Salz im Tee: Alltag auf Mongolisch - Begegnungen mit Menschen und Gott
()
Über dieses E-Book
Wie vielfältig solche Begegnungen für eine Deutsche im Ausland sein können, davon erzählt Birte Papenhausen, die das Leben von Mongolen zehn Jahre geteilt hat. Sie schildert Menschen, Lebensgeschichten und Erfahrungen und gibt Einblicke in eine völlig andere, manchmal frustrierende, aber auch faszinierende Welt. Und sie beschreibt, wie Gott ihr in dieser fremden Welt auf ungewöhnlicher Weise begegnet.
Hautnah erleben Sie nicht nur eiskalte Winter und den Nomadenalltag in der mongolischen Steppe, sondern auch eine Mottenplage und den nächtlichen Raubzug eines Metallpiraten. Sie entdecken Gottes Gegenwart, im Fremden, im Bekannten - und in Ihrer eigenen Umgebung.
Birte Papenhausen
Birte Papenhausen (Jg. 1975) lebt im Großraum Frankfurt am Main. Sie ist Theatertherapeutin und Theologin und hat mehrere Jahre als Missionarin in der Mongolei gelebt. Sie liebt Schwimmen, Spieleabende, die Natur und gute Filme.
Ähnlich wie Salz im Tee
Ähnliche E-Books
Herausspaziert: Von mutigen Schritten und bewegender Hoffnung für unsere Welt Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEin Haus voller Wände Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSprüche aus der Vergangenheit II: Sammlung und Biografie Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDurch dich bin ich: Wie ich in Kambodscha nach meinen Wurzeln suchte und mein Zuhause in Jesus fand Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMeine Fahrten nach Klaushagen: Eine streitbare deutsch-deutsche Biografie Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungenmittendrin: Auf Gottes Spuren in der Großstadt Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer helle Wahnsinn geht weiter: Episoden aus dem Alltag einer Psychologin Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKopf über Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenZauberhafte Momente: Geschichten die das Leben schreibt Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKleine Geschenke vom Größten: Geschichten von kleinen und großen Überraschungen im Alltag Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenIch, Katharina Luther: erzähle Euch aus meinem Leben Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Teekultivar: Auf der Suche nach Spitzentee in China und Indien Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFrauen schreiben Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen1972 - 13 Wochen - 10850 km Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenVertriebskarriere: Mein Weg vom Spätaussiedler zum erfolgreichen Sales Manager Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAsche und Blüten: Ein Liebeslied an das Leben Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer schräge Vogel fängt mehr als den Wurm: Von Menschen mit Mut zum Neuanfang Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenPfaffenmilch II: Die Fortsetzung Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenVom Wunsch, dazuzugehören: Das Ende der Einsamkeit und wie Gott sich das mit Gemeinschaft gedacht hat Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEin Leben am Scheideweg Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMagic Life Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenBitte das Rollo runterlassen, damit die drei Waschbären draußen nicht reinschauen können: Aufzeichnungen aus der Altersresidenz Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSeelenfutter: Frische Energie für die Alltage unseres Lebens Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDIE ECHOS VON EDEN. Empfohlen von Erich von Däniken: Welche verborgenen Fähigkeiten erwachen in uns durch unser neues Wissen? Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDumme Jule Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWie Du Dich bettest, so liegst Du: Anleitung für ein unkompliziertes und genussvolles Leben ohne Druck Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAbendfrieden Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSonntag der beleuchteten Fenster: Eine kulinarische Biographie Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEinfach glücklich: Was im Leben wirklich zählt Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenUnerwünscht im Orient: Wie wir im Vertrauen auf Gott um unsere Heimat kämpften Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Christentum für Sie
Pardon, ich bin Christ: Neu übersetzt zum 50. Todestag von C. S. Lewis Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5glauben-hoffen-singen: Liederbuch der Freikirche der S.-T.-Adventisten Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Bibel: Revidierte Einheitsübersetzung 2017. Gesamtausgabe. Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Kinderbibel Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Der Heilige Gral und Sexualmagie: Die Geheimlehre des Gral Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Das Buch Henoch (Die älteste apokalyptische Schrift): Äthiopischer Text Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer zugewandte Jesus: Unerwartete Antworten auf die großen Fragen des Lebens Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Aurora oder Morgenröte im Aufgang: Kommentierte Ausgabe Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenStephen Hawking, das Universum und Gott Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Macht die Wahrheit frei oder die Freiheit wahr?: Eine Streitschrift Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLeben in der Nachfolge: Texte von Dietrich Bonhoeffer Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenProphetische Endzeit Codes entschlüsselt Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Freiheit befreien: Glaube und Politik im dritten Jahrtausend Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenBasisBibel. Die Kompakte. eBook: Die Bibel lesen wie einen Roman. Bewertung: 2 von 5 Sternen2/5Heilsame Worte: Gebete für ein ganzes Leben Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenElberfelder Bibel - Altes und Neues Testament: Revision 2006 (Textstand 26) Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Ruhe. Arbeit. Ewigkeit.: Der göttliche Rhythmus von Ruhe und Arbeit für dein Leben Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Gott macht glücklich: und andere fromme Lügen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAmoris Laetitia - Freude der Liebe: Mit einer Hinführung von Christoph Kardinal Schönborn Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenNein sagen ohne Schuldgefühle: Gesunde Grenzen setzen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWarum Gott?: Vernünftiger Glaube oder Irrlicht der Menschheit? Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Die flache Erde oder Hundert Beweise dafür, daß die Erde keine Kugel ist Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenBruno Gröning - Das Buch des Lebens: 153 Themen zur Orientierung Bewertung: 3 von 5 Sternen3/5Der Rebell - Martin Luther und die Reformation: Ein SPIEGEL E-Book Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenCompendium Wortschatz Deutsch-Deutsch, erweiterte Neuausgabe: 2. erweiterte Neuausgabe Bewertung: 3 von 5 Sternen3/5Der ungezähmte Mann: Auf dem Weg zu einer neuen Männlichkeit Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Kreuzeswissenschaft: Studie über Johannes vom Kreuz Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenIn meinem Herzen Feuer: Meine aufregende Reise ins Gebet Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Schreiben ist Gold: Eine Einladung zu Kreativität und Achtsamkeit Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenBibel trifft Koran: Eine Gegenüberstellung zu Fragen des Lebens Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Rezensionen für Salz im Tee
0 Bewertungen0 Rezensionen
Buchvorschau
Salz im Tee - Birte Papenhausen
Birte Papenhausen
SALZ
IM
TEE
Alltag auf Mongolisch-
Begegnungen mit
Menschen und Gott
SCM | Stiftung Christliche MedienSCM Hänssler ist ein Imprint der SCM Verlagsgruppe, die zur Stiftung Christliche Medien gehört, einer gemeinnützigen Stiftung, die sich für die Förderung und Verbreitung christlicher Bücher, Zeitschriften, Filme und Musik einsetzt.
ISBN 978-3-7751-7505-0 (E-Book)
ISBN 978-3-7751-6049-0 (lieferbare Buchausgabe)
Datenkonvertierung E-Book: CPI books GmbH, Leck
© 2020 SCM Hänssler in der SCM Verlagsgruppe GmbH · Max-Eyth-Straße 41 · 71088 Holzgerlingen
Internet: www.scm-haenssler.de · E-Mail: info@scm-haenssler.de
Bilder im Innenteil:
Susanne Rhein: Seite 20, 41, 44, 57, 66, 68, 86, 90, 107, 114, 125, 134, 140, 147, 155, 159, 165,
184, 191, 197, 208, 213
Corrie van der Esch: Seite 70, 127, 157, 175, 194, 199
Sara Nyamjav: Seite 54, 73, 82, 92, 145, 204, 216
Oyunsuvd Byamba: Seite 162
Soweit nicht anders angegeben, sind die Bibelverse folgender Ausgabe entnommen:
Neues Leben. Die Bibel, © der deutschen Ausgabe 2002 und 2006 SCM R.Brockhaus in der SCM Verlagsgruppe GmbH Witten/Holzgerlingen.
Weiter wurde verwendet:
Bibeltext der Neuen Genfer Übersetzung – Neues Testament und Psalmen, Copyright © 2011 Genfer Bibelgesellschaft. Wiedergegeben mit freundlicher Genehmigung.
Alle Rechte vorbehalten (NGÜ).
Umschlaggestaltung: Stephan Schulze, Stuttgart
Titelbild: Foto Birte Papenhausen: © Gisela Schweers
Autorenfoto: © Gisela Schweers
Satz: typoscript GmbH, Walddorfhäslach
Mit großem Dank an Ilse-Marie und alle,
die mein Leben aus der Ferne in Treue und Liebe begleitet haben.
Im Grunde sind es doch die Verbindungen mit Menschen,
welche dem Leben seinen Wert geben.
Wilhelm von Humboldt
INHALT
Über die Autorin
Vorwort
ERSTE EINDRÜCKE
Der Milchtee
Mein erster Mongole
Mongolische Musik
Die Folgen von Babel
Das Telefon
BERUFE
Die ehrliche Postfrau
Fahrer Nr. 1 – Der Profi
Fahrer Nr. 2 – Der Antiheld
Fahrer Nr. 3 – Der Pirat
Der betrunkene Pilot
Der gnädige Grenzpolizist
Der kompetente Flughafenmanager
Der Mehlmann
Die Tagelöhner
Die Lehrerin aus der Wüste
Der Gesundheitsminister
Der Mann von der Ausländerbehörde
Der engagierte Arzt
KULTUR
Kommunistische Farbenlehre
Von der Hand in den Mund
Das ungeschriebene Gesetz des Fahrers
Die zu engen Stiefel
Ein Brautkleid über Nacht
Das reparierte Tor
Ein Nachtmahl aus Melonen
Kreative Stromversorgung
So kostbar wie Fett
TIERE
Das zutrauliche Yak-Kälbchen
Das seufzende Kamel
Die zähen Spatzen
Die Katze
Der geschundene Esel
Unser Wachhund Simba
Die Mottenplage
AUSLÄNDER
Die energiegeladene Japanerin
Der englische Jurtenbauer
Der hilflose Oldtimerbesitzer
Die gestrandeten Studenten
Die Anthropologin
Die Filmemacherin
Die Goldsucher
NATUR
Die mongolische Kälte
Der erste Regen
Das Blumenbeet
Der Sternenhimmel
Der Ausritt
NOMADEN
Die wissbegierige Sprachlehrerin
Die tapfere Alte
Das »New York des Westens«
Der Kasache
Der alte Hirte und Weihnachten
Wintervorrat
Der Wahltag
NACHBARN
Der Betrunkene
Gebet für eine Witwe
Ein unerwarteter Helfer
Die späte Braut
Das Zeugnis der Oma
Weihnachten im Schuhkarton
SPORT
Schlittenfahren
Das olympische Gold
Der Wettkampf
Bogenschießen
ORTE
Der schwarze Markt
Die Oper
Das Bett – Mein Rückzugsort
Das Duschhaus
Im Gefängnis
Die Bücherei
Der Fluss
FREUNDE
Der Junge aus der Stadt
Die Seelenoase
Die Erben des Dschingis Khan
Die Seelenverwandte
Glaubensgeschwister
Abbildungen
[ Zum Inhaltsverzeichnis ]
ÜBER DIE AUTORIN
Birte Papenhausen (Jg. 1975) lebt im Großraum Frankfurt am Main. Sie ist Theatertherapeutin und Theologin und hat mehrere Jahre als Missionarin in der Mongolei gelebt.
www.theater-anstoss-zum-glauben.de
[ Zum Inhaltsverzeichnis ]
VORWORT
Wenn ich in Gesprächen mit neuen Bekannten erwähne, dass ich elf Jahre in der Mongolei gelebt und gearbeitet habe, ist die erste Reaktion meistens Erstaunen. Bald folgt dann die Frage: »Ja, und wie war das so? Wie ist die Mongolei?«
Ich stottere dann irgendetwas Vages wie: »Die Mongolei ist schon sehr anders als Deutschland« oder »Das ist nicht so einfach zu sagen.«
Ich fühle mich unfähig, die richtigen Worte zu finden. Denn wie soll man elf Jahre und zwei unterschiedliche Sprachen, Kulturen und Gesellschaften in wenigen Sätzen zusammenfassen? Geschweige denn beschreiben, »wie das so war« und was es in einem bewirkt hat?
Selbst wenn mir mein Gegenüber viel Zeit zum Antworten ließe, bliebe es schwer, einen Eindruck zu vermitteln. Man kann natürlich anfangen, die unterschiedlichen Weltanschauungen zu beschreiben, aber am Ende bleibt es abstrakt und fremd.
Das Einzige, was meinem Leben in der Mongolei tatsächlich gerecht wird und eine innere Reaktion beim Zuhörer hervorruft, sind Geschichten über persönliche Begegnungen und Erlebnisse. Auch mir selbst hat sich die Mongolei nur so erschlossen, nicht durch Bücher, sondern durch Menschen und prägende Momente.
Je länger ich darüber nachdenke, desto deutlicher merke ich: Das gilt nicht nur für die Mongolei. Das gilt für jeden, egal, wo und wann man lebt. Unser Leben ist eine Fülle von Begegnungen. Sie sind es letztlich, die unser Leben reich, humorvoll, verrückt und kostbar machen.
ERSTE EINDRÜCKE
[ Zum Inhaltsverzeichnis ]
DER MILCHTEE
Eine feste und wichtige Säule der mongolischen Kultur ist der Milchtee. Man kann die Mongolei nicht ohne ihn haben. Immer wenn es wichtig wird, ist er dabei: bei Segnungen, beim Geisterbeschwichtigen, bei Hochzeiten, wenn Gäste kommen, bei Festen, Ritualen und Feierlichkeiten.
Es ist nicht verwunderlich, dass auch viele Touristen in den Genuss kommen, Milchtee probieren zu dürfen beziehungsweise trinken zu müssen. Denn das gebührt die Gastfreundschaft. Der Genuss ist am Anfang fraglich, denn die meistens Touristen denken bei Tee an neutral oder süß – und das macht den ersten Schluck widerlich. In der Mongolei gehört nämlich Salz in den Tee und – wenn einem besondere Ehre zuteilwird – auch noch ranzige Butter.
Das hört sich unangenehm an und für viele Touristen schmeckt es auch so. Aber ich bin davon überzeugt, dass es auf die Erwartungshaltung ankommt. Erwartet man Tee, ist es eklig; erwartet man eine Art Suppe, schmeckt es einem in der Regel gut.
Man darf bei Milchtee nicht etwa an Teebeutel denken. Oh nein, es gibt eine ganz eigene Zubereitung, und die fängt damit an, dass man den aus Stängeln und Blättern gepressten Tee in einem Block auf dem Markt kauft. Zu Hause muss man den Tee erst einmal mit einem Hammer klein schlagen. Die losen Teile bewahrt man dann in einem Glas oder einer Dose auf. Dann macht man Feuer, bringt einige Liter Wasser zum Kochen und wirft den losen Tee hinein. Kurz darauf wird das Salz hinzugefügt. Nicht wenig, denn man soll das Salz auch schmecken. Wenn alles wieder kocht, kommt die Milch dazu. Jetzt muss man aufpassen. Damit der Milchtee seinen unverkennbaren Geschmack bekommt, darf die Milch nicht überkochen. Dazu muss man den Tee immer in Bewegung halten, indem man immer wieder mit einem Gefäß den Tee umgießt. Man nimmt Tee und lässt ihn aus einigem Abstand wieder in den Topf fließen. Dabei verbindet er sich auch mit der Luft. Dieser Vorgang wird viele Male wiederholt. Kurz bevor die Milch überkocht, nimmt man den Topf vom Feuer und gießt den Tee durch ein Sieb in Thermoskannen.
Der Milchtee nimmt eine so zentrale Stelle in der mongolischen Kultur ein, dass ein Schlager, der den Tee der eigenen Mutter besang, wochenlang die Hitlisten anführte und in aller Munde war. Der Milchtee war sogar für uns ein Thema, als wir darüber nachdachten, wie man in der Mongolei angemessen das christliche Abendmahl feiern sollte.
Die Mongolei ist ein Land, das jahrhundertelang schamanistisch, buddhistisch und kommunistisch gewesen war. Doch nun gab es in unserem Ort seit Kurzem eine kleine Gruppe Menschen, die an Jesus glaubten und ihm folgen wollten. Es war noch keine Tradition vorhanden, wie man das Abendmahl feiert. Da wir keine westlich geprägte Gemeinde gründen wollten, sondern eine, die in der mongolischen Kultur bestehen konnte, war es für uns eine ernsthafte Frage, was man beim Abendmahl trinken sollte. Wein gab es hier nicht, Wodka – ja, Saft – ab und zu, Sirup – oft. Und es gab den Milchtee, der bei keiner wichtigen Angelegenheit fehlen durfte und mit Ehre, Freude und der geistlichen Welt in Verbindung gebracht wurde.
Obwohl es viele gute Gründe für den Milchtee gab, haben wir uns am Ende – gemeinsam mit den mongolischen Gläubigen – dagegen entschieden. Erstens, weil er weiß ist und das Getränk beim Abendmahl das Blut Jesu repräsentiert, und zweitens, weil der Milchtee eben auch dafür benutzt wird, um böse Geister zu beschwichtigen. Wir wollten auf keinen Fall, dass Jesus mit diesen Geistern in Verbindung oder gar gleichgesetzt werden könnte.
Bei Heimataufenthalten habe ich oft versucht, Milchtee zu kochen, aber er schmeckte nie so, wie es sich gehört. War es das fehlende Feuer, der andersartige Topf, das Wasser oder die Milch?
Fazit ist: Wer echten Milchtee kennenlernen will, muss in die Mongolei reisen.
[ Zum Inhaltsverzeichnis ]
MEIN ERSTER MONGOLE
Er war der erste Mongole, dem ich bewusst begegnete, den ich ansah, wahrnahm und mit dem ich – wenn auch nur kurz – Kontakt hatte.
Ulaanbaatar, Dschingis-Khan-Flughafen: Meine erste Ankunft in der Mongolei. Ich war noch nie hier gewesen. Ich kannte niemanden und war doch gekommen, um zu bleiben. Einige Teamkollegen empfingen mich. Sie führten mich zum Parkplatz und da war er: leicht schmutzige, zerknitterte, grauschwärzliche Kleidung, ungewaschene Haare und mit einem kleinen Papierschild, das er mir in die Hand drückte.
Ich hatte gerade erst angefangen, es zu lesen, als einer meiner Teamkollegen mir das Papier aus den Händen nahm, es dem Mongolen zurückgab, ihm etwas auf Mongolisch sagte, ihn zur Seite schob und dann ignorierte. Die Lieblosigkeit erschreckte mich und ich drehte mich kurz um, damit ich noch einen Blick auf diesen Mongolen erhaschen konnte. Es war nicht mein letzter.
Nein, diesen Mongolen traf ich immer wieder, vorzugsweise an Orten, wo sich Ausländer aufhielten: am Flughafen, an der Hauptpost, am Bahnhof, an dem zentralen Sukhbaaterplatz und – wenn das Nationalorchester spielte – am Konzertgebäude. Er hatte immer den gleichen schlurfenden Gang, einen mitleidheischenden Blick und ein zerknittertes Papier, das er Ausländern mit ein, zwei Standardsätzen auf Englisch, Deutsch oder Russisch in die Hände drückte. Wenn ich ihn auf Mongolisch ansprach, tat er so, als verstehe er nichts. Es kam sogar vor, dass ich ihn an manchen Tagen mehrfach sah und mich fragte, wie er so schnell von einem Ort zum anderen gelangt war.
Als ich ihn einmal eher nebenbei in einer Runde von Ausländern erwähnte, wurde schnell klar, dass jeder ihn kannte. Manche meinten im Scherz, dass er vielleicht ein Zwilling oder Drilling sei, andere erklärten sein häufiges Erscheinen an unterschiedlichen Orten damit, dass er in Wahrheit vielleicht ganz reich sei und mit seinem Auto zwischen den Orten hin und her brause. Als ich sagte, dass er der erste Mongole gewesen sei, den ich getroffen hätte, antwortete ein Chor von Stimmen: »Stimmt, meiner auch!«
Wenn mir dieser Mann in den Sinn kommt, muss ich innerlich schmunzeln. Was würde wohl die Regierung denken, wenn sie wüsste, dass für viele Ausländer der erste bewusst wahrgenommene Repräsentant des mongolischen Volkes ein Bettler mit zerknittertem Papierschild in der Hand ist?
[ Zum Inhaltsverzeichnis ]
MONGOLISCHE MUSIK
Schon eine Woche nach meiner Ankunft in der Mongolei fand die jährliche Mitarbeiterkonferenz statt. In einer der Sitzungen erklangen auf einmal Töne, die Besprechung war vergessen und alle meine Kollegen eilten zu den Fenstern. Unten auf dem Hof sah man vier Musiker, die in traditioneller Kleidung auf traditionellen mongolischen Instrumenten musizierten und dabei gefilmt wurden. Meine Kollegen waren ganz begeistert, einer meinte: »Da hast du aber Glück, dass du schon so früh so etwas Besonderes zu sehen bekommst!«
Ich sagte nichts, denn meine Begeisterung hielt sich ehrlich gesagt sehr in Grenzen. Die Kleidung und die Instrumente waren zwar interessant anzusehen, aber die Musik empfand ich nicht nur als fremdartig, sondern fast als schwer zu ertragen. Zutiefst hoffte ich, dass es chinesische Musik sei und ich in den kommenden Jahren nicht solche Klänge hören müsse. Auf meine diesbezügliche Frage bekam ich eine eindeutige Antwort: »Mongolischer geht’s nicht.«
Es war für mich also kein besonders guter Start, aber ich lernte schnell, dass die Musik einen großen Teil der mongolischen Seele ausmacht. In der Mongolei gewinnt man Herzen am schnellsten für sich, indem man singt, vor allem wenn es sich um mongolische Lieder handelt.
An meiner Sprachschule war das auch bekannt und so war es Teil meines Unterrichtprogramms, einige mongolische Lieder zu lernen. Kaum zu glauben, das erste Lied, das ich lernen sollte, war doch tatsächlich genau das, das ich bereits bei der Konferenz gehört hatte – das Lied von den Zugvögeln! Die nächsten zwei Lieder waren