Hier stehe ich, doch kann ich anders: Wie Archetypen unser Handeln im Hier und Jetzt bestimmen
Von Rudolf Pölking
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Über dieses E-Book
Dieses Buch erläutert welche Erfahrungen uns Menschen in den davor liegenden zwei Millionen Jahre geformt haben. Ein Aspekt, der über Jahrzehnte in den Hintergrund gedrängt, nun wieder Beachtung findet.
Diese Prägungen aus unserer Urzeit als Sammler und Jäger bestimmen auch heute unseren Alltag. So werden zum Beispiel Phänomene, die während der Corona-Pandemie auftraten, auf verblüffende Art und Weise verständlich.
In diesem Buch wird die bisherige Sichtweise auf die Archetypen modernisiert, indem eine Brücke zu den neuesten Erkenntnissen der Epigenetik geschlagen wird.
Das Buch hat drei Teile.
Zuerst wird aufgezeigt, wie durch epigenetische Prägung aus den Lebensbedingungen der Menschen in der Urzeit die Archetypen entstanden sind.
Dann werden im zweiten Teil die einzelnen Archetypen, ihre Entstehung und ihr immer noch vorhandenes Wirken erläutert.
Der dritte Teil zeigt auf verblüffende Art und Weise, wie Phänomene, die während der Corona-Pandemie auftraten, durch Archetypen erklärt werden können.
Rudolf Pölking
Rudolf Pölking, geboren 1954 in Mönchengladbach. Diplompsychologe. Geprägt wurde er unter anderem während seines Studiums an der Universität Bonn durch den C.G. Jung Schüler Professor Dr. Alf Däumling. Rudolf Pölking arbeitete über mehrere Jahre als Therapeut in einer Beratungsstelle, war andererseits mehr als 25 Jahre Führungskraft in der Industrie. Seit 2019 im sogenannten Ruhestand und unter anderem als Buchautor aktiv.
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Buchvorschau
Hier stehe ich, doch kann ich anders - Rudolf Pölking
Der Autor:
Rudolf Pölking, geboren 1954 in Mönchengladbach. Diplompsychologe. Geprägt wurde er unter anderem während seines Studiums an der Universität Bonn durch den C.G. Jung Schüler Professor Dr. Alf Däumling.
Rudolf Pölking arbeitete über mehrere Jahre als Therapeut in einer Beratungsstelle, war andererseits mehr als 25 Jahre Führungskraft in der Industrie. Seit 2019 im sogenannten Ruhestand und unter anderem als Buchautor aktiv.
Der Künstler:
Klaus Schmitt, geboren 1955 in Korschenbroich. Meisterschüler von Günther Uecker an der Kunstakademie Düsseldorf. Europaweit Ausstellungen und diverse Stipendien als Anerkennung für die Qualität seiner künstlerischen Arbeit (New York 1982, Italien 1995/96, Niederlande 2012). Bekannt für kantige Skulpturen, aber auch sehr lebendig farbenfrohe Malerei. (www.klausschmittart.de).
Wer Interesse hat, kann eine Mappe mit Originalzeichnungen der in diesem Buch dargestellten Motive erwerben.
„Das Innovationspotential
ist am größten an den Grenzflächen der Disziplinen und
nicht in den ausgetretenen Trampelpfaden einzelner Fächer."
(Thomas Hofmann, Präsident der Technischen Universität München)
INHALTSVERZEICHNIS
Vorwort
Erster Teil: Archetypen und Epigenetik
Können intensive Erfahrungen unser Erbgut verändern?
Was ist im Sinne von C. G. Jung ein Archetyp?
Wie entsteht archetypische Prägung?
Was hat unsere Vorfahren so sehr erschüttert, dass es uns bis heute prägt?
Existieren noch weitere kollektive Prägungen archetypischen Charakters?
Welche Auswirkung haben die Archetypen auf unseren heutigen Alltag?
Die Archetypen und unsere Träume: Gibt es eine Verbindung?
Können wir unsere archetypische Prägung verändern?
Die Kraft der Archetypen
Zweiter Teil: Die aus der Epigenetik abgeleiteten Archetypen
Die Naturkatastrophe
Die Bestie
Das Wir
Das rauschhafte Fest
Die Mutter
Der Held
Der Weise
Das Fremde
Das göttliche Kind
Die Wandlung
Der paradiesische Ort
Das Lagerfeuer
Die Waffe
Dritter Teil: Das Wirken der Archetypen während der Corona-Pandemie
Corona und der Archetyp des bedrohlichen FREMDEN
Corona und der Archetyp des WIR
Corona und der Archetyp RAUSCHHAFTES FEST
Corona und der Archetyp GÖTTLICHES KIND
Corona und der Archetyp PARADIESISCHER ORT
Corona und die beiden Archetypen HELD und WEISER
Durch die Corona-Ausgangsbeschränkungen aktivierte Archetypen
Corona und der Archetyp der WANDLUNG
Welche Archetypen die Corona-Pandemie nicht triggerte
Ein besonderer WIR-Archetyp und ein kleiner Ausblick
Nachwort
Vorwort
Es ist verblüffend, ärgerlich und verunsichernd. Unser Leben wäre viel einfacher, wenn Menschen logischer handeln würden. Immer wieder stehen wir vor Rätseln und schütteln den Kopf, wenn wir mit dem irrationalen Verhalten unserer Mitmenschen konfrontiert werden. Wobei uns das unlogische Verhalten der anderen sofort ins Auge springt, während das eigene Handeln niemals schleierhaft erscheint.
Dieses Buch verdeutlicht, warum wir in unserem Alltag so häufig irrational handeln, denn für unsere logischen Aussetzer gibt es eine ganze Spannbreite von Erklärungen. Eine der wichtigsten Quellen für Irrationalität sind die in uns allen aus der Urzeit verankerten Seelenbilder: die Archetypen. In diesem Buch wird die klassische Sichtweise auf die Archetypen abgewandelt, indem eine Brücke zu den neusten Erkenntnissen aus der Epigenetik geschlagen wird. Es gliedert sich in drei Teile. Zunächst wird aufgezeigt, wie einschneidende Erlebnisse unserer Vorfahren in der Urzeit unser Erbgut epigenetisch so veränderten, dass die Archetypen entstehen konnten. Darauffolgend werden die einzelnen Archetypen, ihre Entstehung und ihre Wirkung erläutert. Der dritte Teil zeigt auf, wie so manches Phänomen, das während der Corona-Pandemie auftrat, durch Archetypen erklärt werden kann.
Oft haben wissenschaftliche oder auch populärwissenschaftliche Bücher mehrere hundert Seiten. Für mich war es jedoch ein erklärtes Ziel, ohne große Umschweife die Erkenntnisse und neuen Perspektiven zu vermitteln. Zeit ist ein wertvolles Gut und mir ist es wichtig, mit dieser Ressource des Lesers gewissenhaft umzugehen.
Das trifft auch auf die von dem Künstler Klaus Schmitt erschaffenen Bilder in diesem Buch zu. Sie sind schlicht und gleichzeitig ausdrucksstark. Für seine Bereitschaft und Fähigkeit, das Buch auf diese Weise zu bereichern, bin ich ihm sehr dankbar.
Ich wünsche eine spannende, irritierende und bereichernde Lesezeit.
Ihr Rudolf Pölking
Erster Teil
Archetypen und Epigenetik
Im Folgenden geht es um die Weiterentwicklung der Ansätze von Carl Gustav Jung, indem seine Lehre der Archetypen mit den neuen Erkenntnissen der Epigenetik und anthropologischen Psychologie kombiniert wird. Dadurch wird die Theorie von C. G. Jung zwar in wichtigen Elementen bestätigt, gleichzeitig wird aber deutlich, dass für seine Archetypenlehre Überarbeitungsbedarf besteht.
Vereinfacht gesagt, wird der Mensch durch verschiedene Arten von Antriebskräften in seinem Wünschen und Streben beeinflusst.
Da sind zunächst die Grundbedürfnisse zum Erhalt der Lebensfunktionen, zum Beispiel Luft, Nahrung, Wasser, hinreichende Wärme und Fortpflanzung. Diese körperlichen Urtriebe sind überall in der Natur, auch bei Tieren und in abgewandelter Form sogar bei einzelligen Lebewesen, zu beobachten.
Weitere Antriebskräfte sind jene, welche im Zusammenhang mit einer voranschreitenden kulturellen Entwicklung der Menschheit entstanden sind. Hierbei handelt es sich um ein ganzes Spektrum innerpsychischer Kräfte, die unser Fühlen, Denken und Handeln beeinflussen. Zu nennen sind hier beispielsweise das als „Über-Ich" benannte Gewissen, die Kompensation von Minderwertigkeitsgefühlen im Sinne Alfred Adlers, persönliche Lebensziele und auch Handlungen, die durch komplexe kognitive Selbstreflexionsprozesse entstehen. Zu der Gruppe der im Rahmen einer kulturellen Entwicklung entstandenen Antriebskräfte gehören auch die Archetypen.
Können intensive Erfahrungen unser Erbgut verändern?
Archetypen wurden über Hunderttausende von Jahren durch die Erfahrungen unser Vorfahren in unsere Psyche eingeprägt. Epigenetische Studien zeigen, dass das Erbgut auf Erlebnisse, die Menschen bis ins Mark erschüttern, reagiert und sich dadurch verändern kann. Im Besonderen werden vorhandene Gene anders aktiviert und deaktiviert. Angesichts der Erkenntnisse der Epigenetik stellen sich erneut spannende Fragen, die schon vor Jahrzehnten als beantwortet erschienen: Was formt die Archetypen? Wodurch entstanden sie? Wie wirken sie sich aus?
Vorab gilt es zu erläutern, worum es sich bei der Epigenetik handelt: „Epigenetik umschreibt die Metaebene genetischer Regulation. Einen lange von der Forschung übersehenen Mechanismus mit vielschichtigen Konsequenzen. Denn per Epigenetik gelingt es dem Zellkern unter dem Einfluss äußerer Faktoren zu regulieren, wann und in welchem Ausmaß welche Gene ein- und ausgeschaltet werden."¹
Erfahrungen, auch solche in zwischenmenschlichen Beziehungen, haben auf diese Art und Weise einen Einfluss auf das Erbgut bzw. die Aktivierung und Deaktivierung von Genen. Je stärker die Erfahrung, desto eher wirkt sie sich aus. So können gerade intensive Stresssituationen und Traumata das Erbgut über Generationen hinweg beeinflussen. Der Depressionsforscher Florian Holsboer meinte dazu: „Traumata sorgen nicht nur für Narben in der Seele, sondern auch für Narben im Erbgut."²
Ein Beispiel dafür ist die große Hungersnot im Winter 1944/45 in den Niederlanden. Forschungsergebnisse zeigen, dass diese Erfahrung noch im Erbgut der Enkel der damals hungernden Großmütter Spuren hinterließ.³
Ein weiterer Beleg, wie Erbgut durch Erleben verändert werden kann, kommt aus der Zwillingsforschung. Eine spanische Untersuchung zeigte: Während bei eineiigen Zwillingen das Erbgut im Alter von 3 Jahren noch sehr ähnlich war, zeigten sich bei eineiigen Zwillingen, die über 60 Jahre alt waren, deutliche Unterschiede im Erbgut.⁴
Der Psychoneuroimmunologe Joachim Bauer drückt dies klar und deutlich aus: „[Es] ist ganz wichtig, dass wir uns klar machen, Gene steuern nicht nur, sie werden auch gesteuert, jedes Gen hat einen oder mehrere Genschalter. Das sind sogenannte regulatorische Sequenzen […] Gene sind Kooperatoren und Kommunikatoren […] Genaktivitäten werden beeinflusst durch Nahrung, durch Qualität der Umwelt, durch