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Anastasia, Band 3: Raum der Liebe
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eBook286 Seiten4 Stunden

Anastasia, Band 3: Raum der Liebe

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Über dieses E-Book

Band 3 der Anastasia-Reihe.Um seinen Sohn zu sehen und Antwort zu finden auf zahlreiche Fragen, unternimmt Wladimir Megre in Band 3 eine weitere Reise in die Tiefen der Taiga. Die Wildnis birgt jedoch ungeahnte Gefahren. Zudem muss er feststellen, dass er längst nicht mehr der Einzige ist, der nach Anastasia sucht. Einflussreiche Kreise sind auf sie aufmerksam geworden und trachten danach, ihre außergewöhnlichen Fähigkeiten für die moderne Wissenschaft nutzbar zu machen. Dabei wird ihnen eine Erfahrung besonderer Art zuteil.Der Leser macht in diesem Band ferner Bekanntschaft mit dem Wirken eines hochenergetischen Geistwesens und mit Anastasias "Antisystem" der Kindeserziehung, bei dem beispielsweise die traditionelle Rolle von Vätern und Lehrern hinterfragt und in neue Bahnen gelenkt wird. Der "Raum der Liebe" spielt dabei eine zentrale Rolle für die gesunde Entwicklung des Kindes und die Verantwortlichkeit der Eltern. In diesem Zusammenhang erwartet auch Wladimir eine neue, umfangreiche Mission ...
SpracheDeutsch
HerausgeberGovinda-Verlag
Erscheinungsdatum1. Aug. 2019
ISBN9783905831573
Anastasia, Band 3: Raum der Liebe

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    Buchvorschau

    Anastasia, Band 3 - Wladimir Megre

    Wladimir Megre

    Anastasia

    Band 3:

    Raum der Liebe

    aus dem Russischen übersetzt von

    Helmut Kunkel

    Govinda-Verlag

    Herausgegeben von Ronald Zürrer

    Alle Titel von Wladimir Megre zu Anastasia:

    Band 1: Anastasia – Tochter der Taiga

    Band 2: Anastasia – Die klingenden Zedern Russlands

    Band 3: Anastasia – Raum der Liebe

    Band 4: Anastasia – Schöpfung

    Band 5: Anastasia – Wer sind wir?

    Band 6: Anastasia – Das Wissen der Ahnen

    Band 7: Anastasia – Die Energie des Lebens

    Band 8.1: Anastasia – Neue Zivilisation

    Band 8.2: Anastasia – Die Bräuche der Liebe

    Band 10: Anastasia – Anasta

    Hinweis zur Nummerierung: Gemäß dem Autor soll Band 9 im Laufe der Zeit aus Texten von Lesern und Bewohnern von Familienlandsitzen zusammengestellt werden.

    Kontaktadresse des Verlages:

    Govinda-Verlag, Postfach, 8462 Rheinau | info@govinda.ch

    govinda.ch

    Govinda-Verlag, Postfach, 8462 Rheinau | info@govinda.ch

    Offizielle Website des Autors (Informationen über Wladimir Megre, seine Bücher, Leseveranstaltungen und weltweiten Projekte):

    www.vmegre.com

    © 2005/2013 Govinda-Verlag GmbH

    Alle Rechte vorbehalten.

    Originaltitel: Пространство Любви

    Übersetzung aus dem Russischen: Helmut Kunkel

    Lektorat: Dania Asfandiarowa

    Gestaltung Umschlag: Ronald Zürrer

    Umschlagbild: © Kursiv

    Erstausgabe als E-Book – August 2019

    ISBN 978-3-905831-57-3 (E-Book)

    ISBN 978-3-905831-20-7 (gedruckte Ausgabe)

    Inhalt

    1 Ein weiterer Pilger

    2 Kein Geld für dumme Flausen

    3 Ungebetene Gäste

    4 Kosmische Klangschwingungen

    5 Der Geist der Urmutter

    6 Die lichten Kräfte

    7 Die Entführung

    8 Die Hölle

    9 Wie Worte das Schicksal verändern können

    10 Sei deines eigenen Glückes Schmied!

    11 Wer sind wir?

    12 Von Menschenhand geschaffene Monster

    13 Neuer Morgen – neues Leben

    14 Die Aufgaben der Eltern

    15 In luftigen Höhen seelischer Erkenntnis

    16 Das System

    17 Gelebte Visionen des Glücks

    18 Akademiemitglied Schtschetinin

    19 Was können wir glauben?

    20 Kontakt mit anderen Welten

    21 Sollen wir alle in den Wald ziehen?

    22 Über die Anastasia-Zentren

    23 Errichtet ein neues Shambhalla!

    24 Wer bist du, Anastasia?

    Über den Autor

    1

    Ein weiterer Pilger

    Endlich sah ich ihn wieder: Vor meinen Augen erstreckte sich der gewaltige sibirische Strom Ob. Ich war in jener nördlichen Siedlung angelangt, wo alle regulären Verkehrsverbindungen enden. Um zu dem Ort zu gelangen, von dem aus ich zu Fuß zu Anastasias Lichtung gehen konnte, musste ich ein Motorboot oder einen kleinen Kutter chartern. An einem der vielen am Ufer liegenden Boote waren drei Männer damit beschäftigt, ihre Fischernetze zu entwirren. Ich grüßte sie und fragte, ob sie jemand kannten, der mich gegen eine gute Entlohnung an mein Ziel bringen könne.

    «Der Jegorytsch, der ist bei uns dafür zuständig. Eine halbe Million* kostet das», erwiderte einer der Männer.

    Ich war beunruhigt. Wenn schon jemand «dafür zuständig» war, Leute zu einem so abgelegenen Ort in der Taiga zu befördern, so war ich offenbar nicht der Erste mit diesem Anliegen, ja, es musste sogar eine recht rege Nachfrage für diese Dienstleistung herrschen, denn bekanntlich werden Angebot und Preis von der Nachfrage bestimmt. Und dann ein solcher Preis für ein paar Stunden Bootsfahrt … Allerdings war mir klar, dass es hier im hohen Norden wenig Zweck hatte zu feilschen, und so fragte ich gleich: «Wo kann ich diesen Jegorytsch finden?»

    «Irgendwo im Dorf wird er sein, wahrscheinlich in der Nähe vom Laden. Siehst du den Kutter da vorn? Das ist seiner. Und eines der Kinder, die dort spielen, ist Jegorytschs Enkel, Wasjatka. Frag ihn, er wird dir Jegorytsch holen.»

    Wasjatka war ein aufgeweckter Bursche von vielleicht zwölf Jahren. Kaum hatte ich ihn begrüßt, da platzte er heraus: «Sie wollen mit dem Boot fahren, nicht wahr – zu Anastasia? Sekunde nur, ich hol gleich meinen Opa.» Und ohne meine Antwort erst abzuwarten, rannte er los ins Dorf. Offenbar gab es seiner Meinung nach nur einen möglichen Grund für mein Kommen: Alle Fremden wollten zu Anastasia.

    Ich setzte mich ans Ufer und wartete. Da es für mich nichts zu tun gab, starrte ich ins Wasser und ließ meine Gedanken schweifen.

    Der Fluss, so schätzte ich, musste hier von Ufer zu Ufer einen guten Kilometer messen. Würdevoll und gemächlich wälzt sich der Strom seit Jahrhunderten durch die Taiga, deren Weite selbst vom Flugzeug aus nicht zu ermessen ist. Welche Bilder aus spurlos verflossenen Zeiten tragen die Wellen des Ob wohl noch heute mit sich?

    Vielleicht erinnern sie sich an Jermak, den Eroberer Sibiriens? Daran, wie er von den Feinden ans Flussufer gedrängt wurde? Wie er allein mit dem Schwert in der Hand sich des Angriffs der Feinde erwehrte, während sein Blut ins Wasser floss? Und wie er schließlich entkräftet ins Wasser fiel und von den Wellen des Ob fortgetragen wurde? Was hat Jermak erobert? Wer weiß – vielleicht war er nicht besser als all die Mörder und Gangster von heute. Eine Antwort hierauf könnte heute wohl nur der Ob geben …

    Oder vielleicht sind für den Fluss die Raubzüge Dschingis Khans bedeutender? Seine wilden Horden waren im Mittelalter überall gefürchtet. In der heutigen Region Nowosibirsk liegt die Kreisstadt Ordynskoje, und in ihrer Nähe gibt es ein Dorf namens Dschingis. Erinnern sich die Fluten des Ob wohl noch, wie die Horden Dschingis Khans mit ihrer Beute den Rückzug antraten und wie sie eine junge Sibirierin fesselten? Wie einer seiner mächtigen Wesire diese Frau mit leidenschaftlichen Worten und mit vor Liebe erglühten Augen anflehte, ihm freiwillig zu folgen? Sie jedoch blickte stumm zu Boden. Die Soldaten des Wesirs waren schon entflohen, denn die Verfolger nahten; er aber redete wieder und wieder auf sie ein und warb um ihre Liebe. Schließlich packte er sie auf den Rücken des Pferdes, machte die Satteltaschen voller Gold fest, sprang selbst in den Sattel und sprengte mit seinem treuen Ross davon, auf das Ufer des Ob zuhaltend. Die Verfolger jedoch holten auf, und so warf der Wesir ihnen Gold zu, um sie abzulenken und sich von Ballast zu befreien. Als die Taschen leer waren, riss er sich seine kostbaren Abzeichen und Medaillen von der Brust und warf sie den Verfolgern zu Füßen. Die Sibirierin aber behielt er bei sich. Das vor Erschöpfung schäumende Pferd brachte sie zu den Kähnen am Ufer des Ob. Der Wesir nahm das gefesselte Mädchen behutsam vom Pferd und setzte es ins Boot. Dann sprang er selbst hinein. Doch während er das Boot mit einem Stecken vom Ufer abstieß, ereilte ihn ein Pfeil.

    Die Strömung erfasste das Boot. Schwer verwundet lag der Wesir im Heck. Er bemerkte gar nicht, dass drei gegnerische Boote ihnen folgten und immer näher kamen. Er hatte keine Kraft zu sprechen und blickte zärtlich das Mädchen an, das schweigsam dasaß. Die Sibirierin sah ihn an, dann die Verfolger … da huschte plötzlich ein Lächeln über ihr Gesicht. Wem nur galt dieses Lächeln? Sie riss sich die Stricke von den Händen, warf sie ins Wasser und übernahm das Ruder. So sehr sich die Verfolger auch bemühten, sie konnten das Boot mit der Sibirierin und dem verletzten Wesir nicht einholen.

    An welchen Ort und in welche Zeiten hat deine Strömung die beiden getrieben? Und welche Bilder werden deine getrübten Wellen jetzt, in diesem Moment, als Erinnerung an uns mit sich nehmen? Lass es mich wissen, ehrenwerter Fluss!

    Sind vielleicht die Großstädte für dich von Bedeutung? Näher an deiner Quelle liegt die sibirische Metropole Nowosibirsk. Bist du dir ihrer erhabenen Größe bewusst? – Klar, ich weiß schon, was du mir alles erzählen könntest von den vielen giftigen Abwässern, die sie in dich hineinpumpt, sodass dein einst heilendes Wasser ungenießbar geworden ist. Nun, wir sind eben nicht wie unsere Vorfahren. Wir streben nach Fortschritt und wirtschaftlicher Entwicklung. Wohin sollten wir sonst mit all den Abfällen unserer Fabriken? In und um Nowosibirsk gibt es jetzt eine ganze Reihe von Forschungszentren. Wenn die ihre Abfälle nicht in dich leiten würden, müssten wir glatt ersticken. Die Luft in Nowosibirsk ist sowieso schon schlecht genug. In einigen Bezirken riecht es äußerst penetrant, sodass uns das Atmen manchmal schwerfällt. Bitte versuch all das zu verstehen. Du weißt doch, welche Technik wir jetzt haben. Die Zeiten der lautlosen Kähne sind nun mal vorbei; wir haben jetzt große Schiffe mit Dieselmotoren. Auch mein Schiff befuhr ja deine Wasser.

    Es würde mich wirklich interessieren, ob sich der Fluss an mich erinnert. Ich fuhr mit dem größten Passagierschiff unserer Reederei. Nun ja, neu war es weiß Gott nicht, und der Dieselmotor und die Schrauben machten einen solchen Lärm, dass man bei voller Fahrt die Musik in der Schiffbar kaum mehr hören konnte. Jedenfalls weiß ich noch, wie ich eines Tages durch die Fenster der Schiffbar vom Oberdeck des Schiffes den Fluss betrachtete. Aus der Musikbox erklangen Lieder und Romanzen von Malinin:

    Auf weißem Rosse wollte ich einst reiten in die Stadt,

    Derweil der Schenke Wirtin mich nett angelächelt hat.

    Auf der Brücke bedachte mich der Müller mit finsteren Blicken,

    Die Nacht aber verbrachte ich mit der Wirtin zu meinem Entzücken.

    Klein und unbedeutend waren mir die Menschen damals vorgekommen, die ich an den Ufern des Ob sah – jetzt war ich plötzlich selbst einer von ihnen …

    Ich dachte darüber nach, wie ich wohl Anastasia davon überzeugen mochte, den Kontakt mit meinem Sohn zuzulassen. Die Lage war schon recht seltsam. Mein Leben lang hatte ich davon geträumt, einen Sohn zu haben. Ich hatte mir vorgestellt, wie ich mit ihm spielen und ihn später erziehen würde. Wenn er dann erwachsen wäre, sollte er mir bei der Arbeit helfen. Dann könnten wir gemeinsam Geschäfte machen. Einen Sohn habe ich jetzt. Und auch wenn er nicht bei mir lebt, so ist es doch ein schönes Gefühl zu wissen, dass auf dieser Erde ein solches mir nahes und von mir erwünschtes Wesen lebt. Vor meiner Abreise hatte ich für den Kleinen mit großem Vergnügen alle möglichen Kindersachen gekauft. Das Kaufen war allerdings eine Sache – eine andere war die Frage, ob er die Sachen auch bekommen würde. Wäre er der Sohn einer normalen Frau gewesen, egal ob Städterin oder Dorffrau, so wäre diese Frage gar nicht erst aufgetaucht. Jede andere Frau hätte sich darüber gefreut, wenn der Vater um das Wohl des Kindes besorgt ist, ihm alles Nötige zur Verfügung stellen und an seiner Erziehung teilhaben will. Im Gegenteil: Tut er das nicht, so klagen viele Frauen Alimente ein. Ganz anders Anastasia. Die Taiga-Einsiedlerin hat ihre eigenen Lebensanschauungen und Wertmaßstäbe. Bereits vor der Geburt des Sohnes erklärte sie mir: «All deine sogenannten materiellen Annehmlichkeiten hat er nicht nötig. Ihm steht die ganze Fülle der Schöpfung zur Verfügung. Du willst ihm irgendwelches nutzloses Spielzeug kaufen. Aber das ist höchstens für deine eigene Befriedigung gut – damit du dir sagen kannst: ‹Was bin ich doch für ein sorgsamer Vater!›»

    Wie kann sie nur so etwas sagen: «Das Kind braucht keine materiellen Annehmlichkeiten»? Was können die Eltern einem kleinen Kind dann überhaupt geben – vor allem der Vater? So ein Baby ist doch noch zu klein für väterliche Erziehung. Wie also soll er seine Liebe und seine Fürsorge dem Kind gegenüber zum Ausdruck bringen? Die Mutter hat es da schon leichter – sie stillt das Kind, und das ist das Wichtigste in diesem Alter. Was bleibt für den Vater da noch groß zu tun? In der normalen Gesellschaft kann er im Haushalt mithelfen und sich um wirtschaftliche Belange kümmern. Anastasia jedoch braucht solche Hilfe nicht. Alles, was sie hat, ist ihre Taiga-Lichtung. Ihr «Haushalt» besorgt sich von selbst und kümmert sich auch um sie, und sobald er sieht, dass das Kind zu ihr gehört, wird er es ebenfalls versorgen. Interessant ist, wie viel ein solcher «Haushalt» kosten könnte. Heutzutage ist es kein Problem, fünf Hektar Land käuflich zu erwerben oder langfristig zu pachten. Aber für wie viel Geld kann man die Zuneigung einer Wölfin, einer Bärin, eines Adlers und zahlloser Käfer kaufen?

    Nun gut, Anastasia macht sich nichts aus den Errungenschaften unserer Zivilisation – aber wieso soll ein kleines Kind unter der Weltanschauung seiner Mutter leiden? Nicht einmal normales Spielzeug hat es. «Wozu solch sinnloses Spielzeug? Das wird dem Kind nur schaden und es von der Wahrheit abbringen», hatte sie gesagt.

    Nun, ich finde, Anastasia neigt in mancher Hinsicht zu Übertreibung und Aberglauben. Es kann doch nicht sein, dass die ganze Menschheit nur sinnloses Spielzeug erfunden hat! Doch ihr zuliebe hatte ich kein «sinnloses» Babyspielzeug gekauft, sondern gleich einen Baukasten für ein größeres Kind. Auf der Verpackung stand: «Zur Förderung der geistigen Entwicklung des Kindes». Außerdem hatte ich Wegwerfwindeln besorgt, wie sie heutzutage in aller Welt üblich sind, und Babynahrung, deren einfache Zubereitung mich faszinierte. Man öffnet die Schachtel und findet darin einen Beutel aus wasserdichter Folie. Den schneidet man auf, gibt das darin enthaltene Pulver in warmes Wasser, einmal umrühren – fertig! Es gibt verschiedene Sorten von diesem Pulver: es kann aus Buchweizen bestehen, aus Reis oder aus anderem Getreide. Außerdem steht auf der Packung, dass diese Nahrung mit verschiedenen Vitaminen angereichert ist.

    Ich kann mich noch gut erinnern, als meine Tochter Polinka** ganz klein war: Da musste ich ihr Essen jeden Tag aus der Babyküche*** holen gehen. Jetzt aber kann man einfach diese Fertignahrung kaufen, und das ganze Problem ist gelöst: Kochen ist nicht mehr nötig. Da ich wusste, dass Anastasia es ablehnt, Wasser zu kochen, hatte ich zunächst nur eine Packung gekauft. Ich wollte zuerst probieren, ob sich das Pulver auch in lauwarmem Wasser auflöst. Und tatsächlich – es klappte. Der Brei schmeckte gar nicht übel, nur war er etwas fade, weil ungesalzen. Aber das muss bei Babynahrung wohl so sein. Jedenfalls kam ich zu dem Schluss, dass Anastasia keine Argumente gegen diese Babynahrung würde finden können. Etwas so Praktisches abzulehnen wäre schlichtweg absurd. Im Gegenteil, Anastasia müsste endlich einmal zugeben, dass unsere technokratische Welt auch Gutes hervorbringt: Wir produzieren nicht nur Waffen, sondern denken auch an das Wohl der Kinder.

    Von alledem, was Anastasia zu mir gesagt hatte, gab es eine Sache, die mich am meisten beunruhigte: Um meinem Sohn zu begegnen, sollte ich zunächst innerlich geläutert werden und «rein in Gedanken» sein. Hätte sie darauf bestanden, dass ich glatt rasiert und ordentlich gekleidet sein und aufs Rauchen verzichten solle, während ich meinen Sohn besuchte, ja, das hätte ich noch verstanden. Sie sprach aber von irgendeiner «inneren Reinigung». Wie sollte ich das denn anstellen? Und bin ich wirklich so ein Dreckskerl? Gut, ich bin vielleicht nicht gerade ein Tugendbold, aber ich bin auch nicht schlechter als die anderen. Würden alle Frauen solche Ansprüche an die Männer stellen, dann hätten wir bald ein Fegefeuer auf Erden. Wo kämen wir denn da hin? Das widerspricht jeglicher Gesetzgebung.

    So hatte ich denn in meinem Rucksack einen Auszug aus dem bürgerlichen Gesetzbuch mitgebracht, der sinngemäß besagte, dass ein Partner dem anderen das Recht, ihr gemeinsames Kind zu sehen, nicht ohne Grund vorenthalten darf – selbst wenn es sich um ein uneheliches Kind handelt. Mir war klar, dass Anastasia nicht viel auf unsere Gesetze gibt, aber dennoch war das kein unbedeutendes Argument, denn immerhin richten sich die meisten Menschen nach den Gesetzen. Ich hätte Anastasia gegenüber natürlich auch einen härteren Ton anschlagen und darauf bestehen können, das gleiche Recht auf unseren Sohn zu haben wie sie. Das hatte ich ursprünglich auch tun wollen, aber dann waren mir immer mehr Zweifel an diesem Plan gekommen.

    Grund dazu war nicht zuletzt ein Packen Leserbriefe, den ich in meinem Rucksack mitgenommen hatte – für alle wäre nicht genug Platz gewesen. In vielen Briefen bringen die Leser ihr Verständnis Anastasia gegenüber zum Ausdruck. Mehr noch, sie nennen sie ihren Messias, die «Taiga-Fee» oder eine Göttin und widmen ihr Gedichte und Lieder. Einige sprechen mit ihr, wie man mit einem vertrauten Freund spricht. Die Flut von Briefen hatte mich dazu bewegt, mein ursprünglich beabsichtigtes Auftreten Anastasia gegenüber nochmals zu überdenken.

    So saß ich etwa drei Stunden am Flussufer nahe bei Jegorytschs Kutter und hing meinen Gedanken nach. Die Abenddämmerung setzte bereits ein, als sich mir zwei Männer näherten, begleitet von Jegorytschs Enkel. Der erste von ihnen – er war um die sechzig Jahre alt – trug eine Windjacke und Gummistiefel. Er hatte ein rotes Gesicht und wirkte angetrunken, denn er wankte beim Gehen. Der zweite Mann war jünger, etwa dreißig; er war kräftig gebaut, und mir fielen ein paar graue Strähnen in seinem ansonsten dunkelblonden Haar auf. Der Ältere kam gleich zur Sache: «Tag, der Herr! Zu Anastasia? Bitteschön. Macht fünfhunderttausend für die Fahrt und zwei Flaschen Wodka.»

    Wegen des hohen Preises war mir von vornherein klar gewesen, dass ich nicht der Erste war, der zu Anastasia wollte. Ich war für die Leute einfach einer von vielen Anastasia-Pilgern. Dennoch fragte ich: «Wie kommen Sie darauf, dass ich zu irgendeiner Anastasia will und nicht einfach ins Dorf?»

    «Mir egal, der Preis ist der gleiche. Hast du jetzt die fünfhundert Piepen oder nicht? Sonst kannst du nämlich selber sehen, wie du hinkommst.»

    Besonders freundlich schien Jegorytsch nicht zu sein. «So viel Geld verlangt er für die Fahrt», dachte ich, «und dann noch in diesem Ton … Was hat das wohl zu bedeuten?» Ich hatte aber keine Wahl, und so zahlte ich. Doch statt sich über das Geld und den Wodka zu freuen, wurde er nur noch gereizter. Während sein Begleiter den Wodka kaufen ging, setzte er sich auf einen Stein und brummte missmutig vor sich hin: «Ins Dorf … welches Dorf denn? Ganze sechs Häuser sind es, und kaum jemand lebt mehr dort. Was sollte da schon jemand zu suchen haben?»

    «Fahren Sie oft Leute zu Anastasia? Läuft das Geschäft gut?», fragte ich Jegorytsch, um ein Gespräch anzuknüpfen und ihn milder zu stimmen.

    «Wer hat sie nur alle eingeladen?», entgegnete er unwirsch. «Von selbst kommen sie, und nichts hält sie auf. Hat sie sie etwa eingeladen? Nein, hat sie nicht! Irgendjemand hat über ihr Leben berichtet, ein Buch hat er geschrieben. Schreiben, meinetwegen – wozu aber die Stelle verraten? Wir haben das jedenfalls nicht getan. Er war es. Er hat über ihr Leben geschrieben und darüber, wo sie lebt. Sogar unsere Weiber hier haben schon immer gewusst: So etwas verrät man nicht, sonst wird sie keine Ruhe mehr haben.»

    «Dann haben Sie das Buch über Anastasia gelesen?»

    «Nein, ich lese keine Bücher. Saschka, mein Partner, der liest. Übrigens – wir werden dich nicht gleich zum Dorf bringen. Das ist weit, und der Motor würde es nicht schaffen. Wir fahren bis zum Fischerhäuschen und werden dort übernachten. Morgen früh fährt Saschka dich weiter, und ich gehe fischen.»

    «Na schön», sagte ich und dachte: «Bloß gut, dass Jegorytsch nicht weiß, dass das Buch über Anastasia von mir ist!»

    Saschka kam mit dem Wodka, und die beiden verstauten die Utensilien für den Fischfang im Boot. Dann meldete

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