UNGLAUBE - Eine Ermutigung
Von Sebastian Rink
()
Über dieses E-Book
Dabei geht er der Frage nach, was der Unglaube mit dem Glauben zu tun hat und ergründet, warum er - entgegen gängiger Vorstellungen - sogar einen wertvollen Teil religiöser Existenz ausmacht. In jedem Kapitel beleuchtet er das Wort "Unglaube" (apistia), das in dieser Form insgesamt nur elfmal quer durch das Neue Testament auftaucht - von den Evangelien bis hin zu Paulus und den übrigen Briefen. Alle Bibelstellen erhellen ganz unterschiedliche Aspekte im eigenen UN/GLAUBEN. Dabei wird schnell klar: Es gibt keinen Glauben ohne Unglaube! Und das ist gar nicht mal so schlimm, wie wir dachten.
Ähnlich wie UNGLAUBE - Eine Ermutigung
Ähnliche E-Books
Vergebung geht nicht nur im Kopf: Wie man Verstand und Gefühl in Einklang bringt Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLebendig!: Vom Geheimnis mündigen Christseins Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHeilige Wut: Mönch sein heißt radikal sein Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWarum ich nicht mehr glaube: Wenn junge Erwachsene den Glauben verlieren Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Darauf vertraue ich: Grundworte des christlichen Glauben Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEcht und stark: Kraftvoll glauben - Tiefgang finden Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen"... und hätten ihn gern gefunden": Gott auf der Spur Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenInspiration 1/2019: Mein Gott Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenUnfertig: Jesusnachfolge für Normale Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenReformation des Herzens: Eine vierwöchige Reise zurück zu den Wurzeln Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenReligiösen Machtmissbrauch verhindern Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenReligiöse Reden in postsäkularen Gesellschaften Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Treppe: Eine ungewöhnliche Begegnung mit Gott Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWahres Leben: Christsein auf evangelisch Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMein goldener Sprung in der Schüssel: Wie ich als Pastor mit meinen Zwangsstörungen und der Alkoholabhängigkeit lebe Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFunkenflug: Glaube neu entfacht. Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenJedes Sterben ist ein Riss: Seelsorge in der Begegnung mit trauernden Menschen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenPredigen lehren: Methoden für die homiletische Aus- und Weiterbildung Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenIn Freiheit dienen: Leiten auf den Spuren Jesu Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Jesus-Revolution: Was passiert, wenn wir IHN beim Wort nehmen. Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLeiden und Böses: Vom schwierigen Umgang mit Widersinnigen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenUnterwegs mit Bonhoeffer: Stationen auf dem Weg der Nachfolge Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAsche und Eden: Von tiefstem Schmerz, wahrer Schönheit und einer Begegnung, die alles verändert. Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenRadikale Theologie: Glauben im 21. Jahrhundert Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDu kennst meinen Weg: Lichtstrahlen für jeden Tag. 365 Andachten. Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenÜberzeugend moderieren: Wie man ansprechend durch Gottesdienste leitet Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFollower: Wie Gott dein Leben verändert, wenn du ihn lässt Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMission Zukunft: Zeigen, was wir lieben: Impulse für eine Kirche mit Vision Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEin hörendes Herz Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenUnterordnung – Segen oder Fluch?: Das Geheimnis der Macht in Gemeinde und Ehe Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Christentum für Sie
glauben-hoffen-singen: Liederbuch der Freikirche der S.-T.-Adventisten Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenStephen Hawking, das Universum und Gott Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5BasisBibel. Die Kompakte. eBook: Die Bibel lesen wie einen Roman. Bewertung: 2 von 5 Sternen2/5Die Bibel: Revidierte Einheitsübersetzung 2017. Gesamtausgabe. Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenVom innersten Grunde - Mystische Schriften Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWarum Gott?: Vernünftiger Glaube oder Irrlicht der Menschheit? Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Gemeinsames Leben Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenNachfolge Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Buch Henoch (Die älteste apokalyptische Schrift): Äthiopischer Text Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenBibel trifft Koran: Eine Gegenüberstellung zu Fragen des Lebens Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Gespräch mit Gott: Beten mit den Psalmen Bewertung: 3 von 5 Sternen3/5Pardon, ich bin Christ: Neu übersetzt zum 50. Todestag von C. S. Lewis Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Der Heilige Gral und Sexualmagie: Die Geheimlehre des Gral Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Berufung: Eine neue Sicht für unsere Arbeit Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Die Kinderbibel Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Unsere schönsten Weihnachtslieder: Wie sie entstanden, was sie verkünden Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie flache Erde oder Hundert Beweise dafür, daß die Erde keine Kugel ist Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHeilsame Worte: Gebete für ein ganzes Leben Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLeben in der Nachfolge: Texte von Dietrich Bonhoeffer Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen99 neue Weihnachtsgeschichten: Zum Vorlesen in Familie, Kindergarten, Schule und Gemeinde Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie globale sexuelle Revolution: Zerstörung der Freiheit im Namen der Freiheit Bewertung: 3 von 5 Sternen3/5Gott oder nichts: Ein Gespräch über den Glauben Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Elberfelder Bibel - Altes und Neues Testament: Revision 2006 (Textstand 26) Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Die Bibel: 100 Bilder - 100 Fakten: Wissen auf einen Blick Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenVon der Freiheit eines Christenmenschen: Einer der bedeutendsten Schriften zur Reformationszeit Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Der Rebell - Martin Luther und die Reformation: Ein SPIEGEL E-Book Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie "Christliche Identität" - formen, bewahren und sprachfähig machen: Eine Einführung in die Systematische Theologie Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFüße, Fotos, Paprika: Kinder von 7 bis 12 Jahren machen biblische Geschichten. 15 kreative Methoden – 30 fertige Entwürfe Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAugustinus: Die Bekenntnisse - Confessiones: Eine der einflussreichsten autobiographischen Texte der Weltliteratur Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenNein sagen ohne Schuldgefühle: Gesunde Grenzen setzen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Rezensionen für UNGLAUBE - Eine Ermutigung
0 Bewertungen0 Rezensionen
Buchvorschau
UNGLAUBE - Eine Ermutigung - Sebastian Rink
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen
Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über
http://dnb.d-nb.de abrufbar.
© 2022 Neukirchener Verlagsgesellschaft mbH, Neukirchen-Vluyn
Alle Rechte vorbehalten
Umschlaggestaltung: Grafikbüro Sonnhüter, www.grafikbuero-sonnhueter.de
unter Verwendung eines Bildes von © Local_doctor (shutterstock.com)
Lektorat: Hauke Burgarth, Pohlheim
Verwendete Schriften: ScalaSans, Scala:
DTP: Breklumer Print-Service, www.breklumer-print-service.com
Gesamtherstellung: PPP Pre Print Partner GmbH & Co. KG, Köln, www.ppp.eu
Printed in Germany
ISBN 978-3-7615-6826-2 (Print)ISBN 978-3-7615-6827-9 (E-Book)
www.neukirchener-verlage.de
Vorwort
„Ich glaube, hilf meinem Unglauben!"Markus 9,24
Das denkwürdige Jahr 2020 stand auf vielfältige Weise im Zeichen dieses Ausrufs. Dass ich mich auf meine eigene Weise mit dem Thema „Unglaube auseinandergesetzt und meine Gedanken zusammengetragen habe, wurde durch diese „Jahreslosung
(eine Art Mottovers) ausgelöst. In einer siebenteiligen Predigtserie in „meiner" Freien evangelischen Gemeinde Fischbacherberg in Siegen sind wir gemeinsam dem Unglauben nachgegangen. Daraus wurde dieser eigene Zugang, ergänzt durch eine Predigt zu Luthers Großem Katechismus aus dem Jahr des 500. Reformationsjubiläums.
Ein paar Anmerkungen zur Lektüre seien vorweggeschickt: Anders als in meinen vorigen Büchern „Heiliges Leben über die Bergpredigt und „Wenn Gott reklamiert
über die zwölf (Kleinen) Propheten nehme ich mir in diesem Buch keinen zusammenhängenden Text vor. Das wirkt sich unmittelbar auf die Auslegung aus. Ich habe daher nicht das vordergründige Anliegen, Bibeltexte zu erklären. Mir geht es zuerst darum, mit den Texten über das Thema zu sprechen. Dabei beanspruche ich nicht, genau das herauszufinden oder gar zu präsentieren, was die Texte an sich sagen wollen. Es gibt immer alternative Auslegungen, und mit anderen Fragen wird man andere Antworten von den Bibelstellen hören. Ich lasse mich in meinen Gedanken von den Worten der Bibel inspirieren – nicht viel mehr, aber auch keinesfalls weniger.
Das Thema steht zwar im Vordergrund, dennoch habe ich mich an eigenen Worten für die Bibeltexte versucht. Das ist immer schon Interpretation, tut der griechischen Vorlage aber im besten Fall keine Gewalt an. Ich hoffe, das ist gelungen. Ein Vergleich mit anderen Übersetzungen sei herzlich empfohlen.
Dieses Buch ist keine systematische Abhandlung, die logisch von einem Aspekt zum nächsten geht. Es ist vielmehr eine Art „Theologie am Wühltisch. So darf es gern gelesen werden. Manches liegt womöglich unsortiert herum, einiges ist „ausverkauft
, manches gar nicht im Angebot. Heißt so viel wie: Dieses Buch ist eine Auswahl an Gedanken zum Weiterdenken, keine fertige Theorie. Ich mache einen Aufschlag, aber dann liegt der Ball auch schon bei den Leser:innen. Die Fragen am Ende jedes Kapitels dienen dazu, das Gedankenspiel in Gang zu halten.
Zu danken habe ich wieder vielfältig: Zuerst Ruth Atkinson und dem Neukirchener Verlag für die Anregung, Möglichkeit und Unterstützung, dieses Buch zu schreiben. Hauke Burgarth danke ich für eine erneut äußerst angenehme Zusammenarbeit im Lektorat. Barbara Daub bin ich sehr dankbar für mehr als wertvolle Rückmeldungen beim Testlesen. Julia danke ich von Herzen für ihre Geduld mit mir und meinen Büchern.
PS: Alle Anmerkungen können online bequem auf dem Smartphone parallel gelesen werden, ohne umzublättern:
www.sebastianrink.de/unglaube/anmerkungen
Inhalt
Vorwort
Ein Spiel von Licht und Schatten
Vom Licht des Glaubens
Die Konfrontation mit dem Leben aushalten
Die Normalität des Lebens wertschätzen
Eine Hommage an das Leben erleben
Den Glauben eines Gottes entdecken
Auf Schultern von anderen stehen
Das Ziel des Wissens anpeilen
Das Heute des Glaubens erkennen
Was bleibt vom Unglauben?
Ein Spiel von Licht und Schatten
Das Leben gleicht einem Spiel aus Licht und Schatten. Die biblische Weltgeschichte erzählt sogar, dass Gott selbst es ganz am Anfang spielt: Gott fügt Licht und Schatten in einen täglichen Wechsel von Mit- und Gegeneinander. Das Leben lebt vom Spiel mit seinen Gegensätzen.
Das gilt genauso für den Glauben. Er ist ein Spiel der Kontraste, lebt von Licht und Schatten. Denn jeder Glaube bringt immer seinen Schatten des Unglaubens mit; jeder Glaube enthält in sich etwas, das ihn zugleich infrage stellt. Wir sind glaubende Ungläubige und ungläubige Glaubende.¹ Das beschreibt in wunderbar verstörender Klarheit, wie ich Glauben erlebe: Das mehr oder weniger fromme Leben ist ein ständiges Mit- und Ineinander, ein Zu-, Mit- und Gegeneinander von Glaube und Unglaube. Gerade in dieser Mischung ist der Glaube eine faszinierende Bereicherung für das Leben.
In der Tradition, in der mein eigener Glaube entstanden ist, wird Unglaube gemeinhin als etwas wahrgenommen, das es zu überwinden gilt. Wenn nicht gar als etwas Bedrohliches. Und da ist durchaus etwas dran. Wer als Glaubende:r den eigenen Unglauben entdeckt, muss akzeptieren, sich verletzlich zu machen. Ihn als Teil des eigenen Glaubens zu akzeptieren, fällt deshalb oftmals schwer.
Die verständliche Reaktion wäre, den Glauben so gut es geht abzusichern, sich in seinem Licht zu sonnen und die Schatten höchstens zähneknirschend zur Kenntnis zu nehmen, zähneklappernd zu ignorieren oder zähnezeigend zu bekämpfen. Mehr und mehr aber finde ich diese Art zu glauben weder ehrlich noch gesund. Jedenfalls nicht für mich.
Denn auch wenn es mir anders lieber wäre, steht mein Glaube auf wackligen oder wenigstens sehr ungleichen Beinen. Auf einem, das glaubt, und auf einem, das sich da manchmal nicht so sicher ist. Doch erst in dieser Einsicht in den eigenen Unglauben beginnt für mich das Verstehen des Glaubens oder wie der katholische Theologe Johann Baptist Metz (1928–2019) es schreibt:
„Erst wo der Glaube sich so dem Unglauben stellt, erfährt er sich selbst als den Ort, an dem in der Tat immer die absolute Sinnfrage des konkreten Daseins gestellt wird, an dem nichts und keines von vornherein sicher und auf jeden Fall klar und fraglos ist."²
Unglaube beschreibt nicht nur andere Menschen, sondern da geht es um mich selbst und meinen Glauben in seiner tiefsten Verletzlichkeit. Glaube ist nämlich alles andere als selbstverständlich. Wäre ich nur ein paar Hundert Kilometer weiter rechts oder links auf der Landkarte ins Dasein hineingeboren, dann wäre mir womöglich nie ein religiöser Glaube geschenkt worden. Nimmt man all die anderen Zufälligkeiten des Lebens hinzu, wird man sagen können: Glaube ist recht unwahrscheinlich, er hängt an den seidenen Fäden eines Mobiles aus Biografie und Geografie, Prägung und Bildung, Sehnsucht und Erfahrung.
Als in meinem Fall die Sache mit dem „Hineingeborenwerden" erledigt war, verflüchtigten sich jedoch schnell die Unwahrscheinlichkeiten. Die evangelische und zudem freikirchliche Tradition meiner Eltern und Großeltern wurde schnell zu meiner eigenen. Und mit dem Unwahrscheinlichen der Geburt verschwand allmählich alles Zweifelhafte des Glaubens. Irgendwann gab es dazu keine ernst zu nehmende Alternative mehr. Es war klar: Ich glaube. Und das tat ich lange Zeit mit zunehmender Überzeugung.
Heute glaube ich immer noch, tue das (meist) sehr gerne und in der Überzeugung, dass es sinnvoll ist zu glauben. Doch aus dem Standpunkt wurde mir ein Weg, aus der Überzeugung eine Überlegung. Der katholische Theologe Walter Kasper (*1933) bringt das gut auf den Punkt:
„Die Glaubensgewißheit ist Hoffnungsgewißheit. Das bedeutet, daß der Glaube in der Geschichte immer strittig sein wird und daß auch der Glaubende seinen Glauben nie einfach hinter sich, sondern stets vor sich hat. Hier gilt: ‚Herr, ich glaube, hilf meinem Unglauben‘ (Mk 9, 23). […] Der Glaube des Gläubigen steht immer wieder auf dem Spiel. So ist der Glaube kein geschlossenes, sondern ein offenes System. […] Er darf nicht nur ein Asyl der Geborgenheit sein, sondern er muß auch ein Herd heiliger Unruhe sein."³
Dieser „Herd heiliger Unruhe macht mich neugierig – weil ich das kenne. Deshalb will ich wissen, was es mit einem solchen Glauben auf sich hat, der den Unglauben als das eigene Gegenteil in sich trägt und akzeptiert, ihn vielleicht sogar zu „nutzen
und seine Unruhe zu heiligen weiß. Beim Verfolgen dieses gewagten Anliegens balanciere ich auf einem schmalen Grat: Ich will den Unglauben in meinem Glauben wahrnehmen, ohne dass er zum Eigentlichen wird. Er soll in seiner Eigenschaft als Unglaube den Glauben fördern und ihn nicht zerstören.
Ein Bild von einem Schatten
Vielleicht gelingt solch eine heilsame Wahrnehmung, wenn wir nicht direkt sachlich in das theologische Thema einsteigen, sondern uns zunächst einer tragenden Metapher dieses Buches nähern: dem Schatten. Denn wir wollen versuchen, den Unglauben als den Schatten des Glaubens verstehen zu lernen.
Was hat es mit diesem Bild auf sich? Schatten haben auf den ersten Blick einen eher schlechten Ruf, gerade im Vergleich mit dem Licht. Schatten ist Dunkelheit, Kälte, Ungewisses. Die „Schatten der Vergangenheit sind nicht unbedingt die allerschönsten Erinnerungen, kaum jemand möchte nur noch ein Schatten seiner oder ihrer selbst sein, und wer will schon gern von anderen „in den Schatten gestellt
werden? Schatten sind das zu Vermeidende, stehen sprichwörtlich für die dunkleren Seiten des Lebens. So kann die Bibel den Schatten als Bild für die Vergänglichkeit benutzen, wie es Psalm 144,4 ausdrückt:
Der Mensch ähnelt dem Hauch,seine Tage sind wie ein vorbeiziehender Schatten.
Noch bedrohlicher, wenigstens auf der Schattenseite, wirkt das Bild in Matthäus 4,16 (ein Zitat aus Jesaja 9,1), wo Schatten und Tod Hand in Hand gehen:
Das Volk, das sich im Dunkeln befindet, hat ein helles Licht gesehen!Und denen, die im Land und Schatten des Todes wohnen, ist ein Licht aufgegangen!
Aber das ist nur der erste Blick und die eine Seite. Diese Schattenmetapher ist äußerst schillernd, sie hat unscharfe Ränder und viele Facetten, schon in der Bibel.⁴ Schatten ist nicht bloß ein Phänomen der Lebensbedrohung, sondern er kann zum genauen Gegenteil werden und etwa Schutz bedeuten, wie in Psalm 121,5:
Gott ist dein Schutz, Gott ist dein