Macht.Wahn.Sinn.: Der rätselhaften Krankheit Schizophrenie auf der Spur
Von Lara Jänsch
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Über dieses E-Book
Während ihrer Episoden notiert sie ihre Gedanken, sodass sie später ein authentisches Bild ihrer wahnhaften Vorstellungen nachzeichnen kann. Dabei denkt sie über ihre Krankheit nach, ist fasziniert von ihr, versucht, sie zu ignorieren, lacht über sie und weint über sie. Vor allem aber stellt sie fest, dass diese Krankheit für sie nicht so einfach erklärbar ist, wie die medizinische Lehre suggeriert – es bleibt für sie eine große, offene Frage, woher das Gefühl der externen Beeinflussung stammt. Ein Zwiegespräch – mit der Psychose? Mit wem spricht sie denn da? Nach dem Erwachen aus der Krankheit muss das Leben weitergehen – aber sie ist nicht mehr die Alte. Das beherrschende Thema ihres Wahns hat zu einer neuen Spiritualität und einem neuen Glauben an Gott geführt. Die Krankheit hat sie bereichert.
Ein Erfahrungsbericht. Eine intime Einsicht in eine psychische Krankheit. Ein mutmachendes Buch, um die Schweigespirale Betroffener von Schizophrenie zu durchbrechen.
Online-Lesung der Autorin: https://youtu.be/nslqW7bvlDQ
Lara Jänsch
Lara Jänsch, geboren 1980 und behütet aufgewachsen in einem Vorort von Bonn, studierte Geschichtswissenschaften und promovierte auch in diesem Fach. Als sie an Schizophrenie erkrankte, durchkreuzte dies ihre Pläne, in der Forschung Karriere zu machen. Die Krankheit veränderte alles - und zwang sie zu einem Neuanfang und Leben mit der Schizophrenie.
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Buchvorschau
Macht.Wahn.Sinn. - Lara Jänsch
Macht.Wahn.Sinn.
Lara Jänsch
Macht.Wahn.Sinn.
Der rätselhaften Krankheit Schizophrenie auf der Spur
Impressum
Bibliografische Informationen der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über
http://dnb.d-nb.de abrufbar.
ISBN: 978-3-95894-201-1 (Print) / 978395894202-8 (E-Book)
© Copyright: Omnino Verlag, Berlin / 2021
Cover: shutterstock.com/Lightspring
Alle Rechte, auch die des Nachdrucks von Auszügen, der fotomechanischen und digitalen Wiedergabe und der Übersetzung, vorbehalten.
E-Book-Herstellung: Open Publishing GmbH
Inhalt
VORWORT
KAPITEL 1:
KLEINE SUCHE NACH DEM GLÜCK
ERLEUCHTUNG UND ERNÜCHTERNDE ERKENNTNIS DANACH
MINUS-SYMPTOMATIK
PSYCHOSE UND GLAUBE
STAGNATION
EINE TRÜGERISCHE PHILOSOPHIE ÜBER DIE WELT
REISE NACH LISSABON
KIRCHENBESUCHE EINER UNGLÄUBIGEN?
KAPITEL 2:
NEUER AUFBRUCH UND NEUER ABBRUCH
DAS ENDE DER LANGEN SUCHE
ZUCKER: DAS ÜBEL DIESER WELT
SCHWANGER AN HEILIG ABEND
ZURÜCK IM TRAUMJOB
DAS UNAUSWEICHLICHE DESASTER
ENGEL IM KOPF
KAPITEL 3:
VERRÜCKTHEIT ZURÜCKRÜCKEN
DIE REALITÄT KOMMT ZURÜCK
EINE ZUKUNFT NACH WUNSCH
KOPF AM RICHTIGEN PLATZ?
SINN UND UN-SINN DER PSYCHOSE
VORWORT
Liebe Leserin, lieber Leser,
dieses Buch ist ein persönlicher Erfahrungsbericht über meine Erkrankung an Schizophrenie. Namen und Orte im Buch sind geändert worden. Das Buch erzählt jedoch eine wahre Begebenheit.
An Schizophrenie erkrankt zu sein, bedeutet nicht, dass man sein normales Leben aufgeben muss. In dieser Krankheit gibt es meist lange gesunde Phasen, die immer wieder von Psychosen, das sind Krankheitsphasen, unterbrochen werden.
Ich möchte durch diesen Erfahrungsbericht Leserinnen und Lesern die Symptome einer Psychose näherbringen. Dabei habe ich große Teile dieses Buches aufgeschrieben und dabei zum Teil in kleine Notizbücher gekritzelt, während ich mich in einer akuten Psychose befand. Lange Textteile habe ich während einer Psychose verfasst, und sogar in der Psychiatrie am frühen Morgen meine „Erkenntnisse" in die Tasten getippt. Dabei waren Pfleger und Ärzte über meine Schreibambitionen meist nicht erfreut. Durch das Aufschreiben meiner Gedanken in einer akuten Psychose werden diese ungefiltert in diesem Buch übermittelt, und Leserinnen und Leser können sich ein genaues Bild von der Erkrankung machen.
Warum hat es mich gedrängt, das alles durch Aufschreiben festzuhalten? Während ich krank war, wollte ich eigentlich nur die „Unwirklichkeit dieser Krankheit „beweisen
, das ganz und gar Merkwürdige eines psychotischen Zustandes zum Ausdruck bringen. Wenn ich dann wieder gesund war, ging es mir darum, die verwirrenden Erfahrungen zu verstehen. Hier sind die Buchteile, in denen ich mich im psychotischen Zustand befinde, in kursiv verfasst und die Buchteile, in denen ich mich wieder in die Gesundheit gekämpft habe, in normaler Schrift. Das Buch beginnt in kursiver Schrift und zeigt die Gedanken während meiner ersten Psychose.
Später stellte sich heraus, dass meine Psychosen immer wiederkehrende Themen hatten. Sie drehten sich um alle Aspekte meiner Suche nach privatem und beruflichem Glück und ließen Schlüsse zu, die mich zu vertieftem Nachdenken über die Ursachen sich wiederholender Probleme brachten.
Das eine Thema, das sich immer wieder aufdrängte, war die Frage nach Gott und nach Spiritualität. Ich hatte mich zuvor als Atheistin bezeichnet - warum tauchte dieses Thema in meinen Psychosen so hartnäckig auf? Und was mich auch nicht loslässt, ist die Frage: Wie können Gedanken in meinem Kopf herumspuken, die ich vor der Psychose nie gedacht habe? Wo kommen die her? Ich möchte mit diesem Buch einen neuen besonderen Blick auf die Erkrankung wagen.
Das Buch zeigt auch Perspektiven auf bezüglich Sinn, Ursachen und Heilung von der Erkrankung. Mögliche Auslöser und die möglichen Ursachen, die eine Heilung bewirken, sollen an meinem Beispiel geschildert werden. Ist es wirklich der Stress, der zur Erkrankung geführt hat, und sind es wirklich ausschließlich die Medikamente, die sie heilen?
Um diese Dinge dreht sich mein Buch - ich hoffe, es findet in Ihnen einen interessierten Leser.
Meinen Eltern und meiner Tante möchte ich für ihre Unterstützung beim Überarbeiten dieses Buches danken.
Lara Jänsch
Heiligenthal, Juli 2020
KAPITEL 1:
KLEINE SUCHE NACH DEM GLÜCK
ERLEUCHTUNG UND ERNÜCHTERNDE ERKENNTNIS DANACH
Die Mitbewohner meiner Wohngemeinschaft, meine Kollegen in der Arbeit, meine Bank und der ganze Staatsapparat organisieren sich in einem Komplott gegen mich. Ihre Kontrolle ist allumfassend und alles somit verloren. Durch diese Verschwörung gegen mich kann ich nicht mehr an mein Geld in der Bank, muss aus meiner Wohnung flüchten und habe meine Arbeit verloren. Die einzige Rettung heißt jetzt: dieser Verschwörung gegen mich zu entkommen.
Mein Schmuck und meine Zeugnisse eingepackt bereite ich mich vor auf ein neues Leben in der Ferne und mache mich mit dem Auto in Richtung Spanien auf. Mein Besitz wird auf den Schmuck und das beschränkt sein, was ich bei mir trage. Der Schmuck kann gegen Geld eingetauscht werden, welches ich dann dringend benötige. Das Magazin „der Spiegel", das auf dem Küchentisch lag, gab den Hinweis, dass selbst der Staatsapparat involviert ist. Die erste Seite titelte eine Schlagzeile, die die Verschwörung gegen mich völlig klar bewies. So wurde es offensichtlich: Sie sind hinter mir her, und meine Verfolger wollen nichts Gutes für mich.
Während der Flucht mit dem Auto Richtung Spanien kreisen meine Gedanken: Selbst meine Familie, also meine Eltern und mein Bruder, können mir nicht helfen und lassen mich im Stich, da ihr Leben selbst durch diesen Staatsapparat und den Zusammenschluss aus Banken, Arbeitgebern und Politikern bedroht ist. Dieses staatliche Komplott erpresst meine Eltern, so dass sie sich nicht mehr mit mir in Verbindung setzen können, sonst drohen ihnen harte Konsequenzen.
Meine Vision: Es droht mir ein Ende verarmt in den USA als obdachlose Korbflechterin ohne jegliche sozialen Kontakte. Die einzige Möglichkeit, den Verfolgern zu entfliehen, ist auf der Straße von dem Verkauf meiner Körbe am Straßenrand zu leben - verlassen von allen, selbst ohne Beachtung der vorbeilaufenden Fußgänger. In mir stellt sich die Frage: Breche ich mit meinen Eltern, da sie nicht mehr zu mir stehen können und mir in meinem Zustand nicht helfen? Meine Antwort: Nein, ich stehe noch weiterhin zu meinen Eltern, auch wenn sie mich verlassen haben und ich sie nie wieder sehen werde.
Meine Flucht gerät ins Stocken durch einen vor mir liegenden Stau, der die Autobahn blockiert. Stehen bleiben mit dem Auto ist keine Möglichkeit. Die Vorstellung, ohne ein mögliches Vorwärts- oder Rückwärtskommen im Stau gefangen zu sein, löst heftigste Ängste aus. Die Verfolger könnten mich so stoppen und ergreifen. Kurzerhand nehme ich die nächste Abfahrt.
Bei der Auffahrt zu einer Schnellstraße liegen aber die Auffahrt und die Schnellstraße ebenfalls im Stau. In Panik setze ich als Schwarzfahrerin ein kurzes Stück die Auffahrt im entgegengesetzten Verkehr zurück. Der Einkesselung durch die Autos und der Verfolgung bin ich damit entronnen.
Auf einmal verlangsamt sich der Verkehr: Alles läuft in Zeitlupe ab. Die Autos schleichen vor sich hin, und die Verkehrsschilder, die mir den Weg weisen, ändern ihre Aufschrift. Es geht überall nur noch zu den „Mercedes-Werken oder zur „Kläranlage.
Die Aufschrift auf den Schildern zeigt nicht mehr den tatsächlichen Weg an. Die Änderung der Aufschrift löst Unbehagen aus. Die Richtungen „Mercedes-Werk oder „Kläranlage
bringen mich zu den „bösen" Verfolgern. Schilder für Fahrradwege oder Fußgängerwege zeigen die richtige Richtung; sie führen in die Freiheit. Es gibt aber kaum noch richtige Richtungen, so dass sich das Gefühl der Verfolgung in mir verstärkt. Verkehrsschildern, die auf Fahrradwege hinweisen, geben mir ein Gefühl der Sicherheit.
Der manchmal nötige Stopp an Ampeln beunruhigt mich und so fahre ich über zumindest eine Ampel (allerdings mit höchster Vorsicht) hinweg. Der langsame Verkehr irritiert: Bin ich das einzige Lebewesen auf dieser Welt, und sind die anderen ferngesteuert? Die anderen Fahrzeuge kommen mir wie Marionetten vor. Durch die Verlangsamung der Umgebung wirkt alles so künstlich.
Bin ich vielleicht Neo aus der Matrix, dem bestimmt ist die Welt zu retten? Wenn es möglich ist, den Verkehr zu verlangsamen, dann ist es auch möglich, den Löffel mit Gedankenkraft zu verbiegen, wie es Neo in dem Film „die Matrix" vormacht. Die Welt ist eine Illusion und pure Gedankenkraft kann sie verändern.
Meine Flucht vor den Mercedes-Werken und den Kläranlagen führt in die Natur: auf Feld- und Waldwege. In der Natur ist es schön, und die Sonne scheint. Ich durchquere kleinere Ortschaften. Ein Gedanke setzt sich in meinem Kopf fest: ich brauche ja kein Benzin. Ja, es ist wahr: Der Tankanzeiger bewegt sich kaum nach so langer Fahrt.
Meine Gedanken geben mir „Einsicht" über das Ziel und den Sinn meines Lebens. Meine Geburt in eine Familie mit einem Elternteil christlich (meine Mutter) und dem anderen Elternteil nicht sonderlich religiös (mein Vater) soll mich vor die Entscheidung für oder gegen den Weg Gottes stellen. Und Dinge werden mir versprochen: Bevor meine Eltern sterben, werde ich eine Familie gründen und einen geeigneten Partner finden.
Da erklingt eine Stimme aus dem Radio. Oder ist die Stimme in meinem Kopf? Es ist Gottes Stimme. Es ist Gott, und er sagt: „Ich mag dich". Er sieht mir immer zu, wenn ich im Auto singe und freut sich darüber. Er sieht auch andere Dinge über mich, die ich lieber verstecken würde.
Die Fahrt durch die Natur, die Befreiung von jeglicher Art von Verfolgung, die Zufriedenheit: Es ist ein schönes Gefühl. Es kommt mir auch gar nicht merkwürdig vor, dass Gott mit mir redet. Das Wissen ist instinktiv, dass es Gott ist, der da spricht.
Gott weist mich auf die am Ortsrand der jeweiligen Ortschaften stehenden Straßenschilder hin, die über Gottesdienste informieren. Meine bisherige Einstellung zur Kirche ist einfach nur abwehrend: Als Atheistin bedeuten Gottesdienste für mich nichts als Langeweile. Mein radikaler Atheismus und meine Intoleranz gegenüber den Gläubigen führten dazu, dass ich stets versuchte, Gläubige von der materialistischen Wahrheit zu überzeugen. Jetzt zeigt Gott mir persönlich, dass ich meine Einstellung zu den so verhassten Gottesdiensten und der mir so befremdlichen Kirche überdenken sollte. Er versucht, mir beim Anblick der Ortsschilder, die die Gottesdienstzeiten ankündigen, positive Gedanken zu entlocken.
Sicher bin ich nicht, ob die Frage von mir kam, aber die Antwort hämmert noch heute in meinem Kopf. Er sagt: „Es gibt ein Leben nach dem Tod". Die Erleichterung ist immens. Eine schwere Last fällt von meinen Schultern und ich könnte weinen vor Freude. Meine Angst vor dem Tod war immer schrecklich. Jetzt erklärt mir Gott persönlich, dass das Leben weiter geht.
Aus dem Radio kommt Musik. Es folgt eine Reportage über Psychologie oder Medizin, in die Gott eingreift. Jedes Mal, wenn im Radio angekündigt wird, dass ein Gegenstand auf einer Autobahn liegt oder „Wildschweine auf der Autobahn" gemeldet werden, ist das ein Zeichen dafür, dass Gott an mich denkt.
Nach langer Fahrt sind die Ermüdung und die Sehnsucht nach einer Heimkehr nach Hause groß. Die Verkehrsschilder zeigen schon längst wieder die normalen Richtungen an: so ist es leicht möglich, nach Hause zu finden. Etwa sieben Stunden dauerte die Fahrt, die nicht mehr als eine halbe Tankfüllung verbraucht hat. Der geringe Verbrauch ist für mich ein klares Zeichen, dass etwas Übersinnliches geschehen ist. Zu Hause vor meiner Wohnung angekommen, wird im Radio angekündigt, dass sich mal wieder ein merkwürdiger Gegenstand auf der Autobahn befindet. Meine Freude ist groß, denn Gott denkt an mich.
In meiner Wohnung wartet mein Bruder voller Sorge auf mich. Er hat meinen desolaten psychischen Zustand durch vorherige Telefonate mitbekommen und hat die weite Reise von Nürnberg zu mir auf sich genommen, um zu helfen. Der unverhoffte Besuch erfreut