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Sphärenwanderungen - Reisen im Astralkörper
Sphärenwanderungen - Reisen im Astralkörper
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eBook267 Seiten4 Stunden

Sphärenwanderungen - Reisen im Astralkörper

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Über dieses E-Book

Die Vorstellung von "Sphärenwanderungen" ist keinesfalls ein Begriff neuzeitlicher Spiritualität, sondern findet sich bereits in den ältesten Aufzeichnungen der Menschheit. Alle frühen Hochkulturen waren mit dem Phänomen außerkörperlicher Reisen durch feinstoffliche Welten vertraut. Später prägte Paracelsus den Begriff vom "Astralkörper", den er auch den "siderischen Körper" nannte. Immer ging es schon in der Wortwahl um eine mögliche "Reise zu den Sternen". Der Reisende kehrte dann als "Wissender" oder "Erwachter" zurück. Es waren gerade diese Sternenreisenden, die entscheidend die spirituelle Kultur ihres Landes mitprägten. Martin Wassmann führt aber nicht nur durch mehrere tausend Jahre der Geistesgeschichte, sondern er behandelt das Thema auch aus der Sicht der Neuzeit, anhand von Erfahrungen aus der Gegenwart. Dabei zeigt sich, dass die echten spirituellen Erlebnisse von einst und von heute sich kaum unterscheiden. Wahres mystisches Erleben ist zeitlos! Eine beeindruckende Studie über ein spirituelles Erleben, das bisher viel zu wenig Beachtung gefunden hat. Die kommende Dimension des menschlichen Bewusstseins!

SpracheDeutsch
HerausgeberAquamarin Verlag
Erscheinungsdatum13. Juli 2020
ISBN9783968610238
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    Buchvorschau

    Sphärenwanderungen - Reisen im Astralkörper - Martin Wassmann

    anderer.

    TEIL 1

    A. JENSEITSREISEN

    Ureinwohner Nordamerikas

    Beginnen wir unseren Rundgang mit einem Beispiel aus den Stammeskulturen. Damit werden jene Völker bezeichnet, die ihr Leben ohne die sogenannten Errungenschaften der Industrialisierung gestalten, was heute natürlich nur noch bedingt der Fall ist. Diese Gemeinschaften orientieren sich äußerlich hauptsächlich an der Natur, deshalb bezeichnet man sie zuweilen auch als Naturvölker. Weil ihr Weltbild jedoch weit über die uns bekannte Natur hinausgeht, müssten sie eigentlich „Über-Naturvölker" heißen; denn in den meisten der rund dreitausend noch heute lebenden Stammeskulturen gehören die Jenseitswelten selbstverständlich mit zur Natur. Dies ist ja an sich auch bei den Zivilisationskulturen der Fall, doch hier hat sich schon im alten Indien und auch in der Antike eine kleine, aber lautstarke Minderheit aus dem ganzheitlichen Weltbild ausgeklinkt, um nur noch die eine Hälfte der Wirklichkeit anzuerkennen.

    Die Stammeskulturen repräsentieren unsere Wurzeln – bis weit in die Neuzeit hinein lebten auch wir Europäer vor allem mental in vergleichbaren Verhältnissen, besonders auf dem Land. Eigentlich sind diese erst in der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts ausgelaufen, und viele vermissen die damit verbundene innere Geborgenheit. Eine solche gilt es zweifellos wieder zurückzugewinnen, aber nicht in einer Wiederbelebung alter Verhaltensweisen, sondern neue Wege der religiösen Verankerung müssen gefunden werden. In der Mitte des neunzehnten Jahrhunderts besucht der gebürtige Bremer Johann Georg Kohl mit einem Dolmetscher Kagagengs, einen alten Ureinwohner Nordamerikas vom Stamm der Ojibwa oder Anishinabek, wie deren bevorzugte Selbstbezeichnung lautet. Kagagengs gilt in seinen Kreisen als Persönlichkeit und ist bekannt für sein großes Wissen. Sogar einige der guten Sprüche, wie sie über ihm als Wickelkind dem Brauch gemäß in den Wigwams seines Dorfes gesprochen wurden, hat er im Gedächtnis behalten, und diese zitierte er, kaum dass er zu reden begann. Kohl möchte von ihm seinen Lebenstraum erfahren. Kleiner Rabe, wie die Übersetzung seines Namens lautet, schweigt vorerst eine Zeit lang, und der Dolmetscher macht dem Gast klar, dass es bei den Einheimischen nicht üblich sei, über die tiefsten Träume zu sprechen, diese seien von größter Bedeutung für sie und würden sie ihr Leben lang begleiten, vielleicht würden sie vor dem Sterben darüber berichten.

    Kohl versichert dem Alten, niemandem davon zu erzählen, und was über dem Großen Wasser damit geschehe, sei für ihn ja ohne Belang. Das zeugt von der Aufrichtigkeit der Weißhaut und mag ein Grund gewesen sein für die Offenheit Kagagengs. Darum habe ihn noch nie jemand gebeten, nun gut:

    „In der Zeit, als ich so groß war wie mein Vater, wenn er saß, musste ich den Tod meiner Mutter verschmerzen; dies fiel mir sehr, sehr schwer; da gelang es mir, der Aufsicht meiner Schwestern zu entkommen. Bitterlich schluchzend rannte ich in den Wald und erkletterte einen hohen Baum, auf dessen Wipfel ich erschöpft liegen blieb.

    Plötzlich spricht mich jemand an, warum ich denn weine, und eine schwarze Gestalt schwebt auf mich zu; ich nenne ihr den Grund, da nimmt sie mich an der Hand, und wir fliegen zu einer Epinette blanche, doch ihre Krone scheint uns nicht zu halten. Sei unbesorgt, beschwichtigt mich die Gestalt, und führt mich weiter zu einer jungen Birke. Wieder werde ich beruhigt, und in einer dritten Etappe gelangen wir zu einem hohen Berg, Herz des Hirschen genannt, wie mir erklärt wird. Nach einer Handbewegung meiner schwarzen Begleiterin spaltet sich der Fels, und am Ende einer unendlich langen Kluft glänzt uns ein Lichtstrahl entgegen. Wir schweben hindurch, gelangen zu einem mitten in hellem Glanz stehenden Haus. „Da gehe hinein!", fordert mich die Unbekannte auf. Die Tür öffnet sich, ich sehe mich von einem übermäßigen Licht geblendet. Voller Angst und Gespanntheit bedecke ich meine Augen.

    Eine Stimme begrüßt mich mit warmem Ton – da ich so betrübt gewesen sei, habe sie mich hierher beordert. Ich werde freundlich aufgefordert, näher heranzukommen und mich umzuschauen. Allmählich gewöhnen sich meine Augen an die Helle. Zuerst erblicke ich nur eine Lampe mitten im Raum. Die Stimme der Sonne fordert mich nun auf hinunterzublicken; da sehe ich die Landschaft meiner Heimat und die ganze Wölbung der Erde.

    „Jetzt hebe deine Augen in die Höhe und schaue!"

    Da zeigt sich mir die Sternenpracht des ganzen Himmelsrunds. Jetzt weist sie mich an, geradeaus zu blicken, doch es fällt mir äußerst schwer, mich von dieser Schau abzuwenden. Erschrocken stehe ich meinem eigenen Bild gegenüber. In liebevollem Ton erklärt mir nun die Sonne, wie ich immer bei ihr gegenwärtig sei und sie über all mein Befinden Bescheid wisse; im Guten und im weniger Guten – immer sei sie um mein Wohlergehen besorgt. Dann zeigt sie mir meine künftigen Kinder, die sie mir schenken wolle, und zum Schluss erhalte ich zur Erinnerung einen Adler und einen weißen Bären mit einem Messingring.

    Der Rückweg gestaltet sich bei Weitem schwieriger, alles geht bedeutend länger; an einer langen Reihe von aneinander gehängten Tannen steigen wir hinunter. Unten angelangt, läuft uns ein schwarzer Hund über den Weg; diesen soll ich für sie nächsten Frühling opfern, wünscht sich die Begleiterin. Sie mahnt mich, nur unter der Bedingung mit den vier Leuten, die bald kommen würden, mitzugehen, wenn sie mich nicht mit ihren bloßen Händen anfassen, sondern Lindenblätter in den Händen halten würden. Und so kommt es denn auch, meine Schwestern holen mich.

    Adler und Bär sind seither von großer Bedeutung für mich und ich trage all das Erlebte immer in meinem Herzen; es gibt mir Kraft, ganz besonders in schwierigen Zeiten.

    Soweit Kagagengs. In diesem ergreifenden, von mir nacherzählten Bericht finden sich wesentliche Elemente einer Himmelsreise: Begleitung, dunkle Passage, Licht, Begegnung mit einer numinosen Entität, hier der Sonne, Blick auf die Erde, Schau des Kosmos, Wissen über die Zukunft und Rückkehr als gestärkter Mensch für den Rest des Lebens. Im Gegensatz zu vielen anderen vergleichbaren Erfahrungen von Ureinwohnern Nordamerikas erfolgt diese einschneidende Begegnung nicht im Zuge einer bewussten Visionssuche, sondern spontan während einer tiefen Verzweiflung. Zu beachten ist auch das Alter: Kagangengs wird wohl so um die Sieben gewesen sein.

    Dass die göttlichen Wesen in Momenten größter Krise den Kontakt zu den Leidenden aufnehmen, ist vielfach bezeugt und findet ihren Niederschlag auch in Volksmärchen. Dies bedeutet für den weiteren Verlauf des Lebens einen großen Durchbruch. Kagagengs betont ja am Schluss, er greife auf seine Erfahrung ganz besonders in Krisensituationen zurück. Wie traurig, wenn eine solche Ressource nicht zur Verfügung steht.

    Bevor wir zu einem weiteren Beispiel aus dem Fundus von Kohl kommen – er veröffentlichte seine Erlebnisse 1859 unter dem Titel „Kitschi Gami oder Erzählungen vom Oberen See" –, sei hier noch etwas Allgemeines erwähnt über den Weg der Seele nach dem Tod. Auf entsprechende Fragen Kohls an verschiedene Anishinabek erhält er folgende Antwort:

    „Die Seele gelangt bald an eine Weggabelung, wo nicht alle dem Hauptweg folgen, einige zweigen hier ab; diese landen aber in der Wüste. Wer hingegen den linken Hauptweg weitergeht, kommt an eine riesengroße zuckersüße Erdbeere; es steht jemand da und bietet mit allen Verführungskünsten ein Stück davon an. Wer ihm erliegt, hat das schlechtere Los gewählt (worin dies genau besteht, kann Kohl nicht in Erfahrung bringen). Die widerstanden haben, gehen frohgemut weiter Richtung westwärts gelegenes Paradies und gelangen zu einem hausgroßen Hund, der die Seelen passieren lässt, aber dafür sorgen muss, dass keine aus der Gegenrichtung an ihm vorbei können. Nach drei bis vier Tagen erreichen sie einen breiten Fluss mit einer Brücke; diese Brücke ist jedoch nicht ohne Weiteres begehbar, ein Baumstamm versperrt den Weg, er bewegt sich ständig, und die Seelen müssen an ihm vorbei (manche meinen, es sei kein Baum, sondern eine Schlange); einigen gelingt dies jedoch nicht, und sie landen im Fluss. Dort verwandeln sie sich in Kröten oder Fische. Besonders schwierig ist es für die kleinen Kinder, sie bedürfen einer Hilfe."

    Kohls Anishinabek wissen auch sehr gut Bescheid über die Geschichte des Paradieses; dieses wurde von Menaboschu geschaffen, dem Gehilfen des Großen Geistes. Ursprünglich war gar kein Paradies vorgesehen, die Menschen sollten auf der Erde selber ein glückliches und friedvolles Leben führen, doch dann vereitelte der Böse Geist den Plan; er säte Zwietracht, Krankheit und Unglück. – Dies erinnert an die weit verbreitete Vorstellung eines Goldenen Zeitalters oder auch einer Zeit, da Himmel und Erde noch nicht getrennt waren. – Aus Mitleid mit den Seelen und als eine Art Ersatz für die verpfuschte Erde wies der Große Geist seinen Helfer Menaboschu an, im Westen ein Paradies zu schaffen, wo die Seelen tanzend und singend ein unbeschwertes Leben genießen können, und er sie daselbst höchstpersönlich empfängt.

    Interessanterweise lehnen die Anishinabek die Einteilung in Böse und Gute ab, sie kennen dies zwar von den Christen, teilen deren Auffassung jedoch nicht; bei ihnen ist an sich für alle derselbe Ort bestimmt, sogar die Todfeinde, die Sioux, kommen dorthin, denn im Jenseits sind alle Mitglieder einer großen Familie. Kohl findet anerkennende Worte für diese Idee einer allgemeinen Aussöhnung (eine solche wurde auch vom großen Kirchenvater Origenes gelehrt und von den katholischen Dogmatikern im 6. Jahrhundert verurteilt).

    Unvermeidlich drängt sich hier die Frage nach der Gerechtigkeit auf – wie und ob sie von den Einheimischen gelöst wurde, muss hier offen bleiben; es scheint aber, dass sie sich ihnen gar nicht so gestellt hat, wie wir sie kennen. Hierfür bietet die Ethnosoziologie oder Sozialpsychologie eine interessante Erklärung an: Viele Stammesvölker, besonders die Wildbeuter, leben derart nahe zusammen, dass alle alles über jede und jeden wissen (beinahe so wie im Bayerischen Wald oder im Appenzell). Kaum jemand kann eine der vielen Verhaltensregeln verletzen, ohne dass dies bekannt und entsprechend gesühnt wird. Also bedarf es keiner ausgleichenden Gerechtigkeit im Jenseits, denn eine solche erfolgt erst im Zusammenhang mit den größeren Gemeinschaften der Stadtkulturen, wo nicht mehr alles so transparent ist.

    Nun stellt Kohl die unvermeidbare Frage nach der Herkunft ihres Wissens über die Belange des postmortalen Lebens, zumal ja noch nie jemand zurückgekommen sei. Er erhält folgende Antwort:

    „Oh, es sind doch schon manche von uns dort gewesen und sind auch zurückgekehrt. Wenn einer stirbt, so machen unsere Jossakids ein Fest, und in ihren Verzückungen versetzen die Geister sie auf den Seelenweg und ins Paradies. Sie wissen die Wachsamkeit des großen Hundes zu täuschen, und kommen sie wieder, halten sie eine Rede und erzählen uns von dem Geschauten. Auch mancher von unseren Jägern ist schon da gewesen, wenn wir glaubten, dass er tot war, wenn er aber nicht wirklich tot war, sondern wieder zum Leben kam."

    Ein weiteres Beispiel noch aus Kohls Schatztruhe: Agabé-gijik. Der Name bedeutet „Ende der überkragenden Wolke oder sinngemäßer „Das leuchtende Wolkenhaupt, in gekürzter Form „Helle Wolke". Seine Erfahrung gehört zu den willentlich herbeigeführten, er hat sie, wie es viele Ureinwohner tun, bewusst gesucht. Spätestens seit Arnold van Genneps im Jahr 1909 erschienener berühmter Analyse der Initiationen, die er als Rites de passage definiert, ist dieses überaus wichtige Phänomen der Kulturgeschichte im Bewusstsein vieler Menschen wieder verankert. Kohl weiß um diese Praktiken, er ist überaus beeindruckt, aber auch irritiert darüber, dass die jungen Leute beinahe übermenschliche Strapazen auf sich nehmen „bloß um einer Idee, eines Traumes oder der Erfüllung religiöser Pflichten willen? Bloß um eine Frage an das Schicksal zu tun?" – Trotz seiner Offenheit und für die damaligen Verhältnisse Vorurteilslosigkeit, scheint es ihm verwehrt, die Großartigkeit dieser Praxis zu erkennen, und es ist nicht zu viel gesagt, dass das Ende der Praxis solcher Visionssuche, wie diese Tradition genannt werden kann, zu schlimmen Mangelerscheinungen vielfältiger Art geführt hat. Durch Krankheit, Unfall oder andere tragische Ereignisse, aber auch durch ein geistgefälliges Leben kommen immer noch einige in den „Genuss solcher lebenswendenden Erfahrungen, aber das Gros hat keine Ahnung davon, verharrt in der Folge in einem merkwürdigen Zustand des Noch-nicht-Menschseins, gekennzeichnet durch eine übermäßige Orientierung an materiellen Gütern. Der Ethnologe Basil Johnston erklärt: „Vor diesem Ereignis war der Mensch im geistigen Sinne unvollständig, ein Halbwesen. Durch die Vision gewann er Entschlossenheit, die seinen Handlungen Sinn gab und sein Leben einte.

    Zurück zu Agabé-gijik. Kohl bittet ihn um seine Geschichte, im Besonderen um die prägende Erfahrung im Zusammenhang mit seiner Visionssuche. Ähnlich wie Kakagengs übt sich der Alte in Schweigen, doch nach einiger Zeit klagt er, er sei ein armer Mensch, denn der Große Geist habe ihn beim Ausfegen dessen Wigwams als ein Stäubchen in die Ecke gekehrt, und dort liege er nun. Während die anderen zum großen Tanz in den prächtigen Saal gekommen seien, müsse er weiterhin sein Leben als Krümel fristen – von ihm sei also nichts Erhebendes zu erwarten. Nach dieser „captatio benevolentiae nach indianischer Art", wie es Kohl formuliert, beginnt Agabé-gijik zu erzählen:

    Der Vater seines Vaters weist diesen eines Tages darauf hin, sein Junge sei nun reif für die entbehrungsvolle Zeit. Der Großvater klärt seinen Enkel dann auf, was mit ihm demnächst geschehen werde, und gewährt ihm so Zeit, sich geistig zu rüsten. Ziel des Unternehmens ist dreierlei: Charakterliche Festigung, Offenbarung des eigenen Lebensweges sowie Führung durch ein höheres Wesen. Damit geht der Mensch optimal ausgestattet auf seinen Lebensweg. Dies geschieht jedoch nicht einfach so, sondern bedarf einer Vorbereitung durch Fasten und innere Konzentration auf den Großen Geist.

    Nun ist es so weit, der Alte nimmt den etwa Dreizehnjährigen an die Hand und verweist ihn auf eine kräftige Rottanne. Die Mutter hat ihm dort mit einer Unterlage ein Plätzchen bereitet. Auf deren Wipfel, in angemessener Entfernung von Matschimanito, dem Bösen Geist, soll er nun die nächsten Tage und Nächte ohne Essen und Trinken verweilen und der Dinge harren, die da kommen. Doch er vermag sein Versprechen nicht zu halten und kehrt nach drei Tagen kleinlaut zurück. Es gibt zwar keine Bestrafung, aber er muss auf den nächsten Frühling warten, und das bedeutet, ein ganzes Jahr als Versager fristen zu müssen.

    Als dann endlich die ersten Blüten hervortreiben, sucht sich Helle Wolke selber einen Platz, eine Tanne auf einer Insel, dort hat schon ein Freund seine Visionssuche vollzogen. Diesmal ist er fest entschlossen durchzuhalten, bis der Himmel sich seiner erbarmt. Vier grausame Tage vergehen, dann gerät er in eine Art Dämmerzustand und fühlt weder Schmerz noch Pein. Nach sieben Tagen hört er nachts lautes Krachen im Wald. Voller Angst ist er nahe daran, die Flucht zu ergreifen, doch „ein Etwas" scheint dies bemerkt zu haben, und ruhig lässt es sich über dem Kopf des Jungen in den Ästen nieder. Ob er Angst habe, möchte das Wesen wissen – nein, jetzt nicht mehr. Weiter wird er nach dem Grund seines Aufenthaltes in der Tanne gefragt. – Um zu fasten. – Warum? – Um kräftig zu werden und mein Schicksal zu erfahren. Die Antwort gefällt dem Geist, er meint, dies treffe sich bestens, denn kürzlich sei über ihn beraten worden mit gutem Ausgang für ihn, er sei beordert, ihn mitzunehmen, er solle ihm nun folgen.

    Kohl möchte wissen, welcher Art dieses Gespräch gewesen sei. Oh, das sei ohne Worte erfolgt, beide hätten im Herz erkannt, was der andere dachte und fühlte.

    Ohne irgendeine Anstrengung schwebt Helle Wolke dem Geist nach Richtung Osten, er fühlt sich wie auf der Erde, obwohl er in der Luft schwebt. Immer höher geht es, bis sie endlich in einen Wigwam treten, wo zunächst nur ein Stein in der Mitte zu erkennen ist. Alsbald lassen sich vier Männer erkennen, sie sitzen um den Stein herum. Ihm wird ein Stein gewiesen, auf dem er Platz nehmen soll; doch dieser beginnt mit dem Jungen in die Tiefe zu sinken. – Hoppla, halt an, wir müssen ja noch das weiße Rehleder unterlegen … Nun sitzt es sich fester. Im Raum erscheinen plötzlich viele Gesichter, der Wigwam scheint sehr groß zu sein. – Wende deinen Blick in die Tiefe! – Oh, in welcher Weite sich da die ganze Erde erstreckt und wie tief.

    Ob sie rund gewesen sei, will Kohl wissen. Nein, vier Zipfel habe sie gehabt.

    Ein anderer von den Vieren ersucht ihn nun hinaufzublicken. Noch größer ist da die Verwunderung. Völlig hingerissen schaut der Junge aus nächster Nähe die lichtvolle Herrlichkeit des Weltenraumes. Er vergisst alles um sich herum (was etwas

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