Wer eine Seele rettet, rettet die Welt: Das Martin Buber-Lesebuch
Von Martin Buber
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Über dieses E-Book
Martin Buber war der bedeutendste Kenner der Spiritualität des Ostjudentums. Seine sorgfältig gesammelten und aufbewahrten "Erzählungen der Chassidim" gehören heute zur spirituellen Weltliteratur.
Das "Martin Buber Lesebuch" enthält seine tiefsinnigsten Geschichten, Legenden und Glaubensüberzeugungen aus einer religiösen Welt, die im 20. Jahrhundert fast völlig der Vernichtung anheimgefallen wäre. Es ist allein das Verdienst Bubers, jene einzigartigen Geistesschätze der Nachwelt erhalten zu haben.
Dieses "Lesebuch" kann man immer wieder zur Hand nehmen, um daraus Inspiration und Ermutigung für den Tag zu schöpfen. Lebensweisheit, die zu Herzen geht und die Seele berührt!
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Buchvorschau
Wer eine Seele rettet, rettet die Welt - Martin Buber
Wer eine Seele rettet, rettet die Welt
Das Martin Buber-Lesebuch
Ausgewählt und kommentiert
von Peter Michel
Wer eine
Seele rettet,
rettet die Welt
Das Martin Buber-Lesebuch
Ausgewählt und kommentiert
von Peter Michel
ISBN Printausgabe 978-3-86191-002-2
ISBN eBook 978-3-86191-236-1
Deutsche Originalausgabe
© Crotona Verlag GmbH & Co.KG
Kammer 11 · D-83123 Amerang
www.crotona.de
© Martin Buber, Die Erzählungen der Chassidim
,
Hundert chassidische Erzählungen
, "Die Legende des
Baalschem". Copyright © by Manesse Verlag, Zürich,
in der Verlagsgruppe Random House GmbH, München.
Umschlaggestaltung: Annette Wagner
unter Verwendung von Fotolia_17005061_M
starsDanksagung
Ich danke dem Manesse Verlag,
insbesondere Frau Tonia Kempe,
für die freundliche Erlaubnis,
diese Auswahl aus den Werken
Martin Bubers zusammenstellen
zu dürfen.
starsInhalt
Danksagung
Vorwort
Gottes Wohnung
Nicht was zum Munde eingeht …
Flickarbeit
Der Stolze und der Demütige
Vom Storch
Die Erscheinung
Probe
Der Spruch des Vaters
Die Ersten
Schaul und Iwan
Der Bauer am Bach
Der Baalschem offenbart sich
Was der Mund will
Wissen
Der Taube
Die siebzig Sprachen
Die Irrfahrt
Nähe und Ferne
Die Lehrbeflissenen
Am Baum des Lebens
Das Gebet des Gehetzten
Das Pfeifchen
Das volle Bethaus
Die Tiere
Die fünfzigste Pforte
Arzenei
Schön reden
Das Vergessen
Das Versteckspiel
Die Aufnahme
Das Zeichen
Die Nachfolge
Wie man Lehre sprechen soll
Das Sündenregister
Aus der Himmelsschau
Das Antlitz
Der andere Traum
Der Zweifler
Vom Zorn
Aus dem Netz
Um die Wahrheit
Mit dem Bösen Trieb
Der Abschied
Durch den Hut
Zu sich selber
Die Segnung
Von Welt zu Welt
Die Pferde
Die Spieler
Warum man zum Zaddik fährt
Das Besondere
Zwei Leuchter
Die Eigenschaft Gottes
Im Aschenhaufen
Das Gebot der Liebe
Gar nichts
Was machst du?
Rechtes Leid und rechte Freude
Die Tore des Gebets
Das Leiden
Der Empfänger
Sussja und der Sündige
Die gemeinsame Buße
Von der Demut
Sussja und die Vögel
Die Antworten
Die Teigsuppe
Die Vogelsprache
Frage und Antwort
Hinabsteigen
Eine Heilung
Abgerissen
Die Erkenntnis
Die Forderung
Von seinem Schauen
Das Pfeifenanzünden
Das Leuchten
Der Weg
Auf viele Weisen
Fremde Gedanken
Der Harfner
Ezechiel und Aristoteles
Das Kind denkt an den Vater
Im eignen Lichte wandeln
Das Bohnengericht
Jeder hat seinen Ort
Die Demut Mose
In den Nächten
Der Chalat
Wie der Sasower die Liebe lernte
Auf dem Jahrmarkt
Sich auf Gott verlassen
Hitlahawut: Von der Inbrunst
Awoda: Von dem Dienst
Schiflut: Von der Demut
starsVorwort
Martin Buber zählt auch am Beginn des 21. Jahrhunderts, ein knappes halbes Jahrhundert nach seinem Tod, zu den prägenden Persönlichkeiten des Geisteslebens. Ohne sein epochales Werk wäre die chassidische Weisheit, ein einzigartiges Zeugnis europäischer Spiritualität, wohl im Dunkel der Zeiten versunken. So aber leuchtet das Wirken der großen chassidischen Rabbis und Zaddikim noch immer in der Welt und belegt einen authentischen geistigen Weg, der unvergleichlich und einmalig ist.
Buber hat in seinen »Erzählungen« und »Geschichten« auf meisterhafte Weise die geheimnisvolle Welt der Mystik des osteuropäischen Judentums eingefangen und dokumentiert. Ihrer bemerkenswertesten Persönlichkeit, Rabbi Israel ben Elieser, dem Baalschem, hat Buber einen eigenen kleinen Band gewidmet, in dem Lehre und Leben dieser herausragenden Gestalt der jüdischen Mystik ein Denkmal gesetzt wird.
Die nachfolgende Werkauswahl greift auf diese drei Meisterwerke zurück, indem sie aus der Fülle der Erzählungen und Legenden die beeindruckendsten herausgreift. Sie alle legen ein berührendes Zeugnis ab von der Lebendigkeit der jüdischen Frömmigkeit Osteuropas, die im 20. Jahrhundert beinahe vollständig vernichtet worden wäre. Buber weist mit Recht in seinem Lebenswerk immer wieder darauf hin, dass wir es zwar mit einer dezidiert jüdischen Tradition zu tun haben, die aber in ihrer inneren Verwirklichung und in ihrer bewegenden Menschlichkeit längst über die Grenzen einer Glaubenswelt hinausgewachsen und Menschheitserbe geworden ist.
Als Hermann Hesse 1949 erstmals eine Ausgabe der »Erzählungen der Chassidim« in den Händen hielt, schrieb er bewegt an Buber: »Ich freue mich, das noch erlebt zu haben. … Scheinbar war es ja ein weiter Weg von den zerstreuten anekdotischen Legenden jener Epoche des Ostjudentums bis zu diesem Buch der Weltliteratur, aber wo ein Licht brennt, gehen seine Strahlen nicht verloren, und wenn die Geschichten der alten Chinesen vom Leben und den Gesprächen ihrer Weisen zweitausend Jahre auf ihren Eintritt ins Pantheon der Völker warten konnten, ohne dass von ihrer Kraft etwas verlorenging, so waren die zwei Jahrhunderte vom Aufblühen des Chassidismus bis zu dieser klassischen Sammlung eine kleine Zeit.«¹
Ähnlich wie Hesse wurde auch Luise Rinser von Bubers Sammlung chassidischer Geschichten zutiefst berührt. Sie schrieb ihm am 20. Februar 1962: »Ich habe sie (die Erzählungen) mit fünfundzwanzig Jahren kennengelernt und bin seither niemals mehr von ihnen verlassen worden. … Ich nehme diese Geschichten als ›Meditationsübungen‹ und begreife von ihnen her unser Christliches. Auch helfen sie mir verstehen, was denn ›Heiligkeit‹ ist.«²
Hermann Hesse und Luise Rinser stehen hier exemplarisch für zahllose bekannte und unbekannte Leser von Bubers Werken, die auf sie alle einen unvergesslichen Eindruck machten. Die großen Weisen, Seher und Rabbis der chassidischen Tradition erfahren in Bubers Sammlung eine Auferstehung in die Unsterblichkeit der spirituellen Tradition oder, wie Hesse es nannte, ins »Pantheon der Völker«. Sie werden weiterwirken durch die Jahrhunderte!
Möge die nachstehende Auswahl Ihnen Freude und Inspiration schenken. Möge Sie Ihnen ein Licht in einer dunklen Zeit sein und Ihren persönlichen Weg erhellen. Möge der Segen des EINEN aus ihnen hervorleuchten und Ihnen Trost und Ermutigung bringen.
Peter Michel
1 (Grete Schaeder, Briefwechsel Martin Buber, Bd.III, Heidelberg 1975, S.226)
2 (Schaeder, a.a.O., S.558)
starsGottes Wohnung
»Wo wohnt Gott?«
Mit dieser Frage überraschte der Kozker einige gelehrte Männer, die bei ihm zu Gast waren.
Sie lachten über ihn: »Wie redet Ihr! Ist doch die Welt seiner Herrlichkeit voll!«
Er aber beantwortete die eigene Frage: »Gott wohnt, wo man Ihn einlässt.«³
In dieser Begebenheit wird auf wundervolle Weise beschrieben, dass die verborgene Anwesenheit Gottes zwar eine Realität ist, aber nur bewusst werden kann, wenn sie in jedem einzelnen Menschen vollzogen wird. Gott kann nur dort einkehren, wo ihm die Herzenstüren geöffnet werden. Manchmal mag er an einer Tür klopfen − und keinen Einlass finden. Dann wird er weitergehen. Der Mensch sollte immer vorbereitet sein, um die göttliche Gegenwart einzulassen.
Es gibt, dazu passend, eine berührende Anekdote aus dem Leben des großen indischen Yogi Paramahansa Yogananda. Als Yogananda ein Jugendlicher war, kam wieder einmal ein Bettler vor das Haus seiner Eltern. Yogananda wollte ihn unwirsch von der Tür weisen, als seine Mutter hinzukam und dem Bettler eine milde Gabe reichte. Als dieser schon gegangen war, blickte seine Mutter ihn an und sagte zu Yogananda: »Weise niemals einen Bettler ab, du kannst nicht wissen, ob es nicht Gott ist, der in einer