. Die Waffe weckte in dem niedrigen Raum ein hartes, dröhnendes Echo.

    Hamish zuckte zusammen wie von epileptischen Anfällen geschüttelt, dann brach er zusammen. Er versuchte noch einmal hochzukommen, aber dieser Reflex zerbrach an der Schwäche und dem gnadenlosen Dunkel, das der Tod über ihn ausbreitete.

    Copper schaute sich kurz im Zimmer um, steckte die Waffe zurück in seinen Lumberjack, holte ein Taschentuch aus der Hose und achtete sorgfältig beim Hinausgehen darauf, dass er seine Prints nicht auf den Türklinken der Mansardenwohnung verewigte.

    Er war mit sich zufrieden.

    Der Dollar rollte. Er hatte seinen ersten Mord hinter sich gebracht und glaubte zu wissen, dass es für ihn noch mehr Aufträge dieser Art geben würde.

    5

    Bill Correggio hatte verblüffende Ähnlichkeit mit jenen Modejournaltypen, die fast immer in dunklen Zweireihern mit Nadelstreifen, graumelierten Schläfen und Borsalinohüten abgebildet werden. Er besaß ein markantes Gesicht mit straffer Haut, deren Bräune einem Solarium entstammte, und helle, harte Augen, die zu dominieren verstanden, Sein schmallippiger Mund konnte charmant lächeln, war aber auch imstande, kalte Brutalität auszustrahlen.

    Offiziell war Correggio Chef einer Firma, die sich CONPLASTIC nannte und darauf spezialisiert war, Spraydosen und Zahnpastatuben herzustellen. Die tatsächliche kommerzielle Leitung des Vierhundert-Mann-Betriebes oblag einem geschulten Manager, aber Correggio war fast immer in der Chefetage dieses Betriebes zu finden, sie war sein Hauptquartier und nur über mehrere Vorzimmer zu erreichen. Wer sie passieren durfte, musste es sich gefallen lassen, gründlich durchsucht zu werden: Correggio verspürte keine Lust, in einer Umgebung zu sterben. die er als sein Reich betrachtete.

    „Fassen Sie sich kurz, sagte Correggio, als Bount ihm in dem großen, mahagonigetäfelten Office am Schreibtisch gegenübersaß. „Sie haben zehn Minuten Zeit. Danach muss ich Sie bitten, zu gehen. Ich bin ein beschäftigter Mann.

    Es war für Bount nicht leicht gewesen, dieses Zusammentreffen zu arrangieren. Es hatte einiger taktischer Winkelzüge und versteckter Drohungen bedurft, um das Meeting durchzusetzen, aber jetzt war es soweit, jetzt war er mit Bill Correggio allein. Die Tür zum Sekretariat stand freilich offen: Dort saßen zwei drahtige, muskulöse Männer, denen man ansah und anmerkte, dass sie ihren Boss nicht nur mit den Fäusten zu beschützen wussten.

    „Jessica Thorpe ist tot, sagte Bount. In Correggios hellen Augen rührte sich nichts. Sie hatten gelernt, keine Gefühle zu spiegeln. „Wer ist Jessica Thorpe?, fragte der Syndikatsboss. „Eine Freundin von Leslie Harper. „Sie sprechen in Rätseln. Ich kenne weder die eine noch die andere, sagte Correggio.

    Bount legte das Foto der toten Jessica Thorpe auf den Schreibtisch. „Das ist Jessica", sagte er.

    Correggio hielt sich das Bild dicht vor die Augen. Er war kurzsichtig, aber seine Eitelkeit verbot es ihm, in Gegenwart eines Besuchers eine Brille zu tragen. „Wer ist Jessica Thorpe?, fragte er. „Und was bringt Sie dazu, mich nach dieser Dame zu fragen?

    Bount lehnte sich zurück. Er war verblüfft. Correggio war kein Mann, der etwas bestritt, was ihm widerlegt werden konnte. Es war durchaus möglich, dass er die beiden jungen Frauen tatsächlich nicht kannte. Aber warum hatte Leslie Harper dann versucht, sich als Correggios Geliebte auszugeben?

    „Es gibt Leute, sagte Bount etwas umständlich, „die behaupten, dass zwischen Leslie Harper und Ihnen bis vor kurzem eine Liaison bestanden habe.

    Correggio lächelte dünn. „Es gibt Leute, die mich für einen Mörder halten, und andere, die mich als Wohltäter preisen", sagte

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