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Einfach nüchtern!: Freiheit, Glück und ein besseres Leben ohne Alkohol
Einfach nüchtern!: Freiheit, Glück und ein besseres Leben ohne Alkohol
Einfach nüchtern!: Freiheit, Glück und ein besseres Leben ohne Alkohol
eBook395 Seiten6 Stunden

Einfach nüchtern!: Freiheit, Glück und ein besseres Leben ohne Alkohol

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Über dieses E-Book

Dieses Buch wird Sie herausfordern! In den USA hat es eine ganze Bewegung ausgelöst und Tausenden von Menschen dauerhaft geholfen, bewusster mit Alkohol umzugehen. Viele Betroffene fragen sich, ob Alkohol in ihrem Leben eine zu große Rolle spielt und befürchten, dass er sich sogar negativ auf ihre Gesundheit auswirkt. Aber sie sträuben sich gegen Veränderungen, weil sie glauben, auf angenehme Effekte verzichten zu müssen. Einfach nüchtern! zeigt einen neuen, positiven Weg. Annie Grace stellt die psychologischen und neurologischen Komponenten des Alkoholkonsums in klarer, verständlicher Sprache dar. Sie führt die kulturellen, sozialen und wirtschaftlichen Faktoren an, die uns alle zum Alkoholkonsum bewegen. Damit bietet das Buch überraschende Einblicke in die Gründe, warum wir trinken. Mit diesem Buch haben Sie die Chance, Ihre Freiheit zurückzugewinnen. Es beseitigt die psychischen Abhängigkeiten, die die Lust auf Alkohol fördern. So können Sie problemlos weniger Alkohol konsumieren (oder sogar komplett damit aufhören). Mit Klarheit, Humor und einer einzigartigen Mischung aus wissenschaftlicher Fachkenntnis und persönlichen Geschichten öffnet Einfach nüchtern! die Tür zu dem Leben, auf das Sie gewartet haben. Leserstimmen: „Das selbstloseste und beeindruckendste Buch, das ich je gelesen habe. Danke Annie Grace – für Ihre Weisheit, Ihre Klugheit, Ihren Sinn für Humor und Ihre Liebe.“ „Einfach nüchtern! hat mir die Augen geöffnet. Vielen Dank!“ „Annies Buch eröffnet seinen Lesern eine einzigartige und erfrischende Sicht auf die Beziehung unserer Gesellschaft zu Alkohol und darauf, wie sich diese Beziehung ändern lässt.“
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum31. Okt. 2019
ISBN9783962571207
Einfach nüchtern!: Freiheit, Glück und ein besseres Leben ohne Alkohol
Autor

Annie Grace

Angaben zur Person: Annie Grace machte bereits in jungen Jahren als Unternehmerin und Marketingspezialistin eine steile Karriere, auch als Alkoholikerin. Nach einem stressigen Arbeitstag trank sie fast zwei Flaschen Wein pro Nacht. Schließlich beschloss sie, sich vom Alkohol zu befreien und fand einen Weg, ihr Unbewusstes erfolgreich umzuprogrammieren. Seit ihrer Buchveröffentlichung ist sie in Medien wie Forbes, New York Daily News, Chicago Tribune und Mind Body Green präsent. Annie Grace möchte ihre Botschaft und die Fähigkeit, Freiheit von der Alkoholabhängigkeit zu finden, mit so vielen Lesern wie möglich teilen. Ein weiteres Ziel ihres Buches ist es, die Haltung der Gesellschaft und einer alkoholzentrierten Kultur so zu verändern, dass Nicht-Trinker besser akzeptiert werden und keine Ausnahme mehr von der Regel darstellen.

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    Buchvorschau

    Einfach nüchtern! - Annie Grace

    verändern.

    1.

    EINFACH NÜCHTERN !: WIE UND WARUM ES FUNKTIONIERT

    Unterbewusstsein: Un ter·be·wusst sein | /ˈʊntɐbəvʊstza͜in/ Substantiv.

    Der Teil des Bewusstseins, dessen sich eine Person nicht gewahr ist, dem aber eine ausschlaggebende Rolle bei der Kontrolle des Verhaltens zukommt.

    bewusst: be·wusst | /bəˈvʊst/ Adjektiv.

    Sich einer Sache gewahr sein (wie einer Tatsache oder eines Gefühls) und zu wissen, dass etwas existiert oder geschieht.

    Bewusstsein: Be·wusst·sein | /bəˈvʊstza͜in/ Substantiv. Der Zustand, in dem man sich einer Sache bewusst ist

    : die Art oder der Zustand, sich etwas bewusst zu sein, das insbesondere in einem selbst vorgeht

    : die bewusste Wahrnehmung geistiger und seelischer Vorgänge im Gegensatz zu unbewusst ablaufenden Prozessen.

    Übersetzte Definitionen aus dem englischsprachigen Standardnachschlagewerk Merriam-Webster’s Collegiate Dictionary.

    Bewusste oder unbewusste Gedanken?

    Wussten Sie, dass Ihr Unterbewusstsein Ihre Wünsche steuert? Die meisten von uns denken nicht über den Unterschied zwischen bewussten und unbewussten Gedanken nach. Doch gerade diese Unterscheidung ist ein wichtiger Punkt bei der Lösung des Alkoholrätsels. Studien haben nachgewiesen, dass wir über zwei getrennte kognitive (Denk-)Systeme verfügen – ein bewusstes und ein unbewusstes.¹ Dieses intensive Spannungsverhältnis zwischen unseren unbewussten Entscheidungen und unseren vernunftbasierten, bewusst gewählten Zielen kann uns dabei helfen, das komplizierte Alkoholrätsel zu lösen.²

    Mit unseren bewussten (oder expliziten) Denkprozessen sind wir alle recht gut vertraut. Bewusstes Lernen erfordert das aufmerksame, intellektuelle Erfassen bestimmter Wissensinhalte oder Abläufe, die wir uns einprägen und artikulieren können.³ Wenn wir in unserem Leben etwas ändern wollen, beginnen wir dies meist mit einer bewussten Entscheidung. Trinken ist jedoch keine vollständig bewusste Wahl, die Sie in Ihrem Leben treffen. Wenn Sie sich also bewusst dazu entscheiden, weniger zu trinken, ist es fast unmöglich, bei dieser Entscheidung zu bleiben, da Ihr größeres und mächtigeres Unterbewusstsein diese Botschaft nicht wahrgenommen hat.

    Unbewusstes Lernen geschieht automatisch und unbeabsichtigt durch Erfahrungen, Beobachtungen, Konditionierung und Übung.⁴ Wir sind darauf konditioniert worden, zu glauben, dass wir Alkohol genießen. Wir denken, dass er unser Sozialleben verbessert und Langeweile und Stress vertreibt. Diese Überzeugungen sind tief unter unserer bewussten Wahrnehmung in uns verankert. Aus diesem Grund bleibt unser Verlangen nach Alkohol auch dann bestehen, wenn wir uns bewusst klar gemacht haben, dass Alkohol uns mehr nimmt, als er uns gibt.

    Die neurologischen Veränderungen, die in unserem Gehirn als Folge unseres Alkoholkonsums ablaufen, verstärken dieses unbewusste Verlangen. Thad A. Polk, Neurowissenschaftler, Professor und Verfasser von The Addictive Brain (ein Kurs aus dem Jahr 2015 über die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse zu Sucht und Abhängigkeit), erklärt, dass das Erforschen der Sucht aus neurowissenschaftlicher Perspektive es uns ermöglicht, „hinter das scheinbar bizarre Verhalten von Abhängigen zu schauen und zu sehen, was in ihrem Gehirn abläuft."⁵ Während meiner ersten Schritte auf diesem schicksalhaften Weg fand ich es selbst extrem bizarr, wie das seltsame Verlangen, mehr zu trinken, ständig mein Vorhaben untergrub, weniger zu trinken.

    Unser Bewusstsein, vor allem aber unser Unterbewusstsein, ist eine starke Macht, die unser Verhalten enorm beeinflusst. Wir sind ständig Informationen ausgesetzt, die die Vorteile von Alkohol preisen, nehmen diese aber nur selten bewusst wahr. Dem Kommunikationsmodell des neurolinguistischen Programmierens (NLP) zufolge werden wir pro Sekunde mit über zwei Millionen Dateneinheiten bombardiert. Von all diesen Informationen nehmen wir allerdings nur sieben Einheiten bewusst wahr.⁶ Fernsehen, Filme, Werbung und gesellschaftliche Zusammenkünfte wirken sich allesamt auf unsere Überzeugungen aus. Von Kindheit an beobachten wir – mit wenigen Ausnahmen – unsere Eltern, Freunde und Bekannten dabei, wie sie das moderate und „vernünftige" Trinken zu genießen scheinen. Diese Bilder lehren unser Unterbewusstsein, dass Alkohol etwas Genussvolles, Entspannendes und Exklusives ist.

    Ihre Meinung zu Alkohol und Ihr Wunsch, zu trinken, entstammt einer Ihr Leben lang andauernden mentalen Konditionierung Ihres Unterbewusstseins. Dieser Wunsch wurde sehr wahrscheinlich durch bestimmte neurologische Veränderungen in Ihrem Gehirn intensiviert. Das Ziel dieses Buches ist es, die Konditionierung Ihres Unterbewusstseins rückgängig zu machen, indem es Ihr Bewusstsein schult. Durch die Veränderung des Unterbewusstseins können wir das Verlangen nach Alkohol beseitigen. Ohne Verlangen gibt es keine Versuchung. Ohne Versuchung gibt es keine Sucht.

    Wie bei den meisten Dingen, die uns von Kindheit an eingeimpft wurden, glauben wir an Alkohol, ohne ihn je in Frage zu stellen – genauso, wie wir daran glauben, dass der Himmel blau ist. Mithilfe dieses Buches werden Sie beginnen, Ihre Überzeugungen über Alkohol kritischer zu betrachten und sich von Ansichten zu verabschieden, die schlichtweg falsch sind. Dies wird Ihr allmächtiges Unterbewusstsein überzeugen und es Ihnen erlauben, eine Harmonie zwischen Ihrem Bewusstsein und Ihrem Unterbewusstsein herzustellen.

    Wenn das Gehirn Schmerzen verursacht

    Ich kann die Bedeutung Ihres Unterbewusstseins nicht genug betonen. Diese Lektion lernte ich von Dr. John Sarno, einem renommierten Arzt, der den Zusammenhang zwischen körperlichen Schmerzen und Gefühlen erforscht. Ein Forbes-Artikel bezeichnete Dr. Sarno als „Amerikas besten Arzt".⁷ Seine Methode konnte bereits alle möglichen Menschen erfolgreich heilen, auch den umstrittenen Radiomoderator Howard Stern. Sarno prägte den Begriff The Mindbody Syndrome (Geist-Körper-Syndrom). Dieser steht für die Theorie, dass nicht immer körperliche Verletzungen oder Leiden für unsere Schmerzen verantwortlich sind, sondern unser Geist, der sich hinter unserem aktiven Bewusstsein verbirgt. Nach der Geburt meines zweiten Sohnes litt ich unter lähmenden Rückenschmerzen. Ich konnte wochenlang nicht arbeiten und gab Tausende Dollar für verschiedenste Behandlungen aus. Ich versuchte es mit Chiropraktik, Akupunktur, Medikamenten zur Muskelentspannung und Schmerzmitteln. Ich ging wöchentlich zur Physiotherapie, die auch Massagen und eine Traktionstherapie beinhaltete. Drei Jahre lang konnte ich meine Kinder nicht auf den Arm nehmen. Es gab keine Behandlungsform, die mir half.

    Durch Dr. Sarnos Arbeiten erkannte ich die wahre Ursache meines Leidens, und durch das Lesen seines Buches wurde ich geheilt. Ich weiß, dass Sie mir das nur schwer glauben können. Und trotzdem sitze ich hier – seit Jahren frei von Rückenschmerzen. Viele Tausende Menschen konnten dank Dr. Sarnos Werk für immer von chronischen Schmerzen geheilt werden. Es gibt sogar eine Webseite, die von einigen Leuten betrieben wird, die dank Dr. Sarno keine Schmerzen mehr haben. Mit welchem Ziel? Um einen Ort für all die Menschen zu schaffen, die Dr. Sarno Briefe schreiben und sich dafür bedanken möchten, dass er ihnen ihr Leben zurückgegeben hat. Es ist wirklich beeindruckend. Sie können es auf thankyoudrsarno.org. selbst nachlesen. Dr. Sarnos Ansatz, unser Unterbewusstsein in den Mittelpunkt zu rücken und zu ihm zu sprechen, ist derselbe, den auch ich anwende, um die Kontrolle über Alkohol zurückzugewinnen.

    Dr. Sarno wies methodisch nach, dass die Rückenschmerzen, unter denen ich litt – Schmerzen, die keine anderen medizinischen Experten diagnostizieren konnten – mit Stress und Ärger zusammenhingen.⁸ Wie sammeln wir all diesen unterdrückten Stress und Ärger an? Stellen Sie sich einen jungen Vater vor. Seine Frau (die keine Zeit mehr für ihn hat) drückt ihm das schreiende Baby in den Arm. Sie ist völlig erschöpft und braucht eine Pause. Er nimmt das Kind und versucht alles ihm Mögliche, um es zu beruhigen. Vierzig Minuten später schreit es immer noch. Der Vater ist frustriert und verärgert. Wie sollte er es auch nicht sein? Seine Bedürfnisse werden nicht erfüllt, das Verhalten des Babys erscheint ihm völlig unlogisch, und er fühlt sich nutzlos. Seine Vernunft sagt ihm, dass es nicht akzeptabel ist, wütend auf das hilflose Baby zu sein. Also werden seine Emotionen tief in seinem Unterbewusstsein vergraben, oder wie es der Psychiater Carl Jung nennt, „dem Schatten".⁹

    Wir verstecken Gefühle, die wir als verabscheuungswürdig einstufen, „im Schatten. Wir wollen diesen Teil unseres Selbsts nicht wahrhaben. Also beteuern wir uns selbst gegenüber: „Ich bin ein guter Mensch; ich würde diesem hilflosen Baby niemals weh tun. Damit unterdrücken wir unbewusst unsere negativen Gefühle. Um diese so tief wie möglich zu vergraben, kann unser Gehirn körperliche Schmerzen entstehen lassen, um uns davon abzulenken. Der Schmerz ist real. Laboruntersuchungen zeigen, dass dieser Schmerz dann entsteht, wenn das Gehirn die Sauerstoffzufuhr zu den betroffenen Körperregionen unterbricht. Epidemiologen nennen diese Symptomverschiebung Amplifikation.¹⁰ Die Amplifikation sorgt dafür, dass inakzeptable Vorstellungen unterdrückt bleiben.

    Unser Unterbewusstsein in Aktion

    „Alles Unbewusste löst sich auf, wenn du das Licht des Bewusstseins darauf fallen lässt."

    —Eckhart Tolle

    Warum erzähle ich Ihnen das alles? Trinken und Rückenschmerzen scheinen schließlich zwei sehr unterschiedliche Probleme zu sein. Was haben „der Schatten" und die Amplifikation mit dem Trinken zu tun? Es mag Ihnen schwerfallen, zu glauben, dass das Lesen eines Buches mich von meinen Rückenschmerzen heilte. Vielleicht können Sie dennoch nachvollziehen, dass körperliche Schmerzen ihren Ursprung in unseren Gefühlen haben können. Ihr Bewusstsein mag nun vielleicht dazu bereit sein, diese Theorie in Erwägung zu ziehen. Doch in so einem Falle wäre meine Heilung – wenn ich nur bewusst den Fakt hätte akzeptieren müssen, dass meine Schmerzen von meinen Gefühlen und nicht von einer körperlichen Verletzung herrührten – sofort eingetreten. Allein das Wahrnehmen und bewusste Akzeptieren dieser Theorie hätte dazu geführt, dass meine Rückenschmerzen verschwinden. Doch obwohl mein Bewusstsein diese Konzepte recht leicht erfasste und annahm, blieben meine Schmerzen bestehen. Das lag daran, dass mein Unterbewusstsein, nicht mein Bewusstsein, diesen Zusammenhang verstehen und als reale Situation anerkennen musste. Es brauchte ein 300 Seiten langes Buch für diesen Prozess – einen Prozess, bei dem Dr. Sarno zu meinem Unterbewusstsein durchdrang und mit ihm sprach.

    Das Unterbewusstsein richtet sich nicht nach den Maßstäben der Logik. Es funktioniert auf der Basis von Gefühlen. Es ist die Quelle von Liebe, Verlangen, Eifersucht, Trauer, Freude, Wut und vielem mehr. Unser Unterbewusstsein steuert unsere Gefühle und Wünsche. Wenn wir die bewusste Entscheidung treffen, weniger Alkohol zu trinken oder ganz darauf zu verzichten, bleibt das Verlangen unseres Unterbewusstseins nach ihm davon unberührt. Stattdessen bewirken wir einen inneren Konflikt. Wir wollen weniger trinken oder ganz damit aufhören, haben aber trotzdem ein Verlangen danach. Wenn wir diesem Verlangen nicht nachgeben, leiden wir unter dem Gefühl eines erzwungenen Verzichts.

    Unser Unterbewusstsein funktioniert häufig auch ganz ohne das Wissen oder die Kontrolle unseres Bewusstseins.¹¹ Schon 1970 zeigten Studien, dass unser Gehirn sich bereits eine Drittel Sekunde, bevor wir eine bewusste Entscheidung treffen, für eine Handlung vorbereitet. Das bedeutet, dass wir zwar glauben mögen, bewusste Entscheidungen zu fällen, tatsächlich aber unser Unterbewusstsein diese Aufgabe für uns übernimmt.¹²

    Sie können recht leicht ausprobieren und herausfinden, wie stark Ihr Unterbewusstsein Ihre bewussten Entscheidungen beeinflusst. Erinnern Sie sich einfach an einen Tag, an dem Sie grundlos schlechte Laune hatten. Sie wussten nicht, was eigentlich nicht stimmte, waren aber trotzdem mieser Stimmung. Könnte Ihr Bewusstsein Ihre Gefühle kontrollieren, bräuchten Sie sich nur sagen „Ich bin jetzt wieder fröhlich!", und Ihre Laune würde sich sofort bessern. Haben Sie das schon einmal ausprobiert? Und? Hat es funktioniert?

    Wenn ich schlecht gelaunt bin, ist mein Versuch, mich bewusst dazu zu bringen, fröhlicher zu sein – oder schlimmer noch, der Rat einer anderen Person, ich solle doch bitte wieder fröhlich sein – nicht wirklich von Erfolg gekrönt. Ganz im Gegenteil. Warum ist das so? Weil mein Bewusstsein meine Gefühle nicht kontrolliert. Ja, es ist natürlich möglich, sein Bewusstsein in solch einer Weise auf positivere oder negativere Gedankenmuster zu trainieren, dass diese schlussendlich die eigenen Gefühle verändern. Diese wiederholten bewussten Gedanken wirken sich irgendwann auf unser Unterbewusstsein und dadurch auch auf unsere Gefühle aus.

    Was hält Ihr Unterbewusstsein von Alkohol? Unsere heutige Gesellschaft hat unser Unterbewusstsein so konditioniert, dass wir glauben, Alkohol sei gleichbedeutend mit Vergnügen, Genuss und seelischem Rückhalt und dadurch unverzichtbar in sozialen oder aufreibenden Situationen. Dieses Buch macht diese Konditionierung rückgängig, indem es Sie von Ihren falschen Vorstellungen über Alkohol befreit. Dies tun wir mit Hilfe von Dave Grays Methode des „Liminal Thinking" (liminales oder Schwellendenken). Diese Methode beschreibt, wie Sie durch das bewusste Erforschen und Akzeptieren neuer Ideen und Wahrheiten Ihr Unterbewusstsein beeinflussen können. Dadurch erlangen Sie die Fähigkeit zurück, vernünftige und logische Entscheidungen hinsichtlich Ihres Alkoholkonsums zu treffen und sich nicht länger von unlogischen, gefühlsbestimmten oder unvernünftigen Wünschen leiten zu lassen. Indem Sie Ihr Verständnis von und Ihre Beziehung zu Alkohol verändern, gewinnen Sie Ihre Kontrolle und Ihre Freiheit zurück. Traditionen, Werbung und gesellschaftliche Normen konditionieren unser Unterbewusstsein so, dass wir glauben, Alkohol tue uns gut. Die Methode des Liminal Thinking und die Informationen in diesem Buch decken diese unbewusste Konditionierung auf, kehren die Konditionierung Ihres Unterbewusstseins um, entlarven Alkohol als das, was er ist, und geben Ihnen Ihre Freiheit zurück.

    Erfahrungen und das Unterbewusstsein

    ¹³

    Um unser Unterbewusstsein beeinflussen zu können, müssen wir uns zunächst darüber klar werden, durch welche persönlichen Erfahrungen es geprägt ist. Vielleicht kennen Sie die alte Parabel von den blinden Männern und dem Elefanten. Drei blinde Männer werden in einen Raum mit einem Elefanten geführt. Jeder der Männer berührt das Tier an einem anderen Körperteil. Der erste fasst den Schwanz an, der zweite den Rüssel, der dritte die Flanke. Als sie gefragt werden, was sie da gerade berühren, geraten sie in Streit. Der Mann, der den Rüssel berührt, glaubt, es handle sich um eine Schlange. Der Mann, der die Flanke anfasst, besteht darauf, es sei eine Wand. Der dritte Mann, der den Schwanz in der Hand hält, erklärt, es sei ein Seil.

    Jeder der drei blinden Männer sagt das, was er für die Wahrheit hält. Und ihre individuellen Erfahrungen bestätigen diese jeweiligen Wahrheiten. Da wir dazu tendieren, vorbehaltlos unseren eigenen Erfahrungen zu trauen, können wir nachvollziehen, warum deshalb ein Streit entbrennt. Die Wahrheit ist natürlich, dass keiner von ihnen recht hat. Sie alle erfahren nur einen Teil der gesamten Realität und bilden sich aus dieser Erfahrung ihre jeweils eigenen und völlig unterschiedlichen Meinungen.

    Gray erklärt, dass wir alle nur einen Teil der Realität sehen und erfahren. Ganz egal, wie viele Erfahrungen wir in unserem Leben gemacht haben – unser Gehirn kann niemals alles erfahren und erfassen. Gray verdeutlicht, dass wir uns stets auf eine Sache konzentrieren und dadurch eingeschränkt sind: „Je stärker Sie sich zu einem beliebigen Zeitpunkt auf einen bestimmten Aspekt Ihrer Erfahrung konzentrieren, umso weniger nehmen Sie alles andere wahr."¹⁴ Wir bemerken zumeist nur die Dinge, die mit unserer eigenen unmittelbaren Realität zu tun haben: die Gesellschaft, in der wir aufgewachsen sind, die Medien, die Menschen, die uns stark beeinflussen, und unsere tatsächlichen Erfahrungen.

    Gray führt aus, dass wir unsere Annahmen auf der Grundlage dieser für uns relevanten Erfahrungen und Beobachtungen bilden. Aus diesen Annahmen ziehen wir Rückschlüsse, und aus diesen Rückschlüssen erwachsen schließlich unsere Überzeugungen.¹⁵ Gray definiert eine Überzeugung als etwas, von dem wir „wissen", dass es wahr ist.¹⁶

    Diese Illustration zeigt, dass die Dinge, die wir für „wahr" halten, nicht wirklich durch die Realität geprägt sind, sondern durch unsere eigene Realität, wie wir sie durch unsere Erfahrungen, Beobachtungen, Annahmen und Rückschlüsse interpretiert haben. Übertragen Sie dieses Konzept nun auf Alkohol. Kollektive Überzeugungen basieren nicht direkt auf der Realität.

    Solche Überzeugungen können zum Beispiel folgende Aussagen sein:

    •  Alkohol bedeutet Genuss.

    •  Alkohol bedeutet Entspannung.

    •  Alkohol gehört zu gesellschaftlichen Anlässen einfach dazu.

    •  Eine Party ohne Alkohol ist keine Party.

    •  Alkohol macht uns witziger oder kreativer.

    •  Alkohol befreit uns von Stress und Langeweile.

    •  Für einige Menschen kann es sehr schwer, wenn nicht unmöglich sein, mit dem Trinken aufzuhören.

    •  Die jeweilig gebrauchte Definition von „Alkoholiker und „Alkoholismus.

    Es kann aus mehreren Gründen sehr schwierig sein, diese Überzeugungen zu ändern. Einer davon ist, dass wir diese Überzeugungen unbewusst selbst verfestigen, indem wir nach Dingen suchen, die mit ihnen übereinstimmen. Dieses unbewusste Vorgehen wird Bestätigungstendenz (englisch confirmation bias) genannt. Dabei suchen wir nach bestimmten Informationen, die unsere Vorannahmen bestätigen, oder interpretieren die uns zugänglichen Informationen auf eine bestimmte Weise. Und Bestätigungen unserer Vorannahmen über Alkohol finden wir überall in Hülle und Fülle: in den Medien, bei den Menschen, die mit uns trinken, und natürlich in Form unserer eigenen inneren Erklärungsversuche. Beliebte Bonmots und Sprichwörter zum Thema Alkohol, die in vielen Haushalten hängen, verdeutlichen diese Bestätigungstendenz. Einige meiner Lieblingssprüche sind diese hier:

    •  Das soll am Wein belobet sein: Er trinkt am besten sich zu zwein.

    •  Wer dich verschmäht, du edler Wein, der ist nicht wert, ein Mensch zu sein.

    •  Ich habe keinen Kater. Ich habe Weingrippe.

    •  Ich liebe es, mit Wein zu kochen. Manchmal gebe ich ihn auch ans Essen.

    •  Wein ist Poesie in Flaschen.

    Das Problem ist, dass diese Überzeugungen sich so stark in unserem Bewusstsein und in unserer Gesellschaft festgesetzt haben, dass sie mittlerweile in unser Unterbewusstsein einprogrammiert sind. Und unser Unterbewusstsein kontrolliert unsere Gefühle und Wünsche.¹⁷ Schon per Definition lässt sich unser Unterbewusstsein nicht leicht erreichen oder verändern.¹⁸ Wir müssen einen ganz bestimmten Prozess in Gang bringen, um in die Tiefen unserer Überzeugungen einzutauchen, sie zu erforschen und unsere wahrgenommene Realität zu verändern.

    Was passiert, wenn Ihre Erfahrungen mit Alkohol beginnen, diesem Konstrukt Ihrer von Ihnen selbst zementierten Überzeugungen zu widersprechen? Vielleicht sind Ihre Erfahrungen ja nicht mehr durchgehend positiv, und Sie fangen an, Ihren Alkoholkonsum in Frage zu stellen. Oder Sie erhalten vielleicht neue Informationen über die Gefahren von Alkohol.

    Laut Gray besteht einer der Wege, mit denen wir versuchen, Sinn in solche neuen Ideen zu bringen, die nicht mit unseren gegenwärtigen Überzeugungen übereinstimmen, darin, nach externer Validität zu suchen. Können wir uns diese neuen Informationen vornehmen und deren Wert beweisen? Wenn es um Alkohol geht, gelangen wir zumeist gar nicht erst an diesen Punkt – aus dem ganz einfachen Grund, weil die neuen Informationen keine innere Kohärenz haben: Sie passen einfach nicht zu dem, was wir für „wahr" halten. Aufgrund dieser fehlenden inneren Kohärenz werden Sie sie unbewusst zurückweisen, noch bevor Sie die Gelegenheit haben, sich überhaupt bewusst damit auseinanderzusetzen. So etwas passiert ununterbrochen. Wir lehnen Informationen, die wir nicht hören wollen, sowohl bewusst wie auch unbewusst ab. Wenn wir dies tun, vergeben wir die Chance, zu überprüfen, ob diese neuen Informationen tatsächlich wahr sein könnten. Wir tun nichts, um sie mit der Realität abzugleichen.¹⁹

    Warum geschieht das? Weil wir Gewissheit mögen. Gewissheit fühlt sich einfach sicher an. Gray erläutert, dass dieses unbewusste Verhalten uns dabei hilft, mit unseren Lebensrealitäten zurechtzukommen, von denen viele unangenehm sind. Es erlaubt es uns, zumindest einen Teil der Angst auszulagern, die uns überkommt, wenn wir mit bestimmten Wahrheiten konfrontiert werden. Die Realität ist ungewiss, und Ungewissheit verursacht Angst. Wir versuchen, uns vor dieser Angst zu schützen, indem wir in unserer selbst konstruierten Überzeugungsblase bleiben – bis etwas passiert, das wir nicht länger ignorieren können. An diesem Punkt sind wir gezwungen, der Realität ins Auge zu sehen.

    Bei mir war dies ein verkaterter Tag zu viel, an dem ich wegen meines heftigen Trinkens am Abend zuvor überhaupt nicht mehr funktionierte. Ich erreichte einen Punkt, an dem ich die Tatsache nicht länger ignorieren konnte, dass Alkohol meine Karriere und meine Beziehungen zerstörte. Dies zwang mich dazu, mich mit neuen Informationen auseinanderzusetzen, die mir eindeutig zeigten, dass Wein nicht das Wunderelixir war, für das ich ihn hielt.

    In dieser Phase aber hatte ich das Gefühl, dass es praktisch unmöglich war, zu versuchen, weniger zu trinken. Warum? Ich lebte in einer riesigen Blase selbst zementierter Überzeugungen, was mich und meinen Alkoholkonsum anging. Ich glaubte, dass Alkohol meine Kreativität beflügelte, mich witziger und geselliger machte, mich gesellschaftliche Anlässe mehr genießen ließ, meinen Stress am Ende eines langen Tages vertrieb und mich tröstete, wenn etwas schiefging. Das Trinken aufzugeben fühlte sich wie ein unerträgliches Opfer an – genauso, als würde ich einen sehr engen Freund verlieren. All dies waren Überzeugungen, die ich niemals zuvor in Frage gestellt hatte, und die sich über ein gesamtes Leben voller Erfahrungen, Beobachtungen, Annahmen und Rückschlüsse angesammelt hatten.

    Ich wusste, dass diese Überzeugungen stimmten. Ich glaubte, mich ohne ein Glas Wein nie wieder entspannen zu können. Ich war tatsächlich davon überzeugt, dass gesellschaftliche Anlässe ohne Alkohol nicht nur langweilig, sondern sogar deprimierend sind. Sogar als ich einsah, dass diese Überzeugungen jeder Logik entbehrten, fühlten sie sich weiter wahr an, weil sie tief in meinem Unterbewusstsein verankert und viel stärker als meine logische und bewusst arbeitende Vernunft waren. Oder wie Gray sagt: „Die Bildung von Überzeugungen ist nichts, was wir bewusst tun. Es ist etwas, das wir unbewusst tun."²⁰ In der folgenden Illustration sehen Sie, wie alles, was unterhalb der Linie unserer Überzeugungen im schraffierten Bereich dargestellt ist, die Dinge repräsentiert, derer wir uns nicht bewusst sind.

    Was können wir also tun? Wie können wir die Realität erforschen und unsere unbewusste Überzeugung, Alkohol sei ein „Lebenselixier", so verändern, dass diese mit unserem Wunsch, weniger zu trinken, übereinstimmt? Es ist eigentlich recht einfach: Wir müssen unsere unbewussten Erfahrungen, Beobachtungen, Annahmen und Rückschlüsse in unser Bewusstsein überführen. Dadurch können wir unser Unterbewusstsein verändern. Dieses Konzept wurde wissenschaftlich bestätigt: Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben nun erkannt, dass unser Gehirn in der Lage ist, sich zu ändern und sich als Reaktion auf neue Erfahrungen hin anzupassen. Dieser Prozess wird Neuroplastizität genannt.²¹

    Der Prozess, bei dem Licht in die unbewussten Grundlagen Ihrer Überzeugungen gebracht wird, beeinflusst Ihr Unterbewusstsein. Um diesen Prozess zu starten, werde ich Ihnen in logischer und kritischer Weise Informationen über Alkohol und Sucht vermitteln. Ich werde Ihre Überzeugungen, Annahmen und Rückschlüsse freilegen, indem ich Ihnen methodische, faktenbasierte und vernünftige Argumente liefere, die Sie hinterfragen und einschätzen sollen. Sie werden die ganze Zeit über die komplette Kontrolle behalten: Ich werde Fehlinformationen aufdecken und Ihnen neue Konzepte präsentieren, die Sie bisher noch nicht kritisch in Erwägung gezogen haben. Ich werde Ihnen die Werkzeuge an die Hand geben, mit denen Sie Ihre eigene Wahrheit, Ihre eigene Realität entdecken können und dadurch verstehen, dass das Seil, das Sie in der Hand zu halten glauben, in Wirklichkeit der Schwanz eines Elefanten sein könnte. Lassen Sie uns beginnen.

    Alkohol: Das „Lebenselixier"?

    Alkohol macht süchtig. Diese Tatsache wurde immer wieder aufs Neue bewiesen. Es liegt schlichtweg an den Eigenschaften dieser Substanz, und es hat nichts damit zu tun, wer Sie sind oder wie viel Kontrolle Sie über sich selbst zu haben glauben. Die körperliche Antwort Ihres Körpers nach dem Konsum von Alkohol lautet: „Mehr davon!" Alkohol macht uns mit seinen suchte zeugenden und dehydrierenden Eigenschaften abhängig. Noch einmal: Dies ist eine physiologische Tatsache. Bevor Sie Alkohol tranken, haben Sie ihn nicht vermisst. Sie haben nicht einmal darüber nachgedacht. Sie waren frei und

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