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Goldene Zukunft der Erde
Goldene Zukunft der Erde
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eBook387 Seiten4 Stunden

Goldene Zukunft der Erde

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Über dieses E-Book

Warum und wohin entführen Außerirdische im 19. Jahrhundert weltweit zahlreiche junge Menschen? Der Klimawandel entwickelt sich ab 2050 rückläufig. Warum?
Im Juni 2052 taucht über der Erde ein gigantisches Robotschiff des Volkes der Moonmotope auf. Deren Regierung, die Busilaia, unterbreitet Vertretern der UN ein traumhaftes Angebot. Der UN-Generalsekretär nennt es den Beginn einer goldenen Zukunft für die Menschheit, die Erde.
Im Gegenzug sollen 85 Millionen junge Terraner nach Moonmot auswandern und sich mit den, vom Aussterben bedrohten, Moonmotopen vermischen. Sie ähneln verblüffend irdischen Menschen.
Um den Verlust an Arbeitskräften etwas auszugleichen, schenkt die Busilaia der UN 48 Millionen intelligenter Lebewesen, kurz ILW genannt. Die UN verkauft sie an Privatpersonen, Unternehmen, Krankenhäuser und Pflegeheime. Sie erhalten nur freie Unterkunft und Verpflegung.
Die 31-jährige Maria Anna Huber freut sich riesig, dass sie ein ILW kaufen kann. Sie tauft es Paul. Wie gestaltet sie ihr Leben mit ihm?
Ende 2053 treten Anais Seller und Carlo Schneider die einjährige Reise nach Moonmot an. Wie verläuft ihr Leben im Paradies der Auswanderer, wie die Medien den Planeten bezeichnen?
Welche Ereignisse bedrohen fünf Jahre später die irdische Zivilisation? Verwandelt sich die goldene Zukunft der Erde in eine Apokalypse des Grauens?
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum16. Juni 2020
ISBN9783751965248
Goldene Zukunft der Erde
Autor

Joachim Hausen

Joachim Hausen (Jahrgang 1945) lernte Industriekaufmann. Anschließend diente er je zwei Jahre im Stab einer Luftwaf-fendivision und eines Fernmelderegimentes. Er arbeitete drei Jahre im erlernten Beruf. Er ließ sich zum Programmierer umschulen. Zuletzt arbeitete er 35 Jahre als Softwareentwickler. Seit 2008 genießt er den Ruhestand. Joachim Hausen schreibt Thriller und Science-Fiction-Romane. Er ist verheiratet. Das Ehepaar hat ein Zwillingspärchen. Mit der Ehefrau lebt er in St. Ingbert/Saarland.

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    Buchvorschau

    Goldene Zukunft der Erde - Joachim Hausen

    Es ist nicht alles Gold, was glänzt.

    Volkstümliches Sprichwort

    Inhaltsverzeichnis

    Vorwort

    Himmelfahrt

    Kapitel 1

    Kapitel 2

    Kapitel 3

    Höllische und himmlische Bescherungen

    Kapitel 1

    Kapitel 2

    Kapitel 3

    Kapitel 4

    Kapitel 5

    Kapitel 6

    Kapitel 7

    Kapitel 8

    Kapitel 9

    Kapitel 10

    Kapitel 11

    Kapitel 12

    Kapitel 13

    Kapitel 14

    Kapitel 15

    Kapitel 16

    Das Paradies der Auswanderer

    Kapitel 1

    Kapitel 2

    Kapitel 3

    Kapitel 4

    Kapitel 5

    Kapitel 6

    Kapitel 7

    Kapitel 8

    Kapitel 9

    Kapitel 10

    Kapitel 11

    Kapitel 12

    Kapitel 13

    Kapitel 14

    Kapitel 15

    Kapitel 16

    Kapitel 17

    Kapitel 18

    Kapitel 19

    Dramatik

    Kapitel 1

    Kapitel 2

    Kapitel 3

    Kapitel 4

    Operation Erdrettung Zwei

    Kapitel 1

    Kapitel 2

    Kapitel 3

    Kapitel 4

    Kapitel 5

    Kapitel 6

    Kapitel 7

    Kapitel 8

    Goldene Aussichten

    Kapitel 1

    Vorwort

    Dieser Roman setzt die Geschichte meines SF-Thrillers über die Zukunft des Klimawandels Ich. Und mein Schutzengel fort.

    Der Deutsche Wolf Wolfmann spielt hier nur eine Nebenrolle.

    Im Mittelpunkt stehen die Ereignisse auf der Erde ab 2052 und die Erlebnisse einer Frau, eines Mannes und eines Ehepaares, die auf den Planeten Moonmot auswandern.

    Himmelfahrt

    1

    Deutschland. Bayern. Allersberg, rund 30 Kilometer südlich von Nürnberg.

    Sonntag, 2. Juni 1811. 16:05 Uhr. Sonnig. 25 Grad.

    Auf einem staubigen Weg schlenderten Maria und Josef Hand in Hand vom Dorfrand in den nahen Wald. Sonnenstrahlen flirrten durchs Blattwerk. Meisen jubilierten. Amseln schimpften. Insekten sirrten. Eine Hummel brummte vorbei. Ein Eichhörnchen huschte den Stamm einer Eiche hoch.

    Wenige Schritte hinter den ersten Bäumen hielt das Paar inne. Es schaute sich in die Augen. Es küsste sich. »Ich liebe dich«, flüsterte die 18-jährige Maria.

    Der 20-jährige Josef Huber, zweiter Sohn eines Großbauern, lächelte, strich ihr übers frisch gewaschene, glatte dunkelbraune Haar und zupfte an ihrem Zopf. »Du bist nicht nur die fleißigste Magd auf unserem Hof und im Dorf, sondern auch die schönste. Ich bin verrückt nach dir, Maria, obwohl wir uns erst fünfmal heimlich getroffen haben.«

    Sie kicherte. Sie küsste ihn fest auf den Mund. Er packte sie an einer Hand. Sie eilten tiefer in den Wald. Nach etwa 200 Meter führte er sie links hinter türhohen Fichten auf eine teilweise sonnige Lichtung. Sie lächelte und drückte seine Hand. »Ein schönes Plätzchen hast du ausgesucht, Liebster, mit Gras und Moos.«

    Sie umarmten sich. Liebevolle Küsse. Leidenschaftliche Küsse. Wilde Küsse. Er tastete nach ihrem Busen. Sie sanken zu Boden. Sie strich ihm durchs mittelbraune Haar. »Endlich haben wir heute viel Zeit für uns«, flüsterte Maria. Sie zog die hellblaue Bluse und den grauen Rock aus. BH trug sie keinen. Sie hob die straffen Brüste an. »Streichele und küsse sie«, wisperte sie.

    Josef erfüllte ihren Wunsch. Sie legte den Kopf in den Nacken. Leises Keuchen. Er lutschte und knabberte an den steifen Warzen. Lautes Keuchen.

    Er hielt inne. Er sah ihr in die Augen.

    »Herrlich«, flüsterte sie. Sie küsste ihn heftig.

    Er löste sich. Er strahlte. Er zog das sandfarbene Hemd, die braune Hose und die graue Unterhose aus. Er rollte die Kleidungsstücke zusammen und stopfte sie unter ihren Kopf. Er streichelte ihre Wangen. Zart küsste er sie auf Nasenspitze und Lippen. Er schaute ihr in die Augen. »Hattest du ... äh ... ich meine, bist du noch ... äh ... Jungfrau?«

    Sie strich ihm übers Haar. Seufzen. »Nein.«

    Er schluckte. »Mit wem ...?«

    »Erkläre ich dir nachher.«

    Nicken. Er legte sich zwischen ihre Beine.

    Maria wimmerte. Marie hechelte. Maria stöhnte. Ihr Körper zitterte. Die Hände krallten ins Moos. Sie bäumte sich auf. Ein heiserer Schrei. Sie sank zusammen.

    Josef glitt über sie. Er schaute ihr in die Augen.

    »Himmlisch!«, wisperte sie. Sie griff ihm in den Schritt. »Jetzt komm zu mir, Liebster, tief, fest, wild. Ich sehne mich danach, habe jede Nacht davon geräumt.«

    Er lächelte. »Ich auch, Liebste.«

    Das Paar genoss das Liebesspiel. Maria zuckte und bebte. Leise Schreie.

    Josef schnaufte, prustete, röhrte und explodierte. Maria schrie nochmals.

    Er rollte neben sie. Umarmung. Zärtliche Küsse. »Das war göttlich, Liebster!«, flüsterte sie. »Ich bin ganz hoch, ganz weit geflogen. Wollte gar nicht mehr zurückkommen.«

    Er lächelte. Er strich ihr über die Wangen. Er küsste sie auf die Spitze der leicht gekrümmten Nase. »Das machen wir jetzt jeden Sonntag, Liebste.«

    Sie strahlte. »Da freu ich mich aber, vielleicht ... vielleicht können wir uns ja auch einmal in der Woche im Heuschober treffen.«

    Er hauchte ihr einen Kuss auf die Lippen. »Ich hoffe es auch.« Er schaute ihr in die Augen. »Du wolltest mir doch erzählen, wer dich ...«

    Sie strich ihm durchs Haar. Sie seufzte. »Es geschah im Heuschober am Erntedankfest im letzten Herbst. Es ... es war ... es war – dein Vater. Er wollte mich vom Hof jagen, wenn ich nicht mitmache.«

    Josef knirschte mit den Zähnen. »Dieses Dreckschwein!«, stieß er hervor. »Ich würde den Saukerl am liebsten umbringen. Wie oft hat er ...?«

    Das Liebespaar zuckte zusammen. Wundervoller Gesang einer Frauenstimme erklang, untermalt von Geigen- und Flötenspiel. Mit aufgerissenen Augen lauschten Maria und Josef. Sie schüttelten sich. »Was ist das für eine Musik«, flüsterte sie, »und ... und wo kommt sie her?«

    Er sprang auf. »Keine Ahnung.« Er deutete nach rechts. »Vielleicht lagert auf der nahen Lichtung eine Gruppe fahrender Musikanten. Komm, wir ziehen uns rasch an. Ich will nicht, dass uns jemand so hier sieht. «

    Sie schien enttäuscht. Sie seufzte. Sie nickte.

    Rasch kleideten sie sich an. Sie eilten zum Weg. Noch immer sang die Frau. Noch immer spielten Geigen und Flöten. Er nahm Maria an einer Hand.

    Knapp 100 Schritte weiter traten sie links in den Wald. Sie umrundeten Brombeersträucher, üppiges Buschwerk und schlängelten sich durch raumhohe Buchen. Sie näherten sich dem lieblichen Gesang. Nach rund 60 Meter erreichten sie den Rand der Lichtung. Jäh hielten sie inne. Stumm und mit aufgerissenen Augen starrten sie. Maria und Josef wankten. Sie schüttelten sich.

    »Heilige Muttergottes! Was ist denn das?«, flüsterte sie. »Sieht aus wie ein riesiges goldenes Ei. Wie kam es hierher? Es hat keine Räder, außerdem ist der Weg viel zu schmal. Vielleicht ist es vom Himmel gefallen.«

    Musik und Gesang verstummten. Josef erwachte aus seiner Starre. Er krächzte: »Wenn es vom Himmel gefallen wäre, wäre es kaputt. Ich weiß auch nicht, was das ist. Es ist mindestens doppelt so lang wie unser Haus und viel, viel höher. Es hockt auf sechs breiten Kufen. Es füllt die Lichtung fast aus.« Er trat ein paar Schritte vor.

    Maria huschte neben ihn und packte ihn am rechten Arm. »Bleib hier, Josef! Ich habe Angst. Das Ding ist mir unheimlich.« Sie starrte ihn an. »Hörst du es auch?«, wisperte sie. »Es brummt leise.«

    Lässig wirkend winkte er ab. »Keine Sorge, Liebste, wenn es uns was antun wollte, hätte es das schon getan. Ich geh jetzt mal hin, will wissen, woraus es gemacht ist. Wenn du Angst hast, bleib hier.«

    »O nein! Ich gehe mit dir.« Hand in Hand pirschten sie näher. Er deutete zur mittleren Kufe. »Dahinter läuft ein ungefähr drei Meter hoher Wulst um das Ei. Ich will diese stumpf silberne Kufe anfassen, sieht aus wie Eisen. Sie ist mindesten eine Elle im Boden eingesunken.«

    Knapp vier Schritte vor der Kufe blieben sie stehen. Josef sah hoch. » Bei allen Heiligen!«, stieß er hervor. »Sieh dir das mal an, Maria!«

    Sie schaute hoch.

    Er schien aufgeregt. »Ich glaube, da ist eine Tür mit abgerundeten Ecken, aber ohne Griff. Man sieht nur eine dunkle Linie. Das goldene Ei ist ... es ist ein Haus ohne Fenster.«

    Maria starrte ihn an. »Aber Josef, wer ...?«

    Leises Zischen ließ sie verstummen. Die zwei Meter hohe und 1,30 Meter breite Tür glitt ein Stück nach innen und verschwand links hinter der Außenwand. Kein Licht fiel aus der Öffnung. Summend schob sich unten ein fast türbreiter Steg heraus, bildete eine Treppe mit 15 Stufen und senkte sich auf den Boden. Das Summen verstummte.

    Maria und Josef schauten sich mit aufgerissenen Augen an. Sie presste seine Hand. »Was geschieht da?«, wisperte sie. »Was sollen wir jetzt machen? «

    »Keine Ahnung. Sieht wie eine Einladung aus.«

    Schnauben. »Du ... du willst doch nicht da reingehen, oder?«

    Josef öffnete den Mund und – schloss ihn wieder.

    Ein Mensch, ein Mann, erschien in der Türöffnung. Er schritt die Treppe hinab und blieb knapp zwei Meter vor dem offensichtlich schockierten Paar stehen. Der Fremde überragte Josef um zehn Zentimeter. Kinnlanges blondes Lockenhaar umrahmte sein ebenmäßiges Gesicht. Er trug ein wadenlanges, gefälteltes weißes Gewand mit kurzen Ärmeln und dunkelrote Halbstiefel.

    Maria und Josef schienen gelähmt. »Heilige Muttergottes!«, stieß sie hervor. »Ein Engel! Ein wahrhaftiger Engel!«

    Auf dem Rücken des Mannes prangten zwei 90 Zentimeter lange und maximal 50 Zentimeter breite schneeweiße Flügel in einem 60-Grad-Winkel. Sie bewegten sich nicht.

    Der Engel hob die rechte Hand. »Fürchtet euch nicht, Menschenkinder«, sagte er mit sonorer Stimme in der hiesigen Sprache. »Ich bin der Erzengel Gabriel. Ich wurde geschickt, um mit euch in diesem Gefährt in den Himmel aufzufahren.«

    Maria und Josef wankten. Sie schienen einer Ohnmacht nahe.

    Der Engel griff in die rechte Gewandtasche. Die Hand kehrte mit einer 20 Zentimeter langen, daumenstarken stumpf silbernen Röhre mit Griffstück zurück. Die Röhre endete in einem silbrig schimmernden runden Gitterkäfig. Der Engel richtete sie auf Josefs Kopf und krümmte den Zeigefinger. Helles Singen erklang. Im Gitter erschien hellgelbes Flirren. Nach drei Sekunden wanderte die Röhre Richtung Marias Kopf. Weitere drei Sekunden später erstarben Flirren und Singen.

    Still und bewegungslos standen Maria und Josef. Der Engel steckte die Strahlenpistole in die Tasche zurück. Die gewählte Strahlendosis unterdrückte für 1:30 Stunden Angst, Panik, ihren freien Willen und verhinderte selbstständige Handlungen.

    Er sagte: »Folgt mir!«, wandte sich um und stieg die Treppe hoch. Maria und Josef gehorchten. Sie betraten einen Gang mit hellbraunem elastischem Bodenbelag und sonnengelben Wänden. In der weißen Decke integrierte runde Leuchten flammten auf. Mit Sicherheit wunderten sich Maria und Josef über die elektrische Beleuchtung, die erst 73 Jahre später Einzug in Privathaushalte finden wird. Sie konnten aber ihr Staunen nicht ausdrücken.

    Die Außentreppe hob sich waagrecht. Die Stufen verwandelten sich in eine ebene Fläche. Die Treppe verschwand unter dem Fußboden des Ganges. Die Tür glitt zu.

    Das Trio stieg nach sechs Schritten elf Stufen hoch. Ungefähr 17 Meter weiter stoppten sie an einer Wendeltreppe. Die Willenlosen folgten dem Engel links in den schmalen Gang. Auf beiden Seiten erstreckten sich zehn Reihen mit jeweils fünf im Boden verankerten Kontursesseln. Maria und Josef mussten in den hinteren Sesseln der letzten Reihe rechts Platz nehmen. Sitzflächen und die hohen Rückenlehnen mit Kopfteil schmiegten sich den Körperkonturen an.

    »Nehmt links den Gürtel an der eisernen Lasche und steckt sie rechts in das Gegenstück«, sagte der Erzengel. Maria und Josef folgten der Anweisung. Die zwölf Zentimeter breiten Gurte strafften sich.

    Der Engel fuhr fort: »Ergreift die Flasche im Behälter vor der rechten Armlehne.«

    Sie packten die 0,5-Liter-Flaschen mit dunkelrotem Inhalt.

    Er erläuterte: »Es ist süßer Fruchtsaft. Drückt von unten gegen das vorspringende Teil des Verschlusses.«

    Sie drückten. Der Deckel sprang nach hinten.

    »Trinkt sie langsam aus und stellt sie dann zurück«, ordnete der Engel an.

    Maria und Josef nippten am Getränk. Offensichtlich schmeckte es ihnen. Sie tranken.

    Der Erzengel marschierte zur Wendeltreppe und betrat links durch eine rote Tür einen schwach beleuchteten Raum. Der Engel, vielmehr der Erdenmensch-Roboter mit der Kennung EMR-13 ergriff ein von der Decke hängendes Kabel und stöpselte den 2,5 Millimeter dünnen Anschluss ins rechte Ohr. Augenblicklich erstarrte er. Weitere 39 dieser 1,76 Meter messenden Roboter mit angeschlossenen Kabeln warteten auf Befehle des zuständigen Computers. Er checkte die Funktionen, führte bei Bedarf ein Update der Software durch und lud die zwei 13 Zentimeter durchmessenden Akkus im Brustkorb auf.

    Maria und Josef hatten in ihrem Schockzustand nicht erkannt, dass sich weder Gesichtsmuskeln, Augen noch Lippen des Engels bewegt hatten. Die realistisch wirkenden Flügel bestanden aus schlagfestem Kunststoff.

    Wortlos und ohne sich anzusehen, leerten Maria und Josef die Flaschen. Sie stellten sie in die Getränkehalter.

    Eine knappe Viertelstunde später gähnten sie. Die Augenlider flatterten. Das Schlafmittel zeigte Wirkung. Sie lehnten sich nach hinten. Augenblicklich bewegten sich die Rückenlehnen 35 Zentimeter zurück. Fußteile schoben sich hervor.

    Die Wendeltreppe führte zu drei weiteren gleichartigen Abteilen mit 2,15 Meter Raumhöhe, sodass die Bordfähre 400 Passagieren Platz bot. Sie stand seit 3:15 Uhr hier.

    2

    Gegen 18:10 Uhr zogen von Westen helle Wolken auf. Zehn Minuten später saß die Restfamilie Huber in der Küche um den rechteckigen hölzernen Tisch. Sie aß selbst gebackenes Brot, Butter, Käse, Wurst, gekochte Eier, Radieschen und eingelegte Gewürzgurken. Alle Produkte stammten vom Hof.

    Der 47-jährige Ludwig musterte seine zwei Jahre jüngere Frau. Sie seufzte, wischte Tränen ab und schnäuzte in ein Taschentuch. »Jetzt jammre nicht rum, Gerda«, knurrte er. »Unser feiner Sohn ist mit unserer besten Magd abgehauen.«

    Die Mutter wehklagte. »Der arme Bub! Er hat nichts zu essen und zu trinken dabei, und wo wird er schlafen?«

    Der Vater winkte ab. »Du weißt ja, dass er sich in den letzten beiden Wochen aufgeregt hat, weil er den Hof nicht einmal erben wird. Ich wette, er ist mit der Schlampe zu seinem Freund Fritz nach Roth marschiert. Morgen früh fahre ich mit Pferd und Wagen dorthin. Ich prügele ihn nach Hause und Maria schlage ich grün und blau. Vielleicht jage ich das Miststück auch vom Hof.«

    Josefs 23-jähriger Bruder Hans, die 17- und 14-jährige Schwestern Anna und Hildegard schauten sich grinsend an.

    Die Ehefrau prustete. »Aber Ludwig, das darfst du nicht! Sie war immer sehr fleißig. Wir brauchen sie doch.«

    Er wiegte den Kopf hin und her. »Ich überlege es mir.«

    22:16 Uhr. Das stete Brummen der Fähre steigerte sich. Lautes Summen und sägende Geräusche gesellten sich hinzu. Der unten mit einem schwarzen Gitter versehene sechs Meter breite Wulst stieß violettes Flimmern aus. Die Bordfähre stieg 300 Meter auf. Sie schwebte nach Allersberg. In der Unterseite im vorderen Drittel öffnete sich eine zwei Meter lange und 45 Zentimeter breite Klappe. Ein Teleskoparm schob das 1,40 Meter lange und 25 Zentimeter durchmessende Strahlgeschütz ins Freie. An der Spitze entfaltete sich ein halbkugelförmiges silbriges Gitter. Es durchmaß 44 Zentimeter. Helles Singen ertönte. Hellgelbes Flimmern füllte die Halbkugel. Die Reichweite der unsichtbaren BF-, der Beeinflussungsstrahlen, betrug in der Atmosphäre maximal 375 Meter.

    Systematisch bestrich das schwenkbar BF-Geschütz jeweils sieben Sekunden die 145 Häuser und die fünf Gesindehäuser der Großbauern der Ortschaft. Die Beeinflussung hielt rund drei Stunden an.

    Die Fähre landete auf einer Wiese neben der Hauptstraße am westlichen Dorfrand. 36 Roboter schwärmten aus, vier stellten sich an die offene Luke.

    EMR-13 eilte zum Wohnhaus der Familie Huber. Aus der Gewandtasche nahm er ein handlanges, rundes graues Gerät. Er betätigte die gelbe Taste. Die integrierte Lampe leuchtete auf. Er drückte den Schlossknacker gegen das Schlüsselloch des primitiven Schlosses. Schnarren. Klacken. Er betrat die Diele. Er ließ die Lampe kreisen. Er stieg die Holztreppe hoch. Sie knarrte. Er trat in das erste Zimmer links. »Aufwachen!«, rief er. Hildegard und Anna fuhren hoch. Sie blinzelten. »Aufstehen!«, befahl EMR-13. Sie krochen aus den getrennten Betten.

    »Zieht euch an und schlüpft in die Hausschuhe.«

    Die Schwestern gehorchten.

    Er wandte sich um. »Folgt mir.« Vorm Haus sagte er: »Geht nach links zum Dorfausgang bis zu dem goldenen Himmelsgefährt. Ihr werdet erwartet.« Die Mädchen trabten los.

    Über die im Kopf integrierte Kom-Anlage meldete EMR-13 dem Zentralcomputer der Fähre Anzahl und Geschlecht seiner Beute. Er marschierte zum Gesindehaus. Er betrat den Raum mit den fünf schlafenden Knechten. Er weckte sie. Er fragte jeden: »Wie alt bist du? Wie heißt du?«

    Dem 21-jährigen Sepp erteilte er den gleichen Befehl wie den Schwestern. Er registrierte die Anweisung des Computers. Mit Sepp marschierte er zur Fähre. Er führte ihn und drei wartende Mädchen zur vierten Ebene des Passagierabteils. 60 weitere Dorfbewohner saßen bereits in den Sesseln und tranken Fruchtsaft, allerdings mit weniger Schlafmittel, als Maria und Josef aufgenommen hatten.

    EMR-13 kehrte vor die Fähre zurück. Neun junge Menschen und vier Roboter trafen ein. Mit EMR-20 brachte er sie ins vierte Abteil. Fünf EMR tauchten mit weiteren acht Entführten auf.

    Mit 85 der 906 Einwohner stieg die Fähre 300 Meter hoch. Eine ihrer vier fußballgroßen Sonden hatte in den letzten fünf Tagen das Dorf beobachtet, die erwünschten Bewohner und deren Wohngebäude registriert.

    Die Bordfähre schwebte über das elf Kilometer westlich gelegene Städtchen Roth. Das BF-Geschütz bestrich die 315 Häuser mit ihren 2.216 Bewohnern. Sie landete auf dem Marktplatz.

    Rund zwei Stunden später startete sie mit 184 jungen Einwohnern. In drei Ortschaften südwestlich von Roth sammelten die EMR 130 Menschen ein.

    Um 4:28 Uhr stieg die Fähre in den Nachthimmel. Mit 900 km/h durchstieß sie eine Wolkenbank. Die Wolken leuchteten violett auf. Die Bordfähre beschleunigte. Der Donnerschlag der durchstoßenen Schallmauer rollte über die Landschaft und erschreckte Tier und Menschen.

    Rasant erhöhte sie die Geschwindigkeit. Die AA, die Andruckabsorber, stöhnten. Die EHS, die energetischen Hitzeschilde, sangen. In 70 Kilometer Höhe drehte sie nach Südwesten und jagte mit 21.000 km/h ihrem Ziel entgegen.

    Fast gleichzeitig strebten in West- und Süddeutschland, Böhmen, Österreich, Norditalien und der Schweiz 15 gestartete Fähren Richtung Mutterschiff. Es schwebte in einem stationären Orbit 385 Kilometer über Augsburg.

    Am 12. Mai hatten gegen sechs Uhr die übrigen 18 Bordfähren mit jungen Frauen und Männern aus dem westlichen Russland, Nord- und Westeuropa angedockt.

    Die von einem der vier Computer gesteuerte Fähre Nr. 4 mit Maria und Josef näherte sich dem Raumschiff.

    Es hatte Anfang Dezember 1810 die Erde erreicht und die 34 eiförmigen Fähren gestartet. Das Raumschiff hatte sich hinter dem Mond verborgen.

    Mitte Januar und Anfang Februar 1811 hatte es 350 Kilometer über der Karibik insgesamt 13.600 Entführte aus Nord-, Mittel- und Südamerika an Bord genommen.

    In den frühen Morgenstunden des 9. und 30. März hatte es über dem östlichen Mittelmeer jeweils 6.964 junge Bewohner des Osmanischen Reiches, Irans und aus Indien aufgenommen.

    Im Februar 1805 hatte ein Forschungsschiff des außerirdischen Volkes, ebenfalls ohne lebende Besatzung, 124 Sonden über der Erde abgesetzt und eine Position hinter dem Mond eingenommen. Die 96 Zentimeter durchmessenden Drohnen hatten fünf Monate Daten gesammelt. Kurz vorm Rückflug hatten Roboter in Mitteleuropa 21 Frauen und 20 Männer zwischen 17 und 20 Jahren entführt.

    Die Fähren dockten an. Die aufgewachten Entführten saßen still in den Sesseln. Ein zweites Mittel im Fruchtsaft wirkte ähnlich wie die BF-Strahlen.

    EMR-13 führte zehn Willenlose, darunter Maria und Josef, in einen der 115 Passagierräume. In jedem standen 400 sargähnliche Schlafkammern, 2,16 Meter lang, 75 Zentimeter breit und 62 hoch. In den matt silberfarbenen Unterteilen mit abgerundeten Ecken lagen Konturmatratzen auf verstellbaren Liegen mit erhöhtem Kopfteil.

    Der Roboter befahl: »Zieht die Schuhe aus, legt euch hinein, streckt die Arme neben dem Körper aus und schließt die Augen.«

    Die Entführten gehorchten. Die Roboter kommunizierten mit dem zuständigen Computer. An den vier Ecken befestigte Teleskopstangen senkten die gewölbten Oberteile aus drei Schichten durchsichtigen Materials herab. Die zehn Zentimeter durchmessenden Stangen pressten die Dichtungen in die abgedichteten Aussparungen der Unterteile.

    Hauchfeiner Nebel füllte die Schlafkammern.

    Die Roboter verließen die Räume. Der Computer schloss die Türen und schaltete die Beleuchtung aus.

    An Bord traten 44.800 Erdbewohner – 26.472 weibliche zwischen 15 und 19 und 18.328 männliche zwischen 17 und 22 Jahren – die Reise zum Heimatplaneten der Schiffserbauer an.

    Aufgrund der Trägheit seiner enormen Masse nahm das Schiff nur behäbig Fahrt auf. Zwölf Minuten später schaltete ein Computer ein 1.800 Kubikmeter umfassendes Aggregat ein. Es verringerte die Massenträgheit um 75 Prozent. Das Raumschiff steigerte rasant die Geschwindigkeit. Violette Energielanzen stachen sieben Kilometer in die Schwärze des Alls.

    Das Raumschiff erreichte 240.000 km/h. Die Energielohen der 22 Normaltriebwerke erloschen. Das Schiff jagte dem Sprungpunkt in den unergründlichen Überraum entgegen.

    Eine Stunde und 53 Minuten später verschwand das Sternenschiff schlagartig.

    3

    Kurz nach sieben Uhr saßen der fluchende Ludwig Huber, die heulende Gerda und ein trauriger Hans am Küchentisch. Spärliches Frühstück. Die Mutter wehklagte. »Ich verstehe überhaupt nichts mehr. Unsere Mädchen und der Knecht Sepp sind auch verschwunden.« Sie schaute ihren Mann an. »Glaubst du, sie sind auch nach Roth gelaufen?«

    »Bist du verrückt!? Doch nicht mitten in der Nacht! Außerdem, warum sollten sie abhauen?« Er fixierte den Sohn. »Haben deine Schwestern einmal etwas Ähnliches erwähnt? Hast du in der Nacht etwas gehört?«

    Kopfschütteln. »Ich habe fest geschlafen. Keine Ahnung, warum sie fortgelaufen sind.«

    Die Mutter jammerte: »Warum hat Gott uns so schrecklich bestraft? Wir sind doch jeden Sonntag in die Kirche gegangen und haben keine Todsünden begangen.«

    Der Vater sprang auf. »Ich fahr jetzt nach Roth.«

    Auf der Hauptstraße und dem Dorfplatz traf Ludwig diskutierende, aufgeregte und fluchende Bewohner. Er erfuhr, dass weitere 25 Familien Kinder, fünf junge Mägde und vier Knechte vermissten.

    In Roth stürmte er ins Haus des Großbauern Waldhofer.

    Ratlos, niedergeschlagen und schockiert fuhr er 40 Minuten später nach Hause. Der 20-jährige Sohn Karl, die 17-jährige Tochter Adelheid und eine junge Magd waren ebenfalls spurlos verschwunden.

    Mitte November der Jahre 1849, 1888 und 1918 tauchte das Raumschiff erneut über der Erde auf. Die EMR erbeuteten in den gleichen Ländern wie 1811 insgesamt 135.878 junge Menschen, davon 60,2 Prozent weibliche. Die Altersgruppen entsprachen denen des erwähnten Jahres.

    Höllische und himmlische Bescherungen

    1

    Im Jahr 2017 besaß Alaska rund 100.000 Gletscher. 650 tragen einen Namen. Bis zum Herbst 2051 ließ die, seit 2013 immer rascher fortgeschrittene, Erderwärmung über 540 der kleineren Gletscher fast vollständig schrumpfen. Etwa 80 Prozent der übrigen Eispanzer verloren zwischen 20 und 60 Prozent ihrer Massen.

    Im gleichen Zeitraum sank in den nördlichen Polarregionen die Anzahl der Eisbären um fast zwei Drittel. Weltweit züchteten zoologische Gärten das vom Aussterben bedrohte größte Landraubtier der Erde. Naturschützer hofften, in 20, 30 Jahren zahlreiche Exemplare aussetzen zu können.

    Untersuchungen der Klimaforscher zeigten nämlich, dass die Erderwärmung nicht mehr fortschritt und sich in den nördlichen Polarregionen minimal reduziert hatte.

    Schweiz. Südabdachung Berner Alpen. Im Jahr 2007 erstreckte sich der Große Aletschgletscher, der größte und längste Gletscher der Alpen, über eine Länge von 22,75 Kilometer. Die Breite betrug rund 1.500 Meter und die Dicke zwischen 900 Meter am Konkordiaplatz und 150 Meter im Süden. Die Eismassen bedeckten, einschließlich Quellgebiet, 81,7 Quadratkilometer.

    Von 1978 bis 2018 büßte der Gletscher 1,3 Kilometer Länge ein, das heißt, durchschnittlich rund 32 Meter jährlich, wobei der Rückgang von 2014 bis 2018 50 Meter pro Jahr betrug.

    Ab 2021 verstärkte sich das Abschmelzen dramatisch. Bis 2045 verlor er weitere 4,31 Kilometer.

    Schweizer Klimatologen prophezeiten, dass der Gigant innerhalb der nächsten 25 Jahren zu kümmerlichen Resten im Norden schmelzen werde – falls sich die Erderwärmung nicht deutlich rückläufig entwickele.

    Ab Mai 2016 sperrten die Behörden am südlichen Osthang des Gletschers großflächig die Wanderwege und wenig später die 2015 in Betrieb genommen Gondelbahn der Bergregion Moosfluh. Grund: zahlreiche Gesteinsrutschungen talabwärts Richtung Gletscher. Im Herbst 2016 zeichneten die Messgeräte bis zu 80 Zentimeter pro Tag auf. Sie verlangsamten sich in den Jahren darauf auf 13 Zentimeter.

    Der Klimawandel führte auch zum Auftauen des Permafrostes. Von etwa 2000 Höhenmetern aufwärts ist der Felsuntergrund des Gebirges bis zu einigen hundert Metern Dicke gefroren. Wie eine Plombe hält dieses Untergrundeis die Felsmassen zusammen. Und es verhindert - der wichtigste Effekt - das Eindringen von Wasser. Es sei nämlich, sagte ein Professor namens Haeberli, die zerstörerischste Kraft im Gebirge.

    Tauen die Frostkerne der Berge auf, wirkt das Wasser gegenteilig. Ist das Eis in den Rissen, Spalten und kapillaren Fugen verflüssigt, fließt Wasser nach und gefriert im Winter auch wieder, das bedeutet, es dehnt sich aus und sprengt mit immenser Gewalt den benötigten Raum.

    Die Klimaforscher ermittelten eine kontinuierliche Erhöhung der Temperatur im Permafrost der Alpen. Steigt sie über minus 1,5 Grad, schwindet die Stabilisierung des Gesteins.

    Die instabile Bergflanke Moosfluh rutscht kontinuierlich ab, eine, nicht nur im Schweizer Gebirge, allgegenwärtige Gefahr. Die Rutschung erstreckt sich über eine Fläche von

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