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Indipohdi
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eBook124 Seiten1 Stunde

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Über dieses E-Book

Gerhart Hauptmanns literarisches Testament, inspiriert von William Shakespeares "Der Sturm".Nachdem Prospero auf einer entlegenen Insel in einem fernen Ozean gestrandet ist, wird er von den Indigenen zum König ernannt. Sie fordern von ihm ein Menschenopfer, um die Götter zu besänftigen, doch Prospero weigert sich. Gleichzeitig streben andere Mächte nach seinem Thron.-
SpracheDeutsch
HerausgeberSAGA Egmont
Erscheinungsdatum6. Dez. 2021
ISBN9788726956962
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    Buchvorschau

    Indipohdi - Gerhart Hauptmann

    Gerhart Hauptmann

    Indipohdi

    Dramatische Dichtung

    Saga

    Indipohdi

    Coverbild/Illustration: Shutterstock

    Copyright © 1920, 2021 SAGA Egmont

    Alle Rechte vorbehalten

    ISBN: 9788726956962

    1. E-Book-Ausgabe

    Format: EPUB 3.0

    Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt. Kopieren für gewerbliche und öffentliche Zwecke ist nur mit der Zustimmung vom Verlag gestattet.

    Dieses Werk ist als historisches Dokument neu veröffentlicht worden. Die Sprache des Werkes entspricht der Zeit seiner Entstehung.

    www.sagaegmont.com

    Saga ist Teil der Egmont-Gruppe. Egmont ist Dänemarks größter Medienkonzern und gehört der Egmont-Stiftung, die jährlich Kinder aus schwierigen Verhältnissen mit fast 13,4 Millionen Euro unterstützt.

    Dramatis Personae

    Prospero

    Pyrrha, Ormann, seine Kinder

    Oro, der Oberpriester

    Tehura, seine Tochter

    Coya, Begleiterin Pyrrhas

    Astorre, Dello, Lapo, Gefährten Ormanns

    Amaru, ein indianischer Jüngling

    Peteto, ein indianischer Krieger

    Matzatzin, Huemac, indianische Priesterknaben

    Indianische Häuptlinge, indianische Menge

    Die Handlung vollzieht sich auf einer entlegenen Insel im Ozean.

    Erster Akt

    Ruinen eines mächtigen, vielleicht toltekischen Palastes auf einer Insel im Ozean. Große Landschaft, von dem Schneegipfel eines Vulkans überragt. Die Ruinen umgibt beinahe tropische Vegetation. Das Meer, einen Golf bildend, ist sichtbar. Die Ruinenansicht ähnlich dem Mayapalaste von Mitla. Breite und hohe Stufen führen zu drei quadratisch ausgeschnittenen Eingängen. Es ist voller Tag, brütende Sonne.

    Auf den Stufen sitzen zwei indianische Priesterknaben, geflochtene blauschwarze Zöpfe ums Haupt: Huemac und Matzatzin.

    Huemac.

    Sie treiben's heute lange, Matzatzin.

    Was will dein Meister bei dem großen Magus?

    Matzatzin.

    Wüßt' ich's! Es kann des Opfers wegen sein.

    Das Volk drängt sehr, es wiederum zu halten.

    Huemac.

    Nie wird der Magus widerrufen das

    Verbot des Jünglingsopfers.

    Matzatzin.                                   Niemals, sagst du?

    Huemac.

    Ich sagte: niemals!

    Matzatzin.                       Wenn das dumpfe Rollen

    im innern Erdreich sich nicht legt, der Berg

    nur immer dichteres Gewölk hervorstößt

    und so des goldnen Himmelsvaters Zorn

    durch deutlichere Zeichen stets verrät,

    wird man auch dann nicht ihn versöhnen dürfen?

    Huemac.

    Mein Magus selbst versöhnt ihn, der sein Sohn ist.

    Matzatzin.

    Du glaubst an seine Macht und seine Herkunft?

    Huemac.

    Fragst du, der Oro seinen Meister nennt? –

    Und Oro liegt dem weißen Mann zu Füßen.

    Hüte dich, Matzatzin! Wer Sterne lästert,

    muß bis zum Wahnsinn Sterne zählen. Wer

    den Mond beleidigt, den erschlägt der Mond

    mit einem Stein. Und wer den Sohn der Sonne

    kränkt durch Unglauben, er verfällt in Blindheit.

    Matzatzin.

    Ich weiß.

    Huemac.       Der Heilige entstieg dem Meer:

    Zehn Jahreskreise haben sich indes

    geschlossen, seit der Tonatiuh, die Woge

    des Ozeans aus goldnen Haaren schüttelnd,

    die heilige Sohle in den Inselstrand

    zuerst mit segenschwerem Tritt gedrückt.

    So kam er, nach den Büchern der Verheißung,

    die Himmelsfrau als Kind auf seinem Arm.

    Dies ist! Was wäre da wohl zu bezweifeln?

    Matzatzin.

    Kein Zweifel rührt mich an. Schon die Belehrung,

    die mir durch Oro, meinen Meister, ward,

    hält Zweifel fern. Allein, er selber sagt,

    es habe der erlauchte Magus nie

    der heiligen Sonnenabkunft sich gerühmt

    noch sie durch Worte irgendwie bestätigt.

    Huemac.

    Und glaubt an sie dein Meister weniger drum?

    Matzatzin.

    Nein, aber wenn ich scharf hinsehe und

    sein Tun beachte oder hinter das

    mit meinem innren Ohr zu dringen suche,

    was seine Zunge lehrt, wird eins mir klar:

    der Magus hat sich ihm nicht ganz enthüllt,

    und Oro müht sich ab an einem Rätsel.

    Huemac.

    Stets bleibt das Göttliche geheimnisvoll,

    auch wenn es nah ist. Und so muß es bleiben.

    Das Göttliche verhüllt sich selbst das Haupt,

    sein Feuer würde sonst den Priester schmelzen;

    und auch der Priester schützt sein Angesicht,

    wenn er im allerheiligsten Geheimnis

    des Opfers steht, mit einem Tempeltuch.

    Wir Dienerknaben tun es wiederum,

    wenn wir die heiligen Worte wechseln müssen

    nur mit dem Priester: weil auf diesem dann

    der Abglanz Gottes ruht.

    Matzatzin.                             Allein, der Urahn

    des Hohenpriesters Oro, meines Meisters,

    ist auch der goldne Mann im Taggestirn.

    Oro ist gleichen Blutes als der Magus:

    braucht einer da dem andern sich verhüllen?

    Huemac.

    Du grollst ein wenig, scheint's, dem Tonatiuh.

    Matzatzin.

    Das nicht! Allein, ich liebe meinen Meister.

    Tehura, eine hochgewachsene junge Indianerin, tritt aus dem Innern der Ruine auf die Treppenplattform. Sie trägt ein rotäugiges, weißes, lebendiges Kaninchen im Arm. Blauschwarz und schlicht fällt ihr Haar über Rücken und Brust.

    Huemac.

    Sieh dort Tehura, deines Meisters Tochter!

    Wohl muß die Tochter Oros ihrem Vater

    noch inniger verbunden sein als du.

    Und doch blickt sie dem Magus nach der Braue.

    Untrennbar, wie sein Schatten, folgt sie ihm.

    Matzatzin.

    Komm, laß uns tiefer in das Dickicht rücken.

    Wie klein bin ich, wie häßlich bin ich, oh!

    Fern ist mir Lästerung. Doch frag' ich wieder:

    Warum verbietet uns der Tonatiuh

    des Jünglingsopfers altehrwürdigen Blutbrauch

    und sperrt uns so den seligen Pfad des Lichts?

    Huemac.

    Seit Jahren hängst du diesem Wunsche nach,

    dich als Versöhnungsopfer preiszugeben.

    So mancher dränget sich dazu. Es ist soviel,

    als, hier auf Erden schon zum Gott erhoben,

    die irdene Schale vollen Weltgenusses

    ausschlürfen! durch das Tor des Todes schreiten,

    bekränzt, als Gott! beim Klang der Pauken und

    Flöten als Gottheit zu den Göttern eingehn!

    Wie kannst du, eines armen Töpfers Sohn,

    erhoffen, daß man solcher Ehre dich

    vor andern würdige?

    Matzatzin.                       Der Himmel kann

    am Ende alles, was er will, gewähren

    dem Beter, der ihn unermüdlich anfleht.

    Huemac.

    Dort steht Tehura: wie sie lächelnd herblickt

    ob deiner überstiegenen Gedanken.

    Sie gleicht der Mondesmutter. Dunkel rollt

    die Nacht um ihrer Stirne blasses Licht.

    Verwirrend sind die Grübchen ihrer Wangen.

    Geschnitten aus dem heiligen Obsidian,

    schwarz, so nach außen wie nach innen sehend,

    erscheinen ihre Augen. Ihre Hand

    streicht sinnend übers weiche weiße Fell

    des heiligen Kaninchens, das ihr Arm hält. –

    Nein, nicht für uns ist diese Königin

    des dunklen Himmels!

    Matzatzin.                           Warum sagst du das?

    Huemac.

    Weil dem, den man des Opfertodes würdigt,

    kein Wunsch versagt wird, keiner: wär's auch der,

    des Hohenpriesters Tochter zu besitzen.

    Tehura.

    Nun, ihr bezopften Dienerknaben, was

    beschwatzt ihr dort so wichtig miteinander?

    Huemac erhebt sich zugleich mit Matzatzin. Sie stehen mit gesenkten Köpfen, wortlos. Tehura fährt fort

    Man fragt euch. Warum schweigt ihr also? Sprecht!

    Huemac.

    Wenn Lehrlinge sich unterhalten, o

    Erlauchte, wovon anders kann es sein

    als dem, was ihrer Meister Sinn beschäftigt?

    Tehura.

    Ihr Hähnlein! Was beschäftigt diese denn?

    Huemac.

    Des großen Jahresopfers nahe Feier.

    Tehura.

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