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Spirituelle Krise oder Psychose?: Dunkle Pfade zur Erleuchtung
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eBook469 Seiten6 Stunden

Spirituelle Krise oder Psychose?: Dunkle Pfade zur Erleuchtung

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Über dieses E-Book

Das Schwergewicht dieser Publikation liegt auf spirituellen Krisen und ihren Parallelen zu Stationen des geistigen Entwicklungsweges. Tatsächlich lassen sich, trotz des teilweise sehr chaotischen Verlaufs, auch bei psychotischen Episoden Merkmale erkennen, die mit den Stufen spiritueller Erfahrungen große Ähnlichkeiten aufweisen.
Oft wird behauptet, dass zwischen einem Mystiker und schizophrenen Patienten eine gewisse Verwandtschaft besteht. Tatsächlich sind die zahlreichen Berichte über problematische Entwicklungen ein Zeichen dafür, dass in spirituellen Transformationsprozessen unvorhergesehene Konflikte auftauchen können.
Das Erkennen dieser Übereinstimmungen kann ein Licht auf psychotisches Erleben werfen und Zusammenhänge aufzeigen, die ansonsten im Dunkeln blieben.
SpracheDeutsch
HerausgeberTWENTYSIX
Erscheinungsdatum14. Apr. 2020
ISBN9783740740078
Spirituelle Krise oder Psychose?: Dunkle Pfade zur Erleuchtung
Autor

Birgit Waßmann

Birgit Waßmann entdeckte früh die geheimnisvolle Welt der Spiritualität und Parapsychologie für sich. Sie hat sich bsiher vorwiegend mit spirituellen Krisen und ihren Begleigterscheinungen befasst und dazu mehrere Sachbücher veröffentlicht. Adalines Wanderungen ist ihr erster Fantasieroman, der auf unterhaltsame Weise die Themen Mystik, Märchen und Fantasy mkiteinander verbindet.

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    Buchvorschau

    Spirituelle Krise oder Psychose? - Birgit Waßmann

    Schizophrenie gilt als die rätselhafteste

    unter den

    psychischen Störungen.

    Das innere Haus der Seele ist großartig

    und zerbrechlich.

    Inhalt

    Vorwort

    Psychologie und Grenzgebiete des Wissens

    Vision und Wirklichkeit

    Paranormale Erlebnisse

    Der Umgang mit außergewöhnlichen Erfahrungen

    Die metaphysische Seite von Psychosen

    Die geheime Welt der Symbole und Zeichen

    Die innere Bilderwelt

    Vorstellungen jenseits der Realität

    Die geheime Bedeutung der Dinge

    Rätselhafte Botschaften und Zeichen

    Innere Wandlungsprozesse

    Psychose oder höheres Gewahrsein?

    Merkmale einer spirituellen Krise

    Gesteigerte Sensitivität und Erregbarkeit

    Religion und Psychose

    Transformative Prozesse

    Kundalini-Energie und Krise

    Ich-Auflösung und , dunkle Nacht'

    Dissoziation: Eine andere Sichtweise

    Der innere Wandlungsprozess

    Der geistige Weg und seine Schatten

    Das Leben als Pilgerfahrt

    Die Erweiterung des Bewusstseins

    Hindernisse und Prüfungen

    Die spirituelle Praxis

    Energie-Übertragung und Verbindung

    Initiation und Erkenntnis

    Initiation: Die Stufen der Erkenntnis

    Einweihung und ,Kraftübertragung'

    Sinnsuche und Krise

    Kundalini-Erwachen oder Schizophrenie?

    Schamanische Krisen

    Psychosen aus ganzheitlicher Sicht

    Sinnkrise und Transzendenz

    Schutz vor unsichtbaren Angriffen

    Therapie psychotischer Erkrankungen

    Psychose oder spirituelle Krise?

    Beratungsstellen

    Literaturverzeichnis

    Vorwort

    Der Begriff Schizophrenie stellt die Erlebnisse von Menschen, die einen Blick hinter die Kulissen des Geistes wagen, durchweg in ein negatives Licht. Schizophrenie bedeutet im Grunde, dass ein Bewusstsein den eng begrenzten Rahmens der normalen Wahrnehmung gesprengt hat. Der Betreffende empfindet sich jedoch als Opfer der Situation, da ihn die Erfahrungen im erweiterten Bewusstseinszustand überordern.

    Eine plötzliche und willkürliche Erweiterung der bewussten Wahrnehmung ist in der Tat nicht ungefährlich. Die vielfältigen Probleme, mit denen schizophrene Patienten zu kämpfen haben, sind ein deutlicher Hinweis darauf. Einerseits kann es sehr interessant sein, eine völlig neue Welt zu entdecken, doch die ungewohnte Sicht kann andererseits auch unzählige Schrecken in sich bergen. Niemand beschützt den abenteuerlustigen Wanderer an dem fremden, unbekannten Ort; er steht allein da auf weiter Flur.

    Auch kann die neue Wahrnehmungswelt nicht ohne weiteres wieder zurückgedrängt werden. Der Wanderer gerät unter Umständen in eine Krise, die ihn in die Mühlen der Psychiatrie bringt. Unheimliche Visionen tauchen auf, dunkle Schattengestalten nähern sich dem Betrachter und rufen Ängste hervor. Bald fühlt er sich bedroht und verfolgt. Ärzte diagnostizieren in solchen Fällen in der Regel eine schizophrene Erkrankung, ohne ein grundlegendes Verständnis dafür, was in der Psyche vor sich geht.

    Aus der Sicht des Erlebenden sind seine unterschiedlichen Halluzinationen nicht lediglich Erzeugnisse einer krankhaften Phantasie (wie ihm von fachlicher Seite unterstellt wird), sondern für ihn haben sie durchaus Realitätscharakter. Er hat Einblick in eine geheimnisvolle Realität; er schaut in eine Welt, die den meisten Menschen verborgen bleibt. Es ist eine Sphäre, in der Energie sichtbare Formen annimmt.

    Oft wird behauptet, dass zwischen einem Mystiker und schizophrenen Patienten eine gewisse Verwandtschaft besteht. Tatsächlich sind die zahlreichen Berichte über problematische Entwicklungen ein Zeichen dafür, dass in spirituellen Transformationsprozessen unvorhergesehene Konflikte auftauchen können. Leider wird dieses Thema in esoterischen Foren kaum erwähnt.

    Daher ist es ein Anliegen dieses Buches, auf die Hindernisse hinzuweisen, denen viele spirituell Interessierte, die sich mit entsprechenden Übungen befassen, begegnen und denen sie meist überraschend und unvorbereitet ausgeliefert sind.

    Das Schwergewicht dieser Publikation liegt auf spirituellen Krisen und ihren Parallelen zu Stationen des geistigen Entwicklungsweges. Tatsächlich lassen sich – trotz des teilweise sehr chaotischen Verlaufs – Merkmale erkennen, die mit den Stufen spiritueller Erfahrungen große Ähnlichkeiten aufweisen. Das Erkennen dieser Zusammenhänge kann ein Licht auf psychotisches Erleben werfen sowie Erklärungsmuster aufzeigen, die ansonsten im Dunkeln blieben.

    Psychologie und Grenzgebiete des Wissens

    Vision und Wirklichkeit

    Die Traumebene verbindet als Mittler die geistige Ebene und

    die materielle Welt.

    Außergewöhnliche Begebenheiten faszinieren seit jeher die Menschheit. Was ist Wirklichkeit, wann kann man von einem ungewöhnlichen Phänomen sprechen? Es gibt eine Tendenz, für geheimnisvolle Dinge allzu leicht eine Erklärung zu finden, ebenso wie es die Neigung gibt, für außergewöhnliche Begebenheiten überhaupt keine Erklärung zu haben und sich damit zufrieden zu geben.

    Die Wissenschaften der Neuzeit haben sich vorwiegend die Analyse der empirisch fassbaren Realität zum Ziel gesetzt, fragen aber kaum nach Sinn und Ziel dieser Wirklichkeit. Doch die Realität ist vielschichtig und lässt sich aus ganz unterschiedlichen Perspektiven deuten und verstehen.

    Außerordentliche Bewusstseinsphänomene werden in verschiedenen Kulturen als Zeichen des Übernatürlichen aufgefasst, während sie im westlichen Denken meist als pathologisch angesehen werden. Zu ihnen gehören außersinnliche Wahrnehmungen wie: Hellsehen und Hellhören, spiritistische Phänomene, Spuk, außerkörperliche Erfahrungen, präkognitive Träume, automatisches Schreiben, Berichte über Reinkarnation und Telepathie. Auch Dèja-vu-Erlebnisse, bedeutungsvolle Zufälle sowie paranormale Heilungen gehören in das Spektrum der außergewöhnlichen Phänomene.

    Ein Teil der Erfahrungen wird in der psychischen Innenwelt wahrgenommen, während sogenannte ,externale Phänomene' in der materiellen Außenwelt lokalisiert werden. Auch wenn in vielen Fällen die Erfahrungen unerklärlich scheinen, ist es dennoch angebracht, zuerst die naheliegendsten und einfachsten Erklärungen heranzuziehen.

    Immerhin sind laut repräsentativen Umfragen die besonderen Erfahrungen bei 10-15% der Bevölkerung so außergewöhnlich, dass sie unkonventionelle Erklärungsmodelle rechtfertigen. Die Annahme einer übernatürlichen Ursache für ein Vorkommnis wird häufig als Aberglaube abgetan, obwohl es für diese einseitige, kritische Auffassung keinerlei Beweise gibt.

    Ch. Siry erzählt von seinen Erlebnissen auf dem Jakobsweg, zu denen auch abenteuerliche Visionen gehörten. Er bezeichnet den Wahnsinn als ,siebten Sinn', der außergewöhnliche Dinge und Mysterien zeige. „Dem, der ihn versteht, ist der Wahnsinn ein guter Freund" (S.79). Er sei die Pforte zum Urzustand, zum allumfassenden Geist. Die Seele dürste nach dem Geheimnisvollen, doch für den normalen Menschen bleiben die Türen verschlossen

    Die Fähigkeit, die normalen Grenzen des bewussten Geistes zu überschreiten, ist ein wertvolles Charakteristikum der menschlichen Natur. Die Grenzen zwischen den Welten sind fließend. Um sich davor zu bewahren, zwischen den Türen verloren zu gehen, hilft oftmals die einfache Frage: ,Träume ich oder bin ich wach'? Diese Frage stellt sich der Visionär und Träumer immer wieder, denn sie erzeugt eine Verbindung zwischen den Bewusstseinsebenen.

    Die Phänomene an den Grenzen des Wissens, die nur unzureichend verstanden werden, haben mit den Alltagsvorstellungen von Wirklichkeit nicht viel gemein. Sie lassen sich nicht ausreichend mithilfe des gegenwärtigen Kenntnisstandes erklären, denn sie bewegen sich außerhalb des üblichen wissenschaftlichen Verständnisses von Raum, Zeit und Energie.

    Paranormale Erlebnisse

    Der Glaube hat die Macht, die Wirklichkeit zu formen.

    Menschen, die an einer psychischen Störung leiden, glauben vermehrt an die Existenz übernatürlicher Kräfte. Dies bedeutet aber keineswegs, dass außergewöhnliche Wahrnehmungen als eine psychische Störung anzusehen sind. Allein durch psychopathologische Verarbeitungsprozesse können diese nicht zufriedenstellend erklärt werden.

    Die psychologische Wissenschaft geht davon aus, dass Menschen mit paranormalen Überzeugungen besonders gefährdet sind, eine psychische Störung zu entwickeln. Auf der anderen Seite können außergewöhnliche Erfahrungen auch zu psychischer Gesundheit oder zumindest zur Stabilisierung beitragen. Ob dies der Fall ist, hängt davon ab, wie das Erlebnis eingeschätzt wird, ob die Betroffenen sich ausgeliefert fühlen und welche Reaktionen die Umwelt zeigt.

    In den meisten Fällen reicht es nicht aus, ungewöhnliche Erlebnisse als Täuschung oder Fehlwahrnehmung zu deklarieren, auch wenn Menschen mit psychischen Auffälligkeiten häufig davon berichten. Paranormale Erlebnisse allein sind keineswegs ein Indikator für psychische Auffälligkeiten. Sie sind häufig bei geistig völlig gesunden, unauffälligen Personen anzutreffen. Dennoch spielen traumatische Lebenserfahrungen bei der Entwicklung von paranormalen Überzeugungen eine wichtige Rolle. Sie können als Bewältigungsstrategie für den erlebten Verlust der Kontrolle dienen. In Kombination mit sozialem Rückzug, mit der Interpretation zufälliger Ereignisse als persönlich bedeutungsvoll und allgemeinem Misstrauen gegenüber jedermann können die paranormalen Erlebnisse Teil eines Krankheitsbildes sein.

    Während der überwiegende Teil der außergewöhnlichen Erfahrungen spontan auftritt, wird ein gewisser Anteil im Rahmen von meditativen Übungen, okkulten Praktiken, Hypnose, mithilfe psychoaktiver Substanzen oder durch Fasten bewusst induziert. Auch nach dem Aufsuchen von Heilern, Kartenlegern oder Wahrsagern treten bei einigen Klienten plötzlich ungewöhnliche Erlebnisse auf.

    Der typische Verlauf dabei ist, dass anfänglich positive Erfahrungen plötzlich ins Negative kippen, da sie als unkontrollierbar und aufdringlich erlebt werden und sich die Klienten ungewollt fremdartigen Beeinflussungen ausgesetzt sehen. Den meisten Beteiligten ist nicht klar, dass zwischen sensitiven Personen in stärkerem Maße telepathische Übermittlungen stattfinden, als dies im Normalfall geschieht.

    Sobald einer der Partner intensiv seine Gedanken auf den anderen richtet - und sei es nur, um den Therapieverlauf zu überdenken -, entsteht eine mentale Verbindung. Unsichtbare Kanäle ermöglichen einen Energiefluss in Richtung der betreffenden Person, bei der plötzlich Unruhezustände auftreten. Die Beeinflussung seitens des Heilers ist meist ungewollt, dennoch findet sie statt und wird als unangenehm und bedrohlich empfunden. Die behandelte Person erlebt den Absender als Störfaktor, der ihre Integrität missachtet.

    Dem Heiler werden nicht selten böswillige Absichten unterstellt, auch wenn diesem keineswegs der Sinn danach steht. Meist handelt es sich bei den Vorwürfen um Missverständnisse, da beiden Seiten - in Unkenntnis der unsichtbaren Übertragungswege - die nötige innere Distanz nicht wahren. Das Empfinden, unverhältnismäßig beeinflusst zu werden, könnte durch mehr Aufmerksamkeit für diese Zusammenhänge verhindert werden.

    In einzelnen Fällen treten außergewöhnliche Erfahrungen so unerwartet auf, dass sie nicht in das bislang vorherrschende Selbstbild integriert werden können. Manchmal entwickelt sich eine unvorhersehbare Eigendynamik. Dies kann soweit gehen, dass sogar alltägliche Erfahrungen außer Kontrolle geraten, da sich veränderte Bewusstseinszustände verselbständigen. Dies geschieht vor allem infolge okkulter Praktiken, wie z.B. Gläserrücken und automatisches Schreiben, wodurch veränderte Bewusstseinszustände und dissoziative Prozesse gefördert werden.

    Auch unheimliche Spukerscheinungen, präkognitive oder luzide Träume und Ahnungen kommenden Unheils stellen sich oft unerwartet ein. Sie entziehen sich der Kontrolle des bewussten Ichs und lösen Gefühle von Hilflosigkeit und Überwältigung durch unbekannte Kräfte aus. Dies geschieht vor allem dann, wenn die Inhalte belastend oder unheimlich sind. Dazu gehört bspw. das Träumen von einem Unglück oder Todesfall, der sich anschließend tatsächlich ereignet.

    Außergewöhnliche Erlebnisse werden besonders dann positiv bewertet, wenn sie als normale menschliche Erfahrungen angesehen werden. Sie erhalten eine besondere Bedeutung, sobald sie mit spirituellen Phänomenen in Verbindung gebracht werden.

    Der Umgang mit außergewöhnlichen Erfahrungen

    Phänomene kann man nicht erklären, und dass man

    sie nicht erklären kann, liegt nicht an

    den Phänomenen, sondern an uns.

    Hippokrates

    Religiös-mystische Erfahrungen können in ihrer Vielfalt kaum erfasst werden. Zu ihnen zählen Offenbarungen, Visionen, Erleuchtungserlebnisse, Stigmata, Ekstasen, akustische oder optische Halluzinationen, Besessenheit u.v.m. Mystische Erfahrungen liegen außerhalb der Reichweite des rationalen Verstandes. Die auftretenden Phänomene gehen über alltägliche Vorstellungsbilder hinaus. Die Psychiatrie des 19. Jhdts heftete daher außergewöhnlichen Erfahrungen rundweg das Etikett des ,religiösen Irrsinns' an. Das Auftreten von Erweckungsbewegungen wurde als ,ansteckende Hysterie' betrachtet.

    Erlebnisse, die als paranormal oder transzendent eingestuft werden, vermitteln bei den Erlebenden häufig den Eindruck, von einer geistigen Macht oder einem höheren Wesen geleitet und überwacht zu werden. Nicht selten haben sie eine grundlegende Änderung des Weltbildes zur Folge. Der Sinn und die Bedeutung des Daseins erscheinen plötzlich in einem neuen Licht. Manche Individuen fühlen sich ,auserwählt' und gelangen zu der Überzeugung, ihnen sei eine besondere Mission im Leben auferlegt worden. Von ihnen würden daher grundlegende Änderungen in ihrer Lebensführung erwartet.

    Die augenfälligen Ähnlichkeiten zwischen Schizophrenie und religiösen Vorstellungen können anfangs auf den Behandler eine Faszination ausüben. Doch manches an den Inhalten, die mitgeteilt werden, erscheint undurchsichtig und geradezu unheimlich, wodurch der Therapeut nicht ermutigt wird, weiter in dieser Richtung zu forschen. Tatsächlich können einige ungewöhnliche Erfahrungen auf einen Außenstehenden äußerst verstörend wirken.

    Destruktive außergewöhnliche Bewusstseinserfahrungen liegen vor, wenn:

    ein Ruf zur Selbstschädigung oder Schädigung anderer Menschen vernommen wird,

    die Bewusstseinsphänomene langfristig nicht zur Stabilisierung des Ich, sondern zur Zerrüttung der Psyche führen,

    infolge solcher Ereignisse die sozialen Beziehungen langfristig nicht geheilt, sondern zerstört werden.

    C.G. Jung fand heraus, dass Geisteskrankheiten vor allem in Momenten intensiver Emotionen zum Ausbruch kommen. Die Ähnlichkeit von psychiatrischen und mythologischen Phantasien hat zur Entwicklung der psychologischen Lehre C.G. Jungs geführt. Die Grundannahme seiner Archetypenlehre basiert auf der Überzeugung, dass es eine gewisse eingeborene Kraft geben müsse, die derartige Phantasien in den Träumen von Kindern und Erwachsenen und auch in der Wahnwelt von Psychotikern auftauchen lässt. Religiöse und mythische Inhalte werden zur natürlich angelegten Disposition in der Psyche der Menschheit erklärt.

    Zwischen den psychologischen Wissenschaften und religiösen Überzeugungen existiert seit jeher ein Spannungsverhältnis. Die Psychiatrie hat von Anfang an eine gewisse Abneigung gegen die Religion gehegt, da sie die exaltierten religiösen Zustände für gefährlich hielt in Bezug auf die geistige Gesundheit. Auch die Psychoanalyse, darauf bedacht, die innere Freiheit des Individuums zu fördern, steht damit im Gegensatz zu vielen religiösen Lehren.

    Wenn es um Themen geht, die den psychologischen Grenzgebieten bzw. der Parapsychologie zugeordnet werden, herrscht in der psychotherapeutischen Fachwelt ebenfalls nach wie vor große Zurückhaltung. Die ambivalente Einstellung führt dazu, dass denjenigen Therapeuten, die sich mit diesem Themenbereich auseinandersetzen, oft mit einer gewissen Skepsis begegnet wird. Diese ablehnende Haltung spiegelt sich auch in der therapeutischen Arbeit mit Menschen wider, denen ihre außergewöhnlichen Erfahrungen ein Rätsel sind und die eine Beratung aufsuchen.

    Die Beurteilung außergewöhnlicher Phänomene wirft die Frage auf, was für die Psyche zuträglich ist und was die Grenzen des Normalen überschreitet. Dabei muss vor einer zu simplen Grenzziehung zwischen Normalität und Pathologie gewarnt und bei der Beurteilung die Gesamtpersönlichkeit des Erlebenden mit einbezogen werden. Es gilt zu berücksichtigen, ob die außerordentlichen Bewusstseinszustände im Gesamtleben integriert sind oder nicht.

    Je nach kultureller Zugehörigkeit werden außergewöhnliche Erfahrungen unterschiedlich erklärt und bewertet. Die Einstellung einer Gesellschaft zu besonderen Wahrnehmungen entscheidet darüber, ob diese als Anzeichen einer psychischen Störung oder als Ausdruck besonderer Fähigkeiten gewertet werden.

    Menschen, die außergewöhnlichen Erfahrungen ausgesetzt sind, werden häufig von der Angst getrieben, den Verstand zu verlieren. Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn das bislang gültige Weltbild in Frage gestellt wird und keine befriedigende Lösung für die Verarbeitung und Integration der Wahrnehmungen gefunden wird. Die Betroffenen suchen im Rahmen von Beratung und Therapie nach Möglichkeiten, das Erlebte zu verarbeiten und einzuordnen. Die Aufgabe des Therapeuten besteht darin, Mittel und Wege zu finden, um die Erlebnisse psychisch zu verarbeiten und zu integrieren.

    Oft ist es dringend erforderlich, Hilfe bei der Verarbeitung traumatischer Erlebnisse anzubieten. Zum zentralen Anliegen können Fragen nach Sinnhaftigkeit und Bedeutung werden. Liegen Beeinflussungserlebnisse vor, müssen Strategien der Abgrenzung und Immunisierung vermittelt werden.

    Ein primäres Anliegen von Ratsuchenden ist es, Aufklärung und Informationen über ungewöhnliche Phänomene, mit denen sie sich auseinandersetzen, zu erhalten. Dies erfordert von den Beratern ein grundlegendes Expertenwissen auf Gebieten, welche die Menschheit seit jeher beschäftigen, die aber kaum Gegenstand akademischer Ausbildung sind. Für eine kompetente Beratung sind ausreichende Kenntnisse zu den betreffenden Themen unerlässlich. Wichtig dabei ist es, die geschilderten Erfahrungen nicht vorschnell als Krankheit einzuordnen oder als Fehlwahrnehmung herabzustufen. Ein echtes Verständnis für das, was die Betroffenen erlebt haben, wird ansonsten behindert. Die Anerkennung der Wahrnehmungen als subjektive Realität ist eine wichtige Basis für die therapeutische Arbeit.

    Grundlegende Kenntnisse über mögliche Zusammenhänge zwischen außergewöhnlichen Erfahrungen und psychischen Störungen sind sinnvoll, um die Wahrnehmungen einordnen und verstehen zu können. Die Erkenntnis darüber, welche Inhalte als bedeutsam oder verwirrend einzuordnen sind, macht eine Entdramatisierung der Erfahrung möglich. Eine rationale Auseinandersetzung mit Problemfeldern, die mit dem Erlebnis verknüpft sind, wird gefördert.

    Die Erlebnisse ereignen sich bevorzugt in Krisenzeiten und in Phasen psychischer Instabilität. Sie stehen mit der psychischen Befindlichkeit der Person in Wechselwirkung. Die Mehrzahl der Ratsuchenden fühlt sich durch die außergewöhnlichen Erfahrungen belastet und wünscht, sie besser kontrollieren zu können oder möchte sie völlig zum Verschwinden bringen.

    Die Befürchtung vieler Betroffenen, als unglaubwürdig oder psychisch krank abgestempelt zu werden, ist mehr als berechtigt. Sinnvoll wäre es daher, die Gründe für das Entstehen der besonderen Erfahrungen zu hinterfragen. Es hilft den Ratsuchenden, wenn sie erfahren, dass sie mit den Erlebnissen nicht allein sind, sondern dass außergewöhnliche Erfahrungen insgesamt gesehen weit verbreitet sind.

    Wenn sich das Dasein sich nur noch um die besonderen Wahrnehmungen und die damit einhergehenden Fähigkeiten dreht, wird die Auseinandersetzung mit den Forderungen des Alltags vermieden. Durch eine überwiegende Konzentration auf besonders herausragende Erlebnisse verkümmern möglicherweise andere Ressourcen; gewisse Chancen und Entwicklungsmöglichkeiten werden vernachlässigt.

    In manchen Fällen haben die außergewöhnlichen Wahrnehmungen symbolische Bedeutung und weisen auf bislang vermiedene Lebensaufgaben hin. Eine Auseinandersetzung mit dem Phänomen in Verbindung mit der Lebensgeschichte kann dazu führen, dass belastende Erfahrungen ein Ende finden. Die Voraussetzung dafür ist, ein Bewusstsein für mögliche Zusammenhänge zwischen den besonderen Wahrnehmungen und den Inhalten der eigenen Psyche zu entwickeln. Dabei trägt die Qualität der Beziehung zwischen Therapeut und Hilfesuchenden ebensoviel zum Therapieerfolg bei, wie der Inhalt der Gespräche.

    In der Vergangenheit wurden Menschen, die bei außergewöhnlichen Erlebnissen Rat und Hilfe suchten, häufig nicht ernst genommen und zum pathologischen Fall erklärt. Dies hat die Entwicklung angemessener Beratungs- und Therapiekonzepte bis heute erschwert.

    Vieles, was Schizophrene erleben, lässt auf eine transformative Entwicklung und einen damit verbundenen Lernprozess schließen, für den allseits bekannte Erklärungsmuster nicht ausreichen. Die Annahme einer Verursachung durch das persönliche Unterbewusstsein oder ,Teilpersönlichkeiten' kann für einen Großteil der Phänomene keine nachvollziehbare Erklärung liefern.

    Vielfach scheint eine Art , Schulung' stattzufinden, die eine entfernte Ähnlichkeit mit okkulten Meister-Schüler-Beziehungen aufweist. Der Kontakt findet oft auf telepathischem Wege, für Außenstehende unbemerkt, statt. Aus Tibet sind telepathische Übermittlungen bekannt, über die A. David-Néel in Meister und Schüler berichtet. Über große Entfernungen hinweg übermitteln die Lehrmeister Handlungsanweisungen an die Adepten. Die angemessene Ausführung derselben gibt einen Hinweis auf die Aufnahmefähigkeit und den Entwicklungsstand der Probanden.

    Menschen, die zu psychotischen Entgleisungen neigen, sind als Kandidaten denkbar ungeeignet, wenngleich viele von ihnen ein großes Interesse an okkulten Themen haben. Für sie ist eine Kontaktaufnahme mit unsichtbaren Geistebenen, in welcher Form auch immer, von Nachteil.

    Das Selbst psychotischer Patienten ist äußerst empfindsam und verletzlich. Sie nehmen alle möglichen Eindrücke von außen auf, ohne sie zurückweisen zu können. Das Leben lehrt die meisten Menschen, sich innerlich zu distanzieren und Grenzen im zwischenmenschlichen Bereich zu ziehen, indem einerseits Nähe und auf der anderen Seite Rückzug zur rechten Zeit gelernt wird. Für Schizophrene dagegen ist es anstrengend, eine Grenze zwischen ihrem Selbst und Eindrücken von außen zu setzen. Sie haben Angst vor dem Anderen, Fremden, weil sie Belastungen nicht standhalten können und ihnen die Abgrenzung nicht ausreichend gelingt.

    M. Schindler hält einen ,geistigen Ankerpunkt' in solchen Fällen für dringend erforderlich. Eine Kontaktaufnahme mit höheren Geistebenen könnte das notwendige Wissen vermitteln, um einen festen inneren Halt zu erzeugen, der die Ich-Auflösung und das ungesteuerte Hin- und Herwechseln durch verschiedene Bewusstseinszustände aufhielte. Zudem wäre es von Vorteil, Buch über die verschiedenen Erfahrungen und Bewusstseinszustände zu führen, um Erlebtes rational zu strukturieren und beim Schreiben zu neuen Erkenntnissen zu gelangen.

    Wichtig dabei ist, sich nicht zu weit von der Welt zurückzuziehen, denn dann wäre der Rückweg in das Leben unnötig mühsam. Das Ziel besteht darin, eine Balance zu finden zwischen einem schützenden Ruhepunkt und den Anforderungen der Welt. Ein materieller ,Ankerpunkt' wird benötigt, damit die Zustände nicht zu einer Entwurzelung führen und der Halt vollends verloren geht.

    Eine psychotische Episode kann unter Umständen ein Selbstfindungsprozess sein. Die Erkenntnisse sind so vielschichtig, dass es kaum möglich ist, alles, was geschieht, nachzuvollziehen geschweige denn, es der Umwelt zu vermitteln.

    Die Gefahr der spirituellen Entwicklung liegt in den Zwischenstationen, in denen ein Wanderer stecken bleiben kann, bevor die höchste Ebene erreicht wird. Dort, wo kein Bild, keine räumliche Beziehung, keine Zeit mehr existiert, kann der Suchende auf Zwischenebenen geraten, wo er Klänge hört, Visionen hat und von Erlebnissen jenseits des bisher Gekannten verunsichert wird.

    Das Licht der inneren astralen Ebenen reflektiert gleichzeitig die eigenen Hoffnungen, Sehnsüchte und Ambitionen. J.H. Brennan weist auf die Notwendigkeit einer fundierten Selbsterkenntnis hin, ohne die es unmöglich sei, die inneren Ebenen zu erkunden und sich auf eine Kontaktaufnahme einzulassen. Es wird „wichtig sein, zwischen einer Reflexion der Inneren Ebenen und einer Projektion Ihres Unterbewusstseins zu differenzieren. Das einzig brauchbare Werkzeug dafür ist Selbsterkenntnis" (S.91).

    Die Projektionen des eigenen Unterbewusstseins können subtil und faszinierend sein, doch ohne ausreichende Selbsterkenntnis tauchen unvermutet Gefahren auf. „Selbst wenn Sie nicht auf eine schwere Psychose zudriften, so gibt es doch unzählige Schattierungen der Selbsttäuschung, warnt der Autor. „Ohne ausreichende Selbsterkenntnis werden sie bestenfalls dahin gelangen, ein wichtiges Unternehmen in einer Serie von Illusionen zu zerstückeln (ebd.).

    Der tibetische Buddhismus rät seinen Anhängern, die geschauten visionären Bilder „als eine Projektion der schöpferischen Tätigkeit des eigenen Geistes zu erkennen, und alle Gestaltungen wieder aufzulösen. Tut man das nicht, bleibt man ,ver-rückt' im wahrsten Sinne des Wortes" (in: E. Asshauer, S.127). Vielleicht sind Mystiker und Seher Menschen, die sich weit in unbekanntes Gelände vorwagen, weil sie den Rückweg kennen?

    Außergewöhnliche Erfahrungen kommen so häufig vor, dass ein angemessener professioneller Umgang mit ihnen und ein ausreichendes Verständnis eine Selbstverständlichkeit sein sollte. Ratsuchende können zu Recht ein grundlegendes Wissen im Hinblick auf die Themenbereiche, die ihnen Probleme bereiten, erwarten. Ein entsprechendes Behandlungskonzept, das ihnen aus der Krise heraushilft, sollte zur Verfügung stehen. Doch in der Regel werden die Hilfesuchenden enttäuscht. Erlebnisberichte über ungewöhnliche Vorkommnisse, die nicht mit den allgemein akzeptierten kulturellen Normen übereinstimmen, werden immer noch als Halluzinationen, als Ausdruck einer psychischen Störung, stigmatisiert.

    Die Haltung der Therapeuten sollte von Offenheit und Toleranz gegenüber unterschiedlichen Weltbildern geprägt sein. Bei günstigen Voraussetzungen erklären sich viele Patienten bereit, ihre Erlebnisse und ihr Weltbild aus unterschiedlichen Perspektiven zu betrachten. Manche finden in den Erfahrungen die Möglichkeit, ihrem Leben Sinn und Bedeutung beizumessen. Die paranormale Begabung zeichnet sie aus und macht sie zu etwas Besonderem. Es gibt sogar Patienten, die den psychotischen Schub als authentische religiöse Erfahrung erleben. Andere sehen sich als Opfer magischer Beeinflussungen und erklären negative Ereignisse damit, dass sie Auswirkungen von magischen Angriffen seien. Oft haben die außergewöhnlichen Erfahrungen, so sonderbar sie auch scheinen mögen, einen Bezug zur eigenen Lebensgeschichte, den es aufzudecken gilt.

    Aufgrund der häufigen Verknüpfung außergewöhnlicher Erfahrungen mit psychischen Störungen ist von einer traditionell schulorientierten Behandlung abzusehen. Angemessen ist ein Vorgehen, das die verschiedenen Aspekte berücksichtigt und eine individuelle Therapie ermöglicht. Der jeweilige Einzelfall und die sich daraus ergebende Problemlage erfordern eine entsprechende Herangehensweise.

    Die Psychose ist eine extreme Verdichtung von Erfahrungen auf verschiedenen Seinsebenen. Auf einer höheren Ebene ist sie nichts anderes als das Rätsel der Sphinx. Die Lösung des Rätsels ist letztendlich die Erkenntnis des eigenen Selbst.

    Die metaphysische Seite von Psychosen

    Außergewöhnliche Krankheiten bedürfen

    ebensolcher Methoden.

    In alten Überlieferungen ging man davon aus, dass die sichtbare Welt das Abbild einer dahinter verborgenen geistigen Welt sei. Es gab Pforten und Durchgänge zwischen den Ebenen. Der Übergänge waren fließend, so dass eine Kontaktaufnahme mit Wesen anderer Bereiche sowie der Empfang von Bildern, Eindrücken und Impulsen zum natürlichen Erleben gehörten.

    Viele Menschen waren in der Lage, die unsichtbare Welt zu sehen und sich mit den Wesen, die sie bevölkerten, auszutauschen. In der heutigen Zeit werden solche Menschen leicht als verrückt angesehen, bedauert W. Ferrari: „Ver-rückt ist dabei vielleicht nur eine Beschreibung dafür, dass jemand die Ausrichtung seines Bewusstseins in eine andere Sphäre verrückt hat, wodurch er Dinge wahrnehmen kann, die anderen verborgen bleiben" (S.12f.).

    Der erste Mensch, der sich mit dem Begriff ,Wahnsinn' auseinandersetzte, war Platon. In seinem Phaidros - Dialog unterschied er zwei Hauptformen:

    Jenen Wahnsinn, der durch menschliche Krankheit entsteht

    und jenen, der durch göttliche Gabe verursacht ist.

    Demzufolge traf er bei psychischen Krankheiten eine Unterscheidung zwischen natürlichen und übernatürlichen Ursachen. Während der krankheitsbedingte Wahnsinn von Übel war, wurde der ,göttliche Wahnsinn' mit dem Nimbus des Heiligen versehen.

    Der griechische Philosoph beschrieb den göttlichen Wahn als ein ,Geschenk der Götter'. „Nun aber werden die größten aller Güter uns durch den (Wahn) zuteil, wenn er als göttliches Geschenk verliehen wird." Der Wahn sei etwas Schönes, wenn er durch ,göttliche Schickung' entsteht. (Zitiert in: St. Grof: Die stürmische Suche nach dem Selbst, S.88). Menschen, die durch eine psychotische Erkrankung tiefes Leid erfahren haben, fällt es sicher schwer, diese Auffassung vorbehaltlos zu teilen.

    S. Freud kam zu der Auffassung, die Geisteskranken hätten „sich von der äußeren Realität abgewendet, aber eben darum wissen sie mehr von der inneren, psychischen Realität und können uns manches verraten, was uns sonst unzugänglich wäre" (vgl.: Ges. Werke, Bd XV, S.64). Psychisch Kranke haben demzufolge einen weiten Horizont und die Gabe, außergewöhnliche Sinnzusammenhänge und übersinnliche Wahrnehmungen besser zu erkennen als ihre Behandler.

    Vielen Schizophrenen enthüllt sich ihre Umgebung als besonders vielsagend und bedeutungsvoll, im Gegensatz zur eingeschränkten Sichtweise der Allgemeinheit, die sich eher wie ein gleichgültiger Zuschauer verhält. Die moderne Wissenschaft reduziert Wahrheit zu experimentell beweisbaren Tatsachen. Krankheit wird in diesem Sinne definiert als Abweichung von den in der westlichen Kultur gültigen Übereinkünften, die besagen, was Gesundheit ausmacht, wer in das vorgegebene Schema hineinpasst und wer außen vor bleibt.

    Psychotische Zustände sind charakterisiert durch eine tief sitzende Störung der Fähigkeit, die Welt in Begriffen wahrzunehmen, die kulturell und gesellschaftlich akzeptiert sind. „Die Gruppe von psychischen Störungen, die als Psychosen bezeichnet werden, stellt für die westliche Psychiatrie und Psychologie eine große Herausforderung und ein ziemliches Rätsel dar, meint das Therapeutenpaar St. und Chr. Grof. Und sie ergänzen: „In Anbetracht der Tatsache, dass es keine klare Übereinstimmung darüber gibt, was die Ursachen von funktionellen Psychosen sind, wäre es passender und ehrlicher, zuzugeben, dass wir nichts über ihr Wesen und ihren Ursprung wissen... (in: Spirituelle Krisen, S.24f.).

    Ein Blick in unbegreifliche Tiefen öffnet sich manchmal für Schizophrene und führt sie in andere, erhabenere Welten – oder aber in die Verdunkelung des Geistes. Neuartige Erlebnisse, die plötzlich aus zeitlosen Tiefen des Bewusstseins auftauchen, wirken entweder faszinierend und aufregend oder aber dämonisch und beängstigend. Ein Schrecken erregendes Chaos einerseits, andererseits eine Offenbarung, deren Höhen und Tiefen zu ergründen ein gewaltiges Unterfangen ist und das menschliches Bewusstsein zu übersteigen scheint. Dabei geht es um Grenzbereiche, deren eindeutige Zuordnung der psychologischen Wissenschaft kaum möglich ist.

    Berichte über außergewöhnliche Erfahrungen werden von Psychologen und Psychiatern oft vorschnell als Geistesstörung verunglimpft. Die therapeutischen Maßnahmen, die gegenwärtig praktiziert werden, sind daher in der Regel außerordentlich begrenzt, da das Verständnis für die inneren Prozesse bei weitem nicht ausreicht. Das grundlegende therapeutische Ziel ist die Anpassung an eine Gesellschaftsordnung, die in wesentlichen Zügen das menschliche Potenzial unterdrückt. Die gängige Psychologie unterscheide lediglich zwischen ,kranken' und ,normalen' Geisteszuständen, kritisiert H. Kalweit.

    Außerordentliche Geisteszustände und Bestrebungen, die das normale Maß überschreiten, gelten gemeinhin als krank. Der Autor kommt zu dem umgekehrten Schluss: „Unsere über den normalen Alltag hinausgehenden Erfahrungen machen unser wahres Leben, unsere ursprüngliche Gesundheit und unseren tiefsten Lebensimpuls aus" (in: Liebe und Tod, S.26).

    Viele verschweigen ihre besonderen Erfahrungen aus der Angst heraus, als nicht normal zu gelten. Sie trauen ihrer eigenen Wahrnehmung nicht und lehnen sie daher ab aus Angst vor Diskriminierung. In einer Welt der Theorien, Begriffe und Bewertungen gelingt es dem Erlebenden nicht, übersinnliche Erfahrungen einzuordnen. Er verdrängt sie daher umgehend. „Die entscheidenden und vitalsten Erfahrungen unseres Lebens sind so in den Untergrund gedrängt worden", bemängelt Kalweit (S.222).

    Das, was gemeinhin als Wahnvorstellung bezeichnet wird, ist u.a. eine persönliche Interpretation des Erlebenden in bezug auf außerordentliche Geschehnisse, die dem behandelnden Therapeuten zumeist unbekannt sind und mit denen er daher wenig anzufangen weiß. Dem Patienten werden häufig bewusstseinserweiternde Erfahrungen zuteil, die in ihrer Dynamik nicht immer einfach zu verkraften sind. Im Gegensatz zu Mystikern verarbeiten schizophrene Patienten die subjektiv gefärbten Begebenheiten auf eine pathologische Weise. In den Wahninhalten kommt zwar noch das ursprüngliche Geschehen zum Ausdruck, jedoch in mehr oder weniger verzerrter Form.

    Menschen, die unter einer Psychose leiden, geraten oftmals unfreiwillig und unvorbereitet mit der übersinnlichen Welt in Berührung, während Mystiker die gleichen Bereiche in meditativen Versenkungen unbeschadet betreten, erklärt Daskalos. Er war seinerzeit als Heiler auf Zypern tätig. Mystiker sind in der Lage, die materielle, grobstoffliche Welt klar von den geistigen Dimensionen zu unterscheiden und die Wahrnehmungen, für die sie sich geöffnet haben, zu kontrollieren.

    Schizophrene Menschen hingegen öffnen die Pforten der Wahrnehmung infolge ungewollter, gewaltsamer Einflüsse und sind diesen mehr oder weniger ausgeliefert. (Vgl.: K.C. Markides, Heimat im Licht, S.46f.) Elektroschocks, die sehr umstritten sind, könnten in einigen Fällen tatsächlich dabei helfen, die Tore – zumindest vorübergehend – zu verschließen, denn sie versetzen den Organismus kurzzeitig in einen höheren energetischen Zustand. In schwierigen Fällen allerdings sei eine Heilung kaum möglich. Dann wäre es hilfreicher, den Mantel des Vergessens um quälende Erinnerungen zu hüllen.

    Zeitweilig finden die geistige Existenz bedrohende Kämpfe mit zerstörerischen Kräften statt. Archetypische Mächte greifen nach der Seele, die von tiefsitzenden Ängsten erschüttert wird. Die inneren Umwälzungen werden von den einen als grausam, von anderen eher als heilsam empfunden. Dabei geht es darum, polare Gegensätze in der Psyche auszubalancieren und die dunklen Seiten durch die Kraft und die Helligkeit des Bewusstseins

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