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Christus oder Mohammed: Erzählung aus "Sand des Verderbens", Band 10 der Gesammelten Werke
Christus oder Mohammed: Erzählung aus "Sand des Verderbens", Band 10 der Gesammelten Werke
Christus oder Mohammed: Erzählung aus "Sand des Verderbens", Band 10 der Gesammelten Werke
eBook59 Seiten47 Minuten

Christus oder Mohammed: Erzählung aus "Sand des Verderbens", Band 10 der Gesammelten Werke

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Über dieses E-Book

Der Ich-Erzähler und sein Freund, der Kapitän Frick Turnerstick, treffen im Botanischen Garten von Marseille auf Abd el Fadl, der ein Kreuz zerstört. Als dieser dafür bestraft wird, schwört Abd el Fadl Rache!
"Christus oder Mohammed" ist eine Kurzgeschichte. Sie wurde bereits in "Sand des Verderbens" (Band 10 der Gesammelten Werke) veröffentlicht.
SpracheDeutsch
HerausgeberKarl-May-Verlag
Erscheinungsdatum10. Aug. 2020
ISBN9783780213020
Christus oder Mohammed: Erzählung aus "Sand des Verderbens", Band 10 der Gesammelten Werke
Autor

Karl May

Karl Friedrich May (* 25. Februar 1842 in Ernstthal; † 30. März 1912 in Radebeul; eigentlich Carl Friedrich May)[1] war ein deutscher Schriftsteller. Karl May war einer der produktivsten Autoren von Abenteuerromanen. Er ist einer der meistgelesenen Schriftsteller deutscher Sprache und laut UNESCO einer der am häufigsten übersetzten deutschen Schriftsteller. Die weltweite Auflage seiner Werke wird auf 200 Millionen geschätzt, davon 100 Millionen in Deutschland. (Wikipedia)

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    Buchvorschau

    Christus oder Mohammed - Karl May

    CHRISTUS ODER MOHAMMED

    1. In Marseille

    Wenn der Bürger von Marseille Gelegenheit findet, über die Vorzüge und Schönheiten seiner Vaterstadt zu sprechen, so pflegt er zu sagen: ,Wenn Paris eine Gannebiere hätte, so wäre es ein kleines Marseille.‘ Dieser Vergleich ist übertrieben, doch gewiss nicht ohne Berechtigung. Die Gannebiere ist die größte und, wenigstens früher, schönste Straße von Marseille: Sie durchschneidet die ganze Stadt und mündet auf den Hafen. Und der Bewohner dieser größten Stadt Südfrankreichs besitzt auch sonst ein volles Recht, auf seine Heimat stolz zu sein. Marseille hat milde, herrliche Witterungsverhältnisse, ägyptisch klare Nächte und trotz der südlichen Lage eine Luft von ewig gleicher Frische. Hier strömen alle Völker der Erde zusammen, der zugeknöpfte, steife Engländer, der feurige Italiener, der smarte Yankee, der listige Grieche, der verschmitzte Armenier, der schwerblütige Türke, der wortkarge Araber, der schmächtige Hindu, der Zopf tragende Chinese und der in allen Farben vom schmutzigen Dunkelbraun bis zum tiefsten Schwarz spiegelnde Bewohner Innerafrikas.

    In dem bunten Gemisch von Rassen, Farben, Trachten und Sprachen herrscht hier das östliche Gepräge vor; es erteilt Marseille jenen asiatisch-afrikanischen Einschlag, den man in einer anderen Hafenstadt Frankreichs vergebens suchen würde. Wer hinüber nach Algier oder Tunis will, der findet hier die beste Gelegenheit, sein Auge auf die Farben und sein Ohr auf die Klänge des Schwarzen Erdteils vorzubereiten.

    Was mich betrifft, so hatte ich noch vor kurzem nicht geahnt, dass ich mich so bald am Mittelmeer befinden würde. Mein Freund, der Kapitän Frick Turnerstick, der vielen meiner Leser als tüchtiger Seemann und Beherrscher vieler Sprachen bekannt sein wird[1], hatte mich durch folgendes aus Harwich an mich gerichtete Schreiben aus meiner häuslichen Ruhe gestört:

    „Liewer Charley! Hier liegge ich vor Anker und werde heut übber quinze jours to weigh anchor, um nach Antwerpen zu seggeln und Euch dort bey Grootvader Leidekker abzuhohlen. Ich faahre übber Marseille ins Thunis und würdte Euch rundum verachten, wenn Ihr at home bliept und nicht would be willing, als meyn Gasst an Bord zu mounten. Lebt wohl und kommt! Ich expect Euch mit Security.

    Your old Frick Turnerstick."

    Was sollte ich tun? Daheim bleiben und mich ,rundum verachten‘ lassen? Nein! Es war mir Herzensbedürfnis, den braven Gefährten wieder zu sehen, und eine Fahrt nach Tunis und vielleicht noch weiter versprach obendrein allerlei Abenteuer. Ich beschloss also der Einladung zu folgen, packte meine Sachen und traf noch vor der angegebenen Zeit in Antwerpen ein. Dort brauchte ich zwei Tage, um den ,Grootvader Leidekker‘ zu erfragen. Er wohnte im nahen Burgerhout und war der Besitzer eines kleinen, aber berühmten Gasthauses, in dem meist nur Seekapitäne zu verkehren pflegten. Am dritten Tag traf Turnerstick dort ein. Seine Freude darüber, dass ich seinen Wunsch erfüllt hatte, war aufrichtig. Es wurde in Eile ein Willkomm getrunken und dann zog er mich fort, um mir sein neues Barkschiff ,The Courser‘ zu zeigen. Er hatte es sich nach seinen eigenen Angaben bauen lassen und floss des Lobes über, indem er es als den schnellsten Segler der Handelsflotten aller Völker bezeichnete. Die Ladung bestand in Waffen und englischen Web- und Eisenwaren, mit denen er in Tunis ein gutes Geschäft zu machen gedachte. In Antwerpen wollte er noch Spitzen, Zwirn und Gold- und Silbertressen aufnehmen, Gegenstände, die von den Mauren und Berbern stets gesucht werden. In Marseille sollten Seidenzeuge, Gerberei- und Kurzwaren, Geschmeide, Seifen und Kerzen hinzukommen. Die schon vorher bestellte Fracht war bald an Bord genommen, und dann ging es die Westerschelde hinab, in die Nordsee hinein und dem Kanal entgegen.

    Turnerstick hatte seinen ,Courser‘ mit Recht gelobt. Die Bark war im Verhältnis von 1 zu 8 gebaut und zeigte Linien, die die Bewunderung jedes Sachverständigen erregen mussten. Der Bau des Schiffes bekundete die Geschicklichkeit des Baumeisters, und die Ausrüstung und Einrichtung waren bei aller Zweckmäßigkeit so nett, so gefällig, dass der Kapitän wohl stolz darauf sein konnte, der geistige Schöpfer zu sein. Wir hatten ununterbrochen guten Wind, machten eine außergewöhnlich schnelle Fahrt und legten zwei volle Tage früher, als Turnerstick vorhergesagt hatte, am Port de la Joliette

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