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Ein Sommer ohne Kanzler: Kurz-Geschichten über Politisches, Gesellschaftliches und Alltägliches
Ein Sommer ohne Kanzler: Kurz-Geschichten über Politisches, Gesellschaftliches und Alltägliches
Ein Sommer ohne Kanzler: Kurz-Geschichten über Politisches, Gesellschaftliches und Alltägliches
eBook107 Seiten1 Stunde

Ein Sommer ohne Kanzler: Kurz-Geschichten über Politisches, Gesellschaftliches und Alltägliches

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Über dieses E-Book

3. Juni 2019. Wir haben keinen Kanzler. Dafür eine Kanzlerin. Mit ihr soll alles besser werden. Nicht nur auf Ibiza, auch sonst geht es nur noch zack, zack, zack. Werden die Expertinnen und Experten zur Beruhigung beitragen? Bevor Sie vor gerechter Empörung nicht mehr schlafen können, greifen Sie zu diesem Buch! Christian Schwab macht sich Gedanken über die Kuriositäten unserer Innenpolitik und das Leben im Allgemeinen und führt Sie mit viel Witz und Humor durch die Aufregungen dieser Tage.
SpracheDeutsch
HerausgeberSeifert Verlag
Erscheinungsdatum26. Nov. 2019
ISBN9783904123112
Ein Sommer ohne Kanzler: Kurz-Geschichten über Politisches, Gesellschaftliches und Alltägliches

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    Buchvorschau

    Ein Sommer ohne Kanzler - Christian Schwab

    2019

    1

    Kontrolle ist gut, Vertrauen ist besser! - Die ­Folgen des Ibiza-Videos

    Montag früh, ich bringe meine dreijährige Tochter in den Kindergarten. In den letzten Wochen ist mir bewusst geworden, dass ich sie nach den Methoden von Strache, Kurz und Van der Bellen erziehe. Immer wenn der Weg etwas länger dauert, höre ich mich Folgendes sagen:

    Zack, zack, zack!

    Genug ist genug! Und:

    Wir kriegen das schon hin!

    Diese drei kurzen Sätze haben unsere Republik in den letzten Wochen massiv verändert. Glaube, jede Österreicherin und jeder Österreicher weiß, wo sie/er war, als das Ibiza-Video veröffentlicht wurde. Ich selbst war in Kötschach-Mauthen, wir hatten einen Comedy-Hirten-Tour-Auftritt, unsere Show begann mit einer »Zeit im Bild«, in der Rolf Lehmann als Tarek Leitner mich als Sebastian Kurz und Peter Moizi als HC Strache als Studiogäste interviewt. Fast prophetisch – an jenem Freitagabend wurde Peter krank und konnte in Kötschach-Mauthen nicht dabei sein. Straches Kopie ist also schon einen Tag davor zurückgetreten. Peter wurde es ganz ohne russischer Oligarchennichte heiß. Nur, das einzig Scharfe bei ihm war der Ingwertee.

    Doch schon wenige Tage später war klar, dass auch meine Rolle als Sebastian Kurz, zumindest in der Funktion als Bundeskanzler, vorerst keine Rolle mehr spielen würde. In der Zeit zwischen Neuwahlankündigung und Misstrauensantrag hatten wir Comedy Hirten eine auftrittsintensive Woche. Gleich zu Beginn unserer Show bedankte ich mich beim Veranstalter, dass er uns noch gebucht hatte und nicht einfach nur auf einer Leinwand die »Zeit im Bild« mit all ihren Sondersendungen übertrug. Denn bei Schlagzeilen wie: »FPÖ-Minister durch Experten ersetzt« hat die Realität wieder einmal die Satire überholt. Dennoch, in diesen turbulenten innenpolitischen Tagen war klar, dass es bei uns Kabarettisten nun so zugehen würde wie in der berühmten Villa auf Ibiza. Der Stoff wird wohl nicht so schnell ausgehen.

    Fassen wir also die wichtigsten Erkenntnisse aus dem ­Ibiza-Video und seinen Folgen zusammen.

    Kurz hat schon wieder einen Rekord aufgestellt. Er ist der jüngste Altkanzler aller Zeiten.

    Der Bundespräsident wurde von SPÖ, FPÖ und Liste JETZT falsch verstanden. Mit: »Wir kriegen das schon HIN« hat er nicht »kaputt« gemeint.

    Peter Pilz hätte bei einer »bsoffenen Gschicht in Ibizia« ganz anders reagiert. Niemals hätte er die Krone oder gar unser Wasser verkaufen wollen. Nein, er hätte sich volley auf die »Oligarchennichte« gestürzt.

    Die vielen Vorzugsstimmen für HC Strache bei der EU-Wahl müssen positiver gesehen werden. Diese umsichtigen Staatsbürger haben das als einzige Möglichkeit gesehen, wie HC Strache so schnell wie möglich unser Land verlässt.

    Und die für mich persönlich wichtigste Erkenntnis: Bis zum Misstrauensantrag gegen die Bundesregierung dachte ich eigentlich, im Kinderzimmer meiner Tochter herrscht das größte Chaos.

    Doch in all der Unordnung hat einer immer den Überblick behalten. Bundespräsident Van der Bellen zeigte sich mit der Verfassung in bester Verfassung. Über den Sommer muss jetzt wohl nicht nur unser Körper eingeschmiert werden, sondern auch die rote Tapetentür in der Hofburg. So oft wurde sie in den letzten Tagen bei Ab- und Angelobungen auf- und zugemacht.

    Nach dem einen oder anderen Machtrausch wird Frau Bierlein wieder eine nüchterne Politik machen. Damit wurden jetzt wohl alle Wortspiele mit dem Nachnamen der ersten Bundeskanzlerin gemacht, die Übergangsregierung ist dazu da, unser Land Österreich zu verwalten. Das muss nichts Negatives sein. Der FC Liverpool hat nach dem schnellen Führungstor im Champions-League-Finale gegen Tottenham auch nur mehr den Spielstand verwaltet. Mit Erfolg, die Mannschaft von Jürgen Klopp hat sich den Titel geholt.

    Bis zu den Neuwahlen bzw. während des Wahlkampfs davor haben wir nun eine Verschnaufpause, quasi politisches Intervallfasten. Zeit, die ich nützen möchte, um über unser Leben, unser Land und unsere Leute nachzudenken. Und ganz im Sinne unserer Bundeskanzlerin werde ich mich um Ihr Vertrauen, liebe Leserin und lieber Leser, bemühen.

    Im Idealfall stehen wir in diesem Sommer nicht mit beiden Beinen im Leben, sondern unsere Füße hängen irgendwo in einem See oder Swimming Pool, bilden, so oft es geht, mit unserem Liegestuhl eine Koalition und lachen manchmal wie Pamela Rendi-Wagner in einem Armin-Wolf-Interview grundlos vor uns hin.

    In diesem Sinne genießen wir den Sommer, denn er vergeht meistens viel zu schnell. Das geht zack, zack, zack!

    2

    Die verkehrten Experten?

    Unsere aktuelle Regierung besteht also aus lauter Expertinnen und Experten. Noch dazu jeweils zur Hälfte aus Frauen und Männern. Höchste Zeit, sagen die meisten. Und vor allem, was ist, wenn diese Experten das besser machen als die sogenannten Berufspolitiker? Für mich ist es nur in der Politik neu, dass Experten unser Leben steuern, denn überall sonst im Leben wimmelt es ja nur so davon. Nicht umsonst gibt es Hunderttausende Ratgeberbücher und sogenannte Life Coaches, die genau den Weg versprechen, der uns zu gesünderen und glücklicheren Menschen macht.

    Vor allem im Bereich der Ernährung gibt es mittlerweile mehr Konzepte als Lebensmittel, sodass ich mir schon die Frage stelle, wie die Menschheit bisher überhaupt so alt werden konnte. Vegetarisch, Vegan, Paleo, Pescetarier, Low-Carb, Zero-Sugar, die Möglichkeiten zur kulinarischen Selbst­optimierung werden stündlich mehr. Doch damit nicht genug. Es geht nicht mehr nur darum, was wir essen sollen, sondern auch wann. Intervallfasten liegt hier voll im Trend. Acht Stunden am Tag essen, danach 16 Stunden lang fasten. Ein umgekehrter Ramadan: mit Wassertrinken und ohne Gebetsteppich also. In einigen österreichischen Gasthäusern ist die Wartezeit zwischen Suppe und Hauptspeise oft so lang, dass ich mich hier durchaus frage, ob ich diesen Zeitraum auch schon als Intervallfasten verbuchen kann?

    Es gibt mittlerweile vor allem so viele Studien, dass man sich nicht mehr auskennt. Beim Kaffee hat jetzt eine Studie ergeben, dass fünf Tassen pro Tag ok sind. Und eine weitere Studie hat ergeben, dass man bei zu viel Kaffee, also bei mehr als diesen fünf Tassen, nicht schlafen kann. Ich warte nur noch auf die Studie, die herausfindet, dass man, während man schläft, keinen Kaffee trinken kann.

    Doch nicht nur das richtige Essen und Trinken ist wichtig. Auch die richtige Bewegung will wieder gelernt werden. Sitzen ist das neue Rauchen. Es wird nicht mehr lange dauern, da wird auch der Ratgeber kommen: Rauchen ist das neue Sitzen. Doch man braucht nicht unbedingt einen Personal Coach, um seinen Allerwertesten vom Sofa wegzubewegen, es tut auch eine Uhr oder eine App. Die tägliche Schrittanzahl wird getrackt, damit die Tagesaktivität von 100 % erreicht wird, um wenigstens einmal am Tag den Satz zu lesen oder zu hören: Du hast dein Ziel erreicht. Diese modernen Hilfsmittel motivieren und verblöden zugleich. Ich habe ja auch so eine Uhr, die das kann, und ich habe mich schon des Öfteren dabei ertappt, dass ich knapp vor Mitternacht bei 98 % Tagesaktivität noch ein paar Schritte in der Wohnung herumgegangen bin. Weil wenn ich die 100 % nicht erreiche, dann habe ich eventuell

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