Robert Musil verstehen: Versuch eines Dilettanten
Von Ulrich Kümmel
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Über dieses E-Book
Es ist mir ein großes Anliegen, gerade diese Irritationen, denen sich der Leser anfangs ausgeliefert fühlt, auf meine eigene Art für alle verstehbar zu machen. Dazu habe ich mich zunächst den frühen Novellen Musils zugewandt, die ich vorstelle, ehe ich mich dem "Mann ohne Eigenschaften" und weiteren Texten zuwende. Meine Hoffnung ist, dass durch die Lektüre meines Buches sich einige Leser angeregt fühlen, sich auf diesen oft verkannten, aber genialen österreichischen Schriftsteller (1880-1942) einzulassen.
Ulrich Kümmel
Dr. Ulrich Kümmel, geb. 1935, Sozialarbeiter und Sonderschullehrer. Seit 2000 im Ruhestand. Danach eine vierjährige Tätigkeit als Lerntherapeut in eigener Praxis. 2008 Promotion mit einer Arbeit über den Individualpsychologen Erwin Wexberg. Seit 2009 Leitung von kreativen Schreibgruppen im Rahmen von gruppendynamischen Wochenenden und Tagungen der Deutschen Akademie für Psychoanalyse (DAP) Berlin.
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Robert Musil verstehen - Ulrich Kümmel
Dr. Ulrich Kümmel, geb. 1935, Sozialarbeiter und Sonderschullehrer. Seit 2000 im Ruhestand. Danach eine vierjährige Tätigkeit als Lerntherapeut in eigener Praxis. 2008 Promotion mit einer Arbeit über den Individualpsychologen Erwin Wexberg. Seit 2009 Leitung von kreativen Schreibgruppen im Rahmen von gruppendynamischen Wochenenden und Tagungen der Deutschen Akademie für Psychoanalyse (Berlin).
Inhalt
Einführung
Musils Kindheit und Berichte von Zeitzeugen zu seiner Persönlichkeit
Die frühen Novellen
Herma Dietz: Musils erste längere Beziehung
„Tonka"
Musils Ehefrau Martha, gesch. Marcovaldi, verw. Alexander, geb. Heimann
„Die Vereinigungen"
Erste Fassung der „Versuchung der stillen Veronika"
„Das verzauberte Haus"
„Die Versuchung der stillen Veronika"
„Die Vollendung der Liebe"
Nachlass zu Lebzeiten
Kurzgeschichten
„Die Amsel"
„Der Mann ohne Eigenschaften"
Einführung
„Die vergessene überaus wichtige Geschichte mit der Gattin eines Majors"
Heilige Gespräche
„Die Reise ins Paradies"
Gartengespräche – Gespräche über die Liebe
„Mondstrahlen bei Tage"
„Wandel unter Menschen"
„Liebe deinen Nächsten wie dich selbst"
„Gespräche über die Liebe"
„Schwierigkeiten, wo sie nicht gesucht werden"
„Es ist nicht einfach zu lieben"
„Atemzüge eines Sommertags"
Nachwort
Danksagung
Literatur
Jeder sieht am andern nur soviel, als er selbst auch ist; denn er kann ihn
nur nach Maßgabe seiner eigenen Intelligenz fassen und verstehen.
(Arthur Schopenhauer)
Einführung
Der Mann ohne Eigenschaften zählt zu den berühmtesten und gleichzeitig kaum gelesenen Werken der Weltliteratur. Von Fachleuten wird er als einer der gewaltigsten Romane der deutschsprachigen Literatur des 20. Jahrhunderts bezeichnet. Im Katalog der Staatsbibliothek Berlin finden sich 1399 Eintragungen zu Robert Musil. Die meisten Arbeiten stammen von Germanisten und sind für Fachleute geschrieben. Das kann einschüchternd wirken.
Nimmt man als durchschnittlicher Leser Musils Hauptwerk Der Mann ohne Eigenschaften in die Hand, so werden die meisten von uns zunächst einmal einen Blick auf das Inhaltsverzeichnis werfen und schon hier Zweifel bekommen, ob man dieser Lektüre gewachsen sein werde, denn wir sehen uns bereits im ersten Buch mit 123 Kapiteln und mit noch 38 weiteren Kapiteln im zweiten Buch konfrontiert. Hinzu kommt, dass einige der Kapitelüberschriften für den Laien bizarr und seltsam erscheinen wie zum Beispiel das 1. Kapitel „Woraus bemerkenswerter Weise nichts hervorgeht, das 13. Kapitel „Ein geniales Rennpferd reift die Erkenntnis, ein Mann ohne Eigenschaften zu sein
, oder das 39. Kapitel „Ein Mann ohne Eigenschaften besteht aus Eigenschaften ohne Mann", um nur einige der Überschriften herauszustellen. Man braucht also nicht nur Ausdauer, um sich auf dieses Mammutwerk einzulassen, sondern auch eine gewisse Großzügigkeit dem Autor gegenüber und Zutrauen, dass die Mühe sich schon lohnen und am Ende auszahlen wird.
Ein Sprichwort sagt: Einen Menschen verstehen heißt, die Wege gehen, die er gegangen ist. Vielleicht kann man daraus auch folgern: Das Hauptwerk eines Schriftstellers verstehen heißt, zunächst seine kleineren Werke zu verstehen suchen, um sich erst danach seinem Hauptwerk zu widmen.
Ich werde zunächst einige Ereignisse von Musils Kindheit und Jugend, die mir für ein Verständnis seiner Person und seines Werkes wichtig erscheinen, schildern, um dann im Folgenden kleine Schriften und Novellen Musils aus meiner persönlichen Sicht darzustellen, wobei die Reihenfolge der Texte meinen Weg der Annäherung an Musil aufzeichnet, aber nicht den Anspruch erhebt, Musils schriftstellerische Entwicklung bis hin zu seinem Hauptwerk vollständig zu beschreiben. Zum Abschluss der Werktexte widme ich mich Ausschnitten aus den zu Lebzeiten Musils unveröffentlichten Texten eines geplanten dritten Bandes: Aus dem Nachlass.
Nachdem Musil sich als junger Mann entschloss, die ihm offen stehende und zu seiner Zeit höchst attraktive Offizierskarriere abzulehnen, wandte er sich der Naturwissenschaft zu. Die frühen Jahre des 20. Jahrhunderts waren durch einen schier unbegrenzten Fortschrittsglauben geprägt, dem sich der junge Musil begeistert anschloss. Er entschied sich zu einer Ausbildung zum Ingenieur und legte 1901 im Alter von 21 Jahren sein Examen als Ingenieur im Fachbereich Maschinenbau ab. Danach war er kurzfristig als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Technischen Hochschule Stuttgart tätig. Die routinemäßige Arbeit an diesem Institut ernüchterte ihn und die Lebensweise seiner unmittelbaren Berufskollegen desillusionierte ihn. Er konnte sich nicht vorstellen, sein ganzes Leben einer solchen Tätigkeit zu widmen. Musil war allerdings durch sein Studium geprägt und seine Begeisterung für die sich durch Technik und Wissenschaft ergebenden Möglichkeiten, das Leben der Menschen zu verbessern, konnte er sich auch im späteren Leben erhalten. 1903 begann Musil an der Friedrich-Wilhelm-Universität Berlin ein Zweitstudium der Philosophie und Psychologie. Neben der experimentellen Psychologie beschäftigte er sich mit den Anfängen der Gestaltpsychologie, mit Physik und Mathematik. Gleichzeitig schrieb Musil Die Verwirrungen des Zöglings Törleß. Diese Schrift ist Robert Musils erster Roman und gilt als eines der frühen Hauptwerke der literarischen Moderne. Die Erstausgabe erschien 1906 im Wiener Verlag. Der große Erfolg dieser Frühschrift ermutigte ihn, an eine Zukunft als freier Schriftsteller zu glauben. Er wurde für sein Erstlingswerk mit vielen Lobeshymnen bedacht, was sicher seine spätere Entscheidung, sich ganz der Literatur zu widmen, beeinflusst hat. Der Törleß wurde zu Musils einzigem großem Bucherfolg zu seinen Lebzeiten. Die Taschenbuch-Ausgabe wurde später mehr als eine halbe Million Mal verkauft und in unzählige Sprachen übersetzt.
Ich erinnerte mich an ein weiteres Frühwerk Musils mit dem Sammeltitel Drei Frauen, welches ich als Jugendlicher in einem Antiquariat erworben hatte. Es umfasst drei Novellen: Grigia, Die Portugiesin und Tonka (Musil 1952). Ich glaube nicht, dass ich diese Novellen damals auch nur annähernd verstanden habe. Die Art der Darstellung empfand ich als ungewohnt und fremdartig, aber einige Erinnerungen haben sich vielleicht gerade deswegen tief eingeprägt: Beim nochmaligen Lesen musste ich überrascht feststellen, dass manche dieser „tiefen" Erinnerungen nur im Ansatz dem Originaltext entsprachen.
Wir gehen heute davon aus, dass jedes Werk eines Schriftstellers mehr oder weniger autobiographische Hintergründe erkennen lässt. Besonders lässt sich dieses an der Novelle Tonka nachweisen. Musils Biograph Karl Corino hat dies sehr differenziert und glaubhaft herausgearbeitet.
Zum besseren Verständnis der frühen Schriften Musils beginne ich mit einer Darstellung der biographischen Hintergründe für diese Werke. Danach bespreche ich die Novelle Tonka (1922) Es folgt die Bearbeitung der wesentlich früher erschienenen Vereinigungen mit den beiden Novellen Die Vollendung der Liebe (1910) und Die Versuchung der stillen Veronika (1911). Diese Texte gelten auch unter Fachleuten als schwer lesbar. Ich habe versucht, die Inhalte in einer verständlichen Sprache wiederzugeben und sie in ihrer Bedeutung für das Gesamtwerk Musils zu würdigen. Die Besprechung der Tonkanovelle wurde von mir vorgezogen, weil Musil darin seine erste längere Beziehung zu einem Mädchen aus einfachen Verhältnissen verarbeitet. Er hatte Herma Dietz etwa um 1901 kennen gelernt. Sie begleitete seinen Lebensweg bis zu ihrem tragischen Tod im Herbst 1907. Musils Biograph Corino glaubt, dass Musil sich zeit seines Lebens Vorwürfe gemacht hat, an ihrem Tod mitschuldig zu sein und dass er die Novelle aus diesem Grunde erst so spät veröffentlichen konnte.
1936 erschien der Nachlass zu Lebzeiten. (Musil 1999) Die darin enthaltenen kurzen Geschichten einschließlich der Novelle Die Amsel sind zwischen 1920 und 1922 entstanden. In ihnen verdichten sich bereits die späteren Grundthemen Musils, die im Mann ohne Eigenschaften genauer diskutiert werden wie zum Beispiel das Thema des anderen Zustands.
Es war die Lektüre der Amsel, die dazu führte, mich näher mit dem Musilschen Grundthema des anderen Zustands zu befassen. Dabei stieß ich auf die Dissertationsschrift von Bücker Das Meer und der andere Zustand, in der Bücker ausführlich auf die Novelle Die Versuchung der stillen Veronika zu sprechen kommt. (Bücker 2016) Bücker nutzt in ihrer Argumentation und Beweisführung auch Texte aus dem Mann ohne Eigenschaften, wie zum Beispiel das Kapitel Die vergessene und überaus wichtige Geschichte mit der Gattin des Majors. Darüber hinaus verweist sie ausführlich auf Die Reise ins Paradies aus dem legendären Musilschen Nachlass. (Musil 2004) Ich übernehme die Ausführungen Bückers im Wesentlichen und setze mich mit ihnen kritisch auseinander.
Die Lektüre der Reise ins Paradies führte in meiner Auseinandersetzung mit dem Begriff des anderen Zustands dazu, mich weiter auf die Schriften Aus dem Nachlass einzulassen und so fand ich eine mehrere Kapitel umfassende Rahmenerzählung, der ich die Überschrift: Gartengespräche geben möchte. Diese Gartengespräche bilden mit dem Text Atemzüge eines Sommertags den Abschluss meiner Arbeit. In diesen Gesprächen können wir Grundthemen Musils wie seine Gefühlstheorie, die Bedeutung eines Möglichkeitssinns und den Musilschen Begriff des anderen Zustands noch einmal nachvollziehen, wie beispielhaft Agathes ekstatisches Naturerlebnis in Atemzüge eines Sommertags. In Musils Mann ohne Eigenschaften finden sich viele lange Passagen, die man allgemein als Essays über unterschiedliche aktuelle Themen seiner Zeit bezeichnen kann. In den Gartengesprächen lässt sich bewundern, wie es ihm gelingt, dieses essayistische Gedankengut in die Gespräche seiner Protagonisten Agathe und Ulrich zu integrieren.
Im letzten Teil dieser Arbeit versuche ich darzustellen, warum ich, trotz der Schwierigkeiten, die ich mit dem Verständnis des Musilschen Gesamtwerkes im Grunde während der gesamten Dauer dieses Prozesses hatte, nicht aufgegeben habe und was mich letztendlich doch davon überzeugte, dass diese Auseinandersetzung für mich und wie ich meine auch für andere wichtig sein könnte. Ich stelle dar, was mich persönlich an diesem Werk reizt und welche Möglichkeiten für meine Entwicklung ich darin gefunden zu haben glaube. Dieser Teil meiner Arbeit ist sehr persönlich, mag aber doch für manchen Leser neue Sichtweisen und Anregungen bieten und einige vielleicht dazu bewegen, sich ebenfalls auf die Lektüre Musils einzulassen.
Musils Kindheit und Berichte von Zeitzeugen
zu seiner Persönlichkeit
Manchmal ist mir, als wäre alles schon in der Kindheit beschlossen gewesen.
(Corino 1982, S. 98)
„Einen Menschen verstehen heißt, die Wege gehen, die er gegangen ist". Dieser Gedanke, auf den bereits in der Einführung hingewiesen wurde, deutet an, dass es nahezu unmöglich ist, einen Menschen wirklich zu verstehen, denn wer will sich anmaßen, alle Wege, Situationen und Herausforderungen eines Menschen, die ihn geformt haben, nachzuvollziehen.
Ein wenig erleichtert wird die Aufgabe, wenn es sich um Menschen handelt, die uns viele Überlegungen zu ihrer eigenen Entwicklung in Form von Tagebüchern, Notizen oder Briefen hinterlassen haben oder über die bereits ihre Zeitgenossen in vielfältiger Weise Stellung bezogen haben. Bei besonderen Menschen, zu denen ich Musil rechnen möchte, ist aber auch dies wegen der dann vorhandenen Fülle an Material, das uns hinterlassen wurde und den vielfältigen wissenschaftlichen Arbeiten, nicht einfach.
Die beiden bedeutendsten Biographen Robert Musils, Karl Corino und Oliver Pfohlmann, weisen darauf hin, dass Musil den Erlebnissen der Kindheit für spätere Lebenseinstellungen eine große Bedeutung zuschreibt. Corino hat seiner Biographie einen Text aus Musils Schauspiel Die Schwärmer vorangestellt: „Manchmal ist mir, als wäre alles schon in der Kindheit beschlossen gewesen. Steigend kommt man immer wieder an den gleichen Punkten vorbei, dreht sich über dem vorgezeichneten Grundriss im Leeren. Wie eine Wendeltreppe." (Corino 1982, S. 98). Pfohlmann ergänzt:
Dieser Eindruck drängt sich angesichts der frühen Jahre des Dichters in der Tat auf. Viele der seine Texte bestimmenden Motive sind bereits in den Kindheitserinnerungen, die er später in seinen Tagebuchheften notierte, angelegt: etwa das Ideal einer Fernliebe oder erste Erfahrungen mit einem die Realität überschreitenden anderen Zustand. Der behüteten Kindheit in bürgerlichen Verhältnissen stand eine schon früh einsetzende eigensinnige Suche nach einer anderen Wirklichkeitsform gegenüber, so schreibt er in einer seiner Tagebuchnotizen: „Nie im Schoße der Familie wohl gefühlt. Eher sie gering geschätzt. Ein Anfang der von der Wirklichkeit abbiegenden Linie." (Pfohlmann 2012, S. 10)
Sein Elternhaus bezeichnete Musil als bürgerlich, liberal, aufgeklärt; man glaube an nichts, würde aber auch nichts als Ersatz dafür geben. Rattner weist auf eine Notiz hin, die Musil als 23-jähriger über sich als Kind niedergeschrieben hat:
Öfter stand er lange – eine halbe Stunde, dreiviertel Stunden – an einem Fenster und schaute in den Garten. Aber auch dies war mehr ein unerklärlicher Bann als ein Genuss … aber auch das sah Robert nicht. Er sah nur eine dunkle Masse, eine langsam bewegte, atmende Masse, etwas Dunkles breitete sich über sein Inneres, etwas ganz Gleichmäßiges, ohne alle Kennzeichen, erfüllte seine Seele. Und wenn er sich endlich vom Fenster losriss, war er stets müde und zum Weinen aufgelegt. … Fassen wir diese Eigenarten und Charakterprägungen Musils zusammen und berücksichtigen wir die aus seiner Kindheit erhaltenen Fotographien, entsteht das Bild eines introvertierten, narzisstisch in sich verfangenen und zwanghaft gehemmten Jungen, dem es an spontaner Lebensfreude, spielerischer Ausgelassenheit und ungezwungenem Kontakt zu Freunden und Kameraden mangelte. (Rattner 2004, S. 232)
Die gutbürgerlichen Verhältnisse, in denen Robert aufwuchs, waren keineswegs so geordnet, wie es von außen gesehen den Anschein hatte. Der Vater war zwar beruflich als Ingenieur sehr erfolgreich. Bereits in Roberts früher Kindheit wurde er zum Direktor der staatlichen Fachschule und Versuchsanstalt für Stahl- und Eisenindustrie in Steyr ernannt, um danach als Direktor an die Technische Hochschule Brünn zu wechseln. Musil selber hat einen Teil seiner Ausbildung zum Ingenieur hier absolviert. Kurz vor seinem Tod wurde Musils Vater in den erblichen Adelsstand als „Edler von Musil" gehoben (1917). Die Situation in der Familie aber war, soweit Musil zurückdenken konnte, äußerst undurchsichtig und problematisch. Ein um zehn Jahre jüngerer Freund der Familie, Heinrich Reiter, ein sehr männlicher Typ, begleitete die Musils oft in die Ferien und war auch sonst wie selbstverständlich Gast im Hause Musil.
Hermine Musil hat ihrem Sohn in einem unbedachten Moment gestanden, dass Reiter damals zum einzigen Inhalt ihres Lebens geworden sei. (Pfohlmann 2012, S. 13) Musil beschreibt die Beziehung zu seiner Mutter als gespalten, er zeichnet sie als eine nervöse, reizbare und in ihren Stimmungen äußerst wechselhafte Frau, die den Vater aufgrund seiner beruflichen Erfolge zwar achtete, als Mann und Partner aber entsprach er nicht ihren innersten Wünschen. Als Kind war Robert dieser Grundstimmung im Hause Musil durchgehend ausgesetzt, manches irritierte ihn, ohne dass er es zum damaligen Zeitpunkt in Worte fassen konnte. Später hat er diese Irritationen in seinen Tagebuchaufzeichnungen und in seiner