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Im Labyrinth der Sphinx
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eBook204 Seiten2 Stunden

Im Labyrinth der Sphinx

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Über dieses E-Book

Der Journalist Paul Linquist ersteht die Kopie eines prähistorischen Papyrus, auf dem die legendäre Halle der Urkunden eingezeichnet ist, eine unterirdische Halle des Wissens. Mit dem Ägyptologen Edwin Stallgatter macht er sich auf nach Gizeh, um die Halle zu finden. Während beide ein unterirdisches Labyrinth durchqueren, wird Stallgatters Bruder auf der Area 51 für ein geheimes Raumfahrtprogramm angeworben. Als schließlich offenbar wird, dass der Mensch keine einzigartige Spezies ist, taucht auf einmal der mysteriöse David Gotthilf auf und mit ihm viele Fragen: Was ist der Mensch? Was sind Geist und Seele? Gibt es tatsächlich eine Welt der reinen Ideen, eine Zahlenmatrix, die alle Informationen für unsere Erscheinungswelt enthält, einschließlich der gesamten Historie, ja des Schicksals eines jeden Menschen?Das Buch behandelt brisante Themengebiete wie Zahlentheorie, Gentechnik und UFOs. Ein Geheimtipp für Leser jenseits des Tellerrands.
SpracheDeutsch
HerausgeberNepa Verlag
Erscheinungsdatum20. März 2020
ISBN9783946814504
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    Buchvorschau

    Im Labyrinth der Sphinx - Peter Lemar

    NEPA

    Impressum

    Alle Rechte vorbehalten.

    Das Werk darf – auch auszugsweise – nur mit Genehmigung des Verlags wiedergegeben werden.

    © 2020 NEPA Verlag, Bad Salzungen

    Umschlagbild: © Michael Rosskothen - Fotolia.com

    Umschlaggestaltung: NEPA Verlag

    VORWORT

    Seit 1993 ist es um Gizeh recht still geworden. Kann es sein, dass sich hinter dem Geheimnis der Pyramiden eine Wahrheit verbirgt, die zurückgehalten wird, weil sie zu viel Staub aufwirbeln würde? Den Staub der Geschichte?

    Pyramiden gibt es überall auf der Erde. Nicht nur in Afrika. Auch in Amerika, China und Europa. Was steckt hinter der Idee der Pyramide?

    Der Mensch ist heute an einem Punkt angelangt, wo eine neue Weltsicht unerlässlich ist. Der Schein, alles zu Erkennende erkannt zu haben, trügt!

    Aber eine neue Sicht der Dinge hängt unmittelbar mit unserer Vergangenheit zusammen. Die Ägyptologen konnten die Fragen nach den großen Rätseln der ägyptischen Frühzeit bis heute nicht schlüssig beantworten. Stattdessen wird uns ein wohlpräparierter Ausschnitt der Geschichte präsentiert, der mit der herrschenden Lehrmeinung konform geht. Man glaubt, die richtigen Antworten zu kennen. Unbequeme Fragen werden ausgeblendet.

    Doch sollte sich bewahrheiten, was sich derzeit abzeichnet, dann steht uns eine Revolution unseres gesamten Weltbildes bevor.

    Die folgende Geschichte macht daraus keinen Hehl. Ich behaupte nicht, dass sie wahr ist. Aber vielleicht ist sie der Wahrheit näher als manch einer wahrhaben will.

    I

    »Geschichte ist die Lüge, auf die

    man sich geeinigt hat.«

    (NAPOLEON)

    Gizeh, Ägypten, 17. Mai 1997:

    Nur mühsam quält sich der deutsche Reisebus den Weg zum Gizeh-Plateau empor. Vor und hinter ihm pafft dicht gedrängt noch eine Schar anderer Busse ihre dunklen Abgaswolken in die stickige Mittagshitze. Es ist ein Tag wie jeder andere.

    Sich langsam dahinschleppend und von Zeit zu Zeit stockend, erreicht der Konvoi schließlich den Parkplatz vor der großen Pyramide. Dort drängeln sich bereits Busse über Busse. Reisegesellschaften aus aller Herren Länder geben sich hier ihr Stelldichein.

    Mit Glück und Geschick findet der Fahrer noch eine Lücke in der zweiten Reihe am Ende des Areals. Doch er muss sich beeilen, denn ununterbrochen kommen weitere Reisebusse vorgefahren. Zischend öffnen sich die automatischen Türen, und sogleich ergießt sich ein neuerlicher Menschenstrom über die jahrtausendealte Totenstadt. Die flimmernde Luft ist erfüllt mit Geräuschen: arabischem Palaver, Wortfetzen aus Englisch, Deutsch, Italienisch, Russisch und Japanisch, dazu das röhrige Grollen trockener Kamelkehlen, das Hupen der Busse vermischt mit den erstaunten Ausrufen der Touristen und dem Klicken unzähliger Kameras.

    »Meine Damen und Herren«, erklärt der Reiseführer, während der Motor leise tuckert und die Klimaanlage für angenehme Innentemperatur sorgt. »Sie sehen hier die Cheops-Pyramide. Wie der Name schon sagt, wurde sie zu Ehren des Pharao Cheops – 2560 bis 2535 vor Christus – errichtet. Dahinter die Pyramide seines Sohnes Chephren. Sie wirkt trotz ihrer geringeren Höhe von 137 Metern, ursprünglich 143 Meter, aufgrund ihres erhöhten Standplatzes größer als die des Cheops. Ganz oben erkennen Sie noch Reste der Ummantelung aus Rosengranit.«

    Köpfe recken sich, um einen Blick darauf zu erhaschen.

    »In Stoßzeiten arbeiteten in Gizeh mehr als fünftausend Menschen. Allein für die Grabstätte des Cheops verwendeten sie insgesamt 2,6 Millionen Kubikmeter Gestein, gemäß seinem Auftrag: Man baue mir ein unzerstörbares Denkmal, wie seit der Zeit der Götter nichts dergleichen geschaffen wurde. Auf dass man sage: Er hat sein Ewigkeitsdenkmal errichtet, um seine Identität mit der großen göttlichen Neunheit zu bekräftigen.«

    »Was ist unter der göttlichen Neunheit zu verstehen?«, will einer der Touristen auf den hinteren Plätzen wissen.

    »Damit sind die neun Urgötter Ägyptens gemeint, und zwar ATUM, SCHU, TEFNUT, GEB, NUTH, ISIS,

    OSIRIS, NEPHTIS und SETH.«

    Da keine weiteren Fragen gestellt werden, fährt der Reiseleiter mit seinem Vortrag fort: »Nachdem der Baugrund nivelliert war, wurden die durchschnittlich anderthalb Tonnen schweren Steinblöcke gehauen und aufeinandergetürmt. Ein Kanal, der vom Nil direkt ins Pyramidenareal führte, erleichterte den Transport. Rampen und sogenannte Wackelsteine, mit deren Hilfe die Blöcke eine Steinlage nach oben geschaukelt wurden, dienten als einfache Hilfsmittel.«

    Ein allgemeines Raunen geht durch die Reihen.

    »Die Grundfläche der Pyramide misst 230 mal 230 Meter, und ihre Höhe betrug einst 147 Meter! Hier vorne sehen Sie den Pyramideneingang. Durch diesen Grabräubereingang gelangt man zu den drei Kammern im Inneren. Die eigentliche Sargkammer ist über eine steil ansteigende Treppe, die große Galerie, zu erreichen. Allein die Decke dieser Kammer wird von neun Granitriegeln überspannt, die jeweils über 40 Tonnen wiegen.«

    »Hat man je etwas von Cheops darin gefunden?«, erkundigt sich ein älterer Herr ganz vorn.

    »Im ersten Jahrtausend nach Christus«, antwortet der Reiseführer, »sind die ersten Araber unter Al-Mamun über den besagten Grabräubereingang in die Kammern eingedrungen. Ob sie etwas gefunden haben oder nicht, wissen wir nicht. Von der Bestattung des Pharaos blieb nichts außer der Sargwanne aus Granit erhalten.«

    Nach dieser kurzen Einführung öffnen sich die Türen und alle, außer dem Busfahrer, strömen nach draußen in die Hitze.

    *

    Edwin Stallgatter dachte daran, wie er 1990, vor sieben Jahren, hier das erste Mal eine Führung absolvierte. Die Reisegesellschaft hatte besonderen Wert darauf gelegt, einen Ägyptologen anzuheuern, und so war die Wahl auf ihn gefallen. Alles kam ihm wie ein Traum vor: Ägypten! Ein Jahr zuvor wäre so eine Reise noch undenkbar gewesen, denn das wiedervereinte Deutschland bestand gerade mal eine Woche.

    Ihm fiel ein, dass es eigentlich Paul war, dem er diesen Job zu verdanken hatte. Über drei Ecken. Und mittlerweile mochte es das 20., 25. oder gar 30. Mal sein, dass er zwischen Leipzig und Kairo hin- und herpendelte. Alles war Routine geworden. Seine Sprüche konnte er im Schlafe daherbeten, ebenso die gesamte Speisekarte des Oberoi-Hotels in Gizeh. Auf Deutsch und Ägyptisch.

    Auch schien die Zeit diesmal gar nicht zu vergehen. Zwar hatte er jeden Tag eine andere Reisegruppe zu begleiten, was ihm wenigstens eine gewisse Abwechslung verschaffte, aber dennoch war er heilfroh, als die Woche vorüber und er wieder zu Hause war. Irgendwie fühlte er sich so leer und ausgebrannt wie noch nie. Er konnte sich das durchaus erklären. Denn er hatte inzwischen einen Punkt erreicht, wo ihm das Thema Gizeh, gelinde gesagt, zum Halse heraushing. Es interessierte ihn einfach nicht mehr. Was dazu in den Büchern stand, wusste er zur Genüge. Alles war abgegrast, etwas Neues gab es nicht.

    Leipzig, Deutschland, 24. Mai 1997:

    »Wie lange willst du den Leuten noch solche Märchen auftischen?«, ärgerte sich Paul am Telefon über Edwin, der gerade von seiner Reise zurückgekehrt war. Natürlich ging es um Gizeh und darum, dass Edwin hartnäckig daran festhielt, die Pyramiden seien lediglich große Gräber. Zweifellos wusste er als Ägyptologe über alles bestens Bescheid. Es gab keine Pyramide, keine Tempelanlage, keine Grabstätte, die er nicht kannte. Er wusste, wie die Orte hießen, wer wann regiert hatte und wer wo begraben lag. Aber in Pauls Augen war Edwin, so sehr er ihn auch schätzte, ein typischer Ägyptologe, der Schwachstellen in der Ägyptologie bedenkenlos überging oder sie einfach als unumstößliche Wahrheiten hinnahm, nur weil sie sich schon bei soundso vielen Ägyptologengenerationen vor ihm, aus Mangel an Beweisen, eingebürgert hatten - oder besser: eingeschlichen.

    »Nichts von alldem lässt sich zweifelsfrei belegen«, hielt er ihm vor. »Ganz im Gegenteil! Es gibt genügend Hinweise, die dagegensprechen!«

    »Ach Paul, ich bitte dich ...«

    »Bis heute gibt es keine Nachweise über den Bau der Gizeh-Pyramiden, keine Reliefs, keine Darstellung auf Papyrus. Nichts.«

    »Aber wir wissen«, entgegnete Edwin, »wie alle anderen Pyramiden gebaut wurden. Dementsprechend können wir Rückschlüsse ziehen auf die Bauweise der großen Pyramiden.«

    »Ach«, zischte Paul, »das wäre ja das Gleiche zu sagen: nur weil die Straße nass ist, muss es geregnet haben ...«

    »Und was hast du bitte schön für eine superschlaue Theorie?«

    »Eine ganz einfache«, behauptete Paul. »Die Gizeh-Pyramiden hatten ursprünglich keine Begräbnisfunktion!«

    »Jetzt hör aber auf«, ereiferte sich Edwin. »Natürlich sind sie Grabstätten, was denn sonst.«

    Paul räusperte sich und sagte: »Dann erklär mir doch bitte mal, warum die vierte Pharaonendynastie angeblich drei Pyramiden baute?«

    »Politische Gründe«, nuschelte Edwin in den Hörer.

    »Und warum«, fuhr Paul fort, »liegt Djedefre, der dritte Cheopssohn, acht Kilometer nördlich in Abu Roasch begraben? In einer ganz normalen, vergleichsweise kleinen Pyramide? Während Chephren, der nach ihm folgte, auf einmal wieder die genialen Baumeister seines Vaters zur Verfügung hatte? Und das, obwohl er bereits über ein Mastaba-Grab in Gizeh verfügte!«

    Schweigen am anderen Ende.

    »Und warum«, bemerkte Paul weiter, »zog Schepseskaf, der letzte Herrscher der vierten Dynastie, wieder zurück nach Dahschur, in eine Mastaba?«

    »Was weiß ich?«, platzte Edwin heraus. »Aus Gründen, die wir heute nicht mehr nachvollziehen können. Wahrscheinlich interne Familienangelegenheiten.«

    »Ach, das ergibt doch keinen Sinn!«, schimpfte Paul.

    »Glaubt man eurer Fachliteratur, dann taucht Ägypten völlig unvermittelt aus der Steinzeit auf. Und plötzlich waren die Ägypter in der Lage, solche riesigen und perfekten Bauwerke zu errichten. Und du weißt selber, dass die Konstruktion der drei großen Pyramiden weitaus perfekter ist als alles, was nachfolgte. Allein die Tatsache, dass sie absolut exakt an den vier Himmelsrichtungen ausgerichtet sind, ist nicht nur verblüffend, sondern diese Genauigkeit ist bis heute bei keinem vergleichbaren Gebäude erreicht!«

    »Sie hatten einfach mal geniale Baumeister«, warf Edwin ein. »Zum Beispiel Imhotep.«

    »Sicher«, antwortete Paul. »Aber bedenk doch mal, was er für eine breitgefächerte Allgemeinbildung gehabt haben muss. Naturwissenschaftlich, technisch, mathematisch. Das ist unglaublich! Ich meine, wir leben heute in einer arbeitsteiligen Wirtschaft. Für jeden Bereich gibt es Spezialisten. So ein Genie ...«, Paul zögerte einen Moment, »woher sollte es denn deiner Meinung nach gekommen sein? Aus dem Nichts?«

    Es knackte in der Leitung.

    »Noch vor fünfhundert Jahren«, setzte Paul fort, »war man sich noch nicht einmal sicher, ob unsere Erde eine Kugel ist. Und erst vor dreihundert Jahren wurden die genauen Ausmaße unserer Erdkugel ermittelt. Die Ägypter aber kannten sie. Noch dazu war ihnen die Präzession bekannt ...«

    »Die Präzession?«, wiederholte Edwin ungläubig.

    »Ja. Die Verschiebung der Erdachse«, erklärte Paul. »Zu einer Zeit, wo die Mathematik eigentlich noch gar nicht existierte!«

    Er machte eine kurze Pause und fügte dann hinzu: »Und das alles sollen Menschen geleistet haben, die gerade mal wenige Jahrhunderte vorher sesshaft geworden waren?«

    Edwin wollte etwas darauf erwidern. Aber er ließ es und sagte stattdessen: »Ach Paul! Das sind doch alles Sachen, die da im Nachhinein rein interpretiert werden. Genauso gut könnte ich ... was weiß ich ... meinen Arsch vermessen lassen. Dann kämen wahrscheinlich ebenso die dubiosesten Übereinstimmungen mit irgendwelchen Dingen zum Vorschein.«

    Für Sekunden war Paul sprachlos. Diese Spitze hätte er Edwin nie zugetraut, zumal sie einfach nur peinlich war.

    »Ich meine, das wäre vielleicht ganz interessant«, setzte Edwin eilends hinzu, um das drastische Beispiel etwas zu entschärfen. Doch dann räusperte er sich und fügte hinzu: »Man kann es aber auch lassen.«

    »Na klar!«, schimpfte Paul. »Wenn ihr Ägyptologen immer nur in eurer eignen Gülle herumrudert, braucht man sich nicht zu wundern, dass ihr ewig auf der Stelle tretet. Natürlich sind ein, zwei Übereinstimmungen noch lange kein Beweis für irgendetwas. Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer. Aber es sind Indizien. Und irgendwann ergeben eben viele kleine Puzzleteile einen Sinn, der jedoch erst dann zutage tritt, wenn man von vielen Seiten an das Gesamtbild herangeht! Jeder Kriminologe geht doch Spuren nach und versucht Zusammenhänge zwischen bestimmten Ereignissen zu finden. Wie viele Mordserien wären nie aufgeklärt, wie viele Erfindungen der Weltgeschichte nie gemacht worden, wenn es nicht Menschen gegeben hätte, die bereit und in der Lage waren, über das schablonenhafte Schmalspurdenken hinauszugehen?«

    »Dann sag mir«, ging Edwin vehement dazwischen, »wo, bitte schön, sind diese vielen Indizien?«

    »Überall!«, erwiderte Paul. »Vorausgesetzt, man betrachtet nicht alles durch eine rosarote Brille!«

    »Ach hör auf damit! Ihr Journalisten seid wirklich alle gleich!«

    »Und ihr Ägyptologen erst recht«, konterte Paul. »Nur mit dem Unterschied, dass wir etwas näher an der Wahrheit sind als ihr!«

    Ein Knacken ertönte am anderen Ende.

    »Zum Beispiel habe ich nie verstanden«, fuhr Paul fort, »warum es kaum jemanden wundert, dass die Gizeh-Pyramiden anonym sind, ohne irgendwelche Inschriften. Das ergibt doch keinen Sinn! Nenn mir einen vernünftigen Grund, warum die Pharaonen jahrzehntelang Geld und Arbeit in die größten Zeugnisse der Menschheitsgeschichte investiert haben sollten, um dann der Nachwelt zu verheimlichen, wer sie waren.«

    Edwin antwortete nicht.

    »Ist es nicht wahrscheinlicher«, behauptete Paul, »dass die Baumeister eine ganz andere Absicht verfolgten?«

    Edwin zögerte einige Sekunden. Dann meinte er: »Und welche?«

    In diesem Moment ertönte ein Besetztzeichen, und die Leitung war unterbrochen. Verärgert knallte Paul den Hörer hin, denn er glaubte zuerst, Edwin hätte aufgelegt. Doch gleich darauf klingelte es, und Edwin war am Apparat. Er versicherte, er habe nicht aufgelegt, sie seien plötzlich getrennt worden. Da er sich einerseits in der Defensive fühlte, andererseits aber durchaus neugierig auf Pauls These war, lud er ihn für den nächsten Abend um acht bei sich zum Essen ein. Sahra würde etwas Leckeres zubereiten, und sie könnten dann bis ultimo über Gizeh reden. Paul willigte ein. Aber es ärgerte ihn ungemein, dass Edwin so blauäugig war. Was ihn am meisten auf die Palme brachte, war der Umstand, dass Edwin zwar viele Ungereimtheiten in der Ägyptologie erkannte, aber nichts tat, um sie aus der Welt zu schaffen oder zumindest andere Lösungsmöglichkeiten in Betracht zu ziehen. Wahrscheinlich war er schon so betriebsblind geworden, dass er das nicht sah oder nicht sehen wollte. Er, Paul, versuchte doch eigentlich nur das Naheliegendste. Als Nichtägyptologe tat er nichts anderes, als viele Anhaltspunkte und Gemeinsamkeiten zusammenzutragen und dann nach Zusammenhängen zu suchen. Und es war ja nicht so, dass es die nicht gäbe oder dass man sie an den Haaren herbeiziehen müsste. Nein, ganz im Gegenteil: sie waren da. Man musste sie nur erkennen.

    *

    Am Abend, kurz nach acht, nahm Paul in Edwins Couchecke Platz, dort, wo er immer saß. Das hatte bereits Spuren hinterlassen, denn der Sessel war an der betreffenden Stelle schon arg eingesessen. Entweder saßen alle anderen Gäste auch immer dort, oder es musste an Paul liegen.

    Eben hatte er sich hingesetzt, da klingelte das Telefon. Sahra war dran und ließ ausrichten, sie habe noch im Labor zu tun und würde später kommen.

    »Ihr werdet euch schon nicht langweilen ohne mich«, bemerkte sie treffend.

    Edwin, der gerade mit den Getränken aus der Küche kam, musste schmunzeln, als ihm Paul erzählte, was Sahra gesagt hatte. Er kannte das. In letzter Zeit hatte sie viel zu tun, was ihre Vorbereitungen auf den Gen-Kongress anbelangte. Sie sollte dort einen Vortrag über Telomere und den Alterungsprozess in den Zellen halten.

    Was Edwin jedoch überhaupt nicht verstehen konnte, war Pauls

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